(19)
(11) EP 0 757 110 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
05.02.1997  Patentblatt  1997/06

(21) Anmeldenummer: 96109815.9

(22) Anmeldetag:  19.06.1996
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6C21D 9/04, C21D 1/63
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
LT LV SI

(30) Priorität: 28.06.1995 DE 19523542

(71) Anmelder: BWG Butzbacher Weichenbau GmbH
D-35510 Butzbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Ratz, Gerhard, Ing.
    D-35428 Langgöns-Oberkleen (DE)
  • Schmedders, Stefan, Dipl.-Ing.
    D-35510 Butzbach (DE)

(74) Vertreter: Stoffregen, Hans-Herbert, Dr. Dipl.-Phys. Patentanwalt 
Postfach 21 44
63411 Hanau
63411 Hanau (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Wärme-bzw. Vergütebehandlung eines Gleisteils


    (57) Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Wärme- bzw. Vergütebehandlung eines Gleisteils, insbesondere Weichenteils wie Federzunge oder Herzstück, wobei das Gleisteil über seine gesamte Länge aufgeheizt und anschließend in einem Kühlmittelbad derart gekühlt wird, daß das Gleisteil gegebenenfalls partiell und unterbrochen und von seinem Kopf her in das Kühlmittelbad getaucht wird. Um in dem Gleisteil ein gewünschtes Gefüge reproduzierbar einstellen zu können, wird vorgeschlagen, daß das Gleisteil während des Kühlens in vorgegebener zeitlicher Abfolge nacheinander einerseits bereichsweise und andererseits vollständig in das Kühlmittelbad getaucht wird.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Wärme- bzw. Vergütebehandlung eines Gleisteils, insbesondere Weichenteils wie Federzunge oder Herzstücks, wobei das Gleisteil über seine Länge aufgeheizt und anschließend in einem Kühlmittelbad derart gekühlt wird, daß das Gleisteil gegebenenfalls partiell und unterbrochen und von seinem Kopf her in das Kühlmittelbad getaucht wird.

    [0002] Ein Verfahren zum Wärmebehandeln von Schienen ist der WO 94/02652 zu entnehmen. Um ein unerwünschtes Aufhärten der wesentlich dünneren Stege zu vermeiden, wird die Schiene partiell in ein synthetische Zusätze aufweisendes Kühlmittelbad mit ihrem Kopf getaucht, wobei gleichzeitig der Schienenfuß mit Preßluft und/oder einem Wasser-Luftgemisch gekühlt wird. Mit einem solchen Verfahren können im Schienenkopf gewünschte Härte bzw. Härteverteilungen erzielt werden, da die Schiene über ihre gesamte Länge im Kopfbereich gleiche Querschnitte aufweist.

    [0003] Um ein feinperlitisches Gefüge im Kopfbereich einer Schiene zu erzielen, wird nach der EP 0 088 746 A1 der Schienenkopf mittels eines Kühlmediums aus einer im Austenitgebiet liegenden Temperatur auf eine Temperatur abgekühlt, bei welcher die Perlitumwandlung abgeschlossen ist. Als Kühlmedium wird dabei Wasser mit synthetischem Kühlmittelzusatz wie Polyglykol verwendet. Ebenfalls aus der DE-C 582 957 ist ein Verfahren zum Vergüten von Eisenbahnschienen bekannt, bei dem allein der Kopf einmalig in eine Kühlflüssigkeit eingetaucht wird.

    [0004] Um Gleisteile mit sich ändernden Querschnittsformen, insbesondere Weichenteile zu verguten, um ein feinperlitisches Gefüge zu erzielen, ist es nach der DE 25 41 978 C3 bekannt, das Weichenteil mittels eines Brenners oder Induktors auf Austenitisierungstemperatur zu erhitzen und anschließend Preßluft nur von oben auf die auf dem Fuß stehenden Weichenteile zu blasen, wobei die Breite des Preßluftstrahls mindestens der Größe und Breite des Weichenteils entspricht. Nach Abschluß der Perlitumwandlung kann das Weichenteil zusätzlich mit Wasser abgeschreckt werden.

    [0005] Aus der DE-C-262 970 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Erzielung verschiedener Härte- und Zähigkeitsgrade langgestreckter Gegenstände bekannt. Hierzu wird der Gegenstand durch verschiedene Bäder von Öl und Wasser hindurchgeführt.

    [0006] Der vorliegenden Erfindung liegt das Problem zugrunde, ein Verfahren der eingangs beschriebenen Art so weiterzubilden, daß Gleisteile insbesondere mit entlang ihrer Länge sich ändernden Querschnittsformen zumindest im Kopfbereich, vorzugsweise über den ganzen Querschnitt auf ein gewünschtes Gefüge wie vorzugsweise feinperlitische Ausbildung reproduzierbar vergütbar sind.

    [0007] Das Problem wird erfindungsgemäß im wesentlichen dadurch gelöst, daß das Gleisteil während des Kühlens in vorgegebener zeitlicher Abfolge nacheinander einerseits bereichsweise und andererseits vollständig in das Kühlmittelbad getaucht wird. Dabei kann das Gleisteil in Längsrichtung betrachtet zur Kühlmitteloberfläche geneigt bereichsweise bzw. vollständig in das Kühlmittelbad getaucht werden.

    [0008] Durch die erfindungsgemäße Lehre erfolgt eine Vergleichmäßigung der Abkühlgeschwindigkeit über den Querschnitt des Gleisteils, wobei eine Anpassung an unterschiedliche Querschnittsformen dadurch erfolgen kann, daß das Gleisteil in zyklischer Folge abwechselnd bereichsweise bzw. vollständig und/oder geneigt in das Kühlmittel eingetaucht wird. Hierdurch bedingt kann eine Vergleichmäßigung der Vergütung über den gesamten Querschnitt, erfolgen und damit Spannungsunterschiede weitestgehend vermieden werden, ohne daß die Gefahr erwächst, daß eine unerwünschte Aufhärtung in den Bereichen des Gleisteils erfolgt, in dem im Vergleich zum Kopfbereich verringerte Querschnitte vorliegen.

    [0009] Durch die erfindungsgemäße Lehre werden Schienenteile, insbesondere Weichenteile in ihren Fahrbereichen vergütet, wobei fertig bearbeitete Gleisteile wärmebehandelt werden. Nach der Vergütung ist es dann nur noch erforderlich, daß notwendige Bohrungen eingebracht werden oder zum Beispiel eine Federstelle gefräst wird.

    [0010] Gegebenenfalls können die Laschenkammern unter anderem mit Ausgleichslaschen und/oder anorganischen Produkten wie Beton gefüllt werden, um in diesen kritischen Bereichen unerwünschte Abkühlungsgeschwindigkeiten des Gleisteils zu verhindern.

    [0011] Zur gezielten Gefügeeinstellung folgt dem Abkühlungsprozeß eine Anlaßbehandlung bzw. ein Spannungsfreiglühen.

    [0012] Notwendige Richtprozesse werden zur Vermeidung von Spannungs- und Gefügeveränderungen bei erhöhten Temperaturen durchgeführt.

    [0013] Insbesondere ist das erfindungsgemäße Verfahren für ein Gleisteil aus Schienenstahl der Güte 900A oder 1100A nach UIC-Bedingungen anwendbar.

    [0014] Daher zeichnet sich die Erfindung auch dadurch aus, daß das Gleisteil eine Zunge, eine Flügelschiene oder ein Herzstück eines Schienenstahls der Güte 900A oder S 1100V ist, wobei zur Erzielung eines festgelegten wie feinperlitischen bzw. martensitischen Gefüges das Gleisteil auf Austenitisierungstemperatur TII aufgeheizt wird, auf der Temperatur TII über eine Zeit tII gehalten wird, anschließend durch Eintauchen in ein Kühlmittelbad gesteuert abgekühlt wird, wobei das Gleisteil mehrfach sowohl bereichsweise allein mit seinem Kopfbereich als auch vollständig in das Kühlmittelbad eingetaucht wird, und daß das Gleisteil anschließend bei einer Anlaßtemperatur TV von etwa 400° C ≦ TV ≦ 600° C über einen Zeitraum tV von vorzugsweise 1 h ≦ tV ≦ 3 h gehalten und gegebenenfalls sodann bei einer Temperatur TVI ≦ TV, vorzugsweise TVI ≦ 300° C gerichtet wird. Insbesondere wird das Gleisteil bezüglich des zyklischen vollständigen bzw. partiellen Eintauchens in das Kühlmittelbad den Tauchschritten unterzogen:

    a) Eintauchen des Gleisteils allein mit seinem Kopfbereich über eine Zeit t1,

    b) vollständiges Eintauchen des Gleisteils über eine Zeit t2,

    c) Eintauchen des Gleisteils allein mit seinem Kopfbereich über eine Zeit t3 und anschließendes Herausnehmen des Gleisteils aus dem Kühlmittelbad oder vorheriges ein- oder mehrmaliges Wiederholen der Tauchschritte b) und c), wobei gegebenenfalls dem Tauchschritt a) ein vollständiges Eintauchen des Gleisteils in das Kühlmittelbad vorausgeht.



    [0015] Dabei können zur gezielt gerichteten Abkühlung des Gleisteils über seinen gesamten Querschnitt die Eintauchzeiten t1, t3,...tn-2, tn derart ausgewählt werden, daß t1 ≦ t3 und/oder t3 ≦ t5 und/oder tn-2 ≦ tn ist, wobei insbesondere t1 < tn ist. Hierdurch werden notwendige vorgegebene Gefüge reproduzierbar erreicht.

    [0016] Insbesondere ist die erfindungsgemäß Wärme- bzw. Vergütebehandlung für ein Gleisteil aus Schienenstahl einer Güte wie S 1100V oder 900A oder 1100 nach UIC 860V anwendbar mit einer Richtanalyse von zum Beispiel
       0,53 - 0,62 % C, 0,15 - 0,25 % Si, 0,65 - 1,1 % Mn, 0,8 - 1,3 % Cr, 0,05 - 0,11 % Mo, 0,05 - 0,11 % V, ≦ 0,02 P, wahlweise bis 0,025 Al, wahlweise 0,5 % Nb, Resteisen sowie übliche erschmelzungsbedingte Verunreinigungen.
    oder
       0,73 - 0,79 % C, 0,86 - 0,99 % Mn, 0,21 - 0,32 % Si, 0,07 - 0,025 % P, 0,08 - 0,022 % S, 0,02 - 0,14 % Cr und 0,000 % Nb sowie Resteisen und übliche erschmelzungsbedingte Verunreinigungen.

    [0017] Weitere Einzelheiten, Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich nicht nur aus den Ansprüchen, den diesen zu entnehmenden Merkmalen - für sich und/oder in Kombination -, sondern auch aus der nachfolgenden Beschreibung von den Zeichnungen zu entnehmenden bevorzugten Ausführungsbeispielen.

    [0018] Es zeigen:
    Fig. 1
    ein Temperatur-Zeit-Diagramm einer Wärme- bzw. Vergütebehandlung einer Flügelschiene,
    Fig. 2
    einen zeitlichen Verlauf eines Abschreckprozesses der Flügelschiene bei der Wärme- bzw. Vergütebehandlung nach Fig. 1,
    Fig. 3
    ein Temperatur-Zeit-Diagramm einer Wärme- bzw. Vergütebehandlung eines geschweißten Herzstücks,
    Fig. 4
    einen Abschreckprozeß des geschweißten Herzstückes während der Wärme- bzw. Vergütebehandlung gemäß Fig. 3 und
    Fig. 5 - 7
    Prinzipdarstellungen einer teilweise bzw. vollständig in einem Kühlmittelbad eingetauchten Weichenzunge.


    [0019] Um ein vorgegebenes wie feinperlitisches (Stahl der Güte 900A) oder martensitisches (Stahl der Güte S 1100V) Gefüge über die Gesamtlänge eines Gleisteils mit unterschiedlichen Querschnittsflächen durch Vergütung zu erreichen, wird das Gleisteil - vorzugsweise mehrere entsprechende Gleisteile gleichzeitig - vorzugsweise auf dem Kopf liegend über die gesamte Länge in einem zum Beispiel gasbeheizten Vergüteofen mit regelbarer Geschwindigkeit auf eine Austenitisierungstemperatur TII aufgeheizt und über eine vorgegebene Zeit auf dieser Temperatur gehalten. Die Temperatur TII kann im weiten Bereich der verwendeten Stahlmarke angepaßt werden. Temperaturen TII zwischen in etwa 850° C und 900°C sind möglich.

    [0020] Anschließend werden sämtliche Gleisteile dem Vergüteofen entnommen und es erfolgt ein gesteuertes Abtauchen der Gleisteile in einem dem Vergüteofen nachgestellten Abschreckbad, in dem sich ein mit Wasser mischbares synthetisches Kühlmedium befindet. Dabei werden die Gleisteile einem zyklischen Abkühlprozeß derart unterworfen, daß die Schienenteile abwechselnd bereichsweise bzw. vollständig in das Kühlmittelbad eingetaucht werden. Der Abkühlprozeß selbst ist durch Überwachung und Eingrenzung der Verfahrensparameter wie Konzentration und Temperatur des Abkühlmediums, Eintauchzyklus, Eintauchtiefe etc. bestimmt.

    [0021] Nachdem durch das kontrollierte Abkühlen eine Umwandlung in ein vorgegebenes Gefüge über die gesamte Gleisteillänge erfolgt ist, werden sämtliche Gleisteile aus dem Kühlmittelbad entnommen und die Gleisteile werden erneut in einen Ofen gelegt, um eine Anlaßbehandlung bzw. ein Spannungsarmglühen durchführen zu können. Hierdurch werden alle Gefügeanteile, die gegebenenfalls querschnittsbedingt durch unterschiedliche Abkühlverhältnisse auftreten können, dem vorgegebenen Gefüge angepaßt. Anschließend kann ein Richten der Gleisteile aus der Anlaßwärme in einem Temperaturbereich abhängig von der Stahlmarke erfolgen. Dieser Temperaturbereich kann zum Beispiel knapp unterhalb von 300° C liegen.

    [0022] Um das vorgegebene Gefüge zumindest im Fahrbereich, vorzugsweise über den gesamten Gleisteilquerschnitt zu erzielen, wird erfindungsgemäß ein geregelter Abschreckprozeß nachstehender Art durchgeführt, wodurch die Abkühlgeschwindigkeit des Gleisteils über seinen gesamten Querschnitt vergleichmäßigt wird. Um dies auch im Stegbereich der Gleisteile sicherzustellen, können in diesen paarweise Ausgleichslaschen angeordnet werden.

    [0023] In den Fig. 1 und 2 soll das erfindungsgemäße Vergüteverfahren anhand eines geschweißten Herzstücks verdeutlicht werden. Das Herzstück bestand dabei aus Schienenstahl der Güte 900A nach UIC-Bedingungen.

    [0024] Auch wenn gleichzeitig mehrere entsprechende geschweißte Herzstücke vergütet werden sollen, d.h. gleichzeitig aufgeheizt, abgeschreckt, angelassen und abgekühlt werden, wird nachstehend stets von einem Herzstück bzw. Gleisteil gesprochen.

    [0025] In dem Temperaturzeitdiagramm der Fig. 1 soll durch die ansteigende Flanke I das Aufheizen des Gleisteils auf Austenitisierungstemperatur verdeutlicht werden. Nach Erreichen der Austenitisierungstemperatur wird das Gleisteil über einen vorgegebenen Zeitraum auf Austenitisierungstemperatur TII gehalten, um sodann unmitelbar anschließend in einem Kühlmittelbad abgeschreckt zu werden, wodurch die gewünschte Umwandlung in das vorgegebene Gefüge erfolgt. Dieser Bereich ist in dem Diagramm nach Fig. 1 mit III gekennzeichnet. Anschließend erfolgt ein Anlassen (Flanke IV), um sodann das Gleisteil über einen Zeitraum TV, der zum Beispiel 1-2 Stunden betragen kann, zu halten. Sodann erfolgt ein Abkühlen an ruhender Luft (fallende Flanke VI), wobei ein gegebenenfalls erforderliches Richten des Gleisteils erfolgen kann. Dieses kann in einem Temperaturbereich durchgeführt werden, der knapp unterhalb 300° C liegt.

    [0026] Erfindungsgemäß wird das geschweißte Herstück zyklisch teilweise bzw. vollständig in ein mit Wasser mischbares synthetisches Medium enthaltendes Kühlmittelbad (10) gezielt derart getaucht, daß eine gewünschte vergleichmäßigte Abkühlung mit dem Querschnitt des Herzstückes erfolgt.

    [0027] Um die Zeitabfolge zu verdeutlichen, werden in Fig. 2 die Tauchzyklen durch eine durchgezogene Linie (20) symbolisiert, die in bezug auf die Herzstückquerschnittsdarstellungen (12), (14), (16), (18) derart verläuft, daß das Herzstück entweder nur in seinem Kopfbereich oder vollständig in dem Kühlmittelbad (10) eingetaucht ist. Die Querschnitte (12), (14), (16) und (18) sollen des weiteren verdeutlichen, daß das Herzstück stets über seine gesamte Länge ganz oder teilweise (Kopfbereich) in dem Kühlmittelbad (10) eingetaucht wird.

    [0028] Bei dem durch die Fig. 1 und 2 dargestellten Ausführungsbeispiel wird das Gleisteil zunächst über einen Zeitraum t1 nur mit seinem Kopfbereich eingetaucht. Über eine sich anschließende, jedoch kürzere Zeitspanne t2 erfolgt ein vollständiges Eintauchen des Gleisteils. Sodann erfolgt ein teilweises Anheben des Gleisteils aus dem Kühlmittel über einen Zeitraum t3 mit t3 ≧ t1, um erneut nur der Kopfbereich im Kühlmittelbad (10) zu kühlen. Es schließt sich ein Zeitraum t4 an, in dem das Gleisteil vollständig eingetaucht ist, dem ein Eintauchen allein des Kopfbereichs über eine Zeitdauer t5 ≧ t3 folgt. Über ein Zeit t6 mit vorzugsweise

    wird das gesamte Gleisteil in das Kühlmittel eingetaucht, um sodann über eine Zeitdauer t7 nur mit seinem Kopfbereich im Kühlmittel zu verbleiben. Nach Ablauf der Zeitspanne t7 wird das Gleisteil vollständig aus dem Kühlmittelbad (10) entnommen, um auf eine Temperatur TV zum Anlassen zu erwärmen und über einen Zeitraum tV auf dieser Anlaßtemperatur TV gehalten zu werden. Dabei kann TV zwischen 400 und 550° C liegen. Der Zeitraum tV kann 1 - 2 Stunden betragen. Dadurch entsteht das vorgegebene Gefüge und ein Spannungsausgleich über dem Querschnitt.

    [0029] Anhand der Fig. 3 und 4 soll eine Vergütebehandlung einer Flügelschiene (22) aus einem Werkstoff S 1100V rein prinzipiell verdeutlicht werden, wobei bezüglich des Aufheizens auf Austenitisierungstemperatur, Halten auf Austenitisierungstemperatur, Anlassen und Abkühlen vom Prinzip her ein - wenn zeitlich und temperaturmäßig auch abweichender - Prozeß erfolgt, der dem entspricht, der anhand der Fig. 1 und 2 verdeutlicht wurde.

    [0030] Auf das Gleisteil, d.h. im vorliegenden Fall der Flügelschiene (22) angepaßt, erfolgt jedoch eine abweichende zeitliche Abfolge des Abschreckens (Flanke III in Fig. 3), wie die Fig. 4 verdeutlicht.

    [0031] So wird zunächst die Flügelschiene (22) zunächst über eine Zeitdauer t0 vollständig in das Kühlmittelbad (10) eingetaucht, um sodann über eine der Zeitdauer t0 entsprechende Zeit t1 allein den Kopf im Kühlmittelbad (10) zu belassen. Es schließt sich dann über gleiche Zeitfolgen t2, t3 und t4 das vollständige bzw. partielle Eintauchen der Flügelschiene (22) an, um sodann über einen im Vergleich zu den Zeiträumen t0 bzw. t1 bzw. t2 bzw. t3 bzw. t4 erheblich längeren Zeitraum t5 allein den Kopf der Flügelschiene (22) im Kühlmittelbad (10) zu belassen. Sodann erfolgt eine Entnahme aus dem Kühlmittelbad (10), um - entsprechend dem Verfahrensablauf nach Fig. 1 - die Flügelschiene (22) anzulassen. Anschließend erfolgt ein Abkühlen an ruhender Luft (Flanke VI), wobei ein Richten der Flügelschiene (22) erfolgen kann. Dieser Temperaturbereich kann knapp unterhalb von 300° C liegen.

    [0032] Ist anhand der Fig. 1 - 4 verdeutlicht worden, daß die Gleisteile entweder nur in ihrem Kopfbereich oder vollständig in dem Kühlmittelbad (10) in bestimmter Zeitabfolge eingetaucht werden, so besteht - wie die Fig. 5 - 7 zeigen sollen - auch die Möglichkeit, ein Gleisteil wie zum Beispiel eine Weichenzunge (24) geneigt zur Oberfläche (26) des Kühlmittelbades (10) einzutauchen, um zusätzlich erheblich abweichenden Querschnittsflächen entlang der Weichenzunge (24) Rechnung zu tragen. So wird zum Beispiel nach Fig. 5 die Weichenzunge (24) im Bereich ihres Endes (28) stärker eingetaucht als im Bereich ihres Anfangs (30). Nach dem vollständigen Eintauchen (Fig. 6) erfolgt sodann ein erneutes Herausziehen der Weichenzunge (24) aus dem Kühlmittelbad (10), wobei der Anfang (30) der Weichenzunge (24) vollständig, deren Ende (28) jedoch noch innerhalb des Kühlmittelbades (10) verläuft. Ungeachtet dessen erfolgt jedoch eine Eintauchabfolge, die vom Prinzip her der der Fig. 2 und 4 entspricht.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Wärme- bzw. Vergütebehandlung eines Gleisteils, insbesondere Weichenteils wie Federzunge oder Herzstück, wobei das Gleisteil über seine gesamte Länge aufgeheizt und anschließend in einem Kühlmittelbad derart gekühlt wird, daß das Gleisteil gegebenenfalls partiell und unterbrochen und von seinem Kopf her in das Kühlmittelbad getaucht wird,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Gleisteil während des Kühlens in vorgegebener zeitlicher Abfolge nacheinander einerseits bereichsweise und andererseits vollständig in das Kühlmittelbad getaucht wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Gleisteil in Längsrichtung betrachtet geneigt zur Kühlmittelbadoberfläche bereichsweise bzw. vollständig in das Kühlmittelbad getaucht wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Gleisteil nach seiner Entnahme aus dem Kühlmittelbad einer Anlaßbehandlung bzw. einem Spannungsarmglühen unterzogen wird.
     
    4. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Gleisteil nach der Anlaßbehandlung bzw. dem Spannungsarmglühen vorzugsweise bei einer Temperatur TVI wie 250 ≦ TVI ≦ 300° C gerichtet wird.
     
    5. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Gleisteil folgenden Tauchschritten unterzogen wird:

    a) Eintauchen des Gleisteils allein mit seinem Kopfbereich über eine Zeit t1,

    b) vollständiges Eintauchen des Gleisteils über eine Zeit t2,

    c) Eintauchen des Gleisteils allein in seinem Kopfbereich über eine Zeit t3

    und anschließendes Herausnehmen des Gleisteils aus dem Kühlmittelbad oder vorheriges ein- oder mehrmaliges Wiederholen der Tauchschritte b) und c), wobei gegebenenfalls dem Tauchschritt a) ein vollständiges Eintauchen des Gleisteils in das Kühlmittelbad vorausgeht.
     
    6. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß bei mehrfachem zeitlich zueinander beabstandeten Eintauchen allein des Kopfbereiches des Gleisteils zu Beginn des Abkühlprozesses (Abschreckprozesses) das Eintauchen des Kopfbereiches zeitlich kürzer als am Ende des Abschreckprozesses ist.
     
    7. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß allein der Kopfbereich des Gleisteils gerechnet vom Beginn des Abkühlprozesses an über Zeiträume t1, t3, t5, t7, tn-2, tn erfolgt, wobei t1 ≦ t3 und/oder t3 ≦ t5 und/oder tn-2 ≦ tn ist jedoch insbesondere t1 < tn ist.
     
    8. Verfahren zur Wärme- bzw. Vergütebehandlung eines Gleisteils in Form eines Weichenteils, vorzugsweise aus Schienenstahl der Güte 900A bzw. S 1100V bzw. 1100 nach UIC-Bedingungen,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Weichenteil auf Austenitisierungstemperatur TII aufgeheizt, auf der Temperatur TII über eine Zeit tII gehalten wird, sodann in einem Kühlmittelbad zur Erzielung eines vorgegebenen Gefüges gesteuert abgekühlt wird, wobei das Weichenteil mehrfach abwechselnd allein im Kopfbereich und sodann vollständig in das Kühlmittel eingetaucht wird und umgekehrt, und daß das Weichenteil anschließend bei einer Anlaßtemperatur TV über einen Zeitraum tV gehalten und sodann warmgerichtet und/oder abgekühlt wird.
     
    9. Verfahren zur Wärme- bzw. Vergütebehandlung eines Gleisteils in Form eines Weichenteils,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß vor dem vollständigen Abkühlen bei einer Temperatur TVI gerichtet wird.
     
    10. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß mehrere gleiche Gleisteile gleichzeitig der Wärme- bzw. Vergütebehandlung unterzogen werden, wobei vorzugsweise das Gleisteil ein im wesentlichen fertig bearbeitetes Bauteil ist.
     
    11. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Weichenteil auf Austenitisierungstemperatur TII über eine Zeit tII mit 10 m ≦ tII ≦ 30 m und/oder bei einer Anlaßtemperatur TV von in etwa 400° ≦ TV ≦ 600° C über einen Zeitraum tV von in etwa 1 h ≦ tV ≦ 3 h gehalten wird und vorzugsweis bei einer Temperatur TVI von in etwa 300° C gerichtet wird.
     




    Zeichnung

























    Recherchenbericht