[0001] Die Erfindung betrifft ein Walzgerüst, insbesondere zum Kaliber- und Maßwalzen von
stab- oder rohrförmigem Walzgut, mit drei eine gemeinsame Kaliberöffnung bildenden
angetriebenen Walzen, deren über miteinander kämmende Zahnräder getrieblich verbundene
Antriebswellen in einer gemeinsamen quer zur Walzrichtung verlaufenden Ebene angeordnet
sind.
[0002] Walzgerüste dieser Art sind beispielsweise in der Deutschen Offenlegungsschrift 37
03 756 beschrieben. Die sternförmig angeordneten drei Walzen erhalten ihr Antriebsmoment
über Stirnradverzahnungen, wobei die Verteilung des Antriebsmomentes von der einen
angetriebenen Walzenwelle auf die anderen Walzenwellen über Kegelradpaare erfolgt,
deren Kegelräder auf jeder der Walzenwellen angeordnet sind.
[0003] Die Antriebstechnik derartiger Walzwerke erfordert eine stabile Lagerung der Antriebswellen,
auch in Axialrichtung, weil durch die Verwendung der miteinander kämmenden Kegelradpaare
und verursacht durch die Winkel zueinander angeordneten Zähne hohe axiale Schubkräfte
in die Antriebswellen eingeleitet werden, die nur durch aufwendige Axiallager auf
den beiden Wellen aufgefangen werden können. Diese zusätzlich zu den Radiallagern
vorzusehenden Axiallager benötigen Platz in den ohnehin sehr eng bauenden Getrieben.
Die Montage und Demontage der Axiallager und des gesamten Getriebes wird durch diese
Lager negativ beeinträchtigt; abgesehen davon sind die erforderlichen Axiallager teuer.
[0004] Aufgabe und Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, die Getriebeausbildung an einem
Walzgerüst mit drei Walzen der gattungsgemäßen Art so zu verbessern, daß die Ein-
und und Weiterleitung des Antriebsmomentes vereinfacht wird, ohne Walzgenauigkeit
zu verschlechtern und auf die exakte Einstellmöglichkeit der miteinander kämmenden
Zahnräder zu verzichten. Die aufwendigen Montage- und Demontagevorgänge sollen vereinfacht
und die Wartung soll verbessert werden. Insgesamt soll das Getriebeunter Beibehaltung
der technischen Funktion- wesentlich kostengünstiger zu erstellen sein.
[0005] Zur Lösung der Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß jeweils die zwei miteinander
kämmenden Zahnräder zweier benachbarter Antriebswellen ein Winkelgetriebe mit Kronenradverzahnung
bilden.
[0006] Winkelgetriebe mit Kronenradverzahnungen an sich sind sehr alt, ihre Anwendung reicht
bis ins Altertum zurück. Das Kennzeichen derartiger Getriebe ist die Verwendung mindestens
eines zylindrischen koaxial zur Antriebswelle angeordneten Ritzels, welches mit einem
stirnseitig verzahnten Kronenrad kämmt, wobei die Achsen des Ritzels aus der Parallelen
um einen Winkelbetrag bis zu 90 ° schräg gestellt seien können.
[0007] Erst in der jüngeren Vergangenheit ist es durch umfangreiche Untersuchungen und mathematische
Beschreibungen mit Hilfe des Computers gelungen, die Eingriffsverhältnisse zwischen
dem zylindrischen Ritzel und dem Kronenrad so zu optimieren, daß die technische Anwendbarkeit
der Kronenradverzahnung auch für komplizierte Antriebe anwendbar wurde. Dabei hat
sich gezeigt, daß Winkelgetriebe mit Kronenradverzahnung gegenüber den bisher verwendeten
Kegelradgetrieben neue Konstruktionsmöglichkeiten bieten, wie große Übersetzungen,
axiale Freiheit des Ritzels und beliebige Achsenwinkel der miteinander kämmenden Antriebswellen.
[0008] Es wurde herausgefunden, daß Winkelgetriebe mit Kronenradverzahnung hervorragend
geeignet sind, die bestehenden Probleme zu lösen, die an Walzgerüsten mit drei angetriebenen
Walzen bei Verwendung von Kegelradgetrieben bisher auftraten. Ohne die technische
Funktion des Walzenantriebes zu beeinträchtigen, können mit einem Winkelgetriebe mit
Kronenradverzahnung erhebliche Verbesserungen und Kosteneinsparungen vor allem dadurch
erzielt werden, daß infolge der geometrischen Ausbildung der Kronenradverzahnung die
Axiallagerung zweier Antriebswellen entfallen kann.
[0009] Insbesondere, wenn nach einem ausgestalteten Merkmal der Erfindung vorgesehen ist,
daß jeweils ein zylindrisches Ritzel mit Evolventenverzahnung einer Antriebswelle
mit einem passend verzahnten Kronenrad der benachbarten unter 60 ° zur ersten Antriebswelle
geneigten Antriebswelle kämmt, entstehen infolge der zylindrischen Ritzel keine Axialkräfte
in den mit diesen Ritzeln verzahnten Antriebswellen mehr, so daß diese Antriebswellen
ausschließlich radial gelagert zu werden brauchen. Das bedeutet einen sehr einfachen
Aufbau der Walzenlagerung und damit eine erheblich vereinfachte Montage und Demontage
dieser Getriebeteile. Aufwendige Einstell- und Paßarbeiten, die bei Kegelradverzahnungen
hohe Genauigkeit erforderten und sehr zeitaufwendig waren, entfallen, weil die axiale
Zustellung der zylindrischen Ritzel zu den abgeschrägten Kronenrädern keine hohe Genauigkeit
erfordert. Die Ritzel lassen sich von den zugehörigen Walzenaufnahmen separat ausbilden,
wodurch sich die Bauteilkosten weiter reduzieren lassen.
[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend
beschrieben.
[0011] Es zeigt:
- Figur 1
- ein erfindungsgemäßes Walzwerk mit der Kronenradverzahnung der Antriebswellen und
- Figur 2
- ein herkömmliches, mit Kegelrädern verzahntes Walzwerk nach dem Stand der Technik.
[0012] In Figur 2 ist ein Maßwalzwerk für Rohre nach dem Stand der Technik grob schematisch
dargestellt, in dessen Walzgerüst 4 auf den in gleicher Ebene angeordneten drei Antriebswellen
1, 2, 3 die Walzen 5a,5b,5c auf zueinander jeweils um 60 °geneigten Antriebswellen
angeordnet sind. Die Walzen 5 a bis 5 c sind derart kalibriert, daß sie, wie bei 6
erkennbar, ein geschlossenes Kaliber bilden. Auf der Antriebswelle 1, deren Zapfen
1 a mit dem nicht dargestellten Antrieb verbunden ist, sind die Kegelräder 7 a aufgeschrumpft,
die ihrerseits mit den Kegelrädern 8 der Antriebswellen 2 und 3 kämmen und dadurch
das bei 1 a in die Antriebswelle 1 eingeleitete Antriebsmomemt, auf die Antriebswellen
2 und 3 der Walzen 5 b und 5 c verteilen. Die Antriebswelle 1 ist beidseitig der Kegelräder
7 a in Radiallagern 9 abgestützt; infolge der symmetrischen Anordnung der Kegelräder
7 a ist die Antriebswelle 1 weitgehend frei von Axialkräften. Nicht so die Antriebswellen
2 und 3. Diese Wellen sind infolge der Verzahnung der Kegelräder 8 durch in Achsrichtung
wirkende Schubkräfte erheblich belastet, die in zusätzlichen Axiallagern 10 aufgenommen
werden müssen. Dazu sind die Antriebswellen 2 und 3 mit Bunden 11 versehen, an denen
sich die Axiallager 10 abstützen, und zwar nach beiden Seiten, weil je nach Drehrichtung
des Getriebes die Schubkräfte in unterschiedlichen Richtungen wirken können. Neben
den Axiallagern 10 sind kräftig dimensionierte Radiallager 12 vorzusehen, so daß,
wie deutlich an der Zeichnungsfigur erkennbar ist, aufgrund der beengten Platzverhältnisse
eine komplizierte Getriebeausbildung notwendig wird. Die Demontage und Montage der
Antriebswellen 2 und 3 mit ihren Lagern und die Einstellung der Kegelräder 8 zu den
mit ihnen gepaarten Kegelrädern 7a gestaltet sich äußerst schwierig. Die Fertigungskosten
für die Antriebswellen 2 und 3 und deren Lagerung verteuern das gesamte Walzgerüst.
[0013] In Figur 1 sind zunächst gleiche Teile gleich bezeichnet. Die Antriebswelle 1 bleibt
im wesentlichen unverändert. Lediglich die Kegelräder 7 a sind durch die Kronenräder
13 ersetzt worden, deren Verzahnung entsprechend der mit ihnen kämmenden Ritzeln 14
der Kronenradverzahnung ausgebildet sind. Die Verzahnung der Ritzel 14 ist als Evolventenverzahnung
ausgeführt, wobei die Ritzel zylindrisch gefertigt sind und somit keine Schubkräfte
in Längsachsrichtung der Antriebswellen 2 und 3 übertragen. Dadurch können die sehr
aufwendigen Axiallager 10 an den Antriebswellen 2 und 3 ebenso entfallen, wie die
dazu notwendigen Bunde 11 an den Antriebswellen 2 und 3, die nicht nur einen zusätzlichen
Fertigungsaufwand darstellten, sondern auch den Ein- und und Ausbau der Radiallager
erschwerten. Das gesamte Getriebe des Walzgerüstes baut dadurch einfacher und leichter,
ist kostengünstiger herzustellen und leichter zu warten. Die Einstellung der Ritzel
14 auf die Kronenräder 13 ist problemlos mit einfachen Mitteln möglich, weil keine
hohe Genauigkeit bei den Einstell- und Montagearbeiten gefordert ist. Wie in der Zeichnung
erkennbar, können die Ritzel 14 als separate Bauteile ausgeführt werden, die an die
die Walzen 5 b, 5 c tragenden Hohlwellen 15 stirnseitig bei 16 angeschraubt werden
können. Beim Stand der Technik gemäß Figur 2 hingegen waren die Hohlwellen 15 mit
den Kegelrädern 8 einstückig ausgeführt und entsprechend kompliziert und teuer.
[0014] Faßt man die Vorteile der Verwendung der bekannten Kronenradverzahnung gegenüber
dem Stand der Technik zusammen, so sind zu nennen:
- Die Axiallagerung zweier Wellen kann durch den Wegfall axialer Schubkräfte entfallen
- Einfacher Aufbau der Walzenlagerung durch Verwendung vornehmlich von Radiallagern
- Aufwendige Einstell- und Paßarbeiten können weitgehend entfallen
- Die gesamte Montage und Demontage wird vereinfacht
- Das Walzgerüst und dessen Antrieb werden kostengünstiger.
- Trennung von Ritzel und Walzenaufnahme
1. Walzgerüst, insbesondere zum Kaliber- und Maßwalzen von stab- oder rohrförmigem Walzgut,
mit drei eine gemeinsame Kaliberöffnung bildenden angetriebenen Walzen, deren über
miteinander kämmende Zahnräder getrieblich verbundene Antriebswellen in einer gemeinsamen
quer zur
Walzrichtung verlaufenden Ebene angeordnet sind, dadurch gekennzeichnet,
daß jeweils die zwei miteinander kammende Zahnräder (13, 14, 16) zweier benachbarter
Antriebswellen (1,2,3) ein Winkelgetriebe mit Kronenradverzahnung bilden.
2. Walzgerüst, insbesondere zum Kaliber- und Maßwalzen von stab- oder rohrförmigem Walzgut
nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß jeweils ein zylindrisches Ritzel (14,16) mit Evolventenverzahnung einer Antriebswelle
(2,3) mit einem passend verzahnten Kronenrad (13) der benachbarten unter 60° zur ersten
Antriebswelle (1) geneigten Antriebswelle (2) kämmt.
3. Walzgerüst, insbesondere zum Kaliber- und Maßwalzen von stab- oder rohrförmigem Walzgut
nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ritzel (14, 16) lösbar mit der Antriebswelle (2,3) verbunden sind