[0001] Die Erfindung betrifft ein photographisches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial
zur Erzeugung von schwarz-weißen Negativbildern mit ultrasteilem Kontrast und ein
Verfahren zur Herstellung eines Schwarz-Weiß-Negativbildes unter Verwendung eines
solchen Materials.
[0002] Bei der photomechanischen Reproduktion müssen häufig Halbtonbilder in Rasterpunktbilder
umgewandelt werden. Hierzu verwendet man Silberhalogenidmaterialien, die man in besonderen
Verfahren zu ultrasteilem Kontrast, d. h. zu einer maximalen Steigung der Schwärzungskurve
von mehr als 10, entwickelt. Bekannt sind beispielsweise das Lithverfahren mit sulfitarmen,
formaldehydhaltigen Hydrochinonentwicklern. Besondere praktische Bedeutung hat neuerdings
die Entwicklung in Gegenwart von Hydrazinverbindungen.
[0003] Bei diesem Verfahren werden häufig gewisse Aminoverbindungen zur weiteren Steigerung
des Kontrastes angewendet. So wird in der EP-00 32 456-B1 ein Verfahren beansprucht,
bei dem man ein Aufzeichnungsmaterial in Gegenwart einer Hydrazinverbindung mit einem
Hydrochinon-3-Pyrazolidinon-Entwickler verarbeitet, der eine kontraststeigernde Menge
einer Aminoverbindung enthält.
[0004] Entwickler, die eine kontraststeigernde Menge einer Aminoverbindung enthalten, sind
nicht frei von Nachteilen. Die erforderliche Konzentration der Aminoverbindung ist
beträchtlich und liegt häufig in der Nähe der Löslichkeitsgrenze. Infolge der Temperaturerhöhung
oder von geringen Konzentrationsänderungen durch Wasserverdunstung während des Gebrauchs
kann die Löslichkeitsgrenze leicht überschritten werden und die Aminoverbindung scheidet
sich aus. Dies kann zu ungleichmäßiger Entwicklung und zur Verunreinigung der Aufzeichnungsmaterialien
und der Entwicklungsmaschine führen. Wegen ihrer wasserdampfflüchtigkeit können die
ausgeschiedenen Aminoverbindungen auch an entfernte Stellen der Entwicklungsmaschine
gelangen und unerwünschte Verunreinigungen sowie Korrosion hervorrufen.
[0005] Bei der Verwendung von Entwicklern, welche bekannte Aminoverbindungen enthalten,
tritt ein auch sehr unangenehmer Geruch auf, der auf die hohe erforderliche Konzentration
und die Flüchtigkeit dieser Verbindungen zurückzuführen ist.
[0006] Da die Aminoverbindungen nur begrenzt löslich sind ist es schwierig, die als wirtschaftliche
Handelsform üblichen Entwicklerkonzentrate zu formulieren. Nach der EP-A-02 03 521
können zwar Salze gewisser Sulfo- oder Carbonsäuren als Lösungsvermittler eingesetzt
werden. Die übrigen angesprochenen Probleme werden jedoch durch solche Zusätze nicht
beeinflußt.
[0007] Die bekannten Entwickler haben in der Regel einen pH über 11. Daher sind sie für
die Praxis nicht hinreichend stabil und wirken stark korrosiv auf die Bauteile der
Entwicklungsmaschinen.
[0008] In der deutschen Offenlegungsschrift DE-A-43 10 327 ist ein Verfahren zur Erzeugung
von Negativbildern mit ultrasteilem Kontrast beschrieben, bei dem die Entwicklung
des Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterials in Gegenwart von Verbindungen erfolgt,
deren Moleküle mindestens ein quaternäres Stickstoffatom und mindestens eine tertiäre
Aminfunktion aufweisen.
[0009] In der EP-04 73 342-A1 ist ein photographisches Silberhalogenidmaterial beschrieben,
das in einem Entwickler mit einem pH < 11 zu ultrasteilem Kontrast entwickelt werden
kann. Die lichtempfindliche Beschichtung dieses Material enthält eine Hydrazinverbindung
einer bestimmten Formel sowie eine Amino- oder eine quaternäre Oniumverbindung und
ist auf einen pH von mindestens 5,9 eingestellt.
[0010] die Herstellung von Bildern mit ultrasteilem Kontrast auch bei relativ niedrigem
Entwickler-pH und bei kurzer Entwicklungszeit ermöglichen.
[0011] Die tertiäre Aminogruppe wird durch ein Stickstoffatom realisiert, welches mit Einfachbindungen
an zwei organische Reste sowie über eine zweiwertige verbindende Gruppe an die Nitrilogruppe
gebunden ist.
[0012] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung fällt die kontraststeigernde Verbindung
unter eine der nachstehend angegebenen allgemeinen Formeln (A), (B) oder (C):
RR
1N - X - (CN)
n (A)
NC - X - NR
2 - B - NR
2 - X - CN (B)
RR
1N - X - N(CH
2CN)
2 (C)
[0013] Die Reste R und R
1 können gleich oder verschieden sein und je eine geradkettige oder verzweigte Alkylgruppe
mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen sein, beispielsweise Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopropyl,
n-Butyl, Isobutyl, n-Hexyl. Sie können auch unter Einschluß des Stickstoffatoms und
ggf. eines weiteren Stickstoffatoms, eines Sauerstoffatoms oder einer Carbonylgruppe
einen heterozyklischen Ring mit 5 bis 12 Gliedern bilden, beispielsweise einen Piperidin-,
Pyrrolidin-, Pyrrolin-, Oxazolidin-, Imidazolin-, Morpholin-, Pyrazan-, Azepin-, Oxazepin-
oder Azacyclodecanring. Jede der Gruppen R und R
1 kann auch eine Benzylgruppe sein. Die Gruppen R und R
1 und auch die diesen Gruppen entsprechenden heterozyklischen Ringe können weiter substituiert
sein, bevorzugt mit Hydroxyl-, Alkoxy-, Alkylthio- oder Alkylaminogruppen, wobei das
Alkyl 1 bis 6 Kohlenstoffatome aufweisen kann. Beispiele solcher Substituenten sind
Methoxy, Ethoxy, Propoxy, Butoxy, Ethylamino, Dimethylamino, Butylthio.
[0014] R oder R
1 können auch mit ihrem freien Ende unter Bildung eines Ringes, der das Stickstoffatom
der tertiären Aminogruppe einschließt, an die verbindende Gruppe X anknüpfen. Ein
solcher Ring kann beispielsweise ein Piperidinring oder ein Morpholinring sein.
[0015] Die zweiwertigen verbindenden Gruppen X und B sind bevorzugt gradkettige, verzweigte
oder cyclische Alkylengruppen mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen, Phenylen- oder Aralkylengruppen
mit 7 bis 20 Kohlenstoffatomen, oder zweiwertige Ketten aus 1 bis 20 Methylengruppen,
in die neben diesen auch Sauerstoff, Schwefel, Aminogruppen, Alken- oder Alkingruppen
oder auch Polyoxyalkylengruppen, insbesondere Polyoxyethylen oder Polyoxypropylengruppen
mit 1 bis 50 Oxyalkyleinheiten eingebaut sein können. Besonders bevorzugt ist eine
Ethylen- oder Propylengruppe. Die genannten Gruppen können auch weiter substituiert
sein, beispielsweise mit Alkyl-, Hydroxyl- und weitern tertiären Aminogruppen.
[0016] Die verbindende Gruppe X kann auch dreiwertig sein und so die tertiäre Aminogruppe
mit zwei Nitrilogruppen verbinden. Geeignet sind die im vorstehenden Absatz genannten
Gruppen, wenn in ihnen eine weitere freie Valenz anstelle eines Wasserstoffatoms vorhanden
ist. Als Beispiele seien genannt:
―CH〈 ―CH
2-CH〈 ―CH
2-CH〈

―CH=CH―CH〈

―C
2H
4―(OC
2H
4)
3―CH
2―CH〈
[0017] Der Rest R
2 in der allgemeinen Formel (B) bedeutet eine gesättigte oder ungesättigte Alkylgruppe,
bevorzugt mit 1 bis 12 Kohlenstoffatomen, eine Arylgruppe, bevorzugt mit 6 bis 14
Kohlenstoffatomen oder eine Aralkylgruppe, bevorzugt mit 7 bis 15 Kohlenstoffatomen.
Diese Gruppen können ihrerseits substituiert sein, beispielsweise mit Hydroxyl-, Amino-,
Alkylamino- und Alkoxygruppen, wobei hierin das Alkyl vorzugsweise 1 bis 6 Kohlenstoffatome
aufweist. Wenn es sich um eine Alkylgruppe handelt, dann kann diese auch mit ihrem
vom Stickstoff abgewandten Ende unter Bildung eines Ringes an ein Kohlenstoffatom
der Gruppe B gebunden sein. Ein solcher Ring kann beispielsweise ein Piperidin-, Pyrrolidin-
oder Hexahydroazepinring sein. Die beiden Reste R
2 können auch gemeinsam mit B oder mit Teilen von B und mit den beiden Stickstoffatomen
einen oder zwei gesättigte Ringe, vorzugsweise mit 5 oder 6 Gliedern, bilden, zum
Beispiel Pyrrolidin- oder Piperidinringe.
[0018] In der allgemeinen Formel (A) ist n entweder 1 oder 2.
[0019] Da die erfindungsgemäßen kontraststeigernden Verbindungen in ihrem Molekül mindestens
eine tertiäre Aminogruppe aufweisen, können sie sowohl in Form des freien Amins als
auch in Form eines Salzes, d.h. eines Addukts aus einer Säure und dem freien Amin,
hergestellt, gehandhabt und verwendet werden. Eine bevorzugte Säure ist Salzsäure.
[0020] Erfindungsgemäße kontraststeigernde Verbindungen lassen sich aus leicht zugänglichen
und kostengünstigen Ausgangsstoffen herstellen. Geeignete Verfahren kann der Fachmann
anhand der Standardwerke zur präparativen organischen Chemie auffinden, beispielsweise
die Einführung einer Cyanomethylgruppe mittels Chloracetonitril, die Alkylierung von
Cyaniden (Houben-Weyl, Methoden der organischen Chemie, 4. Auflage, Band 8 (1952),
Seiten 290 ff.) und die Entwässerung von Carbonsäureamiden (ebenda, Seiten 330 ff.).
Weitere Möglichkeiten der Synthese sind die Alkylierung des Anions einer geeigneten
CH-aziden Verbindung, wie Malonsäuredinitril, mit Aminohalogenalkanen und die Umsetzung
von Ketonen mit Cyaniden zu Cyanhydrinen. Mehrere der erfindungsgemäßen Verbindungen
sind auch preisgünstig im Handel erhältlich.
[0021] Beispiele für erfindungsgemäße kontraststeigernde Verbindungen sind:
(C
2H
5)
2N-C
3H
6―CN HCl 1
(i
- C
3H
7)
2N-C
2H
4―CN HCl 2
(C
4H
9)
2N-C
2H
4―CN HCl 5
(C
4H
9)
2N-C
3H
6―N(CH
2CN)
2 7
(C
2H
5)
2N-C
2H
4―O―C
2H
4―CN 9
(C
2H
5)
2N-C
2H
4―S―C
2H
4―CN 10

[0022] Das erfindungsgemäße Aufzeichnungsmaterial enthält eine Hydrazinverbindung. Diese
Hydrazinverbindung kann in an sich bekannter Weise entweder in eine oder mehrere Schichten
des Aufzeichnungsmaterials inkorporiert werden. Dies können sowohl Schichten sein,
welche das lichtempfindliche Silberhalogenid enthalten, als auch Schichten, die mit
den erstgenannten in reaktiver Verbindung stehen, d. h. die so angeordnet sind, daß
Stoffe von einer in die andere Schicht diffundieren können, wenn durch Reaktionen
ein Konzentrationsgefälle aufrechterhalten wird.
[0023] Geeignete Hydrazinverbindungen sind beispielsweise beschrieben in Research Disclosure
235 010 (November 1983),
DE-27 25 743-A1, EP-00 32 456-B1, EP-01 26 000-A2, EP-01 38 200-A2, EP-02 03 521-A2,
EP-02 17 310-A2, EP-02 53 665-A2, EP-03 24 391-A2, EP-03 24 426-A2, EP-03 26 443-A2,
EP-03 56 898-A2, EP-04 73 342-A1, EP-05 01 546-A1, EP-04 81 565-A , EP-05 98 315-A1,
EP-04 44 506.
[0024] Bevorzugte Hydrazinverbindungen sind durch die allgemeine Formel (H) beschrieben:
B - Phenyl - NHNH - L - G (H)
[0025] Hierin bedeuten B eine Ballastgruppe, G eine aktivierende Gruppe und L eine der Gruppen
-CO- und -CO-CO-. "Phenyl" bedeutet einen Benzolring, an den B und die Hydrazingruppe
gebunden sind, und zwar bevorzugt in Para-Stellung.
[0026] Bevorzugte Ballastgruppen sind jene, die nicht elektronenanziehend sind, beispielsweise
gerade oder verzweigte Alkylgruppen, (z. B. Methyl, Ethyl, n-Propyl, Isopropyl, n-Butyl,
Isobutyl, n-Hexyl, n-Octyl, t-Octyl, n-Decyl, n-Dodecyl und ähnliche Gruppen), auch
Alkoxygruppen, die als Alkyl eine der oben genannten Alkylgruppen enthalten, sowie
Acylaminogruppen, wie Acetylamino, Propanoylamino, Butanoylamino, Octanoylamino, Benzoylamino,
Alkyl- und Arylsulfonamido- und ähnliche Gruppen.
[0027] Die genannten Gruppen können ihrerseits mit herkömmlichen photographischen Ballastgruppen
substituiert sein, wie sie von inkorporierten diffusionsfesten Kupplern und anderen
immobilisierten photographischen Zusätzen bekannt sind. Solche Bailastgruppen enthalten
typischerweise mindestens 8 Kohlenstoffatome und können aus relativ reaktionsträgen
aliphatischen oder aromatischen Gruppen ausgewählt werden, beispielsweise Alkyl, Alkoxy,
Phenyl, Alkylphenyl, Phenoxy, Alkylphenoxy, Arylacyl, Arylamido, Alkylpyridinium-1-ylamido
und ähnlichen Gruppen.
[0028] Die Alkyl- und Alkoxygruppen enthalten einschließlich etwaiger Ballastgruppen vorzugsweise
1 bis 20, die Acylaminogruppen vorzugsweise 2 bis 21 Kohlenstoffatome. Es können aber
bis zu 30 oder mehr Kohlenstoffatome in diesen Gruppen enthalten sein. Besonders bevorzugt
sind Methoxyphenyl, Tolyl, ballastiertes Butyramidophenyl, Butylsulfonamido und Toluylsulfonamido.
[0029] Zu den bevorzugten Hydrazinverbindungen gehören jene, deren Ballastgruppe noch eine
adsorptionsfördernde Gruppe enthält. Solche Gruppen fördern die Adsorption des Moleküls
an der Oberfläche der Silberhalogenidkristalle und sind an sich bekannt. Sie enthalten
typischerweise wenigstens ein Schwefel- oder Stickstoffatom, das einen Silberkomplex
bilden kann oder sonst eine Affinität zur Silberhalogenidoberfläche hat. Bevorzugte
Beispiele sind Thioharnstoff-, Thiuronium-, heterozyklische Thioamid- und Triazolgruppen.
[0030] G ist vorzugsweise Wasserstoff, ggf. substituiertes Alkyl (z.B. Methyl, Hydroxymethyl,
Monofluormethyl, Pyridinomethyl, Phenoxymethyl, Alkoxymethyl wie Methoxymethyl), ggf.
substituiertes Aralkyl (z.B. Benzyl, o-Hydroxybenzyl) und ggf. substituiertes Aryl
(z.B. Phenyl, 3,5-Dichlorphenyl, o-Methansulfonamidophenyl, 4-Methansulfonylmethyl,
2-Hydroxymethylphenyl), wobei Alkylgruppen mit elektronenanziehenden Substituenten,
beispielsweise kationischen Gruppen mit quaternärem Stickstoffatom, wie Pyridinium
und Imidazolium, besonders bevorzugt sind.
[0031] G kann auch weiter substituiert sein, z. B. mit Alkyl, Aralkyl, Alkenyl, Alkinyl,
Alkoxy, Aryl, substituiertem Amino, Ureido, Urethan, Aryloxy, Sulfamoyl, Carbamoyl,
Alkyl- oder Arylthio, Alkyl- oder Arylsulfonyl, Alkyl- oder Arylsulfinyl, Hydroxy,
Halogen, Cyan, Sulfo, Aryloxycarbonyl, Acyl, Alkoxycarbonyl, Acyloxy, Carbamid, Sulfonamid,
Carboxyl, Phosphamid, Diacylamino, Imid.
[0032] G kann auch so gewählt werden, daß das L-G-Teil des Moleküls unter Ringbildung abgetrennt
wird, wie dies z.B. in EP-B-02 53 665 beschrieben ist.
[0034] OTS
- ist das Anion der o-Toluolsulfonsäure.
[0035] Die lichtempfindlichen Silberhalogenide der erfindungsgemäß verwendeten Aufzeichnungsmaterialien
bestehen aus Silberchlorid, Silberbromid, Silberchlorobromid, Silberbromoiodid oder
Silberchlorobromoiodid. Sie können monodispers oder polydispers sein, eine einheitliche
Zusammensetzung haben, aber auch Körner mit Kern-Schale-Aufbau aufweisen, sowie auch
Gemische von Körnern verschiedener Zusammensetzung und Korngrößenverteilung sein.
Sie werden unter Verwendung eines hydrophilen kolloidalen Bindemittels, bevorzugt
Gelatine, hergestellt. Die Silberhalogenidkörner können sphärische, polyedrische oder
tafelförmige Gestalt haben. Methoden zur Herstellung geeigneter lichtempfindlicher
Silberhalogenidemulsionen sind dem Fachmann bekannt und beispielsweise in der Research
Disclosure 365 044, Kapitel I bis IV (September 1994) zusammengefaßt.
[0036] Bevorzugt für die erfindungsgemäß verwendeten Aufzeichnungsmaterialien werden Silberhalogenidemulsionen,
die durch kontrollierten Doppelstrahleinlauf hergestellt werden und eine kubische
Kornform haben. Vorteilhaft sind Emulsionen, bei denen mindestens 80 Gewichtsprozent
des Silberhalogenids in kubischer Form vorliegen. Besonders bevorzugt sind monodisperse
Emulsionen, d. h. solche, bei denen der Variationskoeffizient (Quotient aus Standardabweichung
und Mittelwert) der Korngröße kleiner als 0,30 ist. Unter Korngröße wird die Kantenlänge
eines mit dem wirklichen Korn volumengleichen Würfels verstanden.
[0037] Das Kornvolumen der Silberhalogenidkörner in den Emulsionen richtet sich nach der
erforderlichen Empfindlichkeit und kann beispielsweise dem kubischer Körner von 0,1
bis 0,7 µm Kantenlänge entsprechen. Ein bevorzugter Bereich liegt zwischen 0,15 und
0,30 µm. Bei der Emulsionsherstellung können Edelmetallsalze, besonders Salze von
Rhodium oder Iridium, zur Steuerung der photographischen Eigenschaften in den üblichen
Mengen anwesend sein.
[0038] Die Emulsionen werden bevorzugt chemisch sensibilisiert. Geeignete Verfahren sind
die Schwefel-, die Reduktions- und die Edelmetallsensibilisierung, die auch in Kombination
angewendet werden können. Für letztere können beispielsweise Gold- oder Iridiumverbindungen
benutzt werden. Die Sensibilisierung wird bevorzugt in Gegenwart von Salzen organischer
Thiosulfonsäuren, wie der p-Toluolthiosulfonsäure, durchgeführt.
[0039] Die Emulsionen können mit üblichen Sensibilisierungsfarbstoffen spektral sensibilisiert
werden, wie beispielsweise in Research Disclosure 365 044, Kapitel V (September 1994),
beschrieben.
[0040] Die Emulsionen können auch übliche Antischleiermittel enthalten. Bevorzugt sind ggf.
substituiertes Benztriazol, 5-Nitroindazol und 1-Phenyl-5-mercaptotetrazol. Diese
Mittel können zu jedem Zeitpunkt bei der Emulsionsherstellung zugesetzt werden oder
in einer Hilfsschicht des photographischen Materials enthalten sein. Zur Verbesserung
der photographischen Eigenschaften kann der Emulsion vor oder nach der chemischen
Reifung ein Jodid, vorzugsweise ein Alkalijodid, in einer Menge von etwa 0,5 bis 5
mmol je Mol Silber zugesetzt werden.
[0041] Die Emulsionen können auch bekannte Polymerdispersionen enthalten, durch die beispielsweise
die Dimensionsstabilität des photographischen Materials verbessert wird. Es handelt
sich dabei in der Regel um Latices hydrophober Polymere in wäßriger Matrix. Beispiele
für geeignete Polymerdispersionen sind in der Research Disclosure 176 043, Kapitel
IX B (Dezember 1978) genannt. Bevorzugt werden Polymere von Estern der Acryl- und
der Methacrylsäure, besonders bevorzugt von C
1- bis C
6-Estern. Die Teilchengröße dieser Polymerlatices liegt bevorzugt zwischen 20 und 100
nm.
[0042] Die lichtempfindlichen Schichten der photographischen Materialien können durch Zusatz
eines Härtungsmittels gehärtet sein. Härtungsmittel sind beispielsweise in der Research
Disclosure 365 044, Kapitel II B (September 1994) genannt. Dieses Härtemittel kann
der Emulsion zugesetzt oder über eine Hilfsschicht beispielsweise eine äußere Schutzschicht,
eingebracht werden. Geeignete Härtemittel sind beispielsweise Aldehyde, wie Formaldehyd
oder Glutaraldehyd, Vinylsulfone, s-Triazine, Aziridine, Carbodiimide, Carbamoylpyridiniumverbindungen,
mono- und bifunktionelle Carbamoylimidazoliumverbindungen. Ein bevorzugtes Härtungsmittel
ist Hydroxydichlorotriazin.
[0043] Das photographische Material kann weitere Zusätze, die für die Erzeugung bestimmter
Eigenschaften bekannt und üblich sind, enthalten. Solche Mittel sind zum Beispiel
in der Research Disclosure 365 044 (September 1994) in den Kapiteln VI (Aufheller),
IX A (Beschichtungshilfsmittel), IX B (Weichmacher und Gleitmittel) und IX D (Mattierungsmittel)
aufgeführt.
[0044] Der Gelatinegehalt der Emulsionen liegt im allgemeinen zwischen 30 und 150 g je mol
Silber; bevorzugt wird der Bereich zwischen 40 und 100 g je mol Silber.
[0045] Zur Erfindung gehört auch ein Verfahren für die Herstellung schwarz-weißer negativer
photographischer Bilder, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man ein vorgehend
beschriebenes lichtempfindliches Aufzeichnungsmaterial bildmäßig belichtet, in einer
wäßrigen Entwicklerlösung entwickelt, in üblicher Weise fixiert, wässert und trocknet.
[0046] Die erfindungsgemäß verwendeten Entwicklerlösungen enthalten bevorzugt eine Dihydroxybenzol-Entwicklersubstanz,
beispielsweise Hydrochinon, Brenzkatechin, Methylhydrochinon oder Chlorhydrochinon,
und ein Oxydationsschutzmittel, bevorzugt ein Alkalisulfit in einer Konzentration
von mehr als 0,3 mol je Liter. Besonders bevorzugt werden Lösungen mit pH-Werten von
9 bis höchstens 11. Solche Entwicklerlösungen sind auch im Gebrauch gut haltbar und
ergeben weitgehend schleierfreie Bilder. Ebenfalls verwendbar sind Entwicklerlösungen
mit einer Entwicklersubstanz vom Ascorbinsäuretyp, beispielsweise L-Ascorbinsäure,
D-Ascorbinsäure, L-Erythroascorbinsäure, 6-Desoxy-L-ascorbinsäure, Imino-L-erythroascorbinsäure
oder Zuckerderivate dieser Säuren. Geeignet sind auch Entwicklerlösungen, die sowohl
Entwicklersubstanzen vom Dihydroxybenzol-Typ als auch solche vom Ascorbinsäuretyp
enthalten.
[0047] Bevorzugt enthalten die Entwicklerlösungen bekannte superadditiv wirkende Hilfsentwicklersubstanzen,
beispielsweise N-Methyl-p-aminophenol oder 1-Phenylpyrazolidinon-3 oder Derivate dieser
Verbindungen.
[0048] Ebenfalls bevorzugt sind Entwickler, die Stabilisatoren aus den Gruppen der Benztriazole
und Mercaptotetrazole enthalten. Solche Stabilisatoren sind beispielsweise 1-Phenyl-5-mercaptotetrazol,
1-(4-Hydroxyphenyl)-5-mercaptotetrazol, 1-(1-Naphthyl)-5-mercaptotetrazol, 1-Cyclohexyl-5-mercaptotetrazol,
1-(4-Chlorphenyl)-5-mercaptotetrazol, 1-(3-Capramidophenyl)-5-mercaptotetrazol, Benztriazol,
5-Chlorbenztriazol, 5-Brombenztriazol, 5-Methylbenztriazol, 5-Nitrobenztriazol, 5-Benzoylaminobenztriazol,
1-Hydroxymethylbenztriazol, 6-Cyanobenztriazol.
[0049] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist die Verwendung von Alkanolaminen nach dem
Stand der Technik entweder völlig entbehrlich oder ihre Menge kann auf einen geringen
Bruchteil vermindert werden. Dadurch arbeitet das Verfahren ohne störende oder schädliche
Geruchsbelästigung und die Korrosion durch aus dem Entwickler sich verflüchtigende
Aminoverbindungen wird vermieden.
[0050] Die erfindungsgemäßen kontraststeigernden Verbindungen können der Emulsion in jedem
Stadium der Herstellung zugesetzt werden. Aufgrund ihrer Molekülstruktur können sie
sowohl oberflächenaktiv sein als auch mit ionischen Polymeren in Wechselwirkung treten.
Die Nitrilgruppe verleiht den Verbindungen hydrophile Eigenschaften. Dagegen haben
die im Molekül ebenfalls vorhandenen Kohlenwasserstoffgruppen eine hydrophobe und
diffusionshemmende Wirkung. Es ist daher möglich, durch Auswahl der Zahl der Nitrilgruppen,
der Zahl und Art der Kohlenwasserstoffgruppen und ggf. weiterer hydrophiler Gruppen,
wie beispielsweise Ethylenoxidgruppen, Wasserlöslichkeit, Grenzflächenaktivität und
Diffusionsfähigkeit der Verbindungen auf den jeweiligen Anwendungszweck abzustimmen.
[0051] Vorteilhaft bei den erfindungsgemäßen Verbindungen ist weiterhin, daß sie in den
alkalischen Entwicklerbädern zu photographisch inaktiven Folgeprodukten zersetzt werden.
Sie reichern sich daher nicht - wie andere bekannte im Aufzeichnungsmaterial inkorporierte
kontraststeigernde Verbindungen - infolge Auswaschens im Entwickler an. Daher beeinträchtigen
sie die Stabilität der Entwickleraktivität nicht, selbst wenn sie nur in geringem
Maße diffusionsgehemmt (ballastiert) sind.
[0052] Die Erfindung kann zur Erzeugung von schwarz-weißen Negativbildern mit ultrasteilem
Kontrast, insbesondere bei der Reproduktion in der Druckvorstufe für den Schwarz-Weiß-
und Mehrfarbdruck, angewendet werden. Sie wird durch das folgende Ausführungsbeispiel
näher erläutert.
Beispiel 1
[0053] Durch pAg-geregelten Zweistrahleinlauf in Gegenwart eines Rhodiumsalzes wurde eine
kubische Silberchlorobromidemulsion (80 Molprozent Chlorid) hergestellt, deren Körner
eine Kantenlänge von 0,21 µm hatten. Nach der Entfernung der löslichen Salze mittels
des Flockverfahrens wurde auf einen Gesamtgelatinegehalt von 55 g je mol Silber eingestellt
und eine chemische Reifung mit Kaliumthiotosylat, Thiosulfat und Goldsalz durchgeführt.
Danach wurden noch Kaliumiodid (1,6 mmol/mol Ag), Phenylmercaptotetrazol, 5-Nitroindazol,
ein Polyethylenlatex, ein Sensibilisator für den grünen Spektralbereich, zwei Beschichtungshilfsmittel
(Triton® X-102, Triton® X-200; Hersteller: Rohm & Haas), 0,12 mmol 1-Pyridiniumacetyl-2-(4-benzyloxyphenyl)hydrazinbromid
(Verbindung H-9) je mol Silber und 0,10 mmol Dichlorohydroxytriazin-Natriumsalz je
g Gelatine zugesetzt. Durch Auftragen der Emulsion zusammen mit Übergüssen, die Gelatine,
Mattierungsmittel, Netzmittel (Triton® X-200) und Zusätze nach Tabelle 1 enthielten,
wurden Kamerafilme hergestellt. Der Silberauftrag betrug 4,2 g/m
2, der Übergußauftrag 0,9 g Gelatine je m
2.
[0054] Als Vergleichsverbindungen wurden verwendet:
(C
2H
5)
2N-CH
2―CHOH―CH
2OH V-1

[0055] Probestreifen der erhaltenen Aufzeichnungsmaterialien wurden durch eine Vorlage aus
einem Dichteverlaufskeil, der teilweise mit einem Kontaktraster unterlegt war, mit
Weißlicht belichtet. Die Streifen wurden in einer Entwicklungsmaschine (Dürr Graphica)
bei 36 °C entwickelt, fixiert, gewässert und getrocknet. Die Entwicklungszeit betrug
28 s. Es wurde ein handelsübliches Fixierbad verwendet. Der Entwickler hatte folgende
Zusammensetzung:
Wasser |
500 g |
Natriumbisulfit |
50 g |
KOH |
27 g |
EDTA Trinatriumsalz |
3,7 g |
Hydrochinon |
25 g |
Kaliumbromid |
4 g |
Benzotriazol |
0,3 g |
Phenylmercaptotetrazol |
0,05 g |
4-Hydroxymethyl-4-methyl-1-phenylpyrazolidinon |
1 g |
Borsäure |
3 g |
Natriumhydroxid |
24 g |
Diethylenglykol |
40 g |
Wasser auf 1 Liter, pH auf 10,5 bei 22 °C. |
[0056] Die verarbeiteten Streifen wurden nach folgenden Kriterien ausgewertet: Minimaldichte
Dmin, Maximaldichte Dmax, Empfindlichkeit S als Dichte des Vorlagen-Verlaufskeils
an der Stelle, die im Rasterbild den Tonwert 50% ergab, Fußgradation G1 zwischen den
Dichtewerten D = 0,1 und 0,4 im Halbtonbild, Hauptgradation G2 zwischen D = 1,0 und
2,5 sowie eine visuelle Bewertung der Punktqualität PQ der Rasterpunkte. Die Bewertung
10 bedeutet optimale Schärfe der Punkte, 4 - 5 ist nur bedingt brauchbar und entspricht
der Schärfe eines Rapid Access Films ohne Kontrastverstärkung, 1 - 3 ist unbrauchbar.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefaßt.
Tabelle 1
Versuch |
Zusatz |
Dmin |
Dmax |
S |
G1 |
G2 |
PQ |
|
Verb. |
Menge (mg/m2) |
|
|
|
|
|
|
1 |
---- |
|
0,04 |
5,2 |
1,20 |
4,0 |
9,0 |
5 |
2 |
V1 |
40 |
0,04 |
5,2 |
1,24 |
4,2 |
8,9 |
5 |
3 |
V2 |
40 |
0,04 |
5,2 |
1,24 |
5,5 |
12 |
5 |
4 |
V3 |
40 |
0,04 |
5,2 |
1,22 |
4,4 |
9 |
5 |
5 |
8 |
20 |
0,04 |
5,2 |
1,40 |
9,2 |
>25 |
9 |
6 |
8 |
30 |
0,04 |
5,2 |
1,41 |
9,1 |
>25 |
9 |
7 |
3 |
40 |
0,04 |
5,2 |
1,35 |
6,9 |
18 |
8 |
1. Lichtempfindliches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial, insbesondere für die Herstellung
von Schwarz-Weiß-Negativbildern mit ultrasteilem Kontrast, mit mindestens einer lichtempfindlichen
Schicht auf mindestens einer Seite eines Schichtträgers und gegebenenfalls weiteren
Schichten auf der gleichen Seite des Schichtträgers, welche in der lichtempfindlichen
oder in einer mit dieser in reaktiver Beziehung stehenden Schicht mindestens eine
Hydrazinverbindung enthalten
dadurch gekennzeichnet, daß
es in dieser oder in einer anderen mit ihr in reaktiver Beziehung stehenden Schicht
mindestens eine kontraststeigernde Verbindung enthält, die in ihrem Molekül mindestens
eine tertiäre Aminogruppe und mindestens eine Nitrilogruppe aufweist.
2. Lichtempfindliche Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterialien,
dadurch gekennzeichnet, daß die kontraststeigernde Verbindung unter eine der allgemeinen
Formeln (A), (B) oder (C)
RR
1N - X - (CN)
n (A)
NC - X - NR
2 - B - NR
2 - X - CN (B)
RR
1N - X - N(CH
2CN)
2 (C)
fällt, worin bedeuten
R, R1 gleich oder verschieden je eine ggf. substituierte Alkylgruppe mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen
oder eine ggf. substituierte Benzylgruppe, oder R und R1 gemeinsam mit dem Stickstoffatom und ggf. einem weiteren Sauerstoff- oder Stickstoffatom
einen fünf- bis achtgliedrigen Ring,
R2 eine gesättigte oder ungesättigte Alkylgruppe oder eine Arylgruppe, diese Gruppen
können weiter substituiert sein, auch kann eine Alkylgruppe mit ihrem vom Stickstoff
abgewandten Ende unter Bildung eines Ringes an ein Kohlenstoffatom der Gruppe B gebunden
sein,
X eine zweiwertige oder dreiwertige verbindende Gruppe,
B eine zweiwertige verbindende Gruppe,
n 1 oder 2.
3. Lichtempfindliches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Hydrazinverbindung die allgemeine Formel (H)
B - Phenyl - NHNH - L - G (H)
hat, wobei B eine Ballastgruppe, G eine aktivierende Gruppe und L gleich CO oder CO-CO
ist.
4. Lichtempfindliches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial nach einem der Ansprüche
1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
es die kontraststeigernde Verbindung in einer Menge von 0,05 bis 5 g je mol Silber
enthält.
5. Lichtempfindliches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial nach einem der Ansprüche
1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Silberhalogenid der Emulsion zu mehr als 80 Gewichtsprozent aus kubischen Körnern
besteht.
6. Lichtempfindliches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial nach einem der Ansprüche
1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Silberhalogenid der Emulsion eine mittlere Korngröße von 0,15 bis 0,30 µm aufweist.
7. Lichtempfindliches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial nach einem der Ansprüche
1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Silberhalogenid der Emulsion monodispers ist.
8. Verfahren zur Herstellung eines Schwarz-Weiß-Negativbildes mit ultrasteilem Kontrast,
dadurch gekennzeichnet, daß
ein Aufzeichnungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 4 belichtet und in einem
Entwickler mit einem pH zwischen 9 und 11 entwickelt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Entwickler mehr als 0,30 mol Sulfit je Liter enthält.