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EP 0 767 198 A1 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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Veröffentlichungstag: |
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09.04.1997 Patentblatt 1997/15 |
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Anmeldetag: 18.05.1996 |
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| (84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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AT BE DE ES FR GB IE IT NL PT SE |
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Priorität: |
29.07.1995 DE 19527883
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Anmelder: Fluor Technik System GmbH |
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36341 Lauterbach (DE) |
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Erfinder: |
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- Erdmann, Jürgen
36304 Alsfeld (DE)
- Möller, Bernd
36341 Lauterbach (DE)
- Pleyer, Andreas
36119 Neuhof (DE)
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Vertreter: Schlagwein, Udo, Dipl.-Ing. |
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Patentanwalt,
Frankfurter Strasse 34 61231 Bad Nauheim 61231 Bad Nauheim (DE) |
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Entgegenhaltungen: :
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Verfahren zum Beschichten von elektrisch nicht leitenden Kunststoffteilen |
(57) Elektrisch nicht leitenden Kunststoffteile, beispielsweise aus Polypropylen, Polyethylen
oder ABS-Kunststoff, werden vor einem elektrostatischen Sprühlackieren (ESTA) in einem
geschlossenen Behälter einer Fluorvorbehandlung unterzogen. Dadurch ist ein elektrostatisches
Sprühlackieren möglich, ohne daß die Teile zunächst eine Grundierung mit einem elektrisch
leitenden Material erhalten müssen.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beschichten von elektrisch nicht leitenden
Kunststoffteilen, beispielsweise aus Polypropylen, Polyethylen oder ABS-Kunststoff,
bei dem die Oberfläche der Kunststoffteile in einem ersten Arbeitsgang für ein elektrostatisches
Sprühlackieren (ESTA) vorbehandelt wird und anschließend ein Lackauftrag durch elektrostatisches
Sprühlackieren, insbesondere Hochrotationszerstäuben eines Hydrolackes erfolgt.
[0002] Elektrisch nicht leitende Kunststoffteile werden derzeit dadurch beschichtet, daß
sie zunächst durch Tauchen oder Sprühlackieren mit einer elektrisch leitenden Grundierung
versehen und anschließend elektrostatisch sprühlackiert werden. Das zum Grundieren
verbreitete Sprühlackieren erlaubt es nicht, die Materialteilchen durch elektrostatische
Kräfte zu dem zu behandelnden Teil hin zu richten, da die Teile zunächst nicht elektrisch
leitend sind. Deshalb ist beim Grundieren der Overspray relativ groß, was zu erhöhtem
Materialverbrauch und zu einer Verschmutzung der Umgebung führt, in welcher die Grundierung
stattfindet. Die Grundierung selbst muß spezielle Haftvermittler und leitfähige Substanzen
enthalten und ist deshalb teuer. Hinzu kommt, daß das Lackieren mit zwei verschiedenen
Materialien aufwendig ist.
[0003] Es ist bekannt, Kunststoffteile vor dem Beschichten einer Fluorbehandlung zu unterziehen,
damit das Haftungsvermögen des Lackes auf dem Kunststoff durch Erzeugen einer polaren
Oberfläche des Kunststoffs gefördert wird. Als Beispiel für den Stand der Technik
sei auf die EP-A-0 214 635 verwiesen. Weiterhin ist es bekannt, zur Verminderung der
Permeabilität von Kunststoffen, diese durch Fluorierung mit einer Sperrschicht zu
versehen, was beispielsweise die EP-A-0 300 385 zeigt. Solche Sperrschichten sind
jedoch nicht oder nur unbedeutend elektrisch leitfähig.
[0004] Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, ein Verfahren zum Beschichten von elektrisch
nicht leitenden Kunststoffteilen zu entwickeln, nach welchem ein elektrostatisches
Sprühlackieren (ESTA) möglich ist, ohne daß hierzu die Kunststoffteile zuvor durch
eine Grundierung elektrisch leitfähig gemacht werden müssen.
[0005] Dieses Problem wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Vorbehandlung der Oberfläche
durch Fluorierung erfolgt.
[0006] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß durch die an sich bekannte Fluorierung
der Oberfläche die Teile zum elektrostatischen Sprühlackieren geeignet werden, so
daß auf den bisher erforderlichen Arbeitsgang des Grundierens mit einem elektrisch
leitfähigen Lack verzichtet werden kann. Weshalb die Kunststoffteile durch die Fluorierung
elektrostatisch Sprühlackiert werden können, ist nicht eindeutig klar. Es wird vermutet,
daß die Oberfläche durch den Austausch von Wasserstoffatomen mit Fluoratomen eine
Oberflächenleitfähigkeit erhält. Zumindest wird durch Aufpfropfen polarer Gruppen
das Abstoßungspotential für Lack reduziert, so daß schon die ersten auf das Kunststoffteil
auftreffenden Lackteilchen auf ihm verbleiben und sich durch Oberflächenkräfte auf
ihm verteilen und sogar zur der Sprühpistole abgewandten Seite verlaufen. Sobald einmal
Lack auf die zu lackierenden Teile gelangt ist, wird die Oberfläche aufgrund des Wassergehaltes
des Lackes leitfähig, so daß deshalb der weitere Lackiervorgang mit geringem Overspray
und mit der bei elektrostatischen Sprühlackieren typischen, hohen Qualität erfolgt.
Allein die Erhöhung der Benetzbarkeit einer Oberfläche kann jedoch nicht die Ursache
für die Möglichkeit einer elektrostatischen Lackierung sein, denn die übrigen Verfahren
zur Erhöhung der Benetzbarkeit von Oberflächen, nämlich Coronasprühbehandlung oder
Ozonbehandlung, ermöglichen keine anschließende elektrostatische Sprühlackierung.
[0007] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Vorbehandlung in einem geschlossenen Behälter
mit einem Gasgemisch aus einem Innertgas und einem Fluoranteil von 0,4 bis 3 Vol-%
in einer Zeitdauer von 5 bis 180 sec erfolgt.
1. Verfahren zum Beschichten von elektrisch nicht leitenden Kunststoffteilen, beispielsweise
aus Polypropylen, Polyethylen oder ABS-Kunststoff, bei dem die Oberfläche der Kunststoffteile
in einem ersten Arbeitsgang für ein elektrostatisches Sprühlackieren vorbehandelt
wird und anschließend ein Lackauftrag durch elektrostatisches Sprühlackieren (ESTA),
insbesondere Hochrotationszerstäuben eines Hydrolackes erfolgt, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorbehandlung der Oberfläche durch Fluorierung erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorbehandlung in einem geschlossenen Behälter mit einem Gasgemisch aus einem
Innertgas und einem Fluoranteil von 0,4 bis 3 Vol-% in einer Zeitdauer von 5 bis 180
sec erfolgt.