[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Auf- und Abspulen von Metalldrähten gemäß
dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Eine derartige Vorrichtung ist beispielsweise in dem deutschen Gebrauchsmuster DE-U
81 06 539 offenbart. Hier wird eine Vorrichtung zum Ziehen von Metalldrähten beschrieben,
bei der die Metalldrähte in den einzelnen Ziehstufen mit Hilfe von gemeinsam angetriebenen
Ziehscheiben durch Ziehsteine gezogen werden, die eine Reduktion des Drahtdurchmessers
bzw. der Drahtstärke bewirken. Die Ziehscheiben besitzen alle den gleichen Durchmesser,
laufen jedoch mit unterschiedlichen Umfangsgeschwindigkeiten. Zwischen der letzten
Ziehscheibe, die einen separaten Antrieb besitzt, und dem Endziehstein ist ein Tänzersystem,
bestehend aus einem Winkelcodierer, einer Tänzerrolle und mehreren Umlenkrollen angeordnet.
Dieses Tänzersystem spannt den Draht und ermöglicht eine automatische Anpassung der
Drahtablaufgeschwindigkeit an die durch den Ziehvorgang verursachte Längenausdehnung
des Metalldrahtes. Üblicherweise bestehen derartige Tänzersysteme im wesentlichen
aus einem Winkelcodierer und einer Tänzerrolle. Dabei ist die Welle des Winkelcodierers
über einen Arm starr mit der Achse der Tänzerrolle, die auf dem zu ziehenden Draht
lastet, verbunden. Die Drahtspannung ist durch das vom Tänzersystem ausgeübte Drehmoment
bestimmt, das von dem Verbindungsarm zwischen dem Winkelcodierer und der Tänzerrolle
sowie von dem Tänzerrollengewicht und eventueller am Arm angebrachter Zusatzgewichte
definiert wird. Es ist auch bekannt, die Tänzerlast mittels Torsions- oder Zugfedern,
die auf den Verbindungsarm zwischen Winkelcodierer und Tänzerrolle einwirken, zu erzeugen.
Nachteilig ist bei dieser Anordnung, daß zusätzlich zum Tänzergewicht dynamische Massenträgheitskräfte
auf den Draht einwirken und zu undefiniert schwankenden Drahtspannungen führen können.
Wird die Tänzerlast mittels Torsions- oder Zugfedern generiert, so können durch das
Auftreten von Resonanzschwingungen und nicht-linearem Kraftverlauf ebenfalls undefiniert
schwankende Drahtspannungen erzeugt werden.
[0003] Es ist die Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung zum Auf- und Abspulen von Metalldrähten
bereitzustellen, die eine definierte und möglichst konstante Drahtspannung während
des Spulvorganges gewährleistet.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruchs
1 gelöst. Besonders vorteilhafte Ausführungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
beschrieben.
[0005] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zum Spulen von Metalldrähten besitzt ein Tänzersystem,
das mit einem sogenannten Proportional-Drehmagneten ausgestattet ist. Dieser Proportional-Drehmagnet
zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß er ein linear mit seinem Versorgungsstrom
anwachsendes Drehmoment erzeugt und eine waagerecht verlaufende Drehmoment-Drehwinkel-Kennlinie
besitzt. Den vorgenannten Eigenschaften dürfte er auch seinen Namen verdanken. Die
Welle des Proportional-Drehmagneten ist erfindungsgemäß starr mit der Welle des zum
Tänzersystem gehörenden Winkelcodierers gekoppelt. Dadurch kann über den Versorgungsstrom
des Proportional-Drehmagneten die mechanische Spannung des zu spulenden Metalldrahtes
auf den gewünschten Wert eingestellt und geregelt werden. Das erfindungsgemäße Tänzersystem
gewährleistet reproduzierbare Drahtspannungen, d.h., ein Auf- bzw. Abspulen des Metalldrahtes
mit einstellbarer, konstanter Ablaufkraft.
[0006] Die Erfindung ist besonders vorteilhaft auf Vorrichtungen zum Ziehen von feinen Metalldrähten,
insbesondere von Wolfram- oder Molybdändrähten mit einem Drahtdurchmesser bzw. einer
Drahtstärke unterhalb von 500 µm, anwendbar. Die Vorratsspule der Drahtziehvorrichtung
ist mit einem eigenen Antrieb zum Abspulen des Metalldrahtes ausgerüstet, da derartig
dünne Drähte wegen ihrer geringen Reißfestigkeit nicht einfach von der Vorratsspule
abgezogen werden können. Das erfindungsgemäße Tänzersystem eignet sich besonders gut
zur Regelung der Drahtspannung und der Drehzahl des Vorratsspulenantriebs.
[0007] Nachstehend wird die Erfindung anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels näher
erläutert. Bei diesem Ausführungsbeispiel handelt es sich um eine Vorrichtung zum
Ziehen von Metalldrähten. Die Figur zeigt stark schematisert die zum Verständnis der
Erfindung wesentlichen Teile dieser Vorrichtung. Eine detaillierte Beschreibung einer
Vorrichtung zum Ziehen von Metalldrähten, auf die die Erfindung anwendbar ist, findet
man beispielsweise in dem als Stand der Technik zitierten Gebrauchsmuster DE-U 81
06 539.
[0008] Die zum Ziehen von Metalldrähten gemaß des Ausführungsbeispiels besitzt eine mit
Wolframdraht 1 bestückte Vorratsspule 2, die von einem Elektromotor 3 angetrieben
wird und von der der Drahtvorrat abgespult wird. Der Wolframdraht 1 wird in mehreren
Ziehstufen mit Hilfe von Ziehscheiben 4 über die Tänzerrolle 5 sowie über eine Umlenkrolle
6 durch mehrere Ziehsteinen 7 geführt, bis der gewünschte Enddurchmesser erreicht
ist. In der stark schematisierten Figur ist der Einfachheit halber nur eine Ziehstufe,
bestehend aus einer Ziehscheibe 4 mit einem davor angeordneten Ziehstein 7, abgebildet.
Die Achse der Tänzerrolle 5 ist mittels eines Verbindungsarmes 8 starr mit der Welle
eines Proportional-Drehmagneten 9 verbunden. Die Welle des Proportional-Drehmagneten
9 ist starr an die Welle eines Winkelcodierers 10 gekoppelt. Der Winkelcodierer 10,
die Tänzerrolle 5 und der Proportional-Drehmagnet 9 bilden den Tänzer bzw. das Tänzersystem
der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Ziehen von Metalldrähten.
[0009] Sowohl der Proportional-Drehmagnet 9 als auch der Winkelcodierer 10 sind an die Steuerungseinheit
11 des Vorratspulenantriebs 3 angeschlossen. Die Steuerungseinheit 11 regelt über
einen Anschluß zum Antrieb 3 der Vorratsspule 2 die Drahtablaufgeschwindigkeit. Der
Winkelcodierer 10 mißt den Winkel, den der Verbindungsarm 8 mit der Horizontalen bildet
und gibt ein diesem Winkel entsprechendes Eingangssignal an die Steuerungseinheit
11 weiter. An der Steuerungsvorrichtung 11 kann die Drahtspannung durch Anpassen des
Proportional-Drehmagnet-Versorgungsstromes auf den gewünschten Wert eingestellt werden.
Durch den Versorgungsstrom des Proportional-Drehmagneten 9 wird die Winkeleinstellung
des Verbindungsarmes 8 und damit das auf den Wolframdraht 1 einwirkende Drehmoment
festgelegt. Der Proportional-Drehmagnet 9 weist nämlich ein proportionales Verhalten
zwischen dem von ihm erzeugten Drehmoment und seinem Versorgungsstrom sowie eine waagerecht
verlaufende Drehmoment-Drehwinkel-Kennlinie und ein in seinem Arbeitsbereich konstantes
Drehmoment auf.
[0010] Die Steuerungseinheit 11 regelt die Drahtablaufgeschwindigkeit in Abhängigkeit von
dem voreingestellten Sollwert der Drahtspannung und dem Eingangssignal, das sie von
dem Winkelcodierer 10 erhält.
[0011] Die Erfindung beschränkt sich nicht auf das näher beschriebene Ausführungsbeispiel.
Beispielsweise kann das Tänzersystem 5, 6, 9, 10 auch an anderer Stelle, z.B. bei
Mehrfachzügen zwischen den Ziehscheiben zum Regeln der folgenden Ziehscheibe integriert
sein. Außerdem kann das erfindungsgemäße Tänzersystems auch in einer Wickelmaschine
zur Herstellung von Gewendel für elektrische Lampen eingesetzt werden. Beispielsweise
eignet sich das erfindungsgemäße Tänzersystem zur Regelung der Drahtspannung sowie
der Drahtablaufgeschwindigkeit beim Auf- und Abspulen des Kerndrahtes. Ebenso kann
das erfindungsgemäße Tänzersystem auch zur Regelung der Drahtspannung und der Drahtablaufgeschwindigkeit
des um den Kerndraht zu wickelnden und von einer Vorratsspule abzuspulenden Leuchtmitteldrahtes
verwendet werden. Eine Wendelwickelmaschine, die mit dem erfindungsgemäßen Tänzersystem
ausgestattet werden kann, ist beispielsweise in der Offenlegungsschrift DE 43 43 933
beschrieben.
1. Vorrichtung zum Auf- und Abspulen von Metalldrähten, bei der die Regelung der Drahtspannung
sowie der Drahtablaufgeschwindigkeit mit Hilfe eines Tänzersystems erfolgt, dadurch
gekennzeichnet, daß das Tänzersystem (5, 6, 9, 10) einen Proportional-Drehmagneten
(9) aufweist, der an den Winkelcodierer (10) des Tänzersystems gekoppelt ist und der
ein proportional zu seiner Versorgungsspannung anwachsendes Drehmoment erzeugt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung eine Vorrichtung
zum Ziehen von Metalldrähten ist, bei der die Metalldrähte (1) in einzelnen Ziehstufen
mittels Ziehscheiben (4) durch Ziehsteine (7) gezogen werden.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung eine Wickelmaschine
zur Herstellung von Gewendel für elektrische Lampen ist, bei der die Regelung der
Drahtspannung sowie der Drahtablaufgeschwindigkeit des Kerndrahtes und/oder des Leuchtmitteldrahtes
mit Hilfe eines Tänzersystems erfolgt.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Welle des Proportional-Drehmagneten
(9) starr mit der Welle des Winkelcodierers (10) gekoppelt ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung eine motorgetriebene
Vorratsspule (2) für den Metalldraht (1) besitzt, wobei die Drehzahl des Motors (3)
der Vorratsspule (2) mittels einer Steuerungseiltheit (11) geregelt wird, so daß der
Metalldraht (1) mit einer an der Steuerungseiltheit (11) einstellbaren, konstanten
Abziehkraft von der Vorratsspule (2) abgespult wird.
6. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 und 5 dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerungseinheit
(11) die Versorgungsspannung des Proportional-Drehmagneten (9) regelt.
7. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 und 5 dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerungseinheit
(11) die Stellung bzw. das Ausgangssignal des Winkelcodierers (10) überwacht.
8. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Metalldrähte (1) Wolfram-
oder Molybdändrähte sind.
9. Vorrichtung nach den Ansprüchen 2 und 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Metalldrähte
(1) nach dem Ziehvorgang eine Stärke bzw. einen Durchmesser von weniger als 500 µm
besitzen.