TECHNISCHES GEBIET
[0001] Bei der Erfindung wird ausgegangen von einem elektrisch isolierenden und bei der
Einwirkung eines Lichtbogens Löschgas abgebendem Werkstoff auf der Basis einer Isolierstoffmatrix
und eines in die Matrix eingebetteten Füllstoffs. Zugleich betrifft die Erfindung
auch einen seinen Schaltlichtbogen mit Löschgas beblasenden Druckgasschalter, bei
dem ein derartiger Werkstoff in dielektrisch und thermisch hoch belasteten Bereichen
verwendet wird.
[0002] In Hoch- und Mittelspannungs-Leistungsschaltgeräten mit Löschgasbeblasung des Schaltlichtbogens
werden in dielektrisch und thermisch hoch belasteten Zonen üblicherweise Werkstoffe
auf der Basis von Polytetrafluoräthylen (PTFE) eingesetzt. Diese Werkstoffe erodieren
bei der Einwirkung des Schaltlichtbogens und geben hierbei Gas ab, vorzugsweise auf
der Basis von Fluor, welches die Löschung des Schaltlichtbogens begünstigt. Durch
Zusatz eines pulverförmigen, beispielsweise keramischen, Füllstoffs zum PTFE wird
die Abbrandfestigkeit erhöht und damit die Löschgasbildung herabgesetzt.
[0003] Bauteile auf der Basis solcher Werkstoffe werden üblicherweise durch Sintern von
Presskörpern aus PTFE- und gegebenenfalls vorgesehenem Füllstoffpulver bei Temperaturen
typischerweise zwischen 340 und 350°C und nachfolgendes Abkühlen der Sinterkörper
nach einem speziell angepassten Programm, bei dem die Kristallinität des PTFE und
damit die Formstabilität und Masshaltigkeit der Bauteile erhalten bleiben, gefertigt.
STAND DER TECHNIK
[0004] In DE 23 19 932 C2 ist ein Druckgasschalter beschrieben, bei dem der beim Ausschalten
auf zwei Abbrandkontakten fussende Schaltlichtbogen im Inneren einer Isolierstoffdüse
auf der Basis von PTFE brennt. Unter dem Einfluss der Lichtbogenwärme und -strahlung
wird das PTFE thermisch zersetzt und dadurch der Querschnitt der Engstelle der Isolierstoffdüse
vergrössert. Bei der thermischen Zersetzung entstehende gasförmige Fluorverbindungen
beblasen den Schaltlichtbogen durch die Düse und begünstigen so dessen Löschung ganz
erheblich. Aufgrund des beträchtlich zunehmenden Querschnitts der Düsenengstelle wird
nach dem Abschalten einiger schwerer Kurzschlüsse die Abschaltleistung des Schalters
wesentlich herabgesetzt und ist die Düse dann zu ersetzen.
[0005] In DE 27 08 030 A1 ist eine Isolierdüse für einen Druckgasschalter beschrieben, welche
aus einem Werkstoff auf der Basis eines elektrisch isolierenden und bei Lichtbogeneinwirkung
Löschgas abgebendem Kunststoffs, wie etwa PTFE, und einem in den Kunststoff eingebetteten
pulverförmigen Füllstoff besteht, wie etwa Graphit, Russ, Titandioixid, Calciumfluorid
oder einem Aluminiumdioxid, wie insbesondere Korund.
[0006] Bei dieser Isolierstoffdüse absorbiert der Füllstoff weitgehend die vom Schaltlichtbogen
ausgesandte und das sichtbare Spektrum sowie grosse Bereiche des Infrarot- und Ultraviolettbereichs
umfassende elektromagnetische Strahlung. Hierdurch wird ein Eindringen der Strahlung
ins Innere der Isolierstoffdüse weitgehend verhindert. Eine solche Düse zeichnet sich
daher durch einen geringen Abbrand aus. Zugleich kann eine solche Düse aber auch nur
eine relativ kleinen Anteil an lichtbogenlöschenden Gasen und Dämpfen entwickeln.
KURZE DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0007] Der Erfindung, wie sie in den Patentansprüchen 1 und 16 angegeben ist, liegt die
Aufgabe zugrunde, einen Werkstoff der eingangs genannten Art zu schaffen, welcher
oberhalb eines Schwellwerts der von einem Lichtbogen vor allem durch Strahlung und
Heissgasbildung abgegebenen Energie eine definierte Menge an Löschgas bereitstellt,
und zugleich einen mit einem solchen Werkstoff versehenen Druckgasschalter anzugeben,
welcher sich gegenüber einem vergleichbar dimensionierten Schalter nach dem Stand
der Technik durch eine höhere Abschaltleistung auszeichnet.
[0008] Der Werkstoff nach der Erfindung weist ein nichtlineares Abbrandverhalten auf. Ist
bei diesem Werkstoff die vom Lichtbogen durch Strahlung oder Heissgasbildung abgegebene
Leistung relativ klein, so bleibt der Abbrand gering und wird dementsprechend aus
den Zellen praktisch kaum Löschgas freigesetzt. Ist hingegen die vom Lichtbogen abgegebene
Leistung, etwa beim Schalten eines schweren Kurzschlussstroms, gross, so werden die
Zellen, beginnend an der dem Lichtbogen ausgesetzten Oberfläche, schichtweise zerstört
und wird so je nach Lichtbogenstärke und -dauer selektiv zusätzliches Löschgas in
überproportionaler Menge aktiviert. Da das aus den Zellen tretende Löschgas nicht
nur einer besonders effektiven Löschung des Lichtbogens dient, sondern zugleich auch
die Oberfläche des der Wirkung des Lichtbogens ausgesetzten Werkstoffs kühlt, wird
selbst bei starken Lichtbögen der Werkstoffabbrand relativ gering gehalten und gestoppt,
sobald die Leistung des Lichtbogens unter einen Schwellwert gefallen ist.
[0009] Erreicht wird dieses nichtlineare Abbrandverhalten durch die zellulare Struktur das
Werkstoffs mit löschmittelgefüllten Mikrokapseln, die durch einen von Lichtbogen hervorgerufenen
Erosionsmechanismus zerstört werden und dabei eingekapseltes der Löschgasbildung dienendes
Material aktivieren. Da hierbei das Abtragen der einzelnen Kapseln schichtweise von
aussen nach innen erfolgt, kommt der Erosionsmechanismus beim Unterschreiten des Schwellwerts
der Lichtbogenleistung zum Erliegen.
[0010] Der Erosionsmechanismen kann vor allen durch folgende Lichtbogeneinwirkungen hervorgerufen
werden:
(a) Das in den Zellen des Werkstoffs vorgesehene Material absorbiert - beispielsweise
durch eingelagerte Farbpigmente - Lichtbogenstrahlung. Das im allgemeinen als Flüssigkeit
ausgebildete Material verdampft oder zersetzt sich und erhöht den Druck in den bestrahlten
Zellen. Oberhalb eines durch die Intensität der Strahlung bestimmten Schwellwertes
werden die Zellwände aufgrund des erhöhten Drucks und der erhöhten Temperatur zerstört
und wird das Material als Löschgas freigesetzt.
(b) Die Strahlungsabsorption findet überwiegend in den - beispielsweise Farbpigmente
enthaltenden - Zellwänden statt. Die Absorption erhöht primär die Temperatur der Zellwände,
wodurch diese erweichen und geöffnet werden.
(c) In der Lichtbogenzone freigesetzte reaktive Teilchen werden mit lichtbogenaufgeheiztem
Gas zum löschgasabgebendem Werkstoff transportiert und bewirken durch eine chemische
Reaktion mit den Zellwänden ein Öffnen der Zellen und das Freisetzen des löschgasbildenden
Materials.
(d) Die Thermoschockwirkung von bei der Lichtbogenbildung explosionsartig gebildetem
Heissgas versprödet die Zellwände und setzt das löschgasbildende Material frei.
(e) Ein von einem starken Strom gespeister Lichtbogen ist im allgemeinen von einer
explosionsartig einsetzenden Druckwelle begleitet, welche die Zellwände zerstört und
das löschgasbildende Material schlagartig freisetzt.
[0011] Die unter (a) und (b) aufgelisteten Erosionsmechanismen bedingen die Anordnung des
löschgasabgebenden Werkstoffs im direkten Strahlungsfeld des Lichtbogens. Bei Verwendung
des Werkstoffs in einem Druckgasschalter mit einer Isolierstoffdüse und mit einem
der Speicherung von lichtbogenaufgeheiztem Druckgas dienendem Heizvolumen, welches
über einen Heizkanal mit der Lichtbogenlöschzone verbunden ist, sind dies bevorzugt
der Heizkanal und der Düsendiffusor.
[0012] Die unter (c) - (e) aufgeführten Erosionsmechanismen können auch in löschgasabgebendem
Werkstoff auftreten, welcher ausserhalb des direkten Strahlungsfeldes (Gesichtsfeldes)
des Lichtbogens angeordnet ist. Bei Verwendung des Werkstoffs in einem Druckgasschalter
mit einer Isolierdüse und mit einem Heizvolumen kann der Werkstoff dann der Auskleidung
des ausserhalb des Gesichtsfeldes des Lichtbogens liegenden Heizvolumens dienen. Ein
bei einem Schaltvorgang durch Lichtbogenaufheizung in der Lichtbogenlöschzone erzeugter
und in das Heizvolumen geführter Heissgasstrom setzt dann im Heizvolumen durch Öffnen
der Zellen frisches Löschgas frei, wodurch eine grosse Menge an hochqualitativem Löschgas
für die Lichtbogenlöschung zur Verfügung steht.
[0013] Geeignetes Material für die Füllung der Zellen weist lichtbogenlöschende Eigenschaften
auf oder bildet bei Lichtbogeneinwirkung Lichtbogenlöschgas. Bevorzugtes Material
sind flüssige oder gasförmige Fluorverbindungen auf der Basis von Stickstoff, Sauerstoff,
Wasserstoff, Kohlenstoff und/oder Schwefel mit möglichst hoher Dichte und möglichst
geringem Kohlenstoffanteil. Wegen ihres grossen Fluoranteils besonders zu bevorzugen
sind perfluorierte Flüssigkeiten. Von Vorteil ist es, wenn die flüssigen Flluorverbindungen
einen Siedepunkt grösser 100°C aufweisen. Anstelle von Fluorverbindungen können auch
Spreng- und Explosivstoffe, etwa NH
4NO
3, welche in einem geeigneten Matrixisolierstoff, etwa PTFE, phlegmatisiert sind, verwendet
werden.
[0014] Aus herstellungstechnischen Gründen kann der Füllstoff von einem Pulver gebildet
sein, dessen Teilchen vor dem Einbetten in die Isolierstoffmatrix überwiegend als
Mikrokapseln mit Teilchengrössen bis zu 1 mm ausgebildet sind. Die der Lagerung der
Mikrokapseln dienende Isolierstoffmatrix ist vorzugsweise durch Härtung einer Formmasse,
insbesondere auf der Basis eines Epoxid-, eines Polyester-, Acryl- oder Polyurethanharzes,
gebildet. Anstelle durch Einlagern des überwiegend Mikrokapseln enthaltenden Pulvers
in die Matrix kann der Werkstoff auch durch Sintern oder Verkleben der Pulverteilchen
gebildet werden.
[0015] Die Zellwände der typischerweise 5 bis 100 µm grossen Mikrokapseln sind überwiegend
von einem Polymer, einer Keramik oder Glas gebildet. Besonders geeignete Materialien
sind Polymere auf der Basis eines Melamin-Formaldehydharzes, eines Acrylharzes oder
eines Polyurethanharzes.
[0016] Der Isolierstoffmatrix können zur Dichteverbesserung zusätzliche Füllstoffe, beispielsweise
Graphitpulver, beigemischt werden. Durch Zugabe von langzeitstabilen Farbstoffen (Lebensdauer>20
Jahre) in die Isolierstoffmatrix und/oder in den Füllstoff lässt sich das Abbrandverhalten
des Werkstoffs regulieren. Bewährt als Farbstoff hat sich ein Anteil von 0,01 bis
1 Gewichtsprozent MoS
2 am Werkstoff.
[0017] In einem Druckgasschalter dient das aus den Zellen tretende Löschgas der Stabilisierung
der Dichte des von einem Schaltlichtbogen aufgeheizten Löschgases in der Phase vor
und nach dem Stromnulldurchgang über einen dielektrisch kritischen Wert hinaus sowie
der teilweisen Kompensierung der abströmenden Löschgasmengen. Hierdurch wird bei im
wesentlichen gleichbleibender Kammerdimensionierung eine höhere Abschaltleistung erreicht.
[0018] Voraussetzung dafür ist, dass der Werkstoff zumindest teilweise der Führung der Löschgasströmung
dient und an Stellen der Löschgasführung angeordnet ist, an denen der Werkstoff der
Strahlung des Lichtbogens und der thermischen Wirkung von Lichtbogengasen ausgesetzt
ist. Mit besonderem Vorteil dient der Werkstoff der Auskleidung stromauf- und/oder
stromabwärts der Engstelle einer Isolierstoffdüse des Schalters gelegener strömungsführender
Teile. Von zusätzlichem Vorteil ist es, den Werkstoff auch ausserhalb der eigentlichen
Löschzone des Schalters anzuordnen, und ihn als Auskleidung eines stromaufwärts der
Düsenengstelle angeordneten Volumens zum Speichern von lichtbogenaufgeheiztem Löschgas
zu verwenden.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
[0019] Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiele der Erfindung und die damit erzielbaren weiteren
Vorteile werden nachfolgend anhand von Zeichnungen näher erläutert. Hierbei zeigt:
[0020]
- Fig.1
- eine Löschkammer eines Druckgasschalters mit einer auswechselbaren Isolierdüse aus
löschgasabgebendem Werkstoff nach der Erfindung, aus PTFE oder aus einem anderen Werkstoff
nach dem Stand der Technik, deren Düseninneres über einen Heizkanal mit einem Heizvolumen
zur Aufnahme von Löschgas verbunden ist,
- Fig.2
- ein Diagramm, in dem der Druckaufbau p [bar] im Heizvolumen des Druckgasschalters
gemäss Fig.1 in Abhängigkeit von der Anzahl n an Abschaltungenn dargestellt ist, und
- Fig.3
- ein Diagramm, in dem der Abbrand der Isolierstoffdüse des Druckgasschalters gemäss
Fig.1, gemessen als Durchmessererweiterung d[mm] ihrer im Anfangsstadium rohrförmig
ausgebildeten Engstelle, in Abhängigkeit vom Abstand x [mm] des Messpunktes vom zum
Heizkanal offenen Ende der Düse, dargestellt ist.
WEGE ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0021] Die in Fig.1 dargestellte Löschkammer ist in einem nicht dargestellten, mit einem
isolierenden und lichtbogenlöschenden Gas, wie etwa SF
6 von beispielsweise 4 bis 6 bar Druck, gefüllten Gehäuse eines Mittelspannungs-Leistungsschalters
für Nennspannungen von typischerweise 10 bis 40 kV angeordnet. Die Löschkammer enthält
zwei jeweils über einen Stromanschluss 1 bzw. 2 mit einer Stromquelle verbundene Schaltstücke
3 und 4. Das Schaltstück 3 ist feststehend angeordnet und wird im nicht dargestellten
Einschaltzustand vom längs einer Achse 5 verschieblichen Schaltstück 4 kontaktiert.
Die Wand 6 der Löschkammer umschliesst ein torusförmig ausgebildetes Heizvolumen 7,
welches auf seiner Innenfläche von einem im wesentlichen hohlzylinderförmigen Isolator
8 und nach unten von einer freiliegenden Endfläche einer Isolierdüse 9 begrenzt ist.
Die freiliegenden Endflächen von Isolator 8 und Isolierdüse 9 begrenzen einen ringförmigen
Kanal 10. Während eines in Fig.1 dargestellten Ausschaltvorgangs verbindet der Kanal
10 die Lichtbogenlöschzone, welche beim Ausschalten einen zwischen den Schaltstücken
3, 4 brennenden Schaltlichtbogen 11 aufnimmt, mit dem Heizvolumen 7. Die Isolierdüse
9 weist eine axial ausgerichtete Bohrung auf. Die Bohrung bildet eine rohrförmige
Engstelle 12 mit einer Länge L und einem Durchmesser D und erweitert sich stromabwärts
der Engstelle 12 zu einem in einen Expansionsraum 13 führenden Diffusor.
[0022] Die Isolierdüse 9, zumindest aber ein der Einwirkung des Schaltlichtbogens ausgesetzter
Abschnitt 14 der Düse, sowie gegebenenfalls auch der Isolator 8 - zumindest im Bereich
seiner den Kanal 10 begrenzenden Endfläche - und Teile einer Auskleidung 15 des Heizvolumens
7 sind von einem löschgasabgebenden Werkstoff mit zellenförmiger Struktur gebildet,
bei dem der überwiegende Teil der Zellen mit einem lichtbogenlöschende Eigenschaften
aufweisendem Material gefüllt ist oder ein Material enthält, welches bei Lichtbogeneinwirkung
das Lichtbogenlöschgas bildet.
[0023] Ein solcher Werkstoff kann etwa wie folgt hergestellt werden: Ausgangskomponenten
zur Herstellung des Werkstoffs sind:
(a) ein perfluoriertes Alkan mit einem Siedepunkt von ca. 215°C, beispielsweise eine
Flüssigkeit der Fa. 3M, Minnesota Mining, welche unter dem Handelsnamen Fluorinert
FC 5312 vertrieben wird,
(b) ein Melamin-Formaldehydharz (MF),
(c) ein Harz, etwa ein von der Fa. Ciba-Geigy unter dem Handelsnamen Araldit CY 225
vertriebenes Epoxidharz,
(d) ein Härter, wie er etwa von der Fa. Ciba-Geigy unter der Bezeichnung Härter HY
925 vertrieben wird, und
(e) gegebenenfalls ein Farbstoff, etwa pulverförmiges Molybdändisulfid.
[0024] Aus den Komponenten (a) und (b) wird durch geeignete Misch- und Sprühtrocknungsverfahren
ein Mikrokapseln enthaltendes, trockenes und rieselfähiges Pulver hergestellt. Die
Mikrokapseln weisen Korngrössen von 6 bis 10 µm auf und bestehen jeweils aus einer
MF-Hülle, welche die perfluorierte Flüssigkeit trägt. Die Mengenverhältnisse der beiden
Ausgangskomponenten sind so bestimmt, dass die Mikrokapseln ca. 80 bis 90 Gewichtsprozent
Flüssigkeit und ca. 10 bis 20 Gewichtsprozent MF enthalten.
[0025] 100 Gewichtsteile der Komponente (c), 80 Gewichtsteile der Komponente (d) und ein
180 Gewichtsteile dieses Pulvers umfassender Füllstoff wurden miteinander vermischt.
Die resultierende Mischung wurde evakuiert und unter Vakuum in eine Form gegossen,
in der sie während 4h bei ca. 80°C gelierte und während ca. 16h bei 140°C zum Werkstoff
bzw. zu einem praktisch gebrauchsfertigen Bauteil, beispielsweise einer Isolierstoffdüse,
ausgehärtet wurde.
[0026] Eine solchermassen hergestellte Isolierdüse 9 wurde in die Löschkammer gemäss Fig.1
eingebaut und der Druckgasschalter bei Kurzschlussströmen von ca. 25 kA wiederholt
ausgeschaltet. Entsprechende Schaltungen wurden mit der gleichen Löschkammer ausgeführt,
in der jedoch anstelle der aus mikrogekapselten Werkstoff bestehenden Isolierdüse
9 Düsen gleicher geometrischer Abmessungen aus PTFE und mikrokapselungsfreiem Epoxid
verwendet wurden.
[0027] Beim Ausschalten zerplatzen die Zellwände der Mikrokapseln unter der Wirkung des
durch die Engstelle 12 der Isolierstoffdüse 9 brennenden Schaltlichtbogens 11. Perfluorierte
Flüssigkeit wird aus den geöffneten Kapseln gesprüht und unterstützt durch seine abkühlende
Wirkung, durch die Bildung von frischem Löschgas mit hohem Druck und durch die elektronegative
Wirkung von Fluorkarbonen bei der thermischen Zersetzung im Schaltlichtbogen die Lichtbogenlöschung
ganz wesentlich. Hierbei wird das gebildete Löschgas zusammen mit dem in der Löschkammer
gespeicherten Löschgas in der Hochstromphase unter Aufbau von Druck zunächst im Heizvolumen
7 gespeichert und dient dann beim Stromnulldurchgang der Beblasung des Schaltlichtbogens
11.
[0028] Da der aus den Komponenten (c) und (d) gebildete Isolierstoff transparent ist, kann
die Strahlung der Schaltlichtbogens gegebenenfalls mehrere Millimeter tief in die
Isolierstoffdüse 9 eindringen. Durch Zugabe von ca. 0,01 bis 1 Gewichtsprozent der
Komponente (e) beim Mischen der Ausgangskomponenten wurde die Eindringtiefe der Lichtbogenstrahlung
und damit auch die Abbrandtiefe der Isolierstoffdüse 9 bei einem Schaltvorgang auf
wenige Zehntel Millimeter reduziert.
[0029] In der nachfolgenden Fig. 2 ist nun der Druckaufbau im Heizvolumen 7 des Druckgasschalters
mit einer aus dem mikrogekapselten Werkstoff (B) bestehenden Isolierstoffdüse 9 in
Abhängigkeit von der Anzahl an Abschaltungen dargestellt. Zugleich sind entsprechende
Vergleichsdaten für einen Druckgasschalter mit einer Isolierdüse aus einem mit Al
2O
3 gefüllten Epoxid (A) nach dem Stand der Technik dargestellt. Ersichtlich wird zeichnet
sich der Schalter mit der aus mikrogekapselten Werkstoff bestehenden Isolierstoffdüse
9 nach mehreren Abschaltungen durch einen wesentlich besseren Druckaufbau aus.
[0030] In Fig.3 ist der Abbrand, gemessen als Durchmessererweiterung d in Abhängigkeit vom
Abstand x des Messpunktes vom zum Heizkanal 10 offenen Ende der Engstelle 12, nach
mehreren Abschaltungen n aufgetragen. Ersichtlich brennt die Düse beim Druckgasschalter
mit dem mikrogekapselten Werkstoff wegen der starken Löschgasbildung an dem im Bereich
des Kanals 10 liegenden Ende (x = 0) relativ stark ab. Da jedoch das zum Diffusor
hin gerichtete Ende der Engstelle 12 (x = 20 = L) relativ schwach abgebrannt ist,
weist die Düse gegenüber einer Düse nach dem Stand der Technik hinsichtlich der für
das Schaltvermögen des Druckgasschalters bedeutsamen Bemessung der Engstelle praktisch
das gleiche Abbrandverhalten bei erheblich verbessertem Druckaufbau auf. Wird diese
strömungsbestimmende Engstelle der Düse aus einem Material mit besonders geringem
Abbrand gebildet, wie beispielsweise Bor- oder Siliciumnitrid oder Zirkoniumoxid,
so wird ein besonders geringes Abbrandverhalten bei einem gleichzeitig besonders guten
Druckaufbau im Heizvolumen 7 erreicht.
Bezugszeichenliste
[0031]
- 1, 2
- Stromanschlüsse
- 3, 4
- Schaltstücke
- 5
- Achse
- 6
- Löschkammerwand
- 7
- Heizvolumen
- 8
- Isolator
- 9
- Isolierstoffdüse
- 10
- Kanal
- 11
- Schaltlichtbogen
- 12
- Engstelle
- 13
- Expansionsraum
- 14
- Abschnitt
- 15
- Auskleidung
1. Elektrisch isolierender und bei der Einwirkung eines Lichtbogens Löschgas abgebender
Werkstoff auf der Basis einer Isolierstoffmatrix und eines in die Matrix eingebetteten
Füllstoffs, gekennzeichnet durch eine zellenförmige Struktur, bei der der überwiegende
Teil der Zellen mit einem lichtbogenlöschende Eigenschaften aufweisenden Material
gefüllt ist oder ein Material enthält, welches bei Lichtbogeneinwirkung das Lichtbogenlöschgas
bildet.
2. Werkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Zellwände von Membranen
gebildet sind, welche bei der Einwirkung des Lichtbogens oberhalb eines Schwellwertes
der Lichtbogeneinwirkung selektiv zerstörbar sind.
3. Werkstoff nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Zellen ausgehend von einer
lichtbogenaussetzbaren Oberfläche in unterschiedlichen Abständen zur Oberfläche angeordnet
sind.
4. Werkstoff nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Zellen schichtförmig angeordnet
sind.
5. Werkstoff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Zellen schichtförmig ausgebildet
sind.
6. Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Füllstoff
von einem Pulver gebildet ist, dessen Teilchen vor dem Einbetten in die Isolierstoffmatrix
überwiegend als Mikrokapseln mit Teilchengrössen bis zu 1 mm ausgebildet sind.
7. Werkstoff nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Mikrokapseln nach dem
Einbetten in einer die Isolierstoffmatrix bildenden, gehärteten Formmasse, vorzugsweise
auf der Basis eines Epoxid-, eines Polyester-, Acryl- oder Polyurethanharzes, gelagert
sind.
8. Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkstoff
durch Sintern oder Verkleben eines Pulvers gebildet ist, dessen Teilchen vor dem Sintern
oder Verkleben überwiegend als Mikrokapseln mit Teilchengrössen bis zu 1 mm ausgebildet
sind.
9. Werkstoff nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Mikrokapseln
eine Zellwand aus einem Polymer, einer Keramik oder Glas und eine Materialfüllung
aus einer fluorierten, vorzugsweise perfluorierten, Flüssigkeit, insbesondere mit
einem Siedepunkt grösser 100°C, enthalten.
10. Werkstoff nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Mikrokapseln Teilchengrössen
von typischerweise 5 bis 100 µm aufweisen und vorzugsweise aus einem Melamin-Formaldehydharz,
einem Acrylharz oder einem Polyurethanharz gebildete Kapselungswände aufweisen.
11. Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Füllstoff
ein lichtbogenlöschgasbildender Spreng- oder Explosivstoff vorgesehen ist.
12. Werkstoff nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Spreng- oder Explosivstoff
in eine phlegmatisierend wirkende Isolierstoffmatrix, vorzugsweise auf der Basis eines
Polytetrafluoräthylens, eingebettet ist.
13. Werkstoff nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Isolierstoffmatrix Graphitpulver
beigemengt ist.
14. Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Isolierstoffmatrix
und/oder der Füllstoff einen langzeitstabilen Farbstoff enthält.
15. Werkstoff nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Isolierstoffmatrix ca.
0,01 bis 1 Gewichtsprozent MoS2 enthält.
16. Druckgasschalter mit dem Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 15, bei dem ein
bei einem Schaltvorgang gebildeter Schaltlichtbogen (11) einer Löschgasströmung ausgesetzt
ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkstoff zumindest teilweise der Führung der
Löschgasströmung dient und an Stellen der Löschgasführung angeordnet ist, an denen
der Werkstoff der Strahlung des Lichtbogens und der thermischen Wirkung von Lichtbogengasen
ausgesetzt ist.
17. Druckgasschalter nach Anspruch 16 mit einer Isolierstoffdüse (9), dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest stromaufwärts der Düsenengstelle (12) gelegene strömungsführende Teile
der Düse mit dem Werkstoff ausgekleidet sind.
18. Druckgasschalter nach Anspruch 17 mit einem stromaufwärts der Düsenengstelle (12)
angeordneten Heizvolumen (7) zum Speichern von lichtbogenaufgeheiztem Löschgas, dadurch
gekennzeichnet, dass das Heizvolumen (7) zumindest teilweise mit dem Werkstoff ausgekleidet
ist.