[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern oder Regeln der Farbgebung während
des Druckprozesses, insbesondere während des Fortdruckprozesses, einer Druckmaschine,
wobei Farbmeßdaten aus den laufend erstellten Druckbildern gewonnen und für den Steuer-
oder Regelvorgang zur Beeinflussung der Farbgebung verwendet werden, wenn eine vorbestimmte
Toleranz überschritten ist.
[0002] Ein Verfahren der eingangs genannten Art geht aus der europäischen Patentschrift
0 196 431 hervor. Bei diesem bekannten Verfahren werden zur Regelung der gewünschten
Farbbalance Größen verwendet, die dadurch ermittelt sind, daß Farbschichtdicken und/oder
Rasterpunktgrößen verschiedener Druckfarben zueinander in Beziehung gesetzt werden.
Fallen diese Größen aus ihnen zugeordneten Toleranzbereichen heraus, so wird in den
Druckvorgang korrigierend eingegriffen.
[0003] Die Erfindung befaßt sich ebenfalls mit der Erzielung eines gleichförmigen Druckresultats.
Es besteht die Aufgabe, ein Verfahren zum Einstellen der Farbgebung zu schaffen, das
auf schnellem und einfachem Wege durchführbar ist.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die zeitliche Entwicklung
der Farbmeßdaten für eine Trendschätzung herangezogen werden, daß die Trendschätzung
bewertet wird, und daß eine korrigierende Steuerung oder Regelung der Farbgebung erfolgt,
wenn bestimmte Trendschätzungsdaten außerhalb der Toleranz liegen. Erfindungsgemäß
wird somit aus bereits vorliegenden Informationen, nämlich den mittels einer optischen
Erfassungseinrichtung oder dergleichen aufgenommenen Farbmeßdaten der laufend erstellten
Druckbilder die zukünftige Entwicklung abgeschätzt. Es besteht somit ein präventives
Verhalten. Die aus der "Historie" bekannten Farbmeßdaten werden vorzugsweise gespeichert
und hinsichtlich ihrer zu erwartenden Entwicklung weitergebildet, so daß die erwähnte
Trendschätzung vorliegt. Die Trendschätzung wird der Bewertung unterworfen, um zu
entscheiden, ob ein korrigierender Eingriff in die Farbgebung der Druckmaschine erfolgen
soll. Dieser korrigierende Eingriff wird stets dann vorgenommen, wenn die sich zukünftig
wahrscheinlich einstellenden Farbmeßdaten eine vorgebbare Toleranz überschreiten.
[0005] Vorzugsweise ist vorgesehen, daß eine lineare Trendschätzung durchgeführt wird. Mithin
werden die bereits ermittelten Farbmeßdaten im Sinne einer linearen Trendschätzung
weiterentwickelt, vorzugsweise anhand einer Geraden dargestellt, wobei bei der Bewertung
zu prüfen ist, ob die Gerade aufgrund ihrer Steigung eine vorgegebene Toleranzschwelle
überschreitet oder unterschreitet.
[0006] Es ist vorteilhaft, wenn bei der Trendschätzung der zukünftige Zeitpunkt bestimmt
wird, in dem die Trendschätzungsdaten die Toleranz überschreiten und daß die Zeitspanne
bis zu diesem Zeitpunkt mit einer Toleranzzeitspanne verglichen wird. Die Trendschätzung
wird also so lange in die Zukunft weitergeführt, bis ihre Abweichung von einem Sollwert
der Farbmeßdaten derart groß ist, daß die vorgegebene Toleranz überschritten wird.
Der Zeitpunkt, der beim überschreiten vorliegt, definiert die zuvor erwähnte Zeitspanne.
Diese Zeitspanne wird verglichen mit einer Toleranzzeitspanne, das heißt einer vorgegebenen
Größe. Ist die Zeitspanne kleiner als die Toleranzzeitspanne, so wird korrigierend
mittels Steuerung oder Regelung in die Farbgebung eingegriffen. Ist die zukünftige
Zeitspanne größer als die Toleranzzeitspanne, so erfolgt keine Korrektur der Farbgebung.
[0007] Vorteilhaft ist es, wenn aus den der bekannten, zeitlichen Entwicklung entstammenden
Farbmeßdaten -wie erwähnt- eine Trendgerade gebildet wird, die mit einer Verlängerung
versehen wird, wobei die Verlängerung der Trendschätzung zugrundeliegt beziehungsweise
diese bildet.
[0008] Schließlich ist es vorteilhaft, wenn die Trendgerade aus den bewerteten Farbmeßdaten
mindestens zweier Zeiträume entwickelt wird. Hierbei können innerhalb der beiden Zeiträume
Mittelwerte berechnet werden, so daß zu zwei unterschiedlichen Zeiten zwei mittlere
Farbmeßdaten vorliegen, aus denen dann über eine einfache Geradengleichung der Zeitpunkt
der Toleranzüberschreitung berechnet werden kann. Auf diese Art und Weise wird eine
erheblich aufwendigere lineare Approximation umgangen.
[0009] Da die Farbgebung einer Druckmaschine aufgrund eines zonal aufgebauten Farbwerks
nur zonal beeinflußt werden kann, wird vorzugsweise pro Zone nur eine einzige Entscheidung
abgeleitet, ob, und wenn ja, auf welche Weise die Farbgebung zu regeln beziehungsweise
zu steuern ist. Diese Entscheidung basiert -wie gezeigt- ursächlich auf der zeitlichen
Entwicklung der Farbmeßdaten. Diese Farbmeßdaten werden vorzugsweise einem vorherbestimmbaren
Farbmeßfeld des Druckbilds entnommen. Hierzu muß für jede zu regelnde Zone mindestens
an einem Ort innerhalb der Zone gemessen werden, um die entsprechenden Farbmeßdaten
zu erhalten. Es ist nun möglich, innerhalb einer Zone nur einen Meßort oder mehrere
Meßorte vorzusehen. Pro Meßort wiederum können mehrere primäre Datenwerte, zum Beispiel
vier Farbmeßdaten anfallen, nämlich insbesondere für die X-, Y- und Z-Normspektralwerte
und ein wert für Infrarot. Da das Druckbild insbesondere jedes Bogens gemessen wird,
bietet das erfindungsgemäße Verfahren aufgrund des geringen Datenanfalls ein schnelles
und einfaches Durchführen der Farbgebungs-Steuerung beziehungsweise -Regelung.
[0010] Die Zeichnung veranschaulicht das erfindungsgemäße Verfahren, und zwar zeigt die
Figur 1 ein Diagramm, in dem die Farbmeßdaten in Abhängigkeit von der Zeit dargestellt
sind und die Figur 2 ein Flußdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0011] Beim Verfahren zum Steuern oder Regeln der Farbgebung während des Druckprozesses,
insbesondere Fortdruckprozesses, einer Druckmaschine werden im Online-Betrieb mittels
einer optischen Erfassungseinrichtung Farbmeßdaten M ermittelt. Die optische Erfassungseinrichtung
ermittelt an in vorwählbarer Anzahl vorhandenen Bildstellen jedes gedruckten Bogens
die Farbwerte in Form von Farbmeßwerten, mittels derer durch einen nachgeschalteten
Regler die Farbgebung der Druckmaschine beeinflußt werden kann. Im nachfolgenden wird
-der Einfachheit halber- die Erfindung an nur einem "eindimensionalen" Beispiel erläutert.
Die Ausführungen gelten jedoch selbstverständlich auch für mehrdimensionale Systeme,
das heißt, beispielsweise für mehrere Meßorte innerhalb einer oder mehrerer Zonen,
wobei pro Meßort mehrere Farbmeßdaten aufgrund der verschiedenen Druckfarben und auch
Infrarot anfallen können.
[0012] Gemäß Figur 1 wird davon ausgegangen, daß in einem ersten Zeitbereich Z
1 die Anzahl von N
1 Farbmeßdaten anfallen. Ein späterer -jedoch ebenso wie der erste Zeitmeßbereich Z
1- in der Vergangenheit liegender zweiter Zeitbereich Z
2 weist die Anzahl N
2 von Farbmeßdaten auf. Beide Zeitbereiche Z
1 und Z
2 gehören der Historie an, liegen also in der Vergangenheit, wobei die Anzahl der jeweils
mittels einer optischen Erfassungseinrichtung ermittelten Farbmeßdaten vorwählbar
ist, das heißt, innerhalb der beiden Zeitbereiche kann eine entsprechende zeitliche
Einteilung vorgenommen werden, wobei zum jeweiligen Zeitpunkt eine Messung und damit
eine Ermittlung des Datenwertes erfolgt. Vorzugsweise wird jeder Bogen erfaßt. Auf
der Ordinate werden die werte der ermittelten Farbmeßdaten M aufgetragen, wobei der
Sollwert mit S angegeben ist. Mit A ist dort der aktuelle Färbungsverlauf als Kurvenzug
eingezeichnet. Bildet man innerhalb des ersten Zeitbereichs Z
1 einen Mittelwert aller dort ermittelten Farbmeßdaten M, so ergibt sich beispielsweise
der Mittelwert M
1, der zum Zeitpunkt t
1 vorliegen soll. In gleicher weise wird im zweiten Zeitbereich Z
2 vorgegangen, wodurch sich der Mittelwert M
2 zum Zeitpunkt t
2 ergibt. Bei den Mittelwerten M
1 und M
2 kann es sich vorzugsweise um gleitende Mittelwerte handeln. Wird nun eine Gerade
berechnet, die durch die beiden Mittelwerte M
1 und M
2 verläuft, so ergibt sich die in der Figur 1 dargestellte Trendgerade g, die durch
die beiden Mittelwerte M
1 und M
2 hindurchgeht und mit einer Verlängerung V versehen wird, die einen in der Zukunft
liegenden Zeitraum überstreicht. Es wird davon ausgegangen, daß der Zeitpunkt T =
0 auf der Abszisse den aktuellen Zeitpunkt bei der Durchführung des Verfahrens wiedergibt,
so daß alle vor dem Zeitpunkt T liegenden Handlungen der Vergangenheit angehören und
die ab diesem Zeitpunkt T durchgeführten Handlungen die Prognose betreffen. Die geradlinige
Verlängerung V der Geraden g führt dazu, daß -im Laufe der Zeit- die Abweichung der
Farbmeßdaten M vom Sollwert S aufgrund dieser linearen Trendschätzung immer größer
wird, so daß zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Abweichung vom Sollwert S vorliegt,
die eine vorgebbare Toleranz σ überschreitet. Dieses überschreiten kann bei ansteigender
Gerade g + σ oder bei fallender Geraden g - sein, das heißt, die Toleranzgrenzen liegen
um den Sollwert S herum.
[0013] Der Figur 1 ist zu entnehmen, daß zu einem bestimmten Zeitpunkt (oder ab einer bestimmten
Bogennummer) die Verlängerung V der Trendgeraden g die Toleranz (+σ) schneidet. Es
liegt der Zeitpunkt T
+σ vor. Mithin wird durch die lineare Trendschätzung eine Zeitspanne zwischen T = 0
und T
+σ definiert, die mit einer vorgegebenen Toleranzzeitspanne T
T verglichen wird. Liegt die Zeitspanne T
+σ innerhalb der Toleranzzeitspanne T
T, so wird die Farbregelung aktiviert und damit auf die Farbgebung der Druckmaschine
eingewirkt. Würde der Zeitpunkt T
+σ nicht innerhalb der Toleranzzeitspanne T
T liegen, so erfolgt kein Eingriff in die Farbregelung. Entsprechendes gilt für ein
überschreiten der Toleranz - σ. Die Toleranzzeitspanne T
T wird vor zugsweise in Kenntnis der Maschinendynamik, also der Reaktionszeit des Farbwerks
der Druckmaschine, festgelegt. Für die Größen der Figur 1 gelten folgende Beziehungen:

wobei M und t beliebige Farbmeßwerte beziehungsweise Zeitpunkte darstellen.

[0014] Vorzugsweise ist vorgesehen, daß die Farbmeßdaten eines Meßfeldes fortlaufend in
einem dem Meßfeld zugeordneten (Ring)-Speicher eingeschrieben werden und somit für
die Weiterverarbeitung zur Verfügung stehen. Unter Meßfeld ist ein bestimmter Teil
eines Druckbildes zu verstehen, wobei das Druckbild vorzugsweise in Streifen entsprechend
den Farbzonen gedanklich unterteilt wird, wobei quer zu den Streifen gedankliche Trennlinien
liegen, die einzelne Felder, nämlich die genannten Meßfelder, separieren.
[0015] Die Entscheidung, insbesondere die zonale Entscheidung, die Farbe zu regeln, hängt
selbstverständlich von den Ergebnissen der Trendschätzung aller Farbmeßstellen in
der entsprechenden Zone ab. Vorzugsweise sind verschiedene Strategien denkbar: Die
Farbe wird dann geregelt,
- wenn nur ein Meßfeld dies erfordert; oder
- wenn die Mehrzahl der Meßfelder dies fordern; oder
- nur wenn alle Meßfelder dies fordern;
- wenn zumindest eine besonders ausgezeichnete Meßstelle dies fordert.
[0016] Auch können die Ergebnisse der Trendschätzungen der einzelnen Meßstellen und/oder
Meßfelder gewichtet zusammengefaßt werden, um so eine zonale Entscheidung abzuleiten.
[0017] Die Figur 2 zeigt ein Flußdiagramm, das die einzelnen Verfahrensschritte verdeutlicht.
Im Schritt 1 werden innerhalb des ersten Zeitbereichs Z
1 Farbmeßdaten M ermittelt. Im Schritt 2 werden im zweiten Zeitbereich Z
2 weitere Farbmeßdaten M ermittelt. Im Schritt 3 erfolgt eine Mittelwertbildung der
Farbmeßdaten M innerhalb des ersten Zeitbereichs Z
1 und innerhalb des zweiten Zeitbereichs Z
2, so daß Mittelwerte M
1 und M
2 vorliegen. Im folgenden Schritt 4 wird dann mittels eines Rechners oder dergleichen
die Gerade g errechnet und es wird die Verlängerung V der Geraden gebildet, die der
Prognose zugrunde liegt. Im folgenden Schritt 5 wird dann der Zeitraum ermittelt,
innerhalb dem die werte der linearen Trendschätzung (Verlängerung V) die vorgegebene
Toleranz + σ beziehungsweise - σ überschreitet. Im Schritt 6 erfolgt ein Vergleich
der ermittelten Zeitspanne mit einer vorgebbaren Toleranzzeitspanne T
T. Im Schritt 7 wird in Abhängigkeit des zuvor erwähnten Vergleichs entweder auf die
Farbgebung der Druckmaschine eingewirkt oder nicht.
Bezugszeichenliste
[0018]
- Z1, Z2
- Zeitbereich
- N1, N2
- Anzahl Farbmeßdaten
- M
- Farbmeßdaten
- S
- Sollwert
- A
- aktueller Färbungsverlauf
- M1, M2
- Mittelwert
- t1, t2
- Zeitbereich
- T
- Zeitpunkt
- V
- Verlängerung
- g
- Gerade
- g +σ
- ansteigende Gerade
- g -σ
- abfallende Gerade
- T +σ
- Zeitpunkt
- TT
- Toleranzzeitspanne
- 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7
- Verfahrensschritte
1. Verfahren zum Steuern oder Regeln der Farbgebung während des Druckprozesses, insbesondere
während des Fortdruckprozesses, einer Druckmaschine, wobei Farbmeßdaten aus den laufend
erstellten Druckbildern gewonnen und für den Steuer- oder Regelvorgang zur Beeinflussung
der Farbgebung verwendet werden, wenn eine vorbestimmte Toleranz überschritten wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß die zeitliche Entwicklung der Farbmeßdaten (M) für eine Trendschätzung herangezogen
werden, daß die Trendschätzung bewertet wird und daß eine korrigierende Steuerung
oder Regelung der Farbgebung erfolgt, wenn bestimmte Trendschätzungsdaten außerhalb
der Toleranz (+σ, -σ) liegen.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine lineare oder nichtlineare Trendschätzung durchgeführt wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei der Trendschätzung die zukünftige Zeitspanne (T+σ, T-σ) bestimmt wird, in der die Trendschätzungsdaten die Toleranz (+σ, -σ) überschreiten
und daß die Zeitspanne (T+σ, T-σ) mit einer Toleranzzeitspanne (TT) verglichen wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß aus den der zeitlichen Entwicklung entstammenden Farbmeßdaten eine Trendgerade
(g) gebildet wird, die mit einer Verlängerung (V) versehen wird, wobei die Verlängerung
(V) der Trendschätzung zugrundeliegt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Trendgerade (g) aus den bewerteten Farbmeßdaten (M1, M2) zweier Zeiträume (Z1, Z2) entwickelt wird.