[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und auf eine Vorrichtung zum Abteufen
einer Bohrung in unterirdische Formationen mit zumindest einer schichtförmigen Sonderformation,
die zu einer in Abteufrichtung benachbarten Formation erheblich unterschiedliche Formationsdrücke
aufweist.
[0002] Trifft eine Bohrung, die zunächst in einer ersten Formation mit einem ersten Formationsdruck
abgeteuft wird, auf eine zweite Formation mit erheblich niedrigerem Formationsdruck,
beispielsweise auf eine poröse Schicht, wie sie für Gas- und/oder Oellagerstätten
typisch ist, dann fällt, gegebenenfalls schlagartig, der Druck in der Bohrspülung
ab mit der Folge, daß der zuvor im Ringraum herrschende Druckausgleich zwischen dem
Formationsdruck der ersten Formation und dem Druck der Bohrsprülung entfällt und sich
zumindest Bereiche der ersten Formation sich an den Rohrstrang anlegen und diesen
festsetzen können, was mit einem Verlust der Bohrung und der Hauptteile des Bohrgeräts
einhergeht.
[0003] Trifft eine Bohrung, die zunächst in einer ersten Formation mit einem ersten Formationdruck
abgeteuft wird, auf eine Formation mit wesentlich höherem Formationsdruck, dann entsteht
die Gefahr von Zuflüssen formationseigener Medien in die Bohrspülung, durch die Bohrspülung
aus dem Ringraum und dem Rohrstrang oberirdisch herausgedrückt werden kann. Wird das
Gewicht der Bohrspülung erhöht, was durch Einleitung von Schwerspat oder Eisenoxid
zur Bohrspülung vorgenommen werden kann, um für den hohen Druck der angebohrten Formation
einen Ausgleich zu schaffen, dann treten in der ersten-Bohrspülungsverluste auf.
[0004] Die Erfindung befaßt sich mit dem Problem, ein Verfahren und ein Bohrgerät zu schaffen,
welche die vorstehenden Nachteile beim Abteufen von Bohrungen in unterirdische Formationen
mit erheblichen Formationsdruckunterschieden vermeiden. Die Erfindung löst das Problem
durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 und durch ein Bohrgerät gemäß Anspruch 9. Hinsichtlich
wesentlicher weiterer Ausgestaltungen wird auf die Ansprüche 2 bis 8 bis 10 bis 19
verwiesen.
[0005] Durch das Mitführen eines Außengehäuses (Liner oder Casing) nimmt dieses die Formationsdrücke
auf, so daß das Bohrgerät betriebsbereit und die Bohrung weiterbenutzbar bleiben.
Das Außengehäuse bildet eine Abschirmung zur Formation hin, die das Auftreten von
Zuflüssen ebenso vermeidet wie das Heranschieben von Formationsbereichen an Bohrwerkzeug
und Rohrstrang.
[0006] Weitere Einzelheiten und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
des erfindungsgemäßen Verfahrens und des erfindungsgemäßen Bohrwerkzeugs, das in der
Zeichnung in zwei Ausführungen näher veranschaulicht ist. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Gesamtdarstellung einer Bohranlage mit einem Bohrgerät erfindungsgemäßer
Ausbildung,
- Fig. 2
- einen Längsschnitt durch ein Bohrwerkzeug erster Ausführung in einer unteren Endstellung
in einem unteren Abschnitt eines Außengehäuses, aufgeteilt in zwei aneinander anschließende
Teildarstellungen,
- Fig. 3
- eine Darstellung ähnlich Fig. 2 zur Veranschaulichung des unteren Endteils des Außengehäuses
in Bohrbetriebsstellung,
- Fig. 4
- eine einteilige Darstellung von Außengehäuse und Bohrwerkzeug nach Fig. 2 mit zwei
Ausschnittvergrößerungen, und
- Fig. 5
- eine Darstellung ähnlich Fig. 2 einer zweiten Ausführung des Bohrwerkzeugs nach der
Erfindung.
[0007] Die in Fig. 1 schematisch veranschaulichte Bohranlage für das Abteufen einer Bohrung
in unterirdische Formationen umfaßt einen oberirdischen Bohrturm 1 mit üblicher Ausrüstung,
von dem sich in ein Bohrloch 2 ein aus verschraubten Rohrabschnitten zusammengesetzter
Rohrstrang 3 heraberstreckt, dessen unteres Ende in üblicher Weise über Anschlußgewinde
mit einem Bohrwerkzeug 4 verbunden ist. Dabei kann wie dargestellt zwischen dem Rohrstrangende
5 und dem Bohrwerkzeug 4 eine Ausgleichs- und Druckvorrichtung 6 (thruster) zwischengeschraubt
sein, mit deren Hilfe vornehmlich thermisch bedingte Längendifferenzen unter Aufrechterhaltung
bzw. Vorgabe einer gewünschten Meißelandruckkraft ausgeglichen werden können.
[0008] Das Bohrwerkzeug 4 umfaßt ein aus verschraubten Rohrabschnitten zusammengesetztes
Werkzeuggehäuse 7 und einen in diesem untergebrachten, lediglich schematisch angedeuteten
Tieflochmotor 8 irgendeiner geeigneten, bekannten Ausbildung, dessen Abtriebswelle
9 an ihrem unteren Ende mit einem Bohrmeißel 10 verschraubt ist.
[0009] Die in Fig. 1 gezeigte Anlage umfaßt ferner ein den Rohrstrang 3 und das Bohrwerkzeug
4 umgebendes Außengehäuse 11, das eine aus Rohrabschnitten zusammengesetzte Bohrlochauskleidung
(Liner oder Casing) bildet und über eine Verbindungsvorrichtung 12 (liner hanger)
an seinem oberen Ende mit dem Rohrstrang 3 verbindbar ist. Diese Verbindungsvorrichtung
12 stellt eine auflösbare Verbindung mit dem Rohrstrang 3 her und ermöglicht ein mit
dem Rohrstrang 3 gemeinsames Einfahren und Aufziehen des Außengehäuses 11 in das Bohrloch
2 bzw. aus diesem.
[0010] Das Werkzeuggehäuse 7 ist im Bereich des unteren Endes des oberen Hauptteils 13 des
Außengehäuses 11 durch eine obere Gruppe 14 von Regelgliedern gegen Abwärtsbewegung
gesichert abgestützt, und die Antriebswelle 9 ist im Bereich eines verdickten Abschnitts
15 durch eine untere Gruppe 16 von Riegelgliedern mit einem unteren gesonderten Endteil
17 des Außengehäuses 11 verbunden, das unabhängig drehbar an einem unteren Endabschnitt
18 des Hauptteils 13 des Außengehäuses 11 gelagert ist und mit der Antriebswelle 9
um die gemeinsame Längsmittelachse 19 des Bohrgeräts umlaufen kann. Das untere Endteil
17 trägt stirnseitig eine Bohrkrone 20, deren Schneidebene eine etwa in Höhe der Schneidebene
des Bohrmeißels 10 gelegene Ausgangsstellung einnimmt.
[0011] Die obere Gruppe 14 der Riegelglieder wird von einer im Außengehäuse 11 ausgebildeten
Riegelnut 21 in Form einer von nach außen ausgeformten ringförmigen Tasche und von
Riegelleisten 22 gebildet, die am Werkzeuggehäuse 7 mittels Schrauben 23 an einem
Ende festgelegt und mit ihrem freien Teil aus einer versenkten Ausgangsstellung durch
Wirkung einer Feder 24 in eine Riegelstellung elastisch auslenkbar sind, in der die
Riegelleisten 22 in die Riegelnuten 21 verdrehfest eingreifen. Dabei liegen die Riegelleisten
22 bei der dargestellten Befestigung ihres oberen Endes mit ihrem freien unteren Ende
auf dem Taschenboden 21' auf; bei auch möglicher Befestigungs der Riegelleisten 22
an ihrem unteren Ende erfolgt die Abstützung durch einen Vorsprung des Eingriffsteils
25 am oberen freien Ende der Riegelleisten 22 auf dem Taschenboden 21'. Die Riegelleisten
22 werden in diesem Falle auf Zug beansprucht. An Riegelleisten 22 sind zumindest
drei vorgesehen, die regelmäßig über den Umfang des Außengehäuses 11 bzw. des Werkzeuggehäuses
7 verteilt angeordnet sind.
[0012] Die untere Gruppe 16 der Riegelglieder wird von im unteren Endteil 17 des Außengehäuses
11 ausgebildeten, längsgerichteten Riegelnuten 26 in Form von rinnenförmig nach außen
ausgeformten Taschen und von am verdickten Abschnitt 15 der Antriebswelle 9 des Tieflochmotors
8 mittels Schrauben 23 festgelegten Riegelleisten 27 gebildet, die ebenfalls aus einer
versenkten Ausgangsstellung durch Wirkung einer Feder 28 in eine Riegelstellung elastisch
auslenkbar sind, in der Eingriffsteile 29 der Riegelleisten 27 in die Riegelnuten
26 eingreifen. Die untere Gruppe 16 umfaßt zumindest drei Paarungen von Riegelnuten
26 und Riegelleisten 27, die gleichwinklig über den Umfang von Außengehäuse 11 bzw.
Antriebswelle 9 verteilt angeordnet sind. Anstelle der dargestellten Anbringung der
Riegelleisten 27 mit obenliegender Befestigungsstelle und unterem freien Ende können
diese auch mit oberem freien Ende und unten befindlicher Befestigungsstelle angebracht
sein.
[0013] Um sicherzustellen, daß die Riegelleisten 27 der unteren Gruppe 16 nicht in die Riegelnut
21 der oberen Gruppe 14 einfallen können, ist die Riegelnut 21 der oberen Gruppe 14
mit einer Eingriffslänge ausgeführt, die kürzer ist als die Eingriffslänge der Eingriffsteile
29 der Riegelleisten 27 der unteren Gruppe 16. Dadurch ist sichergestellt, daß die
Eingriffsteile 29 der Riegelleisten 27 der unteren Gruppe 16 nur in die für sie bestimmten
Riegelnuten 26 der unteren Gruppe 16 einfallen können.
[0014] Die Riegelnuten 26 der unteren Gruppe 16 weisen eine Eingriffslänge auf, die größer
ist als die der Eingriffsteile 29 der Riegelleisten 27 der unteren Gruppe 16. Dies
stellt sicher, daß sich das untere Endteil 17 des Außengehäuses 11 in axialer Richtung
relativ zur Antriebswelle 9 zwischen zwei Endstellungen verlagern kann, wie sie in
den Fig. 2 und 3 veranschaulicht sind. Dabei bildet die in Fig. 3 dargestellte obere
Endstellung die Bohrbetriebsstellung, in der die Schneidebene der Bohrkrone 20 gegenüber
der des Bohrmeißels 10 aufwärts versetzt ist und den Bohrmeißel 10 im Bereich seiner
Seitenschneidfläche umgibt. Dies schafft einen besseren Abfluß von Bohrspülung und
Bohrklein.
[0015] Zur Lagerung des unteren Endteils 17 am Hauptteil 13 des Außengehäuses 11 ist eine
Lagerhülse 30 vorgesehen, die von oben in den unteren Endteil 17 des Außengehäuses
11 eingesetzt und mit diesem fest verbunden, z.B. verschraubt ist. Der untere Endabschnitt
18 des oberen Hauptteils 13 des Außengehäuses 11 umgreift die Lagerhülse 30 und bildet
mit einer Lagerfläche 31 an seiner Innenseite ein zur Längsmittelachse 19 des Bohrgeräts
koaxiales Gleitlager. Zugleich ist die Lagerhülse 30 im unteren Endabschnitt 18 des
oberen Hauptteils 13 des Außengehäuses 11 axial verschieblich abgestützt, um so dem
unteren Endteil 17 die oben schon erwähnte axiale Beweglichkeit zwischen der Ausgangsstellung
nach Fig. 2 und der Bohrbetriebsstellung nach Fig. 3 zu ermöglichen.
[0016] An ihrem oberen Ende weist die Lagerhülse 30 außenseitig einen Bund 32 auf, der als
Anschlag in Zusammenwirken mit einer Schulter 33 oberhalb der Lagerfläche 31 die untere
Endstellung für den unteren Endteil 17 des Außengehäuses 11 definiert. Die Bohrbetriebsstellung
wird hingegen durch das untere Ende der Riegelleisten 27 definiert, die mit einer
Gegenfläche 34 als Anschlag zusammenwirken, die bei dem dargestellten Beispiel von
der Stirnfläche des eingeschraubten unteren Abschnitts 35 des unteren Endteils 17
des Außengehäuses 11 gebildet wird, der in den darüberliegenden oberen Abschnitt 36
des unteren Endteils 17 des Außengehäuses 11 eingeschraubt ist.
[0017] Während das Bohrgerät nach Fig. 1 bis 4 zum Abteufen von geraden Bohrlöchern 2 ausgebildet
ist, ermöglicht die Ausgestaltung des Bohrgerätes nach Fig 5 die Ausführung von Richtungsbohrungen
in unterirdische Formationen. Dies wird dadurch ermöglicht, daß bei sonst unveränderter
Ausführung des Außengehäuses 11 der untere Endabschnitt 18 des oberen Hauptteils 13
des Außengehäuses 11 unter einem spitzen Winkel 37 von beispielsweise 1-3 ° zu dem
darüber befindlichen Hauptteil 13 ausgerichtet ist. Dies kann beispielsweise durch
eine winklige Ausrichtung des Gewindes 38 am unteren Ende des Hauptteils 13 des Außengehäuses
11 verwirklicht sein, auf das der untere Endabschnitt 18 aufgeschraubt wird. Statt
dessen kann auch ein gesondertes Winkelstück als zwischenschraubbares Übergangsteil
vorgesehen sein.
[0018] Um sicherzustellen, daß das Bohrwerkzeug 4 seine untere Endstellung im Außengehäuse
11 einnehmen kann, ist bei sonst unveränderter Ausbildung des Bohrwerkzeugs 4 die
Antriebswelle 9 des Tieflochmotors 8 mit einem Abschnitt 39 erhöhter Flexibilität
in Gestalt einer umlaufenden, den Biegewiderstand herabsetzenden Einziehung versehen,
der dem sich abwärts anschließenden Teil der Antriebswelle 9 eine allseitige elastische
Auslenkbarkeit verleiht. Der flexible Abschnitt 39 befindet sich, wenn sich das Bohrwerkzeug
4 in seiner unteren Endstellung im Außengehäuse 11 befindet, geringfügig unterhalb
der Abwinklung 40, an der die Längsmittelachse 19 des Bohrgeräts in den abgewinkelten
unteren Achsteil 19' übergeht.
[0019] Als Bohrmeißel 10 kann grundsätzlich jeder Meißeltyp Anwendung finden. Wesentlich
ist jedoch, daß der Bohrmeißel 10 mit einem Stabilisatorteil 10' versehen ist, der
der Innenseite des unteren Abschnitts 35 des unteren Endteils 17 in dichtem Abstand
gegenüberliegt, und eine Seitenschneidfläche aufweist, die beispielsweise durch Überschleifen
eine hohe Paßgenauigkeit aufweist und mit enger Passung die Bohrkrone 20 durchgreifen
kann.
[0020] Zum Abteufen einer Bohrung in unterirdische Formationen, deren Verlauf und Zusammensetzung
in der Regel durch vorausgegangene geologische Untersuchungen bekannt ist, wird zunächst
ein erster Teil eines Bohrlochs 2 mit Hilfe eines normalen Bohrwerkzeugs ähnlich dem
Bohrwerkzeug 4 erbohrt, der sich durch irgendeine, z.B. von Schiefer gebildete, erste
Formation hindurch bis in die Nähe des Grenzbereiches zu einer in Abteufrichtung nachfolgenden
Sonderformation herabreicht, in der der Formationsdruck wesentlich höher oder niedriger
ist, als er im Bereich der ersten Formation vorliegt. Diese erste Formation mit weitgehend
gleichem ersten Formationsdruck kann eine im wesentlichen homogene Struktur haben,
kann jedoch auch aus mehreren unterschiedlichen Teilformationen bestehen, zwischen
denen keine erheblichen Formationsdruckunterschiede vorliegen.
[0021] Nach Abteufen dieses ersten Teils des Bohrlochs 2 wird das normale Bohrwerkzeug aufgezogen
und in das Bohrloch 2 das Außengehäuse 11 eingefahren, das in der Länge so bemessen
wird, daß es die vorermittelte Dicke der nachfolgenden Sonderformation überschreitet.
Diese Sonderformation kann beispielsweise eine solche mit hohem Formationsdruck sein,
wie das beispielsweise bei Deckschichten oberhalb von Gas- oder Öllagerschichten der
Fall ist. Nach Einfahren des mit seinem oberen Ende zu diesem Zeitpunkt bohrturmseitig
abgestützten Außengehäuses 11 in das Bohrloch 2 wird in das Außengehäuse 11 nunmehr
das Bohrwerkzeug 4 unter fortschreitendem Aufbau des Rohrstrangs 3 eingefahren, bis
das Bohrwerkzeug 4 eine untere, durch die obere Gruppe 14 der Riegelglieder 21,22
definierte Endstellung im Außengehäuse 11 erreicht hat und in dieser gegen weitere
Abwärtsbewegung gesichert ist. In dieser unteren Endstellung, wie sie in Fig. 2 veranschaulicht
ist, ist über die Riegelglieder 26,27 der unteren Gruppe 16 eine Verbindung zwischen
der Antriebswelle 9,15 und dem unteren Endteil 17 des Außengehäuses 11 hergestellt,
die bei Aufnahme des Bohrbetriebs sicherstellt, daß Antriebswelle 9 und unterer Endteil
17 des Außengehäuses 11 gemeinsam um die Längsmittelachse 19 des Bohrgeräts umlaufen
und dadurch den Bohrmeißel 10 und die Bohrkrone 12 gemeinsam in Umdrehung versetzen.
[0022] Sobald das Bohrwerkzeug 4 im Außengehäuse 11 abgesetzt und verriegelt ist,wird das
obere Ende des Außengehäuses 11 mittels der Verbindungsvorrichtung 12, die irgendeine
geeignete, bekannte Ausbildung aufweisen kann, mit dem Rohrstrang 3 verbunden und
danach aus der bohrturmseitigen Abstützung gelöst. Die so gebildete Einheit der Teile
3,4 und 11 wird nun unter weiterem Aufbau des Rohrstrangs 3 in den ersten Teil des
Bohrlochs 2 weiter eingefahren, bis Bohrmeißel 10 und Bohrkrone 11 die Sohle des Bohrlochs
2 erreichen. Anschließend wird nun das Bohrwerkzeug 4 in Betrieb genommen, was durch
Einschalten bzw. Anfahren des Tieflochmotors 8 geschieht, der beispielsweise bei Ausbildung
als Turbine oder Moineau-Motor durch Beaufschlagen mit Bohrspülung in Betrieb genommen
wird. Diese wird durch den zentralen Spülungskanal 41 im Bohrstrang von übertage her
zugeführt und tritt nach Durchströmen des zentralen Spülungskanals 41 stirnseitig
aus dem Bohrmeißel 10 in das Bohrloch 2 aus, um nachfolgend im Ringraum zwischen Bohrgerät
und Bohrlochwandung nach übertage zurückzuströmen.
[0023] Beim nachfolgenden Abteufen eines weiteren, zumindest die Sonderformation durchquerenden
Teils des Bohrlochs 2 wird vom Rohrstrang 3 das rohrförmige Außengehäuse 11 mitgeführt,
wobei durch das Umlaufen der Bohrkrone 20 am unteren Ende des Außengehäuses 11 dieses
seinerseits wie ein Bohrwerkzeug wirkt. Das Außengehäuse 11 kleidet im Bereich seiner
Länge das Bohrloch 2 aus, nimmt einwärtsgerichtete Formationskräfte auf, sobald diese
beispielsweise bei Druckabfall in der Bohrspülung wirksam werden, und bewirkt eine
Abdichtung, die gegebenenfalls durch Einzementierung noch vervollkommnet werden kann.
[0024] Hat die Bohrung nach Durchqueren der Sonderformation ihr Ziel, beispielsweise eine
Gas- oder Öllagerstätte, erreicht, kann das Bohrwerkzeug nach Lösen der Verbindungsvorrichtung
12 aufgezogen und die Bohrung beispielsweise nach vollständiger Auskleidung als Produktionsbohrung
verwendet werden. Ist dem Bohrloch ein weit über die Sonderformation herabreichender
Verlauf zu geben, kann nach Aufziehen des zuvor mit dem Außengehäuse 11 verbundenen
Bohrwerkzeugs4 ein zweites Bohrwerkzeug mitsamt Rohrstrang in das Bohrloch eingefahren
werden, die durch das abgesetzte Außengehäuse hindurchführbar sind und das weitere
Abteufen der Bohrung übernehmen können. Dabei kann, sofern bei weiterem Abteufen in
erheblichem Abstand zur ersten Sonderformation eine weitere Sonderformation zu durchbohren
ist, ein zweites Bohrgerät mit einem zweiten Außengehäuse zum Einsatz gebracht werden,
das durch das abgesetzte erste Außengehäuse hindurchführbar ist. Der Ablauf des Bohrvorganges
mit dem zweiten Bohrgerät gestaltet sich dann analog dem vorbeschriebenen Ablauf.
[0025] In Fällen, in denen mehrere Sonderformationen in Abteufrichtung in verhältnismäßig
dichtem Abstand aufeinanderfolgen, kann es zweckmäßig sein, das Außengehäuse durch
sämtliche Sonderformationen hindurch mitzuführen und dementsprechend die Bohrlochauskleidung
über sämtliche Sonderformationen zu erstrecken.
[0026] Beim Abteufen von geraden Bohrungen unter Mitführung des Außengehäuses 11 wird der
obere Hauptteil 13 des Außengehäuses 11 vorteilhaft durch den Rohrstrang 3 zum Zwecke
der Reibungsminderung bzw. zur Geradführung des Bohrwerkzeugs 4 in Drehung versetzt.
Sofern das Außengehäuse 11 mit einer Abwinklung in seinem unteren Bereich versehen
und das Bohrgerät somit zu Richtbohrvorgängen einsetzbar ist, wird nach Bestimmung
des Richtungsverlaufes des abgewinkelten Teils des Außengehäuses 11 dieses durch den
Rohrstrang 3 von übertage her gegen Verdrehen gesichert, wodurch bei weiterem Bohrfortschritt
ein in seine Richtung entsprechend geänderter Bohrlochteil erbohrt wird.
1. Verfahren zum Abteufen einer Bohrung in unterirdische Formationen mit zumindest einer
schichtförmigen Sonderformation, die zu einer in Abteufrichtung benachbarten Formation
erheblich unterschiedliche Formationsdrücke aufweist, bei dem durch ein vom unteren
Ende eines Rohrstrangs getragenes Bohrwerkzeug mit einem von einem Tieflochmotor angetriebenen
Bohrmeißel ein erster Teil eines Bohrlochs erbohrt wird, der bis nahe an den Grenzbereich
zu der zumindest einen Sonderformation herabreicht, dadurch gekennzeichnet, daß beim nachfolgenden Abteufen eines weiteren, zumindest eine Sonderformation durchquerenden
Teils des Bohrlochs vom Rohrstrang ein rohrförmiges Außengehäuse mit einem unteren,
eine angetriebene Bohrkrone tragenden Ende mitgeführt und durch dieses das Bohrloch
zumindest im Bereich der Sonderformation ausgekleidet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
- nach Erbohren des ersten Bohrlochteils der Rohrstrang mitsamt Bohrwerkzeug aufgezogen
wird,
- in das Bohrloch das rohrförmige, am unteren Ende mit der Bohrkrone versehene Außengehäuse
von einer Länge eingefahren wird, welche die vorermittelte Dicke der zumindest einen
Sonderformation überschreitet,
- in das Außengehäuse ein Bohrwerkzeug mitsamt Rohrstrang eingeführt und das Bohrwerkzeug
in einer unteren Endstellung im Außengehäuse abgesetzt und festgelegt wird, in der
die Bohrkrone und der Bohrmeißel annähernd in gleicher Höhe liegen,
- das obere Ende des Außengehäuses mit dem Rohrstrang verbunden wird,
- der Rohrstrang mitsamt Außengehäuse weiter in das Bohrloch bis zum Erreichen der
Bohrlochsohle eingefahren wird, und
- nach Erreichen der Bohrlochsohle der Bohrmeißel und mit diesem ein die Bohrkrone
tragendes unteres Endteil des Außengehäuses in gemeinsamen Bohrbetrieb genommen werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß beim Abteufen der Bohrung in Formationen mit nur einer Sonderformation und einem
weit über die Sonderformation herabreichenden, vorgegebenen Bohrlochverlauf das Abteufen
des Bohrlochs nach Durchqueren der Sonderformation beendet, die Verbindung des Außengehäuses
mit dem Rohrstrang gelöst, der Rohrstrang mitsamt Bohrwerkzeug aufgezogen und das
weitere Abteufen des Bohrlochs mit einem mitsamt Rohrstrang durch das Außengehäuse
hindurchführbaren zweiten Bohrwerkzeugs vorgenommen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei mehreren, in Abteufrichtung benachbarten oder verhältnismäßig dicht aufeinanderfolgenden
Sonderformationen der weitere Teil des Bohrlochs durch sämtliche Sonderformationen
hindurch unter Mitführung des Außengehäuses abgeteuft wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
- bei mehreren, in Abteufrichtung verhältnismäßig weit voneinander entfernten Sonderformationen
das Abteufen des weiteren Teils des Bohrlochs nach Durchqueren der ersten Sonderformation
beendet, die Verbindung des Außengehäuses mit dem Rohrstrang gelöst, der Rohrstrang
mitsamt Bohrwerkzeug aufgezogen und der weitere Teil des Bohrlochs mit einem mitsamt
Rohrstrang durch das Außengehäuse hindurchführbaren zweiten Bohrwerkzeug bis nahe
an den Grenzbereich zu einer zweiten Sonderformation vorgenommen wird,
- nach Abteufen des weiteren Teils des Bohrlochs das Bohrwerkzeug mitsamt Rohrstrang
aufgezogen wird,
- in das Bohrloch ein mit einer Bohrkrone versehenes, durch das erste Außengehäuse
hindurchführbares zweites Außengehäuse von einer auf die Dicke der nachfolgend zu
erbohrenden Sonderformation abgestimmten Länge eingefahren wird,
- das zweite Bohrwerkzeug im zweiten Außengehäuse abgesetzt und das zweite Außengehäuse
mit dem zweiten Rohrstrang verbunden wird, und
- die Gerätegruppe bis zum Erreichen der Bohrlochsohle weiter eingefahren und anschließend
ein dritter Teil des Bohrlochs erbohrt wird, der zumindest die zweite Sonderformation
durchquert.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das oder die Außengehäuse im Bohrloch in ihrer Sollstellung einzementiert werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das jeweilige Außengehäuse und das in diesem jeweils abgesetzte Bohrwerkzeug
ein Richtungsbohrgerät bilden und zu Richtungsbohrungen eingesetzt werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der obere Hauptteil des Außengehäuses durch den Rohrstrang zur Reibungsminderung
und/oder zum Geradeausbohren beim Abteufen des Bohrlochs in Drehung versetzt wird.
9. Bohrgerät zum Abteufen einer Bohrung in unterirdische Formationen mit zumindest einer
schichtförmigen Sonderformation, die zu einer in Abteufrichtung benachbarten Formation
einen erheblich abweichenden Formationsdruck aufweist, mit einem Rohrstrang (3) und
einem Bohrwerkzeug (4), das ein rohrförmiges Werkzeuggehäuse (7), das an einem oberen
Ende mit dem unteren Ende (5) des Rohrstranges (3) verbindbar ist, einen Tieflochmotor
(8) und einen Bohrmeißel (10) umfaßt, der auf einem über das untere Ende des Werkzeuggehäuses
(7) vorstehenden Ende der Antriebswelle (9) des Tieflochmotors (8) angebracht ist,
dadurch gekennzeichnet, daß es ein Außengehäuse (11) umfaßt, das eine zumindest die Dicke der Sonderformation
übersteigende Länge, am unteren Ende eine Bohrkrone (20) und am oberen Ende eine ein-
und ausrückbare Verbindungsvorrichtung (12) zur Festlegung des Außengehäuses (11)
auf dem Rohrstrang (3) aufweist, und daß Bohrwerkzeug (4) und Außengehäuse (11) mit
Riegelgliedern (21,22;26,27) versehen sind, von denen eine obere Gruppe (14) das Werkzeuggehäuse
(7) in einer unteren Endstellung im Außengehäuse (11) abstützt, und von denen eine
untere Gruppe (16) die Antriebswelle (9) des Tieflochmotors (8) und ein unabhängig
drehbar gelagertes Endteil (17) des Außengehäuses (11) für eine gemeinsame Drehbewegung
verbindet.
10. Bohrgerät nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Riegelglieder (21,22) der oberen Gruppe (14) dem Bohrwerkzeug (4) eine untere
Endstellung im Außengehäuse (11) mit in Höhe der Bohrkrone (20) des Außengehäuses
(11) gelegenem Bohrmeißel (10) vorgeben.
11. Bohrgerät nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß die obere Gruppe (14) der Riegelglieder (21,22;26,27) eine im Außengehäuse (11)
ausgebildete Riegelnut (21) in Form einer nach außen ausgeformten, ringförmigen Tasche
und am Werkzeuggehäuse (7) schwenkbar gelagerte Riegelleisten (22) umfaßt, die aus
einer versenkten Ausgangsstellung durch Federwirkung in eine Riegelstellung ausklappbar
sind, in der die Riegelleisten (22) in die Riegelnuten (21) eingreifen und mit dem
Taschenboden (25) in axialem Stützeingriff stehen.
12. Bohrgerät nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die untere Gruppe (16) der Riegelglieder (21,22;26,27) im unteren Endteil (17)
des Außengehäuses (11) ausgebildete, längsgerichtete Riegelnuten (26) in Form von
rinnenförmig nach außen ausgeformten Taschen und an der Antriebswelle (9) des Tieflochmotors
(8) schwenkbar gelagerte Riegelleisten (27) umfaßt, die aus einer versenkten Ausgangsstellung
durch Federwirkung in eine Riegelstellung ausklappbar sind, in der die Riegelleisten
(27) in die Riegelnuten (26) eingreifen.
13. Bohrgerät nach einem der Ansprüche 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Riegelnut (21) der oberen Gruppe (14) der Abstütz- und Riegelglieder (21,22;26,27)
eine Eingriffslänge aufweist, die kürzer ist als die der Eingriffsteile (29) der Riegelleisten
(27) der unteren Gruppe (16).
14. Bohrgerät nach einem der Ansprüche 11 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Riegelnuten der unteren Gruppe (16) der Riegelglieder (21,22;26,27) eine
Eingriffslänge aufweisen, die größer ist als die der Eingriffsteile (29) der Riegelleisten
(27) der unteren Gruppe (16).
15. Bohrgerät nach einem der Ansprüche 9 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß das drehbar am oberen Hauptteil (13) des Außengehäuses (11) gelagerte untere
Endteil (17) des Außengehäuses (11) axial aus einer unteren Ausgangsstellung in eine
Bohrbetriebsstellung verschieblich ist, in der die Schneidebene der Bohrkrone (20)
gegenüber der des Bohrmeißels (10) aufwärts versetzt ist und den Bohrmeißel (10) im
Bereich seiner Seitenschneidfläche umgibt.
16. Bohrgerät nach einem der Ansprüche 9 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß das untere Endteil (17) und das untere Ende (18) des oberen Hauptteils (13)
des Außengehäuses (11) eine Lagerhülse (30) umgreifen, die fest mit dem unteren Endteil
(17) verbunden und drehbar und axial begrenzt verschieblich im unteren Ende (18) des
oberen Hauptteils (13) des Außengehäuses (11) abgestützt ist.
17. Bohrgerät nach einem der Ansprüche 9 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß das untere Ende (18) des oberen Hauptteils (13) des Außengehäuses (11) eine
abgewinkelte Ausrichtung aufweist und die Antriebswelle (9) des Tieflochmotors mit
einem flexiblen Abschnitt (39) versehen ist, der dem sich abwärts anschließenden Teil
der Antriebswelle (9) eine elastische allseitige Auslenkbarkeit verleiht.
18. Bohrgerät nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß der flexible Abschnitt (39) der Antriebswelle (9) nahe der Abwinklung gelegen
ist.
19. Bohrgerät nach einem der Ansprüche 9 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß oberhalb des Bohrwerkzeugs (4) eine Längenausgleichs- und Druckvorrichtung (6)
angeordnet ist.