[0001] Die Erfindung betrifftein Verfahren zur Herstellung von Dünnbrammen oder Stahlbändern,
wobei ein in einer Kokille gegossener Brammenstrang durch mindestens ein der Kokille
nachgeordnetes Quetschwalzenpaar dickenverringert wird.
[0002] Zum Herstellen eines Stahlbandes durch Verformen eines gegossenen Stahlstranges bzw.
einer Dünnbramme ist durch die EP-B1 0 326 190 eine Anlage bekannt geworden, die aus
einer Stranggießmaschine mit einer oszillierenden Durchlaufkokille sowie gekühlten
Wänden und einer am Kokillenauslauf angeordneten, ein Reduzierrollenpaar aufweisenden
Verformungsvorrichtung für den Stahlstrang besteht. Das stranggegossene Stahlband,
das sich aus einer erstarrten Strangschale und einem Flüssigkeitskern zusammensetzt,
wird somit in einer rollverformung dickenverringert und anschließend gewalzt. Die
trichterförmige, oszillierende Durchlaufkokille besitzt einen Austrittsquerschnitt
mit einer Dicke von 40 bis 50 mm, und nach dem Austritt aus der Kokille wird das gegossene
Stahlband ensprechender Dicke durch das Reduzierrollenpaar soweit zusammengedrückt,
daß die inneren Wandungen der in der Kokille bereits verfestigten Strangschalen miteinander
verschweißen. Die Dickenreduzierung des noch nicht durcherstarrten Stahlstranges mit
Hilfe des Reduzierrollenpaars der Verformungseinrichtung sowie mindestens eines diesem
nachgeordneten Walzgerüstes ermöglichen es, Stahlbandstränge mit einer wesentlich
unter 25 mm liegenden Dicke zu erreichen, was abhängig von der Gießgeschwindigkeit
sowie der Preßkraft des Reduzierrollenpaares ist. Infolge von geänderten Gießgeschwindigkeiten
hinter dem Reduzierrollenpaar auftretende unterschiedliche Banddicken werden über
angepaßte Preßkräfte der Reduzierrollen kompensiert.
[0003] Bei Stranggießmaschinen mit zwischen Kokille und Strangführung angeordnetem Dickenreduzierrollensatz
ist es zum Einfahren des Anfahrstranges mit einem der Kokillenweite entsprechenden
Anfahrkopf erforderlich, die Strangführung und den Reduzierrollensatz auf die Anfahrkopfdicke
einzustellen. Diese Einstellung muß beibehalten werden, bis nach dem Anfahren der
Anfahrkopf mit dem erstarrten Gießstrangfuß den Reduzierrollensatz passiert hat und
ein aus Strangschale und flüssigem Kern bestehender Strangbereich von diesem verformt
werden kann. Dabei muß die nachgeordnete Strangführung dem Wechsel der Strangdicke
mit größerem konstruktiven und steuerungstechnischen Aufwand angepaßt werden.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein betriebssicheres Verfahren zur Herstellung
von Dünnbrammen oder Stahlbändern hoher Qualität durch Stranggießen und anschließende
Rollverformung zu schaffen, wobei eine Dickenänderung des Stranges möglich ist. Insbesondere
soll der Gießbeginn mit geringem konstruktiven und steuerungstechnischen Aufwand durchführbar
sein und der angießbedingte Schrottanfall verringert werden.
[0005] Die gestellte Aufgabe wird bei einem Verfahren der angegebenen Gattung erfindungsgemäß
dadurch erreicht, daß bei Gießbeginn ein Strang mit einer etwa dem Fertigmaßrollenspalt
des Quetschwalzenpaares entsprechenden Dicke gegossen wird, der aus erstarrter Strangschale
und flüssigem Kern bestehende Strang zwischen die Pressrollen geführt wird und anschließend
die Gießdicke des Stranges kontinuierlich vergrößert und der dickere Gießstrang zwischen
den Pressrollen auf das Fertigmaß rollverformt wird.
[0006] Durch die enge Stellung der Kokille kann der Angießvorgang mit einem dünnen Anfahrstrang
schnell und betriebssicher durchgeführt werden. Eine Verstellung der nachgeordneten
Rollenführung ist beim Angießen nicht erforderlich. Der Schrottanfall ist aufgrund
des schmalen Anfangsquerschnitts und ohne ein längeres Übergangsstück gering.
[0007] Die Erfindung schlägt weiter vor, daß die Gießdicke des Stranges bei Gießbeginn 40
- 60 mm und danach 60 - 80 mm beträgt und der fertige Dünnbrammen- oder Stahlbandstrang
von der Strangspitze an eine einheitliche Fertigdicke im Bereich von 40 - 60 mm aufweist.
[0008] Nach der Vergrößerung der Gießdicke kann die Gießbreite des Brammenstranges eingestellt
werden.
[0009] In vorrichtungsmäßiger Ausgestaltung der Erfindung besteht eine Anlage zur Durchführung
des Verfahrens aus einer aus gekühlten Breitseitenwänden und Schmalseitenwänden gebildeten
Dünnbrammenkokille und mindestens einem nachgeordneten Quetschwalzenpaar, wobei zwei
an den Breitseitenwänden an liegende Führungsprofile je eine Führungsöffnung für je
eine Schmalseitenwand aufweisen, die aus einer seitlichen Anlageposition an den Breitseitenwänden
zwischen die Breitseitenwände verschiebbar ist und die Breitseitenwände aus einer
engen Abstandsposition in eine weitere Abstandsposition definiert verstellbar sind.
[0010] Die Breitseitenwände können einen erweiterten Eingießbereich bilden, der in Gießrichtung
auf das Format des gegossenen Stranges reduziert ist.
[0011] In der Zeichnung ist eine Anlage zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
mit Merkmalen und Vorteilen desselben dargestellt. Es zeigen
- Fig. 1
- eine Prinzipdarstellung der Anlage bei Gießbeginn,
- Fig. 2
- die Anlage beim Gießen und Quetschen eines Brammenstranges,
- Fig. 3
- die Draufsicht auf die Stranggießkokille, und
- Fig. 4 - 6
- vergrößerte Ausschnitte aus Fig. 3 mit unterschiedlichen Einstellungen der Kokillenwände.
[0012] Eine Kokille 1 zum Stranggießen von Dünnbrammen 2 besteht aus zwei gekühlten Breitseitenwänden
3 und zwei Schmalseitenwänden 4. Die Breitseitenwände 3 bilden zur Aufnahme eines
Tauchgießrohres 5 einen erweiterten oberen Eingießbereich 6. Der Kokille 1 ist ein
Quetschwalzenpaar 7 und im Anschluß daran gegenüberliegend gelagerte Führungsrollen
8 nachgeordnet. (Fig. 1 und 2)
[0013] Gemäß Fig. 3 sind die Breitseitenwände 3 der Kokille 1 an je einem seitlichen Rahmenteil
9 befestigt, die durch Spindeltriebe 10 in ihrem gegenseitigen Abstand verstellbar
sind.
[0014] Zwischen den Seitenbereichen der Rahmenteile 9 befindet sich ein Vorsprung 11 je
eines Kopfstückes 12 in dem Spindeln 13 der Spindeltriebe 10 gelagert sind.
[0015] Am Kopfstück 12 ist ein U-förmiges Führungsprofil 14 befestigt, in dem ein Tragelement
15 der Schmalseitenwand 4 in Richtung des Pfeiles 16 verschiebbar geführt ist. Das
Führungsprofil 14 befindet sich stirnseitig an den Seitenflächen der Breitseitenwände
3 in Anlage. Die Schmalseitenwand 4 durchdringt das Führungsprofil 14 und bildet die
Formwandung.
[0016] Das erfindungsgemäße Verfahren wird anhand der Zeichnung wie folgt beschrieben. Die
Vorbereitung der Anlage zum Angießen eines Brammenstranges 2 erfolgt durch Einstellen
von Kokillenweite, Quetschwalzenspalt und Führungsrollenabstand auf das Dickenmaß
des mit Verbindungskopf 17 versehenen Anfahrstranges 18 von z.B. 50 mm. Bei dieser
aus den Figuren 1 und 4 ersichtlichen Einstellung stehen die Schmalseitenwände 4 in
seitlicher Anlage an den Breitseitenwänden 3. Nach dem Einfahren des Anfahrstranges
18 in der Kokille 1 wird die Stahlschmelze durch Tauchgießrohr 5 in die Kokille 1
geleitet. Die Stahlschmelze erstarrt an den gekühlten Kokillenwänden zur Strangschale
19 und bildet mit dem Verbindungskopf 17 des Anfahrstranges 18 eine Angießverbindung.
[0017] Sobald der gegossene Brammenstrang 2 das Quetschrollenpaar 7 und die Führungsrollen
8 erreicht, werden die Breitseitenwände 3 durch die Spindeltriebe 10 auf die in Fig.
2 und 5 dargestellte größere Weite von z.B. 70 mm eingestellt. Der infolge dieser
Einstellung gegossene dickere Brammenstrang 2a wird durch die mit unverändertem Walzspalt
eingestellten Quetschrollen 7 durch Zusammenpressen der gegenüberliegenden Strangschalen
19 auf 50 mm Dicke reduziert und wird bis zur völligen Durcherstarrung von den Führungsrollen
8 geführt.
[0018] Eine Breitenverstellung des gegossenen Brammenstranges 2a wird gemäß Fig. 6 durch
eine Querverstellung der Schmalseitenwände 4 zwischen den Breitseitenwänden 3 in Richtung
des Pfeiles 16 erreicht. Dabei symbolisiert das Übertragungselement 20 den Verstellantrieb.
1. Verfahren zur Herstellung von Dünnbrammen oder Stahlbändern, wobei ein in einer Kokille
gegossener Brammenstrang durch mindestens ein der Kokille nachgeordnetes Quetschwalzenpaar
dickenverringert wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei Gießbeginn ein Strang (2) mit einer etwa dem Fertigmaßrollenspalt des Quetschwalzenpaares
(7) entsprechenden Dicke gegossen wird, der aus erstarrter Strangschale (19) und flüssigem
Kern bestehende Strang zwischen die Quetschwalzen (7) geführt wird und anschließend
die Gießdicke des Stranges (2) kontinuierlich vergrößert und der dickere Gießstrang
(2a) zwischen den Quetschwalzen (7) auf das Fertigmaß rollverformt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gießdicke des Stranges (2) bei Gießbeginn 40 - 60 mm und danach (2a) 60 -
80 mm beträgt und der fertige Dünnbrammen- oder Stahlbandstrang von der Strangspitze
an eine einheitliche Fertigdicke im Bereich von 40 - 60 mm aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß nach der Vergrößerung der Gießdicke die Gießbreite des Brammenstranges (2a) eingestellt
wird.
4. Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
3, die aus einer aus gekühlten Breitseitenwänden und Schmalseitenwänden bestehenden
Dünnbrammenkokille und mindestens einem nachgeordneten Quetschwalzenpaar besteht,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwei an den Breitseitenwänden (3) anliegende Führungsprofile (14) je eine Führungsöffnung
für eine Schmalseitenwand (4) aufweisen, die aus einer seitlichen Anlageposition an
den Breitseitenwänden (3) zwischen die Breitseitenwände verschiebbar ist und daß die
Breitseitenwände (3) aus einer engen Abstandsposition in eine weitere Abstandsposition
definiert verstellbar sind.
5. Dünnbrammenkokille in einer Anlage nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Breitseitenwände (3) einen erweiterten Eingießbereich (6) bilden, der in Gießrichtung
auf das Format des gegossenen Stranges (2, 2a) reduziert ist.