[0001] In der Elektrographie, auch unter dem Namen Xerox-Verfahren bekannt, und bei andern
elektrographischen Verfahren (Drucken mittels elektrischem Strom oder elektrischer
Spannung) werden elektrisch geladene Pigmentteilchen (Toner) unter dem Einfluss punktueller
elektrischer Felder auf einen Zwischenträger entwickelt (Xerox-Verfahren) oder direkt
auf den Informationsträger abgebildet. Eine in der Elektrographie gebräuchliche Entwicklungsvorrichtung
ist in Figur 1 dargestellt. Damit man Toner auf einen Informationsträger elektrisch
entwickeln kann, muss man zunächst diese Pigmentpulver elektrisch laden. Dies geschieht
meist durch Reibung des Toners zum Beispiel mit der Oberfläche einer Entwicklerwalze
oder einer Transportwalze 2. Bei geeigneter Wahl der triboelektrischen Partner erzielt
man so eine definierte Aufladung des Pigmentpulvers. Die Haftung des Toners erfolgt
nun elektrostatisch auf der Oberfläche der Transportwalze oder zusätzlich durch ein
Magnetfeld, falls der Toner magnetisierbar ist oder ein permanentes magnetisches Moment
trägt. In letzterem Fall ist dann innen in der Transportwalze ein entsprechend ausgebildeter
Permanentmagnet gelagert. Zum Transport kann in diesem Fall sowohl die Walze als auch
der innen gelagerte Magnet gedreht werden. Bevor der Toner in die Entwicklungszone
6 gelangt, wird durch eine Art Klinge 4 überschüssiger Toner entweder rein mechanisch
oder magnetisch abgestreift. So resultiert eine wohldefinierte, dünne Schicht des
Toners.
[0002] Bedingt durch den Herstellungsprozess und weitere Einflussgrössen unterliegt das
magnetische Moment, die Masse und die elektrische Ladung der Pigmentteilchen und somit
deren Haftkraft an der Oberfläche der Entwicklerwalze einer Verteilung. Man findet
in der Praxis eine sogenannte Entwicklungskurve, wie sie in Figur 2 dargestellt ist.
Der Strom der von der Entwickleroberfläche abgelösten und auf den Informationsträger
oder einen Zwischenspeicher auftreffenden Pigmentteilchen hängt von der elektrischen
Feldstärke am Ort der Entwickleroberfläche ab. In Figur 2 ist dieser Zusammenhang
mit der elektrischen Potentialdifferenz (Spannung) zwischen der Entwickleroberfläche
und dem Informationsträger als Parameter dargestellt (durch die physikalische Definition:
Elektrische Feldstärke = -grad ϕ, wobei ϕ das elektrische Potential ist, lässt sich
die elektrische Feldstärke am Ort der Entwickleroberfläche als Spannung dividiert
durch den Abstand der beiden Flächen für den Fall homogener elektrischer Felder bestimmen).
Analog zum Verhalten eines Geiger-Müller-Zählrohres kann man in Figur 2 vier Bereiche
unterscheiden: Im Bereich I spricht man von Anlaufverhalten, den Bereich II bezeichnet
man als Proportionalbereich (hier sind die angelegte Spannung und der Teilchenstrom
einander proportional), den Bereich III bezeichnet man als Uebergangsbereich und den
Bereich IV nennt man den Sättigungsbereich. Für die allgemeine Anwendung besonders
interessant sind die Bereiche II und IV. Im Bereich II könnte man die Zahl der pro
Zeiteinheit auf den Informationsträger treffenden Pigmentteilchen und somit den resultierenden
Farbton durch die zwischen Entwickleroberfläche und Informationsträger angelegte elektrische
Spannung direkt steuern. Im Bereich IV könnte man den Farbton durch die Dauer der
angelegten Spannung steuern.
[0003] Störend ist allerdings die Tatsache, dass man um in diese Bereiche zu gelangen zunächst
mit der angelegten Spannung den Bereich I respektive die Bereiche I-III überqueren
und der Gestalt abweichungen vom idealen Verlauf in Kauf nehmen muss.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Form der Entwicklungskurve
zu optimieren. Diese Aufgabe wird durch die Merkmalskombination der Ansprüche gelöst.
[0005] Besonders elektrographische Verfahren, bei denen das elektrische Feld zur Abbildung
des Toners auf den Informationsträger durch zwangsbeschaltete miniaturisierte Elektroden
erzeugt wird, werden durch die vorliegende Erfindung vorteilhaft ergänzt.
[0006] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand von Figur 3 beschrieben.
Figur 4 zeigt die modifizierten Entwicklungskurven der Vorrichtung nach Figur 3.
[0007] In einem Gehäuse 1 ist eine an sich bekannt Entwicklerwalze 2 drehbar gelagert. Ueber
der Walze 2 befindet sich ein Vorratsraum 3 für Toner. Im Betrieb dreht die Walze
2 in Pfeilrichtung. Um eine definierte Tonerschicht auf der Walze 2 zu erzeugen, ist
mit geringem Abstand von der Walze 2 ein Messer 4 angeordnet. Achsparallel zur Walze
2 und mit geringem Abstand zu dieser ist im Gehäuse 1 eine zweite, gegenläufig drehende
Entwicklerwalze 5 angeordnet. Der geringste Abstand zwischen den Walzen 2, 5 ist in
Drehrichtung der Walze 2 nach dem Messer 4 aber vor der Druckzone 6 an der Oeffnung
7 des Gehäuses 1 angeordnet. Ebenfalls stromaufwärts der engsten Stelle zwischen den
Walzen 2, 5 ist eine Reinigungseinrichtung 8 zum mechanischen Abstreifen des Toners
von der Walze 5 angeordnet, z.B. ein Filzstreifen. An den Walzen 2, 5 liegen innen
oder aussen Schleifkontakte 9, 10 an. Ueber eine Spannungsquelle 11 ist zwischen den
Walzen 2, 5 eine Gleichspannung angelegt. Dadurch wird an der engsten Stelle zwischen
den Walzen 2, 5 Toner von der Walze 2 auf die Walze 5 entwickelt und zwar nur diejenigen
Tonerteilchen, welche relativ schwach haften, weil sie z.B. schwach elektrostatisch
geladen sind. Dadurch wird erreicht, dass die auf der Walze 2 zur Entwicklungszone
6 transportierten Tonerteilchen eine vorbestimmte Mindesthaftkraft auf der Walze 2
aufweisen. Die Walzen 2, 5 können je nach Art des verwendeten Toners im Innern zusätzlich
Magnetkerne enthalten (nicht dargestellt).
[0008] In Figur 3 ist die Vorrichtung in der Anwendung zur kontragraphischen Reproduktion
dargestellt. Dazu ist an der Druckzone 6 mittels Walzen 16 ein Informationsträger,
z.B. Papier 17 vorbeigeführt. Unterhalb des Papiers 17 gegenüber der Druckzone 6 ist
eine Vielzahl von Druckelektroden 18 angeordnet. In der Darstellung nach Figur 3 sind
bloss zwei dieser Elektroden 18 sichtbar. Die übrigen Elektroden sind in einem vorgegebenen
Muster in Achsrichtung der Walze 2 versetzt angeordnet. Der Abstand zwischen Walze
2 und Papier 17 bzw. Elektroden 18 ist der besseren Uebersicht wegen übertrieben gross
dargestellt. Ueber Schalter 19 können die Elektroden 18 wahlweise an eine von zwei
Spannungsquellen 20, 21 angelegt werden, wobei die eine Spannung gegenüber dem Potential
der Walze 2 niedriger, die andere höher ist als die an die Walze 5 durch die Spannungsquelle
11 angelegte Spannung.
[0009] Durch die beschriebene Ausführungsform wird erreicht, dass die Tonerteilchen mit
geringer Haftkraft von der Walze 2 auf die Walze 5 entwickelt werden, so dass am Druckort
6 nur Tonerteilchen mit einer vorgegebenen Mindesthaftkraft an der Walze 2 anlangen.
Dadurch wird die Entwicklungskurve im Sinne der Darstellung nach Figur 4 verändert.
Je nach der an die Walze 5 angelegten Spannung ergibt sich eine Entwicklungskurve
nach Figur 4a. Hier ist der gestrichelt gezeichnete Bereich I der ursprünglichen Entwicklungskurve
praktisch abgeschnitten. Diese Betriebsweise eignet sich dann, wenn man im Proportionalbereich
II arbeiten möchte. Will man hingegen im Sättigungsbereich IV arbeiten, so wird eine
höhere Spannung an die Walze 5 angelegt, sodass sich die Entwicklungskurve nach Figur
4b ergibt. Hier werden die Bereiche I bis III der ursprünglichen Entwicklungskurve
abgeschnitten.
[0010] Bei elektrographischen Verfahren, bei denen direkt Spannungspegel geschaltet werden,
resultiert aus der erfindungsgemässen Vorrichtung ein weiterer Vorteil: Durch die
erzielte Modifikation der Entwicklungskurve kann ein wesentlich geringerer Spannungshub
zum Drucken verwendet werden. Wie in Figur 4a dargestellt, braucht die Spannung an
den Elektroden 18 nur zwischen U
1 und dem Bereich U
2 geschaltet zu werden statt zwischen Null und U
2. Arbeitet man im Sättigungsbereich IV nach Figur 4b ist zwischen U
1 und U
2 zu schalten, statt zwischen Null und U
2. Dadurch sind die Anforderungen an die Treibelektronik zum Drucken wesentlich reduziert
und es können erheblich kostengünstigere Bauteile eingesetzt werden.
1. Entwicklervorrichtung für ein Elektrographiegerät, mit einer Toner-Vorratskammer (3),
welche auf einer Seite eine Oeffnung (7) hat, die durch eine erste, bewegbare Entwicklerfläche
(2) abgeschlossen ist, mit einer Klinge (4) unmittelbar benachbart der ersten Entwicklerfläche
(2), um auf der bewegten ersten Entwicklerfläche (2) eine Tonerschicht zu bilden,
wobei sich im Betrieb die erste Entwicklerfläche von der Klinge zu einer Entwicklungszone
(6) an der Oeffnung (7) bewegt, in welcher die erste Entwicklerfläche (2) benachbart
einem Träger (17) vorbeigeführt ist, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Klinge
(4) und der Entwicklungszone (6) benachbart aber beabstandet zur ersten Entwicklerfläche
(2) eine bewegbare zweite Entwicklerfläche (5) angeordnet ist, und dass im Betrieb
zwischen den beiden Entwicklerflächen eine elektrische Spannung angelegt ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei eine Reinigungseinrichtung (8) zum Reinigen der
zweiten Entwicklerfläche stromaufwärts der Stelle geringsten Abstandes der beiden
Entwicklerflächen (2, 5) angeordnet ist, um die zweite Entwicklerfläche (5) von Tonerteilchen
zu reinigen.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die beiden Entwicklerflächen (2, 5) durch
die Peripherie je einer zylindrischen, drehbar gelagerten Trommel gebildet sind.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die elektrische Spannung eine
Gleichspannung ist.
5. Kontragraphiegerät mit einer Entwicklervorrichtung gemäss einem der Ansprüche 1 bis
4, umfassend zusätzlich eine Einrichtung (16), um einen Träger (17), insbesondere
ein Papier, relativ zur ersten Entwicklerfläche (2) benachbart der Entwicklungszone
(6) zu bewegen, eine Vielzahl von Elektroden (18) auf der der ersten Entwicklerfläche
(2) abgewandten Seite des Trägers (17) sowie eine Schalteinrichtung (19), um die Elektroden
(18) einzeln wahlweise mit einer Spannungsquelle (21) zu verbinden, die eine höhere
Spannungsdifferenz zur ersten Entwicklerfläche (2) aufweist als die zweite Entwicklerfläche
(5).
6. Kontragraphiegerät nach Anspruch 5, wobei die Schalteinrichtung (19) die Elektroden
(18) zwischen zwei Spannungswerten schaltet, wobei der eine Spannungswert kleiner,
der andere grösser als die Spannung der zweiten Entwicklerfläche (5) relativ zur ersten
Entwicklerfläche (2) ist.