[0001] Die Erfindung betrifft Verfahren und Vorrichtungen für die Zwischenspeicherung von
Ionen, die einer massenspektrometrischen Untersuchung zugeführt werden sollen. Eine
solche Zwischenspeicherung von Ionen in einem Hochfrequenz-Multipol-Stabsystem für
deren Analyse in einer Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfalle ist aus US 5 179 278 bekannt.
[0002] Die Erfindung besteht darin, die an sich bekannte Zwischenspeicherung für solche
Ionen zu verwenden, die in einer Ionenquelle aus zeitlich getrennt zugeführten Schüben
einzelner Substanzen oder Substanzgemischen gewonnen werden. Der Zwischenspeicher
nimmt dabei genügend Ionen eines Substanzschubes für mehrere nachfolgende massenspektrometrische
Untersuchungen auf, so daß eine massenspektrometrische Charakterisierung der Substanzen,
die auch verschiedenartige Meßmethoden erfordern kann, in gewünschtem Maße ermöglicht
wird.
[0003] Insbesondere sollen Ionen von elektrophoretisch oder chromatographisch getrennten
Substanzschüben solange zwischengespeichert werden können, bis die massenspektrometrischen
Untersuchungen in gewünschtem Umfang abgeschlossen sind. Mehrere Zwischenspeicher
können die Ionen aus mehreren schnell aufeinanderfolgenden Substanzschüben aufnehmen.
Aber auch kurzdauernde Substanzschübe aus laser-desorptiven oder pyrolytischen Vorgängen
können durch Zwischenspeicherung eingehend untersucht werden.
Allgemeiner Stand der Technik
[0004] Die Speicherung von Ionen in Hochfrequenz-Quadrupol-Stabsystemen ist im Prinzip seit
den Zeiten der Erfindung dieses Prinzips durch Wolfgang Paul bekannt.
[0005] Eine Anwendung dieser Speicherung ist in US 5 179 278 beschrieben. Hier werden Ionen
aus einer Ionenquelle vor ihrer Analyse in einer Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfalle
in einem Hochfrequenz-Multipol-Stabsystem zwischengespeichert. An dem Hochfrequenz-Multipol-Stabsystem
wurden zur Speicherung der Ionen an beiden Enden Aperturblenden mit reflektierenden
elektrischen Potentialen angebracht. Die Zwischenspeicherung dient der Sammlung von
Ionen auch in derjenigen Zeitperiode, in der die Ionenfalle für die Analyse der Ionen
benutzt wird, und daher keine Ionen aufnehmen kann. Es wird damit der zeitliche Ausnutzungsgrad
sowohl der Ionenquelle wie auch der Ionenfalle erhöht. In US 179 278 wird dabei durch
Berechnungen der Speicherfähigkeiten von Hochfrequenz-Multipol-Ionenfallen und Hochfrequenz-Quadrupol-Stabsystemen
abgeschätzt, daß je nach Ausführung des Stabsystems in dem Stabsystem die Ionen für
weit mehr als nur eine Füllung der Ionenfalle zwischengespeichert werden können, es
wird jedoch ausdrücklich betont, daß in der Speicherung von mehr Ionen als für eine
Füllung der Ionenfalle kein Sinn gesehen werde (


there is little point in collecting more than the 1.1x10
7 ions that the ion trap can accept", Spalte 5, Zeile 22 ff.).
[0006] Die ungefilterte Zwischenspeicherung von Ionen ergibt jedoch, wie auch schon in US
5 179 278 durch Zahlenbeispiele ausgeführt wurde, an sich keine bedeutende Verbesserung,
da sich mit dem Verfahren eine maximale Verbesserung des Ausnutzungsgrades von Ionenquellen
oder Ionenfallen unter günstigsten Umständen um einen Faktor 2 ergibt, wie folgender
Betrachtung entnommen werden kann: Liefert die Ionenquelle einen so geringen Ionenstrom,
daß die Zeit der Befüllung der Ionenfalle weitaus länger dauert, als die Zeitdauer
der Analyse in der Ionenfalle, so stellt die Zwischenspeicherung praktisch keine Verbesserung
dar, da das Sammeln während der Analysezeit kaum einen Gewinn bringt. Liefert die
Ionenquelle einen so hohen Ionenstrom, daß die Zeit der Befüllung sehr kurz ist im
Vergleich zur Zeitdauer der Analyse, so ergibt sich wiederum keine Verbesserung, da
das Sammeln während der Analysezeit keinen Sinn macht. Nur wenn die Zeitdauer der
Befüllung etwa gleich der Zeitdauer der Analyse ist, ist das Sammeln der Ionen während
der Analyse sinnvoll. Es muß für die Verbesserung um einen Faktor 2 aber noch zusätzlich
die Bedingung erfüllt werden, die Ionenfalle aus dem Zwischenspeicher heraus sehr
schnell befüllen zu können. Nur wenn diese Befüllungszeit aus dem Zwischenspeicher
sehr kurz ist gegenüber der Zeitdauer der Analyse, läßt sich der maximal mögliche
Faktor 2 zur Verbesserung der Ausnutzung erreichen.
[0007] Es ist jedoch so, daß Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfallen heutzutage außerordentlich
schnell arbeiten. Im Massenbereich bis hinauf zu 500 atomaren Masseneinheiten kann
ein Spektrum in etwa 15 Millisekunden aufgenommen werden. Selbst für den Massensbereich
bis hinauf zu 2000 atomaren Masseneinheiten, der heute insbesondere für biochemische
Probleme interessant wird, kann die Ionenfalle mit Untersuchungszeiten von etwa 100
Millisekunden arbeiten. Dagegen dauert die Befüllung der Ionenfalle aus den als Zwischenspeicher
benutzten Hochfrequenz-Multipol-Stabsystemen, wie bereits in US 5 179 278 angegeben,
einige 10 Millisekunden, ist also in jedem Falle vergleichbar mit den Zeiten der Ionenanalyse.
[0008] Diese Verhältnisse sind auch bereits den Zahlenbeispielen in US 5 179 278 zu entnehmen
und waren daher auch dem Erfinder bekannt. Der Nutzen der Zwischenspeicherung wird
in US 5 179 278 denn auch hauptsächlich darin gesehen, im Zwischenspeicher bereits
unerwünschte Ionen ausfiltern zu können. Die Hauptansprüche sind daher bereits so
formuliert, nur erwünschte Ionen zwischenzuspeichern, und unerwünschte Ionen von der
Speicherung auszuschließen. Für die Filterung der erwünschten Ionen werden verschiedene
Methoden angeführt. Erst durch diese filternde Zwischenspeicherung wird der Nutzungsgrad
ganz wesentlich erhöht. (Zur Zeit der Erfindung US 5 179 278 war es noch nicht bekannt,
daß man in der Ionenfalle selbst beim Einspeichern der Ionen bereits unerwünschte
Ionen ausfiltern kann).
[0009] Für die Ionen aus solchen Ionenquellen, die außerhalb des Vakuumsystems lokalisiert
sind, und deren Ionen in das Vakuumsystem eingeführt werden, kann das Hochfrequenz-Multipol-Stabsystem
auch zur Thermalisierung der während der Einführung beschleunigten Ionen benutzt werden,
wie aus US 4 962 736 hervorgeht. US 4 962 736 ist zwar auf die Verwendung in Quadrupol-Massenspektrometern
beschränkt, doch liegt es auf der Hand, dieses Verfahren auch für andere Massenspektrometer
anzuwenden, die mit Ionen homogener kinetischer Energie arbeiten.
[0010] Zwischenspeicherung und Thermalisierung können jedoch nicht nur in Hochfrequenz-Multipol-Stabsystemen
vorgenommen werden. Vom Anmelder dieser Patentanmeldung ist in Anmeldung BFA 25/95
beim Deutschen Patentamt eine neue Klasse von ionenoptischen Systemen vorgestellt
worden, die als Führungssysteme, Speichersysteme und Thermalisierungssysteme verwendet
werden können. Der beschreibende Text dieser Anmeldung soll hier vollinhaltlich eingeschlossen
werden.
[0011] Die Möglichkeit der Zwischenspeicherung von Ionen ist bis auf das zitierte Patent
bisher noch nicht weiter verfolgt worden, wenn auch Systeme für die Thermalisierung
und Führung von Ionen inzwischen weitere Verbreitung gefunden haben und seit Anfang
dieses Jahres in kommerziellen Massenspektrometern verschiedener Art Anwendung finden.
[0012] Andererseits ist es ein bisher ungelöstes massenspektrometrisches Problem, die massenspektrometrischen
Meßverfahren an die immer kürzer werdenden Substanzschübe moderner Substanztrennverfahren
anzupassen. Separationsverfahren wie Kapillarelektrophorese und Flüssigkeitschromatographie
mit Mikrokapillarsäulen werden aus Gründen der Zeitersparnis zu immer schneller arbeitenden
Verfahren entwickelt. Sie liefern heutzutage die aufgetrennten Substanzen in Schüben,
die nur noch einige 10 bis 100 Millisekunden dauern. Die Massenspektrometrie ist gerade
noch in der Lage, einzelne Übersichtsspektren der Substanzen aus den Substanzschüben
zu liefern.
[0013] Für die massenspektrometrischen Untersuchungen an größeren organischen Molekülen,
vor allem an Biomolekülen und Polymeren, werden aber heute immer kompliziertere massenspektrometrische
Meß- und Charakterisierungsverfahren eingesetzt. Dabei ist es häufig notwendig, mehrere
verschiedene Meßverfahren nacheinander einzusetzen, wobei die nachfolgenden Meßverfahren
häufig von den vorausgehenden abhängen und von deren Ergebnissen gesteuert werden
müssen. Ein Beispiel dazu ist das Verfahren zur Messung der Bruchstückionen (oder
Tochterionen) ausgewählter Primärionen (oder Elternionen), für das zunächst das Primärionenspektrum
aufgenommen werden muß, woraus dann erst die Elternionen bestimmt werden. Noch komplizierter
wird es bei der Aufnahme von Enkelionenspektren an ausgewählten Tochterionen.
[0014] Diese komplizierten massenspektrometrischen Meßverfahren lassen sich heute noch gar
nicht mit physiko-chemischen Trennverfahren koppeln. Auch andere Formen der schubartigen
Zuführung von Substanzen oder Substanzgemischen lassen sich mit diesen Verfahren nicht
koppeln, da diese Verfahren bis heute eine kontinuierliche Zuführung der Substanzen
über die Zeitdauer aller Messungen hinweg verlangen. Obwohl die einzelnen Meßverfahren
nur jeweils einige 100 Millisekunden dauern, und eine sofortige Auswertung der Spektren
durch die moderne Datenauswertung in Reichweite ist, kommen selbst bei automatischer
Sofort-Auswertung sehr schnell viele Sekunden Meßdauer zusammen, ganz abgesehen davon,
daß häufig mehrfache Wiederholungen der Messungen zur Verbesserung der Signal-zu-Rausch-Verhältnisse
und zur Bestätigung der Meßergebnisse wünschenswert sind.
[0015] Es bleibt also ein ungelöstes Problem, die Substanzen aus den Substanzschüben mit
einmaliger Zuführung, also geringstem Substanzverbrauch, möglichst umfassend unter
Ausnutzung der heute möglichen massenspektrometrischen Untersuchungsmethoden wie niederauflösende
Massenspektren, hochauflösende Massenspektren, Neutralverlustspektren, Tochterionenspektren
(MS/MS) ausgewählter Elternionen oder sogar Enkelionenspektren (MS/MS/MS) ausgewählter
Töchter charakterisieren zu können. Die Arten der wünschenswerten Untersuchungen können
sogar noch wesentlich erweitert werden, wenn Reaktantgase zugeführt und die entstehenden
Produkt-Ionen wiederum durch die verschiedenen Verfahren analysiert werden, wodurch
Aussagen über die Faltungsstrukturen komplizierter Moleküle möglich werden.
Aufgabe der Erfindung
[0016] Es ist ein Verfahren und eine Vorrichtung zu finden, mit denen Substanzen aus einem
oder mehreren aufeinanderfolgenden Substanzschüben moderner Substanz-Zuführungssysteme
in vielfältiger Weise mit verschiedenartigen massenspektrometrischen Untersuchungsmethoden
möglichst umfassend auf verschiedenartige Eigenschaften hin untersucht werden können,
ohne die Zuführung der Substanzen unter Erhöhung des Substanzverbrauchs und unter
Verlängerung der Analysendauer mehrmals wiederholen zu müssen.
[0017] Die möglichst umfassende Untersuchung verschiedenartiger Eigenschaften werde hier
kurz - der Literatur folgend - mit

Charakterisierung der Substanz" bezeichnet. Die

Substanzschübe" werden durch die kurze Zeitdauer charakterisiert, in der die Ionen
einer Substanz für Messungen zur Verfügung stehen, wobei die Kürze der Zeitdauer relativ
zur Gesamtzeit der Messungen zu sehen ist.
[0018] Bei den Zuführungssystemen kann es sich beispielsweise um elektrophoretische oder
chromatographische Trennsysteme, aber auch um Laser-Desorptionen an Oberflächen, um
schnelle Pyrolyseverfahren oder um andere Verfahren handeln, bei denen Substanzschübe
erzeugt werden. Dabei soll es möglich sein, die Substanzen aus einzelnen Substanzschüben
getrennt, oder aber auch mehrere Substanzschübe zusammengefaßt, unter verschiedenen
Gesichtspunkten eingehend zu untersuchen.
Beschreibung der Erfindung
[0019] Es ist der Grundgedanke der Erfindung, den an sich bekannten, aber bisher nur in
Verbinderung mit Ionenfilterung genutzten Zwischenspeicher für Ionen so auszulegen,
daß er die Ionen eines Substanzschubs, der der Ionenquelle zugeführt wird, möglichst
vollständig aufnehmen kann, und die Ionen des Zwischenspeichers dann portionenweise
massenspektrometrisch mit verschiedenartigen Verfahren zu untersuchen. Der Zwischenspeicher
soll also so viele Ionen eines Substanzschubs des Zuführungssystems aufnehmen können,
daß in aufeinanderfolgenden massenspektrometrischen Untersuchungen dieser Ionen aus
dem Zwischenspeicher heraus mit verschiedenartigen Verfahren eine gewünschte Charakterisierung
der Untersuchungssubstanz ermöglicht wird. Für jede Untersuchung wird dabei nur eine
Teilmenge der Ionen aus dem Zwischenspeicher entnommen.
[0020] Eine solche Zwischenspeicherung der Ionen hat bis heute nicht nahegelegen. Auch heute
noch ist die Ionisierung durch Elektronenstoß die vorherrschende Ionisierungsmethode
für die massenspektrometrische Identifizierung von Substanzen, praktisch alle Massenspektren
der kommerziell erhältlichen Spektrenbibliotheken sind so gewonnen. Die Erkennung
einer Substanz durch diese Ionisierungsmethode beruht aber darauf, daß nicht nur Molekülionen,
sondern auch Fragmentionen in bestimmten Proportionen gebildet und gemessen werden.
Diese Messung muß schnell geschehen, da ein großer Teil dieser Ionen nicht stabil
ist und im Laufe der Zeit zerfällt. Die bekannten Unterschiede der Massenspektren
einer Substanz, die mit Magnetfeld-Massenspektrometern, Quadrupol-Massenspektrometern
und Ionenfallen-Massenspektrometern gemessen wurden, beruhen weitgehend auf diesem
Zerfall metastabiler Ionen, der wegen der verschiedenen Laufzeiten der Ionen in diesen
Arten der Massenspektrometer verschieden weit fortschreitet, und so scheinbar das
Massenspektrum verzerrt. Eine noch viel länger dauernde Zwischenspeicherung dieser
Ionen würde das Massenspektrum noch weiter verzerren und einer Identifizierung der
Substanzen entgegenstehen.
[0021] Für viele der heutigen massenspektrometrischen Untersuchungen an biochemischen Substanzen
trifft das aber nicht mehr zu. Die dazu notwendigen Ionisierungsverfahren wie das
Elektrosprühen (ESI), chemische Ionisierung bei Atmosphärendruck (APCI) oder die matrixunterstützte
ionisierende Laser-Desorption (MALDI) erzeugen im wesentlichen nur unfragmentierte
Ionen des ursprünglichen Moleküls, es werden ohne besondere Maßnahmen praktisch keine
Fragmentionen gebildet. Für eine Charakterisierung dieser Substanzen unter Einsatz
dieser Ionisierungsarten ist es daher mindestens notwendig, die Ionen während der
massenspektrometrischen Analyse nachträglich zu fragmentieren, wie es durch die verschiedenartigen
MS/MS-Verfahren wie Stoßgasfragmentierung in Ionenfallen oder in Stoßkammern von Tandem-Massenspektrometern
(CID), Photonenfragmentierung in Ionenfallen (PID), oder durch

post source decay" (PSD) in Flugzeitspektrometern geschieht. Intensivere Charakterisierungen
verlangen sogar noch weitergehende Untersuchungen, wie MS/MS/MS oder Studien darüber,
an welchen Stellen des ionisierten Moleküls Reaktantgasmoleküle angebunden werden
können.
[0022] Die Erfindung findet ihre Anwendung daher primär durch diese neuen Arten der Ionisierung.
Es soll jedoch diese Erfindung ausdrücklich nicht nur auf diese Arten der Ionisierung
beschränkt werden. Auch bei den bisher üblichen Ionisierungsarten, etwa bei der Gemischanalyse
mit Elektronenstoß und MS/MS, ergeben sich große Vorteile aus dieser Erfindung.
[0023] Es können für die Untersuchungen verschiedenartige massenspektrometrische Prinzipien
verwendet werden, wie beispielsweise Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfallen, ICR-Massenspektrometer,
oder auch Tandem-Massenspektrometer verschiedener Arten, wie beispielsweise das Dreifach-Quadrupol-Massenspektrometer
(

Triple Quad"). In Tandem-Massenspektrometern werden die Untersuchungs-Ionen (

Elternionen") beim Durchfliegen eines ersten Massenspektrometers ausgefiltert, in
einer Stoßzelle fragmentiert, und in einem zweiten Massenspektrometer nach ionisierten
Bruchstücken (

Tochterionen") analysiert. In Hochfrequenz-Quadrupol- wie auch in ICR-Ionenfallen
werden diese Schritte in derselben Speicherzelle nacheinander ausgeführt, weswegen
man auch von

zeitlicher Tandem-Massenspektrometrie" (

tandem in time") spricht.
[0024] Bei diesen Untersuchungen können verschiedenartige massenspektrometrische Untersuchungsverfahren
zur Anwendung kommen, wie die Aufnahme von jeweils nieder- und hochaufgelösten Primärspektren,
Neutralverlustspektren, Tochterionenspektren ausgewählter Elternionen (MS/MS) oder
sogar Enkelionenspektren ausgewählter Töchter (MS/MS/MS). Die Arten der Untersuchungen
können sogar noch wesentlich erweitert werden, wenn den untersuchten Ionen Reaktantgase
zugeführt und die entstehenden Produkt-Ionen analysiert werden. Die Reaktantgase können
wiederum im Massenspektrometer, aber auch bereits im Zwischenspeicher zugeführt werden.
[0025] Bei den Substanzschüben kann es sich sowohl um Schübe sauber separierter Einzelsubstanzen
aus physiko-chemischen Trennverfahren handeln, wie auch um Schübe aus Substanzgemischen
mit vielen einzelnen Substanzen, wie sie etwa in pulsartig durchgeführten pyrolytischen
Zersetzungsprozessen oder durch Laserpulse desorbierende Oberflächenanalysen frei
werden. Auch Ionen aus matrix-unterstützter Laser-Desorption (MALDI), insbesondere
nach zweidimensionaler Trennung durch Gel-Elektrophorese, gehören zu dieser Gruppe
von Zuführungssystemen mit Substanzschüben.
[0026] Bei Substanzschüben aus Separationsverfahren kann das Separationsverfahren nach der
Füllung des Speichers mit Ionen abgeschaltet werden, wenn ein nächster Substanzschub
naht, bevor die vorausgehende Substanz fertig untersucht ist. Sowohl elektrophoretische
wie auch flüssigkeitschromatographische Verfahren können unterbrochen werden, ohne
daß die Güte der Separation wesentlich verschlechtert wird. Auch die gaschromatographische
Trennung kann man unterbrechen, aber hier leidet die nachfolgende Separation unter
schlechterer Substanztrennung, da die Substanzen im Trägergas viel leichter diffundieren
können, und das Abschalten des Trägergasflusses die Druck- und Volumenverhältnisse
jedesmal drastisch ändert. Bei zweidimensionaler Gel-Elektrophorese ist die Trennung
bei der Analyse bereits abgeschlossen, die Substanzschübe werden durch den Vorschub
der Trägerplatten gegenüber dem Abtaststrahl des Lasers erzeugt.
[0027] Da nicht alle Separationsverfahren ohne Schaden unterbrechbar sind, auf jeden Fall
aber die Unterbrechungen die Analysendauer verlängern, ist es ein weiterer Grundgedanke
der Erfindung, mehrere Zwischenspeicher für Ionen aus mehreren Substanzschüben aus
solchen elektrophoretischen oder chromatographischen Trennverfahren im Vakuumsystem
des Massenspektrometers zu verwenden. Es können damit die Ionen aus Separationsverfahren
auch dann ohne Abschalten des Separationsverfahrens zwischengespeichert werden, wenn
einige Substanzschübe in so kurzen Zeiten aufeinanderfolgen, daß die Zeit zwischen
den Schüben für eine gewünschte massenspektrometrische Charakterisierung nicht ausreicht.
Das Auftreten von Situationen, in denen das Separationsverfahren selbst dann unterbrochen
werden muß, wird wegen der normalerweise ungleichen Verteilung der Substanzschübe
über die Separationszeit ganz wesentlich herabgesetzt.
[0028] Der Zwischenspeicher in US 5 179 278 arbeitet als Durchgangsspeicher, die jetzige
Erfindung soll aber ausdrücklich nicht nur auf diese beschränkt werden. Durchgangsspeicher
bilden aber die einfachste Art der Zwischenspeicherung. Sie haben einen als solchen
festgelegten Eingang für die Ionen, die gespeichert werden sollen, und einen normalerweise
gegenüberliegenden Ausgang, durch den die Ionen den Speicher verlassen.
[0029] Es ist ein weiterer Grundgedanke der Erfindung, den Durchgangsspeicher so auszubilden,
daß er die Ionen mit einem permanenten oder temporären Antrieb in Richtung Ionenausgang
treibt. Dadurch wird die Befüllung des Zwischenspeichers einfacher, da die Ionen sofort
vom Ioneneingang hinweggetrieben werden und sich dort keine Raumladungssperre ausbilden
kann. Außerdem wird die Entnahme von Ionen einfacher und schneller, da die Ionen bereits
vor dem Ausgang versammelt sind und dort durch den Ionenantrieb eine bestimmte Ionendichte
aufrecherhalten wird. Ohne einen solchen Antrieb der Ionen in Richtung Ausgang werden
die Ionen, wie in US 5 179 278 geschildert, innerhalb des Zwischenspeichers mit thermischer
Geschwindigkeit zwischen den reflektierenden Potentialen an Ioneneingang und Ionenausgang
längs der Achse des Stabsystems hin- und herpendeln, wodurch die Leerungszeit auf
mindestens zwei volle Pendelbewegungen, das heißt auf einige 10 Millisekunden, gedehnt
wird.
[0030] Der Antrieb der Ionen innerhalb des Zwischenspeichers in Richtung Ionenausgang kann
auf verschiedene Weise verwirklicht werden. So ist es bei allen Zwischenspeichern
möglich, ein schwaches elektrisches Gleichfeld längs der Achse zu erzeugen, das die
Ionen Richtung Ausgang treibt, wo sie während der Speicherphase in erwünschter Weise
durch das schaltbare Reflektionspotential am Ausfluß gehindert und so gespeichert
werden.
[0031] In Multipol-Stabsystemen kann ein Gleichfeld erzeugt werden, indem alle Stäbe, zusätzlich
zu ihrer Versorgung mit einer Hochfrequenzspannung, gleichsinnig von einem Gleichstrom
durchflossen werden. Dabei ist es vorteilhaft, die Stäbe aus einem Widerstandsmaterial
zu fertigen. Eine Erzeugung einer achsialen Gleichfeldkomponente in Ringsystemen oder
in Doppelhelix-Speichern ist in BFA 25/95 beschrieben.
[0032] Andererseits kann ein permanenter Antrieb in Richtung Ionenausgang auch dadurch erzeugt
werden, daß statt eines zylindrischen Speichers ein konischer verwendet wird. Bei
einem konischen Multipol-Stabsystem, aber auch bei allen anderen Hochfrequenz-Ionenleitsystemen,
werden die Ionen innerhalb des Speichers durch ein schwaches Pseudo-Potentialfeld
permanent in Richtung der Öffnungserweiterung getrieben. Allerdings ist es ein Nachteil
des konischen Multipol-Stabsystems, daß der Pseudo-Potentialwall zum Einsperren der
Ionen zum weiter geöffneten Ende des Stabsystems hin immer niedriger wird.
[0033] Diesen Nachteil hat der in BFA 25/95 beschriebene, als Doppel- oder Mehrfachhelix
ausgebildete Speicher nicht, wenn dabei die Windungen der Helices auch im weiter geöffneten
Bereich des Konus den gleichen Abstand behalten. Die Doppelhelix und deren höhere
Abkömmlinge wie Vierfachhelix oder Sechsfachhelix eignen sich daher in besonders guter
Weise als Zwischenspeicher.
[0034] Eine Anordnung von mehreren Zwischenspeichern in Reihe kann leicht durch solche Durchgangsspeicher
verwirklicht werden. Bei der Benutzung der Reihenanordnung werden die Ionen des ersten
Substanzschubes bis zum letzten Speicher vor dem Massenspektrometer durchgeleitet,
und von dort aus massenspektrometrisch in der beschriebenen Weise untersucht. Die
Ionen eines kurz darauf erscheinenden Substanzschubes werden bis zum zweitletzten
Speicher geleitet und dort gespeichert, wenn die Analyse des vorhergehenden Schubes
noch nicht abgeschlossen ist. Die Ionen eines dritten Substanzschubes können in einem
drittletzten Speicher untergebracht werden. Ist dann die Analyse der Ionen im letzten
Speicher abgeschlossen, so wird dieser letzte Speicher durch kurzfristiges Abschalten
der Hochfrequenzspannung vollständig entleert, und die Ionen des vorletzten Speichers
werden hierher überführt. In analoger Weise werden dann auch die Ionen der anderen
Speicher weitergereicht (

Eimerkettenprinzip").
[0035] Der Ausfluß der Ionen aus dem Zwischenspeicher wird durch das Öffnen des Reflektors
am Ende des Zwischenspeichers ermöglicht. Es ist günstig, hier Schaltlinsen einzusetzen,
die die ausfließenden Ionen aus einem kleinen Bereich des Zwischenspeichers absaugen
und in die nächste Stufe der Verarbeitung dieser Ionen hinein fokussieren können.
Der kleine Einzugsbereich der Schaltlinse wird durch das Nachströmen der Ionen wieder
gefüllt, vor allem dann, wenn die Ionen einem Vortrieb zum Ausgang unterliegen.
[0036] Bei gleichen Verhältnissen an der Schaltlinse ist damit die Ausflußgeschwindigkeit
der Ionen nur noch von der Ionendichte im Zwischenspeicher, also vom Füllgrad, abhängig.
Dieser Zusammenhang kann experimentell bestimmt und beispielsweise dazu benutzt werden,
die Füllung von Ionenfallen in aufeinanderfolgenden Füllungen immer gerade bis zur
Raumladungsgrenze zu steuern, oder aber auch durch Veränderung der Linsenspannung
einen gleichmäßigen Ausfluß zu erzeugen, wie er etwa für ein nachfolgenden Tandem-Massenspektrometer
gebraucht wird.
[0037] Auch die selektive Befüllung einer Ionenfalle mit ausgewählten Elternionen bis knapp
an die Raumladungsgrenze heran kann so gesteuert werden. Dabei wird während der Befüllung
in bekannter Weise eine Filterung der Ionen vorgenommen, meist durch die Einstrahlung
eines Frequenzgemisches, das die unerwünschten Ionen aus der Ionenfalle treibt, die
erwünschten aber in ihr beläßt. Aus dem Primärionenspektrum ist das Verhältnis der
ausgewählten Elternionen zur Gesamtladung bekannt, und aus der bekannten Füllgeschwindigkeit
und dem bekannten Wirkungsgrad der Filterung kann die Befüllung bis zum optimalen
Füllungsgrad gesteuert werden.
Kurze Beschreibung der Bilder
[0038] Figur 1 zeigt ein Blockdiagramm eines Massenspektrometers mit zwei Zwischenspeichern
gemäß dieser Erfindung. Ein Substanzzuführungssystem führt Substanzen schubweise einer
Ionenquelle zu, die sich in diesem Beispiel im Vakuumsystem des Massenspektrometers
befindet. Als schubweise arbeitende Substanzzuführungssysteme kommen beispielsweise
alle chromatographischen und elektrophoretischen Trennverfahren, aber auch pyrolytische
oder laser-desorptive Verfahren infrage. Die Ionen aus den Substanzschüben können
in den beiden Zwischenspeichern 1 und 2 aufbewahrt werden. Die Ionen des Zwischenspeichers
2 werden portionenweise im Massenspektrometer untersucht, bis eine genügende Charakterisierung
der Substanzen des Substanzschubes erreicht ist, oder die Ionen verbraucht sind. Die
Zwischenspeicher können durchaus so dimensioniert werden, daß sie Ionen für eine große
Zahl nachfolgender massenspektrometrischer Untersuchungen aufnehmen können. Raumladungsbegrenzungen
spielen bei Zwischenspeichern eine nur untergeordnete Rolle.
[0039] Figur 2 zeigt einen solchen Zwischenspeicher, der hier als Doppelhelix (4) ausgelegt
ist. Die Doppelhelix (4) befindet sich zwischen dem Linsensystem (1, 2, 3) am Eingang
des Zwischenspeichers und dem Linsensystem (7, 8, 9) am Ausgang des Zwischenspeichers.
An den Blenden (3) und (7) liegt dabei ein Potential, das die Ionen jeweils in die
Doppelhelix zurücktreibt. Die Hochfrequenzspannung für die Speicherung wird über die
Anschlüsse (5) und (6) zugeführt. Durch die Schaltung des Potentials an der Linsenapertur
(8) können die Ionen aus dem Zwischenspeicher ausgesaugt und einem nachfolgenden System
zugeführt werden.
[0040] Figur 3 zeigt eine besondere Art der Reflektion der gespeicherten Ionen am Ende der
Doppelhelix, hier ausgeführt als HF-versorgte Doppelspirale auf einem isolierenden
Träger (7a). Der Träger (7a) ersetzt die Potentialblende (7) der Ausgangslinse in
Figur 2. Die Doppelspirale wird durch die gleiche Hochfrequenzspannung versorgt wie
die Doppelhelix (4). Die Doppelspirale auf dem Träger (7a) hat gegenüber einer metallisch
leitenden Potentialblende (7) den Vorteil einer viel geringeren Reichweite des reflektierenden
Pseudo-Potentials, so daß mehr Ionen gespeichert werden können, und die Entnahme der
Ionen aus dem Zwischenspeicher schneller vonstatten geht.
[0041] Figur 4 gibt eine Anordnung eines Massenspektrometers mit drei Zwischenspeichern
als Prinzipskizze wieder, wobei die einzelnen Funktionseinheiten nur symbolisch, und
die elektrischen und vakuumtechnischen Versorgungseinheiten überhaupt nicht dargestellt
sind. Die Ionenquelle befindet sich hier - anders als im Blockschaltbild der Figur
1 - außerhalb des Vakuumsystems des Massenspektrometers. Die schubweise Zuführung
der Substanzen wird von einer chromatographischen oder elektrophoretischen Kapillarsäulen-Trenneinrichtung
übernommen, wobei hier nur symbolisch die Trennkapillare (10) gezeigt ist. Die Substanzen
werden zunächst in einer Detektionseinheit (11) detektiert, die beispielsweise eine
UV-Absorptionseinheit sein kann, und dann der Nadel (12) einer Elektrosprüh-Ionenquelle
zugeführt. Zwischen dieser Nadel (12) und der Eingangskapillaren (13), die die Ionen
in das Vakuumsystem überführt, liegt eine Elektrosprüh-Spannung von einigen Kilovolt,
durch die sowohl die Trägerflüssigkeit wie auch die darin gelösten Untersuchungssubstanzen
versprüht werden. Dabei werden in der Regel die Moleküle der Untersuchungssubstanzen
vollständig und fragmentierungsfrei ionisiert.
[0042] Durch die Eingangskapillare (13) wird ein kräftiger Strom an Umgebungsgas in die
Vakuumkammer (14), die über Stutzen (25) bepumpt wird, gesaugt. In diesem Strom wird
ein Teil der Ionen viskos mitgenommen. Der Gasstrom dehnt sich in der Kammer (14)
der ersten Differenzpumpstufe adiabatisch aus, wobei die mitgenommenen Ionen auf Geschwindigkeiten
von etwa 1000 Metern pro Sekunde beschleunigt werden. Ein Teil der Ionen kann die
Vakuumkammer (14) durch die feine Öffnung im Abstreifer (15) verlassen und tritt in
die Vakuumkammer (17) der nächsten Differenzpumpstufe ein, die durch den Stutzen (26)
bepumpt wird. Die Ionen treten dabei in den Zwischenspeicher (16) ein. In diesem Zwischenspeicher
(16) werden die Ionen eingefangen, sie verbleiben dort so lange, bis sich ihre kinetischen
Energien thermalisiert haben, was bei dem herrschenden Druck von etwa 10
-2 Millibar nur wenige 10 Millisekunden dauert.
[0043] Die thermalisierten Ionen des ersten Substanzschubes werden dann durch den Zwischenspeicher
(18) in den Zwischenspeicher (20) geführt und dort wiederum gespeichert. Aus diesem
Speicher werden die Ionen portionenweise in das als Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfalle
dargestellte Massenspektrometer überführt und dort analysiert. Die Ionenfalle besteht
aus den beiden Endkappen-Elektroden (21) und (23), und der Ringelektrode (24). Die
Ionen werden bei den Analysenverfahren massenselektiv aus der Ionenfalle durch die
Endkappe (23) ausgeworfen und im Ionendetektor (24) gemessen.
[0044] Figur 5 zeigt ein Diagramm der Trennung von Substanzen in einem Trennsystem. Die
zeitlich getrennten Substanzen (a) bis (i) werden als Substanzschübe der Ionenquelle
zugeführt und ionisiert. Wird ein Massenspektrometer nach Figur 4 mit drei Zwischenspeichern
benutzt, so können die Ionen der rasch aufeinanderfolgenden Substanzschübe (a), (b)
und (c) in den letzten (20), vorletzten (18), und drittletzten Zwischenspeicher (16)
gebracht und dort gespeichert werden. Die Ionen der Substanzschübe (a), (b) und (c)
können dann analysiert werden, bevor Substanzschub (d) eintrifft, dessen Ionen daher
wieder im letzten Zwischenspeicher (20) eingelagert werden können. Bevor Substanzschub
(e) eintrifft, sind die Ionen von (d) bereits analysiert. Die Schübe (e), (f) und
(g) können daher wieder zwischengespeichert werden. Anders aber Substanzschub (h),
hier muß, etwa bei der gestrichelten Linie, das Separationsverfahren für kurze Zeit
unterbrochen werden, allerdings nur so lange, bis die Ionen des Substanzschubs (e)
analysiert sind.
Besonders günstige Ausführungsformen
[0045] Die hier geschilderte Ausführungsform betrifft die Kopplung eines Ionenfallen-Massenspektrometers
mit dem Trennverfahren der Kapillar-Elektrophorese, wie sie insbesondere für die Trennung
von Proteinen benutzt werden kann. Die Ionisierung erfolgt durch Elektrosprühen an
Atmosphärendruck, wodurch sich die im Elektrolyten der Elektrophorese gelösten Proteine
fragmentierungsfrei mit praktisch vollständiger Ausbeute ionisieren lassen. Eine solche
Anordnung mit drei Zwischenspeichern ist als Prinzipskizze in Figur 4 wiedergegeben.
Aus der Prinzipskizze wird jeder Fachmann die Anordnung der meist kommerziell erhältlichen
Funktionselemente herstellen können.
[0046] Diese Ausführungsform ist insofern besonders günstig, als sie die sehr schnelle Kapillar-Elektrophorese
mit ihren sehr kurzdauernden Substanzschüben mit einer Art der Massenspektrometrie
koppelt, die sich in vielfältiger Weise variieren läßt, einschließlich der Aufnahme
von Tochter- und Enkelionenspektren, und einschließlich der Einschaltung von Ionen-Molekül-Reaktionen
mit beliebigen Reaktantgasen und der Analyse der Produkt-Ionen. Diese Arten der Untersuchungen
brauchen jedoch ihre Zeit, zumal wenn mehrere solche Verfahren in Folge mit Rücksteuerung
aus den Ergebnissen der vorangehenden Analysen stattfinden sollen, und waren bis zu
dieser Erfindung überhaupt nicht mit schnellen Trennverfahren koppelbar, selbst wenn
in den Trennverfahren nur sehr wenige Substanzen aufgetrennt wurden.
[0047] Die Prinzipskizze in Figur 4 gibt die Kapillarelektrophorese nur symbolisch durch
die Kapillarsäule (10) wieder. Am Ende der Kapillarsäule wird der Substanzfluß detektiert,
um die Substanzschübe festzustellen. Die Detektion kann beispielsweise durch eine
kommerzielle UV-Absorptionseinheit (11) innerhalb der Kapillare geschehen.
[0048] Die Kapillarsäule endet in einer Elektrosprühnadel (12). Zwischen dieser elektrisch
leitfähigen Nadel (12) und der Stirnfläche der Eingangskapillare (13) wird eine Elektrosprühspannung
von einigen Kilovolt Spannung angelegt. Das an der Spitze der Nadel stark inhomogene
elektrische Feld zieht dabei einen praktisch kontinuierlichen Strom winziger Tröpfchen
aus der Elektrophoreseflüssigkeit. Es ist dabei zweckmäßig, die Elektrosprühnadel
koaxial mit einer zweiten Nadel zu umgeben, die einen Ausgleich der Flüssigkeitsströme
herbeiführen kann, da die Elektrophorese einen elektroosmotischen Flüssigkeitsvortrieb
liefert, der sehr klein ist und sogar in die Elektrosprühnadel hinein gerichtet sein
kann, während die elektrophoretisch wandernden Untersuchungssubstanzen aus der Nadel
herauswandern. Die winzigen Flüssigkeitströpfchen sind stark elektrisch aufgeladen
und verdunsten rasch, wobei in der Regel in einem noch nicht voll geklärten Mechanismus
die großen Substanzmoleküle geladen zurückbleiben.
[0049] Die geladenen Tröpfchen und die geladenen Moleküle werden im elektrischen Feld auf
die Stirnfläche der Eingangskapillare (13) hin bewegt, wobei ein Gleichgewicht aus
Zugkraft des elektrischen Feldes und Bremskraft im umgebenden Gas herrscht. Dieser
Vorgang ist als

Ionenmobilität" bekannt. Normalerweise wird dem Zwischenraum zwischen Elektrosprühnadel
(12) und Eingangskapillare (13) ein angewärmtes, sauberes Gas, meist Stickstoff, zugeführt,
um den Verdunstungsvorgang zu begünstigen und den Flüssigkeitsdampf nicht in das Vakuum
gelangen zu lassen.
[0050] Von der Eingangskapillare (13), die etwa 15 Zentimeter Länge und einen inneren Kapillardurchmesser
von 500 Mikrometer hat, wird ein kontinuierlicher Gasstrom in das Vakuum der ersten
Differenzpumpkammer (14) des Vakuumsystems transportiert. Dabei wird ein Teil der
Ionen viskos in die Eingangskapillare (13) eingesaugt, und von diesen Ionen gelangt
wiederum ein Teil ohne entladende Wandstöße bis in die Kammer (14). Im letzten Teil
der Kapillare findet eine starke Beschleunigung des Gases durch die adiabatische Ausdehnung
statt, durch die die Ionen eine Geschwindigkeit von etwa 1000 Metern pro Sekunde bekommen.
In der Kammer wird von einer Vorvakuumpumpe über den Pumpstutzen (25) normalerweise
ein Druck von einigen Millibar aufrechterhalten.
[0051] In der Kammer (14) kann ein Teil der Ionen, unterstützt von einem leichten elektrischen
Feld, die Kammer (14) durchqueren und durch eine feine Öffnung von etwa 1,2 Millimeter
Durchmesser in der Spitze des Abstreifers (15) in die nächste Kammer (17) der Differenzpumpeinrichtung
gelangen. Diese Kammer (17) wird durch eine Turbomolekularpumpe über Stutzen (26)
auf einem Druck von einigen 10
-2 Millibar gehalten.
[0052] Die durch den Abstreifer (15) in die Kammer (17) eintretenden Ionen werden praktisch
verlustfrei vom Zwischenspeicher (16) eingefangen und aufgenommen. Durch den relativ
hohen Vakuumdruck von einigen 10
-2 Millibar werden ihre kinetischen Geschwindigkeiten in wenigen 10 Millisekunden thermalisiert.
Es ist daher zweckmäßig, alle Ionen eines Substanzschubes zunächst in diesem Zwischenspeicher
aufzunehmen, sie dort nach Beendigung des Substanzschubes noch für etwa 30 Millisekunden
zwischenzuspeichern, und erst dann in die nächsten Speicher (18) oder (20) weiterzuleiten.
[0053] Der Zwischenspeicher (16) besteht im optimalen Fall aus einer konisch geformten Doppelhelix,
wie sie in Figur 2 dargestellt ist. Die beiden Anschlußdrähte (5) und (6) der Doppelhelix
werden mit den beiden Phasen der Hochfrequenzspannung eines entsprechenden HF-Generators
verbunden. Die Innenwände der Doppelhelix reflektieren die Ionen in gleicher Weise
wie die Innenwände eines Hochfrequenz-Multipol-Stabsystems, doch kann bei der Doppelhelix
das reflektierende Pseudo-Potential durch gleichbleibende Abstände der Wendeln auch
im Falle eines konischen Systems gleich hoch gehalten werden, anders als bei Multipol-Stabsystemen,
bei denen die Höhe des Pseudo-Potentials zum offenen Ende des Konus abnimmt. Die konische
Form erzeugt einen permanenten Vortrieb der Ionen zum offeneren Ende des Konus zu,
dieser Antrieb ist durch ein schwaches Pseudo-Potential in Achsenrichtung gegeben.
[0054] Der Zwischenspeicher (16) ist beidseitig durch reflektierende elektrische Potentiale
verschlossen. Am Eingang in den Zwischenspeicher ist es ein reales Potential zwischen
Abstreifer (15) und dem Mittenpotential der Hochfrequenzspannung. Am Ausgang kann
man durch eine Doppelspirale (7a), wie sie in Figur 3 wiedergegeben ist, einen günstigeren
Abschluß erreichen. Die Doppelspirale ist mit der gleichen Hochfrequenzspannung verbunden,
die auch die Doppelhelix versorgt, dadurch wird ein reflektierendes Pseudo-Potential
erzeugt, das eine viel geringere Reichweite hat als ein reales Potential mit flächenhafter
Ausdehnung. Die Doppelspirale kann beispielsweise durch Aufdampfen eines spiraligen
Leiters auf einem Isolator erzeugt werden. Der Isolator kann wiederum sehr einfach
auf der Wand der Kammer (17) befestigt werden. Die Herstellung einer mechanisch außerordentlich
stabilen, aber gasdurchlässigen Doppelhelix ist in Anmeldung BFA 25/95 beschrieben.
[0055] Die Doppelspirale bildet einen Teil einer Schaltlinse, die mit einer Mittelapertur
(8) ausgestattet ist. Wird die Mittelapertur auf ein ionenabweisendes Potential geschaltet,
so ist der Ausgang verschlossen. Wird aber ein saugendes Potential angelegt, so ist
der Ausgang geöffnet. Die Ionen aus der Nähe der Linsenöffnung werden angesaugt, in
die Linse hinein beschleunigt, dabei fokussiert, und abbremsend in den nächsten Zwischenspeicher
(18) geschnellt.
[0056] Die beiden Zwischenspeicher (18) und (20) befinden sich beide in der Hauptkammer
(19) des Vakuumsystems, die durch eine Turbomolekularpumpe über Stutzen (27) bepumpt
wird. Beide Zwischenspeicher (18) und (20) haben einen Aufbau wie der Zwischenspeicher
(16), nur wird die eingangsseitige Potentialdifferenz nicht vom Abstreifer (15), sondern
von der jeweilig letzten Apertur der Linse der vorausgehenden Stufe gebildet.
[0057] Der Ausgang aus dem Zwischenspeicher (20) bringt die Ionen in das Ionenfallen-Massenspektrometer,
das aus zwei Endkappen (21) und (23) und aus der Ringelektrode (22) besteht. Auf die
Funktion des Ionenfallen-Massenspektrometers wird hier nicht weiter eingegangen, da
sie jedem einschlägigen Fachmann bekannt ist. Es soll aber bemerkt werden, daß die
Befüllung eines solchen Ionenfallen-Massenspektrometers sehr kritisch ist, da oberhalb
einer Schwelle für die Füllmenge die Funktion des Massenspektrometers durch Raumladungseinwirkungen
beeinträchtigt wird. Insbesondere nimmt die Massenauflösung ab. Ab der zweiten Befüllung
kann nun der Befüllvorgang aus den Ergebnissen der ersten Spektrenmessung, bei der
unter anderem auch die Totalladung in der Ionenfalle gemessen wird, und aus der bekannten
Abnahme der Ionenanzahl im Zwischenspeicher (20) so gesteuert werden, daß keine Überladung
der Ionenfalle eintritt. Der Beladungsvorgang kann experimentell kalibriert werden.
[0058] Enthält ein Substanzschub der Elektrophorese nur 10 Femtomol einer Substanz, so sind
das 6x10
9 Moleküle. 10 Femtomol einer Substanz sind außerordentlich wenig, diese geringe Menge
ist kaum hinreichend für eine UV-Detektion. Zum Vergleich: Ein Fleck einer Gel-Elektrophoreseplatte
braucht mindestens 100 Picomol bis 10 Mikromol, um nach dem Einfärben sichtbar zu
werden, also mindestens 10000mal mehr Substanz für eine visuelle Detektion. Die Moleküle
dieser 10 Femtomol Substanz werden in der Elektrosprüh-Ionenquelle praktisch vollständig
ionisiert. Kann man nun 1/1000 der gebildeten Ionen in einen Zwischenspeicher im Vakuum
überführen, so werden 6x10
6 Ionen gespeichert. Die Ionenanzahl einer Ionenfalle an der Raumladungsgrenze wird
häufig fälschlich mit 10
6 Ionen angegeben, in Wirklichkeit liegt sie bei einer Hochleistungs-Ionenfalle bei
nur etwa 3x10
4 Ionen. Kann man jeweils 10 % einer entnommenen Ionenportion in die Ionenfalle überführen
und dort speichern, so reichen die 10 Femtomol des Substanzschubes für 20 Füllungen
der Ionenfalle. Dieses Zahlenbeispiel demonstriert die hohe Empfindlichkeit massenspektrometrischer
Verfahren.
[0059] Die Zahlen des Beispiels liegen allerdings heute noch im Grenzbereich des Machbaren
und lassen sich heute nur unter günstigen Verhältnissen erreichen. Es ist jedoch zu
erwarten, daß sie mit fortschreitender Technik, Erfahrung und Entwicklung routinemäßig
erreicht werden können. In einem Zwischenspeicher lassen sich aber sehr viel mehr
Ionen speichern, als in diesem Beispiel angegeben. Ein gut konstruierter Zwischenspeicher
nimmt etwa 10
9 Ionen auf, also gut das hundertfache des obigen Beispiels. Unter den oben angegebenen
günstigen Verhältnissen können also immer noch alle in das Vakuum überführte Ionen
eines Substanzschubs aufgenommen werden, der etwa einem Picomol einer Substanz entspricht.
Mit dieser Anzahl von Ionen kann die Ionenfalle etwa 2000mal gefüllt werden, wenn
die Füllung ohne Filterung der Ionen vorgenommen wird. Es ist aber gerade die Stärke
der Verfahren, nur ausgewählte Ionen zu untersuchen, also die Ionen bei ihrer Einspeicherung
in die Ionenfalle so zu filtern, daß nur eine einzige Ionensorte gespeichert wird.
Mit dieser Technik geht die Anzahl der möglichen Füllungen wieder stark zurück.
[0060] In dem Zahlenbeispiel wurde angenommen, daß nur jeweils ein Ion aus 10000 für die
Analyse zur Verfügung steht. Die anderen 9999 Ionen gehen bei der Überführung ins
Vakuum umd in die Ionenfalle verloren. Wenn in der Zukunft eine verlustfreiere Überführung
möglich sein wird, können möglicherweise Substanzmengen von 1 Picomol oder sogar 100
Attomol entsprechend charakterisiert werden.
[0061] Das Meßverfahren kann am besten anhand des Substanzflusses eines Elektrophorese-Chromatogramms
beschrieben werden, wie es in Figur 5 dargestellt ist. Es werde angenommen, daß sich
um eine Mischung aus Peptiden handelt, die sich aus einem unbekannten Eiweiß durch
Schneiden mit Trypsin hergestellt wurde. Dieses Verfahren ist in der Biochemie weit
verbreitet und wird standardmäßig für die Identifizierung von Eiweißen angewandt.
Sobald durch den Substanzdetektor (12) ein erster Substanzschub (a) dieser Peptidmischung
festgestellt worden ist, wird der Ausgang des ersten Zwischenspeichers (16) geschlossen,
damit die Ionen des Substanzschubs (a) darin gespeichert werden können. Sind die Ionen
des Substanzschubs (a) vollständig aufgenommen, wird noch etwa 30 Millisekunden gewartet,
um die Thermalisierung zu vollenden, und die Ionen dieses Substanzschubs (a) werden
dann bis in den letzten Zwischenspeicher (20) weitergeleitet und dort gespeichert.
[0062] Es beginnt sodann die Untersuchung dieser Ionen des Substanzschubs (a). Beispielsweise
wird zunächst ein normales, niederaufgelöstes Spektrum aufgenommen, wobei festgestellt
wird, daß es sich um
n-fach, (
n+1)-fach, (
n+2)-fach, ..., (
n+i)-fach geladene Ionen eines Peptids mit einem aus dem Spektrum berechenbaren Molekulargewicht
m handelt. In einem nächsten Untersuchungsschritt können beispielsweise die zweifach
geladenen Ionen dieses Peptids mit bekannten Methoden isoliert in die Ionenfalle eingespeichert,
sodann durch leichte Energiezufuhr stoßfragmentiert und anschließend analysiert werden.
Dabei kann ein Fragmentspektrum gemessen werden, das bereits zu einer ersten Aminosäuresequenzanalyse
dieses Peptids führt. Da sich jedoch zwei der etwa zwanzig Aminosäuren nicht durch
ihr Molekulargewicht unterscheiden, kann es sich als notwendig erweisen, in einem
dritten Schritt ein Enkelionenspektrum einer ausgewählten Tochter zu messen, um zu
einer eindeutigen Sequenz zu kommen. Diese Art der Analyse gehört zu den einfachsten
Untersuchungen, und anhand der Sequenz einiger Peptide läßt sich das untersuchte Eiweiß
identifizieren, falls es schon bekannt ist. An unbekannten Eiweißen läßt sich eine
Reihe von Teilsequenzen bestimmen.
[0063] Mittlerweile sind die Ionen des Substanzschubs (b) im Zwischenspeicher (18) gespeichert,
und die Ionen des Substanzschubs (c) im Zwischenspeicher (16). Nach der Untersuchung
der Ionen des Substanzschubs (a) wird nun der Zwischenspeicher (20) einfach vollkommen
geleert, indem die Hochfrequenzspannung für etwa 20 Millisekunden abgeschaltet wird.
Anschließend werden die Ionen aus Zwischenspeicher (18) in den Zwischenspeicher (20)
überführt und aus diesem heraus analysiert. Die Ionen aus Zwischenspeicher (16) werden
in den Zwischenspeicher (18) gebracht, und Zwischenspeicher (16) steht wieder für
die Speicherung der Ionen eines neuen Substanzschubs zur Verfügung.
[0064] Auf diese Weise lassen sich die Substanzschübe ohne Abschalten der Elektrophorese
nacheinander untersuchen. Nur wenn, wie im Fall der Substanzschübe (e), (f), (g) und
(h), die Substanzschübe so dicht aufeinanderfolgen, daß die Zeit zur Untersuchung
nicht zur Verfügung steht, muß die Elektrophorese durch Abschalten der Elektrophoresespannung
kurzzeitig unterbrochen werden.
[0065] Die Zwischenspeicher können eine sehr große Menge an Ionen aufnehmen, da bei ihnen
schädliche Einflüsse durch die Raumladung nur in sehr geringem Maße beobachtet werden.
Der Zwischenspeicher reicht, wie oben durch das Zahlenbeispiel erläutert, durchaus
für etwa 2000 unselektierte Füllungen der Ionenfalle aus, wie sie für die Aufnahme
einfacher Massenspektren gebraucht werden. Einerseits steht meistens überhaupt nicht
soviel Untersuchungssubstanz zur Verfügung, um mit einem Substanzschub den Speicher
wirklich zu füllen. Andererseits werden bei der Aufnahme der Tochterspektren von selektierten
Elternionen nur die ausgewählten Elternionen in die Ionenfalle eingespeichert und
die übrigen Ionen vernichtet, somit ist für diese filternde Einspeicherung die Anzahl
von Tochterspektren (und Enkelspektren) entsprechend der Konzentration der Elternionen
(oder sogar Tochterionen) weitaus geringer.
[0066] Die Erfindung ist aber nicht auf die hier beschriebene besonders günstige Ausführungsform
beschränkt. Dieser besonders günstigen Ausführungsform stehen vielmehr eine große
Anzahl leicht abgewandelter Ausführungsformen gegenüber, die alle ihre speziellen
Vorteile haben. Die Abwandlungen können leicht von einem einschlägigen Fachmann vorgenommen
werden, sie werden daher nicht in der obigen Ausführlichkeit beschrieben.
[0067] So kann nicht nur die Kapillarelektrophorese entsprechende Substanzschübe liefern,
sondern auch die Flüssigkeitschromatographie, insbesondere eine mit Mikrosäulen. Selbst
die Gaschromatographie läßt sich auf diese Weise einsetzen, wobei es bei der letzteren
günstig sein kann, die Anzahl der Zwischenspeicher noch zu erhöhen.
[0068] Die Detektion der Substanzschübe braucht nicht durch UV-Detektoren zu erfolgen. Durch
das Verfahren der Aufteilung von Trägergas- oder Flüssigkeitsströmen (

splitting") kann ein Teilstrom in jedem handelsüblichen Detektor analysiert werden,
um die Substanzschübe zu detektieren. So kann neben vielen anderen Detektoren beispielsweise
der in der Gaschromatographie übliche Flammenionisationsdetektor (FID) benutzt werden.
Es kann aber insbesondere auch eine Doppelionenquelle verwendet werden, bei der ein
Teilionenstrom für die Detektion der Substanzschübe abgezweigt wird. Auch kann ein
Teil des Ionenstroms nach Überführung der Ionen ins Vakuum abgezweigt und gemessen
werden.
[0069] Die Substanzschübe brauchen auch nicht von physikalisch-chemischen Trennverfahren
geliefert werden. Es können die Substanzschübe auch aus gepulsten Pyrolysen, beispielsweise
den bekannten Curie-Punkt-Pyrolysen, oder aus Desorptionen stammen, die durch Laser-Pulse
induziert wurden. In diesem Fall ist eine Detektion der Substanzschübe nicht notwendig,
da die Zeiten für das Auftreten der Substanzschübe bereits bekannt sind. Für diese
Arten der Analyse sind auch weniger Zwischenspeicher erforderlich, da die Taktrate
ja vom Verfahren selbst gesteuert werden kann. Soll die Thermalisierung weiterhin
in einem eigenen Zwischenspeicher erfolgen, so genügen insgesamt zwei Zwischenspeicher,
einer für die Thermalisierung und einer für die Belieferung des Massenspektrometers.
Für die Pyrolyse sind aber im allgemeinen sehr große Zwischenspeicher erforderlich,
da Pyrolysegemische sehr komplex sind und viele nachfolgende Untersuchungen, häufig
mit selektivem Einspeichern seltener Ionensorten, benötigen.
[0070] Für die Untersuchung von Ionen aus Pyrolysevorgängen ist diese Erfindung besonders
hilfreich. Die Substanzen der Pyrolysedämpfe reichen bis zu sehr hohen Molekulargewichten.
Diese Moleküle dürfen keine Wandstöße erleiden, da sie sonst sofort in Form des bekannten
Pyrolyseteers auskondensieren. Sie müssen vielmehr sofort ionisiert werden, beispielsweise
durch chemische Ionisierung bei Atmosphärendruck (APCI). Als Ionen können sie dann
besser stoßfrei geführt werden als in Form neutraler Moleküle. Die längerdauernde
Speicherung für mehrere aufeinanderfolgende Untersuchungen ist sogar nur in Form von
Ionen möglich.
[0071] Anstelle des Elektrosprühens kann auch die chemische Ionisierung bei Atmosphärendruck
(APCI) für die Ionisierung der Substanzen verwendet werden. Diese Art der Ionisierung
ist besonders für Pyrolysedämpfe und Desorptionsdämpfe günstig, aber auch für Substanzen,
die durch Gaschromatographie getrennt wurden.
[0072] Die Einführung der Ionen ins Vakuum kann ebenfalls anders verlaufen, als in Figur
4 gezeigt. Es sind mit viel Erfolg einfache, düsenartige Öffnungen, beispielsweise
solche mit 30 Mikrometer Durchmesser, verwendet worden, die allerdings wesentlich
größere Pumpen bedingen als die oben geschilderten Eingangskapillaren.
[0073] Die Eingangskapillare (13) kann aber auch viel kürzer, dafür aber mit kleinerem Innendurchmesser,
ausgebildet sein. Der Gasstrom in das Vakuumsystem ist dann viel geringer, und es
kann die Differenzpumpstufe (14) vollkommen eingespart werden. Die Eingangskapillare
(13) führt dann die Ionen direkt in den ersten Zwischenspeicher (16) der Differenzpumpkammer
(17). Die günstigste Art der Einführung der Ionen ins Vakuum - Öffnung, weite Kapillare,
enge Kapillare - hängt davon ab, auf wie engem Raum die Ionen gebildet werden, und
wieviele Ionen gebildet werden.
[0074] Die Anzahl der Zwischenspeicher in der Hauptvakuumkammer (19) kann selbstredend an
das Meßproblem angepaßt werden. Es kann dort nur ein Zwischenspeicher vorhanden sein,
beispielsweise für die Analyse von Pyrolysedämpfen oder Desorptionsionen, es können
aber auch vier oder mehr Zwischenspeicher eingebaut werden, wenn es sich vorwiegend
um die Analyse komplexer Gemische mit schneller Trennung handelt. Da die Ionen relativ
verlustfrei von einem Speicher in den nächsten überführt werden können, ist die Anzahl
der Zwischenspeicher frei wählbar.
[0075] Auch das Ionenfallen-Massenspektrometer (21, 22, 23) kann durch andere Arten von
Massenspektrometern ersetzt werden. Für die Aufnahme von hochaufgelösten Massenspektren
von Primärionen oder sekundären (Tochter-)ionen eignen sich Ionen-Cyclotron-Resonanz-Massenspektrometer
(ICR oder FTMS) in ganz besonders guter Weise. Da die Aufnahme von Massenspektren
je nach Anforderungen an Massenbereich und Massenauflösung mit dem ICR-Spektrometer
besonders lange dauern kann, ist für ICR-Massenspektrometer durch die Erfindung ein
besonderer Vorteil gegeben.
[0076] Aber auch andere Arten von Massenspektrometern, insbesondere alle Arten von Tandem-Massenspektrometern,
können verwendet werden. Da diese Massenspektrometer mit einem kontinuierlichen Ionenstrom
versorgt werden müssen, kann hier die Schaltlinse des Zwischenspeichers (20) so gesteuert
werden, daß ein über lange Zeit kontinuierlicher Ausfluß gegeben ist.
[0077] Der Massenspektrometrie-Fachmann kann mit Kenntnis seines speziellen Fachgebietes
innerhalb der Massenspektrometrie leicht weitere Beispiele für die Vorteile des Einsatzes
dieser Erfindung finden.
Anhang an Patentanmeldung BFA 26/95, mit Textauszügen der Patentanmeldungen, die für
Prioritäten in Anspruch genommen werden:
1) Anmeldung DE 19 509 939.7 vom 18. 3. 95 (BFA 15/95),
[0078]
1. Auszug aus BFA 15/95:

Bei Kopplungen der Ionenquelle mit chromatographischen oder elektrophoretischen Separationsverfahren
in der Substanzzuführung ergibt sich ein weiterer Vorteil dieser Anordnung. Es können
die Ionen aus einzelnen Substanzpeaks über längere Zeit gespeichert und in schnell
aufeinanderfolgenden Füll- und Untersuchungsperioden unter verschiedenen Aspekten
untersucht werden. So ist es möglich, zunächst ein normales Massenspektrum zu messen,
und in anschließenden Schritten Tochterionenspektren aller auftretenden Ionensorten
zu erzeugen."
2. Auszug aus BFA 15/95:

Die Ionenquelle kann insbesondere mit Einrichtungen zur Probenseparation, beispielsweise
mit kapillarer Elektrophorese, gekoppelt werden. Die kapillare Elektrophorese liefert
dann zeitgetrennte Substanzen in sehr kurzen Zeitperioden sehr konzentriert an. Die
Zwischenspeicherung der Ionen kann dann besonders günstig eingesetzt werden, um die
Ionen einer Substanz für mehrere Füllungen der Ionenfalle aufzubewahren, wodurch zahlreiche
MS/MS-Untersuchungen von Tochterionenspektren verschiedener Elternionen möglich werden.
Sogar MS/MS/MS-Untersuchungen mit Enkelionenspektren können durchgeführt werden; letztere
sind von besonderem Interesse für die Aminosäuresequenzanalyse von Proteinen. Der
Elektrophoreselauf kann für längerdauernde Untersuchung leicht durch Abschalten der
Spannung zwischenzeitlich unterbrochen werden."
2) Anmeldung DE 19 520 282.1 vom 2. 6. 95 (BFA 21/95)
[0079] Auszug aus BFA 21/95: 
Bei Kopplungen der Ionenquelle mit chromatographischen oder elektrophoretischen Separationsverfahren
in der Substanzzuführung ergibt sich ein weiterer Vorteil dieser Anordnung. Es können
die Ionen aus einzelnen Substanzschüben über längere Zeit gespeichert und massenspektrometrisch
untersucht werden, indem die Ausflußrate der Ionen an die Bedürfnisse des Massenspektrometers
angepaßt wird.
[0080] In speichernden Massenspektrometern, beispielsweise Ionenfallen, können die Ionen
in aufeinanderfolgenden Füll- und Untersuchungsperioden unter verschiedenen Aspekten
untersucht werden. So ist es möglich, zunächst ein normales Massenspektrum zu messen,
und in anschließenden Schritten Tochterionenspektren aller auftretenden Ionensorten
zu erzeugen. Dabei ist es ein weiterer Vorteil der Zwischenspeicherung, daß die Zeitdauer
für die Befüllung stark verkürzt werden kann, und damit eine schnellere Folge in der
Aufnahme der Spektren erreicht wird.
[0081] Aber auch in kontinuierlich arbeitenden Massenspektrometern, beispielsweise in Dreifach-Quadrupol-Massenspektrometern
(

Triple Quads") für die Untersuchung von Tochterionenspektren, kann die Anpassung der
Ausflußrate sehr förderlich sein."
3) Anmeldung DE 19 523 859.1 vom 30. 6. 95 (BFA 25/95)
[0082] Auszug aus BFA 25/95: 
Die Ionenquelle kann insbesondere mit Einrichtungen zur Probenseparation, beispielsweise
mit kapillarer Elektrophorese, gekoppelt werden. Die kapillare Elektrophorese liefert
dann zeitgetrennte Substanzschübe kurzer Zeitdauer sehr konzentriert an. Die Zwischenspeicherung
der Ionen in der ersten Doppel-Helix 8 kann dann besonders günstig eingesetzt werden,
um die Ionen einer Substanz für mehrere Füllungen der Ionenfalle aufzubewahren, wodurch
zahlreiche MS/MS-Untersuchungen von Tochterionenspektren verschiedener Elternionen
möglich werden. Sogar MS/MS/MS-Untersuchungen mit Enkelionenspektren können durchgeführt
werden; letztere sind von besonderem Interesse für die Aminosäuresequenzanalyse von
Proteinen. Der Elektrophoreselauf kann für längerdauernde Untersuchung leicht durch
Abschalten der Spannung zwischenzeitlich unterbrochen werden."
[0083] Anspruch 18 aus BFA 25/95: 
Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß die Anordnung
für die Speicherung der Substanzionen eines chromatographischen oder elektrophoretisch
getrenntem Substanzschubs verwendet wird."
1. Verfahren zur Charakterisierung der Ionen von Substanzen oder Substanzgemischen, die
einer Ionenquelle in Schüben zugeführt werden, mit Hilfe eines Massenspektrometers
und eines Zwischenspeichers zwischen Ionenquelle und Massenspektrometer, dadurch gekennzeichnet,
daß die Ionen eines oder mehrerer Substanzschübe zunächst im Zwischenspeicher gespeichert
werden, und daß diese Ionen portionenweise massenspektrometrisch untersucht werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß noch weitere Zusatz-Zwischenspeicher
für Ionen verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatz-Zwischenspeicher
zwischen der Ionenquelle und dem Zwischenspeicher in Reihe angeordnet sind, und daß
diese Zusatz-Zwischenspeicher bei Bedarf die Ionen weiterer Substanzschübe aufnehmen
und bei Bedarf an den jeweils nächsten Zwischenspeicher weitergeben.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß multipolare
(vielpolige) Hochfrequenz-Ionenführungssysteme als Zwischenspeicher benutzt werden,
wobei die Ionenführungssysteme beidseitig mit reflektierenden Potentialverteilungen
abgeschlossen sind, von denen aber mindestens eine Potentialverteilung auf Ionendurchgang
schaltbar ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein Hochfrequenz-Multipol-Stabsystem
als Zwischenspeicher benutzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein System aus vertikal zu
einer Achse angeordneten Ringen, die in abwechselnder Reihenfolge mit den Phasen einer
Hochfrequenzspannung verbunden sind, als Zwischenspeicher benutzt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine mit den beiden gegenläufigen
Phasen einer Hochfrequenzspannung betriebene Doppel- oder Mehrfachhelix als Zwischenspeicher
benutzt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das als Zwischenspeicher
benutzte System einen konisch geformten Innenraum hat, so daß ein permanenter Antrieb
der Ionen in Achsenrichtung vorhanden ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß längs der
Achse des Zwischenspeichers zumindest temporär ein elektrisches Gleichfeld erzeugt
wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß eine
HF-Quadrupol- oder ICR-Ionenfalle als Massenspektrometer benutzt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Ionenfalle nur bis zur
Raumladungsgrenze befüllt wird, und daß der Füllvorgang durch die Füllrate der vorhergehenden
Befüllung, durch die bekannte Abnahme der Ionenanzahl im Zwischenspeicher und durch
die Wirkrate eines eventuell eingeschalteten Ionenfilters gesteuert wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei
dem Massenspektrometer um ein räumliches Tandem-Massenspektrometer handelt.
13. Massenspektrometrisches System für die Charakterisierung von Substanzionen, bestehend
aus einem Substanzzuführungssystem, das Substanzen in Schüben anliefert, einer Ionenquelle
für die Ionisierung der Substanzmoleküle aus den Substanzschüben, und einem Massenspektrometer
für die Untersuchung der Ionen, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen Ionenquelle und
Massenspektrometer ein Zwischenspeicher für eine temporäre Speicherung der Ionen aus
den Substanzschüben angeordnet ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen Ionenquelle und
Massenspektrometer mehrere Zwischenspeicher in Reihe für die Aufnahme der Ionen aus
mehreren Substanzschüben vorhanden sind.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwischenspeicher
als drahtgewendelte Mehrfachhelices mit Anschluß an Spannungen aus je einem HF-Generator
und mit jeweils endständigen Reflektoren ausgebildet sind.
16. Vorrichtung nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens einer der Reflektoren
eine Doppelspirale mit Anschluß an die Hochfrequenzspannung des HF-Generators der
Mehrfachhelix ist.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß die Ionen
in den Zwischenspeichern einem Antrieb in Achsenrichtung des Zwischenspeichers durch
elektrische Felder unterliegen.
18. Vorrichtung nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß der Ionenantrieb in Achsenrichtung
durch das Pseudopotential gebildet wird, das sich durch eine konische Ausbildung des
Zwischenspeichers ergibt.
19. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß sich der
erste Zwischenspeicher in der ersten Stufe einer Differenzpumpeinheit befindet, die
durch eine Vakuumpumpe in einem Druckbereich zwischen 5x10-4 und 5x10-2 Millibar gehalten wird.
20. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß der letzte
Zwischenspeicher eine Gaszuleitung besitzt, durch die ein Reaktantgas zugeführt werden
kann.