[0001] Die Erfindung betrifft erstens ein Verfahren zum Herstellen eines aus Kohlenstoff
oder überwiegend aus Kohlenstoff bestehenden aus Fasern aufgebauten, mehrdimensionalen
flächigen Gebildes aus einem aus Polyacrylnitril oder im wesentlichen aus Polyacrylnitril
bestehenden Ausgangsmaterial, zweitens eine Anlage zur Durchführung des Verfahrens
und einen nach diesem Verfahren hergestellten Filz.
[0002] Hauptsächlich oder ganz aus Kohlenstoff bestehende, aus Fasern aufgebaute, mehrdimensionale
flächige Gebilde wie beispielsweise Gewebe, Gestricke, Gelege, Filze oder Vliese,
die auf organische Polymere wie z.B. Zellulose, Wolle, Kunstharze, Pech oder Polyacrylnitril
zurückgehen, werden auf den unterschiedlichsten Gebieten verwendet. Man findet sie,
um nur einige Anwendungen zu nennen, als flammhemmende Textilien in Fahrzeugsitzen
oder Arbeitsschutzmitteln, als Isoliermaterial, das unter Schutzgas bis zu höchsten
Temperaturen eingesetzt werden kann, als korrosionsbeständiges Filtermaterial, je
nach Qualität als elektrisch leitfähige oder isolierende Substrate oder als Ausgangsmaterialien
für Verbundwerkstoffe. Eine Mindestanforderung für die hier beschriebenen Materialien
ist es, daß die Fasern, aus denen sie aufgebaut sind, zu irgend einem Zeitpunkt durch
eine thermische Behandlung unschmelzbar gemacht worden sind und daß dabei trotz der
in ihnen vorgegangenen Veränderungen die Faserstruktur erhalten geblieben ist. Diese
thermische Behandlung wird als Oxidation oder Stabilisierung bezeichnet. Sie wird
unter Mitwirkung von Oxidationsmitteln durchgeführt und sollte so geleitet werden,
daß die Fasern des eingesetzten textilen Gebildes bestimmte Eigenschaften erhalten.
Aus Gründen der rationellen Herstellung wäre es wünschenswert, diesen Stabilisierungsvorgang
an ganzen Materialbahnen und zwar in kontinuierlicher Fahrweise auszuführen. Bei einigen
Typen wie z.B. textilen Materialien aus Cellulose ist dies heute bereits möglich.
Bei aus Fasern aufgebauten, mehrdimensionalen flächigen Gebilden auf der Basis von
Polyacrylnitril, im folgenden PAN genannt, läßt sich eine Stabilisierung von Bahnen
im kontinuierlichen Betrieb bis jetzt nicht wirtschaftlich durchführen und auch das
diskontinuierliche Stabilisieren nicht ganz dünner Materialbahnen oder -Stücke ist
problematisch. Thermisch stabilisierte aus Fasern aufgebaute, mehrdimensionale flächige
Gebilde auf Basis von Polyacrylnitril werden deshalb bis heute durch ein vergleichsweise
aufwendiges Verfahren hergestellt, indem man zuerst die PAN-Fasern als solche thermisch
stabilisiert, d.h. unschmelzbar macht und dann die stabilisierten Fasern zu den verschiedenen
mehrdimensionalen flächigen Fasergebilden weiterverarbeitet. Im Falle von Filzen müssen
dazu die thermisch stabilisierten Fasern erst gekräuselt, danach zu Stapelfasern geschnitten
und es muß dann aus den Stapelfasern in einem letzten Schritt ein Filz gefertigt werden.
Ein solches Verfahren ist umständlich und aufwendig, weil die PAN-Fasern beim thermischen
Stabilisieren einen Teil ihrer textilen Eigenschaften verlieren und sich dann schwieriger
zu den verschiedenen textilen Gebilden verarbeiten lassen. Die Anwendung des Verfahrens
ist jedoch notwendig, weil beim thermischen Stabilisieren in der Faser stark exotherme
Reaktionen ablaufen und es wegen der Behinderung des Wärmeabtransports beim Stabilisieren
ganzer textiler Lagen oder Bahnen zu einer adiabaten Überhitzung der Fasern und in
deren Folge zum Schmelzen oder Abbrennen der Fasern kommt. Diese Reaktionen, nämlich
die Dehydrierung des Polymeren unter Einwirkung von Oxidationsmitteln, speziell von
Sauerstoff, seine Cyclisierung zu einem heteroaromatischen Leiterpolymeren sowie weitergehende
chemische Vernetzungen und unerwünschte aber nicht vollständig unterdrückbare unspezifische
Oxidationen des Polymeren laufen parallel ab (siehe z.B. E. Fitzer, D.J. Müller, Carbon,
13 (1975) S. 63-69) und lassen sich durch verfahrenstechnische Maßnahmen nur sehr
begrenzt beeinflussen. Aber selbst wenn es gelingt, die Zerstörung des Fasergerüsts
zu verhindern, werden die Fasern bei nicht optimaler Temperaturführung geschädigt.
Eine solche Schädigung kann z.B. in einer zu starken Versprödung oder einer zu großen
Sauerstoffaufaufnahme mit der Folge hoher Oxidations- und damit Qualitätsverluste
beim nachfolgenden Carbonisierungsschritt liegen.
[0003] Der Erfindung lag deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum direkten Überführen
von aus Polyacrylnitril oder im wesentlichen aus Polyacrylnitril bestehenden, aus
Fasern aufgebauten, mehrdimensionalen flächigen Gebilden wie beispielsweise Geweben,
Gestricken, Gewirken, Gelegen, Filzen, Vliesen in die unschmelzbare, nicht carbonisierte
Form in einem Verfahrensschritt bereitzustellen. Die Aufgabe bestand insbesondere
darin, ein kontinuierlich arbeitendes Verfahren dieser Art bereitzustellen, das die
Möglichkeit zu einer genauen Regelung der Reaktionstemperaturen in den flächigen Gebilden
in Abhängigkeit von der Zeit bietet. Eine weitere Aufgabe war es, eine Vorrichtung
oder Anlage zur Verfügung zu stellen, mit Hilfe derer das erfindungsgemäße Verfahren
durchgeführt werden kann. Schließlich war es auch eine Aufgabe der Erfindung, aus
unschmelzbar gemachten aber nicht carbonisierten Fasern bestehende mehrdimensionale
flächige Gebilde bereitzustellen, die unter Verwendung des neuen Verfahrens hergestellt
worden sind.
[0004] Die Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs
1 gelöst. Die weiteren Ansprüche enthalten die Lösung der anderen angegebenen Aufgaben
oder Ausgestaltungen der Erfindung. Sie werden hiermit in den Text der Beschreibung
eingeführt.
[0005] Der in den Ansprüchen und in der Beschreibung verwendete Begriff "nicht schmelzbare,
nicht carbonisierte Form" von Fasern oder von aus Fasern bestehenden mehrdimensionalen
flächigen Gebilden ist synonym mit dem Begriff "thermisch stabilisierte" oder "stabilisierte"
Fasern oder aus Fasern bestehende mehrdimensionale flächige Gebilde und wurde verwendet,
um diese thermische Behandlungsstufe der Fasern oder flächigen Gebilde klar von denjenigen
Stufen zu unterscheiden, die bei Temperaturen oberhalb 320 °C erreicht werden und
die entweder mit "teilcarbonisiert", "carbonisiert" oder mit "graphitiert" bezeichnet
werden. Für den Begriff "aus Fasern aufgebautes, mehrdimensionales flächiges Gebilde"
wird im folgenden der kürzeren Schreibweise wegen auch der Begriff "Stoffbahn" verwendet.
[0006] Zu Beginn des Stabilisierungsvorgangs muß den Filamenten in der Stoffbahn soviel
Wärme zugeführt werden, daß die beim Stabilisieren ablaufenden Reaktionen gestartet
werden. Vom Zeitpunkt des Starts ab ist die Summe der Reaktionsenthalpien stark exotherm
und die Reaktionen würden mit der Folge des Schmelzens oder Abbrennens der Stoffbahn
durchgehen, wenn dies nicht die Anwendung steuernder Maßnahmen verhinderte. Das wesentliche
Merkmal des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es nun, daß die aus PAN-Fasern aufgebauten
mehrdimensionalen flächigen Gebilde oder Stoffbahnen während der gesamten, durch den
anfänglichen Wärmebedarf und den sich daran anschließenden exothermen Bereich gekennzeichneten
thermischen Stabilisierungsphase von einem in entsprechend angepaßter Weise temperierten
Gas oder Gasgemisch durchströmt wird. In der Startphase wird dadurch auf die Fasern
eine solche Wärmemenge übertragen, daß die Stabilisierungsreaktionen abzulaufen beginnen.
Danach kühlt das Gas die Fasern so weit, daß die exothermen Reaktionen unter Einhaltung
der vorgegebenen Temperaturen ablaufen und in der Endphase, wenn die Wärmeentwicklung
in den Fasern durch das Abklingen der Reaktionen nachläßt, wird gegebenenfalls wieder
Wärme zugeführt, um die gewünschte Reaktionstemperatur zu halten und die Stabilisierung
schnell zu Ende zu führen. Während der gesamten Stabilisierungsphase dient das durchströmende
Gas auch als Medium zum Stofftransport. Es transportiert Sauerstoff oder Sauerstoffträger
an die Fasern und führt gasförmige Reaktionsprodukte wie z.B. H
2O, CO
2, CO oder HCN von den Fasern weg. Da die Stoffübergänge zur und von der Faser diffusionskontrolliert
ablaufen, ist es vorteilhaft, mit vergleichsweise großen Strömungsgeschwindigkeiten
in der Stoffbahn zu arbeiten, um dünne Phasengrenzflächen auf den Fasern zu erzielen.
Dies kommt auch dem Erfordernis nach möglichst guten Wärmeübergangsbedingungen entgegen.
[0007] Für die erfolgreiche Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist eine genaue
Erfassung der in der Stoffbahn herrschenden Temperaturen, die ja Regelgrößen für die
die Stoffbahn durchströmenden und die Temperatur in ihr regelnden Gase sind, notwendig.
Im diskontinuierlichen Betrieb bereitet dies keine Schwierigkeiten. Es können Thermoelemente
in der Stoffbahn angeordnet werden, mittels derer gemessen und geregelt wird. Anders
ist die Situation bei der bevorzugt angewandten kontinuierlichen Fahrweise. Hier muß
zur Einstellung und Aufrechterhaltung der Temperaturen in der Stoffbahn ein indirektes
Verfahren angewandt werden. Dazu wird folgendermaßen vorgegangen: In einer diskontinuierlich
arbeitenden Testapparatur, in der eine genaue Messung der Temperatur im Inneren des
mehrdimensionalen flächigen Gebildes, z.B. mittels Thermoelementen möglich ist, wird
unter Variation der Parameter Zusammensetzung, Temperatur und Strömungsgeschwindigkeit
des Gases zunächst der Temperaturbereich ermittelt, in dem die gewünschte Qualität
des aus Fasern bestehenden mehrdimensionalen flächigen Gebildes im thermisch stabilisierten
Zustand erhalten wird. Danach können, falls dies noch erforderlich ist, unter Vorgabe
von als Bezugsgröße dienenden Temperaturverläufen, die innerhalb des vorher in der
Stoffbahn gemessenen Temperaturbereichs liegen, die für die korrekte und wirtschaftliche
Reaktionsführung notwendigen abhängigen Größen wie die Temperatur und die Strömungsgeschwindigkeit
und gegebenenfalls der Druck des durchströmenden Gases festgelegt werden. Die Apparatur
zur Durchführung der genannten Versuche wird an anderer Stelle in dieser Schrift beschrieben.
Diejenigen nach der im vorstehenden beschriebenen Methode ermittelten Parameter, die
auch in einer kontinuierlich arbeitenden Anlage leicht gemessen und geregelt werden
können und über die die Einstellung und Aufrechterhaltung des gewünschten Temperaturprofils
in der Stoffbahn bewirkt wird, werden sodann auf die Produktionsanlage übertragen.
Die Überwachung und Feinregelung der Temperatur der Stoffbahn in dieser Anlage kann
dann, falls das erforderlich sein sollte, beispielsweise durch Messung der Temperaturdifferenz
von anströmendem zu aus der Stoffbahn austretendem Gas oder bei dünnen Stoffbahnen
durch Messung der Oberflächentemperatur der Stoffbahn geschehen. Der Temperaturverlauf
während der Stabilisierung kann nach Beginn der an der Stabilisierung beteiligten
Reaktionen isotherm, von einem bestimmten Temperaturniveau ausgehend abfallend oder
von einem solchen Temperaturniveau ausgehend ansteigend gesteuert werden. Wo dies
notwendig ist, können auch Kombinationen der drei genannten Typen von Temperaturverläufen
angewendet werden.
[0008] Ein wichtiger, besonders die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens beeinflussender Parameter
ist die für die Stabilisierungsreaktion benötigte Zeit. Natürlich wird immer angestrebt
werden, diese Reaktion in möglichst kurzer Zeit durchzuführen. Da die erzeugten stabilisierten
Stoffbahnen in Abhängigkeit von ihrem späteren Verwendungszweck bestimmte Materialkennwerte
haben müssen und diese wie später gezeigt werden wird, stark von den Stabilisierungsbedingungen
abhängen, kann in vielen Fällen nicht mit der kürzest möglichen Zeit, d.h. mit der
höchst möglichen Temperatur gefahren werden. Es muß eine optimierende Abstimmung zwischen
den Qualitätserfordernissen, dem Temperaturverlauf und der für die Stabilisierungsreaktion
benötigten Zeit vorgenommen werden.
[0009] Nach dem Verfahren können die unterschiedlichsten unter Verwendung von PAN-Fasern
hergestellten Arten von mehrdimensionalen flächigen Gebilden stabilisiert werden.
Die Unterschiede beziehen sich dabei neben der Dicke der flächigen Gebilde - es können
Gewebe oder Vliese mit einer Dicke im Bereich von Zehntelmillimetern bis zu Filzen
im Bereich von 10 cm und darüber stabilisiert werden - auch auf die stoffliche Zusammensetzung
- reines PAN oder PAN mit Copolymeren oder Zusätzen - die Art der Herstellung der
Fasern und Garne - beispielsweise aus Stapelfasern oder aus Filamenten hergestellte
Garne - oder auf die Art der Herstellung des mehrdimensionalen flächigen Gebildes
und damit die Faseranordnung und die Dichte oder Packung der Fasern in dem Gebilde
wie Weben, Stricken, Knüpfen, Wirken, Verfilzen, Wirrlagen bilden. Verallgemeinert
betrachtet, können alle aus PAN-Fasern aufgebauten mehrdimensionalen flächigen Gebilde
thermisch stabilisiert werden, die von Gas durchströmbar sind.
[0010] Jede der Qualitäten von flächigen Gebilden hat eine eigene Stabilisierungscharakteristik
und entsprechend muß für jede dieser Qualitäten die Fahrweise durch Versuche festgelegt
werden. Die Notwendigkeit für diese Vorgehensweise soll durch folgende Beispiele verdeutlicht
werden: Eine Stoffbahn, beispielsweise ein Filz, in dem die Fasern sehr dicht nebeneinander
angeordnet sind, weist bei den während der Stabilisierung ablaufenden Reaktionen eine
hohe Energiedichte auf, ihr Wärmedämmvermögen ist sehr gut und sie ist vergleichsweise
schlecht durchströmbar. Eine zu schnelle Fahrweise bei zu hohen Temperaturen würde
hier zu Schäden an der Stoffbahn bis zum Durchgehen der Reaktion führen. Eine dem
ersten Anschein nach zwar locker aber aus sehr dicken Fasern oder aus Faserbündeln
aufgebaute Stoffbahn, beispielsweise ein Gewebe, Gelege oder Gestrick muß ebenfalls
relativ langsam und bei nicht zu hohen Temperaturen stabilisiert werden, da hier trotz
guter Möglichkeiten zum Wärmean- und Abtransport durch das strömende Gas ein Überhitzen
des Inneren der Fasern oder Faserbündel vermieden werden muß und die Stabilisierungsreaktionen
wegen ihres diffusionskontrollierten Ablaufs eine bestimmte Zeit benötigen. Verhältnismäßig
unproblematisch ist dagegen eine dünne Stoffbahn von lockerem Faseraufbau aus dünnen
Fäden, die bei vergleichsweise hoher Temperatur in kurzer Zeit stabilisiert werden
kann. Die Angabe einer bevorzugten Fahrweise ist in Anbetracht der vorstehenden Ausführungen
schwierig. Wegen der Bedeutung der Erfindung für hohe Massendurchsätze an Stoffbahnen
ist jedoch immer die Verfahrensweise die bevorzugte, die bei Einhaltung bestimmter
Qualitätskriterien für die Stoffbahn die kürzeste Zeit für die thermische Stabilisierung
aufweist.
[0011] Statt mit einem Gas oder mit einem einheitlich zusammengesetzten Gasgemisch kann
das Stabilisieren auch mit Gasgemischen durchgeführt werden, deren Zusammensetzung
sich während der Stabilisierungsreaktion ändert oder es wird für einen Teil der Reaktion
ein inertes Gas, beispielsweise Stickstoff oder Argon und für den anderen Teil das
ein Oxidationsmittel enthaltende Gas verwendet. Man kann auf diese Weise z.B. den
Ablauf der an der Stabilisierung beteiligten Reaktionen gegeneinander verzögern, indem
unter Inertgas zunächst die Dehydrierungs- und Oxidationsreaktionen und damit deren
Anteile an der Reaktionsenthalpie in den Fasern unterdrückt und diese Reaktionen in
der zweiten Stufe unter oxidierenden Bedingungen nachgeholt werden. Im umgekehrten
Fall kann man die Fasern unter oxidierenden Bedingungen zunächst mit Sauerstoff voroxidieren
und beladen und die Reaktionen dann unter Inertgas in der vorgesehenen Weise zu Ende
führen.
[0012] Der Temperaturbereich, innerhalb dessen das Stabilisieren im allgemeinen durchgeführt
wird, liegt zwischen 180 und 320, vorzugsweise zwischen 220 und 260 °C, wobei diese
Temperaturen als die Temperaturen, die das die Stoffbahn durchströmende Gas auf der
Anströmseite hat, definiert sind. Die Temperaturen der Einzelfasern in der Stoffbahn
können bei Anwendung der vorgegebenen Gastemperaturen und ordnungsgemäßem Reaktionsablauf
bis maximal 10 K über den Temperaturen des anströmenden Gases liegen. Je nach textilem
Aufbau der Stoffbahn, Abmessungen sowie der Gestalt und stofflichen Zusammensetzung
der Fasern der Stoffbahn wird die Stabilisierung innerhalb eines Zeitraumes im Bereich
von 0,5 und 10 Stunden, vorzugsweise von 0,5 bis 6 Stunden durchgeführt. Natürlich
kann die Stabilisierung auch mit wesentlich längeren Zeiten vorgenommen werden, jedoch
wird das Verfahren dann zunehmend unwirtschaftlich und das flächige Gebilde kann bzw.
dessen Fasern können, z.B. durch zu hohe Sauerstoffaufnahme, Qualitätseinbußen erleiden.
[0013] Für den Ablauf der einen wesentlichen Bestandteil des Stabilisierungsprozesses bildenden
Dehydrierungsreaktion des PAN-Polymeren ist das Vorhandensein von Sauerstoff erforderlich.
Als Sauerstoffdonatoren kommen alle Sauerstoff abgebenden, in Gas- oder Dampfform
überführbaren Substanzen, besonders aber molekularer Sauerstoff, Ozon, Schwefeltrioxid,
Stickstoffdioxid bzw. Distickstofftetroxid, Distickstoffmonoxid oder Lachgas und Stickstoffmonoxid
in Frage. Diese Substanzen werden im allgemeinen auch in den Fällen wo dies möglich
wäre, nicht in reiner Form, sondern in Mischung mit einem inerten Trägergas angewandt.
Der Anteil der aus Sauerstoff bestehenden oder Sauerstoff enthaltenden Substanzen
liegt dabei bevorzugt bei 20 Volumenprozent, bezogen auf die Gasmischung gleich 100
%. Die besonders bevorzugt angewandte Gasmischung ist Luft.
[0014] An den Stabilisierungsprozeß können sich zur Weiterverarbeitung der mehrdimensionalen
flächigen Gebilde als zusätzliche, nachgeschaltete Verfahrensschritte das Teilcarbonisieren,
das Carbonisieren und das Graphitieren anschließen. Dazu kann eine oder es können
mehrere dieser zusätzlichen Verfahrensschritte in Anlagen durchgeführt werden, die
an die Oxidationsanlage gekoppelt oder die Teil dieser Anlage sind. Das Teilcarbonisieren
wird in an sich bekannter Weise im Temperaturbereich von 320 bis 800 °C, vorzugsweise
von 500 bis 700 °C in inerter Atmosphäre durchgeführt. Bei diesem Verfahrensschritt,
der auch kontinuierlich durchgeführt werden kann, wird der Kohlenstoffgehalt der Stoffbahnen
durch Abgabe von Wasserstoff, Sauerstoff und Heteroatomen, insbesondere von Stickstoff,
weiter erhöht und der Vernetzungsgrad des Kohlenstoffgerüsts in den Filamenten vergrößert.
Parallel dazu steigen Flammfestigkeit, Temperatur- und Korrosionsbeständigkeit an,
wobei die Biegsamkeit der Fasern in der Stoffbahn weitgehend erhalten bleibt. Teilcarbonisierte
Stoffbahnen können beispielsweise für flammhemmende Textilien, isolierende Auskleidungen,
als Filtermaterial oder für die Herstellung von Verbundmaterialien verwendet werden.
[0015] Auf das Teilcarbonisieren kann das Carbonisieren folgen, das in inerter Atmosphäre
im Temperaturbereich von 800 bis 1800 °C, vorzugsweise von 800 bis 1400 °C durchgeführt
wird. Bei diesem Prozeß, der auch kontinuierlich durchgeführt werden kann, werden
die das mehrdimensionale flächige Gebilde bildenden Fasern vollständig in Kohlenstoff
umgewandelt. Solche mehrdimensionalen flächigen Gebilde sind unter Schutzgas bis zu
höchsten Temperaturen einsetzbar. Sie sind hervorragend korrosionsbeständig und haben
einen vergleichsweise hohen elektrischen Widerstand. Deshalb können sie beispielsweise
als Filtermaterial oder als Substratmaterial für katalytische oder elektrochemische
Anwendungen eingesetzt werden. So hergestellte Filze können z.B. wegen ihrer wärmedämmenden
Eigenschaften auch als Hochtemperaturisolierstoff in nicht oxidierender Atmosphäre
verwendet werden. Hauptanwendungsgebiet carbonisierter Stoffbahnen ist jedoch die
Herstellung von Verbundwerkstoffen, insbesondere von Verbundwerkstoffen mit Kunstharz-
oder Kohlenstoffmatrix.
[0016] Die letzte thermische Veredelungsstufe, der die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten mehrdimensionalen flächigen Gebilde unterworfen werden können, ist das
Graphitieren, das in inerter Atmosphäre im Temperaturbereich von 1800 bis ca. 3000
°C, vorzugsweise im Bereich oberhalb von 2000 °C durchgeführt wird. Auch dieser Verfahrensschritt
ist kontinuierlich, beispielsweise mit einer Anlage gemäß DE-Gebrauchsmuster 72 31
623 durchführbar.
[0017] Jedes der nach einem der beschriebenen Verfahren hergestellten mehrdimensionalen
flächigen Gebilde ist für die Herstellung von Verbundmaterialien der unterschiedlichsten
Art geeignet. Durch Auswahl der jeweils geeigneten Stoffbahn- Matrixkombination können
in Verbindung mit entsprechenden Weiterverarbeitungs- und/oder Veredelungsschritten
wie beispielsweise Carbonisieren, Graphitieren, Imprägnieren, Beschichten, Silicieren
oder Aktivieren für eine Vielzahl von Anwendungen gezielt Werkstoffe hergestellt werden.
[0018] Das beschriebene Verfahren hat folgende Vorteile:
- Bei der Herstellung von aus thermisch stabilisierten Fasern auf Basis PAN bestehenden
mehrdimensionalen flächigen Gebilden fällt der bisher notwendige Umweg, zuerst PAN-Fasern
thermisch zu stabilisieren und dann diese thermisch stabilisierten Fasern, die im
Vergleich zu den nicht stabilisierten Fasern aus PAN wesentlich steifer und damit
mechanisch empfindlicher und textil schwerer verarbeitbar sind, zu Stoffbahnen zu
verarbeiten, nunmehr weg. Dieser Vorteil ist besonders dort groß, wo die Fasern, wie
dies beispielsweise bei der Herstellung von Filzen geschieht, zur Weiterverarbeitung
gekräuselt oder/und zu Stapelfasern verarbeitet werden müssen, ehe daraus Stoffbahnen
hergestellt werden. Stoffbahnen aus PAN-Fasern können jetzt direkt thermisch stabilisiert
werden. Bei dieser Verfahrensweise ist es von Vorteil, daß die Herstellung von mehrdimensionalen
flächigen Gebilden aus PAN-Fasern unproblematisch ist und letztere deshalb in einer
Vielzahl von Qualitäten kommerziell verfügbar sind.
- Das Verfahren kann kontinuierlich durchgeführt werden. Dadurch ist es möglich, bezüglich
der Verteilung ihrer Stoffeigenschaften gleichmäßigere und damit qualitativ bessere
thermisch stabilisierte Stoffbahnen auf Basis PAN wirtschaftlicher herzustellen.
- Als Folge der gleichmäßigeren Verteilung der Stoffeigenschaften ergeben sich bei der
Weiterverarbeitung der Stoffbahnen, insbesondere beim Teilcarbonisieren, Carbonisieren
und Graphitieren Verarbeitungsvorteile. Die nach diesen Verarbeitungsstufen erhaltenen
Stoffbahnen haben ebenfalls eine bessere Qualität.
[0019] Im folgenden wird zunächst die Apparatur zum Ermitteln der Parameter, mit denen das
Verfahren bei kontinuierlicher Fahrweise gesteuert wird und danach die Anlage zum
kontinuierlichen thermischen Stabilisieren von mehrdimensionalen flächigen Gebilden
auf Basis von PAN-Fasern beispielhaft beschrieben.
[0020] Fig. 1 zeigt in schematischer Wiedergabe ein aus zwei Teilrohren 1,1' bestehendes
Strömungsrohr mit einem Innendurchmesser von beispielsweise 12 cm aus einem temperatur-
und temperaturwechselbeständigen Geräteglas (Duran). Jedes der Teilrohre 1, 1' hat
an der der Mitte des Strömungsrohres zugewandten Seite einen Flansch 2, 2', mit Hilfe
dessen die zwei Teilrohre 1, 1' mit bekannten Mitteln zum Strömungsrohr zusammengespannt
worden sind. Als Abdichtung ist zwischen die Flansche 2, 2' eine Graphit- oder eine
temperaturbeständige PTFE-Dichtung 3 eingespannt. Am anderen Ende der Teilrohre 1,
1' befindet sich die nicht näher dargestellte Zu- 4 (Teilrohr 1) bzw. Abführung 5
(Teilrohr 1') für das das Rohr durchströmende Gas. Auf der Seite der Gaszuführung
befindet sich zusätzlich eine nur schematisch wiedergegebene Förder- 17, Heiz- 6 und
Regelvorrichtung für den Gasstrom. In der Mitte des Strömungsrohres ist eine Scheibe
7 aus der zu testenden Stoffbahn zusammen mit einem vergleichsweise grobmaschigen
Netz 8 aus dünnem Draht aus Chrom-Nickel-Stahl (Maschenweite 3 bis 5 mm, Drahtstärke
ca. 0,2 mm) unter Zwischenlegung zweier Ringe aus im Handel verfügbarem flexiblem
Graphit im Flanschbereich zwischen den Flanschen 2, 2' eingespannt. Das Drahtnetz
8 unterstützt die Stoffbahn 7 und verhindert deren Durchbiegen bei höheren Strömungsdrücken.
Zum gleichmäßigen Verteilen des am Eingang 4 in das Teilrohr 1 eintretenden Gases
über den Querschnitt des Strömungsrohres ist im ersten Drittel des Teilrohres 1 eine
Lochplatte 9 angebracht. Zur Messung der Werte für die Temperatur, die Strömungsgeschwindigkeit
und den Gasdruck sind im Strömungsrohr folgende Meßstellen untergebracht:
- Zwei Stellen zum Messen der Strömungsgeschwindigkeit im Anströmbereich in Teilrohr
1, in Rohrmitte 10 und in Wandnähe 10',
- zwei Stellen zum Messen der Temperatur im Anströmbereich in Teilrohr 1, in Rohrmitte
11 und in Wandnähe 11',
- eine Stelle zum Messen des Gasdrucks 12 im Anströmbereich,
- zwei Stellen zum Messen der Temperatur in der, bzw. direkt an der Stoffbahn, in der
Mitte 13 und im Randbereich 13',
- eine Stelle zum Messen des Gasdrucks 14 im Abströmbereich hinter der Stoffbahn,
- zwei Stellen zum Messen der Temperatur im Abströmbereich, in Rohrmitte 15 und in Wandnähe
15',
- eine Stelle zum Messen der Strömungsgeschwindigkeit 16 im Abströmbereich.
[0021] Am Ende des Ausströmbereichs der Apparatur befindet sich nach einer nicht dargestellten
Gaskühlstrecke ein drehzahlregelbarer Ventilator 17' durch den zur Verbesserung der
Durchströmung der Stoffbahn im Abströmbereich gezielt ein Differenzdruck zum Druck
im Anströmbereich eingeregelt werden kann.
[0022] Fig. 2 gibt in schematischer, nicht maßstabgetreuer Darstellung eine Anlage zum kontinuierlichen
thermischen Stabilisieren von mehrdimensionalen flächigen Gebilden auf Basis von PAN-Fasern
wieder. Eine Stoffbahn 18 wird von einer auf einer Abwickeleinheit 19 befindlichen
Bahnrolle 20 abgewickelt, auf einem Gitterrost 21, vorzugsweise einem Drahtgitterrost
aus dünnen Drähten und mit Maschen von großer lichter Weite durch einen aus mindestens
einer räumlichen Abteilung 22 bestehenden Ofen 23, in dem die Bedingungen für die
thermische Stabilisierung aufrechterhalten werden, tranportiert und nach dem Verlassen
des Ofens 23 auf einer Aufwickelvorrichtung 24 aufgewickelt. Zweckmäßigerweise wird
der Gitterrost 21 synchron mit der Stoffbahn 18 durch den Ofen 23 bewegt. Er läuft
dazu als Endlosband mit Hilfe von angetriebenen Rollen 25, 25' um. Hierbei kann auch
nach einem anderen bekannten Verfahren vorgegangen werden. Beim Durchlaufen des Ofens
23, das während einer bestimmten vorgegebenen Zeit geschieht, wird die Stoffbahn 18
von einer bestimmten, auf die jeweilige Stabilisierungsaufgabe abgestimmten Menge
Gas, das eine vorgegebene Zusammensetzung und Temperatur hat, durchströmt. Zur Kontrolle
und zur Regelung der Temperatur- und Strömungsverhältnisse im Ofen 23 sind im Anströmbereich
oberhalb der Stoffbahn 18 und im Abströmbereich unterhalb der Stoffbahn Meßstellen
für die Temperatur (T), für den Gasdruck (p) und für die Strömungsgeschwindigkeit
(v) installiert. Über entsprechend geschaltete Regelkreise werden mittels der an diesen
Stellen gemessenen Werte die Heizungen 26 zum Temperieren des anströmenden Gases,
die Ventilatoren 27 im Anströmbereich für die Erzeugung der gewünschten Gasströmung
und die Ventilatoren 28 im Abströmbereich für den Abtransport der Gase aus dem Abströmbereich
und für die Aufrechterhaltung des für eine effektive Durchströmung der Stoffbahn 18
notwendigen Differenzdrucks gesteuert. Zum Erzeugen einer über den Querschnitt der
jeweiligen Abteilung 22, 22', 22'', 22''' des Ofens 23 gleichmäßigen Gasströmung sind
Gitter oder Lochbleche 32 vorgesehen. Bei thermischen Stabilisierungen, die unkritisch
sind, beispielsweise bei dünneren, leicht durchströmbaren Stoffbahnen, können die
Ventilatoren 28 im Abströmbereich auch entfallen. Die Messung der Gastemperaturen
im Anström- und im Abströmbereich dient zur Kontrolle der Temperaturverhältnisse in
der Stoffbahn und läßt wichtige Rückschlüsse auf den korrekten Reaktionsverlauf und
die Qualität der Stoffbahn zu. Bei isothermer Fahrweise mit einem Gas konstanter Zusammensetzung
kann die Unterteilung des Ofens 23 in Abteilungen 22, 22', 22'', 22''' entfallen.
Wenn jedoch die Stabilisierungsreaktion unter Anwendung bestimmter Temperaturgradienten
oder mit Gasen unterschiedlicher Zusammensetzung durchgeführt werden soll, muß der
Ofen in Abteilungen 22 unterteilt sein, in denen die Verfahrensparameter unabhängig
von denen anderer Abteilungen 22 geregelt werden können. Die Anzahl von vier Abteilungen
22, 22', 22'', 22''' ist hier nur beispielhaft angegeben worden. Je nach verfahrenstechnischen
Erfordernissen kann die Anlage auch weniger oder mehr Abteilungen 22 enthalten. Da
die Stoffbahn 18 stets mit konstanter Geschwindigkeit durch den Ofen bewegt wird,
muß die Verweilzeit der Stoffbahn 18 in den einzelnen Abteilungen 22 durch die Erstreckung,
d.h. Breite der Abteilungen 22 in Fortbewegungsrichtung der Stoffbahn 18 geregelt
werden. Vermischungen der Gasströme benachbarter, auf gleiche Druckniveaus eingeregelter
Kammern 22 werden neben einem Herabreichen der Trennwände der Abteilungen 22 bis dicht
über die Stoffbahn durch Aufrechterhalten eines im Vergleich zum Druck in den Anströmkammern
leichten Unterdruckes in den Abströmkammern vermieden. Die Gasdrücke in den Anströmkammern
sollten nicht zu stark voneinander differieren. Eventuell am Ofenein- 29 oder -Ausgang
30 austretende Gase werden in dort befindlichen Schleusenkästen 31, 31' aufgefangen
und abgesaugt.
[0023] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen, die in Form von
Versuchsübersichten in den Tabellen 1, 2 und 3 wiedergegeben sind, weiter erläutert.
[0024] Alle Versuche zum thermischen Stabilisieren wurden entweder mit käuflichen Filzen,
die aus PAN-Fasern Dolanit® 10 hergestellt worden waren oder mit aus PAN-Fasern auf
Basis Dolan® 25 bzw. Dolanit® 12 hergestellten Geweben in einer Technikumsapparatur
gemäß Abbildung 1 mit Luft als strömendem Gas durchgeführt. Die so erhaltenen thermisch
stabilisierten mehrdimensionalen flächigen Gebilde wurden nachfolgend unter einheitlichen
inerten Bedingungen in einem Schachtofen mit einem maximalen Temperaturgradienten
von 10 K/h während 5 Tagen carbonisiert. In den Tabellen 1, 2 und 3 sind oben die
das Ausgangsmaterial (PAN-Filz oder PAN-Gewebe) kennzeichnenden Daten, danach die
Temperatur-/Zeitbedingungen, unter denen die thermische Stabilisierung durchgeführt
wurde und dann einige kennzeichnende Daten für die thermisch stabilisierten flächigen
Gebilde verzeichnet. Es schließen sich Angaben über Versuche an, die zeigen, daß die
nach dem Verfahren thermisch stabilisierten mehrdimensionalen flächigen Gebilde durch
nachgeschaltete Verfahrensschritte, beispielsweise durch Carbonisieren, weiterveredelt
werden können.
Bezugszeichenliste
[0026]
- 1, 1'
- Teilrohre aus Glas
- 2, 2'
- Flansche an 1, 1'
- 3
- Dichtung
- 4
- Gaszuführung
- 5
- Gasabführung
- 6
- Heiz- und Regelvorrichtung (schematisch)
- 7
- Scheibe aus mehrdimensionalem flächigen Fasergebilde
- 8
- Drahtnetz
- 9
- Lochplatte
- 10, 10'
- Stellen zum Messen der Strömungsgeschwindigkeit im Anströmbereich
- 11, 11'
- Temperaturmeßstellen im Anströmbereich
- 12
- Gasdruckmeßstelle im Anströmbereich
- 13, 13'
- Temperaturmeßstellen im mehrdimensionalen flächigen Fasergebilde
- 14
- Gasdruckmeßstelle im Abströmbereich
- 15, 15'
- Temperaturmeßstellen im Abströmbereich
- 16
- Stelle zum Messen der Strömungsgeschwindigkeit im Abströmbereich
- 17
- drehzahlgeregelter Ventilator im Abströmbereich
- 17'
- drehzahlgeregelter Ventilator im Anströmbereich
- 18
- Bahn aus dem mehrdimensionalen flächigen Fasergebilde
- 19
- Abwickeleinheit
- 20
- Rolle aus dem mehrdimensionalen flächigen Fasergebilde
- 21
- Gitterrost
- 22, 22', 22'', 22'''
- Abteilungen des Ofens
- 23
- Ofen
- 24
- Aufwickelvorrichtung
- 25, 25'
- Rollen für den Umlauf des Tragrostes
- 26, 26', 26'', 26'''
- Heizungen für das Gas
- 27, 27', 27'', 27'''
- Ventilatoren im Anströmbereich
- 28, 28', 28'', 28'''
- Ventilatoren im Abströmbereich
- 29
- Ofeneingang
- 30
- Ofenausgang,
- 31, 31'
- Schleusenkästen an 29 und 30
- 32, 32', 32'', 32'''
- Gitter zum Vergleichmäßigen des Gasstromes
1. Verfahren zum Herstellen eines aus Kohlenstoff oder überwiegend aus Kohlenstoff bestehenden,
aus Fasern aufgebauten mehrdimensionalen flächigen Gebildes aus einem aus Polyacrylnitril
oder im wesentlichen aus Polyacrylnitril bestehenden Ausgangsmaterial,
dadurch gekennzeichnet, daß
das aus Fasern aus Polyacrylnitril oder im wesentlichen aus Polyacrylnitril bestehende
mehrdimensionale flächige Gebilde zum Überführen in die nicht schmelzbare, nicht carbonisierte
Form unter Erhalt seiner textilen Struktur mit einem auf Temperaturen im Bereich von
180 bis 320 °C erhitzten, eine Sauerstoff abgebende Substanz enthaltenden Gas während
einer Zeit von wenigstens 0,5 und höchstens 10 Stunden durchströmt wird, wobei die
das flächige Gebilde durchströmende Gasmenge so geregelt ist, daß einerseits in dem
flächigen Gebilde stets die Temperaturen aufrechterhalten werden, die für den Ablauf
der thermischen Stabilisierung der Polyacrylnitril- oder im wesentlichen aus Polyacrylnitril
bestehenden Fasern notwendigen chemischen Reaktionen erforderlich sind und andererseits
eine schädliche Überhitzung dieser Fasern in dem flächigen Gebilde nicht eintritt.
2. Verfahren nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
zum Durchströmen des aus Fasern aufgebauten mehrdimensionalen flächigen Gebildes ein
ein Oxidationsmittel aus der Gruppe Sauerstoff, Ozon, SO3, NO2, N2O, NO enthaltendes Gas verwendet wird.
3. Verfahren nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß zum Überführen des aus dem organischen Polymeren bestehenden
mehrdimensionalen flächigen Gebildes in die nicht schmelzbare, nicht carbonisierte
Form Luft als Oxidationsmittel verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der Patentansprüche 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
das aus dem organischen Polymeren bestehende mehrdimensionale flächige Gebilde zum
Überführen in die nicht schmelzbare, nicht carbonisierte Form zuerst mit einem auf
Temperaturen im Bereich von 180 bis 320 °C erhitzten, inerten Gas und danach mit einem
ein Oxidationsmittel enthaltenden Gas, das Temperaturen im Bereich von 180 bis 320
°C aufweist, durchströmt wird.
5. Verfahren nach einem der Patentansprüche 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
das aus dem organischen Polymeren bestehende mehrdimensionale flächige Gebilde zum
Überführen in die nicht schmelzbare, nicht carbonisierte Form zuerst mit einem auf
Temperaturen im Bereich von 180 bis 320 °C erhitzten, ein Oxidationsmittel enthaltenden
Gas und danach mit einem inerten Gas, das Temperaturen im Bereich von 180 bis 320
°C aufweist, durchströmt wird.
6. Verfahren nach einem der Patentansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
das aus dem organischen Polymeren bestehende mehrdimensionale flächige Gebilde beim
Überführen in die nicht schmelzbare, nicht carbonisierte Form mit mindestens einem
Gas durchströmt wird, das Temperaturen im Bereich von 220 bis 260 °C aufweist.
7. Verfahren nach einem der Patentansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
das aus dem organischen Polymeren bestehende mehrdimensionale flächige Gebilde beim
Überführen in die nicht schmelzbare, nicht carbonisierte Form während eines Zeitraumes
im Bereich von 0,5 bis 6 Stunden mit mindestens einem auf Temperaturen im Bereich
von 180 bis 320 °C erhitzten Gas durchströmt wird.
8. Verfahren nach einem der Patentansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
es kontinuierlich durchgeführt wird.
9. Verfahren nach einem der Patentansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß
das in die nicht schmelzbare, nicht carbonisierte Form überführte mehrdimensionale
flächige Gebilde zusätzlich bei Temperaturen im Bereich von 320 bis 800 °C unter nicht
oxidierenden Bedingungen teilcarbonisiert wird.
10. Verfahren nach Patentanspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
das in die nicht schmelzbare, nicht carbonisierte Form überführte mehrdimensionale
flächige Gebilde bei Temperaturen im Bereich von 500 bis 700 °C teilcarbonisiert wird.
11. Verfahren nach einem der Patentansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß
das in die nicht schmelzbare, nicht carbonisierte Form überführte mehrdimensionale
flächige Gebilde nach Durchlaufen des Temperaturbereichs von 320 bis 800 °C zusätzlich
im Temperaturbereich von 800 bis 1800 °C carbonisiert wird.
12. Verfahren nach Patentanspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Carbonisieren im Temperaturbereich von 800 bis 1400 °C durchgeführt wird
13. Verfahren nach einem der Patentansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß
als mehrdimensionales flächiges Gebilde eine nach einem Web-, Strick- oder Wirkverfahren
hergestellte Stoffbahn verwendet wird.
14. Verfahren nach einem der Patentansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß
als mehrdimensionales flächiges Gebilde ein Vlies oder ein Filz verwendet wird.
15. Aus Kohlenstoff oder überwiegend aus Kohlenstoff bestehendes aus Fasern aufgebautes
mehrdimensionales flächiges Gebilde,
dadurch gekennzeichnet, daß
es nach einem der Verfahren gemäß den Patentansprüchen 1 bis 13 hergestellt worden
ist.
16. Vorrichtung zum kontinuierlichen thermischen Behandeln von aus Fasern aus Polyacrylnitril
oder im wesentlichen aus Polyacrylnitril bestehenden mehrdimensionalen flächigen Gebilden
(18) mit einer
Ab- (19) und Aufwickelvorrichtung (24),
einer zwischen der Ab- (19) und der Aufwickelvorrichtung (24) angeordneten gasdurchlässigen
Transportbahn (21) für ein aus Fasern bestehendes mehrdimensionales flächiges Gebilde
(18)
und
einem um einen Teil der Transportbahn (21) für das aus Fasern bestehende mehrdimensionale
flächige Gebilde (18) angeordneten Ofen (23), durch den das aus Fasern bestehende
mehrdimensionale flächige Gebilde (18) auf der Transportbahn (21) transportiert werden
kann,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Ofen (23) mindestens eine kammerartige Abteilung (22) aufweist, durch die das
aus Fasern bestehende mehrdimensionale flächige Gebilde (18) transportiert werden
kann,
daß Vorrichtungen (27) vorhanden sind, mittels derer Gase durch die mindestens eine
kammerartige Abteilung (22) gefördert werden können,
daß Vorrichtungen (26) vorhanden sind, mittels derer die die mindestens eine kammerartige
Abteilung (22) durchströmenden Gase geregelt geheizt werden können,
daß die mindestens eine kammerartige Abteilung (22) so ausgerüstet ist (32), daß die
temperierten Gase möglichst gleichmäßig in Richtung des aus Fasern bestehenden mehrdimensionalen
flächigen Gebildes (18) strömen und dieses durchströmen,
daß, in Richtung der Gasströmung gesehen, hinter dem aus Fasern bestehenden mehrdimensionalen
flächigen Gebilde (18) Vorrichtungen (28) für das Abführen oder Absaugen der Gase
vorhanden sind, die das aus Fasern bestehende mehrdimensionale flächige Gebilde (18)
durchströmt haben,
und daß, in Richtung der Gasströmung gesehen, mindestens vor dem aus Fasern bestehenden
mehrdimensionalen flächigen Gebilde (18) in der mindestens einen Kammer (22) Vorrichtungen
(T, p, v) zum Messen und Regeln der Gastemperatur und des Strömungszustandes des Gases
vorhanden sind, die die Temperatur oder/und die Gasströmung des strömenden Gases in
der mindestens einen kammerartigen Abteilung (22) auf bestimmte, vorgegebene Werte
einregelt.
17. Vorrichtung nach Patentanspruch 16,
dadurch gekennzeichnet, daß
in Richtung der Gasströmung gesehen, vor und nach dem aus Fasern bestehenden mehrdimensionalen
flächigen Gebilde (18) in der mindestens einen kammerartigen Abteilung (22) Vorrichtungen
(T, p, v) zum Messen und Regeln der Gastemperatur und des Strömungszustandes des Gases
vorhanden sind.
18. Vorrichtung nach einem der Patentansprüche 16 und 17,
dadurch gekennzeichnet, daß
zum Überwachen und Regeln des Strömungszustandes des Gases Meß- und Regelvorrichtungen
für den Gasdruck (p) und die Gasgeschwindigkeit (v) vorhanden sind.