(19)
(11) EP 0 748 689 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
18.12.1996  Patentblatt  1996/51

(21) Anmeldenummer: 96107752.6

(22) Anmeldetag:  15.05.1996
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B41F 33/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 17.06.1995 DE 19522053

(71) Anmelder: MAN Roland Druckmaschinen AG
63075 Offenbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Zingher, Oded
    63755 Alzenau (DE)

(74) Vertreter: Stahl, Dietmar 
MAN Roland Druckmaschinen AG, Abteilung FTB/S, Postfach 101264
63012 Offenbach
63012 Offenbach (DE)

   


(54) Informationsübertragungssystem


(57) Beschrieben wird ein Informationsübertragungs- und Auftragsabwicklungssystem, welches Kunden von Druckereien sowie die Druckereien miteinander vernetzt. Es soll gewährleistet sein, daß ein von einem Kunden zu vergebender Druckauftrag hinsichtlich einer Optimierung von Herstellungs-, Transportkosten sowie aber auch der geforderten Qualität in der für die entsprechenden Anforderung bestmöglich geeigneten Druckerei erstellt wird. Erfindungsgemäß gelingt dies dadurch, daß an das Netzwerk wenigstens eine Datenverarbeitungsanlage angeschlossen ist, in welche einerseits die Kunden von Druckereien wenigstens ein Anforderungsprofil für den zu erstellenden Druckauftrag eingeben können und andererseits die Druckereien ständig aktualisiert Informationen über freie Kapazitäten abgeben. Über insbesondere eine SQL-Datenbankabfrage erfolgt dann eine Vergabe des Druckauftrages entsprechend den eingegebenen Kriterien. Durch die Reduktion des Transportaufwandes ergibt sich ferner auch eine geringe Umweltbelastung.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Informationsübertragungssystem gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1.

[0002] Heutzutage besteht ein zunehmender Trend zur Vernetzung von Rechnern in den einzelnen Bearbeitungsstationen einer Druckerei. So ist es bekannt, daß Daten, die zur Steuerung jeweils einer Druckmaschine für jeweils einen Druckauftrag erforderlich sind, von einer zentralen Steuereinrichtung, an die mehrere Druckmaschinen angeschlossen sind, an eine der jeweiligen Druckmaschine zugeordnete Steuereinrichtung übertragen werden. Die einzelnen Datenbearbeitungsstationen sind dabei vorzugsweise als Personel-Computer ausgeführt. Mit einem solchen Netzwerk innerhalb einer Druckerei ist es insbesondere möglich, Daten für künftig auszuführende Druckauftrage zu bearbeiten und somit insbesondere die Auftragsauslastung der Druckerei zu optimieren. So beschreibt die DE 4 329 886 A1 ein Ablaufsteuerungssystem für Druckereien, bei welchen sowohl die momentan ablaufende als auch die künftig auszuführenden Produktionsprozesse überwachbar bzw. planbar sind.

[0003] Ein derartiges Datenmanagement innerhalb einer Druckerei über ein Netzwerk der beschriebenen Art ergibt wohl ein großes Potential an Effizienz, jedoch findet diese Effizienz derzeit ihre Grenzen darin, daß sowohl das Zustandekommen eines Druckauftrages, also die Vergabe eines Druckauftrages vom Kunden an die Druckerei sowie auch die Verteilung der Druckprodukte in sehr klassischer Weise geprägt ist. So kommt es oftmals zustande, daß eine Druckerei Aufträge ausführt, welche wohl eine hohe Auslastung hinsichtlich Arbeits- und Maschinennutzzeit darstellt, jedoch aufgrund des vorhandenen Maschinenparkes keine optimale Rendite bringt. Mit anderen Worten ausgedrückt bedeutet dies, daß eine Druckerei, welche modernste Technik im Bereich Vorstufe, Druckerzeugung sowie Weiterverarbeitung aufweist einen in vereinbarter geringerer Qualität auszuführenden Druckauftrag erst gar nicht annehmen sollte, um Zeit zu sparen um einen die vorhandene Technik besser ausnutzenden Auftrag ausführen zu können.

[0004] Auch der Weg nach Entstehung eines Druckproduktes, die Weiterverarbeitung des gefertigten Druckproduktes ist in sehr klassischer Weise geprägt. So werden Druckprodukte oftmals an einem zentralen Ort - günstigster Anbieter - gefertigt und sodann an die verschiedenen Bestimmungsorte transportiert. Auch hierdurch fallen Kosten an, wobei Transport- und Verteilungskosten im Vordergrund stehen.

[0005] Bei der Kalkulation eines Preises eines Druckauftrages spielen neben den Materialkosten auch Qualitätsanforderungen und die Liefertermine sowie die zuvor angesprochenen Transport- bzw. Verteilungskosten eine wichtige Rolle. Bei dem beschriebenen klassischen Zustandekommen der Vergabe von Druckauftrages ist somit die Möglichkeit Angebote einzuholen begrenzt und ebenfalls die Möglichkeit Vergleiche anzustellen.

[0006] Aus der DE-Z "Deutscher Drucker", Nr. 21-22/ 8.6.95, S w26 ff ist ein Druckereien und Kunden von Druckereien verbindendes Netzwerk bekannt, welches dazu dient, Bild- bzw. Druckdaten zu übertragen.

[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Informationsübertragungsystem gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1 derartig zu erweitern, so daß insbesondere die Kosten, Transportwege sowie Transportzeiten bei der Herstellung von Druckprodukten einerseits minimiert werden können und ebenfalls auch die Auslastung einer Druckerei optimiert werden kann.

[0008] Gelöst wird diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale von Anspruch 1. Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.

[0009] Gemäß der Erfindung ist vorgesehen, daß die Druckereien jeweils Schnittstellen zu einem Datenfernübertragungsnetz aufweisen, über welches freie Kapazitäten hinsichtlich zukünftig ausführbarer Druckaufträge in einem Speicher eines zentralen oder dezentralen aufgebauten Datenkommunikationsnetzes bereitgestellt werden können. Auf der anderen Seite weisen ebenfalls die potentiellen Kunden von Druckereien entsprechend ausgebildete Schnittstellen auf, vermittels denen Informationen über einen zukünftig auszuführenden Druckauftrag in das Datenkommunikationsnetz eingegeben werden. In wenigstens einem Rechner dieses Datenkommunikationsnetzes werden sodann die von den Kunden in das Netz eingegebenen Angebote für Aufträge gegen die von den Druckereien eingegebenen freien Kapazitäten verglichen, wobei nach noch weiter untenstehend genau erläuterten Anforderungsprofil der Druckauftrag an eine oder mehrere Druckereien verteilt vergeben wird, so daß der Druckauftrag hinsichtlich einer Optimierung von Zeit, Materialkosten sowie vereinbarter Qualität in bestmöglicher Weise ausführbar ist.

[0010] Gemäß einer einfachen Ausführungsform der Erfindung besitzen die potentiellen Kunden von Druckereien - z.B. Werbeagenturen - mit einem insbesondere als Personel-Computer ausgebildeten Rechner eine Software vermittels der die Vorlage für ein zu druckendes Bild erstellbar ist. Zudem werden auf diesem Rechner zusätzliche Parameter festgelegt, welche den Druckauftrag definieren. Hier sind insbesondere die Art des Bedruckstoffes, die Anzahl der zu druckenden Exemplare, die Druckqualität sowie die Ziele, an den die Druckexemplare dann verteilt werden sollen zu nennen. Diese beispielhaft zuvorstehend genannten Daten ergeben dann ein Anforderungsprofil für den auszuführenden Druckauftrag nach Art eines Rasters. Aus diesen Daten werden dann mittels der erfindungsgemäß ausgebildeten Datenverarbeitungsanlage diejenigen Druckereien herausgesucht, welche für die Bearbeitung eines derartigen Druckauftrages in Frage kommen. Hierbei spielt insbesondere eine wichtige Rolle, daß auch die im Anforderungsprofil wiedergegebene Distribution des Druckproduktes mit berücksichtigt wird. Es wird somit bereits bei der Vergabe des Druckauftrages eine Verteilung des Auftrages vorgesehen, so daß vorzugsweise das Druckprodukt, welches später an mehreren Orten z.B. als Werbedrucksache vorgesehen ist, bereits in Druckereien erstellt wird, welche in größtmöglicher Nähe der Orte liegen, in denen dann die Verteilung zu erfolgen hat. Durch die Reduktion des Transportaufwandes ergibt sich ferner auch eine geringere Umweltbelastung.

[0011] In dem voranstehend beschriebenen Anforderungsprofil für ein künftiges Druckprodukt spielen bereits auch Qualitätsdaten des Druckauftrages eine Rolle. So kommen für extrem aufwendig gestaltete Druckprodukte naturgemäß nur Druckereien mit modernster Technik in Frage. Dies wird erfindungsgemäß bei der Informationsgewinnung,welche Druckerei hat den Auftrag auszuführen, mitberücksichtigt.

[0012] Das Informationsübertragungsystem der erfindungsgemäßen Datenverarbeitung ist dabei vorzugsweise eine relational aufgebaute und insbesondere verteilte Datenbank, in welcher die angeschlossenen Druckereien ständig bzw. von Zeit zu Zeit aktualisiert Informationen über künftig vorhandene freie Kapazitäten eintragen. In der zuvor beschriebenen relational aufgebauten Datenbank sind ferner auch Informationen enthalten, welche wiedergeben, über welche Technik bzw. technische Möglichkeiten sowie personelle Qualifikation die jeweiligen Druckereien verfügen. Darunter sind insbesondere Informationen zu verstehen, aus denen entnehmbar ist, welche Formatbereiche, welche Grammaturen, wie viele und welche Farben und sonstige Techniken der Weiterverarbeitung in der jeweiligen Druckerei verarbeitet werden können. Das von dem Druckereikunden entsprechend dem herzustellenden Bild erstellte Anforderungsprofil wird nun in der erfindungsgemäß ausgebildeten Datenverarbeitung im Sinne einer SQL-Datenbankabfrage verrechnet (SQL = Sequence Querry Language).

[0013] Entsprechend der zuvor geschilderten Ausführungsform der Erfindung erfolgt die Auswahl und Verteilung des Druckauftrages in digitaler Weise über ein insbesondere weltweit verbundenes Netzwerk. Die Verteilung der Druckvorlage an die entsprechend nach optimalen Kriterien herausgefilterten Druckereien kann dann noch auf herkömmliche Weise erfolgen. Hier sei als Beispiel die Versendung eines digitalen Bilddatenträgers, eines hergestellten Proofs oder dergleichen genannt. Selbstverständlich ist es unter Anwendung der Erfindung ebenfalls möglich, das zu druckende Bild selbst über den Kanal der Datenfernübertragung an die eine oder mehrere gemäß dem Auswahlkriterium herausgefilterten Druckerei zu senden. Die eine oder mehrere Druckereien werden dann aus den empfangenen digitalen Daten entsprechend der technischen Ausstattung der in der Druckerei vorhandenen Vorstufe Druckträger bzw. Druckplatten erstellen. Selbstverständlich ist es auch möglich, daß auch Druckaufträge ausgeführt werden, welche digitale Bilddaten direkt an die Druckmaschine weitergeben (Computer to Press Technologie).

[0014] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann ebenfalls vorgesehen sein, daß in der vorgesehenen Datenverarbeitung, also in dem bereitgestellten Informationspool auch Werkzeuge und Objekte den Kunden von Druckereien zur Verfügung gestellt werden, vermittels denen diese Kunden die Vorlage für ein zu druckendes Bild nebst Text und anderen Informationen erstellen. Bevorzugt findet hier eine Datenbank Verwendung, in der sowohl Bild als auch Textelemente als Objekttypen abgelegt sind, die dann mit einer Bild- und Textverarbeitung miteinander verbunden werden können. Hierbei kann ebenfalls vorgesehen sein, daß durch eine weitere Software-Anwendung nach Erstellung der Druckvorlage automatisch ermittelt wird, welche Qualitätskriterien für das zu erstellende Produkt wesentlich sind. Die die Qualität des künftigen Druckproduktes wiedergebenden Anforderungsmerkmale sind somit automatisch ableitbar.

[0015] Durch die erfindungsgemäße und insbesondere weltweite Vernetzung zwischen Kunden von Druckereien einerseits und den Druckereien selbst andererseits ist ferner auch eine stärkere Individualisierung bei der Herstellung von Druckprodukten möglich. So kann insbesondere ein in verschiedenen Ländern zu verteilendes und auch Text enthaltenes Druckprodukt mit entsprechend der Landessprache abgefaßten Text erstellt werden. Auch hier macht es sich besonders bevorzugt bemerkbar, daß zunächst eine Verteilung des Druckauftrages und insbesondere auch der Bilddaten selbst stattfindet und erst im anschließenden Schritt die Erstellung des Druckauftrages erfolgt. Es entfällt also die Erstellung eines Druckauftrages an einem zentralen Ort sowie die sich daran anknüpfende und kostenverursachende Verteilung sowie der Transport der bedruckten Exemplare.


Ansprüche

1. Informationsübertragungssystem zwischen Druckereien sowie Kunden von Druckereien, bestehen aus einem die Kunden sowie die Druckereien vernetzenden Netzwerk,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Netzwerk wenigstens eine Datenverarbeitungseinrichtung aufweist, in welche Informationen über freie Kapazitäten der Druckerei einschreibbar sind, daß in der Datenverarbeitungsanlage von Seiten der Druckereikunden Informationen über zu erstellende Druckaufträge einschreibbar sind und diese Informationen dahingehend verarbeitbar sind, daß entscheidbar ist, in welcher der Druckereien der Druckauftrag erstellt wird.
 
2. Informationsübertragungssystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Datenverarbeitungsanlage Informationen über einen künftigen Druckauftrag nach Art eines Anforderungsprofils eingebbar sind.
 
3. Informationsübertragungssystem nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Datenverarbeitungsanlage Informationen über freie Kapazitäten der angeschlossenen Druckereien ständig aktualisiert werden.
 
4. Informationsübertragungssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Datenverarbeitungsanlage als relationale verteilte Datenbank ausgebildet ist.
 
5. Informationsübertragungssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß über das Netzwerk die das Bild wiedergebende Daten als Bildinformation an die ermittelte Druckerei bzw. die Druckereien übertragbar ist.
 
6. Informationsübertragungssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Datenverarbeitungsanlage Bildherstellungselemente nach dem Objekttyp aufweist, welche Kundenseitig aufrufbar sind.