Stand der Technik
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Steuern einer Brennkraftmaschine
gemäß den Oberbegriffen der unabhängigen Ansprüche.
[0002] Ein solches Verfahren und eine solche Vorrichtung zur Steuerung einer Brennkraftmaschine
ist aus der DE-OS 33 43 854 (US 4 656 986) bekannt. Dort wird die Fahrerwunschmenge
mittels eines Führungsformers gefiltert. Der Führungsformer filtert die Führungsgröße
(Sollwert) des Regelkreises. Anschließend wird diesem Signal eine von schnellen Drehzahländerungen
abhängige Störgröße aufgeschaltet. Diese Anordnung liefert nicht in allen Betriebszuständen
gute Ergebnisse.
[0003] Ein Kraftfahrzeug stellt aufgrund der elastischen Aufhängung von Motor und Fahrwerk
ein schwingungsfähiges Gebilde dar, das bei Störeinflüssen zu mehr oder weniger gedämpften
Schwingungen angeregt werden kann. Störeinflüsse sind beispielsweise ein Kraftstoffmengensprung
bei der Kraftstoffzumessung in die Brennkraftmaschine oder ein von außen verursachter
Momentensprung, beispielsweise durch ein Schlagloch in der Fahrbahn verursacht.
[0004] Die Schwingungen, die sich durch Drehzahländerungen oder Relativbewegungen zwischen
Motor und Karosserie bemerkbar machen, liegen üblicherweise im Bereich zwischen 1
und 10 Hz und werden als Ruckeln bezeichnet.
Aufgabe der Erfindung
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einem Verfahren und einer Vorrichtung
zur Steuerung einer Brennkraftmaschine der eingangs genannten Art, Schwingungen in
allen Betriebszuständen weitestgehend zu kompensieren bzw. zu vermeiden. Diese Aufgabe
wird durch die in den unabhängigen Ansprüchen gekennzeichneten Merkmale gelöst.
Vorteile der Erfindung
[0006] Die erfindungsgemäße Vorgehensweise bietet den Vorteil, daß in allen Betriebszuständen
Schwingungen weitestgehend kompensiert werden können.
[0007] Vorteilhafte und zweckmäßige Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind
in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
Zeichnung
[0008] Die Erfindung wird nachstehend anhand der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsform
erläutert. Es zeigen Figur 1 den prinzipiellen Aufbau eines Kraftstoffzumeßsystems
und Figur 2 ein Flußdiagramm zur Verdeutlichung der erfindungsgemäßen Vorgehensweise.
[0009] Die Erfindung wird im folgenden am Beispiel einer selbstzündenden Brennkraftmaschine
dargestellt. Die Erfindung ist nicht auf diese Anwendung beschränkt, sie kann auch
bei anderen Brenkraftmaschinen verwendet werden. Bei fremdgezündeten Brennkraftmaschinen
wird anstelle der Kraftstoffmenge die Drosselklappenposition entsprechend eingestellt.
[0010] In Figur 1 ist der prinzipielle Aufbau eines Kraftstoffzumeßsystems einer Dieselbrennkraftmaschine
dargestellt. Mit 10 ist ein Fahrpedalstellungsgeber und mit 11 ein Drehzahlgeber bezeichnet.
Eine Sollwertsteuerung 12 ist mit dem Fahrpedalstellungsgeber 10 und dem Drehzahlgeber
11 verbunden. Das Ausgangssignal MEW der Sollwertsteuerung, die der Fahrerwunschmenge
entspricht, gelangt zu einem Führungsformer 13. Das Drehzahlsignal N des Drehzahlgebers
11 gelangt zu einem Störgrößenregler 14. Das Ausgangssignal MEF des Führungsformers
13 und das Ausgangssignal MES des Störungsreglers 14 werden in einem Additionspunkt
überlagert und bilden das Mengensignal MEA, das einer Stelleinrichtung 15 zugeleitet
wird. Abhängig von diesem Signal MEA wird der nicht dargestellten Brennkraftmaschine
eine entsprechende Menge Kraftstoff zugemessen.
[0011] Eine Parametersteuerung 16 beaufschlagt den Führungsformer 13 und den Störungsregler
14 mit Signalen. Die Parametersteuerung verarbeitet das Ausgangssignal N des Drehzahlgebers
11, das Signal V eines Geschwindigkeitsgebers 17 , das Signal KS eines Kupplungssensors
18 sowie die Signale weiterer Steuereinrichtungen 19.
[0012] Das Drehzahlsignal N und das Geschwindigkeitssignal V gelangen über ein Filter 20
bzw. ein Filtermittel 21 zu einer V/N-Berechnung 22. Die V/N-Berechnung 22 beaufschlagt
wiederum eine Logik 23 mit einem Signal. Dieser Logik 23 werden auch die weiteren
Signale, die die Parametersteuerung 16 verarbeitet, zugeleitet. Ausgehend von diesen
Signalen stellt die Logik 23 die Ausgangssignale der Parametersteuerung 16 zur Verfügung.
[0013] Diese Einrichtung arbeitet nun wie folgt. Ausgehend von der Fahrpedalstellung und
der Drehzahl N berechnet die Sollwertsteuerung eine Fahrerwunschmenge MEW, die erforderlich
ist, um die vom Fahrer gewünschte Fahrleistung bereitzustellen. Bei Systemen ohne
Ruckeldämpfung wird dieses Signal unmittelbar der Stelleinrichtung 15 zugeleitet.
Die Stelleinrichtung 15 setzt dieses Signal in ein Ansteuersignal zur Beaufschlagung
der entsprechenden Stellelemente der Kraftstoffpumpe um. So ist beispielsweise bei
Reihenpumpen vorgesehen, daß ein Stellregelkreis die Regelstangenposition auf einen
entsprechenden Wert einregelt. Bei zeitgesteuerten Systemen gibt die Stelleinrichtung
15 ein Ansteuersignal für ein mengenbestimmendes Magnetventil ab.
[0014] Um auftretende Ruckelschwingungen kompensieren zu können, ist vorgesehen, daß das
Fahrerwunschsignal MEW mittels eines Führungsformers 13 gefiltert wird. Bei einer
bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, daß dieser Führungsformer als sogenanntes
Lead-lag 1.Ordnung (PDT1) ausgeführt ist. Ein solches Lead-lag-Glied besitzt die folgende
Übertragungsfunktion G13(s).

[0015] Des weiteren wird das Drehzahlsignal N einem Störungsregler 14 zugeleitet, bei dem
es sich vorzugsweise um ein D2T2-Glied oder ein anderes phasenkorrigierendes Übertragungsglied
oder geeigneten Bandfilter handelt. Dieser als D2T2-Glied realisierte Störungsregler
besitzt das in folgender Formel angegebene Übertragungsverhalten.

[0016] Der Störungsregler 14 und der Führungsformer 13 sind funktionell von einander unabhängig.
Dies bedeutet, daß die Parameter TZF, TNF, TDS und KDS dieser beider Übertragungsglieder
unabhängig von einander einstellbar sind.
[0017] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, daß die Parametersteuerung abhängig vom erkannten
Zustand der Brennkraftmaschine entsprechende Parametersätze vorgibt und den Führungsformer
bzw. den Störungsregler mit den entsprechenden Parametern beaufschlagt.
[0018] Es ist vorgesehen, daß für jede Gangstufe jeweils ein Parametersatz der Parameter
TZf und TNF für den Führungsformer und ein Parametersatz der Parameter TDS und KDS
für den Störungsregler vorgebbar ist. Des weiteren ist vorgesehen, daß bei dem Störungsregler
jeweils unterschiedliche Parametersätze gewählt werden, wenn ein Leerlaufregler aktiv
oder nicht aktiv ist. Ferner werden unterschiedliche Parametersätze für den Führungsformer
und für den Störungsregler gewählt, wenn ein externer Mengeneingriff erfolgt. Ein
weiterer Parametersatz ist für den Zustand ausgekuppelt vorgesehen.
[0019] Ein externer Mengeneingriff liegt beispielsweise vor, wenn eine nicht dargestellte
Getriebesteuerung einen Mengenwunsch vorgibt. In diesen Fällen werden andere Parametersätze
gewählt.
[0020] Der Zustand ausgekuppelt wird vorzugsweise mittels eines Kupplungsschalters 18 erkannt.
Abhängig davon, ob ein Kraftschluß zwischen Motor und Getriebe vorliegt liefert der
Kupplungsschalter 18 unterschiedliche Spannungswerte. Im Zustand ausgekuppelt, der
Kraftschluß zwischen Motor und Getriebe ist unterbrochen, nimmt der Schalter eine
erste Stellung ein und an seinem Ausgang liegt ein erster Spannungswert an. Im Zustand
eingekuppelt, der Kraftschluß zwischen Motor und Getriebe ist hergestellt, nimmt der
Schalter eine zweite Stellung ein und an seinem Ausgang liegt ein zweiter Spannungswert
an.
[0021] Um den eingelegten Gang erkennen zu können, wird vorzugsweise das Drehzahl- und das
Geschwindigkeitssignal ausgewertet. Hierzu werden die beiden Signale mit jeweils einem
Filter 20 und 21, die vorzugsweise PT1-Verhalten aufweisen, gefiltert. Die V/N-Berechnung
22 berechnet dann das Verhältnis zwischen der Fahrgeschwindigkeit des Fahrzeugs und
der Drehzahl der Brennkraftmaschine. Ist ein Gang eingelegt, so ergibt sich für V/N
ein den eingelegten Gang charakterisierender Wert.
[0022] Der Zustand Leerlauf wird beispielsweise erkannt, wenn ein Leerlaufregler ein entsprechendes
Signal bereitstellt. Der Zustand Leerlauf kann aber auch durch Auswertung anderer
Signale erkannt werden.
[0023] Zur verbesserten Erkennung der verschiedenen Zustände, insbesondere des Zustands
"Leerlauf", des Zustands "ausgekuppelt" und des Zustands "eingekuppelt" können weitere
Größen herangezogen werden. Dies sind die Fahrgeschwindigkeit V, die Motordrehzahl
N, die Kraftstoffmenge QK, sowie die zeitlichen Ableitungen, das heißt die Änderungen,
der Größen.
[0024] Eine vereinfachte Ausführungsform ergibt sich, wenn für den Führungsformer lediglich
zwischen dem Zustand eingekuppelt und dem Zustand ausgekuppelt unterschieden wird,
wobei im eingekuppelten Zustand zwei Parametersätze vorgebbar sind. Insbesondere wird
für den ersten Gang ein Parametersatz und für die weiteren Gänge ein weiterer Parametersatz
gewählt.
[0025] Eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung ergibt sich, wenn unterschiedliche Parametersätze
beim Beschleunigen und beim Verzögern der Brennkraftmaschine gewählt werden. D. h.,
daß abhängig von dem Vorzeichen der Ableitung der Drehzahl und/oder eines leistungsbestimmenden
Signals unterschiedliche Parametersätze ausgewählt werden.
[0026] In Figur 2 wird die erfindungsgemäße Vorgehensweise anhand eines Flußdiagramms verdeutlicht.
In einem ersten Schritt werden der Führungsformer und der Störungsregler zustandsabhängig
initialisiert. Das heißt eine Initialisierung erfolgt nur dann, wenn bestimmte Zustände
erkannt werden.
[0027] In einem Schritt 220 erfolgt die Erkennung, welcher Zustand vorliegt. Ausgehend von
der Gangerkennung V/N, einem Signal, das anzeigt, ob der Leerlaufregler aktiv ist,
einem Signal KS, das anzeigt, ob die Kupplung betätigt oder nicht betätigt ist sowie
gegebenenfalls weiteren Signalen und deren Ableitungen wird der Zustand der Brennkraftmaschine
erkannt.
[0028] Der gewählte Gang wird ausgehend von der Fahrgeschwindigkeit V und der Drehzahl N
der Brennkraftmaschine erkannt. Das Verhältnis V/N ist ein Maß für den eingelegten
Gang.
[0029] Im anschließenden Schritt 230 werden die entsprechenden Parameter für den Führungsformer
und den Störungsregler abhängig vom erkannten Zustand bestimmt.
[0030] Vorzugsweise ist vorgesehen, daß bei der Applikation die Parameter ermittelt und
in einem Speicher abgelegt werden. Aus diesem Speicher können sie dann abhängig vom
erkannten Zustand im Schritt 230 ausgelesen werden. Es kann zum einen vorgesehen sein,
daß alle Typen einer Brennkraftmaschine die gleiche Parametersätze erhalten. Es ist
aber auch denkbar, daß fahrzeugspezifische Parametersätze abgespeichert werden.
[0031] Die sich anschließende Abfrage 240 überprüft, ob ein Zustandsübergang vom Zustand
"ausgekuppelt" KA zum Zustand "eingekuppelt" KE erfolgte. Ist dies nicht der Fall,
so werden in Schritt 260 unmittelbar die neuen Parameter, die dem neuen Zustand zugeordnet
sind, verwendet. Erkennt die Abfrage 240 dagegen, daß ein Zustandsübergang vom Zustand
"ausgekuppelt" KA zum Zustand "eingekuppelt" KE erfolgte, so überprüft die Abfrage
250, ob sich das Vorzeichen des Ausgangssignal MES des Störungsreglers seit dem letzten
Programmdurchlauf geändert hat. Ist dies nicht der Fall, so wird in Schritt 265 weiterhin
der alte Parametersatz verwendet. Bei einer Zustandsänderung vom Zustand "ausgekuppelt"
zum Zustand "eingekuppelt" werden nur dann die neuen Parametersätze verwendet, wenn
sich gleichzeitig das Vorzeichen des Signals MES ändert.
[0032] Anschließend an die Schritte 260 bzw. 265 folgt ein erneuter Programmdurchlauf, der
mit dem Schritt 220 beginnt.
1. Verfahren zur Steuerung einer Brennkraftmaschine, bei dem ein Führungsformer abhängig
von wenigstens einem Fahrerwunschsignal einen ersten Wert vorgibt, und ein Störungsregler
abhängig von wenigstens einem Drehzahlsignal einen zweiten Wert vorgibt, wobei ausgehend
von dem ersten und dem zweiten Wert ein Signal zur Beaufschlagung eines Stellers vorgebbar
ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Parametersätze, die das Übertragungsverhalten
des Führungsformers und/oder des Störungsreglers bestimmen, abhängig von Betriebsparametern
vorgebbar sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß unterschiedliche Parametersätze
gewählt werden, wenn der Zustand ausgekuppelt und der Zustand eingekuppelt vorliegt.
3. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß abhängig
von einer gewählten Gangstufe unterschiedliche Parametersätze vorgebbar sind.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der gewählte
Gang ausgehend von der Fahrgeschwindigkeit und der Drehzahl erkannt wird.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß im eingekuppelten
Zustand für den ersten Gang ein Parametersatz und für die weiteren Gänge ein weiterer
Parametersatz gewählt wird.
6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein Parametersatz
gewählt wird, wenn ein Zustand Leerlauf vorliegt.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein Parametersatz
gewählt wird, wenn ein externer Mengeneingriff erfolgt.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß beim Beschleunigen
und beim Verzögern der Brennkraftmaschine unterschiedliche Parametersätze gewählt
werden.
9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer
Zustandsänderung vom Zustand ausgekuppelt zum Zustand eingekuppelt werden nur dann
die neuen Parametersätze verwendet, wenn sich das Vorzeichen des zweiten Werts ändert.
10. Vorrichtung zur Steuerung einer Brennkraftmaschine, bei dem ein Führungsformer wenigstens
abhängig von wenigstens einem Fahrerwunschsignal eine Führungsgröße vorgibt, und ein
Störungsregler wenigstens abhängig von einem Drehzahlsignal eine Störungsgröße vorgibt,
mit Mitteln die ausgehend von der Führungsgröße und der Störungsgröße ein Signal zur
Beaufschlagung eines Stellers vorgeben, dadurch gekennzeichnet, daß Mittel vorgesehen
sind, die die Parametersätze, die das Übertragungsverhalten des Führungsformers und/oder
des Störungsreglers bestimmen, abhängig von Betriebsparametern vorgeben.