(19)
(11) EP 0 763 705 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.03.1997  Patentblatt  1997/12

(21) Anmeldenummer: 96114074.6

(22) Anmeldetag:  03.09.1996
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6F42B 12/16, F42C 19/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE ES GB LI SE

(30) Priorität: 15.09.1995 DE 19534211

(71) Anmelder: DIEHL GMBH & CO.
D-90478 Nürnberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Lindstädt, Klaus
    90571 Schwaig (DE)
  • Klare, Manfred
    91245 Simmelsdorf (DE)

   


(54) Sekundärgeschoss für einen Tandemgefechtskopf


(57) Bei einem Sekundärgeschoß (1) eines Tandemgefechtskopfes (4) wird angestrebt, daß das Sekundärgeschoß (1) nach dem Durchdringen einer Deckung im unmittelbaren Bereich dieser Deckung eine große Splitterwirkung erzielt. Hierzu weist das Sekundärgeschoß (1) neben der vorderen Wirkladung (13) eine hintere Wirkladung (14) auf. Die Zündung sowohl der vorderen als auch der hinteren Wirkladung (13, 14) erfolgt durch einen einzigen Zünder (12, 20). Die Zündrichtung des Zünders (12, 20) geht in Richtung der vorderen Wirkladung (13). Aufgrund einer durch den Zünder (20) zündbaren, scheibenförmigen und mit einem großen Durchmesser (33) ausgestatteten Verstärkerladung (32) sowie aufgrund von zungenförmigen Sprengstoffpolen der hinteren Wirkladung (14) ist aufgrund eines radialen, umfangsseitig langgestreckten Überzündbereiches (60) die gleichzeitige Zündung der hinteren Wirkladung (14) sichergestellt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Sekundärgeschoß für einen Tandemgefechtskopf nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.

[0002] Beim Häuserkampf oder gegen sonstige Deckungen feindlicher Kräfte besteht ein Bedarf an kostengünstigen Waffen und Munition. Durch die EP-A1- 0 583 642 ist ein Gefechtskopf mit einer Tandemladung bekannt. Der Gefechtskopf weist eine als Hohlladung ausgebildete Hauptladung und eine kaliberkleinere Nachschußladung auf. Beim Zielaufprall des Gefechtskopfes schlägt die Hohlladung einen Kanal durch das Ziel. Das als Splittergeschoß ausgebildete Sekundärgeschoß dringt durch diesen Kanal in das Ziel ein und detoniert hinter dem Ziel mit Splitterwirkung. Das Sekundärgeschoß wird allein aufgrund seiner Massenträgheit beim Aufschlag des Gefechtskopfes durch den Kanal bewegt. Eine separate Beschleunigungsladung für das Sekundärgeschoß ist nicht erforderlich. Die Splitterwirkung wird durch die Sprengladung und durch das Gehäuse des Sekundärgeschosses bewirkt. Aufgrund der Ausbildung des Sekundärgeschosses liegt die Splitterwirkung hauptsächlich in Schußrichtung, wobei unmittelbar im Nahbereich der Deckung eine nur geringe Splitterwirkung auftritt.

[0003] Zur Verbesserung der Splitterwirkung entgegen der Flugrichtung eines Geschosses ist es nach der DE-A1 39 41 445 vorgesehen, daß neben Splittern in einer Geschoßogive auch im Heck des Geschosses eine Sprengladung und ogivenförmig angeordnete Konstruktionsslpitter vorgesehen sind. Die Zündung der heckseitigen Sprengladung erfolgt von einem mittig gelagerten Zünder, wobei dieser Zünder die vordere Sprengladung von der hinteren Sprengladung trennt. Die vordere Sprengladung wird über einen Zündverstärker gezündet, während die hintere Sprengladung einen Übertragungsdetonator und einen nachgeordneten Zündübertrager benötigt. Dieser Zündübertrager initiert die heckseitige Sprengladung exzentrisch, also am äußeren Rand der Sprengladung. Durch diese einseitige Zündung der etwa als Halbkugel ausgebildeten Sprengladung liegt eine sehr unterschiedliche Splitterdichte im Zielraum vor. Außerdem variiert die Energie der Konstruktionssplitter entsprechend.

[0004] Es ist die Aufgabe der Erfindung, eine Übertragung der Zündung von einem Zünder mit nur einem Zünderausgang auf die vordere und die hintere Wirkladung eines Sekundärgeschosses vorzuschlagen, die zu einer gesteigerten Splitterwirkung führt. Diese Übertragung der Zündung soll konstruktiv einfach und kostengünstig sein.

[0005] Die Erfindung löst diese Aufgabe entsprechend den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruches 1.

[0006] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind den Unteransprüchen zu entnehmen.

[0007] Wesentlich für die Erfindung ist die symmetrische und großflächige Zündübertragung auf die hintere Wirkladung. Dadurch ist die Effektivität der hinteren Wirkladung entsprechend der vorderen Wirkladung.
Von Vorteil ist die großflächige Zündung der vorderen Wirkladung.

[0008] Ein funktionssichere Übertragung der Zündung liegt durch den Anspruch 1 vor. Die dünnen Wandabschnitte der Überzündvorrichtung, die die Verstärkerladung aus Sprengstoff von den zungenartigen Sprengstoffpolen der hinteren Wirkladung trennen, gewährleisten die gleichzeitige Zündung der letzteren.

[0009] Konstruktive Details gehen aus den Ansprüchen 2 bis 7 hervor, wodurch eine kostengünstige und montagefreundliche Überzündvorrichtung ermöglicht wird.

[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt. Es zeigt:
Fig. 1
Einen Tandemgefechtskopf mit gestrichelt gezeichnetem Sekundärgeschoß in perspektivischer Darstellung,
Fig. 2
das Sekundärgeschoß im Längsschnitt mit einem Teil des Gehäuses des Tandemgefechtskopfes entsprechend einem Schnitt II - II nach Fig. 3,
Fig. 3
einen Querschnitt durch das Sekundärgeschoß entsprechend einem Schnitt III -III nach Fig. 2,
Fig. 4
den vollständigen Zünder nach Fig. 2 in perspektivischer Darstellung und
Fig. 5
eine Wirkladung in Perspektive nach Fig. 2.


[0011] Entsprechend den Figuren 1 und 2 ist ein Sekundärgeschoß 1 in einem nur teilweise gezeichneten Rohrabschnitt 2 eines Gehäuses 3 eines Tandemgefechtskopfes 4 gelagert und über eine Gewindeverbindung 5 gesichert. Ein Schwadenschutz ist mit 6 bezeichnet.

[0012] Das Sekundärgeschoß 1 besteht aus zwei bei 109 miteinander verschraubten Gehäuseteilen 10, 11, einem Zünder 12, einer zweiteiligen Sprengstoffladung 13, 14 und aus Splitterladungen 15, 16 mit Hüllen 17, 18.

[0013] Der Zünder 12 nach den Figuren 2 und 4 besteht aus einem elektrisch ansteuerbaren Zünder 20 mit Detonator 21, einem Gewinde 42 und einer mit dem Zünder 20 verschrauben Überzündvorrichtung 25.

[0014] Die Überzündvorrichtung 25 weist ein Gehäuse 26 mit zwei Flanschen 22 und mit einem zünderseitigen, zentralen Zapfen 27 auf. In dem Gehäuse 26 sind Ausnehmungen 28 bis 31 mit einer Verstärkerladung 32 aus Sprengstoff.

[0015] Die Verstärkerladung 32 ist in Richtung auf die vordere Wirkladung 13 scheibenförmig ausgebildet und weist einen Durchmesser 33 auf, der nahezu dem Durchmesser 34 der vorderen Wirkladung 13 entspricht.

[0016] Die hintere Wirkladung 14, siehe auch Fig. 5, nimmt den Zünder 20 in einer Bohrung 40 bis auf einen Ringabschnitt 41 auf In diesem Bereich liegt ein Gewindering 42 des Zünders 20, wobei dieser mit dem Gehäuse 26 über eine Gewindeverbindung 43 verschraubt ist.

[0017] Einstückig mit der hinteren Wirkladung 14 verbunden sind zwei zungenartige Sprengstoffpole 50. Nachdem der Zünder 12 komplett in einer zylindrischen Metallhülse 52 aus Aluminium angeordnet ist, wird der für die Sprengstoffpole 50 benötigte Raum durch entsprechende Ausnehmungen 55 am Gehäuseteil 11 geschaffen. Die Metallhülse 52 kapselt die hintere Wirkladung 14 vollständig ab. Ein eleastisches Element zwischen den Gehäuseteilen 10 ist mit 110 bezeichnet. Einer der Flansche 22 ist bei 111 verstiftet.

[0018] Im Überzündbereich 60 sind am Gehäuse 26 zwei dünnwandige Wandabschnitte 59 vorgesehen, so daß die Überzündung von der Verstärkerladung 32 zu den Sprengstoffpolen 50 - also auf zwei Wegen - erfolgen kann.

[0019] Die Querschnitte der Sprengstoffpole 50 sind so bemessen, daß die Durchzündung zum Sprengstoftblock 19 der hinteren Wirkladung 14 gewährleistet ist.

[0020] Bei Aufschlag des Tandemgefechtskopfes 4 auf eine nicht dargestellte Deckung wird durch die ebenfalls nicht dargestellte Hohlladung ein Durchschußkanal in der Deckung erzeugt. Durch diesen Durchschußkanal dringt das vom Gehäuse 3 abgelöste Sekundärgeschoß. Aufgrund einer entsprechend eingestellten Zeitverzögerung zündet der Detonator 21 des Zünders 20 die Verstärkerladung 32. Ausgehend von der Verstärkerladung 32 wird die vordere Wirkladung 13 und gleichzeitig werden die Sprengstoftpole 50 gezündet, in dem in den Überzündbereichen 60 das Gehäuse 26 durchschlagen wird. Die einander gegenüberliegenden Sprengstoffpole 50 leiten dem Sprengimpuls symmetrisch über einen Halsbereich 61 zum Sprengstoftblock 19. Die gleichzeitige Detonation der vorderen und der hinteren Wirkladung 13, 14 führt sowohl zu einer vorderen Splitterverteilung als auch zu einer hinteren Splitterverteilung. Die Splitterverteilung aufgrund der hinteren Wirkladung 14 ist gerade in Richtung auf den Durchschußkanal und dessen Umgebungsfeldgroß.


Ansprüche

1. Sekundärgeschoß (1) für einen Tandemgefechtskopf (4) mit einer vorderen Wirkladung (13), einer hinteren Wirkladung (14) und einem dazwischen angeordneten Zünder (12, 20), dessen Zündrichtung zur vorderen Wirkladung (13) ausgerichtet ist, wobei die Zündübertragung nach vorne über eine Verstärkerladung (32) erfolgt und nach hinten durch eine Überzündvorrichtung (25),
dadurch gekennzeichnet,
daß eine durch den Zünder (12, 20) initierbare Verstärkerladung (32) aus Sprengstoff besteht und direkt an der vorderen Wirkladung (13) anliegt, andererseits die Verstärkerladung (32) durch dünne, überzündbare Wandabschnitte (59) eines Gehäuses (26) der Überzündvorrichtung (25) von wenigstens zwei zungenartigen Sprengstoffpolen (50) der hinteren Wirkladung (14) getrennt ist.
 
2. Sekundärgeschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sprengstoffpole (50) mit der hinteren Wirkladung (14) einstückig ausgebildet sind und mit der Verstärkerladung (32) Überzündbereiche (60) bilden.
 
3. Sekundärgeschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sprengstoffpole 50 flächig an einer, den Zünder (12, 20) einhüllenden Metallhülse und zwar im Bereich des Gehäuses (26) der Überzündvorrichtung großflächig anliegen und in radialer Richtung durch das Gehäuseteil (11) der hinteren Wirkladung (14) begrenzt sind.
 
4. Sekundärgeschoß nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gehäuseteil (11) entsprechend den Sprengstoffpolen Ausnehmungen (55) aufweist.
 
5. Sekundärgeschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verstärkerladung (32) scheibenförmig ausgebildet ist und einen Durchmesser (33) aufweist, der nahezu dem Durchmesser (33) der vorderen Wirkladung (13) entspricht.
 




Zeichnung