[0001] Der Einsatz von Tensiden, meist anionischer oder nichtionischer Art, in der textilen
Vorbehandlung speziell cellulosischer Fasern ist Stand der Technik.
[0002] Die textile Vorbehandlung entfernt von Chemiefasern die bei der Herstellung aufgebrachten
Spinnpräparationen, Avivagen, Spulöle. Aus Webwaren speziell cellulosischer Fasern
werden u.a. Schlichten in der Vorbehandlung entfernt. Bei Maschenwaren, auch cellulosischer
Art steht die Entfernung von Avivagen und Spulölen im Vordergrund.
[0003] Bei all diesen Prozessen kommt es auf einen intensiven Waschprozeß im wäßrigen Medium
an, der nur durch Tenside zu bewältigen ist.
[0004] Der moderne Veredlungsbetrieb dosiert heute die Hilfsmittel der textilen Vorbehandlung
flüssig zu, wobei aus den angelieferten Fässern der Textilhilfsmittel-Hersteller die
Produkte in die Waschaggregate des Betriebes direkt zu pumpen sind.
[0005] Voraussetzung eines Tensids zum Einsatz in der Vorbehandlung sind heute flüssiger
Charakter sowie Pumpfänigkeit.
[0006] Die sonstigen gewünschten Eigenschaften eines Tensids für die textile Vorbehandlung
sind neben einem guten Waschvermögen die Verleihung hoher Netzfähigkeit, gutes Emulgiervermögen,
Schaumarmut und gutes Dispergiervermögen für den abgelösten Schmutz.
[0007] Die gute Pumpfähigkeit vieler Tenside wird häufig durch ein intensives Verdünnen
mit Wasser auf ca. 20 - 30 % Aktivsubstanz erreicht, da für nichtionische wäßrige
Tensidmischungen bei ca. 40 - 80 % Aktivsubstanz häufig eine ausgeprägte Gelphase
durchlaufen wird. Diese Gelphase hoher Viskosität von mindestens 200 mPas (gemessen
bei 20°C in einer 30 gew.-%igen wässrigen Lösung) verhindert das Zudosieren derartiger
Tensidmischungen durch Pumpen.
[0008] Hingewiesen sei ausdrücklich auf die Tatsache, daß eine gute Waschwirkung nichtionischer
Tenside auf das Auftreten intensiver Gelphasen beim Verdünnen mit Wasser zurückgeführt
wird. So sind oxethylierte Fettsäuren tensidisch, mit Wasser ohne Gelphasen meist
verdünnbar, aber schlechte Waschmittel; ähnliches gilt für Alkylalkoxylate auf Basis
kurzkettiger Alkohole. Alkoxylierte Fettalkohole auf Basis von gesättigten oder ungesättigten
Alkoholen sind häufig pastös, inhomogen, durchlaufen bei Verdünnen mit Wasser ausgeprägte
Gelphasen und damit allein in der textilen Vorbehandlung nur schwer einsetzbar.
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein nichtionisches Tensidgemisch zur Verfügung
zu stellen, das flüssig und gut pumpbar ist, beim Verdünnen mit Wasser keine ausgeprägte
Gelphase aufweist und das dennoch die gute Waschwirkung eines Gelphasen-durchlaufenden
Tensids besitzt. Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß Tenside, die selbst viskos
sind und mit Wasser ausgeprägte Gelphasen durchlaufen, durch geringe Mengen selbst
nicht stark tensidisch reagierender Zusätze pumpfähig werden und ohne ausgeprägte
Gelphasen mit Wasser verdünnbar sind.
[0010] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Tensidgemisch enthaltend 33 - 95 Gew.-Teile,
bevorzugt 60 bis 80 Gew.-Teile mindestens eines alkoxylierten Fettalkohols (Komponente
I) der Formel I

worin
- R1
- = C9-C18-Alkyl oder C9-C18-Alkenyl,
- R2
- = Wasserstoff oder Methyl und
- n
- = eine Zahl von 5 bis 30
und
5 - 67 Gew.-Teile, bevorzugt 20 - 40 Gew.-Teile mindestens einer alkoxylierten Fettsäure
(Komponente II) der Formel II

worin
- R1
- = C9-C18-Alkyl oder C9-C18-Alkenyl
- R2
- = Wasserstoff oder Methyl und
- n
- = eine Zahl von 5 bis 30
oder
5 - 67 Gew.-Teile, bevorzugt 20 - 40 Gew.-Teile mindestens eines alkoxylierten Alkohols
(Komponente III) der Formel III

worin
- R3
- = C1-C6-Alkyl,
- R2
- = Wasserstoff oder Methyl und
- n
- = eine Zahl von 5 bis 30
oder
5 - 67 Gew. -Teile, bevorzugt 20 - 40 Gew.-Teile einer Mischung von mindestens einer
alkoxylierten Fettsäure (Komponente II) und mindestens eines alkoxylierten Alkohols
(Komponente III).
[0011] Komponente I ist ein alkoxylierter Fettalkohol der Formel I, bevorzugt ein alkoxylierter
Fettalkohol mit ausgeprägter Gelphase, der Formel I, worin
- R1
- = C10-C15-Alkyl oder C10-C15-Alkenyl und
- n
- = eine Zahl von 5 bis 8 bedeuten.
[0012] Besonders geeignete alkoxylierte Fettalkohole werden hergestellt aus Alkoholen des
Typs: Cocosfettalkohol, Oleylalkohol, C
14/15-Oxoalkohol, Isotridecylalkohol und C
9/11-Oxoalkohol.
[0013] Komponente II ist eine alkoxylierte Fettsäure der Formel II, bevorzugt eine ethoxylierte
Fettsäure, die mit Wasser ohne Gelphase verdünnbar ist.
[0014] Komponente III ist ein alkoxylierter niederer Alkohol, bevorzugt mit einem Molgewicht
oberhalb 500.
[0015] Die vorstehend genannten alkoxylierten Verbindungen können sowohl als Blockcopolymerisate
oder als Mischcopolymerisate eingesetzt werden.
[0016] Bei Einsatz einer Mischung beträgt das Verhältnis alkoxylierte Fettsäure (Komponente
II) zu alkoxyliertem Alkohol (Komponente III) üblicherweise 1-9:9-1.
Bevorzugt enthält das erfindungsgemäße Tensidgemisch 33,3 Gew.-Teile an Komponente
I und 66,6 Gew.-Teile an Komponente II oder Komponente III oder 80 Gew.-Teile an Komponente
I und 20 Gew.-Teile an Komponente II oder Komponente III.
[0017] Im Rahmen der textilen Vorbehandlung können den erfindungsgemäß beanspruchten Tensidgemischen
auf Basis nichtionischer Komponenten, andere für die Vorbehandlung wichtige Hilfsmittel,
wie z.B. anionische Komplexbildner für die Peroxidbleiche, p-freie Dispergiermittel
anionischer Provenienz, z.B. Gluconate, Heptagluconate, Acrylate usw., Schauminhibitoren
auf Silikonbasis oder vom Typ Trialkylphosphat, zugesetzt werden. Derartige Hilfsmittel
werden üblicherweise in einer Menge bis zu 30 Gew.-%, bevorzugt 1 - 25 Gew.-%, bezogen
auf das Tensidgemisch zugesetzt.
[0018] Zur Intensivierung des Waschprozesses können den beanspruchten nichtionischen Systemen
Waschtenside anionischer Art, wie z.B. Alkan- oder Olefinsulfonate, bevorzugt lineare
Alkansulfonate, Ethercarboxylate, Sarkoside, Petroleumsulfonate, Alkylbenzolsulfonate
usw. zugesetzt werden.
[0019] Mit den erfindungsgemäßen Tensidgemischen stehen der Textilindustrie Tensidgemische
als Textilhilfsmittel für Chemiefasern und native Fasern, insbesondere zur textilen
Vorbehandlung von Chemiefasern, zur Verfügung. Der nach dem Stand der Technik bis
heute benutzte Weg zum Pumpfähigmachen nichtionischer Tenside durch Vorverdünnen mit
Wasser, die Gelphasen zu überspringen und derartig verdünnte Tensidsysteme an die
Textilindustrie zu liefern, ist damit überflüssig geworden.
[0020] Die erfindungsgemäßen Tensidgemische erlauben es, alkoxylierte Fettalkohole einzusetzen,
die sonst in der textilen Vorbehandlung nur schwer unterzubringen sind.
Vorteilhafterweise besitzen die erfindungsgemäßen Tensidgemische auch ohne Gelphasen
eine hohe Waschkraft in der textilen Vorbehandlung. Das heißt, die vorgemachte Feststellung,
daß Einzeltenside, die ohne Gelphasen mit Wasser verdünnbar sind, wie Cocosfettsäure
ethoxyliert mit 10 Mol Ethylenoxid, im textilen Bereich nur eine mäßige Waschwirkung
aufweisen, trifft für die erfindungsgemäßen Tensidgemische nicht zu.
Neben einer guten Waschwirkung weisen die Tensidgemische eine ausgezeichnete Schaumbildung
auf, die über einen breiten pH-Bereich stabil ist.
Beispiele:
A1) Als Tensid wurde ein C14/15-Oxoalkohol mit ca. 8 Mol Ethylenoxid (Komponente I) eingesetzt.
[0021] Produktdaten:
| Äußeres bei 20°C |
weiße weiche Paste |
| Stockpunkt |
ca. 20°C |
| Tropfpunkt |
ca. 30°C |
| HLB-Wert |
ca. 12 |
| Tpkt. (DIN 53917) |
|
| 5 g in 25 cm3 25 %ig wäßrigen BDG |
78 ± 2°C; nicht pumpfähig |
[0022] Zur Abmischung mit diesem Tensid wurden folgende Tenside verwendet:
| A: |
Cocosfettsäure·10 EO |
(Komponente II) |
| B: |
Ölsäure·5 EO |
(Komponente II) |
| C: |
Butanol·10 EO·10PyO (random) |
(Komponente III) |
| D: |
C12/15-Oxoalkohol·7,5 EO·4 PyO |
(Komponente I) |
| E: |
C10/12-Ziegler-alkohol-linear·4 EO·4 PyO |
(Komponente I) |
[0023] Folgende Mischungen wurden hergestellt und auf ihr äußeres, gießbares Verhalten bei
Raumtemperatur getestet:
| Tensid |
Verhältnis |
Äußeres |
Viskositäten |
| A1 |
rein |
Paste |
1:1 bzw. 1:2 mit H2O |
| A |
1:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| B |
1:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| C |
1:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| D |
1:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| E |
1:2 |
|
niedrig, niedrig |
| A |
1:2 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| C |
1:2 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| D |
1:2 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| E |
1:2 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| A |
2:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| B |
2:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| C |
2:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| D |
2:1 |
klar flüssig |
niedrig, niedrig |
| E |
2:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| A |
3:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| B |
3:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| C |
3:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| D |
3:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| E |
3:1 |
klar flüssig |
niedrig, niedrig |
| A |
4:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| C |
4:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| D |
4:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
| E |
4:1 |
klar, flüssig |
niedrig, niedrig |
[0024] Von einer Reihe stabiler, pumpfähiger Mischungen mit niedrigen Gelphasen (Viskosität
kleiner 100 mPas, gemessen bei 20°C, in einer 50 gew.-%igen, bzw. 33,3 gew.-%igen
Lösung) beim Verdünnen mit Wasser, wurden die Schaumhöhen und die Beständigkeit des
Schaumes nach 30, 60 und 120 sec in wäßrigen Lösungen bestimmt. Parallel dazu wurde
die Waschwirkung in %
[0025] Aufhellung (Remission) an Baumwolltestgeweben bestimmt.
| |
Schaumhöhe (cm) |
Waschwirkung (% Remission) |
| |
30 sec |
60 sec |
120 sec |
40°C |
80°C |
| A1 |
|
|
|
|
|
| sauer |
21 |
19 |
17,5 |
50,5 |
51 |
| neutral |
26 |
23 |
20 |
48,2 |
58 |
| alkalisch |
26 |
23 |
21 |
48,2 |
58 |
| A1/A 1:2 |
|
|
|
|
|
| sauer |
26 |
23 |
20 |
49 |
53 |
| neutral |
22 |
20 |
18 |
47 |
57 |
| alkalisch |
22 |
21 |
19 |
48 |
47 |
| A1/C 1:2 |
|
|
|
|
|
| sauer |
30 |
25 |
23 |
48 |
47 |
| neutral |
22 |
20 |
17 |
47 |
49 |
| alkalisch |
26 |
22 |
18 |
48 |
50 |
| A1/D 1:2 |
|
|
|
|
|
| sauer |
25 |
21 |
17 |
46 |
47 |
| neutral |
20 |
17 |
14 |
47 |
49 |
| alkalisch |
23 |
17 |
15 |
48 |
49 |
| A1/E 1:2 |
|
|
|
|
|
| sauer |
27 |
22 |
19 |
49 |
47 |
| neutral |
22 |
17 |
14 |
51 |
48 |
| alkalisch |
18 |
14 |
13 |
50 |
49 |
| A1/C 4:1 |
|
|
|
|
|
| sauer |
24 |
22 |
20 |
50 |
49 |
| neutral |
30 |
26 |
22 |
51 |
50 |
| alkalisch |
22 |
20 |
18 |
50 |
51 |
| A1/E 4:1 |
|
|
|
|
|
| sauer |
23 |
21 |
18 |
49 |
49 |
| neutral |
28 |
23 |
21 |
50 |
51 |
| alkalisch |
21 |
19 |
16 |
51 |
49 |
[0026] Die erfindungsgemäßen Mischungen sind stabil, geben keine Erhöhung der Schaumhöhen
und sind in der Waschwirkung genauso gut, wie das eingesetzte Tensid allein.
1. Tensidgemisch enthaltend 33 - 95 Gew.-Teile mindestens eines alkoxylierten Fettalkohols
(Komponente I) der Formel I

worin
R1 = C9-C18-Alkyl oder C9-C18-Alkenyl,
R2 = Wasserstoff oder Methyl und
n = eine Zahl von 5 bis 30
und
5 - 67 Gew.-Teile mindestens einer alkoxylierten Fettsäure (Komponente II) der Formel
II

worin
R1 = C9-C18-Alkyl oder C9-C18-Alkenyl
R2 = Wasserstoff oder Methyl und
n = eine Zahl von 5 bis 30
oder
5 - 67 Gew.-Teile mindestens eines alkoxylierten Alkohols (Komponente III) der Formel
III

worin
R3 = C1-C6-Alkyl,
R2 = Wasserstoff oder Methyl und
n = eine Zahl von 5 bis 30
oder
5 - 67 Gew.-Teile einer Mischung von mindestens einer alkoxylierten Fettsäure (Komponente
II) und mindestens eines alkoxylierten Alkohols (Komponente III).
2. Tensidgemisch nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
60 - 80 Gew.-Teile mindestens eines alkoxylierten Fettalkohols (Komponente I) und
20 - 40 Gew.-Teile mindestens einer alkoxylierten Fettsäure (Komponente II) oder
20 - 40 Gew.-Teile mindestens eines alkoxylierten Alkohols (Komponente III) oder
20 - 40 Gew.-Teile einer Mischung von mindestens einer alkoxylierten Fettsäure (Komponente
II) und mindestens eines alkoxylierten Alkohols (Komponente III) enthalten sind.
3. Tensidgemisch nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die alkoxylierte
Fettsäure (Komponente II) und der alkoxylierte Alkohol (Komponente III) in einem Verhältnis
von 1 - 9: 9 - 1 eingesetzt werden.
4. Tensidgemisch nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß 33,3 Gew.-Teile an Komponente
I und 66,6 Gew.-Teile an Komponente II oder Komponente III enthalten sind.
5. Tensidgemisch nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß 80 Gew.-Teile an Komponente
I und 20 Gew.-Teile an Komponente II oder Komponente III enthalten sind.
6. Tensidgemisch nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß anionische
Tenside enthalten sind.
7. Tensidgemisch nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß Textilhilfsmittel
enthalten sind.
8. Tensidgemisch nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Textilhilfsmittel anionische
Komplexbildner für die Peroxidbleiche, phosphatfreie Dispergiermittel und/oder Schauminhibitoren
eingesetzt werden.
9. Tensidgemisch nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß bis zu 30 Gew.-%,
bevorzugt 1 - 25 Gew.-%, bezogen auf das Tensidgemisch, Textilhilfsmittel enthalten
sind.
10. Verwendung von Tensidgemischen nach einem der Ansprüche 1 bis 9 zur textilen Vorbehandlung
von Chemiefasern und nativen Fasern.