[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Feinbearbeitung der Außenumfangsfläche von
geschlitzten, radial nach außen spannenden, ringförmigen Werkstücken, insbesondere
von zu einem Paket zusammengefaßten Kolbenringen mittels eines die Werkstücke umgreifenden,
aus mindestens zwei Segmenten bestehenden Werkzeuges, wobei die Segmente eine einen
definierten Krümmungsradius aufweisende Oberfläche besitzen, an die sich die Werkstücke
flächig anlegen und relativ dazu bewegt werden.
[0002] Zur Feinbearbeitung von Kolbenringen werden diese bisher zu einem Paket zusammengefaßt
und innerhalb einer Honbüchse dadurch am Außenumfang bearbeitet, daß ein mit Kolbenringen
bestückter Dorn in die Büchse einfährt und dort hin- und herbewegt und gedreht wird.
Die DE 30 11 670 offenbart eine derartige Vorrichtung, bei der die Honbüchse einen
kreiszylindrischen Querschnitt aufweist. Der Innendurchmesser entspricht dabei dem
Durchmesser, den die Kolbenringe im Betrieb aufweisen. Im oberen Bereich der Honbüchse
besitzt diese an ihrer Innenseite eine leicht konisch verlaufende Abschrägung. Über
diese Abschrägung werden die Kolbenringe in die Honbüchse gedrückt. Die Honbüchse
besteht aus zwei Hälften und wird mittels Schrauben verspannt. Die Schrauben dienen
dazu, eine Nachstellung der Anpreßkraft der rechten Hälfte gegen die linke Hälfte
auszuführen. In Abhängigkeit von der Abnützung der Honbüchse erfolgt eine Nachstellung
der Anpreßkraft. Der Nachteil dieser Vorrichtung begründet sich dadurch, daß bei Nachstellung
der Anpreßkraft eine Unrundheit der Innenbohrung sich einstellt. Der Verbrauch von
Honbüchsen ist ein besonderes Problem bei der Kolbenringbearbeitung. Durch den großen
Verschleiß der Innenbohrung der Honbüchsen müssen eine Vielzahl von Büchsen bereitgestellt
werden. Das Nachstellen der Honbüchsen hat sich in bezug auf die Qualitätsanforderung
moderner Motoren als nicht zweckmäßig erwiesen. Hinzu kommt, daß die verwendeten wässrigen
oder öligen Läppmedien hohe Entsorgungskosten verursachen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die den bekannten Vorrichtungen anhaftenden
Nachteile zu überwinden und ein neues Feinbearbeitungsverfahren zu schaffen, mit dem
sich Oberflächentopographien erreichen lassen, die insbesondere die Laufeigenschaften
von Kolbenringen verbessern. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
die Segmente zunächst derart den Werkstücken zugeführt werden, daß ein sich der Oberfläche
anpassendes Schleifband in Schleifkontakt mit den Werkstücken gebracht wird und in
Bearbeitungsstellung die Krümmunungsradien der Oberflächen auf einem gemeinsamen Mittelpunkt
liegen, anschließend die Werkstücke relativ zum Schieifband bewegt werden, wobei während
der Feinbearbeitung die eingestellte Bearbeitungsstellung der Segmente konstant beibehalten
wird.
[0004] Die Bearbeitung von Oberflächen mit Hilfe eines Schleifbandes ist bereits seit vielen
Jahren bekannt. Hierbei handelt es sich um ein Verfahren für die Feinbearbeitung zylindrischer
und gewölbter Flächen bei Verwendung von Polierband als Schneidmittel. Formgerecht
ausgebildete Polierschalen, die selbst keinem Verschleiß unterliegen, weil sie außerhalb
der Zerspanungszone liegen, drücken das Polierband an die Werkstückoberfläche. Die
US 2 376 531 offenbart eine solche Vorrichtung. Das erfindungsgemäße Verfahren basiert
auf einer solchen Vorrichtung, jedoch wird beim Anmeldungsgegenstand von seiten des
Werkzeuges kein Druck auf die Werkstücke ausgeübt. Auf diese Weise ist es nunmehr
möglich, auch geschlitzte, radial nach außen spannende Werkstücke, wie insbesondere
Kolbenringe am Außenumfang zu bearbeiten, bisher konnten nur geschlossene, starre
Werkstücke bearbeitet werden. Dadurch, daß die Krümmungsradien der Oberfläche der
Segmente auf einen gemeinsamen Mittelpunkt liegen und dieser während der gesamten
Bearbeitung konstant beibehalten wird, wird ein geschlossenes, verriegeltes Bearbeitungswerkzeug
geschaffen, welches zur Führung und Bearbeitung der Werkstücke dient. Der spezifische
Anpreßdruck wird von der Eigenspannung der Werkstücke erzeugt. Vorzugsweise werden
die Werkstücke durch am Endbereich des Paketes angeordnete Scheiben axial hin- und
herbewegt und gedreht, wobei es von besonderem Vorteil ist, daß die Werkstücke unter
axialem Spiel im Paket geführt sind, so daß jedes einzelne Werkstück unter Eigenspannung
sich am Schleifband anlegt. Die Scheiben übertragen die Drehbewegung auf die Werkstücke.
Die Übertragung der Drehbewegung wird dabei in den Totenpunkten der axialen Hin- und
Herbewegung eingeleitet. Die Übertragung der Drehbewegung auf die einzelnen Werkstücke
innerhalb des Paketes erfolgt durch Reibkräfte zwischen den einzelnen Werkstücken.
Denkbar ist auch, daß die Werkstücke während der Bearbeitung gezielt axial gespannt
und entspannt werden, um eine zwangsweise, periodische Drehung einzuleiten und hierdurch
ein gezieltes Schliffbild zu erzeugen. Es kann beispielsweise die Relativgeschwindigkeit
der einzelnen Bewegungen so gewählt werden, daß eine Kreuzschraffur mit vorher bestimmbaren
Kreuzwinkel und einer Rautiefe R
z kleiner gleich 3 µm erzeugt wird. Zur Erzeugung einer balligen Außenumfangsfläche
wird während der Hin- und Her- und Drehbewegung eine Taumelbewegung eingeleitet.
[0005] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird vorgeschlagen, daß das Werkzeug
aus zwei Segmenten besteht, deren Krümmungsradius etwa dem eines auf Nenndurchmesser
gespannten Werkstückes entspricht und auf dessen Oberfläche ein Schleifband angeordnet
ist. Die Segmente sind dem Paket über eine Führung radial zustellbar und bei Erreichung
der Bearbeitungsstellung über Befestigungsmittel fixierbar. Da das Paket in die geöffnete
Bearbeitungsstation eingefahren wird entfällt der sonst übliche Paketeinzug über einen
Einführkonus. Hierdurch können an den Kanten Ausbrüche an den Werkstücken vermieden
werden, der Ausschuß wird somit gesenkt und die Qualität verbessert. Durch einen an
den Scheiben angreifenden Verstellmechanismus sind die Scheiben aufeinen Schwenkwinkel
einstellbar. Diese Einstellung kann während der Bearbeitung verändert werden. Denkbar
wäre auch, die Scheiben feststehend und die Bearbeitungsstation schwenkbar zu gestalten,
oder Scheiben mit schräger Planfläche zu verwenden.
[0006] Die Erfindung ist in der Zeichnung anhand eines Ausführungsbeispieles dargestellt
und wird im folgenden näher erläutert.
[0007] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Feinbearbeitung von insbesondere
Kolbenringen (1), die zu einem Paket (2) zusammengefaßt sind, ist ein aus zwei Segmenten
(3, 3') bestehendes Werkzeug vorgesehen, welches am Innenumfang ein Schleifband (4)
aufweist. Der Krümmungsradius der Oberfläche (5, 5') der Segmente (3, 3') entspricht
dem des eines auf Nenndurchmesser gespannten Kolbenringes (1). Zur Feinbarbeitung
des Paktes (2) werden die Kolbenringe (1) mit Hilfe eines Schiebers (6) als Paket
(2) den Segmenten (3, 3') zugeführt. Mit Hilfe am Endbereich des Paketes (2) angreifender
Scheiben (7, 7') wird das Paket (2) axial lose oder gespannt zwischen den Segmenten
(3, 3') bewegt. Die Segmente (3, 3') werden dem zwischen den Scheiben (7, 7') gehaltenen
Paket (2) über eine Führung (8) radial zugestellt. Bei Erreichung der Bearbeitungsstellung,
das heißt sobald die Krümmungsradien der Oberflächen (5,5') auf einen gemeinsamen
Mittelpunkt liegen, erfolgt eine Arretierung dieser Stellung über Befestigungsmittel
(9), beispielsweise in Form von Hydraulikzylindern. Zur Feinbearbeitung der Außenumfangsfläche
der einzelnen Kolbenringe (1) werden diese axial zwischen den Segmenten (3, 3') hin-
und herbewegt und gedreht, gleichzeitig kann über einen Verstellmechanismus (10) ein
Schwenkwinkel α eingestellt werden. Im Gegensatz zur Feinbearbeitung mit Honbüchsen
erfolgt gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren ein Materialabtrag über ein auf einem
Schleifband gebundenes Schleifkorn. Das Schleifband (4) kann von einer Rolle ablaufend
kontinuierlich weitergetaktet werden, so daß jederzeit ein gleichmäßiger Materialabtrag
sichergestellt ist.
1. Verfahren zur Feinbearbeitung der Außenumfangsfläche von geschlitzten, radial nach
außen spannenden, ringförmigen Werkstücken, insbesondere von zu einem Paket zusammengefaßten
Kolbenringen mittels eines die Werkstücke umgreifenden, aus mindestens zwei Segmenten
bestehenden Werkzeuges, wobei die Segmente eine einen definierten Krümmungsradius
aufweisende Oberfläche besitzen, an die sich die Werkstücke flächig anlegen und relativ
dazu bewegt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Segmente (3,3') zunächst derart
den Werkstücken (1) zugeführt werden, daß ein sich der Oberfläche (5,5') anpassendes
Schleifband (4) in Schleifkontakt mit den Werkstücken (1) gebracht wird und in Bearbeitungsstellung
die Krümmungsradien der Oberflächen (5,5') auf einen gemeinsamen Mittelpunkt liegen,
anschließend die Werkstücke (1) relativ zum Schleifband (4) bewegt werden, wobei während
der Feinbearbeitung die eingestellte Bearbeitungsstellung der Segmente (3,3') konstant
beibehalten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Werkstücke (1) durch am
Endbereich des Paketes (2) angeordneten Scheiben (7,7') axial hin- und herbewegt und
gedreht werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennezichnet, daß die Werkstücke
(1) unter axialem Spiel im Paket (2) geführt sind, so daß jedes Werkstück (1) unter
Eigenspannung sich am Schleifband (4) anlegt.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Schreiben (7,7')
eine Drehbewegung auf die Werkstücke (1) übertragen, wobei die Übertragung in den
Totpunkten der Hin- und Herbewegung von jeweils nur einer Scheibe (7,7') eingeleitet
wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß durch gesteuertes
axiales Spannen und Lösen der Werkstücke zwischen den Endscheiben eine gezielte Drehbewegung
der Werkstücke eingeleitet wird.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Relativgeschwindigkeiten
der Hin- und Herbewegung sowie der Drehbewegung so gewählt sind, daß eine gezielte
Kreuzschraffur mit einer Rauhtiefe Rz kleiner gleich 3µm erzeugt wird.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß während der Hin-,
Her- und Drehbewegung zwischen Werkstück (1) und Werkzeug eine Taumelbewegung eingeleitet
wird, so daß eine ballige Außenumfangsfläche erzeugt wird.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach mindestens einem der Ansprüche 1
bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Werkzeug aus zwei Segmenten (3,3') besteht,
deren Krümmungsradius etwa dem eines auf Nenndurchmesser gespannten Werkstückes (1)
entspricht und auf dessen Oberfläche ein Schleifband (4) angeordnet ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Segmente (3,3') dem Paket
(2) über eine Führung (8) radial zustellbar sind und bei Erreichung der Bearbeitungsstellung
die Einstellung über Befestigungsmittel (9) fixierbar ist.
10. Vorrichtung nach den Ansprüchen 8 und 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Scheiben
(7,7') relativ zu den Segmenten (3,3') durch einen Verstellmechanismus (10) auf einen
Schwenkwinkel α einstellbar sind.