[0001] Die Erfindung betrifft ein Einzelachsfahrwerk für ein Schienenfahrzeug, bei dem ein
einzelner Radsatz in einem Fahrwerksrahmen geführt ist und das eine federelastische
Vorrichtung zur Erzeugung einer Rückstellkraft gegen den bei der Fahrt über einen
Gleisbogen auftretenden Lenkausschlag des Fahrwerksrahmens aufweist.
[0002] Ein derartiges Einzelachsfahrwerk ist bereits bekannt und kann gegenüber Drehgestell-Laufwerken,
bei denen jeweils zumindest zwei Radsätze pro Drehgestell vorgesehen sind, zu einer
Einsparung von Achsen bzw. zu einer Kostenverringerung führen.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, ein demgegenüber verbessertes Einzelachsfahrwerk bereitzustellen.
[0004] Erfindungsgemäß gelingt dies bei einem Einzelachsfahrwerk der eingangs genannten
Art dadurch, daß ein in vertikaler Richtung und in Querrichtung verschiebbares mit
dem Wagenkasten gelenkig verbundenes Joch vorgesehen ist, wobei der Fahrwerksrahmen
um eine vertikale Achse lenkbar mit dem Joch verbunden ist.
[0005] In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung sind kraftgeregelte Stellglieder
zur Erzeugung einer gegen die Rückstellkraft wirkenden Gegenkraft und eine die Kraftgröße
am kraftgeregelten Stellglied einstellende Steuer- bzw. Regeleinrichtung vorgesehen,
wobei die am Stellglied eingestellte Kraftgröße vom Radius des Gleisbogens abhängig
ist.
[0006] Es ist bekannt, daß ein Radsatz eines Schienenfahrzeuges, der ein entsprechendes
Profil der Radlaufflächen aufweist, bei einer Kurvenfahrt auf einem Gleisbogen eine
selbständige Lenkbewegung um eine vertikale Achse ausführen kann. Bei einem beispielsweise
konischen Profil der Lauffläche kommt es auf einem Gleisbogen zu einer Rollradiendifferenz
zwischen bogeninnerem und bogenäußerem Laufkreis, wodurch eine radiale Einstellbewegung
des Radsatzes hervorgerufen wird.
[0007] Für ein günstiges Verschleißverhalten ist ein möglichst geringer Anlaufwinkel zwischen
Rad und Schiene erstrebenswert. Zu diesem Zweck sollte der Radsatz in seiner Bewegungsfreiheit
um die vertikale Achse möglichst wenig eingeschränkt sein. Bei einem in dieser Art
weich an das Fahrzeug angekoppelten Radsatz tritt beim Lauf in einer Geraden Sinus-
oder Wellenlauf auf, der an sich ungefährlich ist. Ab einer gewissen Geschwindigkeit
schlägt der Sinuslauf jedoch plötzlich in den gefährlichen und verschleißenden Zickzacklauf
um. Diese Geschwindigkeitsgrenze wird als kritische Geschwindigkeit bezeichnet, sie
bestimmt ganz wesentlich die höchste zulässige Geschwindigkeit des Fahrzeuges mit.
[0008] Um dem Zickzacklauf entgegenzuwirken und eine hohe Grenzgeschwindigkeit zu erreichen,
wird daher bekannterweise eine Vorrichtung zur Erzeugung einer Rückstellkraft, die
gegen eine radiale Verdrehung des Radsatzes wirkt, verwendet. Beispielsweise wird
die Rückstellkraft durch mindestens ein am Radsatz angreifendes elastisch federndes
Element ausgeübt.
[0009] Bei der Auslegung von Fahrwerken, die sowohl für hohe Geschwindigkeiten geeignet
sind, als auch gute Bogenlaufeigenschaften (geringer Verschleiß) aufweisen, ergibt
sich nunmehr folgende widersprüchliche Situation: Für gute Bogenlaufeigenschaften
mit geringem Verschleiß soll der Radsatz weich an das Fahrzeug angekoppelt sein, d.h.
die Rückstellkraft ist gering, hingegen erfordern hohe Geschwindigkeiten eine große
Rückstellkraft.
[0010] Ein bekannter Lösungsansatz sieht vor, daß der Lenkausschlag des Radsatzes durch
eine Zwangssteuerung eingestellt wird, d.h. durch eine mechanische Kopplung des Lenkausschlages
des Radsatzes mit einer weiteren vom Radius des Gleisbogens abhängigen mechanischen
Größe. Diese Größe ist z.B. der Auslenkwinkel zwischen einem zur Lagerung von zwei
Radsätzen dienenden Drehgestell und dem Wagenkasten. Der Wendewinkel des Radsatzes
wird dabei nicht durch die zwischen Rad und Schiene auftretenden Kräfte, sondern mechanisch
aufgrund rein geometrischer Bedingungen erzeugt.
[0011] Diese Lösung hat zwei wesentliche Nachteile:
Einerseits sind sehr hohe Einstellgenauigkeiten bei der mechanischen Kopplung erforderlich,
die im Betrieb nur mit hohem Aufwand erreicht werden können, andererseits können Drehgestellausdrehungen
in einer Geraden aufgrund von Gleislagestörungen unerwünschte Radsatzauslenkungen
und instabilen Lauf (Zickzacklauf) bewirken.
[0012] Durch die Verwendung eines kraftgeregelten Stellgliedes kann die Rückstellkraft der
federelastischen Vorrichtung hoch eingestellt werden, wodurch die gewünschte Stabilität
des Fahrzeuglaufes mit einer hohen Grenzgeschwindigkeit erreicht wird. Bei einer Kurvenfahrt
wird über das kraftgeregelten Stellglied in Abhängigkeit vom Radius des Gleisbogens
eine gegen die Rückstellkraft wirkende Gegenkraft ausgeübt. Dadurch erzielt man einen
Vorsteuereffekt des Radsatzes. Dies bedeutet jedoch keine Zwangssteuerung, da die
dem Gleisbogen exakt angepaßte Winkelstellung des Radsatzes nach wie vor durch die
zwischen Rad und Schiene auftretenden Kräfte selbständig eingestellt wird. Das Ergebnis
ist ein sehr geringer Anlaufwinkel zwischen Rad und Schiene und damit ein hervorragendes
Verschleißverhalten.
[0013] Als kraftgeregeltes Stellglied kann beispielsweise mindestens ein proportionales
Druckregelventil, ein proportionales Druckbegrenzerventil oder eine druckgeregelte
Pumpe verwendet werden. Um Instabilitäten bei kleinen Auslenkungen im Geradeauslauf
zu vermeiden, wird die gegen die Rückstellkraft wirkende Gegenkraft bevorzugterweise
erst ab einem bestimmten Schwellenwert des erfaßten Radius des Kreisbogens ausgeübt.
[0014] Weiters ist es denkbar, die Geschwindigkeit des Kraftanstieges durch eine geeignete
Schaltung so nach oben hin zu begrenzen, daß schnelle Änderungen der Stellgröße (z.B.
Ausdrehwinkel des Drehgestells) nicht in gleichem Maß auf die Lenkbewegungen des Radsatzes
wirken, sondern die Radsatz-Lenkbewegungen langsamer erfolgen.
[0015] Weitere Einzelheiten der erfindungsgemäßen Einrichtung werden anschließend anhand
der Zeichnungen erörtert. In diesen ist:
[0016] Abb. 1 eine schematische Darstellung einer möglichen Steuerung des kraftgeregelten
Stellgliedes bei zwei an einem Drehgestell gelagerten Radsätzen mit Hilfe einer Einrichtung
zur Erzeugung einer Gegenkraft und einer elektrohydraulischen Regeleinrichtung; Abb.
2 ein zweites Ausführungsbeispiel der elektrohydraulischen Regeleinrichtung; Abb.
3 ein Diagramm der Kennlinie der auf den Radsatz wirkenden Rückstellkraft ohne (a)
und in Kombination mit der Gegenkraft (b); Abb. 4 zu einer baulichen Einheit zusammengefaßte
Einrichtungen zur Erzeugung der Rückstellkraft, sowie zur Erzeugung der Gegenkraft;
Abb. 5 eine schematische Darstellung eines einzeln aufgehängten Radsatzes; Abb. 6
eine Draufsicht auf ein erfindungsgemäßes Einzelachslaufwerk; Abb 7 die Ansicht des
Fahrwerkes aus Abb. 6 von vorne; Abb. 8 dessen Seitenansicht; Abb. 9 eine schematische
Abbildung eines Zentrierfederelementes und Abb. 10 dessen Kraft-Weg-Kennlinie.
[0017] In Abb. 1 sind zwei um eine vertikale Achse rotierbare Radsätze 1,1' dargestellt,
die an den beiden Enden eines ebenfalls um eine vertikale Achse rotierbaren Drehgestelles
8 gelagert sind. Die Radsätze 1,1' bestehen aus den Achsen 2, den Achslagern 3 und
den Rädern 4, deren Laufflächen 5 mit einem konischen Profil versehen sind, das bei
einer Bogenfahrt zu dem beschriebenen Selbststeuereffekt führt. Die Radsätze 1,1'
werden dabei um einen Winkel β ausgelenkt bzw. ihre Achslager 3 um eine Strecke S
verschoben.
[0018] An den Achslagern 3 greifen federnde Elemente, beispielsweise Federn 6 an, die eine
Rückstellkraft ausüben, welche gegen eine Auslenkung β der Radsätze wirkt. Mittels
der kraftgeregelten Stellglieder 7 kann eine Gegenkraft, die gegen die Rückstellkraft
wirkt, ausgeübt werden.
[0019] Die elektrohydraulische Regeleinrichtung 20 besteht aus einem Hydraulikflüssigkeits-Reservoir
21, einer Pumpe 22, einer Überdruck-Rücklauf 23, einer Drossel 24 und zwei elektronisch
gesteuerten proportionalen Druckregelventilen 12,13, deren ausgangsseitiger Druck
jeweils von einer Spannung eingestellt wird, die die Steuereinrichtung 11 ausgibt.
[0020] Bei einer Fahrt auf einem Gleisbogen verdreht sich das Drehgestell 2 gegenüber dem
Wagenkasten (nicht dargestellt) um einen Winkel Â, der proportional zu Krümmung des
Gleisbogens ist. Mit Hilfe eines Aufnehmers 10, der in diesem Ausführungsbeispiel
im wesentlichen ein Potentiometer beinhaltet, wird der Auslenkwinkel  des Drehgestells
in eine Steuerspannung U umgesetzt. Der Betrag dieser Spannung ist proportional zum
Auslenkwinkel  (und damit zur Krümmung des Gleisbogens) und ihr Vorzeichen hängt
von der Drehrichtung ab.
[0021] Schwellenglieder 30,31 überprüfen in der Folge den Betrag und das Vorzeichen der
Spannung U. Liegt U oberhalb eines bestimmten Schwellenwertes U
o, so wird die Spannung U auf den Ausgang des Schwellengliedes 30 durchgeschaltet.
Sie wird dann vom Verstärker 32 verstärkt und zur Ansteuerung des Druckregelventils
12 verwendet. Dadurch werden die Kolben der Zylinder 7 über die Hydraulikleitung 40
mit einem Druck proportional U beaufschlagt.
[0022] Im entgegengesetzten Fall, wenn U unterhalb eines Schwellenwertes -U
o liegt, wird über den Verstärker 33 das Druckregelventil 13 angesteuert, wodurch die
Kolben der Zylinder 7 über die Hydraulikleitung 41 mit einem Druck proportional U
beaufschlagt werden.
[0023] Der Druck auf die Kolben der Zylinder 7 wird dabei immer auf die Weise ausgeübt,
daß eine Kraft gegen die Rückstellkraft der Federn wirkt. Im Falle der in Abb. 1 gezeigten
Auslenkung des Drehgestells im Uhrzeigersinn wird sich der obere Radsatz um einen
bestimmten Winkel β im Uhrzeigersinn verstellen. Die Federn 6 üben gegen diese Auslenkung
eine Rückstellkraft aus. Um eine Kraft gegen die Rückstellkraft aufzubringen, muß
der linke Kolben des oberen Radsatzes auf seiner achsfernen, der rechte auf seiner
achsnahen Seite mit einem entsprechenden Druck beaufschlagt werden.
[0024] Falls U im Bereich zwischen -U
o und U
o liegt, sind beide Ausgänge der Schwellenglieder 30,31 spannungslos und die Ausgänge
der Druckregelventile sind drucklos, sodaß auf die Kolben der Zylinder 7 keine Kraft
ausgeübt wird. Dies gewährleistet einen stabilen Geradeauslauf, auch wenn dabei kleine
Auslenkungen des Drehgestells auftreten. Wenn die Ausgänge der beiden Schwellenglieder
30,31 spannungslos sind, so gilt dies auch für den Ausgang des ODER-Gatters 34. Ein
Schaltelement 35 stellt dann nach einer vorgegebenen Zeitverzögerung über einen Schalter
36 den Pumpenmotor 22a ab. Die Pumpe 22 arbeitet somit nur bei Kurvenfahrten.
[0025] Eine alternative Ausführung der elektrohydraulischen Regeleinrichtung 20 ist in Abb.
2 gezeigt. Die Steuerspannung U steuert hier zwei elektronisch gesteuerte proportionale
Druckbegrenzungsventile 112,113 der Firma Mannesmann Rexroth, Typ DBETE St/200 624.
In diesem Fall ist zur Ansteuerung der Ventile nur ein Invertierer 111 notwendig,
der für das Ventil 113 das Vorzeichen der Steuerspannung umkehrt. Die Ventile 112,113
sprechen nur auf positive Werte von U an, wodurch in Verbindung mit dem Invertierer
111 die mit Druck zu beaufschlagende Hydraulikleitung 140 oder 141 selektiert wird.
Die Ventile 112, 113 besitzen außerdem eine Einstellung zur Vorgabe eines Schwellenwertes
U
o für die Spannung U, unterhalb dessen kein Druck auf die Kolben ausgeübt wird. Weiters
gibt es die Möglichkeit, einen Grenzwert für die maximale Anstiegsgeschwindigkeit
des Druckes vorzugeben. Diese Ausführungsform hat gegenüber der Regeleinrichtung aus
Abb. 1 den Vorteil, daß bei einer Steuerspannung U<U
o kein Druck im Pumpenkreislauf aufgebaut wird, sodaß die Pumpe in energetisch günstiger
Weise im Leerlauf arbeiten kann.
[0026] Die Funktionsweise der kraftgeregelten Stellglieder kann am einfachsten anhand Abb.
3 erklärt werden. In Abb. 3a ist die Abhängigkeit der Rückstellkraft von der Achslagerverschiebung
s (siehe Abb. 1) als Gerade

eingezeichnet, mit c der Federkonstanten. Die Kraftschlußgrenze F
G zwischen Schiene und Rädern gibt die maximale Größe der radialen Einstellkraft aufgrund
des Selbststeuereffektes an. Der Schnittpunkt von F
x und F
G bestimmt in einer konventionellen Achssteuerung die maximale Achslagerverschiebung
S
m, die bei einer Bogenfahrt gegen die Rückstellkraft erreichbar ist. Die ideale Achslagerverschiebung,
bei der der Lenkausschlag des Radsatzes optimal an den Radius des Gleisbogens angepaßt
ist, kann demgegenüber jedoch bei einem größeren Wert S
i liegen. Besonders bei harten Federn mit einer großen Federkonstanten c, die hohe
Grenzgeschwindigkeiten erlauben, liegt bei einem kleinen Radius des Gleisbogens S
m weit unterhalb von S
i, sodaß ein großer Anlaufwinkel zwischen Rad und Schiene mit einem ungünstigen Verschleißverhalten
die Folge ist.
[0027] Abb. 3b zeigt die Verhältnisse bei zusätzlich verwendeten kraftgeregelten Stellgliedern.
Die Gegenkraft gegen die Rückstellkraft kann als Verschiebung der Geraden F
x um einen Wert F
y nach unten dargestellt werden. F
y entspricht dabei der Kraft, mit der die Zylinder 7 (siehe Abb. 1) beaufschlagt werden.
Die Größe von F
y wird so gewählt, daß die verschobene Gerade F
x' die x-Achse etwa bei S
i schneidet. F
y muß aber nicht sehr genau eingestellt werden, sondern kann in einem relativ großen
Bereich liegen, der dadurch gegeben ist, daß der Schnittpunkt von F
x' mit der x-Achse innerhalb des freien Einstellbereiches FE zwischen S
i-S
m und S
i+S
m liegt, innerhalb dessen sich der Radsatz selbständig auf den optimalen Lenkausschlag
S
i einstellen kann.
[0028] Da S
i proportional zur Krümmung des Gleisbogens ist, muß auch F
y in etwa proportional zur Krümmung des Gleisbogen sein, damit der x-Achsenschnittpunkt
von F
x bei jeder Krümmung des Gleisbogens zwischen S
i-S
m und S
i+S
m liegt. Zur Bestimmung der Proportionalitätskonstanten von F
y wird die Federkonstante c der Rückstellfeder berücksichtigt.
[0029] Eine andere mögliche Ausführungsform der kraftgeregelten Stellglieder ist in Abb.
4 gezeigt. In dieser sind die Einrichtungen zur Erzeugung der Rückstellkraft und zur
Erzeugung der Gegenkraft zu einer baulichen Einheit zusammengefaßt. Dazu wird ein
hydraulischer oder pneumatischer Kolben 70 gegen den Zylinder 71, in dem er geführt
wird, elastisch verspannt, beispielsweise in der gezeigten Art mit einer Feder 72.
Über Hydraulikleitungen 73,74 kann der Zylinder bei einer Auslenkung der Feder mit
einem Druck gegen die Kraft der Feder beaufschlagt werden.
[0030] Zur Verwendung von kraftgeregelten Stellgliedern müssen nicht jeweils zwei Radsätze
gemeinsam an einem Drehgestell gelagert sein. Wie in Abb. 5 gezeigt, ist ebenso bei
einzeln, beispielsweise in einem Drehgestell, gelagerten Radsätzen 1 die Anbringung
von kraftgeregelten Stellgliedern 7 möglich, die eine Gegenkraft gegen die Rückstellkraft
von federnden Elementen 6 ausüben. Die Einrichtung zur Erfassung des Gleisbogenradius
kann in diesem Fall natürlich nicht den Auslenkwinkel eines Drehgestells ausnutzen,
sondern muß auf eine andere Art arbeiten. Beispielsweise ließe sich der Winkel zwischen
zwei Wagenkästen zur Erfassung des Gleisbogenradius heranziehen. Weiters sind zu diesem
Zweck Hilfsräder oder optische Einrichtungen denkbar und möglich. Diese alternative
Einrichtungen zur Erfassung des Gleisbogenradius können natürlich auch bei auf einem
Drehgestell gelagerten Radsätzen verwendet werden. Weiters ist es denkbar und möglich,
auch bei einzeln gelagerten Rädern Einrichtungen zur Ausübung einer Rückstellkraft
und einer Gegenkraft gegen die Rückstellkraft auf analoge Weise wie bei Radsätzen
anzubringen.
[0031] Zur Ausübung der Rückstellkraft können alle denkbaren federnden Einrichtungen eingesetzt
werden, wie beispielsweise Gummibälge oder Pneumatikfedern. Zur Ausübung der Gegenkraft
kommen alle krafterzeugenden Elemente infrage, die eine im wesentlichen ortsunabhängige
Kraft erzeugen, beispielsweise Hydraulikzylinder, Pneumatikzylinder oder Luftfederbälge.
[0032] Ein erfindungsgemäßes Einzelachslaufwerk mit einem einzeln in einem Fahrwerksrahmen
50 geführten Radsatz 51 ist in den Abb. 6 - 8 dargestellt. Der Radsatz 51 kann dabei
von einem Motor 52 über ein Getriebe 53 und eine Kupplung 54 angetrieben sein. Die
Räder 59, 59' des Radsatzes 51 sind über eine Radsatzwelle 65 starr miteinander verbunden.
Die Lagerung des Radsatzes 51 erfolgt in den Achslagern 55 (siehe Abb. 8), die über
eine Primärfederung 56 mit dem Fahrwerksrahmen 50 verbunden sind. Der Fahrwerksrahmen
50 ist über eine Sekundärfederung, die von Luftfedern 57 gebildet wird, mit dem Wagenkasten
60 verbunden. Weiters ist der Fahrwerksrahmen 50 gelenkig mit einer Führungstraverse
bzw. einem Joch 58 verbunden. Diese Verbindung wird durch zwei Lenkerpaare 61 und
61' hergestellt, welche um vertikale Achsen rotierbar sind und welche einerseits am
Fahrwerksrahmen 50, andererseits am Joch 58 angelenkt sind. Die verlängerten Längsachsen
91, 91' der Lenker 61, 61' schneiden sich in Draufsicht gesehen im Bereich der Längsachse
92 des Radsatzes 51, und zwar im Bereich der Mittellinie 93. Das Joch 58 seinerseits
ist über Längslenker 62, 62' gelenkig mit wagenfesten Führungskonsolen 63, 63' verbunden.
Wenn die Gelenke der Längslenker 62, 62' dabei von Kugelgelenken gebildet werden,
sind Verschiebungen der Führungstraverse 58 gegenüber dem Wagenkasten nicht nur in
horizontaler, sondern auch in vertikaler Richtung möglich.
[0033] Aufgrund der gelenkigen Verbindung des Fahrwerksrahmens 50 mit der Führungstraverse
58 und aufgrund der Elastizität der Luftfedern 57 sind Lenkbewegungen des Fahrwerksrahmens
50 um eine vertikale Achse möglich. Die Primärfederung zwischen Radsatz 51 und Fahrwerksrahmen
50 weist hingegen in Längsrichtung eine so harte Federkonstante auf, daß so gut wie
keine Lenkbewegungen des Radsatzes 51 gegenüber dem Fahrwerksrahmen 50 möglich sind.
Gegen die bei einer Fahrt über einen Gleisbogen aufgrund der Rollradiendifferenz der
Räder 59, 59' hervorgerufene Lenkbewegung des Fahrwerksrahmens 50 wirkt die Rückstellkraft
des federelastischen Elementes 6, welches einerseits am Fahrwerksrahmen 50 und andererseits
am Joch 58 angreift und quer zur Fahrtrichtung angeordnet ist. Zur Aufbringung einer
gegen die Rückstellkraft wirkenden Gegenkraft ist ein kraftgeregeltes Stellglied 7
vorgesehen. Mit diesem kann wiederum, wie bereits zuvor anhand der Abb. 3 ausgeführt
wurde, eine Kraftvorsteuerung durchgeführt werden, d. h. die Kennlinie des federelastischen
Elementes 6 wird bei einer Bogenfahrt verschoben, wodurch ein optimiertes Fahrverhalten
des Fahrwerks erreicht wird.
[0034] Beim Beschleunigen und Bremsen werden Längskräfte auf das Fahrwerk ausgeübt, die
von den Längslenkern 62, 62' aufgenommen werden können. Weiters ist eine Nickstütze
69 vorgesehen, die eine Verdrehung des Fahrwerksrahmens 50 um eine Querachse verhindert.
Auf analoge Weise kann auch eine nicht dargestellte Wankstütze vorgesehen sein, die
eine Verdrehung des Fahrwerksrahmens 50 um eine Längsachse verhindert. Querbewegungen
des Fahrwerksrahmens 50 werden von an wagenfesten Führungskonsolen 63, 63' angebrachten
Queranschlagspuffern 68, 68' begrenzt bzw. abgefedert.
[0035] Das federelastische Element 6 wird günstigerweise von einem, in Abb. 9 dargestellten,
Zentrierfederelement gebildet. Dieses weist ein Gehäuse 80 mit gehäusefesten Anschlägen
80a auf, an denen im Ruhezustand Anschlagringe 83 anliegen. Zwischen den Anschlagringen
83 ist eine unter Vorspannung stehende Feder 81 angeordnet. Die durch das Gehäuse
80 tretende Stange 84 weist innerhalb des Gehäuses 80 im Abstand der Anschläge 80a
des Gehäuses 80 zwei Flansche 85 auf, zwischen denen die Anschlagringe 83 liegen.
Das Verhalten des Zentrierfederelementes im Falle einer auf die Stange 84 ausgeübten
Kraft wird durch die in Abb. 10 dargestellte Kennlinie beschrieben. Bei einer Kraft,
die unterhalb eines gewissen Schwellenwertes F
s liegt, kommt es zu keiner Verschiebung der Stange 84, da ja die Feder 81 unter einer
Vorspannung steht. Erst bei einer Kraft, die oberhalb des Schwellenwertes F
s liegt, kommt es zu einer Verschiebung der Stange 84, wobei nach der Beendigung der
Kraftausübung die Stange 84 wiederum in die zentrierte Ausgangslage zurückkehrt. Durch
die Verwendung eines solchen Zentrierfederelementes kann eine Zentrierung des Fahrwerksrahmens
mit nur einem einzigen Federelement 6 erreicht werden und die in Abb. 10 dargestellte
Kennlinie des Zentrierfederelementes führt zu einer Verbesserung der Stabilität des
erfindungsgemäßen Laufwerkes bei der Geradeausfahrt.
[0036] In der Praxis kommt es besonders in engen Gleisbogen vor, daß die Schienen so verschlissen
sind, daß die Rollradiendifferenz und damit die auf den Radsatz wirkende radiale Einstellkraft
gegenüber unverschlissenen Schienen deutlich verändert sind. Weiters kann es im Laufe
der Zeit zu einer Änderung des Reibungswiderstandes des kraftgeregelten Stellelementes
7 kommen. Um trotz dieser Effekte zuverlässig eine ideale Radialstellung des Radsatzes
zu erreichen, könnte daher, wie in Abb. 6 eingetragen, ein Sensor 67, beispielsweise
ein induktiver Weggeber, vorgesehen sein, der den Ist-Wert des Lenkausschlages erfaßt.
In einem Regelkreis könnte dieser Ist-Wert in der Folge mit dem in Abhängigkeit vom
Gleisbogenradius vorgegebenen Soll-Wert der Radialeinstellung des Radsatzes 51 verglichen
werden und im Falle einer Abweichung die vom kraftgeregelten Stellglied ausgeübte
Gegenkraft nachgeregelt werden, bis der Sollwert erreicht wird. Um Schlingerbewegungen
des Fahrwerkes nicht aufzuschaukeln, besitzt dieser Regelmechanismus eine günstigerweise
im Vergleich zur Sinuslauffrequenz des Radsatzes große Zeitkonstante. Ein Sensor 67
könnte auch zur Erkennung einer Betriebsstörung, beispielsweise im Hydrauliksystem
verwendet werden.
[0037] Das in den Abb. 6 - 8 dargestellte Einzelachs-Laufwerk besitzt einen hohen Fahrkomfort,
da es die vielfältigen Anforderungen an ein Laufwerk hervorragend erfüllt. Auch bei
Ausfall der Hydraulik ist die Sicherheit gewährleistet, aufgrund der Selbstzentrierung
des Radsatzes 51 mittels des Federelementes 6. Ein Vorteil gegenüber konventionellen
Drehgestellfahrwerken ist die mögliche Einsparung von Achsen, was zu einer Kostenverringerung
führt.
1. Einzelachsfahrwerk für ein Schienenfahrzeug, bei dem ein einzelner Radsatz in einem
Fahrwerksrahmen geführt ist und das eine federelastische Vorrichtung (6) zur Erzeugung
einer Rückstellkraft gegen den bei der Fahrt über einen Gleisbogen auftretenden Lenkausschlag
des Fahrwerksrahmens (50) aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß ein in vertikaler
Richtung und in Querrichtung verschiebbares mit dem Wagenkasten gelenkig verbundenes
Joch (58) vorgesehen ist, wobei der Fahrwerksrahmen (50) um eine vertikale Achse lenkbar
mit dem Joch (58) verbunden ist.
2. Einzelachsfahrwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Räder (59,
59') des Radsatzes (51) über eine Radsatzwelle (65) starr verbunden sind.
3. Einzelachsfahrwerk nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Joch (58)
über Längslenker (62, 62') zur Aufnahme der auftretenden Längskräfte gelenkig mit
dem Wagenkasten (60) verbunden ist.
4. Einzelachsfahrwerk nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Längslenker (62,
62') mittels Kugelgelenken im Joch (58) und im Wagenkasten (60) gelagert sind.
5. Einzelachsfahrwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Bewegung des Fahrwerksrahmens (50) in Querrichtung durch Queranschlagspuffer (68,
68'), die an wagenfesten Führungskonsolen (63, 63') angeordnet sind, begrenzt wird.
6. Einzelachsfahrwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß ein
kraftgeregeltes Stellglied (7) zur Erzeugung einer gegen die Rückstellkraft wirkenden
Gegenkraft und eine die Kraftgröße am kraftgeregelten Stellglied (7) einstellende
Steuer- bzw. Regeleinrichtung vorgesehen sind, wobei die am Stellglied (7) eingestellte
Kraftgröße vom Radius des Gleisbogens abhängig ist.
7. Einzelachsfahrwerk nach einem Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die federelastische
Vorrichtung (6) zur Erzeugung der Rückstellkraft und das kraftgeregelte Stellglied
(7) zur Erzeugung der Gegenkraft einerseits am Fahrwerksrahmen (50) andererseits am
Joch (58) angreifen.
8. Einzelachsfahrwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Verbindung zwischen Fahrwerksrahmen (50) und Joch (58) durch einerseits am Fahrwerksrahmen
(50), andererseits am Joch (58) angelenkte Lenker (61, 61') gebildet wird, wobei die
Lenker (61, 61') um vertikale Achsen drehbar gelagert sind.
9. Einzelachsfahrwerk nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß sich die verlängerten
Längsachsen (91, 91') der Lenker (61, 61') in Draufsicht gesehen im Bereich der Längsachse
(92) des Radsatzes (51) im Bereich der Mittellinie (93) schneiden.
10. Einzelachsfahrwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß ein
Sensor (67) zur Erfassung des Ist-Wertes des Lenkausschlages und ein Regelkreis zur
Nachregelung der Kraftgröße am kraftgeregelten Stellglied (7) bei einer Abweichung
des Soll-Wertes des Lenkausschlages vom Ist-Wert vorgesehen sind.