[0001] Die Erfindung betrifft eine bedruckstofführende Oberflächenstruktur, vorzugsweise
für Druckmaschinenzylinder oder deren Aufzüge. Die Oberflächenstruktur eignet sich
besonders auf einem Gegendruckzylinder einer Offsetbogenrotationsdruckmaschine zum
Schön- und Widerdruck.
[0002] Aus der DE 2 446 188 C3 ist eine Oberfläche aus statistisch gleichmäßig unregelmäßig
verteilten konvexen und konkaven Erhebungen und Vertiefungen eines Aufzuges bekannt.
Die kugelkalottenförmigen Strukturelemente sind so ausgebildet, daß auf den durch
Pole gebildeten Tragflächen sich der Bedruckstoff, z.B. ein Bogen, abstutzt . Durch
die DE 2 916 505 A1 ist eine Oberflächenstruktur für eine bogenführende Folie als
Aufzug für Gegendruckzylinder bekannt, die Kugelkalotten als Trägerschicht aufweist,
die zusätzlich eine Deckschicht (Beschichtung) aus Chrom oder Nickel oder Chrom-Nickelstahl
besitzt.
[0003] Nach der DE 4 207 119 A1 ist eine bogenführende Oberflächenstruktur, vorzugsweise
für einen Druckzylinder bekannt, die zylinderförmige Erhebungen aufweist. Die in Chrom
ausgeführten zylinderförmige Erhebungen sind senkrecht zur Zylindermantelfläche und
mit ihren Deckschichten planparallel zur Zylinderachse angeordnet.
[0004] Nachteilig bei diesen Strukturen ist es, daß diese relativ glatte Oberflächen aufweisen.
Diese glatten Oberflächen sind gewünscht, da sie gute Farbabgabeeigenschaften aufweisen.
Je nach geometrischer Ausbildung der Struktur treten jedoch mehr oder weniger starke
Relativbewegungen zwischen Bedruckstoff und der Oberflächenstruktur auf einem Druckmaschinenzylinder
oder eines Aufzuges auf Die Relativbewegungen wirken sich als Doubliererscheinungen
aus, insbesondere wenn der Gegendruckzylinder in Bogenlaufichtung einer Wendeeinrichtung
nachgeordnet ist.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Oberflächenstruktur zu entwickeln, die eine spürbar
bessere Bogenführung gewährleistet indem die Reibungskräfte an den Kontaktstellen
von Bedruckstoff und Oberflächenstruktur erhöht werden um somit Doubliererscheinungen
spürbar zu reduzieren. Alle bisher bekannten Vorteile sollen jedoch dabei aufrecht
erhalten werden.
[0006] Erfindungsgemäß wird dies durch die Ausbildungsmerkmale nach dem Hauptanspruch gelöst.
Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0007] Erreicht wird durch die Oberflächenstruktur eine verbesserte Haftreibung im Kontakt
zwischen Bedruckstoff und den Tragflächen. Damit wird insbesondere im Schön- und Widerdruck
eine Qualitätssteigerung erzielt, da Doubliererscheinungen spürbar reduziert werden.
Die Oberflächenstruktur begünstigt weiterhin das Farbabgabeverhalten.
[0008] Ermöglicht wird dies durch zerfurcht bzw. zerklüftet angeordnete Tragflächen, welche
höhere Reibungskräfte zwischen Bedruckstoff und Oberflächenstruktur gestatten. Gleichzeitig
wird der Prozentanteil der den Bedruckstoff tragenden Tragflächen reduziert, so daß
die mögliche Kontaktfläche des Bedruckstoffes mit der Oberflächenstruktur reduziert
wird. Die Oberflächenstruktur kann dabei kugelkalottenförmig, zylinderförmig, kegelstumpfförmig
oder pyramidenstumpfförmig ausgebildete Strukturelemente aufweisen, wobei auch eine
Verkettung der Strukturelemente möglich ist.
[0009] In Abkehr von der bisherigen Auffassung, daß eine möglichst glatte Oberfläche der
Strukturelemente in Verbindung mit der entsprechenden geometrischen Form die Farbspaltung
bei Kontakt und Ablösung des Bogens von einer derartigen Oberflächenstruktur begünstigt,
wurde gefunden, daß die Tragflächen der Strukturelemente mit einer bewußt aufgerauhten
Oberfläche eine Verbesserung der Farbspaltung ergeben. Die farbführenden Tragflächen
der Strukturelemente bilden - wie bei glatten Oberflächen üblich - keine einheitliche
Fläche, sondern durch die aufgerauhte Oberfläche weist eine derart strukturierte Tragfläche
eine Vielzahl kleiner Flächen auf.
[0010] Diese vielen kleinen Flächen reduzieren die Adhäsionskraft der Farbe, so daß die
Farbspaltung der Farbe nicht aus einem Punkt (ausgehend von einer glatten Oberfläche
einer Tragfläche) zurückgespaltet wird, sondern aus einer Vielzahl kleiner Punkte.
[0011] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
[0012] Dabei zeigen:
- Fig. 1
- einen vergrößerten Querschnitt einer Oberflächenstruktur mit zylindrischen Strukturelementen,
- Fig. 2
- einen vergrößerten Querschnitt einer Oberflächenstruktur mit kugelkalottenförmigen
Strukturelementen,
- Fig. 3
- eine vergrößerte Ansicht einer Oberflächenstruktur mit kegelstumpfförmigen Struktürelementen.
[0013] Die bedruckstofführende Oberflächenstruktur ist am Umfang eines Gegendruckzylinders
einer Bogenoffsetdruckmaschine angeordnet. Dem Gegendruckzylinder ist in Bogenlaufrichtung
eine Wendeeinrichtung vorgeordnet, die nach dem Prinzip der Hinterkantenwendung den
Bogen an den Gegendruckzylinder übergibt. Die Oberflächenstruktur besteht aus einer
Hartchromschicht 1, die auf einem Substrat 3 aufgebracht ist. Das Substrat 3 ist im
vorliegenden Beispiel die Mantelfläche des Gegendruckzylinders. Alternativ kann dies
auch ein anderer Druckmaschinezylinder oder ein Aufzug dafür sein. Die Hartchromschicht
1 weist beispielsweise eine Dicke von 150 µm auf. Die Oberflächenstruktur setzt sich
aus statistisch annähernd gleichmäßig verteilten, erhöhten Strukturelementen 2 mit
entsprechend zugeordneten Strukturtälern 6 zusammen. Die erhöhten Strukturelemente
2 sind annähernd zylinderförmig (Fig. 1), kugelkalottenförmig (Fig. 2) oder etwa kegelstumpfförmig
(Fig. 3) ausgebildet. In einer weiteren Ausbildung können die Strukturelemente 2 auch
als Pyramidenstumpf ausgebildet sein. Die Strukturelemente weisen Tragflächen 4 auf,
die mit dem bedruckten Bogen in Kontakt stehen, indem sich auf diesen Tragflächen
4 der Bogen bei Kontakt am Gegendruckzylinder abstutzt. Diese Tragflächen 4 sind annähernd
auf gleicher Höhe liegend angeordnet. Die Hartchromschicht 1 weist eine Vielzahl von
unregelmäßig mehr oder weniger großen Vertiefungen 5 auf, die im Vergleich zu den
Strukturtälern 6 auf den Strukturelementen 2 vergrößert vorliegen. Diese Vertiefungen
5 sind insbesondere auf den Tragflächen 4 spalten- bzw. furchenförmig vergrößert.
Die Strukturelemente 2 weisen einen Rauheitswert von R
2 15 bis 35 µm auf Die Vertiefungen 5 sind somit in der Hartchromschicht 1 so tief,
daß eine ausreichend korrosionsbeständige Chromschicht auf dem Substrat 3 verbleibt.
[0014] Der von einer Wendeeinrichtung an den Gegendruckzylinder übergebene Bogen kommt mit
seiner bedruckten Seite mit der Oberflächenstruktur, speziell den Tragflächen 4, in
Kontakt. Die Tragflächen 4 mit ihren Vertiefungen 5 übernehmen die Funktion der Bogenführung.
Die Vielzahl einzelner Flächen, die eine kleinere Tragfläche 4 gegenüber herkömmlichen
Ausführungen bilden, reduzieren die Farbführung. Die Farbe wird von den Tragflächen
4 an den Bogen bzw. an Folgebogen punktuell zurückgespaltet. Die erfindungsgemäße
Oberflächenstruktur verbessert somit wesentlich die Druckqualität.
[0015] Zur weiteren Erhöhung des Verschleißschutzes können die Strukturelemente 2 eine Zusatzbeschichtung
aufweisen. Diese Zusatzbeschichtung ist vorzugsweise eine PVD-Hartstoffschicht (PVD
= Physical Vapour Deposition). Beispielsweise kann die PVD-Schicht aus Titannitrid
bestehen und eine Schichtdicke von 3 µm aufweisen. Die Strukturelemente 2 sowie die
Strukturtäler 6 mit den Vertiefungen 5 werden in ihrer Oberflächenrauheit nicht beeinflußt.
Bezugszeichenliste
[0016]
- 1
- Hartchromschicht
- 2
- Strukturelement
- 3
- Substrat
- 4
- Tragfläche
- 5
- Vertiefung
- 6
- Strukturtal
1. Bedruckstofführende Oberflächenstruktur, vorzugsweise für Druckmaschinenzylinder oder
deren Aufzüge, mit annähernd gleichmäßig statistisch verteilten, erhabenen Strukturelementen
und zugeordneten Strukturtälern, wobei der Bedruckstoff sich auf den Strukturelementen
abstützt und die Oberflächenstruktur aus einer Chromschicht besteht oder Chrom in
der Beschichtung enthalten ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die auf einem Substrat (3) angeordneten Strukturelemente (2) eine Tragfläche (4)
mit einer Vielzahl von die Oberflächenrauheit erhöhenden Vertiefungen (5) aufweisen.
2. Bedruckstofführende Oberflächenstruktur nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Strukturelemente (2) und die Strukturtäler (6) eine Vielzahl von Vertiefungen
(5) aufweisen.
3. Bedruckstofführende Oberflächenstruktur nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vertiefungen (5) ein unregelmäßiges Netzwerk von Spalten, Furchen und Rissen
bilden.
4. Bedruckstofführende Oberflächenstruktur nach den Ansprüchen 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vertiefungen (5) auf den Strukturelementen (2) deutlich größer sind als in
den Strukturtälern (6).
5. Bedruckstofführende Oberflächenstruktur nach den Ansprüchen 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Strukturelemente (2) als Kugelkalotten, Zylinder, Kegelstümpfe, Pyramidenstümpfe
ausgebildet sind.
6. Bedruckstofführende Oberflächenstruktur nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Strukturelemente (2) als Kugelkalotten in der optischen Vergrößerung die Form
einer Eispitze aufweisen.
7. Bedruckstofführende Oberflächenstruktur nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichne,t
daß das Substrat (3) die Mantelfläche eines Druckmaschinenzylinders ist.
8. Bedruckstofführende Oberflächenstruktur nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Substrat (3) der Aufzug eines Druckmaschinenzylinders ist.
9. Bedruckstofführende Oberflächenstruktur nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Strukturelemente (2) und die Strukturtäler (6) eine zusätzliche PVD-Hartstoffschicht
aufweisen.
10. Bedruckstofführende Oberflächenstruktur nach den Ansprüchen 1 und 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Strukturelemente (2) untereinander verkettet sind.