[0001] Grundsätzlich eignen sich thermoplastische Kunststoffe sehr gut dazu, komplizierte
Formteile herzustellen. Hierzu sind unterschiedliche Vorgehensweisen bekannt.
[0002] Der thermoplastische Kunststorf kann in Gestalt von Pellets vorliegen und wird in
entsprechenden Spritzgußmaschinen aufgeschmolzen und in die Spritzgußform unter Druck
eingefüllt. Derartige Formteile haben nur eine begrenzte Festigkeit, die sich ausschließlich
aufgrund der Eigenschaften des thermoplastischen Kunststoffes ergibt. Allerdings sind
mit dem Spritzgußverfahren bislang im wesentlichen nur Teile hergestellbar, die kein
allzu ungünstiges Verhältnis zwischen der Wandstärke und der Fläche der betreffenden
Wand aufweisen.
[0003] Bei ungünstigeren Verhältnissen, also Teilen, die, bezogen auf ihre flächige Ausdehnung,
verhältnismäßig dünn sind, wird eine andere Vorgehensweise bevorzugt, die darin besteht,
den thermoplastischen Kunststoff zunächst als große Folie zu extrudieren, die sodann
im Tiefziehverfahren in die endgültige Gestalt gebracht wird. Auch diese Teile haben
eine geringe Festigkeit. Zum Erhöhen der Festigkeit bleibt nichts anderes übrig, als
Fasern einzubetten. In diesem Falle wird eine andere Technik angewendet, die darin
besteht, daß lange Glasfasern in ein noch nicht vollständig ausgehärtetes thermoplastisches
Harz eingebettet werden und diese zähe Masse in eine Form gegeben wird, in der die
Masse in die entsprechende Gestalt umgeformt und ausgehärtet wird. Nachteilig bei
diesem Verfahren ist die begrenzte Haltbarkeit des Halbzeugs, das dazu neigt, im Laufe
der Zeit vollständig auszuhärten, so daß es nicht mehr die gewünschte, etwa kaugummiartige
Konsistenz hat. Im ausgehärteten Zustand kann es in der Regel in komplizierte Formen
nicht mehr eingebracht werden.
[0004] Es wurde deswegen bereits versucht, in die Form die Fasern einzulegen und anschließend
die Form mit dem thermoplastischen Material zu füllen. Auch hierbei sind Probleme
aufgetreten, die durch das Fasermaterial hervorgerufen werden, das einerseits von
dem thermoplastischen Kunststoff zur Seite gedrückt wird und andererseits eine gleichmäßige
Durchdringung verhindert, da das Fasermaterial für den thermoplastischen Kunststoff
wie eine Art Filter wirkt.
[0005] Die für großflächige Teile bislang praktikabelste Technik besteht darin, auf einen
Formkörper ein Glasgewebe oder Glasrovings Schicht für Schicht aufzulaminieren. Diese
Laminiertechnik ist außerordentlich aufwendig und deswegen nur bei von Haus aus teuren
Gegenständen einigermaßen rentabel.
[0006] Darüber hinaus ist es aus der DE-A-41 37 406 bekannt, ein Hybridgarn herzustellen,
das aus ca. 64% Kohlenstoffasern und 38% Polyamidfasern besteht. Dieses Garn wird
zu einem textilen Flächengebilde verarbeitet, beispielsweise ein Gestrick. Durch Wärmeeinwirkung
bei gleichzeitigem Pressen des Gestricks kann daraus ein faserverstärkter Formkörper
erzeugt werden. Allerdings hat die Praxis gezeigt, daß dieses Hybridgarn eine extreme
statische Aufladung beim Stricken zeigt. Die starke elektrostatische Aufladung behindert
den Strickvorgang, so daß ein Stricken oder Wirken parktisch nicht möglich ist. Das
Hybridgarn kann nur zu anderen textilen Flächengebilden, wie Geweben, Gelegen und
Wickelkörpern verarbeitet werden, also in Verfahren, bei denen die elektrostatische
Aufladung nicht auftritt oder nicht stört.
[0007] Ferner kann bei dem Hybridgarn der verarbeitende Betrieb das Mischungsverhältnis
zwischen den beiden Materialien nicht variieren. Das Mischungsverhältnis ist durch
den Aufbau des Hybridgarns fest vorgegeben.
[0008] Ausgehend hiervon ist es Aufgabe der Erfindung, ein Halbzeug zur Herstellung großflächiger
Formteile zu schaffen, das mit geringem Aufwand herstellbar ist.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Halbzeug mit den Merkmalen des Anspruches
1 bzw. des Anspruches 2 gelöst.
[0010] Die Verwendung der Maschenware, die aus Fäden zweierlei Materials besteht, sorgt
dafür, daß in jedem genügend großen Volumenelement des textilen Flächengebildes vergleichbare
Mengen des ersten und des zweiten Materials vorhanden sind. Das so hergestellte Halbzeug
kann in beliebige Formen eingelegt werden, die lediglich erwärmt werden müssen, um
das thermoplastische zweite Material aufzuschmelzen, d.h. auf eine Temperatur oberhalb
des Glasumwandlungspunktes zu bringen, so daß es sich stoffschlüssig, d.h. dauerhaft
und fest mit den Fäden aus dem ersten Material verbinden kann. Wegen der gleichmäßigen
oder gleichförmigen Verteilung der Fäden des zweiten Materials in dem Halbzeug befindet
sich der als Bindemittel dienende thermoplastische Kunststoff bereits von Haus aus
an derjenigen Stelle, an der er die Fäden des ersten Materials miteinander verkleben
soll. Er braucht keine weiten Strecken zu fließen, da unmittelbar das Bindemittel
in Gestalt der Fäden aus dem zweiten Material bereitsteht. Deformationen des textilen
Flächengebildes durch Fließen des thermoplastischen Materials sind dadurch ebenso
ausgeschlossen wie Fehlstellen, hervorgerufen durch einen Mangel an thermoplastischem
Kunststoff zum Verbinden der Fäden aus dem ersten Material.
[0011] Ferner hat das Halbzeug den Vorteil, daß das Mischungsverhältnis zwischen den beiden
Materialien im verarbeitenden Betrieb praktisch beliebig frei wählbar ist.
[0012] Eventuell sonst auftretende elektrostatische Aufladung kann dadurch verhindert werden,
daß das sich elektrostatisch aufladende Material vor dem Verarbeitungsvorgang entsprechend
vorbehandelt wird. Aufgrund der Tatsache, daß beide Materialien getrennt vorbearbeitet
werden können, lassen sich Probleme beim Verstricken weitgehend verhindern.
[0013] Da der thermoplastische Kunststoff über die gesamte Fläche des Halbzeugs gleichmäßig
verteilt zur Verfügung steht, ist die Größe des herzustellenden Fertigfabrikats praktisch
unbegrenzt. Durch Übereinanderlegen mehrerer Lagen des erfindungsgemäßen Halbzeugs
können beliebig starke und in der Fläche beliebig große Werkstücke ohne weiteres hergestellt
werden.
[0014] Ein weiterer wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Halbzeugs besteht darin,
daß fertig ausgehärteter und somit dauerhafter thermoplastischer Kunststoff verwendet
wird. Das Halbzeug unterliegt vor der Verarbeitung keiner besonderen Alterung, die
eine nachträgliche Verarbeitung erschweren würde. Es ist auch weder klebrig, noch
sind besondere Vorsichtsmaßnahmen bei der Handhabung notwendig, wie dies bei manchen,
nicht vollständig ausgehärteten Thermoplasten der Fall ist.
[0015] Da das Halbzeug aus im wesentlichen nicht miteinander verbundenen einzelnen Fäden
besteht, kann es auch leicht in nahezu jede beliebige Form gebracht werden. Einem
Umformen beim Einlegen in das betreffende Formgebungswerkzeug setzt es keine besonderen
Kräfte entgegen.
[0016] Falls aus bestimmten anderen Gesichtspunkten heraus für das erste Material ein Stoff
in Frage kommt, der sich nicht unmittelbar mit dem zweiten Material stoffschlüssig
verbindet, besteht die Möglichkeit, die Fäden des ersten Materials mit einem als Haftvermittler
dienenden dritten Material vor der Verarbeitung zu beschichten.
[0017] Zweckmäßigerweise hat das zweite Material ein Formgedächtnis, derart, daß es bei
Erwärmung über eine vorbestimmte Temperatur und anschließende Abkühlung den Verlauf
beibehält, den es während der Erwärmung inne hatte. Dadurch kann erreicht werden,
daß bei der Herstellung des Halbzeugs die Struktur in bestimmter Weise vorher festgelegt
wird, wodurch beispielsweise die von den Fäden des ersten Materials gebildete Struktur
unter einer vorbestimmten Vorspannung gehalten werden.
[0018] Das erste Material ist vorzugsweise kein organisches Material und kann aus Stoffen
wie Metall, Keramik oder anderen anorganischen Verbindungen ausgewählt sein.
[0019] Der mechanische Aufbau der Fäden des ersten Materials und der Fäden des zweiten Materials
kann entsprechend den mechanischen Anforderungen bei der Herstellung, Verarbeitung
oder den Anforderungen an das Fertigprodukt ausgewählt werden. So ist es beispielsweise
besonders einfach, wenn die Fäden aus dem zweiten Material Endlosgarne oder Monofile
sind, da sich der thermoplastische Kunststoff ohne weiteres in diese Form bringen
läßt. Bei Karbonfasern oder ähnlichen Fasern sind Endlosfasern unter Umständen nur
bedingt herstellbar, weshalb Garne aus Stapelfasern dort zweckmäßig sein können.
[0020] Für die Gestricke oder Gewirke kommen grundsätzlich alle Bindungsarten in Frage,
wobei einfache Bindungsarten bevorzugt werden, weil sie die geringste Anzahl von Kreuzungspunkten
im Bereich der Maschen aufweisen. Wegen der einfacheren Verarbeitung wird einfaches
rechts/links Gestrick bevorzugt, weil bei diesem Gestrick ohne weiteres lange Maschenschenkel
erzeugt werden können.
[0021] Die langen Maschenschenkel wiederum ergeben eine gute Festigkeit des aus dem erfindungsgemäßen
Halbzeug hergestellten Fertigproduktes.
[0022] Bei der Maschenware können die Fäden aus dem ersten und dem zweiten Material entweder
zufällig verteilt an der Vorder- und der Rückseite liegen, wodurch eine leichte gleichmäßige
Durchdringung des aus den ersten Fäden gebildeten Gestricks mit dem thermoplastischen
Material erzielt wird. Andererseits kann auch eine sogenannte platierte Ware verwendet
werden, bei der sich der thermoplastische Faden ausschließlich auf einer und der nichtthermoplastische
Faden auf der anderen Seite befindet. Wird ein solches Halbzeug zum Fertigprodukt
verarbeitet, kann durch entsprechende kurze Einwirkung von Wärme eine vollständige
Durchdringung des Gestricks aus den Fäden des ersten Materials durch den thermoplastischen
Kunststoff verhindert werden, wodurch auf einer Seite der Gestrickcharakter erhalten
bleibt.
[0023] Die Verarbeitung des Halbzeugs läßt sich vereinfachen, wenn es als eben liegendes
Flächengebilde mit einer gewissen inneren Spannung vorfixiert ist. Diese Vorfixierung
läßt sich entweder erreichen, indem das Halbzeug auf eine Temperatur erwärmt wird,
bei der das zweite Material sich noch nicht stoffschlüssig mit anderen Teilen des
Halbzeugs verbindet, aber bereits Formgedächtnis auf den Zustand umprogrammiert wird,
den es während der Erwärmung einnimmt. Durch anschließendes Abkühlenlassen auf Umgebungstemperatur
behalten dann die Fäden des zweiten Materials im wesentlichen ihre Gestalt, in die
sie während des Erwärmens auf die Fixiertemperatur gebracht wurden. Ein solches Halbzeug
ist nach wie vor sehr elastisch.
[0024] Es besteht auch die Möglichkeit, die Temperatur beim Fixieren weiter zu erhöhen,
so weit, bis bereits Teile der Fäden des zweiten Materials beginnen, sich stoffschlüssig
mit anderen Teilen des Halbzeugs zu verbinden. Hierdurch entsteht eine punktuelle
Verbindung der Fäden des zweiten Materials mit sich selbst oder mit Fäden des ersten
Materials. Nach dem Abkühlen auf die Umgebungstemperatur wird wegen der punktuellen
Verbindung ein vergleichsweise recht steifes Halbzeug erhalten,das aber dennoch eine
begrenzte Beweglichkeit hat und ohne Schaden auch in komplizierte Formen eingelegt
werden kann, insbesondere dann, wenn während des Einlegens gleichzeitig durch Heizen
die Fixierpunkte wiederum gelöst werden.
[0025] Der Anteil an Fäden gleichen Materials richtet sich nach der Festigkeit des Fertigproduktes
bzw. dem im Fertigprodukt enthaltenen Bindemittelanteil.
[0026] In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele des Gegenstandes der Erfindung dargestellt.
Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Halbzeug in Gestalt eines rechts/links Gestricks mit zufälligem Verlauf der Fäden
des zweiten Materials und
- Fig. 2
- ein Halbzeug in Gestalt eines rechts/links Gestricks.
[0027] Fig. 1 zeigt ein Halbzeug 20 in Gestalt eines textilen Flächengebildes, das von einem
rechts/links Gestrick gebildet ist. Das rechts/links Gestrick besteht aus zwei Fäden
4 und 5 aus einem ersten und einem zweiten Material. Diese beiden Fäden 4 und 5 sind
gemeinsam verstrickt, und zwar werden sie beim Verstricken so in die Nadeln der jeweiligen
Strickmaschine eingelegt, daß willkürlich und zufällig verteilt der Faden 4 oder der
Faden 5 an der Vorder- oder rechten Seite des Gestrickes 20 erscheint. So ist beispielsweise
bei einer Masche 21 der Faden 4 im linken Maschenschenkel 22 vorne, während er im
rechten Maschenschenkel 23 an der vom Betrachter abgewandten Rückseite verläuft.
[0028] Das erste Material, aus dem der Faden 4 besteht, ist bevorzugt kein organisches Material,
sondern ein Material, das aus den Stoffen Metall, Keramik oder sonstige anorganische
Verbindungen wie Mineralfasern ausgewählt ist. Der Faden 5 dagegen besteht aus einem
thermoplastischen Kunststoff. Als thermoplastisches Material kommt jeder Kunststoff
in Frage, der geeignet ist, sich durch Erwärmen stoffschlüssig mit sich selbst oder
dem Material für den ersten Faden 4 zu verbinden. Falls die Haftung unzureichend ist,
besteht auch die Möglichkeit, den ersten Faden 4 mit einem dritten Material zu beschichten,
das als Haftvermittler oder Haftbrücke zwischen dem zweiten Material und dem ersten
Material dient.
[0029] Die Fäden 4 können Garne, Spinnfasergarne, Endlosgarne, Monifile, gefachte Garne
oder Zwirne sein, ebenso wie die Fäden 5 Garne, Spinnfasergarne, Endlosgarne, Monofile,
gefachte Garne oder Zwirne sein können, wobei die Art des Fadens 4 von der Art des
Fadens 5 abweichen kann. Zweckmäßigerweise sind die Fäden 5 aus dem zweiten Material,
dem thermoplastischen Kunststoff, Endlosgarne oder Monofile oder daraus hergestellte
Zwirne, da es ohne weiteres möglich ist, entsprechende Endlosfilamente herzustellen.
[0030] Das Gestrick 20 kann als Flachgestrick auf einer Flachstrickmaschine oder als Schlauch
auf einer Rundstrickmaschine erzeugt werden. Zweckmäßigerweise wird es unmittelbar
nach dem Stricken durch Erwärmen fixiert, wobei zwei Fälle unterschieden werden können.
Im einen Fall wird beim Fixieren die Temperatur des Gestricks 20 nur so weit erhöht,
daß der aus dem thermoplastischen Kunststoff bestehende Faden 5 noch nicht aufschmilzt,
sondern gerade eben kräftefrei den Verlauf annimmt, den das Gestrick 20 während des
Fixierens aufgrund außen angreifender Kräfte annimmt. Sodann läßt man das Gestrick
20,ohne die von außen angreifenden Kräfte zu verändern, sich wieder auf Raumtemperatur
abkühlen, womit die Fäden 5 aus dem thermoplastischen Kunststoff dauerhaft in die
gewünschte Maschenstruktur umgeformt sind. Selbst beim Wegnehmen der äußeren Vorspannkräfte
springt das Gestrick 20 nicht mehr in seine ursprüngliche Gestalt zurück. Ein solcher
maßen vorfixiertes Gestrick 20 hat praktisch die ursprüngliche Schmiegsamkeit und
läßt sich ohne Kraftaufwand in nahezu jede beliebige Form bringen,und das praktisch
faltenfrei.
[0031] Eine andere Möglichkeit der Vorfixierung besteht darin, die Temperatur des Gestricks
20 so weit zu erhöhen, bis lokal der Faden 5 aus dem thermoplastischen Kunststoff
an der Oberfläche klebrig wird und sich an den Kreuzungsstellen mit den darüber oder
darunter verlaufenden anderen Fäden 4, 5 stoffschlüssig verbindet. Nach dem Abkühlen
auf Umgebungstemperatur ist ein punktuell bereits verfestigtes Gewebe erhalten, das
wesentlich steifer ist als das, das erhalten wird, wenn die Erwärmungstemperatur gerade
nur so weit getrieben wird, bis das Formgedächtnis des thermoplastischen Kunststoffes
auf den anderen Verlauf des Fadens 4 umprogrammiert wird.
[0032] Das so erhaltene Gestrick 20 kann beim Verwender in eine beheizbare Form eingelegt
werden, die das Halbzeug 1 auf eine Temperatur bringt, bei der die Fäden 5 aus dem
zweiten Material aufschmelzen, so daß sich deren Material gleichmäßig über die gesamte
Fläche verteilt und dadurch die in dem aufgeschmolzenen Material eingebetteten Fäden
4 aus dem ersten Material stoffschlüssig miteinander durch Verkleben verbindet. Nach
dem Erkalten wird ein in sich steifes und verfestigtes Formteil, das auch eben sein
kann, erhalten.
[0033] Das in Fig. 1 dargestellte Gestrick 20 kann entweder das Fertigprodukt sein, wenn
es beispielsweise eine Tapete bilden soll oder es ist ein Halbzeug, aus dem, wie vorher
beschrieben, Formteile gepreßt werden können. Beim Pressen stellen aie aus dem thermoplastischen
Kunststoff bestehenden Fäden den gleichmäßiger verteilten Bindemittelvorrat dar, mit
dessen Hilfe die im fertigen Formteil eingebettete Verstärkung aus den verstrickten
Fäden 4 eingehüllt ist.
[0034] Es hat sich gezeigt, daß besonders feste Formteile erhalten werden können, wenn das
Stricken so erfolgt, daß die Maschenschenkel 22, 23 eine Länge von größer 2 mm aufweisen.
Vorzugsweise beträgt die Länge der Maschenschenkel 22, 23 zwischen 2 mm und 12 mm,
besser zwischen 4 mm und 8 mm. Unter bestimmten Umständen können besonders gute Verhältnisse
mit 6 mm Schenkellänge erzielt werden.
[0035] Wie vorerwähnt, kann das Verhältnis zwischen der Menge an Bindemittel zu der Menge
an Verstärkungseinlage durch das Volumenverhältnis zwischen den Fäden 4 und den Fäden
5 gesteuert bzw. eingestellt werden.
[0036] Weil der Faden 4 aus dem thermoplastischen Kunststoff zufällig verteilt an der Vorder-
und an der Rückseite des Gestricks 20 liegt, entsteht beim Pressen des Halbzeugs in
den entsprechenden Formkörper ein Formkörper, bei dem die Einlage weitgehend in der
Mitte verläuft, d.h. an beiden Seiten der Einlage ist thermoplastisches Bindemittel
vorhanden.
[0037] Wenn es gewünscht ist, daß das Bindemittel sich vorzugsweise auf einer Seite des
Formteils befindet, während die andere Seite von dem Bindemittel weitgehend frei ist,
kann das Gestrick als platierte Ware hergestellt werden, wie dies in Fig. 3 dargestellt
ist. Bei diesem Gestrick 30 liegt der Faden 5 beispielsweise immer nur an der vom
Betrachter abliegenden rechten Seite des Gestricks, während der Faden 4 an der dem
Betrachter zugekehrten linken Seite verläuft.
[0038] In den beiden Fig. 1 und 2 ist jeweils ein einfaches rechts/links Gestrick gezeigt.
Dieses Gestrick ist auch mit großer Länge der Maschenschenkel verhältnismäßig einfach
herzustellen. Allerdings ist das gezeigte rechts/links Gestrick keineswegs die einzige
geeignete Bindungsart. Vielmehr kommen auch rechts/rechts/ oder links/links Gestricke
sowie gegebenenfalls Interlockware in Betracht. Schließlich versteht sich, daß Halbzeug
mit vergleichbaren Eigenschaften auch als Wirkware bzw. Kettenwirkware hergestellt
werden kann. Der Vorteil einer Wirkware liegt vor allen Dingen darin, daß das Halbzeug
in Richtung parallel zu zwei unter einem spitzen Winkel zueinander verlaufenden Achsen
eine recht hohe Zugfestigkeit aufweist.
[0039] In jedem Fall ist die Weiterverarbeitung,wie oben beschrieben, wobei ein wesentlicher
Vorteil darin besteht, daß der mit verarbeitete Faden 5 oder gegebenenfalls mehrere
Fäden 5 aus thermoplastischem Material praktisch keine Alterung aufweisen, womit das
Halbzeug 20 oder 30 beliebig lange bis zur Verarbeitung in das Formteil lagerfähig
ist. Außerdem ist der Faden 5 aus thermoplastischem Kunststoff bei Umgebungstemperatur
nicht klebrig, was bei der Weiterverarbeitung ebenfalls einen erheblichen Vorteil
darstellt.
[0040] Wegen des überall gleichen Mischungsverhältnisses zwischen dem Fadenanteil aus dem
ersten Material und dem Fadenanteil aus dem zweiten Material, nämlich dem thermoplastischen
Kunststoff, besteht in jedem Volumenelement des Halbzeugs 20 oder 30 der gleiche Vorrat
an Bindemittel, gebildet durch den Faden 5 aus thermoplastischem Kunststoff. Beim
Verpressen braucht das Bindemittel nur Strecken entsprechend der Größe der Maschenweite
zurückzulegen. Dadurch können großtechnisch rationell flächige Formteile hergestellt
werden, die sonst nur mit Hilfe einer Laminiertechnik produzierbar wären.
1. Fertigprodukt oder insbesondere zur Herstellung von Formteilen geeignetes Halbzeug
(20,30), bestehend aus einer Maschenware, in der wenigstens ein Faden (4) aus einem
ersten Material und wenigstens ein Faden (5) aus einem zweiten Material verarbeitet
sind,
wobei zumindest das zweite Material thermoplastisch ist,
das zweite Material eine Erweichungstemperatur (Glasumwandlungspunkt) aufweist,
die niedriger liegt als die Erweichungstemperatur des ersten Materials,
das zweite Material ein Material ist, das sich bei Erwärmung über eine vorbestimmte
Temperatur stoffschlüssig mit dem ersten Material und mit sich selbst verbindet, und
die Fäden (4) aus dem ersten Material und die Fäden (5) aus dem zweiten Material
über die Fläche des Flächengebildes gleichmäßig verteilt sind.
2. Fertigprodukt oder insbesondere zur Herstellung von Formteilen geeignetes Halbzeug
(20,30), bestehend aus einer Maschenware, in der wenigstens ein Faden (4) aus einem
ersten Material und wenigstens ein Faden (5) aus einem zweiten Material verarbeitet
sind,
wobei die Fäden (4) aus dem ersten Masterial mit einem dritten Material beschichtet
sind,
zumindest das zweite Material thermoplastisch ist,
das zweite Material eine Erweichungstemperatur (Glasumwandlungspunkt) aufweist,
die niedriger liegt als die Erweichungstemperatur des ersten Materials,
das zweite Material ein Material ist, das sich bei Erwärmung über eine vorbestimmte
Temperatur stoffschlüssig mit dem dritten Material und mit sich selbst verbindet,
und
die Fäden (4) aus dem ersten Material und die Fäden (5) aus dem zweiten Material
über die Fläche des Flächengebildes gleichmäßig verteilt sind.
3. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
zweite Material ein Formgedächtniss aufweist, derart, daß es bei Erwärmung über eine
vorbestimmte Temperatur und anschließender Abkühlung den Verlauf beibehält, den es
während der Erwärmung inne hatte.
4. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
erste Material kein organisches Material ist.
5. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das erste
Material aus den Stoffen Metall, Keramik und sonstige anorganische Verbindungen ausgewählt
ist.
6. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Fäden (4) aus dem ersten Material Garne, Spinnfasergarne, Endlosgarne, Monofile, gefachte
Garne oder Zwirne sind oder aufweisen.
7. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest
die Fäden (4) aus dem ersten Material Einzelfasern oder Stapelfasern aufweisen.
8. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest
die Fäden (4) aus dem ersten Material gedrehte Garne sind.
9. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Fäden (5) aus dem zweiten Material Garne, Spinnfasergarne, Endlosgarne, Monofile,
gefachte Garne oder Zwirne sind oder aufweisen.
10. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest
die Fäden (5) aus dem zweiten Material Einzelfasern oder Stapelfasern aufweisen.
11. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest
die Fäden (5) aus dem zweiten Material gedrehte Garne sind.
12. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Maschenware eine Wirkware ist.
13. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Maschenware ein Gestrick (20,30) ist.
14. Fertigprddukt oder Halbzeug nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß
das Gestrick (20,30) oder Gewirk ein rechts/links, ein rechts/rechts oder ein links/links
Gestrick oder Gewirk ist.
15. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß in
der Maschenware (20,30) jede Masche von Fäden (4) aus dem ersten Material und von
Fäden (5) aus dem zweiten Material gebildet ist.
16. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß in
der Maschenware die Fäden (4) aus dem ersten Material und die Fäden (5) aus dem zweiten
Material zufällig verteilt an der Vorderseite oder an der Rückseite liegen.
17. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Maschenware eine plattierte Ware ist, bei der die Fäden (4) aus dem ersten Material
auf der eine Seite und die Fäden (5) aus dem zweiten Material auf der anderen Seite
der Ware liegen.
18. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Maschenware (20,30) in zumindest einer Richtung vorgedehnt und in der gedehnten Stellung
fixiert ist.
19. Fertigprodukt oder Halbzeug nach den Ansprüchen 1 und 18, dadurch gekennzeichnet,
daß die Richtung parallel zu den Maschenstäbchen liegt.
20. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Maschen (21) der Maschenware Maschenschenkel (22,23) mit einer Länge zwischen 2 mm
und 12 mm vorzugsweise zwischen 4 mm und 8 mm bevorzugt um 6 mm aufweisen.
21. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß zum Fixieren
das textile Flächengebilde (20,30) auf eine Temperatur erwärmt wird, bei der es eine
der Vordehnung entsprechende Gestalt annimmt, die es nach dem Abkühlen auf die Umgebungtemperatur
beibehält.
22. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß zum Fixieren
das textile Flächengebilde (20,30) auf eine Temperatur erwärmt wird, bei der sich
zumindest einige Fäden (5) aus dem zweiten Material stoffschlüssig mit den Fäden (5)
aus dem zweiten Material oder dessen Beschichtung verbinden.
23. Fertigprodukt oder Halbzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der
Volumenanteil an dem zweiten Material bezogen auf den Volumenanteil des ersten Materials
zwischen 10% und 60% vorzugsweise zwischen 10% und 40% beträgt.
24. Tapete bestehend aus einem Fertigprodukt oder Halbzeug nach einem oder mehreren der
vorhergehenden Ansprüche.