[0001] Die Erfindung betrifft ein Fahrwerk für einen an Führungen laufenden Aufzug mit Eigenantrieb,
bestehend aus einem Kabinentragrahmen, einer Antriebseinheit mit Reibrädern und Stützrädern,
welche mit Federkraft gegeneinander gezogen und nach dem Klemmprinzip von zwei Seiten
an eine Führung angepresst werden.
[0002] Aufzüge mit Reibradantrieb sind in verschiedenen Ausführungen bekannt. Die Antriebseinheiten
mit Motor, Getriebe, Reib- und Stützräder mit Anpresseinrichtung sind jeweils direkt
auf oder unter einer Kabine angeordnet.
[0003] Die französische Patentschrift Nr. 933.675 beschreibt und zeigt eine Einrichtung
der genannten Art. Bei einem an Rundführungen laufenden Personenaufzug mit Reibradantrieb
sind eine Antriebseinheit mit Motor und doppeltem Schneckengetriebe, Antriebsachsen,
Lagerböcken und beidseits je zwei Reibräder auf der Oberseite einer Kabinenstruktur
angeordnet. Die Antriebselemente sind alle einzeln auf der Kabine separat angebaut.
[0004] Die Mehrfachlagerung der Antriebsachsen mit separat angeordneten Elementen birgt
die Gefahr der Überbestimmung und somit die Möglichkeit einer Überbeanspruchung der
Antriebsachsen, weil mit der gezeigten Anordnung Fluchtfehler nicht ganz vermeidbar
sind. Eine, die nötige Reibkraft erzeugende Anpresseinrichtung wird nicht offenbart.
[0005] Die japanische Patentanmeldung JP 3 177 290 offenbart gemäss "Abstract" eine vergleichbare
Einrichtung. Oberhalb oder unterhalb einer Aufzugskabine sind zwei Achsen mit gerillten
Reibrädern angeordnet. Eine der beiden Achsen wird von einer Motor-Getriebeeinheit
angetrieben, wobei die angetriebene Achse über Zahnräder die zweite Achse antreibt.
Zur Erzeugung der nötigen Reibkraft werden die Achsen bzw. die Reibräder beidseits
je mit einer äusseren Feder gegeneinander und somit auf die Abrollfläche einer rechteckigen
Führung gepresst.
[0006] Bei dieser Einrichtung sind die Elemente des Eigenantriebes ebenfalls separat an
einer Kabinenstruktur angebaut. Es stellt sich hier noch das Problem des veränderten
Zahneingriffes bei den Zahnrädern, wenn sich durch die Abnützung der Reibräder die
Achsabstände verkleinern. Es müsste eine Verzahnungart vorgesehen werden, welche verhindert,
dass die Zahnköpfe jemals im Gegenrad anstehen, weil dann die Reibkraft verloren geht.
Ferner ist die Verwendung von offenen Zahnrädern auf oder unter einer Kabine mit Geräuschproblemen
verbunden und der Verschmutzung ausgesetzt.
[0007] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Fahrwerk für eine selbstfahrende
Kabine zu schaffen, welches die genannten Nachteile nicht aufweist und insbesondere
ein fertigungsgünstiges, als Baueinheit vorfabrizierbares Fahrwerk zur Verfügung zu
stellen, das gleichzeitig Funktionen des Kabinenrahmens übernimmt.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 gekennzeichnete und beispielhaft in Zeichnung
und Beschreibung dargestellte Erfindung gelöst.
[0009] Die Erfindung zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass Sie einen einfachen und zeitsparenden
Zusammenbau des Fahrwerkes mit dem Kabinenrahmen bzw. der Kabine ermöglicht.
[0010] Vorteilhafte Weiterbildungen und Verbesserungen sind in den Unteransprüchen aufgeführt.
[0011] Die Antriebseinheit ist beweglich mit der Kabinentragstruktur verbunden und mit Federkraft
an die Führung gepresst.
[0012] Die Ausbildung der Federbaugruppe ermöglicht eine ergänzende Kraftunterstützung durch
flüssige oder gasförmige Medien.
[0013] Die Reibräder des Eigenantriebes sind zwecks mechanischem Schutz gegenüber den untersten
Strukturteilen zurückversetzt.
[0014] Zwecks Vergrösserung der Antriebsleistung kann eine zweite Antriebseinheit vorgesehen
werden.
Die vorliegende Fahrwerkkonstruktion löst eine Doppelaufgabe, indem gleichzeitig die
Funktionen des Kabinentragrahmens und des Eigenantriebes erfüllt werden.
[0015] Einzelne Elemente der Antriebsstruktur sind als Kabinenauflage ausgebildet.
[0016] Oberseitig angeordnete Führungsrollen gewährleisten die vollständige Längsführung
des Fahrwerkes in den zwei Horizontalebenen.
[0017] Durch eine entsprechende Wahl der Anlenkgeometrie für das treibende Reibrad ist die
Erzeugung einer passiven Anpresskraftkomponente möglich.
[0018] Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert
und in den Zeichnungen dargestellt, es zeigen:
Fig.1 ein ganzes Fahrwerk in perspektivischer Ansicht,
Fig.2 eine Unterteil-Seitenansicht des Fahrwerks und
Fig.3 ein Querschnitt durch die Schwenk- und Anpressmechanik.
[0019] Das in der Fig.1 dargestellte Fahrwerk besteht aus einem Rahmen mit Seitenprofilen
16, welche oben über Knotenbleche 17 mit einem Jochprofil 18 verbunden sind. Seitlich
im Bereich der Knotenbleche 17 sind beidseits horizontale Trägerplatten 19 montiert,
auf welchen je drei, in einem Winkel von etwa 60° zueinander stehende Führungsrollen
20 angeordnet sind. Die unteren Enden der Seitenprofile 16 münden je in einer Rahmenkonsole
5, die mit einer horizontalen rohrförmigen Rahmentraverse 14 mit seitlichen Durchlassteilen
13 querverbunden sind. Die Rahmenkonsolen 5 weisen eine als Achsträger 4 bezeichnete
seitliche Verlängerung auf, an deren Enden eine Stützradachse 12 befestigt ist. Eine
Antriebseinheit 24 weist beidseits Achsrohre 3 auf, welche schwenkbeweglich mit dem
Unterteil der Rahmenkonsolen 5 verbunden sind und über die Durchlassteile 13 durchdringende
Federzylinder 8 zu den Rahmenkonsolen 5 hingezogen werden. Die Antriebseinheit 24
besteht aus den koaxial zusammengebauten Elementen Elektromotor, Bremse und Reduktionsgetriebe.
An beiden Enden der Achsrohre 3 ist je ein Treibrad 1 und an beiden Enden der Stützradachse
12 je ein Stützrad 2 angeordnet. Die neben dem rechten Treibrad 1 knapp hervortretende
Kontur ist ein Teil der grösstenteils verdeckten Führungsrolle 6, welche beidseits
angeordnet ist und die seitliche Führung des unteren Teils des Fahrwerks übernimmt.
Die Rahmenkonsolen 5 weisen als oberen Abschluss je eine vom Seitenprofil 16 nach
dem Rahmeninnern vorspringende horizontale Auflage 21 auf, welche als Abstützung für
einen Kabinenkörper dient.
[0020] In der Seitenansicht des Rahmenunterteils in Fig.2 ist die in der Mitte zwischen
dem Treibrad 1 und dem Stützrad 2 angeordnete untere Führungsrolle 6 in der Draufsicht
erkennbar, sowie die Kontur der Rahmenkonsole 5 mit dem Achsträger 4. Die Rahmenkonsole
5 ist nach unten in einen stumpfen Spitz auslaufend verlängert und weist am unteren
Ende ein Schwingenlager 7 auf, in welchem eine Schwinge 15 beweglich gelagert ist.
Die gestrichelten Linien deuten die Laufflächen einer Führung 22 an und mit 23 ist
die Führungsachse bezeichnet.
[0021] Der Querschnitt in der Fig.3 ist durch die Ebene A-A in der Fig.1 gelegt. Die Schwinge
15 ist an ihrem linken oberen Ende fest mit dem Achsrohr 3 verbunden. Das Achsrohr
3 ist über einen Federzylinder 8 mit der Stützradachse 12 beweglich verbunden. Eine
am Achsrohr 3 beweglich befestigte Kolbenstange 11 mündet im Innern des Federzylinders
8 in einen Federkolben 9. Zwischen der linken Stirnwand des Federzylinders 8 und der
linken Seite des Federkolbens 9 ist als Anpressglied eine vorgespannte Feder 10 eingelegt,
vorzugsweise in der Form von Tellerfederpaketen. Der Federzylinder 8 ist mit Spiel
am Umfang durch den seitlichen Durchlassteil 13 der Rahmentraverse 14 geführt.
[0022] Die Funktion des Fahrwerkes mit Führung und Antrieb ist im wesentlichen aus den vorangegangenen
Teilebeschreibungen ersichtlich. Durch die Kraft der vorgespannten Feder 10 im Federzylinder
8 werden die beiden Räder 1 und 2 gegen die Laufflächen der Führung 22 gepresst und
die Treibräder 1 erhalten so die für einen schlupfarmen Antrieb nötige Reibung auf
ihrer Unterlage.
[0023] Mittels einer Änderung der Anlenkungsgeometrie der Treibräder 1 kann ein Teil der
Anpresskraft durch das Aufzugsgewicht passiv erzeugt werden, indem das Schwingenlager
7 gegenüber dem Berührungspunkt des Treibrades 1 an der Führung 22 nach rechts versetzt
wird. Dann entsteht durch das vom Antrieb gebremste Treibrad 1 und durch die von der
Federkraft bewirkten Reibung und somit Haftung des Treibrades 1 an der Lauffläche
der Führung 22 bei einer nach unten wirkenden Kraftkomponente vom Aufzugsgewicht eine
horizontal nach rechts wirkende zusätzliche Anpresskraft.
[0024] Die Federzylinder 8 können als Unterstützung der Federkraft zusätzlich mit einem
nicht dargestellten Hydraulik- oder Pneumatikanschluss versehen werden, wobei dann
beispielsweise Kolbenringe am Federkolben 9 und eine Stopfbuchsdichtung beim Durchlass
der Kolbenstange 11 für die nötige Abdichtung des Federraumes im Federzylinder 8 sorgen.
[0025] Für eine Erhöhung bzw. Verdoppelung der Antriebsleistung bei gleichem Volumen der
Antriebseinheit 24 kann eine zweite analoge Antriebseinheit 24 mit Achsrohren 3 und
Treibrädern 1 anstelle der Stützradachse 12 mit den Stützrädern 2 ohne Änderung des
Grundkonzeptes vorgesehen und auf gleiche Art wie die Stützradachse 12 auf dem Achsträger
4 befestigt werden. Diese Antriebsdisposition wird als Duo-Antrieb bezeichnet.
Teileliste
[0026]
- 1
- Treibrad
- 2
- Stützrad
- 3
- Achsrohr
- 4
- Achsträger
- 5
- Rahmenkonsole
- 6
- Führungsrolle
- 7
- Schwinglager
- 8
- Federzylinder
- 9
- Federkolben
- 10
- Feder
- 11
- Kolbenstange
- 12
- Stützradachse
- 13
- Durchlassteil
- 14
- Rahmentraverse
- 15
- Schwinge
- 16
- Seitenprofil
- 17
- Knotenblech
- 18
- Jochprofil
- 19
- Trägerplatte
- 20
- Führungsrollen
- 21
- Auflagefläche
- 22
- Führungsprofil
- 23
- Führungsachse
- 24
- Antriebseinheit
1. Fahrwerk für einen an Führungen (22) laufenden Aufzug mit Eigenantrieb, bestehend
aus einem Kabinentragrahmen (5, 12, 14, 16, 17, 18) und einer Antriebseinheit (24)
mit Treibrädern (1) und Stützrädern (2), welche mit Federkraft gegeneinander gezogen
und nach dem Klemmprinzip von zwei Seiten an eine Führung (22) angepresst werden,
dadurch gekennzeichnet, dass der Kabinentragrahmen (5, 12, 16, 17, 18) eine Rahmentraverse
(14) mit an beiden Enden angeordneten Rahmenkonsolen (5) aufweist und dass die Rahmenkonsolen
(5) Achsträger (4) aufweisen, an welchen mindestens eine Radachse (3, 12) als zweite
Traverse befestigt ist.
2. Fahrwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein Achsrohr (3) mit der Antriebseinheit
(24) über Schwingen (15) schwenkbeweglich mit der Rahmenkonsole (5) verbunden ist
und mittels eines Anpressgliedes (10) gegen die Stützradachse (12) gezogen wird.
3. Fahrwerk nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Anpressglied als Feder
(10)ausgebildet ist, die in einem Federzylinder (8) angeordnet ist und dass zwecks
Unterstützung der Kraft der Feder (10) zusätzlich hydraulische oder pneumatische Anschlüsse
vorhanden sind.
4. Fahrwerk nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Unterseiten der Treibräder
(1) und der Stützräder (2) den untersten Teil der Rahmenkonsole (5) nicht überragen.
5. Fahrwerk nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass anstelle der Stützradachse
(12) eine zweite Antriebseinheit (24) mit Achsrohren (3) und Treibrädern (1) vorhanden
ist.
6. Fahrwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Fahrwerk in Doppelfunktion
gleichzeitig den Kabinenrahmen (5, 13, 14, 16, 17, 18) bildet und dass die Rahmenkonsolen
(5) eine Auflagefläche (21) für einen Kabinenkörper aufweisen.
7. Fahrwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Fahrwerk auf der Oberseite
des Kabinentragrahmens (18, 17) in zwei Horizontalachsen wirkende Führungsrollen (20)
aufweist.
8. Fahrwerk nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass eine, eine zusätzlich passive
Anpresskraft bewirkende Anlenkgeometrie der Schwinge (15) und eines Schwingenlagers
(7) vorhanden ist.