(19)
(11) EP 0 742 421 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.11.1996  Patentblatt  1996/46

(21) Anmeldenummer: 96107001.8

(22) Anmeldetag:  03.05.1996
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6F42B 12/32, F42B 10/56
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT

(30) Priorität: 08.05.1995 DE 29507361 U

(71) Anmelder: DIEHL GMBH & CO.
D-90478 Nürnberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Kunz, Jürgen
    91244 Reichenschwand (DE)
  • Rentzsch, Max
    91220 Schnaittach (DE)

   


(54) Am Fallschirm hängende Splittersubmunition


(57) Zur Bekämpfung von halbharten Zielobjekten (21) auch in halbgedeckter Stellung wird (zur Vermeidung des munitionstechnischen Aufwandes der intelligenten Suchzünder-Submunition mit P-Ladung gegen harte Ziele) eine Streumunition vorgeschlagen, deren Gefechtskopf (22) am Rotationsschirm (13) hängend ins Zielgebiet (12) absteigt und einen Splitterkegel aus Schwermetall-Kugeln (23) schräg nach unten auslöst, sobald ein parallel zur Wirkrichtung (17) orientierter Suchzünder-Sensor (19) ein Zielobjekt (21) aufgrund seiner Eigenstrahlung, seiner Strahlungsabschattung oder seiner Kontur gegenüber dem umgebenden Zielgebiet (12) akquiriert. Sollte diese Akquisition bis zum Erreichen einer Resthöhe über dem Zielgebiet (12) noch nicht stattgefunden haben, dann wird - vom Sensor (19) höhengesteuert - der Gefechtskopf (22) aus der schwach geneigten in die vertikale Orientierung verbracht, um eine Mantelflächen-Belegung aus kleineren Schwermetall-Würfeln (25) als angenähert horizontalen Rundum-Splitterfächer gegen etwa in der Nachbarschaft befindliche ungeschützte Ziele abzugeben.







Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Submunition gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.

[0002] Eine solche am Bremsschirm in das Zielgebiet niedergehende Submunition ist aus der US-PS 4 974 515 zum Einsatz gegen harte und halbharte Ziele in geschützter Stellung bekannt. Dafür weist der zylindrische Gefechtskopf eine Mantelflächen-Belegung aus P-Ladungen auf, die für eine Rundum-Fächerwirkung mit leicht gegenüber der horizontalen ansteigenden mittleren Splitterrichtung gezündet werden, wenn die ins Zielgebiet abgestiegene Submunition am Grund hart aufschlägt; während die Splitterrichtung leicht abwärts geneigt ist, wenn der Bremsfallschirm im Geäst oder Gebälk einer Schutzabdeckung über dem Zielobjekt vergleichsweise weich abgefangen wird. Dieser Wirkmechanismus weist zwar Vorteile gegenüber den herkömmlichen als Streumunition eingesetzten Bomblets mit achsial voraus orientierten strahlbildenden Hohlladungseinlagen auf, die für eine wünschenswerte Wirkung im Ziel direkt auf das Zielobjekt aufschlagen müssen; das gattungsbildende Wirkszenario ist jedoch unwirksam gegen Zielobjekte in halbgeschützter Stellung hinter Erdwällen, Mauern, Sandsackbarrieren oder dergleichen.

[0003] Solche Schutzeinrichtungen sind zwar durch die bekannte Suchzünder-Submunition überwindbar, wie sie in der DE-Z WEHRTECHNIK Heft 10/1985 auf Seite 115 beschrieben ist, also durch einen P-Ladungs-Gefechtskopf, der am Rotationsschirm hängend unter Absuchen einer spiralförmig sich einengenden Bahn mittels eines Suchzünder-Sensors ein hartes Zielobjekt von oben angreift; aber der technologische Aufwand für als Submunition verbrachte Suchzünder-P-Ladungs-Gefechtsköpfe rechtfertigt sich nur für die direkte Parzerbekämpfung im indirekten Schuß; bei Einsatz gegen halbharte oder ungepanzerte Zielobjekte in halbgeschützter Stellung wäre das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu ungünstig.

[0004] Deshalb liegt vorliegender Erfindung die technische Problemstellung zugrunde, eine insbesondere gegen halbharte Ziele in halbgedeckter Stellung kostengünstig und wirksam einsetzbare Submunition zu schaffen, die möglichst auch noch eine Wirkkomponente gegen ungeschützte ungepanzerte Zielobjekte eröffnet, wenn die vorgenannte Hauptzielklasse verfehlt worden sein sollte.

[0005] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß im wesentlichen dadurch gelöst, daß die gattungsgemäße Submunition auch nach den Merkmalen den Kennzeichnungsteils des erwähnten Hauptanspruches ausgelegt ist.

[0006] Nach dieser Lösung erfolgt der Angriff gegen ein halbhartes Zielobjekt, welches beim kreisenden Abstieg der Submunition längs einer spiralförmig sich einengenden Suchbahn akquiriert wird, gewissermaßen im Schrotschuß durch einen Kegel vorgeformter Schwermetall-Splitter schräg von oben, also unter Überwindung des Horizontal-Schutzes und gegen die gewöhnlich schwächer ausgelegte Dachpanzerung des Zielobjekts.

[0007] Sollte dagegen im Zuge des fallschirmgebremsten Abstiegs nur noch eine so geringe Resthöhe über dem Grund verbleiben, daß eine Zielbekämpfung schräg von oben nicht mehr wahrscheinlich ist, erfolgt eine Selbstzerlegung der Submunition unter Ausbildung eines im wesentlichen horizontalen Schwermetall-Splitterfächers mit Wirkung gegen etwa in der Umgebung befindliche ungeschützte Zielobjekte. So stellt die erfindungsgemäße Submunition eine kostengünstige und wirkeffektive Kombination eines herkömmlichen Bomblets mit der Suchzünderfunktion intelligenter Submunition dar.

[0008] Zusätzliche Alternativen und Weiterbildungen sowie weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen und, auch unter Berücksichtigung der Darlegungen in der anliegenden Kurzfassung, aus nachstehender Beschreibung eines in der Zeichnung unter Beschränkung auf das Wesentliche stark abstrahiert und nicht ganz maßstabsgerecht skizzierten bevorzugten Wirks-zenarios für die erfindungsgemäße Submunition. In der Zeichnung zeigt:
Fig. 1
Den Einsatz dieser Submunition gegen halbharte Ziele von oben und
Fig. 2
dieselbe Submunition, nun seitlich gegen ungepanzerte Ziele wirkend.


[0009] In der Zeichnung dargestellt ist eine Submunition 11 von mehreren, die im axialen Verbund mittels einer Trägergranate aus einer Haubitze oder, bevorzugt, mittels einer Artillerierakete aus einem Werfer über ein voraufgeklärtes Zielgebiet 12 verbracht wurden, in dem halbharte Ziele in halbgedeckter Stellung (wie Schützenpanzer oder Gefechtsstände hinter Erdwällen) zu bekämpfen sind. Die aus der Träger-Hülle axial ausgestoßenen Submunitionen 11 werden (vgl. oben die Bezugnahme auf die US-PS 4 974 515) unter Freigabe aus der Verbringungs-Hülle voneinander getrennt und im Zuge aerodynamischer Abbremsung (mittels eines Bremsschirmes oder eines Bremsballutes) verteilt, ehe die Bremseinrichtung unwirksam (insbesondere abgeworfen) wird, um einen Rotationsschirm 13 freizugeben. Mittels eines Hebelmechanismus, wie er etwa in der DE 40 22 445 A1 näher dargestellt ist, ist die Submunition 11 an den Leinen 14 des Rotationsschirmes 13 unter einem Aspektwinkel 15 in der Größenordnung von etwa 30 ° (gemessen zwischen der Vertikalen 16 und der Gefechtskopf-Wirkrichtung 17) angelenkt. Diese Anlenkung dreht sich im Zuge des fallschirmgebremsten Absinkens der Submunition 11 mit einigen Hertz um die Vertikale 16. Dadurch beschreibt im Zuge des fallschirmgebremsten Abstiegs der Submunition 11 in das Zielgebiet 12 die Suchrichtung 18 eines Sensors 19 in der Ebene des Zielgebietes 12 eine angenähert kreisförmige aber spiralähnlich sich zusammenziehende Suchbahn 20 nach einem zu bekämpfenden Zielobjekt 21. Für diese Zielakquisition kann der Sensor 19 passiv arbeiten, also auf elektromagnetische Strahlungsenergie ansprechen, die aus dem Zielgebiet 12 stammt. Das kann reflektierte und durch das Zielobjekt 21 örtlich abgeschattete Höhenstrahlung sein, die mittels eines Radiometer-Sensors 19 aufgenommen wird, oder vom Zielobjekt 21 direkt ausgehende und der Umgebung gegenüber signifikante thermische Strahlung, die von einem Infrarot-Sensor 19 aufgenommen wird. Beim Sensor 19 kann es sich aber auch um einen aktiven handeln, der nach dem Prinzip der Rückstrahlortungstechnik das Gelände im Zielgebiet 12 gemäß der Suchbahn 20 abtastet und auf einen vom Zielobjekt 21 herrührenden signifikanten Höhensprung anspricht; oder es handelt sich um einen Kombi-Sensor 19, der sowohl passiv wie auch aktiv arbeitet und eine Signaturverknüpfung für die Zielakquisation auswertet, wie als solches aus der Technologie der Suchzünder-Sensorik (vgl. GB 21 44 523 A) bekannt.

[0010] Wenn der Sensor 19, im Bereiche einer Abstiegshöhe von einigen zehn Metern über dem Zielgebiet 12, erstmals ein Zielobjekt 21 erfaßt, wird die zylindrische Sprengstoffüllung des Gefechtskopfes 22 gezündet und ein Schrotschuß-Kegel von Schwermetall-Kugeln 23, mit denen die in Wirkrichtung 17 weisende Stirnfläche des Gefechtskopfes 22 vor dem Sprengstoff belegt ist, schräg von oben in Richtung auf das Zielobjekt 21 beschleunigt. Das Ziel 21 ist gegen diese Einwirkungsrichtung mittels der Schutzmaßnahmen gegen direkten Beschuß (wie Seitenpanzer und Erdwall) nicht geschützt, so daß eine große Wirkung des gezündeten Gefechtskopfes 22 im selektiv erfaßten Zielobjekt 21 sichergestellt ist.

[0011] Sollte im Zuge des rotierenden Absinkens der Submunition 11 ins Zielgebiet 12 jedoch bis zu einigen Metern über dem Grund noch kein zu bekämpfendes Zielobjekt 21 vom Sensor 19 aufgefaßt worden sein, dann ist wegen der geringen verbleibenden Resthöhe und des geringen verbleibenden Radius der Suchbahn 20 mit einer Akquisition eines halbharten Zielobjektes 21 nicht mehr zu rechnen. Zur Meldung dieser Resthöhe über Grund kann der als Höhenmesser wirkende aktive Sensor 19 oder z. B. ein zusätzlicher Radar-Höhenmesser dienen. Nun wird an der Submunition 11 die konstruktive Arretierung des Aspektwinkels 15 gelöst, so daß der noch am Rotationsschirm 13 hängende Gefechtskopf 22 schwerkraftbedingt in eine vertikale Orientierung seiner Wirkrichtung 17 einschwenkt. Dann, z. B. bei sensorisch erfaßbarem Durchgang durch die Vertikale 16, wird im Gefechtskopf 22 wieder der Zünder oder ein gesonderter Selbstzerleger-Zünder initiiert. Gegenüber den Kugelabmessungen kleine Schwermetall-Würfel 25 werden quer zu jener Richtung 17 (also radial bezüglich der Achse des zylindrischen Gefechtskopfes 22) beschleunigt. Das führt zu einer Selbstzerlegung der Submunition 11 in sehr niedriger Höhe unter Rundum-Ausbildung eines gegenüber der Horizontalen leicht nach unten geneigten Splitterwürfel-Fächers (Fig. 2b). Dieser hat noch einen Wirkradius von einigen zehn Metern gegen ungeschützte Objekte wie Radarstellungen, leichte Fahrzeuge oder Kraftstoff-Vorratstanks.

[0012] Zur deutlicheren Veranschaulichung ist in Fig. 1b nur der Kugelsplitter-Kegel und in Fig. 2b nur der Splitterwürfel-Fächer dargestellt. Tatsächlich treten beim Zünden des Gefechtskopfes 22 beide Wirkungen gleichzeitig auf, aber aus der Höhe zeigt nur die eine und in der Ebene nur die andere Funktion Wirkung. Durch entsprechende Positionierung mehrerer Zünder 24 läßt sich jedoch eine gezielte Detonation hervorrufen, um wahlweise einen beider Splittermechanismen zu fördern.


Ansprüche

1. Fallschirmgebremst in ein Zielgebiet (12) absteigende Submunition (11) mit Splitter-Gefechtskopf (22) gegen halbharte Zielobjekte (21) in geschützter Stellung,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Submunition (11) mit einem Suchzünder-Sensor (19) für die Akquisition eines Zielobjekts (21) im Zuge rotierenden Abstiegs in das Zielgebiet (12) ausgestattet ist, der bei Akquisition eines Zielobjekts (21) einen Splitterkegels aus Schwermetall-Kugeln (23) in einer Wirkrichtung (17) initiiert, die um einen Sensor-Aspektwinkel (15) in der Größenordnung einiger 10 ° gegenüber der Abstiegs-Vertikalen (16) verschwenkt ist, mit parallel zur Wirkrichtung (17) orientierter Suchrichtung (18) des Sensors (19).
 
2. Submunition nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie an einem Rotationsschirm (13) hängend ins Zielgebiet (12) absteigt.
 
3. Submunition nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß ihr Gefechtskopf (22) auf seiner in Wirkrichtung (17) orientierten Stirnfläche eine Belegung aus Schwermetall-Kugeln (23) enthält.
 
4. Submunition nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß ihr Gefechtskopf (22) bei Abstieg bis auf wenige Meter über Grund des Zielgebietes (12) ohne Akquisition eines Zielobjektes (21) einen radialen, gegenüber der Horizontalen leicht geneigten Splitterfächer initiiert.
 
5. Submunition nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie höhengesteuert in niedriger Höhe über dem Zielgebiet (22) aus dem Aspektwinkel (15) in die Vertikale (16) verschwenkt ist.
 
6. Submunition nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Gefechtskopf (22) auf seiner zylindrischen Wandung eine Belegung aus gegenüber den in Wirkrichtung (17) orientierten Kugeln (23) Kleineren Schwermetall-Würfeln (25) aufweist.
 
7. Submunition nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß nur ein Zünder (24) vorgesehen ist, der beide Splitterwirkungen gleichzeitig auslöst.
 
8. Submunition nach Anspruch 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß ihr Gefechtskopf (22) mit mehreren, gezielt initiierbaren Zündern (24) für wahlweise Verstärkung des vertikalen Splitter-Kegels oder des horizontalen Splitter-Fächers ausgestattet ist.
 




Zeichnung







Recherchenbericht