[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Formteilen aus Metall durch
Einpressen eines thixotropen Metallbolzens mit einem Kolben aus einer Füllkammer in
einen Formhohlraum. Im Rahmen der Erfindung liegt weiter eine zur Durchführung des
erfindungsgemässen Verfahrens geeignete Thixoforming-Anlage.
[0002] Das Verfahren zur Herstellung von Formteilen aus thixotropen, d.h. teilfesten/teilflüssigen,
Metallbolzen wird als Thixoformen bezeichnen. Als Metallbolzen kommen dabei alle Bolzen
aus einem in einen thixotropen Zustand überführbaren Metall in Frage. Insbesondere
können die Metallbolzen aus Aluminium, Magnesium oder Zink und deren Legierungen bestehen.
[0003] Das Thixoformen thixotroper Metallegierungen ist an sich bekannt. Bei diesem Verfahren
werden die thixotropen Eigenschaften teilflüssiger bzw. teilfester Metallegierungen
ausgenützt. Unter thixotropem Verhalten einer Metallegierung wird verstanden, das
ein entsprechend vorbereitetes Metall sich unbelastet wie ein Festkörper verhält,
unter Scherbeanspruchung seine Viskosität jedoch soweit verringert, dass es sich ähnlich
einer Metallschmelze verhält. Dazu ist ein Aufheizen der Legierung in das Erstarrungsintervall
zwischen Liquidus- und Solidustemperatur erforderlich. Die Temperatur ist dabei so
einzustellen, dass beispielsweise ein Gefügeanteil von 20 bis 80 Gew.% aufgeschmolzen
wird, der Rest jedoch in fester Form verbleibt. Beim Thixoformen wird teilfestes/teilflüssiges
Metall in der Form eines thixotropen Metallbolzens in eine üblicherweise horizontal
angeordnete Füllkammer gegeben und durch Druckbeaufschlagung mittels eines Kolbens
in einen Formhohlraum eingebracht bzw. eingeschossen, in welchem die thixotrope Metallegierung
erstarrt.
[0004] Die Formfüllung mit dem teilfesten/teilflüssigen Metall erfolgt beim Thixoformen
als weitgehend laminare Strömung. Das Metall bildet eine geschlossene Metallfront,
die die Luft in Richtung der Entlüftungskanäle vor sich herschiebt. Ueber diese Kanäle
kann die Luft entweichen. Obwohl die Formfüllung verhältnismässig langsam erfolgt,
können Luft und/ oder andere Gasbestandteile im Formteil eingeschlossen werden, was
insbesondere nach einer Wärmebehandlung zu Porosität und Blasen führen kann. Auch
können die Entlüftungskanäle mit der Zeit zumindest teilweise durch sich ablagerndes
Trennmittel verstopft werden. Dies führt zu erhöhten Gasdrücken vor der Metallfront
und somit zu einer erhöhten Gasaufnahme im Formteil. Je nach Verschmutzungsgrad der
Form kann demzufolge die Gasporosität in den Formteilen variieren.
[0005] Bei der Herstellung von Formteilen mit speziellen Ausbildungsformen wie beispielsweise
Augen ist es unvermeidlich, dass sich zwei oder mehr Metallfronten bilden, deren Zusammentreffen
zu einem lokalen Einschluss von Gasen zwischen den Fronten führen kann. Dies tritt
insbesondere dann auf, wenn am Ort des Zusammentreffens der Metallfronten keine Entlüftung
vorgesehen oder möglich ist, was zwangsläufig zu systematischen Fehlern führt.
[0006] Angesichts dieser Gegebenheiten haben sich die Erfinder die Aufgabe gestellt, ein
Verfahren der eingangs erwähnten Art zu schaffen, mit welchem die Gasporosität in
den Formteilen weiter vermindert werden kann. Des weiteren soll eine zur Durchführung
des Verfahrens geeignete Thixoforming-Anlage bereitgestellt werden.
[0007] Zur erfindungsgemässen Lösung der Aufgabe führt, dass der Formhohlraum zumindest
bis zum Zeitpunkt des Eintritts des Metalls in den Formhohlraum zwangsentlüftet wird.
[0008] Spezielle und weiterbildende Ausführungsformen der Erfindung sind Gegenstand von
abhängigen Patentansprüchen.
[0009] Mit dem erfindungsgemässen Verfahren lassen sich durch Thixoformen Formteile herstellen,
die gegenüber Formteilen, welche nach dem Stand der Technik hergestellt werden, eine
weiter verminderte Gasporosität aufweisen. Untersuchungen haben zwar gezeigt, dass
der Gasgehalt in Thixoforming-Teilen im allgemeinen ein bereits sehr tiefes Niveau
aufweist und somit keine Probleme bezüglich Porosität auftreten sollten. Trotzdem
kann bei bestimmten Teilen und bei sehr hohen qualitativen Anforderungen der Gasgehalt
in gewissen Formteilbereichen zu hoch sein. Ein Grund für eine lokal erhöhte Gasporosität
liegt beispielsweise darin, dass bei dünnwandigen Teilen die Füllgeschwindigkeit so
hoch gewählt werden muss, dass die Metallfront nicht mehr kompakt ist. Darüber hinaus
ist es bei bestimmten Formteilgeometrien praktisch unmöglich, Gase aus bestimmten
nicht entlüftbaren Bereichen abzuleiten. Solange keine vollständige Lösungsglühung
notwendig ist, bleiben die Gase in Lösung bzw. unter sehr hohem Druck komprimiert,
was keine besonderen Probleme bereitet. Wenn nun aber sehr hohe mechanische Eigenschaften
erforderlich sind und somit eine Wärmebehandlung vorgenommen werden muss, können selbst
kleine Mengen von Gasen, die an einer bestimmten Stelle konzentriert sind, zu Problemen
führen. Die erfindungsgemäss angewendete Zwangsentlüftung des Formhohlraums schafft
hier Abhilfe.
[0010] Besonders gute Resultate lassen sich erzielen, wenn die Zwangsentlüftung bis zur
praktisch vollständigen Formfüllung aufrechterhalten wird.
[0011] Bei einer vorteilhaften Weiterbildung des Verfahrens ist die Füllkammer wärmeisolierend
ausgestaltet und/oder sie wird beheizt. Mit diesen Massnahmen wird der Wärmeentzug
aus dem Metallbolzen reduziert und das Metall erstarrt weniger rasch, so dass auch
die Evakuierzeit verlängert werden kann.
[0012] Durch die Zwangsentlüftung bzw. Evakuierung des Formhohlraums kannn die Kolbengeschwindigkeit
nach dem Zeitpunkt des Eintritts des Metalls in den Formhohlraum erhöht und damit
die Formfüllung beschleunigt werden, was die Herstellung von dünnwandigen Teilen ermöglicht.
[0013] Eine zur Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens geeignete Thixoforming-Anlage
weist eine Füllkammer zur Aufnahme eines thixotropen Metallbolzens, einen an die Füllkammer
anschliessenden Formhohlraum sowie einen Kolben zum Einpressen des Metallbolzens aus
der Füllkammer in den Formhohlraum auf. Erfindungsgemäss steht der Formhohlraum mit
einem Vakuumbehälter in Verbindung.
[0014] Zweckmässigerweise ist zwischen dem Formhohlraum und dem Vakuumbehälter ein Stellorgan
zum Oeffnen und Schliessen der Verbindung zwischen dem Formhohlraum und dem Vakuumbehälter
angeordnet.
[0015] Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Thixoforming-Anlage weist das Stellorgan
einen Steuerungsbolzen mit einem Verschlusskopf auf, wobei der Verschlusskopf dem
Oeffnen und Schliessen eines unmittelbar an den Formhohlraum anschliessenden Entlüftungskanals
dient.
[0016] Zur Erzielung einer guten Wärmeisolation kann die Füllkammer aus einem keramischen
Werkstoff, insbesondere aus Si
3N
4, bestehen. Es ist auch möglich, die Füllkammer mit Heizeinrichtungen zu versehen.
Diese Heizeinrichtungen können beispielsweise als Heizstäbe oder als Bohrungen, in
welchen ein geheiztes Medium wie z.B. Oel fliesst, in der Wandung der Füllkammer angeordnet
sein.
[0017] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels sowie anhand der Zeichnung; diese
zeigt schematisch in
- - Fig. 1
- einen Längsschnitt durch eine Thixoforming-Anlage mit Zwangsentlüftung;
- - Fig. 2
- einen typischen Ablauf einer Formfüllung beim Thixoformen.
[0018] Eine in Fig. 1 dargestellte Thixoforming-Anlage 10 weist eine horizontal liegende
zylinderförmige Füllkammer 12 mit einem Füllkammerhohlraum 14 auf. Eine Oeffnung 18
in der Füllkammer 12 dient der Einführung eines thixotropen Metallbolzens 20 in den
Füllkammerhohlraum 14. Die Verschiebung des Metallbolzens 20 innerhalb des Füllkammerhohlraums
14 erfolgt mittels eines in der Füllkammer 12 angeordneten Kolbens 16, der in Richtung
der Füllkammerachse x bewegt werden kann.
[0019] Die Füllkammer 12 endet in einer festen Formplatte 22, welcher eine bewegliche Formplatte
24 gegenüber steht. Die beiden Formplatten 22, 24 nehmen je eine Formhälfte 26, 28
auf, welche im geschlossenen Zustand einen Formhohlraum 30 bilden, in welchem nach
dem Erstarren des Metalls das Formteil 32 entsteht.
[0020] Der Formhohlraum 30 weist einen oder mehrere Entlüftungskanäle 34 auf, die ggf. zu
einem Sammelkanal zusammengefasst sind. In der beweglichen Formplatte 24 ist ein Steuerungseinsatz
36 mit einem Steuerungsbolzen 38 angeordnet. Der Steuerungsbolzen 38 weist einen Verschlusskopf
40 zum Oeffnen bzw. Schliessen des Entlüftungskanals 34 auf. Die Verschiebung des
Steuerungsbolzens 38 erfolgt über einen auf der Aussenseite der beweglichen Formplatte
24 angeflanschten Betätigungszylinder 42. Mit dieser Anordnung kann die Zwangsentlüftung
bis zur vollständigen Formfüllung aufrechterhalten werden. Erst bei erfolgter Formfüllung
wird über den Verschlusskopf 40 des Steuerungsbolzens 38 der Entlüftungskanal 34 am
Ende des Formhohlraums 30 verschlossen.
[0021] An den Steuerungseinsatz 36 schliesst eine Vakuumleitung 44 an, die über ein Ventil
46 mit einem Vakuumbehälter 48 verbunden ist. Der Vakuumbehälter 48 wird mit einer
Vakuumpumpe 50 evakuiert und auf Unterdruck gehalten. Zur Druckkontrolle sind Manometer
52 vorgesehen.
[0022] Der als Ventil wirkende Verschlusskopf 40 des Steuerungsbolzens 38 hat mehrere Aufgaben:
- Vor der Formfüllung ist das Ventil geschlossen und die Vakuumpumpe 50 baut im Vakuumbehälter
48 einen Unterdruck auf.
- Während einer ersten Füllphase erfolgt ein gesteuertes Oeffnen des Ventils und damit
der Beginn der Zwangsentlüftung.
- Bei erfolgter Formfüllung wird das Ventil geschlossen, damit kein Metall in den Vakuumteil
der Anlage eintritt. Das Schliessen des Ventils ist auch notwendig, damit die Formhälften
26, 28 getrennt und damit die Form geöffnet und auch der Unterdruck im Vakuumbehälter
48 wieder aufgebaut werden kann.
[0023] Das Zwangsentlüften beginnt frühestens, wenn der Kolben 16 die Oeffnung 18 in der
Füllkammer 12 geschlossen hat und endet spätestens, wenn das Werkzeug durch Trennung
der Formhälften 26, 28 wieder geöffnet wird. Vorteilhaft und zweckmässig endet das
Zwangsentlüften, sobald die Formfüllung abgeschlossen ist, d.h. der Kolben 16 sich
nicht mehr bewegt. Die Zwangsentlüftung kann selbstverständlich auch früher enden.
Die Ein- und Ausschaltpunkte für die Zwangsentlüftung können mittels auf der Kolbenstange
angeordneter Wegaufnehmer bestimmt werden. Das Ein- bzw. Ausschalten kann aber auch
zeit-, geschwindigkeit- bzw. druckgesteuert erfolgen. Eine weitere Möglichkeit ist
der Einsatz von Metallfrontsensoren, die eine Schaltung auslösen, wenn die Metallfront
eine bestimmte Stelle erreicht.
[0024] In Fig. 2 ist ein typischer Füllvorgang bei einer Thixoforming-Anlage mit Zwangsentlüftung
dargestellt. Während einer ersten Füllphase führt der Kolben das Metall bis zum Anschnitt,
während einer zweiten Füllphase, die mit dem Zeitpunkt t
E des Eintritts des Metalls in den Formhohlraum beginnt, wird der Formhohlraum mit
Metall gefüllt. Typischerweise sind beim Thixoformen die beiden Füllphasen etwa gleich
lang und betragen beispielsweise je 0,5 sec. Die Evakuierzeit beträgt somit weniger
als 1 sec. Das Absaugen der Gase kann erst beginnen, wenn der Kolben die Einfüllöffnung
geschlossen hat. Andererseits kann die Geschwindigkeit des Kolbens nicht beliebig
reduziert werden, da sonst zuviel Metall in der Füllkammer erstarren würde.
[0025] Die Aufrechterhaltung eines sehr tiefen Vakuums ist nicht erforderlich. Es genügt,
die im Formhohlraum vorhandenen Gase vor und während der Formfüllung abzusaugen, damit
wenig bis keine Gegendrücke durch diese Gase aufgebaut werden. Durch Versuche konnte
bestätigt werden, dass zur Erzielung ausserordentlich guter Resultate bezüglich Porosität
ein sehr tiefes Vakuum nicht zwingend notwendig ist.
1. Verfahren zur Herstellung von Formteilen aus Metall durch Einpressen eines thixotropen
Metallbolzens (20) mit einem Kolben (16) aus einer Füllkammmer (12) in einen Formhohlraum
(30),
dadurch gekennzeichnet,
dass der Formhohlraum (30) zumindest bis zum Zeitpunkt (tE) des Eintritts des Metalls in den Formhohlraum (30) zwangsentlüftet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Zwangsentlüftung bis zur
vollständigen Formfüllung aufrechterhalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Füllkammer (12)
wärmeisolierend ausgestaltet ist und/oder beheizt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Kolbengeschwindigkeit
nach dem Zeitpunkt (tE) des Eintritts des Metalls in den Formhohlraum (30) erhöht wird.
5. Thixoforming-Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis
4, mit einer Füllkammer (12) zur Aufnahme eines thixotropen Metallbolzens (20), einem
an die Füllkammer (12) anschliessenden Formhohlraum (30) sowie einem Kolben (16) zum
Einpressen des Metallbolzens (20) aus der Füllkammer (12) in den Formhohlraum (30),
dadurch gekennzeichnet, dass der Formhohlraum (30) mit einem Vakuumbehälter (48) in
Verbindung steht.
6. Thixoforming-Anlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Formhohlraum
(30) und dem Vakuumbehälter (48) ein Stellorgan zum Oeffnen und Schliessen der Verbindung
zwischen dem Formhohlraum (30) und dem Vakuumbehälter (48) angeordnet ist.
7. Thixoforming-Anlage nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Stellorgan einen
Steuerungsbolzen (38) mit einem Verschlusskopf (40) aufweist, wobei der Verschlusskopf
(40) dem Oeffnen und Schliessen eines unmittelbar an den Formhohlraum (30) anschliessenden
Entlüftungskanals (34) dient.
8. Thixoforming-Anlage nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass
die Füllkammer (30) aus einem keramischen Werkstoff, insbesondere aus Si3N4, besteht.
9. Thixoforming-Anlage nach einem der Ansprüche 7 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass
die Füllkammer (30) Heizeinrichtungen aufweist.