(19)
(11) EP 0 733 758 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
25.09.1996  Patentblatt  1996/39

(21) Anmeldenummer: 96102813.1

(22) Anmeldetag:  26.02.1996
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6E04H 13/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE GB LI NL

(30) Priorität: 24.03.1995 DE 19510894

(71) Anmelder: HegerGuss GmbH
67677 Enkenbach-Alsenborn (DE)

(72) Erfinder:
  • Regitz, Klaus
    66459 Limbach (DE)

(74) Vertreter: Bernhardt, Winfrid, Dr.-Ing. 
Kobenhüttenweg 43
66123 Saarbrücken
66123 Saarbrücken (DE)

   


(54) Vorgefertigte Grabkammer


(57) Eine be- und entlüftete, vorgefertigte Grabkammer (1) soll einen freiliegenden Deckel (2) aus Metall aufweisen, insbesondere einen durch Aufwölbung und/oder Reliefierung oberflächenvergrößernd gestalteten Deckel (2) aus Gußeisen.
Ein solcher Deckel (2) hat eine hohe Wärmeleitfähigkeit. Er erwärmt sich schnell bei Wärme- und Lichteinstrahlung und kühlt schnell wieder ab. Seine Wärmeübertragung in die Grabkammer (1) hinein und aus ihr heraus vollzieht sich dementsprechend schnell und hat ein großes Ausmaß. Es kommen auch kurze Veränderungen der Temperatur- und besonders der Lichtverhältnisse zur Auswirkung.
Die Luftausdehnung bei Erwärmung und Kontraktion bei Abkühlung bewirken somit ein hohes Maß an Be- und Entlüftung. Das fördert den biologischen Abbau.
Zusätzlich ist ein auf diesen Umständen aufbauendes Pumpsystem eingerichtet: Die über der Erdoberfläche angeordnete Belüftungsöffnung (11) soll durch ein nach außen schließendes Rückschlagventil (14) verschlossen sein.
Im Zusammenspiel mit einer geeigneten Entlüftungsöffnung (5) wird damit eine zumindest weitgehend in einer Richtung verlaufende und einen dementsprechend großen Luftaustausch bewirkende Durchströmung der Grabkammer (1) erzwungen.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine be- und entlüftete, vorgefertigte Grabkammer, insbesondere mit freiliegendem Deckel.

[0002] Eine solche Grabkammer aus Beton ist aus der FR-PS 24 61 795 bekannt. Die Be- und Entlüftung soll den biologischen Abbau fördern. Sie kommt im wesentlichen durch die Schwankungen des atmosphärischen Luftdrucks zustande, indem bei zunehmendem Luftdruck Luft in die Grabkammer eindringt und sie bei abnehmendem Luftdruck austritt. Hinzu kommen Luftausdehnung bei Erwärmung und Kontraktion bei Abkühlung. Der Luftaustausch bleibt allerdings recht beschränkt. Es kommt nicht selten zu unerwünschten anaeroben Umsetzungen.

[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Luftdurchsatz einer solchen Grabkammer zu erhöhen.

[0004] Gemäß der Erfindung wird dieser Zweck dadurch erfüllt, daß der Deckel der Grabkammer aus Metall besteht.

[0005] Der Deckel aus Metall, beispielsweise aus Gußeisen ansprechend gestaltet, hat eine wesentlich höhere Wärmeleitfähigkeit als eine Betonplatte. Er erwärmt sich schneller bei Wärme- und Lichteinstrahlung und kühlt schneller wieder ab. Seine Wärmeübertragung in die Grabkammer hinein und aus ihr heraus vollzieht sich dementsprechend schneller und hat ein vielfach größeres Ausmaß. Es kommen auch kürzere Veränderungen der Temperatur- und besonders der Lichtverhältnisse zur Auswirkung. Zusätzlich wird also die Häufigkeit der Be- und Entlüftungen gesteigert.
Schließlich beschleunigen die höheren Temperaturen als solche, zu denen es in der Grabkammer kommt, den biologischen Abbau.

[0006] Vorzugsweise ist der Deckel durch Aufwölbung und/oder Reliefierung und/oder in anderer Weise oberflächenvergrößernd gestaltet.
Er kann dann umso mehr Wärme aufnehmen und abgeben.

[0007] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist ein auf diesen Umständen aufbauendes Pumpsystem eingerichtet:
Die, vorzugsweise über der Erdoberfläche oder in der Erde nahe der Erdoberfläche angeordnete, Belüftungsöffnung soll durch ein nach außen schließendes Rückschlagventil verschlossen sein.
Im Zusammenspiel mit einer geeigneten Entlüftungsöffnung wird damit eine zumindest weitgehend in einer Richtung verlaufende und einen dementsprechend großen Luftaustausch bewirkende Durchströmung der Grabkammer erzwungen.

[0008] Die konsequenteste Verwirklichung erhielte man mit einem gegenläufig zu dem genannten Rückschlagventil angeordneten weiteren Rückschlagventil an der Entlüftungsöffnung. Es genügt jedoch, wenn an der Seite der Entlüftungsöffnung ein größerer Strömungswiderstand herrscht, der dort bei Unterdruck in der Grabkammer wesentlich weniger Luft einströmen läßt als an der Belüftungsöffnung einströmt.

[0009] Ein solcher Strömungswiderstand ist ohnehin vorhanden, wenn die Entlüftungsöffnung, wie vorzugsweise vorgesehen, tiefer in der Erde angeordnet ist.

[0010] Dort soll eine Humusschicht angeordnet sein, durch die die ausströmende Luft geleitet wird. Reifer Humus enthält Bakterien, die sich von den in der ausströmenden Luft enthaltenen Geruchsstoffen ernähren können. Diese Bakterien vermehren sich bei erhöhtem Nahrungsangebot. Die ausströmende Luft wird auf diese Weise biologisch gefiltert; Geruchsstoffe werden abgebaut.
Die erfindungsgemäße Grabkammer mit ihrem verstärkten biologischen Abbau und Abluftausstoß soll in dieser Beziehung zweckentsprechend gestaltet sein:
Die Entlüftungsöffnung kann am Boden der Grabkammer in einem flachen, großflächigen Rücksprung des Bodens ausmünden, in deren Hohlraum sich die Abluft verbreiten kann, um in möglichst weitgehender Verteilung in den Humus einzudringen. Mit einem darunter angeordneten Rost beispielsweise läßt sich verhindern, daß der Hohlraum durch Nachsinken der Grabkammer aufgefüllt wird. Die Grabkammer könnte auch Füße aufweisen, damit genügend Hohlraum bleibt.
Der in der Erde liegende genannte übrige Teil der Grabkammer soll sich nach unten verjüngen, damit bei einem etwaigen Nachgeben des Humus' das weitere Einsinken der Grabkammer einen seitlichen Verschluß sicherstellt, d.h. keine Lücken auftreten, in denen entlang der Wandung der Grabkammer aus dieser ausgetretene Luft ungefiltert aufsteigt.

[0011] Die am Boden der Grabkammer angeordnete Entlüftungsöffnung hat vorzugsweise einen durch ein Rohr geschaffenen erhöhten Eingang, damit Leichenwasser nicht einfach auslaufen kann, sondern langsam verdunsten muß.

[0012] Das an der Belüftungsöffnung vorgesehene Rückschlagventil wird in aller Regel innerhalb der Grabkammer liegen, um geschützt zu sein. Es besteht zweckmäßigerweise aus einem, bevorzugt mehrfachen, Kugelventil, dessen Kugel mit ihrem Eigengewicht auf den Ventilsitz gedrückt ist.
Das ist eine einfache, funktionssichere Bauart. Bei der Mehrfach-Anordnung kann man annehmen, daß auch über einen langen Zeitraum hinweg wenigstens eines der Ventile dicht bleibt.
Will man ganz sicher gehen, kann man die Einfüllöffnung und das, ggf. mehrfache, Rückschlagventil in bzw. an einem kleinen Schraubdeckel ab- bzw. herausnehmbar anordnen.

[0013] Die Zeichnungen geben ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wieder.

Fig. 1 zeigt eine vorgefertigte Grabkammer in isometrischer Darstellung,

Fig. 2 zeigt die Grabkammer mit abgehobenem Deckel in senkrechtem Längsschnitt,

Fig. 3 zeigt die Grabkammer mit abgehobenem Deckel in senkrechtem Querschnitt,

Fig. 4 zeigt eine Einzelheit aus Fig. 3 in größerem Maßstab,

Fig. 5 zeigt die Grabkammer, benutzt, in senkrechtem Längsschnitt und

Fig. 6 zeigt einen Blick auf das Grab.



[0014] Die Grabkammer setzt sich zusammen aus einem eine Wanne bildenden unteren Teil 1 und einem Deckel 2, beide z.B. aus Gußeisen.

[0015] Das untere Teil 1 hat die Form eines langgestreckten Pyramidenstumpfes. Der Boden hat in der Mitte einen flachen Rücksprung 3 mit wiederum ebener Oberseite. Der Rücksprung 3 nimmt etwas mehr als das mittlere Drittel der Breite und annähernd die ganze Länge des Bodens ein. Ein an der einen Stirnwand des unteren Teils 1 angeordnetes Rohr 4 ist unter Abdichtung durch die dortige Stirnwand des Rücksprunges 3 hindurchgeführt und mündet als Entlüftungsöffnung 5 in dem Hohlraum des Rücksprunges 3 aus.

[0016] Der Deckel 2 ist als längliche Stufenpyramide geformt mit reliefierten Flächen 6 als gestalterischen Elementen an den Seitenwänden. Am Rand ist ein Flansch 7 ausgebildet, dahinter in einem verdickten Wandabschnitt eine mit einer Dichtung 8 versehene Nut 9.
In einer Art Gaube 10 der Seitenwand des Deckels 2 ist eine Belüftungsöffnung 11 angeordnet.

[0017] In die Belüftungsöffnung 11 ist ein Gewinde eingeschnitten, in das vom Inneren des Deckels 2 her ein Stutzen 12 eingeschraubt ist. In einem Ansatz 13 des Stutzens 12 ist ein Rückschlagventil 14 mit einer Glaskugel 15 als Schließkörper eingerichtet. Zwei weitere, im wesentlichen gleiche Rückschlagventile sind in einer auf dem Ansatz 13 steckenden und befestigten Hülse 16 angeordnet. Die Hülse 16 ist oben durch ein Sieb 18 abgedeckt. Die Ventilsitze, ggf. einschließlich des Stutzens 12, bestehen aus Messing oder anderem nicht korrodierenden Material.
Die Rückschlagventile 14 öffnen, wie ersichtlich, in den Grabraum hinein und schließen in Gegenrichtung.

[0018] Der dadurch in der weiter oben erläuterten Weise zustandekommende Luftaustausch ist in Fig. 5 durch Pfeile dargestellt. Die aus der Entlüftungsöffnung 5 austretende Luft gelangt in den Raum unter dem Rücksprung 3 und aus diesem, flächig verteilt, in eine unter und seitlich der Grabkammer befindliche Humusschicht.

[0019] Fig. 5 zeigt im übrigen die Aufnahme eines Sarges 19 in der Grabkammer. Die Füße 20 des Sarges 19 finden auf den beiden Seiten des Rücksprunges 3 auf dem tiefer liegenden Boden Platz.
Das untere Teil 1 der Grabkammer könnte auch eine Größe haben, mit der es eine Mehrzahl von Särgen neben- und/oder übereinander aufnehmen kann.

[0020] Der Deckel 2 sitzt mit der Nut 9 auf dem Rand des unteren Teils 1. Zusätzlich zu der Dichtung 8 kann hier auch noch mit einer Masse abgedichtet sein. Der Flansch 7 liegt auf dem Erdboden.

[0021] Der in Fig. 6 zusätzlich gezeigte Plattenbelag 21 schließt sich erst außen am Rand des Flansches 7 an, so daß der Flansch 7 ggf. etwas einsinken kann.
Die beschriebene Grabkammer kann nach Ablauf einer Belegung wiederverwendet werden. Es wäre aber auch ein problemloses Recycling durch Einschmelzen möglich.


Ansprüche

1. Be- und entlüftete, vorgefertigte Grabkammer, insbesondere mit freiliegendem Deckel (2),
dadurch gekennzeichnet,
daß der Deckel (2) aus Metall besteht.
 
2. Grabkammer nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Deckel oberflächenvergrößernd gestaltet, vorzugsweise aufgewölbt und/oder reliefiert, ist.
 
3. Grabkammer nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Deckel (2) aus Guß besteht, vorzugsweise Gußeisen.
 
4. Grabkammer nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der übrige Teil (1) der Grabkammer im wesentlichen aus gleichem Material wie der Deckel (2) besteht.
 
5. Grabkammer nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie mit einer über der Erdoberfläche oder in der Erde nahe der Erdoberfläche angeordneten Belüftungsöffnung (11) versehen ist.
 
6. Grabkammer nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie mit einer tiefer in der Erde angeordneten Entlüftungsöffnung (5) versehen ist.
 
7. Grabkammer nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Belüftungsöffnung (11) nach außen durch ein, vorzugsweise mehrfaches, Rückschlagventil (14) verschlossen ist.
 
8. Grabkammer nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Rückschlagventil (14) ein Kugelventil ist, dessen Kugel (15) mit ihrem Eigengewicht auf den Ventilsitz (18) gedrückt ist.
 
9. Grabkammer nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Rückschlagventil (14) bei über der Erdoberfläche angeordneter Belüftungsöffnung (11) in der Grabkammer angeordnet ist.
 
10. Grabkammer nach einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Entlüftungsöffnung (5) am Boden der Grabkammer, vorzugsweise in einem flachen, großflächigen Rücksprung (3) des Bodens, ausmündet.
 
11. Grabkammer nach einem der Ansprüche 6 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß die Entlüftungsöffnung (5) einen durch ein Rohr (4) oder einen angegossenen Kanal geschaffenen erhöhten Eingang in der Grabkammer hat.
 
12. Grabkammer nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß der genannte übrige Teil (1) der Grabkammer sich nach unten verjüngt.
 




Zeichnung






















Recherchenbericht