[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zur Herstellung von
Chlor aus einem Sauerstoff und Chlorwasserstoff enthaltenden Gas durch Umsetzung in
einem Deacon-Katalysator enthaltenden Reaktor bei erhöhter Temperatur.
[0002] Chlorwasserstoff fällt bei vielen Reaktionen als unerwünschtes Nebenprodukt an und
es liegen daher bereits umfangreiche Untersuchungen und Verfahrensvorschläge zur Weiterverarbeitung
dieses Nebenproduktes vor. Als Beispiele für Reaktionen, bei denen Chlorwasserstoff
als Nebenprodukt anfällt, können die Herstellung von Vinylchlorid bzw. Isocyanaten
sowie die Müllverbrennung genannt werden.
[0003] Eine Möglichkeit der Weiterverarbeitung besteht in der Umsetzung zu Chlor, welches
beispielsweise als Grund- oder Zwischenprodukt erneut in Herstellungsverfahren eingesetzt
werden kann.
[0004] Bei dieser Variante finden unterschiedliche Verfahrensarten Anwendung:
[0005] Bei der sogenannten Salzsäureelektrolyse erfolgt die Darstellung von Chlor durch
Elektrolyse von wäßrigem Chlorwasserstoff. Für dieses Verfahren benötigt man aufwendige
Elektrolysezellen sowie beträchtliche Mengen an Strom für die Elektrolyse. Es gestaltet
sich daher verfahrenstechnisch aufwendig und kostenintensiv.
[0006] Weitere bekannte Verfahren basieren auf dem Deacon-Prozeß. Bei diesem Verfahren wird
Chlorwasserstoff mit Luft im Gegenwart eines Katalysators wie folgt umgesetzt:

[0007] Die für diese exotherme Reaktion eingesetzten Katalysatoren werden üblicherweise
als Deacon-Katalysatoren bezeichnet und sind in der Literatur umfangreich beschrieben,
so z.B. bei Weissermel K., Arpe H.-J., in 'Industrielle Organische Chemie', 3.Auflage,
1988, S.233-234, VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim, Allen J.A., Clark A.J., "Oxychlorination
Catalysts", Rev. Pure and Appl. Chem.21 (1971) 145-166 und Furusaki S., "Catalytic
Oxidation of Hydrogen Chloride in a Fluid Bed Reactor", AIChE Journal, 19(5) (1973)
1009-1016.
[0008] In US 2, 204, 733 wird der Deacon-Prozeß in einem Festbettreaktor durchgeführt (Seite
2, Zeilen 38 bis 64 und Fig. 3). Die starke Wärmetönung der Reaktion bewirkt jedoch
einen starken lokalen Temperaturanstieg im Katalysatorfestbett, wodurch der Umsatz
der Reaktion verringert wird, da das Reaktionsgleichgewicht zu den Edukten verschoben
wird. Gemäß der Lehre von D1 wird versucht, dieser Schwierigkeit durch eine Strömungsumkehr
innerhalb des Festbettes zu begegnen. Allerdings besitzen die eingesetzten Katalysatoren
bei den hier auftretenden Temperaturen aufgrund ihres Dampfdruckes bereits eine beträchtliche
Flüchtigkeit - manche Komponenten können an Stellen stark erhöhter Temperatur als
aggressive Schmelze vorliegen -, sodaß es innerhalb des Festbettes zu kaum steuerbaren
Konzentrationsverschiebungen am Katalysator kommt. Durch diese Inhomogenitäten wird
der Umsatz weiter reduziert. Weiterhin kann das Katalysator-Festbett durch abgeschiedenen
Katalysator verstopft werden.
[0009] In EP-A 331 465 wird ein Wirbelschichtverfahren beschrieben, bei welchem man mittels
perforierter Platten die unerwünschte Ausbildung großer Gasblasen unterbinden will.
(Seite 2, Zeilen 55 bis Seite 3, Zeile 56, Figur 1). Die mit diesem Verfahren erzielten
Umsätze betrugen maximal lediglich 83 % und die Temperatur im Reaktor lag bei etwa
360 bis 400°C.
[0010] Aufgrund der bei Wirbelschichtreaktoren auftretenden hohen dynamischen Belastungen
sowie der hohen Aggressivität der Einsatzstoffe sind die für dieses Verfahren benötigten
Reaktoren jedoch technisch aufwendig und kostenintensiv. Weiterhin wird nicht umgesetzter
Chlorwasserstoff sowie Abrieb aus der Wirbelschicht ausgetragen und muß entsprechend
mit großem Aufwand aufbereitet werden und durch Austrag verlorengegangener Katalysator
ist zu ersetzen.
[0011] Auch in EP-B 474 763 wird ein Wirbelschichtverfahren beschrieben, bei welchem die
oben genannten Nachteile auftreten.
[0012] In US 2,577,808 wird ein mehrstufiges Fließbett-Verfahren beschrieben (Spalte 3,
Zeile 65 bis Spalte 5, Zeile 18, Figur). Die Katalysatorschüttung passiert nach einer
Vorwärm- bzw. Abkühlzone eine Chlorierungszone, in welcher der Chlorwasserstoff mit
dem Katalysator zu chlorierten Katalysatorverbindungen umgesetzt wird. In der sich
anschließenden Oxidationszone erfolgt die Weiterreaktion der chlorierten Katalysatorverbindungen
mit Sauerstoff unter Freisetzung von Chlor. Die Katalysatorschüttung wird pneumatisch
in die erste Zone zurückgeführt.
[0013] Auch bei diesem Fließbettverfahren kann ein unerwünschter Abtrieb nicht vermieden
werden und aufgrund der hohen mechanischen Belastung des Reaktors läßt sich in Gegenwart
der aggressiven Einsatzstoffe eine Korrosion nicht gänzlich unterbinden. Weiterhin
kann der Umsatz durch Rückvermischungseffekte reduziert werden und zur Verbesserung
der Ausbeute sollten die einzelnen Zonen bei unterschiedlichen Temperaturen betrieben
werden, was den Aufwand bei diesem Verfahren weiter steigert. Weiterhin besteht die
Gefahr, Chlorwasserstoff bzw. Chlor oder Wasser in die anderen Reaktionszonen einzuschleppen.
Ein weiterer Nachteil besteht darin, daß bei diesem Verfahren mit Chlor versetzte
Prozeßabgase anfallen, welche entsprechend aufwendig aufbereitet werden müssen.
[0014] In EP-B 500 728 wird ein zweistufiges Verfahren zur Herstellung von Chlor aus HCl
beschrieben. Die Chlorierung erfolgt bei relativ niedrigen Temperaturen von 25 bis
250°C und die Dechlorierung bei Temperaturen von mindestens 300°C (Anspruch 1). Daher
ist ein ständiges Aufheizen bzw. Abkühlen einer großen Feststoffmenge erforderlich
(Spalte 9, Zeilen 16 bis 19, 54 bis 58). Dieses Erfordernis schränkt weiterhin die
Möglichkeiten der Gestaltung eines korrosionsbeständigen Reaktors ein.
[0015] Es stellte sich somit die Aufgabe, ein Verfahren zu finden, das den genannten Nachteilen
abhilft und welches es ermöglicht, die Herstellung von Chlor verfahrenstechnisch einfacher
durchzuführen.
[0016] Demgemäß wurde ein Verfahren zur Herstellung von Chlor aus einem Chlorwasserstoff
enthaltenden Gas durch Umsetzung in einem einen Deacon-Katalysator enthaltenden Reaktor
bei erhöhter Temperatur, vorzugsweise bei 300 bis 450°C, gefunden, welches dadurch
gekennzeichnet ist, daß man
a) in einer ersten Stufe ein Chlorwasserstoff enthaltendes Gas in den Reaktor einführt
und durch Reaktion zwischen dem Deacon-Katalysator und dem Chlorwasserstoff Wasser
und am Katalysator fixierte Chlorverbindungen gebildet werden, wobei sich die Temperatur
im Reaktor um 10 bis 90°C erhöht und man das Wasser aus dem Reaktor abführt und nach
Beendigung der ersten Stufe den Reaktor mit einem Inertgas spült und anschließend
b) in einer zweiten Stufe dem Reaktor ein gasförmiges Oxidationsmittel zuführt, welches
eine Umsetzung der zuvor gebildeten Chlorverbindungen unter Freisetzung von Chlor,
welches man aus dem Reaktor abführt, ermöglicht und anschließend den Reaktor mit einem
Inertgas spült. Weiterhin umfaßt die Erfindung Reaktoren zur Durchführung des Verfahrens.
[0017] Bei dem erfindungsgemäßen, zweistufigen, heterogen-katalytischem Verfahren wird ein
Deacon-Katalysator als Festbett eingesetzt.
[0018] Der Träger-Katalysator setzt sich bevorzugt zusammen aus
- einzelnen oder mehreren Aktivmetallkomponenten, die in oxidischer oder chloridischer
Form vorgelegt werden, ausgewählt aus der Gruppe Cu, Fe, Ru, Ce, Bi, Ni, Co, Ga, Nd,
- einzelnen oder mehreren Alkalimetallchloriden, ausgewählt aus der Gruppe LiCl, NaCl,
KCl,
und/oder ZnCl2
und/oder CaCl2
- auf keramischen, silikatischen oder Glasträgern,
wobei die Aktivkomponentenbeladung, berechnet als Gewichtsanteile der Metalle, zwischen
2 bis 30 Gew.-%, bevorzugt zwischen 5 bis 20 Gew.-%, und die Alkalichloridbeladung
zwischen 0 bis 30 Gew.-% Alkalichlorid, bevorzugt zwischen 0 bis 20 Gew.-% liegt.
[0019] Bevorzugte Trägersysteme basieren auf keramischen Trägern, ausgewählt aus der Gruppe
SiC, Si
3N
4, BN, B
4C, WC, TiC, TiN, ZrN, AIN, besonders bevorzugt SiC und/oder Si
3N
4.
[0020] Besonders bevorzugt sind makroporöse keramische Träger, vorzugsweise makroporöse
SiC- und/oder Si
3N
4-Träger.
[0021] Der Katalysator besteht aus einer aggressiven Salzschmelze (z.B. CuCl
2-KCl-FeCl
3-NaCl) auf einem Träger (SLP-Katalysator = supported liquid phase), so daß an die
Stabilität des Trägers höchste Anforderungen gestellt werden. Die Reaktionstemperatur
liegt um 400°C. Silikate wie auch SiO
2 sind allerdings chemisch nicht stabil gegen die aggressive Salzschmelze des Katalysators
und ergeben nur unzureichende Standzeiten. Träger aus keramischen Materialien erfüllen
dagegen alle Anforderungen sowohl bezüglich geringer HCl-Adsorption als auch bezüglich
Stabilität und sind daher für den erfindungsgemäßen Prozeß besonders gut geeignet.
[0022] Ein besonders bevorzugter Katalysator besteht aus einer Cu/Fe-Aktivmetallmischung
mit einem atomaren Cu/Fe-Verhältnis zwischen 1:9 und 9:1. einer KCl- und/oder NaCl-Salzkomponente,
auf einem makroporösen SiC- und/oder Si
3N
4-Träger.
[0023] Die Alkalichloride bilden mit den Aktivmetallen bei Reaktionstemperatur Salzschmelzen,
die den Träger bedecken (SLP-Katalysator = supported liquid phase). Dadurch wird der
Aktivkomponentenaustrag verringert und die Aktivmetallverteilung verbessert. Besonders
geeignet sind beispielsweise Mischungen in der Nähe der jeweiligen eutektischen Punkte,
wie z.B. CuCl
2:KCl und FeCl
3:NaCl.
[0024] Ein hervorragend geeigneter Katalysator besteht demzufolge aus einer CuCl
2/KCl-Salzschmelze mit Cu/K-Verhältnis zwischen 3:1 bis 1:3 und ebenfalls einer FeCl
3/NaCl-Salzschmelze mit Fe/Na-Verhältnis zwischen 3:1 bis 1:3, wobei das Cu/Fe-Verhältnis
zwischen 3:1 und 1:3 und die gesamte (CU+Fe)-Aktivmetallbeladung zwischen 5 und 20
Gew.-% liegt.
[0025] Der Katalysator kann nach bekannten Methoden hergestellt werden. Bei Verwendung von
Chlorid-Precursoren, also löslichen Salzen, bietet sich eine Präparation durch Tränken
an. Es kann natürlich auch von anderen Precursoren ausgegangen werden (Nitraten, Carbonaten,
Hydroxiden, Acetaten, etc.). Da für eine hohe Aktivmetallbeladung i.a. mehrmaliges
Tränken notwendig ist, kann auf einfache Weise, nämlich Tränken mit unterschiedlichen
Salzlösungen, bewußt eine ungleichmäßige Aktivmetallverteilung über den Kornquerschnitt
erreicht werden. Durch Vortränken mit Cu-Salzlösung und Nachtränken mit Fe-Salzlösung
kann z.B. ein Cu-reicher Kern und eine Fe-reiche Schale im Korn eingestellt werden.
[0026] Die Katalysatoren für das erfindungsgemäße Verfahren können beispielsweise wie folgt
hergestellt werden:
[0027] In einer Mischvorrichtung, bevorzugt mit Heizvorrichtung, beispielsweise einem Kneter,
einem Extruder oder einem Scherwalzen-extruder kann dem Polymer der Komponente B)
(Komponenten wie weiter unten definiert) in geschmolzenem Zustand bei Temperaturen
von 80 bis 250°C, bevorzugt 100 bis 220°C, besonders bevorzugt 120 bis 200°C die Komponente
A), die anorganischen und/oder metallischen Pulver und gegebenenfalls die Aktivkomponenten
und dann das Dispergierhilfsmittel der Komponente C) oder zuerst Komponente C) und
dann Komponente A) oder die Komponenten A) und C) gemeinsam zugegeben werden. Die
innig (intensiv) vermischten Massen können z.B. durch Pressen, Verstrangen, oder Spritzgießen,
insbesondere durch Spritzgießen bei Temperaturen von 120 bis 250°C, bevorzugt 140
bis 220°C, besonders bevorzugt 150 bis 200°C und Drücken von 500 bis 2000 bar, bevorzugt
600 bis 1800 bar, besonders bevorzugt 700 bis 1600 bar verformt werden. Dabei können
in einem Formgebungsschritt bei Werkzeug-(Preßform-)temperaturen von 40 bis 160°C,
bevorzugt 60 bis 150°C, besonders bevorzugt 80 bis 140°C beliebig geformte Katalysatorträger
oder Katalysatoren wie beispielsweise Raschig Ringe, Wagenräderprofile, Fensterrahmenprofile,
Honigwabenprofile, Sattelkörper, Sternringe, gelochte und/oder gerippte geometrische
Körper wie Kugeln, Quader, Würfel, Kegel, Pyramiden, Prismen, Oktaeder, Zylinder,
Pyramidenstümpfe und Kegelstümpfe.
[0028] Die nach dem Formgebungsvorgang erhaltenen Grünkörper können
I) durch Pyrolyse bei 300 bis 600°C, bevorzugt 350 bis 600°C, besonders bevorzugt
400 bis 600°C behandelt
II) in einer gasförmigen, säurehaltigen Atmosphäre bei Temperaturen von 100 bis 160°C,
bevorzugt 100 bis 150°C, besonders bevorzugt unter der Erweichungstemperatur der Komponente
B, bevorzugt einem Polyacetal, katalytisch entbinden werden.
[0029] Die entformten Grünlinge werden in einer (gasförmigen) säurehaltigen Atmosphäre zwecks
Entfernung des Bindemittels behandelt. Unter (gasförmigen) säurehaltigen Atmosphären
können sowohl solche aus reinen Säuren verstanden werden, die bei den Behandlungstemperaturen
gasförmig vorliegen, es können aber auch darunter solche aus Mischungen von Säuren
mit einem Trägergas verstanden werden. Als Trägergase kommen beispielsweise Luft oder
Stickstoff oder Edelgase in Betracht. Als Säuren kommen die anorganischen Säuren in
Betracht, die bei Raumtemperatur gasförmig sind, z.B. die Halogenwasserstoffe, Schwefelwasserstoff
oder solche Säuren, die bei den Behandlungstemperaturen in merklichem Umfang verdampfbar
sind, z.B. Salpetersäure.
[0030] Als organische Säuren kommen grundsätzlich solche Säuren in Betracht, die einen Siedepunkt
oder Sublimationspunkt bei Normaldruck von unter 130°C haben, z.B. Oxalsäure, Ameisensäure,
Essigsäure oder Trifluoressigsäure.
[0031] Anstelle der gasförmigen, säurehaltigen Atmosphäre können aber die entformten Grünlinge
auch in einer gasförmigen Bortrifluorid enthaltenden Atmosphäre zwecks Entfernung
des Bindemittels behandelt werden. Unter gasförmigen Bortrifluorid enthaltenden Atmosphären
kann sowohl reines Bortrifluorid verstanden werden, es können aber auch darunter Mischungen
von Bortrifluorid mit einem Trägergas verstanden werden. Als Trägergase kommen beispielsweise
Luft oder Stickstoff oder Edelgase in Betracht.
[0032] Anstelle von Bortrifluorid können selbstverständlich auch Addukte von Bortrifluorid
verwendet werden, die bei den Behandlungstemperaturen reversibel und ohne Zersetzung
der Komponenten wieder in die Ausgangskomponenten gespalten werden können. Insbesondere
geeignet sind die Additionsverbindungen des Bortrifluorids mit Ether, z.B. Dimethylether,
Diethylether, Dibutylether und tert.-Butylmethylether.
[0033] Besonders bevorzugt sind wasserfreie Oxalsäure oder Oxalsäuredihydrat. Weiterhin
eignet sich Glyoxalsäure. Außerdem kommen Benzolsulfonsäure, die Naphthalinsulfonsäuren
und Maleinsäure oder Gemische dieser Säuren in Betracht. Diese können sowohl für sich
allein oder auch zusammen mit einem Trägergas wie Luft, Stickstoff oder einem Edelgas
bei der Entbinderung eingesetzt werden.
[0034] Die Säuren gelangen bei der Entbinderungstemperatur zunächst in die Gasphase, wirken
von hier auf das Bindemittel ein und desublimeren oder erstarren nach Abkühlung an
den Wandungen der Entbinderungsvorrichtung. In einem anschließenden Entbinderungsvorgang
gelangen sie wieder in die Gasphase, d.h. die Säure verläßt die Vorrichtung praktisch
nicht.
[0035] Zur Erleichterung der Dosierung kann es zweckmäßig sein, die obengenannten Säuren
als Lösung in polaren Lösungsmitteln, vorzugsweise mit Siedepunkten unter 200°C, einzusetzen.
Als solche kommen vor allem Aceton, Dioxan, Ethanol, Essigsäure und Ameisensäure in
Betracht.
[0036] Die säurekatalysierte Entbinderung kann bei Normaldruck oder bei vermindertem Druck
(0,001 bis 1bar) durchgeführt werden.
[0037] Durch anschließendes Vorsintern, in der Regel bei Temperaturen von 600 bis 1400°C,
bevorzugt 600 bis 1100°C, besonders bevorzugt bei 600 bis 800°C unter oxidierenden
Bedingungen (Luft), Inertgas (N
2, Ar, He) oder unter reduzierenden Bedingungen (N
2/H
2, Ar/H
2) kann der Formkörper zu den Katalysatoren mit ihrer endgültigen Festigkeit und Porenverteilung
umgewandelt werden. Durch den Vorsinterprozeß erhöht sich in der Regel die Stabilität
und die Härte der porösen Formkörper beträchtlich. Die Schneidehärte beträgt in der
Regel 1 bis 5 kg (800°C), bevorzugt 1,5 bis 4 kg (800°C), besonders bevorzugt 2 bis
3,5 kg (800°C). Die Wasseraufnahme liegt in der Regel im Bereich von 0,05 bis 5 ml/g,
bevorzugt 0,1 bis 3ml/g, besonders bevorzugt 0,1 bis 1 ml/g, so daß mehr Aktivkomponente
auf einen Katalysatorträger aufgebracht werden kann, ohne in der Regel wesentliche
Einbußen in der Härte zu erzielen. Neben streng monomodalen Porengrößenverteilungen
können so auch polymodale (bimodale, trimodale, tetramodale und höher modale) Porengrößenverteilungen
hergestellt werden. Mit diesem Verfahren können Katalysatorträger und Katalysatoren
mit einer hohen Festigkeit und einer hohen thermischen bzw. chemischen Stabilität
hergestellt werden. Als Geometrien der Formkörper sind alle Formen denkbar, die über
Granulierung, Walzen, Pressen, Strangpressen, Extrusion oder Spritzguß herstellbar
sind.
[0038] Die mittlere Porengröße wird in der Regel von der Korngröße der Komponente A), der
anorganischen, metallischen, organischen Pulver und/oder der Aktivkomponenten in der
Regel nur durch die Zwischenräume der eingesetzten Pulverteilchen bestimmt. Die mittlere
Porengröße und die Porengrößenverteilung sind deshalb von der mittleren Korngröße
und der Teilchengrößenverteilung des eingesetzten Pulvers abhängig. Mit kommerziell
erhältlichen Metall- oder Keramikpulvern können auf diese Weise mechanisch stabile,
rißfreie, monomodal oder polymodal poröse Materialien, wie die Katalysatorträger oder
Katalysatoren, hergestellt werden. Die enge Porengrößenverteilung kann somit je nach
Bedarf im Meso- und Makroporenbereich eingestellt werden und führt in der Regel zu
einer hoch monodispersen Porenverteilung.
[0039] Die spezifischen Oberflächen nach BET (Brunnauer, Emmet, Teller) der so hergestellten
Katalysatorträger und Katalysatoren liegen in der Regel bei 0,01 bis 250 m
2/g, bevorzugt 0,1 und 150 m
2/g, besonders bevorzugt 1 und 90 m
2/g, insbesondere 2 bis 8 m
2/g (800°C).
[0040] Die mittlere Porengröße wird in der Regel von der Korngröße der Komponente A), der
anorganischen und/oder metallischen Pulver und gegebenenfalls der Aktivkomponenten
in der Regel nur durch die Zwischenräume der eingesetzten Pulverteilchen bestimmt.
Die mittlere Porengröße und die Porengrößenverteilung sind deshalb von der mittleren
Korngröße und der Teilchengrößenverteilung des eingesetzten Pulvers abhängig. Mit
kommerziell erhältlichen Metall- oder Keramikpulvern können auf diese Weise mechanisch
stabile, rißfreie, monomodal oder polymodal poröse Materialien, wie die Katalysatorträger
oder Katalysatoren, hergestellt werden. Die enge Porengrößenverteilung kann somit
je nach Bedarf im Meso- und Makroporenbereich eingestellt werden und führt in der
Regel zu einer hoch monodispersen Porenverteilung.
[0041] Die mittlere Korngröße der eingesetzten Pulver der Komponente A) kann in der Regel
ein nanokristallines Pulver von 5 bis 500.000 nm, bevorzugt 3 bis 100.000 nm, besonders
bevorzugt 2 bis 50.000 nm sein, wobei die Abweichungen der Korngröße bei 80 %, bevorzugt
90 %, besonders bevorzugt 95 % der Körner 0 bis 30 %, bevorzugt 0 bis 20 %, besonders
bevorzugt 0 bis 10 % von der mittleren Korngröße beträgt.
[0042] Als Komponente A) eignen sich beispielsweise:
AI) keramische Pulver ausgewählt aus der Gruppe SiC, Si3N4, BN, B4C, WC, TiC, TiN, ZrN, AlN oder deren Gemische, bevorzugt SiC, Si3N4, WC, TiC, TiN, ZrN oder deren Gemische, besonders bevorzugt SiC, Si3N4 oder deren Gemische und/oder
AII) silikatische Pulver ausgewählt aus Metallen der Elemente Berylium, Magnesium,
Calcium, Eisen, Cobalt, Nickel, Kupfer, Zink, Titan, Zirkon, Vanadin, Niob, Tantal,
Chrom, Molybdän, Wolfram, Mangan, Cer und Siliciumdioxid oder deren Gemische, bevorzugt
Metallen der Elemente Magnesium, Calcium, Eisen, Zink, Titan, Zirkon und Siliciumdioxid
oder deren Gemische, besonders bevorzugt Metallen der Elemente Magnesium, Calcium,
Eisen, Zink und Siliciumdioxid oder deren Gemische, insbesondere SiC und Si3N4 oder deren Gemische und gegebenenfalls
AIII) einer Aktivkomponente ausgewählt aus der Gruppe der Chloride oder Oxide der
Elemente Kupfer, Eisen, Cobalt, Nickel, Ruthenium, Cer, Bismut, Gallium, Neodym oder
deren Gemische, bevorzugt Kupfer, Eisen, Cobalt, Nickel, Ruthenium oder deren Gemische,
besonders bevorzugt Kupfer und Eisen oder deren Gemische und gegebenenfalls
AIV) Chloride der Elemente Lithium, Natrium, Kalium, Zink oder deren Gemische, bevorzugt
Lithium, Natrium, Kalium oder deren Gemische, besonders bevorzugt Natrium und Kalium
oder deren Gemische.
[0043] Sollen Vollkatalysatoren hergestellt werden, so beinhaltet die Komponente A) nur
Aktivkomponenten AIII) und gegebenenfalls Komponente AIV).
[0044] Als Komponente B) eignen sich beispielsweise:
BI) nur für die Pyrolyse Polyethylen- oder Polypropylenpolymere oder Copolymere aus
Ethylen, Propylen, Buten-1 oder Isobuten oder Polystyrolcopolymere oder Polymethylmethacrylatcopolymere
oder Polyethylenoxidcopolymere oder Ethylenvinylacetatcopolymere oder Mischungen aus
BII) für die Pyrolyse und Säurekatalyse
B1) 50 bis 100 Gew.-%, bevorzugt 70 bis 90 Gew.-%, besonders bevorzugt 80 bis 88 Gew.-%
eines Polyoximethylenhomo- oder copolymerisats wie sie z.B. aus EP-A-444 475 bekannt
sind und
B2) 0 bis 50 Gew.-%, bevorzugt 10 bis 30 Gew.-%, besonders bevorzugt 12 bis 25 Gew.-%
eines in B1) homogen gelösten oder mit einer mittleren Teilchengröße von weniger als 1 µm in
B1) dispergierten Polymerisats, bevorzugt Poly-1,3-dioxolan, Poly-1,3-dioxan, Poly-1,3-dioxepan,
besonders bevorzugt Poly-1,3-dioxepan.
[0045] Der organische Binder kann auch aus Mischungen ein oder mehrerer thermoplastischer
Harze, wie Polyacetal, Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol, Polymethylmethacrylat
und ein oder mehreren Weichmachern, wie Polyethylenglykol, Polypropylenglykol, Polybutandiolformal,
Phthalsäureestern, Ethylen-Vinylacetat-Copolymeren und Montanesterwachsen bestehen.
[0046] Als Polyacetalbinder eignet sich beispielsweise Polyoxymethylen, das vorteilhaft
eine Molmasse von 10.000 bis 500.000 aufweist. Neben Homopolymerisaten von Formaldehyd
oder Trioxan kommen auch Copolymerisate aus Trioxan mit z.B. cyclischen Ethern wie
Ethylenoxid und 1,3-Dioxolan oder Formalen wie 1,3-Dioxepan, 1,3-Dioxan, oder deren
Mischungen oder homopolymeres Poly-1,3-dioxolan, Poly-1,3-dioxan, oder Poly-1,3-dioxepan
in Betracht, wobei die Mengen der Copolymeren im allgemeinen bei 10 bis 30 Gew.-%
der Polymeren liegen.
[0047] Außerdem kann die Komponente B) Hilfsmittel, wie thermoplastische Binder, wie Polyethylen,
Polymethylmethacrylat oder Polyethylenoxid und Dispergatoren bzw. Schmiermittel, wie
Polyethylenglykol, Stearinsäure, Fettalkohole, Polyvinylpyrrolidon oder Polyvinylalkohol
enthalten. Die Menge an Hilfsmittel liegt in der Regel zwischen 0,1 und 12 Gew.-%
der Gesamtmasse.
[0048] Als Komponente C) eignen sich Dispergierhilfsmittels wie sie z.B. aus EP-A-444 475
bekannt sind, beispielsweise organische Carbonsäuren, Amine, Amide oder Maleinimide,
Stearinsäure, Polyvinylpyrrolidon, Polyvinylalkohol, Polyethylenglykol, Polypropylenglykol,
Polyethylenoxid und Montanwachse, bevorzugt organische Carbonsäuren, Amine, Amide
oder Maleinimide, Polyethylenglykol und Polyethylenoxid, besonders bevorzugt organische
Carbonsäuren, Amine, Maleinimide, Polyethylenglykol und Polyethylenoxid.
[0049] Die zur Herstellung (Zusammenmischung) der Katalysatoren eingesetzten Gemische enthalten
oder bestehen in der Regel bevorzugt aus 15 bis 70 Gew.-%, bevorzugt 30 bis 70 Gew.-%,
besonders bevorzugt 50 bis 65 Gew.-% Komponente A), aus 30 bis 85 Gew.-%, bevorzugt
30 bis 70 Gew.-%, besonders bevorzugt 35 bis 50 Gew.-% Komponente B) und aus 0 bis
15 Gew.-%, bevorzugt 1 bis 12 Gew.-%, besonders bevorzugt 2 bis 8 Gew.-% Komponente
C).
[0050] Die Aktivkomponenten können im Falle des Vollkatalysators direkt als Pulver eingesetzt
oder im Falle von Trägerkatalysatoren nachträglich auf das Trägermaterial beispielsweise
durch Tränken aufgebracht, oder zusammen mit dem Trägermaterial compoundiert werden.
[0051] Bei dem Herstellverfahren werden in der Regel mit Hilfe eines Dispergators C) die
Komponenten A) desagglomeriert und damit die einheitlich großen Ausgangspulverpartikel
mit einem vergleichsweise hohen Füllgrad in einen organischen Binder [Komponente B)]
eingearbeitet. Der organische Binder füllt die in der Regel nahezu einheitlich großen
und regelmäßig angeordneten Zwischenräume der Pulverpartikel. Die bei dem Ausgangspulver
der Komponente A) durch Agglomeratbildung vorhandenen Makroporen im Bereich um 100
µm werden durch die Desagglomerierung in der Regel aufgehoben. Nach der Entfernung
des organischen Binders und des organischen Dispergators bleiben bei Einsatz von Pulver
mit einer engen monomosalen Korngrößenverteilung streng einheitlich große Poren zwischen
den Pulverteilchen zurück. Beim Einsatz von Pulvern mit polymodaler Korngrößenverteilung
oder beim Einsatz von porösen Pulvern können auch polymodale (bimodale, trimoldale,
tetramodale oder höhermodale) Porenverteilungen hergestellt werden, wobei die Porengröße
durch die Zwischenräume zwischen den Pulverteilchen und durch die innere Porosität
der Pulverteilchen bedingt ist.
[0052] Die Katalysatoren können heterogene Trägerkatalysatoren oder Vollkatalysatoren sein.
Vollkatalysatoren bestehen aus katalytisch aktivem Material. Trägerkatalysatoren können
durch Beschichtung von inerten porösen keramischen oder metallischen Katalysatorträgern
mit katalytisch aktiven Komponenten oder Precursoren von katalytisch aktiven Komponenten
durch Tränken, Sprühimprägnieren, Sprühtrocknen, Auffällen, Hicoaten, Washcoaten hergestellt
werden. Bevorzugt wird nach jedem Tränkschritt der Katalysator getrocknet.
[0053] Die nach Pyrolyse erhältlichen Katalysatoren haben eine Porengrößenverteilung von
50 bis 100.000nm gemessen mit der Hg-Druckporosimetrie-Methode und
a) 10 bis 95 % des Porenvolumens liegt bei dem 0,2- bis 100-fachen und/oder
b) 10 bis 80 % des Porenvolumens liegt bei dem 0,5- bis 100-fachen und/oder
c) 50 bis 95 % des Porenvolumens liegt bei dem 0,2- bis 1-fachen und/oder
d) 50 bis 80 % des Porenvolumens liegt bei dem 0,5- bis 1-fachen des mittleren Porendurchmessers
und
e) die Halbwertsbreite der Porengrößenverteilung beträgt weniger als das 0,5-fache
des mittleren Porendurchmessers.
[0054] Die nach Säurekatalyse und anschließender Pyrolyse erhältlichen Katalysatoren haben
eine Porengrößenverteilung von 50 bis 100.000 nm gemessen mit der Hg-Druckporosimetrie-Methode
und
a) 10 bis 95 % des Porenvolumens liegt bei dem 0,2- bis 2-fachen und/oder
b) 10 bis 80 % des Porenvolumens liegt bei dem 0,5- bis 2-fachen und/oder
c) 50 bis 95 % des Porenvolumens liegt bei dem 0,2- bis 1-fachen und/oder
d) 50 bis 80 % des Porenvolumens liegt bei dem 0,5- bis 1-fachen des mittleren Porendurchmessers
und
e) die Halbwertsbreite der Porengrößenverteilung beträgt weniger als das 0,5-fache
des mittleren Porendurchmessers.
[0055] Der Träger zeichnet sich durch erhöhte Härte aus. Diese hohe Härte ermöglicht ein
mehrfaches Tränken des Trägers mit katalytisch aktiven Komponenten und damit eine
hohe Aktivmetallbeladung. Die hergestellten Träger zeigen eine sehr gute Wasseraufnahme
im Bereich 0,1 bis 1,0 ml/g, so daß im Vergleich zu konventionellen Trägern mehr Aktivkomponente
aufgebracht werden kann.
[0056] Bei Verwendung von Chloriden bei den Aktivkomponenten bietet sich eine Präparation
durch Tränken an. Es kann natürlich auch von anderen Precursoren ausgegangen werden
(Nitraten, Carbonaten, Hydroxiden, Acetaten, etc.).
[0057] Da für eine hohe Aktivmetallbeladung in der Regel mehrmaliges Tränken notwendig ist,
kann auf einfache Weise, nämlich durch Tränken mit unterschiedlichen Salzlösungen,
bewußt eine ungleichmäßige Aktivmetallverteilung über den Kornquerschnitt erreicht
werden. Durch Vortränken mit Cu-Salz-Lösung und Nachtränken mit Fe-Salz-Lösung kann
z.B. ein Cu-reicher Kern und eine Fe-reiche Schale im Korn eingestellt werden.
[0058] Die Festbettschüttung kann neben dem Katalysator noch Vor- oder Nachschüttungen enthalten.
Bevorzugt sind Nachschüttungen aus reinem Trägermaterial, mit Alkalichlorid beladenem
Trägermaterial oder aus Cr-beladenem Trägermaterial.
[0059] Ferner kann für die Katalysatorschüttung selbst eine Gradientenschüttung aus verschiedenen,
in Serie geschalteten Kontakten herangezogen werden, wobei für die einzelnen Fraktionen
sowohl die Aktivmetallbeladung als auch (simultan) die Aktivmetallverteilung variiert
werden kann.
[0060] Der Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens läßt sich aus Beispiel eines Cu-Katalysators
- stark vereinfacht - wie folgt darstellen:
Chlorierung
[0061] In der ersten Stufe wird der in das Festbett eingebrachte Chlorwasserstoff an dem
Katalysator chemisch gebunden und Wasser wird bei dieser exothermen Reaktion freigesetzt
und aus dem Reaktor ausgetragen.

Oxidation
[0062] In der zweiten Stufe wird das zwischengespeicherte Chlor durch Zugabe eines sauerstoffhaltigen
Gases, vorzugsweise Sauerstoff oder Luft, wieder freigesetzt und während dieser endothermen
Reaktion fällt ein nahezu wasser- und chlorwasserstoffreier Chlorgasstrom an.

[0063] Die hier angegebenen Reaktionen veranschaulichen nur das Prinzip der Reaktionsfolge.
Auf andere geeignete Deacon-Katalysatoren ist dieses Reaktionsprinzip übertragbar.
Die tatsächlich ablaufenden Reaktionsschritte sind bei allen Katalysatorsystemen bekanntermaßen
aufgrund sich ausbildender Zwischenprodukte wesentlich komplexer.
[0064] Das erfindungsgemäße Verfahren kann mit einem oder bevorzugt mehreren verschalteten
Festbettreaktoren durchgeführt werden. Die Anzahl und Verschaltung der Reaktoren wird
von der durch den verwendeten Katalysator vorgegebenen Reaktionskinetik und durch
die Anforderungen an den Prozeß wesentlich bestimmt. Die Gesamtausbeute läßt sich
beispielsweise dadurch optimieren, daß man dieAnzahl oder Größe der Reaktoren im limitierenden
Teilschritt erhöht.
[0065] Im folgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren schematisch anhand der Figur näher
beschrieben. Hierbei sind beispielhaft fünf verschaltete Festbettreaktoren dargestellt.
Alle Festbettreaktoren wurden zu Beginn des erfindungsgemäßen Verfahrens einmalig
auf eine Temperatur von etwa 300 bis 450°C, bevorzugt 340 bis 420°C vorgewärmt.
[0066] In jedem Festbettreaktor laufen nacheinander folgende Schritte ab:
1. Chlorierung
[0067] Der Chlorwasserstoff wird bei Umgebungstemperatur oder wahlweise mit erhöhter Temperatur
konzentriert oder wahlweise mit Inertgas verdünnt über die Versorgungsleitung 1 in
den Festbettreaktor geleitet, der sich gerade im Chlorierungsmodus befindet. Der erste
Teil der Schüttung und der Ausgangsteil des Reaktors können aus einer Katalysatorschüttung
oder vorzugsweise aus einer Inertmaterialschüttung (etwa 20 bis 100 cm) bestehen.
In der Reaktoreingangszone findet das Aufheizen des eingesetzten HCl an der heißen
Schüttung regenerativ auf Reaktionstemperatur, vorzugsweise 300 bis 450°C, besonders
bevorzugt 340 bis 420°C, statt. Das vorgewärmte HCl-Gas reagiert in der nachfolgenden
Katalysatorschüttung mit den Metalloxidkomponenten unter Bildung der entsprechenden
Chloride und der Freisetzung des entstehenden Reaktionswassers. Die HCl-Umsetzung
wandert in Form einer verfahrenstechnisch vorteilhaften scharfen Reaktionsfront durch
das Katalysatorbett. Die freiwerdende Reaktionswärme wird im Katalysatorbett gespeichert.
Hinter der Reaktionsfront wandert dadurch eine Temperaturfront durch den Reaktor.
Die lokale Temperaturerhöhung wird im wesentlichen durch die lokale Konzentration
an reagierender Aktivkomponente im Katalysator bestimmt. Der Temperaturanstieg liegt
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren im Bereich von etwa 10 bis 90°C, vorteilhafterweise
im Bereich von etwa 30 bis 60°C. Er ist durch die Katalysatorzusammensetzung und durch
den Inertgehalt der Schüttung einstellbar. Die Chlorierungsstarttemperatur wird so
mit der Chlorspeicherkapazität des Katalysators abgestimmt, daß gegen Ende der Chlorierung
auch im wärmsten Teil des Festbettreaktors eine Maximaltemperatur im Bereich von etwa
380°C bis 450°C, bevorzugt kleiner als 410°C, nicht überschritten wird. Dadurch wird
der potentiellen Gefahr der Verflüchtigung der Übergangschloride vorgebeugt. Die bei
der Reaktion freigesetzte Wärme bleibt im Reaktor gespeichert. Die Temperatur des
Katalysatorbettes erhöht sich während der Umsetzung um etwa die oben genannte Temperaturdifferenz.
Es stellt sich ein zum Reaktorausgang hin ansteigendes Temperaturprofil im Reaktor
ein. Das Festbett fungiert als regenerativer Wärmespeicher. Durch den o.g. Temperaturanstieg
während der Chlorierung wird Reaktionswärme im Festbett gespeichert. Diese im Festbett
gespeicherte Wärmemenge liefert die für die nachfolgende endotherme Dechlorierung
benötigte Reaktionswärme. Da die während der Chlorierung freigesetzte Reaktionswärme
größer ist als die benötigte Reaktionswärme bei der Dechlorierung können auch Wärmeverluste
und der Wärmeaustrag während der Spülphase ausgeglichen werden. Durch den erfindungsgemäßen
Temperaturanstieg werden Wärmefreisetzung und Wärmeverbrauch vorteilhafterweise so
aufeinander abgestimmt, daß keine externe Beheizung oder Kühlung benötigt wird. Die
im Festbett gespeicherte Chlormenge wird im wesentlichen durch den Aktivkomponentengehalt
im Katalysator und durch die Katalysatormenge im Reaktor bestimmt. Bedingt durch die
einfache Konstruktion kann durch einfache Vergrößerung (Verlängerung) die je Reaktor
zu speichernde Menge an Chlor einfach und kostengünstig erhöht werden. Die Dauer der
Chlorierung ist vorteilhafterweise, aber nicht notwendigerweise in jedem Zyklus gleich,
so daß im technischen Betrieb eine feste Beladungszeit vorgegeben werden kann, die
so zu wählen ist, daß die HCl-Zufuhr bereits vor der vollständigen Beladung des Katalysatorbettes
mit Chlor beendet wird. Das Ende des Chlorierungsschrittes kann einfach durch die
Messung der HCl-Austrittskonzentration detektiert werden. Das aus dem Reaktor austretende
Reaktionswasser bzw. der austretende Wasserdampf wird über Leitung 2 gesammelt und
abgeführt. Die Anfangstemperatur der Katalysatorschüttung sollte bei der Chlorierung
300 bis 450°C, bevorzugt 340 bis 420°C, betragen.
[0068] Es kann sich besonders empfehlen, daß die Chlorierung nicht vollständig bis zum HCl-Durchbruch
durchgeführt wird, sondern entsprechend vorher abgebrochen wird, so daß noch genügend
umreagiertes Metalloxid im Reaktorausgangsbereich verbleibt, um das im Zuge des Spülvorganges
noch durch die Katalysatorschüttung geblasene HCl durch Reaktion zu binden.
[0069] Alternativ kann durch Serienschaltung mehrerer Reaktoren die HCl-Beladung über den
HCl-Durchbruch hinaus erfolgen, wobei das den ersten Reaktor nach dem HCl-Durchbruch
verlassende HCl-haltige Gas in einen zweiten Reaktor geleitet wird, in welchem dieses
vollständig abreagiert. Nach Abschluß der Beladungssequenz für den ersten Reaktor
wird dieser für die Spülphase freigegeben. Das Spülgas wird in einen der Reaktoren
geleitet, die sich im Chlorierungsmodus befinden. Der HCl-Feed wird auf den zweiten
Reaktor umgestellt und das den zweiten Reaktor verlassende Rest-HCl wird in eine dritten
Reaktor geleitet. Im technischen Prozeß werden bei dieser Variante demnach mindestens
drei Festbettreaktoren eingesetzt, wobei sich mindestens zwei Rektoren seriell geschaltet
im Chlorierungsmodus befinden und ein Reaktor im Dechlorierungsmodus. Bei Ausführung
mit nur drei Reaktoren werden die Spülphasen den Reaktionsphasen im jeweiligen Reaktor
zeitlich nachgeschaltet. Vorteilhafter ist jedoch die Verwendung einer höheren Zahl
von Reaktoren, um stetigere Gasflüsse zu erreichen. Die einzelnen Phasen müssen zeitlich
aufeinander abgestimmt werden, so daß die Reaktoren zeitlich versetzt oder vorzugsweise
gleichzeitig periodisch sich wiederholend in den jeweils nachfolgenden Modus umgeschaltet
werden können. Durch die HCl-Beladung über den HCl-Durchbruch hinaus erhöht sich die
Chloraufnahme des Katalysators und damit der Katalysatorausnutzungsgrad. Die nachfolgende
Chlorabspaltung von dem hoch mit Chlor beladenen Katalysator erfolgt rascher und führt
zu höheren Chlorgehalten im Dechloriergasstrom.
2. Spülphase
[0070] Nach dem Ende der Beladung befindet sich in der Gasphase des Reaktors noch nicht
umgesetzte HCl. Diese muß vor der nachfolgenden Dechlorierung entfernt werden. Dazu
wird der Reaktor mit inertem Spülgas, z.B. N
2 über die Spülgasleitung 3 gespült. Die Chlorierung wurde bereits vor dem HCl-Durchbruch
abgebrochen. Dadurch verbleibt im Ausgangsbereich des Reaktors noch eine Zone mit
einer ausreichenden Chlorspeicherkapazität, um das mit dem Spülgas durch den Reaktor
gespülte Rest-HCl aus der Gasphase umzusetzen und die entsprechende Chlormenge zu
speichern. Diese Fahrweise verhindert, daß während der Spülphase HCl aus dem Reaktor
ausgetragen wird. Die Dauer der Spülphase beträgt mehrere Verweilzeiten und ist beendet,
wenn im Reaktorausgang, gegebenenfalls durch Messung bestätigt, praktisch kein HCl
und kein Wasser mehr enthalten ist. Die Spüldauer ist im Dauerbetrieb der Anlage vorzugsweise,
aber nicht notwendigerweise immer gleich. Die Inertgase werden nach Verlassen des
Reaktors ebenfalls über die Sammelleitung 2 abgezogen. Die Spülung kann im Gleich-
oder im Gegenstrom erfolgen, vorzugsweise jedoch im Gleichstrom, d.h. in derselben
Strömungsrichtung wie die Chlorierung.
[0071] Der Spülgang kann durch Variation von Spülgasmenge, Spüldauer bzw. -temperatur dazu
genutzt werden, überschüssige Reaktionswärme aus dem Reaktor zu entfernen bzw. zusätzliche
Wärme in den Reaktor einzutragen.
[0072] Nach jedem Reaktionsschritt wird der Reaktor mit einem geeigneten Inertgas wie N
2, CO
2 CH
4 oder Edelgasen für 0,1 bis 20 Minuten, vorzugsweise 0,2 bis 5 Minuten im Gleich-
oder Gegenstrom gespült.
3. Dechlorierung
[0073] Dem Reaktor wurde durch die exotherme Chlorierung ein zum Reaktorausgang hin ansteigendes
Temperaturprofil aufgeprägt. Die Dechlorierung ist endotherm und läuft bevorzugt bei
höheren Temperaturen ab. Aus diesem Grunde ist es vorteilhaft im Dechlorierungsschritt
den Festbettreaktor in entgegengesetzter Richtung zu durchströmen. Die Temperatur
bei der Dechlorierung sollte etwa 300 bis 450°C, bevorzugt 360 bis 420°C, besonders
bevorzugt 380 bis 410°C betragen. Das Oxidationsmittel (Luft, Sauerstoff oder ein
anderes Oxidationsgas, z.B. N
2O) wird dazu über die Oxidationsgasleitung 4 in das andere Ende des Reaktors eingeleitet,
wo es sich in der Inertschüttung auf Reaktionstemperatur aufheizt. Die Katalysatoroxidation
und damit die Chlorfreisetzung wandert ebenfalls in Form einer Reaktionsfront durch
den Reaktor. Die Dechlorierung ist endotherm. Die benötigte Energie für die Reaktion
wird dem Wärmeinhalt des Festbettes entnommen. Dadurch findet ein Abkühlen des Katalysatorbettes
um etwa 10 bis 90°C statt. Die Temperaturänderung ist durch die Katalysatorzusammensetzung
und durch den Inertgehalt der Schüttung einstellbar. Nach der Dechlorierung hat das
Katalysatorbett weitgehend wieder das Temperaturprofi vor der Chlorierung angenommen.
Das Ende der Chlorfreisetzung kann durch Messung des Chlorgehaltes im Produktgasstrom
überwacht werden. Die pro Zeit freigesetzte Chlormenge und damit die Chlorkonzentration
im Chlorgasstrom am Reaktorausgang nimmt mit der Zeit ab. Es kann sich empfehlen,
die Chlorfreisetzung bereits abzubrechen, sobald die Chlorkonzentration einen Minimalwert
unterschreitet. Hierdurch kann die erreichbare Raum-Zeit-Ausbeute erhöht werden. Bei
dem kontinuierlichen Prozeß wird die Dauer der Chlorfreisetzung entweder zeitlich
konstant gehalten oder über die Messung des Chlorgehaltes geregelt. Der Chlorgasstrom
wird abgekühlt, in der Produktgasleitung 5 gesammelt und zur Aufarbeitung geleitet.
4. Spülphase
[0074] Nach der Dechlorierung ist der Gasraum im Festbett des Reaktors mit dem Oxidationsmittel
und mit freigesetztem Chlor gefüllt. Vorder erneuten Chlorierung muß daher wieder
über Leitung 3 mit einem trockenen Inertgas eine Spülphase erfolgen. Die Spüldauer
beträgt mehrere Verweilzeiten, um die Gasphase mehrmals auszutauschen. Die Spülung
kann in derselben oder in der entgegengesetzten Strömungsrichtung wie die Dechlorierung
erfolgen. Das Ende der Spülphase ist dann erreicht, wenn das Reaktorausgangsgas kein
Chlor mehr enthält, bzw. wenn ein vorgegebener Grenzwert unterschritten ist.
[0075] Zum Anfahren der Anlage wird vorgeheizte Luft oder Inertgas über Leitung 6 und Wärmetauscher
7 über die Festbette geleitet, um diese auf Reaktionstemperatur zu erwärmen.
[0076] Der Druck bei dem erfindungsgemäßen Verfahren beträgt etwa 0,5 bis 20 bar, bevorzugt
etwa 1 bis 10 bar, wobei in dem einzelnen Prozeßschritten unterschiedliche Drücke
vorliegen können.
[0077] Die Chlorierung und die Dechlorierung können periodisch nacheinander abfolgend durchgeführt
werden, wobei die Dechlorierung der Chlorierung so folgt, daß die im Chlorierungsschritt
im Katalysator gespeicherte Wärme die für die endotherme Dechlorierung benötigte Reaktionsenergie
liefert.
[0078] Aus der Literatur ist bekannt, daß Metallchloride, wie sie sich bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren ausbilden können, bereits bei Temperaturen von etwa 420°C einen nennenswerten
Dampfdruck aufweisen. In Figur 2 ist beispielhaft, die Temperaturabhängigkeit des
Dampfdruckes für CuCl
2 dargestellt; die Werte wurden von "Allen J.A., Clark A.J. Rev. Pure and Appl. Chem.
21 (1971) Seiten 145 bis 166" entnommen. Daher sind bei der Dechlorierung Temperaturen
von deutlich mehr als 420°C zu vermeiden, da es sonst zu einer Desaktivierung des
Katalysators kommen kann. Im allgemeinen empfiehlt es sich, die Dechlorierung in Abhängigkeit
von der Katalysatorzusammensetzung bei Temperaturen von etwa 300 bis 450°C, bevorzugt
370 bis 420°C durchzuführen.
[0079] Die Temperatur bei der Chlorierung ist in Abhängigkeit von der Katalysatorzusammensetzung
so zu wählen, daß nach Beendigung der exothermen Reaktion die aus Gründen der Flüchtigkeit
der Metalloxide maximal zulässige Temperatur von etwa 380 bis 430°C nicht überschritten
wird.
[0080] Die erfindungsgemäßen Reaktoren zur Durchführung des Verfahrens tragen den besonderen
Erfordernissen der äußerst korrosiven Prozeßmedien, welche unter den Prozeßbedingungen
teilweise als geschmolzene Metallchloride vorliegen, Rechnung.
[0081] Bei Dauerversuchen stellte sich heraus, daß selbst hochveredelte Legierungen wie
Hastelloy C bei Kontakt mit den geschmolzenen Metallchloriden nur kurze Zeit geeignet
waren und aufgrund gewisser Anforderungen an die Grundelastizität des Reaktors erwiesen
sich auch Reaktoren aus keramischen Werkstoffen als schlecht geeignet.
[0082] Als für das Verfahren sehr gut geeignet erwiesen sich metallische Reaktoren, deren
Innenbereich mit säurefesten keramischen Materialien ausgemauert wurde. Am sichersten
erweist es sich, wenn der gesamte Reaktorinnenbereich ausgemauert ist. Aus Kostengründen
kann es sich jedoch empfehlen, nur die Zone auszumauern, welche die Katalysator -
bzw. Inertschüttung enthält, da nur in dieser relativ heißen Zone flüchtige Metallchloridschmelzen,
welche für die rasche Zersetzung des Metalls maßgeblich sind, auftreten.
[0083] Als keramische Materialien eignen sich beispielsweise handelsübliche säurefeste Alumosilikate
beispielsweise der Zusammensetzung 24 bis 26% Al
2O
3, 70 bis 74% SiO
2, 1 bis 2% TiO
2, 1 bis 2% Fe
2O
3. Die aus diesen Materialien hergestellten Formsteine können mit anorganischen säurefesten
und ebenfalls handelsüblichen Bindern, beispielsweise Kaliwasserglasbindern, zur Ausmauerung
zusammengeführt werden.
[0084] Die Schichtdicke der Ausmauerung beträgt üblicherweise etwa 1 bis 30 cm, bevorzugt
5 bis 10 cm.
[0085] Die Ausmauerungssteine sind nicht völlig gasdicht und es zeigt sich, daß Metallchloridschmelze
teilweise in die Ausmauerungssteine diffundiert. Die Eindringtiefe ist jedoch gering.
Bei Verwendung handelsüblicher, säurefester Ausmauerungssteine findet nur ein Eindringen
der Schmelze in die Oberflächenschicht der Ausmauerungssteine statt. Selbst im Falle
der Bildung von Spannungsrissen kann keine Metallchloridschmelze an die Reaktorwand
gelangen. In der Ausmauerung liegt zur Reaktorwand hin ein Temperaturgefälle vor.
Eindringende Metallchloridschmelze kühlt ab, erstarrt, wirkt im erstarrten Zustand
nicht mehr korrosiv undführt dadurch gleichzeitig zu einer Abdichtung des Risses.
[0086] Der Reaktorein- bzw. -ausgang befindet sich nicht auf Reaktionstemperatur. Das Aufheizen
bzw. Abkühlen der Reaktionsgase findet im wesentlichen regenerativ in den der Katalysatorschüttung
vor bzw. nachgelagerten Inertschüttungen statt. Durch die periodische Strömungsumkehr
wird gewährleistet, daß die anfangs beim Anfahrvorgang einmalig eingebrachte Wärme
im wesentlichen im Festbettreaktor verbleibt und nicht mit der Gasströmung ausgetragen
wird. Dadurch liegen außerhalb der Katalysatorschüttung praktisch keine geschmolzenen
Metallchloride vor. Speziallegierungen wie beispielsweise Hastelloy C erweisen sich
den wechselnden Zusammensetzungen der Gasphase gegenüber als beständig. Den gesamten
Reaktorkörper aus Speziallegierung zu fertigen wäre teuer und ist unnötig. Als vorteilhafte
konstruktive Gestaltung hat sich die Verwendung von mit Spezialstahl plattiertem einfachem
Kesselstahl erwiesen. Der äußere Rahmen des zylindrischen Reaktors (beispielsweise
8 m lang, 2 m Durchmesser) dient zur Gewährleistung der benötigten Festigkeit und
kann aus einfachem niedriglegiertem Kesselstahl wie H1 oder H2 gefertigt werden. Die
Plattierung desReaktorinnenbereichs mit beispielsweise 2 bis 5 mm dicker Speziallegierung,
beispielsweise Hastelloy C oder Inconel 600 oder einer vergleichbaren Legierung, dient
zur Gewährleistung der Korrosionsbeständigkeit gegenüber den Gasphasenkomponenten.
Durch die Ausmauerung im zylindrischen Mittelteil des Reaktors wird die Korrosionsbeständigkeit
gegenüber der Metallchloridschmelze gewährleistet. Geeignete säurefeste Formsteine
sind z.B. Schamottsteine (Alumosilikate), verbunden mit einem entsprechenden säurefesten
Kitt (z.B. Kali-Wasserglas). Zur Verbesserung können vorteilhafterweise Keramikfasermatten
in das Ausmauerungssystem eingebunden werden.
[0087] Die Größe der Reaktoren kann prinzipiell beliebig gewählt werden. Vorteilhafterweise
wird der Durchmesser nicht wesentlich größer als 2 m gewählt, um eine unnötige Verdickung
der Reaktorwand zurStabilitätsgewährleistung zu vermeiden. Das Längen zu Durchmesserverhältnis
sollte, um schärfere Reaktionsfronten zu erreichen größer 2:1, vorzugsweise größer
4:1 gewählt werden. Die Länge des Reaktors wird durch den Druckverlust begrenzt. Für
den kontinuierlichen Betrieb sind wenigstens zwei Reaktoren parallel zu schalten.
Vorzugsweise werden aber drei oder mehr Reaktoren parallel im periodischen Wechsel
eingesetzt, um die kontinuierliche Produktion zu vergleichmäßigen, eine höhere Flexibilität
in der Auslastung zu haben, um Freiraum in der zeitlichen Dauer der einzelnen Reaktionsphasen
(Chlorierung, Spülphasen Dechlorierung) zu erreichen und um gegebenenfalls im laufenden
Produktionsbetrieb einen Reaktoraustausch vornehmen zu können. Das Aufheizen der Reaktoren
erfolgt vorteilhafterweise durch vorgeheizte Luft, da die im oxidierten Zustand vorliegenden
Übergangsmetalle nicht flüchtig sind und daher höhere Temperaturen(> 400°C) vertragen.
DieTemperatur darf aber nicht so hoch gewählt werden, daß es zu einer chemischen Reaktion
zwischen dem Trägermaterial und Übergangsmetallen kommt.
[0088] Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens läßt sich technisch einfach und wirtschaftlich
ein praktisch vollständiger HCl-Umsatz erzielen und es können aufwendige Aufarbeitungsschritte
vermieden werden. Durch die periodische Strömungsumkehr der Gasströme fungiert das
Katalysatorfestbett als regenerativer Wärmetauscher. Hierdurch entfällt vorteilhafterweise
eine aufwendige zusätzliche externe Wärmezu- bzw. -abfuhr was den Gesamtenergieverbrauch
sowie den Aufwand für den Reaktor deutlich verringert.
[0089] Die erfindungsgemäßen Reaktoren lassen sich einfach und kostengünstig herstellen
und bieten eine hohe Standzeit bei dem erfindungsgemäßen Verfahren.
Beispiele
Beispiel 1
[0090] In einem isolierten, beheizten Laborfestbettreaktor aus Quarz waren 0,590 kg Katalysator
(20 Gew.-% FeCl
3 + KCl auf Träger) eingebaut. Die angegebenen Gewichtsprozente beziehen sich jeweils
auf die Gesamtmasse. Der Kontakt wurde bei ca. 360°C nacheinander mit 117 Nl HCl/h
beladen (Chlorierung), anschließend mit N
2 HCl-frei gespült und nachfolgend 20 min mit 12 Nl/h reinem Sauerstoff oxidiert (dechloriert).
Vor der nachfolgenden erneuten Chlorierung wurde zur Entfernung von O
2 und Cl
2 erneut mit N
2 gespült.
[0091] ΔT beschreibt die Temperaturänderung in der Mitte des Festbettes während der angegebenen
Reaktionsdauer.
|
Dauer [s] |
Chlorabgabe/-aufnahme [mol Cl] |
Raum-Zeit-Ausbeute [g Chlor/h/kg Kat.] |
DT [°C] |
1. Chlorierung*1 |
1016 |
1,48 |
316 |
75 |
1. Oxidation |
200 |
0,21 |
37 |
-8 |
2. Chlorierung |
153 |
0,22 |
315 |
47 |
2. Oxidation |
1200 |
0,22 |
41 |
-11 |
3. Chlorierung |
137 |
0,2 |
316 |
49 |
3. Oxidation |
1200 |
0,20 |
37 |
-10 |
4. Chlorierung |
138 |
0,20 |
315 |
48 |
4. Oxidation |
1200 |
0,23 |
42 |
-7 |
5. Chlorierung |
151 |
0,22 |
315 |
47 |
5. Oxidation*2 |
1200 |
0,16 |
29 |
-6 |
6. Chlorierung |
123 |
0,18 |
317 |
44 |
6. Oxidation |
1200 |
0,17 |
31 |
-9 |
7. Chlorierung |
108 |
0,16 |
317 |
42 |
7. Oxidation*2 |
1200 |
0,17 |
30 |
-5 |
*1 Erstchlorierung nach Oxidation des Kontaktes über Nacht. |
*2 Oxidation mit 6 Nl O2/h. |
Beispiel 2
[0092] Analog Beispiel 1, Beladung mit 114 Nl HCl/h.
|
Dauer [s] |
Chlorabgabe/-aufnahme [mol Cl] |
Raum-Zeit-Ausbeute [g Chlor/h/kg Kat.] |
DT [°C] |
1. Chlorierung*1 |
1087 |
1,53 |
305 |
75 |
1. Oxidation |
1200 |
0,20 |
35 |
-13 |
2. Chlorierung |
167 |
0,24 |
304 |
42 |
2. Oxidation |
1200 |
0,20 |
36 |
-18 |
3. Chlorierung |
1171 |
0,24 |
305 |
45 |
3. Oxidation |
600 |
0,18 |
65 |
-10 |
4. Chlorierung |
154 |
0,22 |
305 |
39 |
4. Oxidation |
600 |
0,17 |
62 |
-5 |
5. Chlorierung |
115 |
0,16 |
305 |
35 |
5. Oxidation |
600 |
0,17 |
60 |
-15 |
6. Chlorierung |
133 |
0,19 |
306 |
36 |
6. Oxidation*2 |
600 |
0,17 |
62 |
-15 |
7. Chlorierung |
120 |
0,17 |
305 |
37 |
7. Oxidation |
600 |
0,18 |
66 |
-18 |
*1 Erstchlorierung nach Oxidation des Kontaktes über Nacht. |
*2 Oxidation mit 30 Nl Luft/h. |
Beispiel 3
[0093] Analog Beispiel 1, Beladung mit 113 Nl HCl/h.
|
Dauer [s] |
Chlorabgabe/-aufnahme [mol Cl] |
Raum-Zeit-Ausbeute [g Chlor/h/kg Kat.] |
DT [°C] |
1. Chlorierung*1 |
1195 |
1,67 |
303 |
80 |
1. Oxidation |
1200 |
0,24 |
42 |
-16 |
2. Chlorierung |
234 |
0,33 |
303 |
56 |
2. Oxidation |
1200 |
0,21 |
38 |
-14 |
3. Chlorierung |
203 |
0,28 |
303 |
52 |
3. Oxidation |
1200 |
0,22 |
39 |
-6 |
4. Chlorierung |
226 |
0,32 |
303 |
54 |
4. Oxidation*2 |
1200 |
0,22 |
40 |
-25 |
5. Chlorierung |
187 |
0,26 |
303 |
48 |
5. Oxidation*2 |
1200 |
0,24 |
44 |
-11 |
6. Chlorierung |
181 |
0,25 |
302 |
45 |
6. Oxidation*2 |
1200 |
0,25 |
44 |
-14 |
*1 Erstchlorierung nach Oxidation des Kontaktes über Nacht. |
*2 Oxidation mit 60 Nl Luft/h. |
Beispiel 4
[0094] In einem Röbrenfestbettreaktor wurden ca. 20 ml eines besonders geeigneten Katalysators
(6,5 Gew.-% Cu und 8,1 Gew.-% Fe auf SiC-Granulat) eingesetzt. Der Kontakt wurde bei
380°C mit reinem gasförmigen HCl bis zum HCl-Durchbruch mit einer Belastung von 7501/h
beladen. Die Chlorierungsdauer betrug 6,5 min. Anschließend wurde 2,4 min mit N
2 gespült. Die Dechlorierung (Katalysatoroxidation) erfolgte bei 400°C mit einer Belastung
von 6001/h mit reinem Sauerstoff. Die Dechlorierdauer betrug 6,5min. Das Produktgas
enthielt im Maximum >27 Vol.-% Cl
2, im Mittel 23 Vol.-% Cl
2. Anschließend wurde 4min mit N
2 gespült. Über einen kompletten Zyklus gerechnet wurdeaufgrund des verbesserten Katalysators,
der leicht erhöhten Temperatur und der kürzeren Zykluszeit eine Raumzeitausbeute von
> 100 g Chlor/h/kg Kat. erreicht.
[0095] Der Chlorierungs-Oxidations-Zyklus wurde 32mal mit verschiedenen Beladungsraten,
Reaktionstemperaturen und Beladungsgeschwindigkeiten wiederholt. Es wurden stets vergleichbaren
Resultate erzielt. Beim Katalysator wurde kein Aktivitätseinbruch festgestellt.
Beispiel 5
[0096] Die Versuchsdurchführung ist vergleichbar zu Beispiel 4, mit einem vergleichbaren
Katalysator. Die Beladungstemperatur betrug ausnahmsweise 425°C. Die Dechlorierung
mit O
2 (5 Nl/h) wurde solange betrieben, bis der Chlorgehalt im Reaktorausgangsgas unter
10 Vol.-% abgesunken war.
a) Die Beladung erfolgte mit 25 % HCl in N2 bis zum HCl-Durchbruch (nach 6 min). Nach 5 min Dechlorierungsdauer wurde die 10
Vol.-% Chlorgrenze im Produktgasstrom unterschritten. Der maximale Chlorgehalt betrug
20 Vol.-%, der über die Dechlorierungszeit gemittelte mittlere Chlorgehalt ca. 12
Vol.-%.
b) Die Beladung erfolgte 40 min lang mit 50 % HCl in N2 über den HCl-Durchbruch hinaus. Erst nach 7,8 min Dechlorierungsdauer wurde die 10
Vol.-% Chlorgrenze im Produktgasstrom unterschritten. Der maximale Chlorgehalt betrug
50 Vol.-%, der über die Dechlorierungszeit gemittelte mittlere Chlorgehalt ca. 33
Vol.-%.
[0097] Der Katalysator hat demzufolge bei längerer Beladungszeit mehr an Chlor aufgenommen,
die Chlorkonzentration im Dechlorierungsschritt wird dadurch höher, der Katalysatorausnutzungsgrad
steigt.