[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und auf eine Vorrichtung zum pneumatischen
Bogenabbremsen im Ausleger einer Bogenrotationsdruckmaschine mittels Blasluft, die
der Bogentransportrichtung entgegengerichtet ist.
[0002] Der dem erfindungsgemäßen Verfahren und der zu seiner Ausübung benutzten Vorrichtung
nächstliegende Stand der Technik ergibt sich aus der DE-AS 21 35 105. Hieraus ist
es bekannt, den ankommenden, an seiner in Transportrichtung vorderen Kante durch Bogengreifer
eines an Förderketten umlaufenden Greifersystems gehaltenen Bogen auf ganzer Breite
mit Blasluft zu unterblasen, die dem Bogenlauf entgegengerichtet ist, wobei diese
Blasluft aus Blasdüsen einer Blasdüsenleiste austritt, die in der Förderstrecke des
Bogens unmittelbar vor der vorderen Kante eines Auslegestapels unterhalb der Bewegungsbahn
des Bogens angeordnet ist. Durch diese der Bogenbewegung entgegengerichtete Luftströmung
entsteht an der in Bogenlaufrichtung hinteren Kante der Blasleiste ein Unterdruck,
durch den der Bogen angesaugt und dadurch infolge der entstehenden Reibungskräfte
kraftschlüssig abgebremst wird. Der Bogen kommt dabei auf ganzer Breite mit der Blasleiste
vollständig, oder in einzelnen Zonen, reibend in Berührung, so daß vor allem im Schön-
und Widerdruck leicht Abschmiererscheinungen entstehen. An die Blasleiste schließt
sich entgegen der Bogenlaufrichtung ein hornförmig abwärts gebogenes Leitblech mit
freigeschnittenen Zungen an. Die aus den Blasdüsen der Blasleiste unter den Bogen
gerichtete Blasluft strömt über die gekrümmte Fläche und schmiegt den Bogen durch
Unterdruck an die Leitzungen.
[0003] Wirkungsgleiche, aber konstruktiv abweichende Anordnungen sind aus der DE-PS 23 58
206 und aus der DE-OS 27 20 674 bekannt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Lösung für ein berührungsfreies Abbremsen
eines auf dem Bremsweg von einem Luftstrom getragenen Bogens im Ausleger einer Bogenrotationsdruckmaschine
für Druckerzeugnisse hoher Qualität darzustellen, um Abschmiererscheinungen, vor allem
im Schön- und Widerdruck, beim Abbremsen des Bogens zu vermeiden.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß ein Verfahren nach dem Patentanspruch
1 vorgeschlagen.
[0006] In Abweichung von Lösungsversuchen nach dem Stande der Technik beruht die Wirkung
des erfindungsgemäßen Verfahrens nicht auf Reibung des abzubremsenden Bogens, sondern
auf Schubspannungen in des den Bogen berührungsfrei tragenden Luftstrom. Die Bremskraft
ergibt sich aus dem Produkt der sich an der Grenzfläche im Luftstrom ergebenden Schubspannung
und der mit diesem Luftstrom beaufschlagten Fläche. Zur Erzielung dieser Wirkung wird
die Luftströmung zwischen einem Leitblech und dem Bogen ausgebildet. Dabei erfolgt
eine Umsetzung des Vordruckes der Luftströmung in kinetische Energie und eine gleichmäßige
Ausbreitung des Luftstroms zu einer flächendeckenden Filmströmung unter dem Bogen.
[0007] In besonderer Weise anwendbar ist das erfindungsgemäße Verfahren bei einem in wesentlichen
berührungsfreien Bogentransport des Bogens im Ausleger auf einem den Bogen tragenden
Luftstrom, wobei dieser Luftstrom in Transportrichtung des Bogens gerichtet ist. In
einem solchen Falle werden sowohl der den Bogen tragenden, in Transportrichtung des
Bogens gerichtete Luftstrom, als auch der der Bogentransportrichtung entgegengerichtete
Luftstrom zum Abbremsen des Bogens vor der eigentlichen Bremss trecke für den Bogen
kontrolliert nach unten abgeleitet. Der nach unten abgeleitete Luftstrom kann gegebenenfalls
über Regeleinrichtungen zu den Blasdüsen des einen oder des anderen Luftstromes zurückgeführt
werden.
[0008] Zur Ausübung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist eine Vorrichtung vorgesehen, bei
der eine gegen die Bogentransportrichtung gerichtete Blasdüsen aufweisende Blasdüsenleiste
wenigstens an ihrer Hinterkante ein abgerundetes Querschnittsprofil und Blasdüsen
noch im Bereich dieser Abrundungen aufweist. Es wird durch diese Ausbildungsmerkmale
ein Unterdruck unter dem Bogen und damit ein Ansaugen des Bogens vermieden.
[0009] Zwischen der den Bogen schwebend bis zur Bremsstrecke transportierenden Blaseinrichtung
und einer Blaseinrichtung für die Abbremsung des Bogens durch entgegengesetzt gerichtete
Blasluft ist ein Kanal zur Ableitung der gegeneinander gerichteten Luftströme angeordnet.
[0010] Zur Regelung des Luftstromes für die Bogenabbremsung können die Luftmenge und der
Luftdruck einstellbar sein. Weitere Regelungsmöglichkeiten ergeben sich durch einstellbare
Blasdüsen mit regulierbarer Drosselstelle und in der Richtung verstellbaren Düsenöffnungen.
[0011] Die Zeichnung zeigt schematische Darstellungen zur Erläuterung des erfindungsgemäßen
Verfahrens und zur Gestaltung einer Vorrichtung für die Ausübung eines solchen Verfahrens.
[0012] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Seitenansicht einer Bogenauslage mit Auslagestapel,
- Fig. 2,3 + 4
- Schemata für die Luftführung im Bereich der Bremsstrecke für den abzubremsenden Bogen,
- Fig. 5
- einen vertikalen Querschnitt durch die Blasdüsenleiste,
- Fig. 6
- eine Draufsicht auf einen Teilbereich der Blasdüsenleiste,
- Fig. 7
- eine Darstellung des Wirkungsprinzips des erfindungsgemäßen Verfahrens und
- Fig. 8
- eine Darstellung des geschuppten Bogentransports zum Auslegestapel mit pneumatischer
Bogenbremsung.
[0013] Die Figur 1 zeigt einen Bogenausleger, bei dem Bogengreifer 1 eines an umlaufend
geführten Förderketten 2 angeordneten Greifersystems 3 den Bogen 4 jeweils an seiner
in Transportrichtung vorderen Kante erfassen und vom letzten Druckwerk einer Bogenrotationsdruckmaschine
zum Auslegestapel 5 führen. Unmittelbar vor dem Auslegestapel 5 beginnt die Abbremsung
des mit hoher Geschwindigkeit ankommenden Bogens 4. Über eine sich über die Bogenbreite
erstreckende Blasdüsenleiste 6 mit im Querschnitt gerundeter Oberseite und an ihrer
Oberseite angeordneten Blasdüsen wird entgegen der Transportrichtung des Bogens 4
gerichtete Blasluft unter den durch die Bogengreifer 1 der Greifersysteme 3 freigegebenen
Bogen geblasen. Die Menge und der Druck dieser Blasluft werden auf einen Gleichgewichtszustand
mit der vom ankommenden Bogen ausgehenden kinetischen Energie eingestellt, so daß
der Bogen 4 im Bereich des Bremsweges berührungsfrei von diesem Luftstrom getragen
wird. Die Figur 2 zeigt in einem Schaubild die Ausbildung der die Schubspannungen
hervorrufenden Geschwindigkeitsverteilung in dem der Bogentransportrichtung entgegengerichteten
Luftstrom, wobei der Bogen berührungsfrei auf einem Transportniveau mit einem Absta
nd oberhalb des durch mechanische Einbauten bestimmten Führungsniveaus berührungsfrei
getragen wird. Die sich in dem Luftstrom ausbildenden Schubspannungen wirken der kinetischen
Energie des Bogens entgegen, so daß der Bogen kontinuierlich abgebremst wird. Es ist
sinnvoll, den Bogen nicht bis zum Stillstand abzubremsen, sondern lediglich bis zu
einer Restgeschwindigkeit, die noch eine gute Bogenablage auf dem Auslegestapel ermöglicht.
[0014] In dem Schaubild der Figur 3 ist dargestellt, daß die zum Zwecke des Abbremsen des
Bogens 4 unter den Bogen geblasene Bremsluft am Beginn der Bremsstrecke nach unten
abgeleitet und über ein Regelorgan 7 gegebenenfalls erneut als Bremsluft unter den
Bogen geblasen werden kann.
[0015] Die Schaubilder in den Figuren 3 und 4 zeigen die Ausbildung einer Bremsstrecke für
den Bogen im Anschluß an eine berührungsfreie Bogenführung durch Blasluft, die in
Richtung des Bogentransports unter den Bogen 4 geblasen wird. Bei einer solchen Anordnung
werden die beiden aufeinandertreffenden Luftströme, von denen einer zur Bogenförderung
in Transportrichtung des Bogens gerichtet und einer zum Abbremsen des Bogens entgegen
der Bogenförderrichtung gerichtetet ist, über einen Kanal 8 nach unten abgeleitet
und gegebenenfalls über das Regelorgan 7 erneut als Bremsluft unter den Bogen 4 geblasen.
Schematisch ist in der Figur 4 die Ausströmrichtung der Blasdüsen in der Blasleiste
6 in zwei alternativen Ausführungsformen dargestellt.
[0016] Ein Ausführungsbeispiel für die konstruktive Gestaltung der Blasdüsenleiste 6 ist
in den Figuren 5 und 6 dargestellt. Der Querschnitt in Figur 5 zeigt eine aus Blech
geformte Blasdüsenleiste 6 mit einem Anschlußstutzen 10 für die Blasluft. In Transportrichtung
des Bogens 4 ist sowohl die Vorderkante als auch die Hinterkante der Blasdüsenleiste
6 abgerundet. Die Blasluft tritt entgegen der Förderrichtung des Bogens 4 durch Blasdüsen
9 aus, die durch zungenförmige Einschnitte 11 an der Oberseite der Blasdüsenleiste
6 gebildet sind. Solche Einschnitte 11 befinden sich auch im Bereich der Abrundungen
der Blasdüsenleiste 6, um auf diese Weise die Ausbildung eines Unterdrucks unter dem
Bogen 4 zu vermeiden. An einer Bogenführung 12 senkt sich die Hinterkante des Bogens
4 auf den Hauptstapel 5 im Ausleger.
[0017] Das Wirkungsprinzip des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Bogenbremsung durch Blasluft
wird in der Figur 7 veranschaulicht. Unter den zunächst noch durch das Greifersystem
3 an seiner Vorderkante gehaltenen Bogen 4 wird im Bereich der Bremsstrecke entgegen
der Transportrichtung des Bogens Blasluft aus den Blasdüsen 9 der Blasdüsenleiste
6 geblasen, wodurch eine Straffung und Streckung des Bogens 4 erfolgt. Dabei bilden
sich unter dem Bogen 4 Schubspannungen entsprechend der Darstellung in der Figur 2
aus, durch die eine Abbremsung des Bogens 4 nach seiner Freigabe durch das Greifersystem
erfolgt. Der Transport des Bogens 4 erfolgt dabei berührungsfrei auf dem Luftstrom
zur Abbremsung des Bogens 4. Bei der Anordnung nach dem Schaubild in Figur 7 erfolgt
der Bogentransport bereits vor der Bremsstrecke auf einem Luftstrom, welcher in Förderrichtung
des Bogens gerichtet ist. Dieser den Bogen 4 tragende Luftstrom und der ihm entgegengerichtete
Luftstrom zur pneumatischen Bogenbremsung werden unmittelbar vor der Bremsstrecke
für den Bogen 4 nach unten abgeleitet. Die mögliche Rückführung des abgeleiteten Luftstromes
wurde zu Figur 3 erläutert.
[0018] Das Schaubild in der Figur 8 veranschaulicht den geschuppten Bogentransport zum Auslegestapel
5. Während noch das hintere Ende eines bereits vom Greifersystem 3 freigegebenen Bogens
4 den durch Oberflächenreibung bewirkten Schubspannungen der Bremsluft ausgesetzt
ist, wird ein nachfolgender Bogen 4 noch vom Greifersystem 3 gehalten und von dem
in Förderrichtung gerichteten Luftstrom getragen. Erst wenn das hintere Ende des ersteren
Bogens 4 den Kanal 8 zur Ableitung der Luft zur Bogenförderung und der Bremsluft zur
Abbremsung des Bogens freigegeben hat, bilden sich auch unter dem zweiten Bogen Schubspannungen
zur Abbremsung des Bogens aus. Auf diese Weise erfolgt eine vollkommen berührungsfreie
Bogenschuppung mit Hilfe der der Bremsstrecke vorgelagerten Schwebeführung, durch
die auch ein Zeitgewinn für die Abbremsung des Bogens erreicht wird.
Bezugszeichenliste
[0019]
- 1
- Bogengreifer
- 2
- Förderketten
- 3
- Greifersystem
- 4
- Bogen
- 5
- Auslegestapel
- 6
- Blasdüsenleiste
- 7
- Regelorgan
- 8
- Kanal
- 9
- Blasdüse
- 10
- Anschluß
- 11
- Einschnitte
- 12
- Bogenführung
1. Verfahren zum Abbremsen eines Bogens im Ausleger einer Bogenrotationsdruckmaschine
mittels Blasluft, die der Bogentransportrichtung entgegengerichtet ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß der den Bogen abbremsende Luftstrom auf einen Gleichgewichtszustand seiner auf
den Bogen einwirkenden Energie mit der kinetischen Energie des Bogens eingestellt
und der Bogen im Bereich des Bremsweges berührungsfrei vom Luftstrom getragen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der den Bogen auf seinem Bremsweg berührungsfrei tragende Luftstrom und ein ihm
entgegengerichteter, den Bogen berührungsfrei zu einem Auslegestapel transportierender
Luftstrom vor der Bremsstrecke des Bogens kontrolliert nach unten abgeleitet werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der nach unten abgeleitete Luftstrom über ein Regelorgan (7) zu den Bremsdüsen
zurückgeführt wird.
4. Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine gegen die Bogentransportrichtung gerichtete, Blasdüsen (9) aufweisende Blasdüsenleiste
(6) wenigstens an ihrer in Laufrichtung des Bogens hinteren Kante ein abgerundetes
Querschnittsprofil und an ihrer Oberseite Blasdüsen (9) im Bereich der Abrundungen
aufweist.
5. Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen einer den Bogen schwebend transportierenden Blaseinrichtung für den berührungsfreien
Transport zum Auslegestapel und einer Blaseinrichtung für die Bogenabbremsung ein
Kanal (8) zur Ableitung der unter dem Bogen gegeneinander gerichteten Luftströme angeordnet
ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Austrittsrichtung der Blasdüsen (9) in der Blasdüsenleiste (6) einstellbar
ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen den Blasdüsen (9) der Blasdüsenleiste (6), die gegen den Bogenlauf gerichtet
sind, sich Blasdüsen befinden, aus denen Blasluft in Richtung des Bogenlaufs austritt.
8. Vorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß durch die berührungsfreie Bogenführung in der Bremsstrecke mit Hilfe der der Bremsstrecke
vorgelagerten Schwebeführung eine berührungsfreie Bogenschuppung und dadurch ein Zeitgewinn
für die Bogenabbremsung erfolgt.