[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur galvanischen Abscheidung von Chrom-Überzügen
auf einem elektrisch leitenden, insbesondere metallischen Grundmaterial, wobei das
Grundmaterial zunächst gereinigt und aktiviert wird und sodann einem galvanischen
Verchromungsbad ausgesetzt wird zur Bildung eines Hartchrom-Überzuges einer Härte
von zumindest 600 HV mit perl- oder säulenstrukturartiger Oberfläche, insbesondere
gemäß deutschem Patent 25 02 284.
[0002] In der genannten Patentschrift wird ein Verchromungsbad beschrieben, mit dem sich
glänzende bis metallgraue Chromüberzüge mit perlstrukturartiger Oberfläche mit einer
Härte bis etwa 1.500 HV erzielen lassen. Diese Chromüberzüge mit dem Handelsnamen
"DURALLOY" zeichnen sich zum einen durch hohe Verschleißfestigkeit, zum anderen durch
günstige Gleiteigenschaften aus, da die homogene kugelförmige Oberfläche die Benetzbarkeit
und damit die Ausbildung eines stabilen Ölfilms begünstigt.
[0003] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den bekannten Chrom-Überzug
dahingehend zu verbessern, daß er auch ohne Schmierstoffe hohe Verschleißfestigkeit
bei niedrigen Reibwerten aufweist.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die perl- oder säulenstrukturartige
Oberfläche des Hartchrom-Überzuges durch galvanisch aufgebrachtes Schwarzchrom aufgefüllt
und geglättet wird. Dieses Schwarzchrom wird in einer Schichtdicke von zumindest 1
µ, vorzugsweise von etwa 2 µ bis etwa 6 µ aufgebracht, wodurch sichergestellt ist,
daß die Perl- oder Säulenstruktur der unteren Hartchromschicht ganz oder weitgehend
bedeckt wird. Soweit das Schwarzchrom die untere Hartchromschicht überragt, wird es
im praktischen Betrieb in einer Art Einlaufvorgang innerhalb kurzer Zeit je nach Einsatz
und Belastung verdichtet und somit in der homogenen Perlstruktur eingebettet.
[0005] Es hat sich überraschend gezeigt, daß mit dieser Mischstruktur auf zusätzliche Schmiermittel
vollkommen verzichtet werden kann, und daß man trotzdem eine Laufzeitverlängerung
des erfindungsgemäß beschichteten Bauteiles um den Faktor drei bis sechs erhält. Dabei
erstreckt sich der Anwendungsbereich über Temperaturen von minus 150 ° C bis 500 °
C. Dieses Ergebnis ist vor allem deshalb erstaunlich, weil eine Schwarzchrombeschichtung
auf einer Hartchrombeschichtung wenig sinnvoll erscheint: Schwarzchrombeschichtungen
werden im wesentlichen nur aus dekorativen Gründen in der Unterhaltungs-Elektronik
und der Uhrenindustrie eingesetzt und haben bekanntlich wegen ihres hohen Sauerstoffgehaltes
eine schlechte mechanische Beständigkeit, insbesondere geringe Abriebfestigkeit. Sie
erschienen daher bis jetzt für technische Anwendungen weitgehend ungeeignet.
[0006] Es ist zwar bereits bekannt, zur Verbesserung der tribologischen Eigenschaften von
Hartchrom-Überzügen PTFE einzulagern. Dabei wird die Hartchrom-Schicht chemisch so
nachbehandelt, daß auf der Oberfläche Inhomogenitäten entstehen, die anschließend
durch Erhitzung erweitert werden. In diese Inhomogenitäten wird dann pulverförmiges
PTFE eingepreßt. Man kann aus diesem bekannten Verfahren allerdings keine Anregungen
ableiten, stattdessen einen zusätzlichen Überzug aus Schwarzchrom aufzubringen.
[0007] Um eine gute Haftung der Schwarzchrombeschichtung auf der Hartchromunterlage zu gewährleisten,
empfiehlt es sich, einige Spülvorgänge zuwischenzuschalten, damit keine Elektrolytflüssigkeit
aus dem Hartchrombad in das Schwarzchrombad verschleppt wird. Ebenso sollten die beiden
galvanischen Bäder innerhalb von etwa 3 - 5 Minuten aufeinanderfolgen, damit sich
auf dem Hartchrom keine Oxidschicht bildet; anderenfalls muß diese vor dem Eintauchen
in das Schwarzchrombad entfernt werden.
[0008] Zur Erzielung einer optimalen Oberflächenstruktur empfiehlt es sich, daß die perl-
oder säulenartige Oberfläche der Hartchromschicht einen Zentrumsabstand zwischen benachbarten
Erhebungen etwa 1 µ bis etwa 5 µ aufweist. Dies läßt sich durch Einhaltung der in
dem deutschen Patent 25 02 284 beschriebenen Parameter für das Verchromungsbad zuverlässig
steuern.
[0009] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispieles mit Zeichnungen
näher erläutert; dabei zeigt
- Figur 1
- einen Querschnitt durch das Werkstück nach dem Aufbringen der Hartchrom- und der Schwarzchromschicht
und
- Figur 2
- den gleichen Querschnitt nach dem Einlaufen des Werkstückes.
[0010] Ausgegangen wird von einem metallischem Werkstück, das zunächst thermisch mit maximal
70° C und elektrolytisch entfettet und sodann durch eine 5 %ige Schwefelsäure-Beize
vom basischen in den sauren Zustand überführt wird, um es für die anschließende galvanische
Behandlung zu aktivieren. Sodann wird das Werkstück in ein Verchromungsbad getaucht,
das 400 bis 500 g/l Chromtrioxid, 2 bis 14 g/l Strontiumsulfat, 4 bis 26 g/l Kaliumsilikofluorid,
2 bis 8 g/l Kaliumdichromat und 4 bis 50 g/l technische 2.2-Dichlormalonsäure enthält.
Hinsichtlich der übrigen Behandlungsparameter sei auf das bereits genannte deutsche
Patent 25 02 284 verwiesen.
[0011] Das Werkstück 1 (vergl. Figur 1 und 2) erhält dadurch einen Hartchrom-Überzug 2 mit
einer Schichtdicke von zumindest 2 µ, vorzugsweise etwa 4 - 6 µ oder mehr. Die Badparameter
werden so eingestellt, daß sich an der Oberfläche der Hartchromschicht eine mehr oder
weniger regelmäßige Perlstruktur 2a mit einer Rauhtiefe von zumindest etwa 1 µ, vorzugsweise
etwa 1,5 µ bis etwa 5 µ einstellt.
[0012] Nach dieser Behandlung wird das Werkstück gespült, um die Reste des Chrombades zu
entfernen und dann in ein zweites galvanisches Bad getaucht, um auf die Perlstruktur
eine Schwarzchromschicht aufzubringen. Als Schwarzchromelektrolyte eignen sich unter
anderem die unter dem Handelsnamen ANKOR 1130 und 1131 vertriebenen Schwarzchrombäder.
Sie enthalten etwa 420 bis 480 g/l Chromsäure, etwa 2 bis 15 g/l Chromoxid, Cr
2O
3 und sind vorzugsweise sulfatfrei. Die Badtemperatur liegt bei Zimmertemperatur, die
Stromdichte bei 15 bis 30 A/dm
2. Nach einer Behandlungszeit von einigen Minuten erhält man eine Schwarzchromschicht
von etwa 2 µ bis etwa 5 µ. Die Schichtdicke wird etwa so gewählt, daß die Perlstruktur
2a der Hartchromschicht zumindest ausgefüllt und geebnet wird, zweckmäßig auch eine
gewisse Überdeckung erhält, wie dies in Figur 1 dargestellt ist. Diese Überdeckung
wird aufgrund der geringen Abriebfestigkeit des Schwarzchroms nach einer kurzen Einlaufphase
abgetragen und in die Perlstruktur verdichtet, worauf sich die in Figur 2 dargestellte
Oberflächenstruktur ergibt. Sie ist gekennzeichnet durch eine zusammenhängende Schwarzchromphase,
die von einer Vielzahl von Hartchrominseln durchsetzt ist. Sie weist keinerlei Poren
oder Risse auf.
[0013] Zur Stabilisierung der Schwarzchromschicht, insbesondere zur Bindung des Chrom-Mischoxids,
kann sie durch eine Polieremulsion versiegelt werden.
[0014] Untersuchungen haben ergeben, daß die beschriebene Oberflächenstruktur außerordentlich
hohe Verschleißfestigkeit bei niedrigen Reibwerten aufweist und auch in Bereichen
ohne Schmierung eingesetzt werden kann. So ergab der Test einer Führungsschiene mit
darauflaufendem Wagen eine zurückgelegte Strecke von 12 km bei unbeschichtetem Zustand
oder bei einer ZnFe-Beschichtung bzw. von 65 km bei einer erfindungsgemäßen Beschichtung,
wobei im letztgenannten Fall die unbeschichteten Laufrollen zum Ausfall führten.
[0015] Gleichzeitig besteht hoher Korrosionsschutz: Im Salzsprühtest nach DIN 50021 SS wurde
die Lebensdauer eines erfindungsgemäß beschichteten Werkstückes zu 400 Stunden ermittelt
gegenüber einer Lebensdauer von 24 Stunden eines normal mit 20 - 25 µ hartverchromten
Werkstückes und gegenüber einer Lebensdauer von 120 Stunden eines mit 2 - 4 µ DURALLOY
hartverchromten Werkstückes.
[0016] Zusammenfassend zeichnet sich die Erfindung durch erheblich verlängerte Standzeiten,
niedrigere Reibwerte und durch Einsparung der Schmierstoffe aus.
1. Verfahren zur galvanischen Abscheidung von Chrom-Überzügen auf einem metallischen
Grundmaterial, wobei das Grundmaterial zunächst gereinigt und gegebenenfalls aktiviert
wird und sodann einem galvanischen Verchromungsbad ausgesetzt wird zur Bildung eines
Hartchrom-Überzuges einer Härte von zumindest 600 HV mit perl- oder säulenstrukturartiger
Oberfläche, insbesondere gemäß deutschem Patent 25 02 284,
dadurch gekennzeichnet,
daß die perl- oder säulenstrukturartige Oberfläche durch galvanisch aufgebrachtes
Schwarzchrom ausgefüllt und geglättet wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Schwarzchrom in einer Schichtdicke von zumindest etwa 1 µ, insbesondere von
etwa 2 µ bis etwa 6 µ aufgebracht wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Schwarzchrom Chromoxid enthält, insbesondere etwa 93 % bis etwa 96 % Chrom
und etwa 4 % bis etwa 7 % Chromoxid.
4. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen der galvanischen Hartverchromung und der galvanischen Schwarzverchromung
zumindest ein Spülvorgang stattfindet.
5. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die galvanische Schwarzverchromung innerhalb weniger Minuten nach erfolgter Hartverchromung
stattfindet, oder daß eine auf der Hartchromschicht gebildete Oxidschicht vor der
Schwarzverchromung entfernt wird.
6. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schwarzchromschicht durch eine Emulsion versiegelt wird.
7. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die perl- oder säulenstrukturartige Oberfläche der Hartschromschicht einen Zentrumsabstand
zwischen benachbarten Erhebungen von etwa 1 µ bis etwa 5 µ aufweist.