(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Erzeugung von Korrosions-
und Verschleißschutzschichten auf Eisenbasiswerkstoffen, bei dem oberflächennahe Bereiche
mit Stickstoff, Kohlenstoff sowie Sauerstoff angereichert werden. Um Eisenbasiswerkstoff
mit einer besonders langlebigen und effektiven Korrosions- und Verschleißschutzschicht
zu erzeugen, wird vorgeschlagen, daß in einem ersten Verfahrensschritt der Werkstoff
zur Bildung einer aus Eisenkarbonitriden bestehenden Verbindungsschicht einer Nitrocarburierung
unterzogen wird. Anschließend wird der Werkstoff einem plasmagestützten Unterdruckverfahren
zur Aktivierung der mit der Verbindungsschicht versehenen Oberfläche des Werkstoffes
unterzogen, bevor bei der nachträglichen Oxidation auf der bestehenden Verbindungsschicht
eine geschlossene und gleichmäßige Oxidschicht ausgebildet wird. Durch die Aktivierung
der im Nitrocarburierverfahren gebildeten Verbindungsschicht in dem plasmagestützten
Unterdruckverfahren werden Korrosions- und Verschleißschutzschichten erhalten, deren
Standzeit in normierten Korrosionstests den bekannten Schutzschichten deutlich überlegen
sind.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von Korrosions- und Verschleißschutzschichten
auf Eisenbasiswerkstoffen, bei dem oberflächennahe Bereiche mit Stickstoff, Kohlenstoff
sowie Sauerstoff angereichert werden. Darüber hinaus betrifft die Erfindung eine Vorrichtung
zur Durchführung dieses Verfahrens.
[0002] Seit Anfang der 80er Jahre ist es bekannt, daß das Korrosions- und Verschleißverhalten
von Eisenbasiswerkstoffen durch die nachträgliche Oxidation von Nitridschichten deutlich
verbessert werden kann. Besonders gute Ergebnisse wurden durch die Kombination der
Verfahrensschritte Nitrocarburieren und anschließendes Oxidieren erreicht. Beide Verfahrensschritte
können sowohl in gasförmigen als auch flüssigen Medien erfolgen. Die Aufgabe der nachträglichen
Oxidation der Nitrierschichten besteht dabei in der Ausbildung einer geschlossenen
Oxidschicht an der Oberfläche des Werkstoffs.
[0003] Obwohl des sehr effektiven Einsatzes einer Oxidation eine Vielzahl von kommerziell
anwendbaren Technologien existieren, sind die bisher erreichten Kennwerte des Korrosionsverhaltes
derart behandelter Werkstoffe für eine Vielzahl industrieller Anwendungen nicht ausreichend.
[0004] Nachteilig ist darüber hinaus, daß insbesondere der Einsatz von Salzbadverfahren
sehr umweltbelastend ist und die solchermaßen erzeugten Oberflächen rauh sind, weshalb
sie einer Zwischen- oder Nachbearbeitung unterzogen werden müssen.
[0005] Der Erfindung liegt die
Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Erzeugung von Korrosions- und Verschleißschutzschichten
auf Eisenbasiswerkstoffen zu schaffen, das einerseits die voran genannten Nachteile
nicht aufweist und andererseits höhere Standzeiten der solchermaßen behandelten Werkstoffe
ermöglicht. Ferner liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zur
Durchführung dieses Verfahrens zu schaffen.
[0006] Die verfahrensgemäße
Lösung dieser Aufgabe durch die Erfindung ist gekennzeichnet durch die Verfahrensschritte:
a) Nitrocarburieren des Werkstoffs zur Bildung einer aus Eisenkarbonitriden bestehenden
Verbindungsschicht;
b) Aktivieren der Oberfläche des Werkstoffs in einem plasmagestützten Unterdruckverfahren
und
c) Oxidieren des Werkstoffs zur Bildung einer geschlossenen Oxidschicht.
[0007] Bei diesem erfindungsgemäß ausgebildeten Verfahren werden in dem Verfahrensschritt
Nitrocarburieren die oberflächennahen Bereiche mit Stickstoff und Kohlenstoff angereichert,
um eine aus Eisenkarbonitriden bestehende Verbindungsschicht zu bilden. Überraschenderweise
hat sich herausgestellt, daR das Korrosions- und Verschleißverhalten von Eisenbasiswerkstoffen
deutlich verbessert werden kann, wenn die der Nitrocarburierung unterzogenen Werkstoffe
vor der nachfolgenden Oxidation einem plasmagestützten Unterdruckverfahren unterzogen
werden. Die durch den Ionenbeschuß der Werkstoffoberfläche ablaufenden chemischen
und physikalischen Wechselwirkungsreaktionen bewirken eine Aktivierung und gezielte
Veränderung der oberflächennahen Bereiche der im Nitrocarburierschritt gebildeten
Verbindungsschicht. Aufgrund dieses Ionenbeschusses führt die Anreicherung der oberflächennahen
Bereiche mit Sauerstoff beim Oxidieren zu einer geschlossenen und gleichmäßigen Oxidschicht
auf der bestehenden Verbindungsschicht. Solchermaßen behandelte Eisenbasiswerkstoffe
weisen bei normierten Korrosionstests (wie den Salz-Sprühnebel-Test nach DIN 500 21
SS) Standzeiten von bis zu 600 Stunden auf.
[0008] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgen
die Verfahrensschritte Nitrocarburieren und Oxidieren in einem Normaldruck-Gasverfahren.
[0009] Zur Erzeugung einer besonders effektiven Verbindungsschicht während des Nitrocarburierens
werden durch Anreicherung von Stickstoff und Kohlenstoff in den oberflächennahen Bereichen
die Eisenkarbonitride
ε- Fe
2 (N, C)
1-x
und/oder
δ' - Fe
4 (N, C)
1-y
gebildet.
[0010] Zur Bildung der geschlossenen und gleichmäßigen Oxidschicht hat es sich als besonders
vorteilhaft erwiesen, daß zur Anreicherung der oberflächennahen Bereiche mit Sauerstoff
die Oxidiation in einem Stickstoff-Wasserdampf-Gemisch definierter Zusammensetzung
durchgeführt wird. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens wird die
Oxidation in einem Temperaturbereich von 480°C bis 520°C durchgeführt.
[0011] Die Aktivierung der Werkstoffoberfläche während des plasmagestützten Unterdruckverfahrens
erfolgt vorteilhafterweise durch den Beschuß der Werkstoffoberfläche mit Stickstoff-,
Wasserstoff-, Kohlenstoff- und Sauerstoffionen. Durch die geeignete Wahl der Zusammensetzung
eines Gasgemisches zur Erzeugung der voranstehend genannten Ionen im Plasma können
definierte und gezielte Veränderungen der im Nitrocarburierschritt gebildeten Verbindungsschicht
herbeigeführt werden, was sich wiederum auch auf den nachfolgenden Oxidationsschritt
auswirkt.
[0012] Die vorrichtungsmäßige
Lösung ist erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet, daß die Normaldruck-Gasverfahren Nitrocarburieren
und Oxidieren und das plasmagestützte Unterdruckverfahren in der gleichen Anlage ausführbar
sind.
[0013] Durch die Integration aller drei Verfahrensschritte läßt sich das erfindungsgemäße
Verfahren trotz des zusätzlichen Verfahrensschrittes einfach und kostengünstig durchführen.
[0014] Der Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens läßt sich schematisch wie folgt beschreiben:
[0015] Die zu behandelnden Eisenbasisstoffe werden zunächst auf die Behandlungstemperatur
von etwa 500°C bis 590°C erwärmt und anschließend in einer Ammoniak-Stickstof-Kohlendioxid-Atmosphäre
dem Nitrocarburierprozeß unterzogen, bei dem die Anreicherung von Stickstoff und Kohlenstoff
zu einer aus Eisenkarbonitriden bestehenden Verbindungsschicht führt. Nach dem unter
Normaldruck stattfindenden Nitrocarburierverfahren wird das Werkstück auf die Temperatur
der Oxidationsbehandlung geführt. Es kann ebenso eine Abkühlung des Werkstückes auf
Raumtemperatur erfolgen. Für den nachfolgenden plasmagestützten Ionenbeschuß der Werkstückoberfläche
wird der Prozeßraum evakuiert. Ebenso ist neben dieser Evakuierung bei vorheriger
Abkühlung des Werkstückes auf Raumtemperatur eine gleichzeitige Erwärmung des Werkstückes
auf die Temperatur der Oxidationsbehandlung notwendig. Zur Erzeugung des aus Stickstoff-,
Wasserstoff-, Kohlenstoff- und Sauerstoffionen gebildeten Plasmas wird der Werkstoff
als Kathode geschaltet, während beispielsweise die Anlagenwand als Anode geschaltet
ist. Durch die mit hoher kinetischer Energie auf die Oberfläche des Werkstoffes auftreffenden
Ionen werden die oberflächennahen Bereiche der im Nitrocarburierschritt gebildeten
Verbindungsschicht durch Erwärmung, Implantation und Sputtern so verändert, daß sich
im nachfolgenden Oxidationsschritt eine geschlossene und gleichmäßige Oxidschicht
in und auf der Verbindungsschicht ausbilden kann. Die Ausbildung der gleichmäßigen
Oxidschicht wird dadurch unterstützt, daß sich das Plasma während des Aktivierungsprozesses
um die gesamte Oberfläche des Werkstoffes ausbildet.
[0016] Nach dem Plasmaprozeß wird die Anlage mit Stickstoff als Inertgas auf Normaldruck
geflutet und der Werkstoff wieder auf seine Behandlungstemperatur von ca. 480°C bis
520°C erwärmt. Zur Anreicherung der oberflächennahen Verbindungsschicht mit Sauerstoff
wird anschließend für den Oxidationsprozeß Wasserdampf zur Erzeugung eines Stickstoff-Wasserdampf-Gemisches
in die Anlage geleitet. Nach Beendigung des Oxidationsprozesses wird der solchermaßen
behandelte Werkstoff unter weiterer Stickstoffzufuhr abgekühlt.
1. Verfahren zur Erzeugung von Korrosions- und Verschleißschutzschichten auf Eisenbasiswerkstoffen,
bei dem oberflächennahe Bereiche mit Stickstoff, Kohlenstoff sowie Sauerstoff angereichert
werden,
gekennzeichnet durch die Verfahrensschritte:
a) Nitrocarburieren des Werkstoffes zur Bildung einer aus Eisenkarbonitriden bestehenden
Verbindungsschicht;
b) Aktivieren der Oberfläche des Werkstoffs in einem plasmagestützten Unterdruckverfahren
und
c) Oxidieren des Werkstoffs zur Bildung einer geschlossenen Oxidschicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verfahrensschritte Nitrocarburieren
und Oxidieren unter Normaldruck gefahren werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß beim Nitrocarburieren
die Eisenkarbonitride
ε- Fe2 (N, C)1-x
und/oder
δ' - Fe4 (N, C)1-y
gebildet werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Oxidieren
in einem Stickstoff-Wasserdampf-Gemisch definierter Zusammensetzung durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Oxidieren
insbesondere in einem Temperaturbereich von 480°C bis 520°C durchgeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß beim Aktivieren
die Werkstoffoberfläche mit Stickstoff-, Wasserstoff, Kohlenstoff- und Sauerstoffionen
beschossen wird.
7. Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens nach mindestens einem der Ansprüche 2 bis
6, dadurch gekennzeichnet, daß die Normaldruckverfahren und das plasmagestützte Unterdruckverfahren
in der gleichen Anlage ausführbar sind.