[0001] Die Erfindung betrifft ein Fahrwerk für ein Schienenfahrzeug, insbesondere für ein
Niederflur-Schienenfahrzeug, mit zumindest zwei einander gegenüberliegenden Paaren
Von in Fahrwerksrichtung hintereinanderliegenden Losrädern, und ein Schienenfahrzeug
aus mindestens zwei, vorzugsweise mittels eines sphärischen Gelenkes verbundenen,
eine Wagengarnitur bildenden Wagen, mit zumindest einem derartigen Fahrwerk.
[0002] Hiebei können die benachbarten Enden der aufeinanderfolgenden Wagen vorstehende,
einander gegenüberliegende, den Durchgang zwischen den beiden Wagen bildende, Bodenplatten
od. dgl. besitzen, die untereinander vorzugsweise durch Aufsattelung verbunden sind.
Das Fahrwerk kann ein Portalfahrwerk sein, wobei die Losräder nicht angetrieben oder
durch jeweils einen anschließenden, vorzugsweise lotrechten Motor über ein Getriebe
angetrieben sein können. Eei derartigen Fahrwerken ist es bekannt, an jeder Fahrwerksseite
jeweils ein Radpaar in einer als Balacier ausgeführten Konstruktion zu lagern und
den Wagenkasten beispielsweise über die Portalkonstruktion auf dem Balancier abzustützen.
[0003] Um bei den Fahrwerken von Schienenfahrzeugen ein System zu schaffen, durch welches
die Räder beim Befahren von Kurven immer möglichst radial eingestellt werden, wurde
gemäß dem österreichischen Patent Nr.
(A 1521/92) vorgeschlagen, daß die benachbarten Enden aufeinanderfolgender Wagen
bzw. die beiden Bodenplatten durch mindestens einen biegsamen und verwindbaren Verbindungsträger
verbunden sind, welcher an seinem einen Ende über einen Lenker mit dem Wagenkasten
oder der Bodenplatte des einen der beiden aufeinanderfolgenden Wagen und mit seinem
anderen Ende mit beiden Armen eines doppelarmigen Hebels, Querbalkens od. dgl. des
anderen Wagens verbunden ist, welcher in der Längsmitte desselben an der Bodenplatte
bzw. dem Wagenkasten od. dgl. desselben um eine lotrechte Achse schwenkbar gelagert
ist und mit seinen beiden Armen über Lenker mit den Losrädern verbunden ist.
[0004] Ergänzend hiezu wurde gemäß dem Zusatzpatent Nr.
(A 1521/92) vorgeschlagen, daß der Lenker mit dem Wagenkasten, der Bodenplatte od.
dgl. über einen Exzenter verbunden ist.
[0005] Schließlich wurde gemäß dem österreichischen Patent Nr.
(A 904/91) für angetriebene Losrad-Fahrwerke ohne starre Achsverbindung zwischen
einander gegenüberliegenden Rädern zur Schaffung der gleichen Laufcharakteristik,
welche für selbstzentrierende herkömmliche Radsätze mit fester Querverbindung zwischen
den Rädern Gültigkeit haben, vorgeschlagen, daß die Leistung der Antriebseinheiten
einander gegenüberliegender Räder zumindest während des Geradeauslaufes und/oder oberhalb
einer vorbestimmten Mindestgeschwindigkeit periodisch innerhalb vorbestimmter Bandbreiten
erhöht und erniedrigt wird, wobei die Leistungsänderung einander gegenüberliegender
Räder gegenphasig erfolgt.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Schaffung eines Fahrwerkes, bei welchem
unter Erzielung besserer Laufcharakteristika und geringerer Achsbelastung als auch
Schienenbelastung bzw. höherer Fahrzeuggewichte eine optimale Platznutzung im Fahrwerksbereich
ermöglicht ist und weiters sowohl die an erster Stelle genannte mechanische Steuerung
oder die an zweiter Stelle genannte elektrische Takt-Gegentaktsteuerung angewendet
werden kann.
[0007] Eine weiteres Ziel ist ein Schienenfahrzeug, insbesondere ein Niederflur-Schienenfahrzeug,
bei dem ein Fahrwerk mit besseren Laufcharakteristika und geringerer Achsbelastung
derart vorgesehen ist, daß möglichst viel Fahrgastraum zur Verfügung gestellt wird
und zwischen den einzelnen Wagen ein möglichst nahe dem Bodenniveau liegender und
ein möglichst breiter Durchgang geschaffen werden kann.
[0008] Das erste Ziel wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß jedes Rad einzeln in einer
um eine im wesentlichen horizontale Querachse schwenkbaren Schwinge gelagert ist,
und daß die Querachsen der Schwingen in einem gemeinsamen Fahrwerksrahmen mit Auflagern
und vorzugsweise zumindest einer Feder-Dämpfungs-Stufe für zumindest einen Wagenkasten
gelagert sind. Bei der Radlagerung in einer Schwinge ist für jedes Rad in einfacher
Weise die Radführung realisierbar. Die Feder-Dämpfungs-Einheit der Primärfederstufe
kann bei der Schwingenlagerung in der Ebene des Rades radial außerhalb desselben vorgesehen
sein, wodurch neben dem Rad Bauraum für andere notwendige Aggregate oder Bauteile
bzw. für die Nutzung als Fracht- oder Passagierraum freibleibt. So kann vorteilhafterweise
zwischen den Schwingen der einander gegenüberliegenden Fahrzeugseiten der Boden besonders
weit abgesenkt werden.
[0009] Eine besonders verwindungssteife und stabile Konstruktion ist gegeben, wenn sich
die Schwingen zu beiden Seiten des in ihnen gelagerten Rades bis zur Querachse erstrecken
und jedes Rad in seinem Radträger beidseitig gelagert ist.
[0010] Dieser Vorteil wird für jede Stellung über den gesamten Federweg ebenso erzielt,
wenn gemäß einem weiteren Erfindungsmerkmal jede Schwinge an ihrem freien Ende in
vorzugsweise justierbaren Seitenführungen um die Querachse verschwenkbar geführt ist.
Auch die konstante Spureinstellung der Räder ist dadurch in jeder Stellung sicher
gewährleistet.
[0011] Um eine stabile und funktionssichere Verbindung der Schwingen sicherzustellen, ist
jede Querachse durch einen vorzugsweise über zumindest einen Spannsatz axial einstellbaren
Bolzen gebildet.
[0012] Gemäß einem vorteilhaften weiteren Merkmal der Erfindung sind die Schwingen hintereinanderliegender
Räder einer Fahrwerksseite zwischen diesen Rädern um eine im wesentlichen horizontale
gemeinsame Querachse gegeneinander verschwenkbar verbunden. Die Schwinge selbst und/oder
der die Schwinge aufnehmende Fahrwerksrahmen bilden eine Art von der Querachse der
Schwingen der Räder unterstützten Waagebalken, auf dessen beiden Enden ein Wagenkasten
oder jeweils ein Ende anschließender Wagenkasten aufliegt, sodaß sich immer ein Ausgleich
der Abstützkräfte am Rahmen und damit eine gleichmäßige Aufteilung der Abstützkräfte
des oder jedes getragenen Wagenkastens auf alle Aufhängungs- bzw. Unterstützungsteile
der Wagen, vorzugsweise die Sekundärfederung, erzielen läßt.
[0013] Vorteilhafterweise ist vorgesehen, daß zumindest ein Feder-Dämpfungssystem zwischen
den miteinander verbundenen Schwingen zur Beeinflußung der gegenseitigen Verschwenkbarkeit
vorgesehen ist. Damit wird der Platz zwischen den Schwingen ausgenutzt und der Bauraum
außerhalb kann für andere Bauteile oder als freier Fahrgast- oder Laderaum genutzt
werden.
[0014] Gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung ist jede Schwinge im wesentlichen in Form
eines zweiarmigen Winkelstückes ausgeführt, wobei im Winkelbereich die Querachse vorgesehen
ist, an einem Ende eines ersten Armes die Radlagerung und zwischen Lagern am Ende
eines zweiten Armes die zumindest eine Feder-Dämpfungs-Einheit zur Beeinflußung der
der gegenseitigen Verschwenkbarkeit vorgesehen ist. Diese Konstruktion ergibt einen
geringen Platzbedarf für das Fahrwerk und gestattet das Vorziehen des nutzbaren Waggonvolumens
bis knapp oberhalb der Räder. Überdies kann dadurch die Feder-Dämpfungs-Einheit der
Primärfederung relativ klein und kompakt gehalten werden.
[0015] Vorteilhafterweise ist zur optimalen Platzausnützung im Bereich der Schwinge vorgesehen,
daß an der Schwinge, vorzugsweise im Längsbereich zwischen der Radachse und der Querachse
verschiedene Zusatzbauteile angebracht sind, vorzugsweise die Bremseinheiten.
[0016] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist das Fahrwerk nach einem
der vorhergehenden Absätze es als Trieb-Fahrwerk ausgelegt und ist zumindest ein Rad,
vorzugsweise jedes Rad, mit einer Motor-Getriebe-Einheit antriebsmäßig verbunden.
Damit ist auch für Trieb-Fahrwerke eine die bereits angeführten Vorteile verwirklichende
Fahrwerkskonstruktion gegeben.
[0017] Gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung ist die Motor-Getriebe-Einheit am Fahrwerksrahmen
abgestützt oder aufgehängt und mit der Radachse über eine radial bewegliche Kupplung
verbunden. Diese Konstruktion ergibt eine vorteilhafte Reduktion der ungefederten
Masse auch bei Triebfahrwerken.
[0018] Eine gegenüber allen auf das Fahrwerk einwirkenden Kräften und die Räder sicher und
spurtreu führende Konstruktion ergeben die Merkmale, daß der Fahrwerksrahmen aus jeweils
zumindest zwei über Fahrwerkslänge und zwei über die Fahrwerksbreite durchgehenden
Trägern besteht.
[0019] Dabei kann eine besonders viel nutzbaren Raum für den Transport- bzw. Fahrgastbereich
bereitstellenden Konstruktion erzielt werden, wenn sich das Auflager, vorzugsweise
der gesamte Fahrwerksrahmen, unterhalb des Niveaus der Querachse, vorzugsweise unterhalb
des Niveaus der Radachsen, befindet und mit zumindest einer Lasche, vorzugsweise zwei
Laschen, je Fahrwerksseite versehen ist, welche Laschen nach oben hin abstehen und
die Querachsen der Schwingen aufnehmen.
[0020] Ein stabiler Lauf der Räder des Fahrwerks, insbesondere bei der Kurvenfahrt, ist
durch eine zusätzliche Ausgestaltung des Fahrwerkes zu erzielen, bei der an der Innenseite
des Fahrwerksrahmens, in Längsrichtung gesehen in Höhe der Querachse, an jeder Fahrwerksseite
ein in Längsrichtung verlaufender Lenker angreift, beide Lenker über ein mit einem
Wagenkasten verbindbares Querelement verbunden sind, welches Querelement eine sich
auf die in Längsrichtung ihm gegenüberliegende Seite des Fahrwerks erstreckende Längsfortsetzung
aufweist, die mit einem anderen Wagenkasten verbindbar ist. Dadurch ist eine sogenannte
Symmetralensteuerung des Fahrwerks gegeben, bei welcher die Räder immer in der Winkelhalbierenden
zwischen den beiden angeschlossenen Wagenkästen eingestellt sind.
[0021] Ein erfindungsgemäßes Schienenfahrzeug aus mindestens zwei, vorzugsweise mittels
eines sphärischen Gelenkes verbundenen, eine Zugsgarnitur bildenden Waggons, ist mit
den bereits angegebenen Effekten und Vorteilen dadurch gekennzeichnet, daß zumindest
ein Fahrwerk gemäß einem der vorhergehenden Absätze im Verbindungsbereich zweier Waggons
vorgesehen ist.
[0022] Um eine gleichmäßige Aufteilung der Belastung der Auflager oder Sekundärfederstufe
des Fahrwerkes selbst bei stark unterschiedlicher Last in aneinander anschließenden
Waggons zu erzielen, ist gemäß einem weiteren Merkmal der Erfindung auf den Auflagern
am Fahrwerksrahmens an jedem Fahrwerksende jeweils einer der aneinander anschließenden
Waggons abgestützt ist. Der Fahrwerksrahmen wirkt dabei als eine Art Waagebalken,
der von den Querachsen unterstützt ist.
[0023] Vorteilhafterweise wird zur Erzielung eines die Räder, Schienen und Aufhängung weniger
belastenden Laufes des Schienenfahrzeuges ein Fahrwerk mit der bereits weiter oben
beschriebenen Symmetralensteuerung vorgesehen und ein Wagenkasten mit dem Querelement
verbundent, an welchem die in Längsrichtung verlaufende Lenker angelenkt sind, und
wird der anschließende Wagenkasten am gegenüberliegenden Fahrwerksende mit der Längsfortsetzung
des Querelementes verbunden.
[0024] Vorteilhafterweise ist zur Erzielung einer großen Durchgangshöhe und hohen Fahrgastkomforts
durch geringe Niveauunterschiede im Fahrzeuginneren das erfindungsgemäße Schienenfahrzeug
mit dem oben beschriebenen Fahrwerk weiters dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den
Wagenkästen der aneinander anschließenden Waggons ein Durchgang mit einem unterhalb
der Radoberkante liegenden Boden vorgesehen ist.
[0025] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung werden anhand der Zeichnungen näher erläutert,
in welchen ein nicht einschränkendes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Fahrwerkes
in vereinfachter Darstellung gezeichnet ist.
[0026] Es zeigt Fig. 1 eine Draufsicht auf das Fahrwerk in Verwendung an der Verbindungsstelle
zweier Waggons eines Zuges und in der Ausführung als Triebfahrwerk, Fig. 2 ist eine
Seitenansicht in Höhe der Linie II-II auf das Fahrwerk der Fig. 1, Fig. 3 zeigt eine
Ansicht des Fahrwerkes der Fig. 1 entlang der Linie III-III im Durchgangsbereich zwischen
zwei Waggons eines Zuges, Fig. 4 ist eine vergrößerte Darstellung des Bereiches der
Radlagerung mit beweglich angeschlossenem Motor und Fig. 5 zeigt einen Querschnitt
in Höhe der Verbindung der Schwingen der Räder einer Laufwerksseite.
[0027] Das erfindungsgemäße Fahrwerk ist vorzugsweise zumindest im Verbindungsbereich je
zweier Wagenkästen eines aus zumindest zwei Waggons bestehenden Gliederzuges vorgesehen.
Das Fahrzeug besitzt beispielsweise endseitig je eine angetriebene Einheit, beispielsweise
eine Lokomotive oder einen Triebkopf, sowie eine Anzahl dazwischen angeordneter, untereinander
gelenkig verbundener Wagen. Natürlich kann auch alternativ dazu oder zusätzlich zumindest
ein nicht an den endseitigen Wagen der Zugsgarnitur vorgesehenes Fahrwerk mit angetriebenen
Rädern ausgestattet sein. Die gelenkige Verbindung zwischen den Enden aufeinanderfolgender
Wagen besorgt vorteilhafterweise ein sphärisches Gelenk (siehe Fig. 2), welches sich
im Mittelbereich bzw. in der Mitte des Durchganges in der lotrechten Längsmittelebene
des Schienenfahrzeuges und vorteilhafterweise unterhalb des Bodenniveaus der Wagen
befindet. Das sphärische Gelenk kann beispielsweise nach dem österreichischen Patent
Nr.
(A 408/92) oder gemäß einer anderen Variante als Gelenklager ausgebildet sein. Vorzugsweise
jedes Fahrwerk des Gliederzuges im Verbindungsbereich zweier aneinander anschließender
Waggons ist ein Losradfahrwerk entsprechend der nachfolgenden Beschreibung und den
Zeichnungen.
[0028] Jedes Losradfahrwerk besteht aus einem Fahrwerksrahmen aus zwei einander auf den
beiden Fahrwerksseiten gegenüberliegenden Haupt-Längsträgern 1A, 1B und je einem vorderen
und hinteren Querträger 2A, 2B, wobei zur Sicherstellung einer größeren Verwindungssteifigkeit
und Stabilität noch innerhalb der Haupt-Längsträger 1A, 1B parallel dazu verlaufende
Längsträger 3A, 3B vorgesehen sein können. Diese Längsträger 3A, 3B können vorteilhafterweise
noch durch Querverbindungen 4 miteinander verstrebt sein. An den Enden der Haupt-Längsträger
1A, 1B sind Auflager 5A, 5B für den Wagenkasten vorgesehen. Im Fall der Anordung des
erfindungsgemäßen Fahrwerks im Verbindungsbereich zweier Waggons unterstützen die
Auflager 5A an einem Ende des Fahrwerks ein Ende eines Wagenkastens und die Auflager
5B am anderen Ende des Fahrwerks das Ende des anschließenden Wagenkastens.
[0029] Die Waggons sind bei Bildung eines Gliederzuges mit dem erfindungsgemäßen Fahrwerk
über ein vorzugsweise sphärisches Gelenk aneinandergekoppelt. Um einen ruhigeren und
schonenderen Lauf insbesondere bei Kurvendurchfahrt zu gewährleisten ist ein Steuermechanismus
mit der Wirkung vorgesehen, daß das Fahrwerk immer in der Winkelhalbierenden zwischen
den Längsachsen der beiden von ihm getragenen Waggons liegt. Dieser Steuermechanismus
ist vorzugsweise nach den österreichischen Patenten Nr.
(A 1521/92) und Nr.
(A 1120/93) aufgebaut und umfaßt zwei im wesentlichen parallele Längslenker 6A, 6B,
die mit einem Ende in der Fahrwerkslängsmitte an den Längsträgern 3A, 3B angelenkt
und am anderen Ende an einem verbindenden Querelement 7 angelenkt sind. Dieses Querelement
7 weist eine Verbindungseinrichtung 8 zum darüberliegenden Wagenkasten auf und besitzt
weiters eine Längsfortsetzung 9, die im dargestellten Beispiel durch zwei voneinander
beabstandete aber im wesentlichen parallel verlaufende Elemente gebildet wird, die
im gleichen Abstand von der Fahrwerkslängsmitte wie die Verbindungseinrichtung 8 aber
auf der entgegengesetzten Seite ebenfalls eine Verbindungseinrichtung 10 zum hier
oberhalb befindlichen Wagenkasten auf.
[0030] Um den oder jeden Wagenkasten relativ zum Fahrwerk zu führen, können noch Aufnahmen
11 für vom Wagenkasten nach unten wegragenden Führungszapfen vorgesehen sein, vorzugsweise
auf den Querverstrebungen 4 der inneren Längsträger 3A, 3B, in welchen die seitlichen
Führung der Zapfen beispielsweise über progressive Gummielemente 12 bewerkstelligt
ist.
[0031] Zwischen den Haupt-Längsträgern 1A, 1B und den inneren Längsträgern 3A, 3B sind pro
Fahrwerksseite jeweils zwei zwei Losrädern 13A, 13B, 13C, 13D gelagert, die auf den
Schienen laufen und jeweils innerhalb des gemeinsamen Fahrwerksrahmens 1, 2, 3 über
jeweils eine eigene Schwinge 14A, 14B, 14C, 14D gelagert sind. Diese Schwingen 14
sind vorzugsweise aus zu beiden Seiten der Räder 13 gabelartig verlaufenden Armen
gebildet und um eine im wesentlichen horizontale Querachse 16 in einer im wesentlichen
vertikalen Ebene verschwenkbar am Fahrwerksrahmen 1, 2, 3 angelenkt. Am oder nahe
dem freien Ende der Schwingen 14 sind in diesen die Radachsen gelagert und die Schwingen
14 selbst sind in vertikalen Führungen 15 gegenüber seitlichen Bewegungen gesichert
geführt.
[0032] Im dargestellten Ausführungsbeispiel sind - obwohl natürlich auch separate Achsen
für jede einzelne Schwinge vorgesehen und im Fahrwerksrahmen gelagert sein könnten
- vorteilhafterweise die hintereinanderliegenden Schwingen 14A, 14B bzw. 14C, 14D
jeder Fahrwerksseite um eine je eine gemeinsame Querachse 16A bzw. 16B pro Fahrwerksseite
verschwenkbar miteinander verbunden. Dabei wird die Querachse, wie dies auch im Falle
der separaten Lagerung jeder einzelnen Schwinge 14 vorgesehen sein könnte, vorzugsweise
durch einen Bolzen 16A, 16B pro Fahrwerksseite gebildet. Durch die erfindungsgemäße
Fahrwerksausbildung kann nicht der eine Wagen die eine oder andere Feder mehr belasten
als der andere Wagen seine Federn belastet, vielmehr wird die Last auf alle Federn
gleichmäßig aufgeteilt, da der Fahrwerksrahmen 1, 2, 3, 4 von den Querachsen 16 wie
ein Waagebalken getragen wird.
[0033] Bei der dargestellten Triebfahrwerksvariante sind vorzugsweise alle vier Räder 13
mit einer Einheit aus einem Motor 17 und einem Getriebe 18 antriebsmäßig verbunden.
Vorteilhafterweise ist dabei ein lotrechter Motor 17 mit darunter angeordnetem Getriebe
18 nach dem österreichischen Patent Nr.
(A 1265/92) vorgesehen.
[0034] Das der Querachse 16 gegenüberliegende Ende jeder Schwinge 14 kann oberseitig am
Fahrwerksrahmen 1, 2, 3 federnd abgestützt sein. Dabei kann jede Art von Federelement
zum Einsatz kommen, beispielsweise jeweils zumindest ein Gummiblock, eine oder mehrere
auf Druck oder Zug beanspruchte Spiralfedern oder funktionsgleiche Elemente, welche
somit als Primärfederung verwendet werden. Auch Kombinationen dieser Elemente sind
möglich.
[0035] Wie die Fig. 2 zeigt, kann insbesondere für die gemeinsame Schwingenlagerung auf
einer Fahrwerksseite eine besonders platz- und gewichtssparende Primärfederungsvariante
realisiert werden. Dazu sind vorteilhafterweise die Schwingen 14A und 14B in Form
eines etwa rechtwinkeligen Winkelstückes ausgebildet, wobei in einem Arm 141A bzw.
141B die Radachse 131 gelagert ist und der andere Arm 142 im wesentlichen senkrecht
nach oben wegsteht. Die beiden miteinander verbundenen Schwingen 14A und 14B sind
gleich ausgebildet und spiegelverkehrt miteinander gekoppelt. Zwischen den nach oben
ragenden Armen 142A und 142B ist die Primärfederung in Form eines Feder-Dämpfungs-Systems,
umfassend eine Spiraldruckfeder 19 und einen Dämpfer 20, eingesetzt. Auf der Schwinge
14 ist auch noch, vorzugsweise unmittelbar neben dem nach oben ragenden Arm 142A bzw.
142B, die Bremseinheit 21 angebracht, sodaß die äußere Begrenzung 22 jedes Wagenkastens
bis unmittelbar neben jedes Rad 13 und, da über den Armen 142A, 142B kein Platzbedarf
mehr für vertikale Feder-Bewegungen nötig ist, bis unmittelbar über diese Arme 142
gezogen werden, wodurch sich eine deutliche Vergrößerung des nutzbaren Waggonvolumens
ergibt. Der Wagenkasten 22 ruht über eine Sekundärfederung 23 auf den Auflagern 5
der Haupt-Längsträger 1.
[0036] Zur Bremsung jedes Losrades 13 kann beispielsweise eine Bremszange vorgesehen sein,
von welcher Bremsbacken durch eine entsprechende Steuerung in die Bremsstellung am
Rad gelangen können. Zusätzlich, insbesondere bei hohen Fahrzeuggewichten und/oder
für hohe Geschwindigkeiten, kann eine Magnetschienenbremse vorgesehen sein. Die Magnetschienenbremse
ist vorzugsweise auf der Seite des Rades und in Verlängerung desselben in Richtung
der Schienen angeordnet, auf welcher Seite sich die Bremszange befindet.
[0037] Zur Erzielung einer besseren Stabilität kann unterhalb jeder Querachse 16 auf beiden
Fahrwerksseiten noch eine Querversteifung 24 in Form eines kurzen Trägers vorgesehen
sein. Vorteilhafterweise verläuft der gesamte Rahmen 1, 2, 3 unterhalb der Querachsen
16 und vorzugsweise auch unterhalb der Radachsen 131, wie dies besser in Fig. 3 erkennbar
ist.
[0038] Der Fahrwerksrahmen 1, 2, 3, 4 befindet sich sehr nahe über den Schienen und da aufgrund
der Schwingenbauweise neben den Rädern 13 viel Platz frei bleibt, kann dieser Platz
außerhalb der Räder 13 durch Einbau der Motor-Getriebe-Einheit 17, 18 genutzt werden,
wodurch zwischen den Rädern 13 Raum für einen Durchgang 15 zwischen aneinander angrenzenden
Waggons bzw. für die Nutzung als Fahrgast- oder Transportraum verbleibt. Aufgrund
der tiefen Lage aller Rahmenteile kann der Boden 26 des Durchganges 25 ebenfalls zwischen
den Rädern sehr tief gelegt werden. Selbst bei Einbau der Symmetralensteuerung 6,
7, 8, 9, 10, welche knapp oberhalb des Rahmens liegt, kann so ein Niveau des Bodens
26 von maximal 550 mm über der Schienenoberkante erreicht werden, was beispielsweise
der Höhe österreichischer Bahnsteige entspricht und hier ein niveauunterschiedsloses
Ein- und Aussteigen gestattet.
[0039] Der Fahrwerksrahmen 1, 2, 3, 4 kann auch als Haube ausgebildet sein bzw. kann das
beschriebene Fahrwerk noch durch eine Haube nach oben und seitlich abgedeckt sein.
[0040] In Fig. 4 ist in vergrößertem Maßstab der Bereich der Achslagerung des Rades 13 in
der Schwinge 14 dargestellt, wobei noch die vorteilhafte antriebsmäßige Verbindung
des Getriebes 18 mit der Radachse über eine radiale Relativbewegungen von Getriebe
18 und Radachse zulassende bewegliche Kupplung 27 zu erkennen ist. Dadurch kann die
Motor-Getriebe-Einheit 17, 18 vorzugsweise am Haupt-Längsträger 1 befestigt werden
und ist derart eine durch die Primärfederstufe gefederte Masse.
[0041] Die Lager 28 der Radachse sind etwas oberhalb der Träger 1, 2, 3, 4 des Fahrwerksrahmens
angeordnet und in davon nach oben hin ragenden Laschen 29, 30 gehalten. Diese Laschen
29, 30 - welche auch durch funktionsgleiche Trägerkonstruktionen od. dgl. ersetzt
werden können - sind auch in Fig. 1 dargestellt. Schließlich ist in Fig. 5 noch eine
vorteilhafte Ausgestaltung der Querachsen 16 dargestellt. Diese durch einen Bolzen
16 gebildeten Achsen sind zur Justierung der Spurweite in den Lagerung in den Laschen
29, 30 des Fahrwerksrahmens 1, 2, 3, 4 unter Zwischenschaltung von jeweils einem Spannsatz
31 pro Querachse 16 eingesetzt.
1. Fahrwerk für ein Schienenfahrzeug, insbesondere für ein Niederflur-Schienenfahrzeug,
mit zumindest zwei einander in der Fahrwerks-Querrichtung gegenüberliegenden Paaren
von in Fahrwerks-Längsrichtung hintereinanderliegenden Losrädern, dadurch gekennzeichnet,
daß jedes Rad (13) einzeln in einer um eine im wesentlichen horizontale Querachse
(16) schwenkbaren Schwinge (14) gelagert ist, und daß die Querachsen (16) der Schwingen
(14) in einem gemeinsamen Fahrwerksrahmen (1, 2, 3, 4) mit Auflagern (5) und vorzugsweise
zumindest einer Feder-Dämpfungs-Stufe (19, 20) für zumindest einen Wagenkasten (22)
gelagert sind.
2. Fahrwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Schwingen (14) zu beiden
Seiten des in ihnen gelagerten Rades (13) bis zur Querachse (16) erstrecken und jedes
Rad (13) in seiner Schwinge (14) beidseitig gelagert ist.
3. Fahrwerk nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß jede Schwinge (14) an
ihrem freien Ende in vorzugsweise justierbaren Seitenführungen (15) um die Querachse
(16) verschwenkbar geführt ist.
4. Fahrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß jede
Querachse durch einen vorzugsweise über zumindest einen Spannsatz (31) axial einstellbaren
Bolzen (16) gebildet ist.
5. Fahrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schwingen (14) hintereinanderliegender Räder (13A und 13B, bzw. 13C und 13D) einer
Fahrwerksseite zwischen diesen Rädern um eine im wesentlichen horizontale gemeinsame
Querachse (16A bzw. 16B) gegeneinander verschwenkbar verbunden sind.
6. Fahrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest
ein Feder-Dämpfungssystem (19, 20) zwischen den miteinander verbundenen Schwingen
(14A und 14B bzw. 14C und 14D) zur Beeinflußung der gegenseitigen Verschwenkbarkeit
vorgesehen ist.
7. Fahrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß jede
Schwinge (14) im wesentlichen in Form eines zweiarmigen Winkelstückes ausgeführt ist,
wobei im Winkelbereich die Querachse (16) vorgesehen ist, an einem Ende eines ersten
Armes (141) die Radlagerung und zwischen Lagern am Ende eines zweiten Armes (142)
die zumindest eine Feder-Dämpfungs-Einheit (19, 20) zur Beeinflußung der der gegenseitigen
Verschwenkbarkeit vorgesehen ist.
8. Fahrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß an der
Schwinge (14), vorzugsweise im Längsbereich zwischen der Radachse und der Querachse
(16) verschiedene Zusatzbauteile angebracht sind, vorzugsweise die Bremseinheiten
(21).
9. Fahrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß es als
Trieb-Fahrwerk ausgelegt ist und zumindest ein Rad (13), vorzugsweise jedes Rad, mit
einer Motor-Getriebe-Einheit (17, 18) antriebsmäßig verbunden ist.
10. Fahrwerk nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Motor-Getriebe-Einheit (17,
18) am Fahrwerksrahmen (1, 2, 3, 4) abgestützt oder aufgehängt und mit der Radachse
über eine radial bewegliche Kupplung (27) verbunden ist.
11. Fahrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Fahrwerksrahmen aus jeweils zumindest zwei über Fahrwerkslänge (1A, 1B) und zwei über
die Fahrwerksbreite (2A, 2B) durchgehenden Trägern besteht.
12. Fahrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sich
das Auflager (5), vorzugsweise der gesamte Fahrwerksrahmen (1, 2, 3, 4), unterhalb
des Niveaus der Querachsen (16), vorzugsweise unterhalb des Niveaus der Radachsen,
befindet und mit zumindest einer Lasche (29, 30), vorzugsweise zwei Laschen, je Fahrwerksseite
versehen ist, welche Laschen nach oben hin abstehen und die Querachsen (16) der Schwingen
(14) aufnehmen.
13. Fahrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß an der
Innenseite des Fahrwerksrahmens (1, 2, 3, 4) in Längsrichtung gesehen in Höhe der
Querachse (16) an jeder Fahrwerksseite ein in Längsrichtung verlaufender Lenker (6A,
6B) angreift, beide Lenker (6) über ein mit einem Wagenkasten (22) verbindbares Querelement
(7) verbunden sind, welches Querelement (7) eine sich auf die in Längsrichtung ihm
gegenüberliegende Seite des Fahrwerks erstreckende Längsfortsetzung (9) aufweist,
die mit einem anderen Wagenkasten (22) verbindbar ist.
14. Schienenfahrzeug aus mindestens zwei, vorzugsweise mittels eines sphärischen Gelenkes
verbundenen, eine Zugsgarnitur bildenden Waggons, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest
ein Fahrwerk gemäß einem der Ansprüche 1 bis 11 im Verbindungsbereich zweier Waggons
vorgesehen ist.
15. Schienenfahrzeug nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß auf den Auflagern (5)
am Fahrwerksrahmen (1, 2, 3, 4) an jedem Fahrwerksende jeweils einer der aneinander
anschließenden Waggons (22) abgestützt ist.
16. Schienenfahrzeug nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, daß ein Fahrwerk
gemäß Anspruch 13 vorgesehen ist und ein Wagenkasten mit dem Querelement (7) verbunden
ist, an welchem die in Längsrichtung verlaufende Lenker (6) angelenkt sind, und daß
der anschließende Wagenkasten am gegenüberliegenden Fahrwerksende mit der Längsfortsetzung
(9) des Querelementes (7) verbunden ist.
17. Schienenfahrzeug nach einem der Ansprüche 14 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen
den Wagenkästen (22) der aneinander anschließenden Waggons (22) ein Durchgang (25)
mit einem unterhalb der Radoberkante liegenden Boden (26) vorgesehen ist.