[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Faserstoff-Bahnen, insbesondere
Druckpapieren, in einer Hochgeschwindigkeits-Papierherstellungsmaschine. Die Erfindung
betrifft außerdem eine Maschine zum Durchführen eines solchen Verfahrens.
[0002] Die US-PS 4,359,827 zeigt, daß man sich seit langem darum bemüht, das Herstellen
von Papier, insbesondere von Druckpapieren, derart durchzuführen, daß man die Papierbahn
in der Papierherstellungsmaschine so weit wie irgend möglich ohne freien Papierzug
von Station zu Station führt. Hierdurch will man erreichen, daß insbesondere die noch
feuchte Papierbahn mechanisch möglichst gering beansprucht wird. Dies erlaubt es,
die Papierherstellungsmaschine mit wesentlich höheren Arbeitsgeschwindigkeiten zu
betreiben als früher. Außerdem besteht viel seltener als früher die Gefahr, daß die
Papierbahn abreißt; d. h. der Laufwirkungsgrad ("runability") der Maschine wird erhöht.
Aus alledem folgt, daß das Herstellen von Papier mit wesentlich geringeren spezifischen
Kosten möglich ist als früher.
[0003] Trotz der bisher erzielten Erfolge besteht auch heute noch die Forderung, Papier
mit immer noch höherer Geschwindigkeit und mit noch weiter verbessertem Wirkungsgrad
herstellen zu können, wobei der maschinelle Aufwand möglichst gering gehalten werden
soll.
[0004] Die in Figur 2 der US-827 dargestellte Maschine hat in ihrer Pressenpartie vier Preßspalte,
die alle durch normale Preßwalzen gebildet sind. Durch die beiden letzten Preßspalte
wird die Bahn mittels eines Preßbandes geführt, das im Gegensatz zu den anderen Preßfilzen
eine nur geringe Porosität aufweist, also eine höchstens geringfügige Wassermenge
aufnimmt.
[0005] Die Verwendung des oben genannten Preßbandes (bekannt aus US-827) hat sich allerdings
in der Praxis nicht eingeführt. Stattdessen werden die Pressenpartien heutiger Hochgeschwindigkeits-Papierherstellungsmaschinen
meistens derart betrieben, daß die Papierbahn zumindest im letzten Preßspalt mit einer
glatten Walzenoberfläche in Kontakt kommt. Meistens mußte man nun bisher eine zumindest
kurze freie Bahnlaufstrecke zwischen der glatten Walzenoberfläche und dem nachfolgenden
Transportband vorsehen. Dabei muß die Papierbahn die Adhäsionskraft überwinden, mit
der sie an der glatten Walzenoberfläche haftet. Man hat immer wieder versucht, diese
Adhäsionskraft dadurch zu verringern, daß man die glatte Walzenoberfläche aus einem
wasserabstoßenden Material bildet (z. B. Granit). Außerdem hat man immer wieder Versuche
unternommen, das nachfolgende Transportband an die glatte Walzenoberfläche anzudrücken,
um den freien Papierzug zu vermeiden. Keiner der zahlreichen Versuche hat aber bisher
zu einem wirklich befriedigendem Erfolg geführt.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Maschine zur Herstellung
von Faserstoffbahnen anzugeben, bei dem bzw. bei der eine noch höhere Arbeitsgeschwindigkeit
als bisher anwendbar und ein noch höherer Laufwirkungsgrad als bisher erzielbar ist.
[0007] Diese Aufgabe wird durch das im Anspruch 1 angegebene Verfahren bzw. durch eine Maschine
mit den im Anspruch 2 angegeben Merkmalen gelöst.
[0008] Der wesentliche Erfindungsgedanke besteht darin, daß durch das an sich schon bekannte
Verwenden wenigstens einer Schuhpresse mit sehr geringem maschinellem Aufwand in der
Pressenpartie außerordentlich rasch ein derart hoher Bahntrockengehalt erzielt wird,
daß die Adhäsionskraft der Bahn an der genannten glatten Walzenoberfläche wesentlich
geringer ist als bisher. Dadurch gelingt das Übergeben der Bahn an das nachfolgende
Transportband der ersten Trockenzylindergruppe ohne freien Papierzug. Mit anderen
Worten: es ist nunmehr möglich, das genannte Transportband im Dauerbetrieb an die
glatte Walzenoberfläche anzudrücken. Dabei braucht in der Regel keine hohe Andrückkraft
aufgebracht zu werden. Die Höhe der Andrückkraft hängt unter anderem ab von der Qualität
der papierberührten Oberfläche des Transportbandes, z.B. Trockensiebes. Angestrebt
wird eine hohe Luftdurchlässigkeit und eine möglichst feine Oberfläche des Transportbandes,
so daß es eine hohe Affinität zur Papierbahn hat und dennoch seine Struktur nicht
in der fertigen Papierbahn erkennbar ist.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Bevorzugt wird eine Pressenpartie-Bauform gemäß Anspruch 4, die insgesamt drei Preßspalte
aufweist und dennoch sehr kompakt und raumsparend ist. Dabei wird vorzugsweise der
letzte, dritte Preßspalt durch eine Schuhpresse gebildet, wodurch die Entwässerungsleistung
der Pressenpartie enorm gesteigert wird. Dadurch wird der schon erwähnte hohe Bahntrockengehalt
erzielt, ohne daß eine vierte Presse erforderlich wäre. Diese wesentlich zum Gesamt-Erfolg
beitragende Anordnung ist an sich schon bekannt aus Figur 2 der US-PS 5,404,811. Dort
ist jedoch zwischen der glatten Walzenoberfläche und dem nachfolgendem Transportband
noch ein offener Papierzug vorgesehen.
[0010] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind schematisch in den Figuren 1 und 2 dargestellt.
[0011] In beiden Figuren ist eine Siebpartie mit S, eine Pressenpartie mit P und eine Trockenpartie
mit T bezeichnet. Die Siebpartie S ist jeweils als ein Doppelsiebformer ausgebildet.
Die Trockenpartie umfaßt gemäß US-PS 5,311,672 ausschließlich oben "befilzte" Ein-Filz-Trockenzylindergruppen.
Diese Anordnung trägt bekanntlich wesentlich zu einem hohen Laufwirkungsgrad bei.
Ferner ist dafür gesorgt, daß eventuell anfallender Papierausschuß in der gesamten
Trockenpartie selbsttätig nach unten fällt, so daß die Maschine schon in kürzester
Zeit nach einem Abriß wieder verfügbar ist. Abweichend von der Zeichnung können auch
andere Trockenpartie-Konfigurationen vorgesehen werden, z. B. solche mit wenigstens
einer unten "befilzten" Trockengruppe oder solche mit wenigstens einer am Schluß vorgesehenen
Zwei-Filz-Trockengruppe.
[0012] Wie man sieht, sind alle Zylinder 13, 15 gleich groß und in der gleichen Höhe angeordnet.
Zwischen je zwei Zylindern läuft das betreffende Trockensieb (z. B. 11) mit der Bahn
über eine Saugleitwalze 14, die vorzugsweise über einen externen Saugkasten 16 besaugt
wird. Die fertig getrocknete Papierbahn 5 wird zu nicht dargestellten weiteren Behandlungs-Stationen
geführt, z. B. einem Glättwerk und/oder Streichaggregat und/oder Aufwickelmaschine.
[0013] Gemäß Fig. 1 umfaßt die Pressenpartie P vier im wesentlichen übereinanderliegende
Walzen, die miteinander in sehr kompakter Bauweise drei Preßspalte bilden, nämlich
einen doppelt befilzten ersten Preßspalt I und zwei einfach befilzte Preßspalte II
und III. Der dritte Preßspalt III ist mittels einer Schuhpreßeinheit 10 als ein in
Bahnlaufrichtung verlängerter Preßspalt ausgebildet. Hinter diesem läuft die Bahn
zusammen mit der glatten Oberfläche der dritten Preßwalze 9 nach unten bis zu einer
Abnahmestelle, an der die Bahn durch direkten Kontakt zwischen dem Trockensieb 11
der ersten Trockenzylindergruppe und der dritten Preßwalze an die Trockenpartie übergeben
wird.
[0014] Vorzugsweise ist an der Abnahmestelle in der Schlaufe des ersten Trockensiebes eine
schwenkbare Abnahmesaugwalze 12 angeordnet. Deren Durchmesser ist vorzugsweise etwa
gleich groß wie der lichte Abstand zwischen der Preßwalze 9 und dem ersten Zylinder
13.
[0015] Gemäß Fig. 2 umfaßt die Pressenpartie zwei hintereinander angeordnete Schuhpressen.
Die erste Schuhpresse ist in dem dargestellten Beispiel doppelt befilzt. Der Unterfilz
dieser ersten Presse übergibt die Bahn ohne freien Papierzug an den obenliegenden
Filz der zweiten Schuhpresse. Deren untenliegende Walze mit glatter Oberfläche übergibt
die Bahn in gleicher Weise wie in Figur 1 an die nachfolgende Trockenpartie.
1. Verfahren zum Herstellen von Faserstoff-Bahnen, insbesondere von Druckpapieren, in
einer Hochgeschwindigkeits-Papierherstellungsmaschine,
bei welchem Verfahren man die in einer Siebpartie gebildete Bahn in einer Pressenpartie
entwässert und danach in einer Trockenpartie über heizbare Trockenzylinder führt,
gekennzeichnet durch die Kombination der folgenden Verfahrensschritte:
a) in der Pressenpartie erfolgt das Entwässern der Bahn in mind. einem verlängerten
Preßspalt, d. h. durch Führen der Bahn durch mindestens eine Schuhpresse;
b) im Bereich eines letzten Preßspaltes der Pressenpartie bringt man die Bahn in Kontakt
mit einer glatten, wasserabstoßenden Walzenoberfläche, welche die Bahn von dem genannten
letzten Preßspalt bis zu einer Abnahmestelle führt;
c) im Bereich der Abnahmestelle wird die Bahn mittels einer Saugeinrichtung, die in
der Schlaufe eines endlosen porösen Transportbandes (z. B. Trockensiebes) liegt, an
das Transportband übergeben, das die Bahn über den oberen Bereich wenigstens des ersten
Trockenzylinders führt;
d) das Überführen der Bahn von der glatten Oberfläche zum Transportband erfolgt durch
Andrücken des Transportbandes an die genannte glatte Oberfläche.
2. Maschine zum Durchführen des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die
Kombination der folgenden Merkmale:
a) die Pressenpartie weist wenigstens eine Schuhpresse auf;
b) der letzte Preßspalt der Pressenpartie ist nur einfach, oben befilzt und umfaßt
eine untenliegende glatte, wasserabstoßende Walzenoberfläche, welche die Bahn von
dem letzten Preßspalt bis zu einer Abnahmestelle führt;
c) zumindest dem ersten Trockenzylinder der Trockenpartie ist ein obenliegendes poröses
Transportband (z. B. Trockensieb) zugeordnet, das die Bahn im Bereich der Abnahmestelle
mittels einer (in der Schlaufe des Transportbandes befindlichen) Saugeinrichtung von
der Pressenpartie übernimmt;
d) das Transportband ist im Bereich der Abnahmestelle an die genannte glatte Oberfläche
andrückbar.
3. Maschine nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der genannte letzte Preßspalt
durch eine Schuhpresse gebildet ist.
4. Maschine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Pressenpartie drei aufeinanderfolgende
Preßspalte aufweist,
nämlich einen ersten doppelt befilzten Preßspalt (I), der durch eine erste und eine
zweite Preßwalze gebildet ist,
ferner einen zweiten, einfach befilzten Preßspalt (II), der durch die erste Preßwalze
und durch die genannte glatte, wasserabstoßende Walzenoberfläche gebildet ist,
und einen dritten, letzten und ebenfalls einfach befilzten Preßspalt (III), der durch
die genannte glatte Walzenoberfläche und durch eine Schuh-Preßeinrichtung gebildet
ist (Fig. 1).
5. Maschine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Pressenpartie nur zwei aufeinanderfolgende
Schuhpressen aufweist (Fig. 2).
6. Maschine nach einem der Ansprüche 2 - 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Trockenpartie
zumindest überwiegend (vorzugsweise ausschließlich) oben "befilzte" Trockenzylindergruppen
aufweist, von denen jede individuell antreibbar ist.
7. Maschine nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Trockengruppe nur
einen oder zwei oder drei oder vier Trockenzylinder aufweist, und daß die zweite Trockenzylindergruppe
nur zwei, drei oder vier oder fünf Trockenzylinder aufweist.
8. Maschine nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Antrieb der zweiten
Trockengruppe auf eine geringfügig höhere Arbeitsgeschwindigkeit einstellbar ist,
als diejenige der ersten Trockengruppe, und daß die Arbeitsgeschwindigkeit der dritten
Trockenzylindergruppe auf eine geringfügig höhere Arbeitsgeschwindigkeit einstellbar
ist, als diejenige der zweiten Trockenzylindergruppe.
9. Maschine nach einem der Ansprüche 2 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Saugeinrichtung
eine schwenkbar gelagerte Abnahmesaugwalze ist, die an die glatte Walzenoberfläche
andrückbar ist.
10. Maschine nach einem der Ansprüche 2 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die glatte
Walzenoberfläche und der erste Trockenzylinder den gleichen Drehsinn aufweisen, und
daß der Abstand zwischen ihnen ungefähr dem Querschnitts-Maß der Saugeinrichtung entspricht.
11. Maschine nach einem der Ansprüche 2 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der erste
Trockenzylinder wenigstens angenähert den gleichen Durchmesser wie die nachfolgenden
Zylinder aufweist und vorzugsweise in der gleichen Höhe wie diese angeordnet ist.