[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Abziehwerkzeug für Lagerringe, insbesondere Kegelrollenlager-Innenringe,
mit einer Greifhülse, die mehrere über ihren Umfang verteilte federnde Greiffinger
aufweist, welche an ihren freien Enden mit sich radial nach innen erstreckenden Greifelementen
zum Hintergreifen des Lagerringes versehen sind, und mit einer Spannhülse, die eine
gegen die Endbereiche der Greiffinger wirkende Steuerfläche aufweist, welche bei einer
Relativbewegung zwischen Spannhülse und Greifhülse die Greifelemente nach innen drückt.
[0002] Derartige Abziehwerkzeuge sind seit langem bekannt und beispielsweise in der DE-AS
12 69 069, der DE-OS 41 14 994 oder dem DE-GM 94 00 044 beschrieben. Die Spannhülse
ist in der Regel ein zylinderförmiges Bauteil, die Greifelemente sind meist krallenförmige
Enden der Greiffinger. Die Steuerflächen der Spannhülse sind in der Regel kegelförmig
und bewirken entweder bei einer Relativbewegung der Spannhülse in Abziehrichtung des
Lagerrings (DE-GM 94 00 044) oder bei einer Relativbewegung in der entgegengesetzten
Richtung (DE-AS 12 69 069) ein Zusammendrücken der Greiffinger, wodurch die Greifelemente
die Lagerringe hintergreifen.
[0003] Die Spannhülse weist am Ende der federnden Greiffinger einen Öffnungsdurchmesser
auf, der etwas größer ist als der Außendurchmesser des Lagerringes. So ist gewährleistet,
daß der Lagerring leicht aus der Spannhülse entnehmnbar ist und daß die Greiffinger
durch eine relativ kurze Bewegung in Eingriff mit dem Lagerring bringbar sind. Ein
Nachteil dieser bekannten Abziehwerkzeuge ist, daß die Greifhülse beim Spannen der
Greiffinger in einer derartigen Stellung gehalten werden muß, daß die Greiffinger
sich über den Lagerring hinaus erstrecken und die Greifelemente beim Spannen durch
die Spannhülse den Lagerring hintergreifen. Bei einer falschen Handhabung der Greifhülse
ist es möglich, daß die Greifelemente der Greiffinger durch die Spannhülse von außen
gegen den Lagerring gedrückt werden, ohne diesen zu hintergreifen.
[0004] Aus der DE-GM 94 02 355 ist eine Abziehvorrichtung bekannt, bei der mit einem Spannelement
zum Spannen der Greifelemente nach innen ein in der Greifhülse befindliches Spreizelement
verbunden ist, welches die Greifelemente nach außen spreizt. Hierdurch ist es möglich,
eine Greifhülse zu verwenden, die in elastisch neutraler Position der Greiffinger
im Bereich der Greifelemente einen etwas kleineren Durchmesser aufweist als der Lagerring.
Beim Aufschieben der Greifhülse auf den Lagerring drückt dieser die Greiffinger nach
außen, bis sie ihre Greifstellung erreichen. Dann federn die Greiffinger durch ihre
Elastizität wieder nach innen, so daß sie sich schon vor dem Spannen mittels der Spannhülse
in der den Lagerring hintergreifenden Greifstellung befinden. Bei dieser Abziehvorrichtung
ist durch das Spreizelement ein zusätzliches Bauteil vorzusehen, welches die Fertigungskosten
und die Anfälligkeit des Werkzeuges gegen Beschädigung erhöht. Außerdem können durch
Verbindungselemente zwischen Spannelement und Spreizelement nach außen ragende Vorsprünge
entstehen, die eine Verletzungsgefahr hervorrufen.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, die bekannten Abziehwerkzeuge derart weiterzubilden,
daß ohne Notwendigkeit eines zusätzlichen Spreizelementes das Einschnappen der Greiffinger
in der Greifstellung sowie die zuverlässige Freigabe des abgezogenen Lagerrings ermöglicht
wird.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Spannhülse eine zweite
Steuerfläche aufweist, die bei einer Relativbewegung zwischen Spannhülse und Greifhülse
die Greiffinger nach innen drückt und die gegen einen im Abstand zum freien Ende liegenden
Bereich der Greiffinger wirkt. Der Abstand ist so gewählt ist, daß das federnde Material
der Greiffinger zwischen der zweiten Steuerfläche und den Greifelementen eine federnde
Bewegung der Greifelemente nach außen ermöglicht.
[0007] Wie bei den oben genannten drei Druckschriften des Standes der Technik ist die Spannhülse
derart ausgebildet, daß sie in neutraler Stellung der federnden Greiffinger den Lagerring
vollständig freigibt. Hierdurch ist eine einfache Entnahme des Lagerrings aus der
Spannhülse sichergestellt. Durch die zusätzliche, im Abstand zum freien Ende der Greiffinger
liegende Steuerfläche der Spannhülse ist es möglich, die Greiffinger vor dem Aufschieben
der Spannhülse in eine "Bereitschaftsstellung" zu bewegen. In dieser Bereitschaftsstellung
weist die Greifhülse im Endbereich ihrer Greiffinger einen Durchmesser auf, der geringfügig
kleiner ist als der Außendurchmesser des Lagerrings. Da die Greiffinger-Enden weiterhin
nach außen federn können, ist es möglich, die Greifhülse über den Lagerring zu schieben,
wobei in der Greifstellung der Greifhülse die Greifelemente hinter den Außendurchmesser
des Lagerrings schnappen und den Lagerring so hintergreifen. Anschließend kann durch
weiteres Verschieben der Spannhülse relativ zur Greifhülse mit der ersten Steuerfläche
das Andrücken der Greiffinger-Enden gegen den Lagerring bewirkt werden und der Abziehvorgang
eingeleitet werden.
[0008] Die Entnahme des abgezogenen Lagerrings erfolgt, indem beide Steuerflächen die Greiffinger
der Greifhülse vollständig freigeben, so daß die Greifelemente im entspannten Zustand
der federnden Greiffinger den Lagerring nicht mehr hintergreifen.
[0009] Im Grunde ist jede Rampe als Steuerfläche geeignet, die gegen ein Widerlager der
Greifelemente der Greifhülse wirkt. Vorteilhafterweise sind die Steuerflächen - wie
beim Stand der Technik - konisch ausgebildet und wirken bei radialer Verschiebung
der Spannhülse zur Greifhülse gegen die Greifelemente. Bei einer besonders bevorzugten
Ausführungsform öffnen sich die konischen Steuerflächen entgegen der Abziehrichtung
des Lagerrings, d.h. zu den Greifelementen der Greiffinger hin. Durch ein Verschieben
der Spannhülse entgegen der Abziehrichtung wird damit ein Einfedern der Greifelemente
nach innen bewirkt.
[0010] Das Widerlager für die zweite konische Steuerfläche der Spannhülse wird vorzugsweise
durch einen Ringbund am Wurzelbereich der Greiffinger gebildet.
[0011] Schließlich kann innerhalb der Greifhülse ein Anschlag für den Lagerring vorgesehen
sein, der vorzugsweise ringförmig ausgebildet ist.
[0012] Der unabhängige Patentanspruch 7 bezieht sich auf ein Abziehwerkzeug für einen in
einer Bohrung befindlichen Lageraußenring. Die Wirkungsweise der beiden Steuerflächen
des Spannteils ist hier identisch zu der Wirkungsweise der Steuerflächen der Spannhülse
aus Anspruch 1, mit dem Unterschied, daß die Greifelemente radial nach außen bewegt
werden.
[0013] Die Erfindung wird im folgenden beispielhaft anhand einer bevorzugten Ausführungsform
unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben. Die Zeichnungen zeigen
in
- Fig. 1
- das erfindungsgemäße Abziehwerkzeug im Längsschnitt in seiner Bereitschaftsstellung,
- Fig. 2
- das Werkzeug aus Fig. 1 im Längsschnitt in der Abziehstellung,
- Fig. 3
- das Werkzeug aus Fig. 1 und 2 in der Öffnungsstellung, die die Entnahme des Lagerrings
erlaubt und
- Fig. 4
- eine zweite Ausführungsform des erfindungsgemäßen Abziehwerkzeugs mit Anschlag für
den Lagerring in teilgeschnittener Darstellung in der Bereitschaftsstellung.
[0014] Das in den Fig. 1 bis 3 dargestellte Werkzeug besteht aus einer Greifhülse 1 mit
vier regelmäßig auf ihrem Umfang verteilten federnden Greiffingern 2. Die Greifhülse
1 ist zum Abziehen von Kegelrollenlager-Innenringen 11 vorgesehen. Aus diesem Grund
verlaufen die inneren Endbereiche der Greiffinger 2 kegelförmig. Die Enden der Greiffinger
2 weisen sich radial nach innen erstreckende, krallenförmige Greifelemente 3 auf.
Der obere Bereich der Greifhülse 1 ist mit einem Anschlußgewinde 10 versehen, auf
das ein Abziehspindelhalter (nicht dargestellt) aufschraubbar ist.
[0015] Der Abziehvorgang mit dieser Greifhülse 1 ist in Fig. 2 dargestellt. Die Spannhülse
6 drückt mit ihrer unteren kegelförmigen Steuerfläche 7 gegen die konische Umfangsfläche
8 des Endbereichs der Greifhülse 1. Dadurch werden die Greifelemente 3 radial nach
innen bewegt und hintergreifen die Rollen des Kegelrollenlager-Innenrings 11.
[0016] Im mittleren Bereich der Spannhülse 6 befindet sich eine zweite konische Steuerfläche
9, die mit einem Ringbund 5 der Greifhülse 1 zusammenwirkt. Der Ringbund 5 befindet
sich im Wurzelbereich der Greiffinger 2 der Greifhülse 1, d.h. kurz hinter dem Bereich,
in dem sich die zylinderförmige Greifhülse in die Greiffinger 2 aufteilt. Bei dem
dargestellten Ausführungsbeispiel befindet sich der Ringbund 5 an der Stelle, wo kreisförmige
Öffnungen 4 in der Greifhülsenwand in die Längsspalte 12 übergehen, die jeweils zwei
Greiffinger 2 voneinander trennen. Die Lage des Ringbundes 5 ist einerseits derart
zu wählen, daß der Bereich zwischen dem geschlossenen zylindrischen Abschnitt der
Spannhülse 1 und dem Ringbund 5 ausreichende Federelastizität aufweist, um ein Einfedern
der Greiffinger 2 durch den Druck der Steuerfläche 9 auf den Ringbund 5 zu ermöglichen.
Andererseits muß der Ringbund 5 einen ausreichend großen Abstand vom Ende der Greiffinger
2 aufweisen, so daß die Greiffinger 2 zwischen Ringbund 5 und den an ihren Enden befindlichen
Greifelementen 3 ausreichende Federelastizität aufweisen, um ein Federn der Greifelemente
3 nach außen zu ermöglichen.
[0017] Wie in Fig. 1 erkennbar, ist in der Bereitschaftsstellung, in der die Greiffinger
2 durch die Steuerfläche 9 um einen gewissen Betrag nach innen eingefedert sind, der
Innendurchmesser der Greifhülse 1 im Bereich ihrer Greifelemente 3 ein wenig kleiner
als der größte Außendurchmesser des Kegelrollenlager-Innenrings 11 an dem unteren
Ende seiner Rollen. Beim Aufschieben der Greifhülse 1 auf den Kegelrollenlager-Innenring
11 werden die Greifelemente 3 radial nach außen gedrückt, bis sie in ihrer Endstellung
den größten Außendurchmesser des Kegelrollenlager-Innenrings 11 hintergreifen (vgl.
Fig. 2) und der oben beschriebene Abziehvorgang eingeleitet werden kann. Soll das
Werkzeug dem Abziehen von Zylinderrollenlagerringen oder anderen, nicht kegelförmigen
Lagerringen dienen, so sind die Stirnflächen bzw. die inneren Umfangsflächen der Greifelemente
3 kegelförmig abzuschrägen. Diese kegelförmige Abschrägung bewirkt das Auseinanderdrücken
der Greiffinger 2 beim Aufschieben auf einen zylinderförmigen Lagerring.
[0018] Zur Entnahme des Kegelrollenlager-Innenrings 11 aus der Greifhülse 1 ist die Spannhülse
6 in die neutrale Stellung zu bewegen, in der die Greiffinger 2 durch ihre Eigenelastizität
in die Stellung der größten Öffnung der Greifelemente 3 bewegt werden. In dieser,
in Fig. 3 dargestellten Stellung übt weder die erste Steuerfläche 7 noch die zweite
Steuerfläche 9 einen radialen Druck auf die Greiffinger aus, und der Kegelrollenlager-Innenring
11 kann einfach aus der Greifhülse entnommen werden.
[0019] Die in der Fig. 4 dargestellte Ausführungsform des Abziehwerkzeugs weist eine Greifhülse
1 mit sechs Greiffingern 2 auf. In der Nähe der mit den Greifelementen 3 versehenen
Enden der Greiffinger 2 und etwa in dem Bereich, in dem die konische Umfangsfläche
8 in den zylindrischen Bereich der Greifhülse 1 übergeht, weisen die Greiffinger 2
sich radial nach innen erstreckende Vorsprünge 13 auf. Diese Vorsprünge 13 bilden
einen Anschlag für den Kegelrollenlager-Innenring 11. Damit ist gewährleistet, daß
der Kegelrollenlager-Innenring 11 nicht zu weit in die Greifhülse 1 eingeschoben wird.
Bezugszeichenliste:
[0020]
- 1
- Greifhülse
- 2
- Greiffinger
- 3
- Greifelement
- 4
- Loch
- 5
- Ringbund
- 6
- Spannhülse
- 7
- erste konische Steuerfläche
- 8
- konische Umfangsfläche
- 9
- zweite konische Steuerfläche
- 10
- Anschlußgewinde
- 11
- Kegelrollenlager-Innenring
- 12
- Längsspalt
- 13
- radialer Vorsprung
1. Abziehwerkzeug für Lagerringe, insbesondere Kegelrollenlager-Innenringe (1), mit einer
Greifhülse (1), die mehrere über ihren Umfang verteilte federnde Greiffinger (2) aufweist,
welche an ihren freien Enden mit sich radial nach innen erstreckenden Greifelementen
(3) zum Hintergreifen des Lagerringes (11) versehen sind, und mit einer Spannhülse
(6), die eine gegen die Endbereiche der Greiffinger (2) wirkende Steuerfläche (7)
aufweist, welche bei einer Relativbewegung zwischen Spannhülse (6) und Greifhülse
(1) die Greifelemente (3) nach innen drückt,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Spannhülse (6) eine zweite Steuerfläche (9) aufweist, die bei einer Relativbewegung
zwischen Spannhülse (6) und Greifhülse (1) die Greiffinger (3) nach innen drückt und
die gegen einen im Abstand zum freien Ende liegenden Bereich der Greiffinger (2) wirkt,
wobei der Abstand so gewählt ist, daß das elastische Material der Greiffinger (2)
zwischen der zweiten Steuerfläche (9) und den Greifelementen (3) eine federnde Bewegung
der Greifelemente (3) nach außen ermöglicht.
2. Abziehwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerflächen (7,9) eine konische Form haben und bei axialer Verschiebung
der Spannhülse (6) relativ zur Greifhülse (1) die Bewegung der Greifelemente (3) bewirken.
3. Abziehwerkzeug nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die konischen Steuerflächen (7,9) sich zu den Greifelementen (3) der Greiffinger
(2) hin öffnen.
4. Abziehwerkzeug nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Greifhülse (1) in dem dem freien Ende abgewandten Bereich der Greiffinger
(2) einen Ringbund (5) aufweist, der mit der zweiten konischen Steuerfläche (9) der
Spannhülse (6) zusammenwirkt.
5. Abziehwerkzeug nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß in der Greifhülse (1) ein Anschlag für den Lagerring (11) angeordnet ist.
6. Abziehwerkzeug nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Anschlag von einem sich radial nach innen erstreckenden Vorsprung (13) gebildet
wird.
7. Abziehwerkzeug für Lagerringe, insbesondere Lageraußenringe, mit einem Greifteil,
das mehrere über seinen Umfang verteilte federnde Greiffinger aufweist, welche an
ihren freien Enden mit sich radial nach außen erstreckenden Greifelementen zum Hintergreifen
des Lagerringes versehen sind, und mit einem Spannteil, das eine gegen die Endbereiche
der Greiffinger wirkende Steuerfläche aufweist, welche bei einer Relativbewegung zwischen
Spannteil und Greifteil die Greifelemente nach außen drückt, wobei das Spannteil eine
zweite Steuerfläche aufweist, die bei einer Relativbewegung zwischen Spannteil und
Greifteil die Greiffinger nach außen drückt, und die gegen einen im Abstand zum freien
Ende liegenden Bereich der Greiffinger wirkt, wobei der Abstand so gewählt ist, daß
das federnde Material der Greiffinger zwischen der zweiten Steuerfläche und den Greifelementen
eine federnde Bewegung der Greifelemente nach innen ermöglicht.