[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Betätigung einer Eisenbahnweiche gemäß
dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Eine derartige Vorrichtung ist z. B. aus einer Firmendruckschrift der Standard Elektrik
Lorenz AG mit dem Titel "Weichenantrieb L700M" bekannt, die 1972 erschienen ist und
den genannten Weichenantrieb in Aufbau und Wirkungsweise beschreibt.
[0003] Eine elektrohydraulisch angetriebene Heichenstellvorrichtung ist aus der DE-OS 1952
824 bekannt. Die Stellkurbel ist hier als Winkelhebel ausgebildet, auf den das zum
Umstellen der Weiche erforderliche Drehmoment durch zwei hydraulische Arbeitszylinder
ausgeübt wird. Anders als bei der in der zuerst genannten Schrift beschriebenen Vorrichtung
wirken die Verriegelungsmittel hier jedoch nicht unmittelbar auf die Stellkurbel ein.
[0004] Die bekannten Vorrichtungen sind für einen vorgegebenen Stellhub ausgelegt, der jeweils
auf einen bestimmten Typ einer Weiche oder eines anderen verstellbaren Gleiselementes,
mit dem die jeweilige Vorrichtung zusammenwirkt, abgestimmt ist und nicht verändert
werden kann, ohne wichtige Teile auszuwechseln oder entsprechend aufwendige und teure
Verstell- und Verschlußmechanismen vorzusehen. Sollen z. B. bei Weichen mit großen
Radien mehrere Antriebe mit unterschiedlichen Stellhüben auf eine Weiche einwirken,
wie dies z. B. in der DE-PS 19 52 823 vorgesehen ist, so müssen die einzelnen Antriebsvorrichtungen
in ihren Stellhüben unterschiedlich eingestellt sein, dürfen sich aber in ihren Stellzeiten
nicht voneinander unterscheiden. Dazu müssen bei mechanischen Antrieben die Getriebeübersetzungen,
bei hydraulischen Antrieben die Fördervolumina der Pumpen verändert werden oder es
müssen in den elektrischen Zuleitungen der Antriebe teure Frequenzumrichter vorgesehen
werden.
[0005] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung der o. g. Art
anzugeben, deren Stellhub einfach verändert werden kann, ohne daß sich die Stellzeit
der betätigten Weiche verändert und ohne daß Einstellungen zum Verschluß dieser Weiche
geändert werden müssen.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die im Patentanspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst.
[0007] Die Stellkurbel verbindet hier in idealer Weise die Forderung nach einem variablen
Stellweg bei unveränderter Stellzeit mit dem Vorteil, den Weichenverschluß für alle
Stellwegvarianten an derselben Stelle belassen zu können. Da die Verriegelung unmittelbar
an der Stellkurbel erfolgt, läßt sich der gesamte Antrieb dazuhin so kompakt aufbauen,
daß er in einer Kastenschwelle Platz findet.
[0008] Ausgestaltungen der Vorrichtung nach der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
So betrifft Anspruch 2 eine besonders platzsparende Ausführung der Stellkurbel als
zweiarmiger Hebel, dessen das Antriebsdrehmoment aufnehmender Arm scheibenartig verbreitert
ist und sowohl Mitnehmerflächen zur Aufnahme des Antriebsdrehmoments von einer parallel
geführten Entsperrscheibe wie auch Anschlagflächen zur Begrenzung des Drehwinkels
und für den Eingriff von Verriegelungselementen aufweist.
[0009] Die Ansprüche 3 und 4 betreffen Ausgestaltungen eines zur Kraftübertragung zwischen
Stellkurbel und Stellschieber angeordneten Koppelgliedes, das ein einfacher, in einer
am Stellschieber angeordneten Parallelführung gleitender Zapfen oder aber eine anstelle
des Zapfens angeordnete Rolle sein kann, die eine Rollbewegung in der geringfügig
weiter als der Rollendurchmesser bemessenen Führung ausführt.
[0010] Anspruch 5 betrifft eine Weiterbildung, bei der anstelle eines in eine Führung eingreifenden
Zapfens ein Gelenkhebel die Kraftübertragung von der Stellkurbel auf den Stellschieber
übernimmt.
[0011] Die Ansprüche 6 und 7 betreffen Möglichkeiten zur Veränderung des Abstandes zwischen
Koppelglied und Drehachse der Stellkurbel. Dieser Abstand, der die Länge des Stellhubes
bestimmt, kann entweder, gemäß Anspruch 6, durch Verändern der Länge des den Stellschieber
antreibenden Hebelarmes der Stellkurbel oder, gemäß Anspruch 7, durch Verändern der
Position des Koppelgliedes auf diesem Hebelarm verändert werden.
[0012] Anspruch 8 betrifft die Möglichkeit, die Weichenverstellvorrichtung auffahrbar zu
gestalten.
[0013] Anspruch 9 betrifft ein Ausführungsbeispiel für eine platzsparende Stellkurbelverriegelung.
[0014] Anhand von 2 Figuren soll nun ein Ausführungsbeispiel der Vorrichtung nach der Erfindung
eingehend beschrieben und seine Funktion erklärt werden.
- Fig. 1
- zeigt schematisch das Prinzip eines Stellkurbel-Weichenantriebs nach dem Stand der
Technik.
- Fig. 2
- zeigt das Prinzip der Vorrichtung nach der Erfindung.
[0015] In Fig. 1 ist schematisch ein Stellkurbelantrieb für eine Weiche WE wiedergegeben.
Ein Motor MO treibt über eine Rutschkupplung RK, ein Ritzel R und ein Zahnrad 1 eine
Schnecke 2 an.
[0016] Die Schnecke ist mit einem Schrägstirnradsektor 3 im Eingriff, der um eine Welle
6 drehbar ist. Die eigentliche Stellkurbel bildet ein ebenfalls um die Welle 6 drehbarer
Doppelhebel, an dessen einem Arm 5 der Stellschieber der Weiche angelenkt ist und
dessen anderer Arm 4 sektorförmig verbreitert, parallel zum Schrägstirnradsektor verläuft
und mit diesem über einen Mitnehmer 7 und eine z. B. als Langloch in azimutaler Richtung
ausgebildete Ausnehmung, in die der Mitnehmer hineinragt, verbunden ist.
[0017] Beim Stellvorgang wird, ausgehend von einer Endlage der Weiche, in der Schrägstirnradsektor
3 und Stellkurbel 4 an einem Anschlag anliegen und in der die Stellkurbel gegen eine
vom Anschlag weg gerichtete Bewegung durch einen Sperrhebel 8 verriegelt ist, der
Schrägstirnradsektor über die Schnecke 2 angetrieben. Noch bevor der Mitnehmer 7 Kraft
auf die Stellkurbel ausübt, hebt der Schrägstirnradsektor über eine Schräge 12 den
Sperrhebel 8, 8a gegen eine ihn in einer die Drehbewegung der Stellkurbel blockierenden
Ruhelage haltende Federkraft aus und gibt damit die Stellkurbel frei. Mit dem Ausheben
des Sperrhebels 8 wird außerdem ein Kontakt 10 geschlossen, der den beginnenden Weichenumlauf
z. B. an ein Stellwerk meldet.
[0018] Der ausgehobene Stellhebel, der an seinem Ende eine Rolle tragen kann, gleitet oder
rollt nun auf der kreisbogenförmigen Randfläche des sektorförmigen Teils der Stellkurbel
bis nach Erreichen der anderen Endlage der Weiche der für die Verriegelung der Stellkurbel
in dieser Endlage vorgesehene Sperrhebel 9 hinter die Begrenzung des sektorförmigen
Teils 4 der Stellkurbel einfällt. Über einen mit dem Sperrhebel 9 verbundenen Kontakt
11 wird die neue Weichen lage an das Stellwerk gemeldet. Die Rückstellung der Weiche
erfolgt in analoger Weise.
[0019] Anstelle eines über ein Getriebe an die Stellkurbel angekoppelten Motors, können
selbstverständlich auch hydraulische Arbeitszylinder zur Ausübung eines Drehmomentes
auf die Stellkurbel zum Einsatz kommen, wie dies bei elektrohydraulischen Weichenantrieben
der Fall ist.
[0020] In Fig. 2 ist das Prinzip der Vorrichtung nach der Erfindung wiedergegeben. In einem
Gehäuse G sind als mit einer zu betätigenden Weiche verbundene Elemente ein Stellschieber
ST und zwei Prüferschieber PS gelagert. Während der Stellschieber die zum Umstellen
der Weiche erforderliche Stellkraft auf die Weichenzungen ausübt, übertragen die Prüferschieber
die Positionen der Weichenzungen ins Innere des Gehäuses G. Dort sind dann z. B. Prüferriegel
PR vorgesehen, die in in den Prüferschiebern vorhandene Ausnehmungen einfallen und
dabei einen nicht dargestellten elektrischen Kontakt betätigen, sobald die Prüferschieber
eine Position erreicht haben, die einer Endposition der jeweils mit ihnen verbundenen
Weichenzunge entspricht.
[0021] Der Antrieb des Stellschiebers ST erfolgt über eine Stellkurbel K, die um eine im
Gehäuseboden gelagerte Welle W drehbar ist. Diese Stellkurbel ist als Doppelhebel
ausgebildet. Ein erster Hebelarm, der den Stellschieber ST antreibt, besitzt ein Langloch
L, in dem ein Zapfen Z verstellbar angeordnet ist und in eine am Stellschieber, senkrecht
zu dessen Bewegungsrichtung angeordnete Parallelführung F eingreift. Der zweite Hebelarm
der Stellkurbel K ist zu einem Kreissektor mit nahezu radial ausgerichteten Kanten
K1, K2 verbreitert, der etwa in der Mitte seiner kreisbogenförmigen Begrenzung einen
hier nach unten abgekröpften Mitnehmer MT1 trägt. Dieser Mitnehmer kommt mit Mitnehmern
MT2, MT3 einer parallel zur Stellkurbel geführten, ebenfalls um die Welle D drehbaren
Entsperrscheibe E in Eingriff, sobald die Entsperrscheibe gegenüber der Stellkurbel
unter der Wirkung eines Drehmomentes M um einen kleinen Vorlaufwinkel gedreht wird.
[0022] In den Endlagen der Weiche ist die Stellkurbel jeweils einerseits durch eine Rolle
R1 oder R2, die an einem federkraftbeaufschlagten Hebel H1 bzw. H2 befestigt ist,
und andererseits einen Anschlag A1 bzw. A2 in ihrer Lage verriegelt. Allein die Entsperrscheibe
E ist in der Lage, wenn sie von einem nicht dargestellten Motor oder einem hydraulischen
Arbeitszylinder mit dem Drehmoment M beaufschlagt wird, mit einer Schräge E1 die Rolle
R1 gegen die Federkraft des Hebels H1 aus der in Fig. 2 dargestellten, die Bewegung
der Stellkurbel sperrenden Lage zu drücken und mit der Vorderfläche V1 ihres Mitnehmers
MT2, die nach Drehung um den Vorlaufwinkel gegen die zum Mitnehmer MT2 hin gerichtete
Seitenfläche V2 des Mitnehmers MT1 der Stellkurbel läuft, die Stellkurbel mitzuführen,
bis die Stellkurbelkante K1 den Anschlag A2 erreicht hat und die am Hebel H2 befestigte
Rolle R2 hinter der anderen Kante K2 der Stellkurbel, die ausgangs der Bewegung am
Anschlag Al angelegen hat, eingefallen ist.
[0023] Während des Drehvorgangs der Stellkurbel wurde der Stellschieber ST um einen Stellhub
S1 nach links bewegt. Soll dieser Stellhub kleiner sein, z. B. weil der Stellschieber
nicht in der Nähe der Spitze der Weichenzungen, sondern z. B., in einem von mehreren
Antrieben einer Langweiche angeordnet, in der Mitte der Weichenzungen angreift, so
kann der Stellhub hier auf einfache Weise verstellt werden, indem der Zapfen Z im
Langloch L in eine andere Position Z' verschoben wird, in der er von der Mittelachse
der Welle W nicht einen Abstand L1 sondern einen kleineren Abstand L2 hat. Wie aus
der Figur ersichtlich, verkürzt sich dadurch der Stellhub auf einen Weg S2. Die Stellzeit
bleibt dabei unverändert und auch die Einstellungen der Hebel H1, H2 brauchen nicht
verändert zu werden. Beim Weichenrücklauf kehrt die Vorrichtung aus der zuletzt eingenommenen
Endlage in die in Fig. 2 dargestellte Ausgangslage zurück. Dabei laufen die einzelnen
Bewegungsvorgänge, Ausheben der Rolle R2 durch die entsprechende Schräge der Entsperrscheibe
E während des Vorlaufes, Kraftschluß zwischen Mitnehmer MT3 und Mitnehmer MT1 und
Mitdrehen der Stellkurbel bis in die dargestellte Endlage völlig analog zur vorstehend
beschriebenen Stellbewegung ab.
[0024] Wird anstelle des Zapfens Z als Koppelelement ein Gelenkhebel verwendet, so kann
dieser als starre Stange ausgebildet sein, die mit ihrem einen Ende an der sonst vom
Zapfen Z eingenommenen Stelle an der Stellkurbel, mit ihrem anderen Ende am Stellschieber
angelenkt ist und mit dessen Längsachse einen möglichst spitzen Winkel bildet. Eine
Führung am Stellschieber kann dann entfallen.
[0025] Für den Fall, daß die Eisenbahnweiche aus der falschen Richtung befahren wird (Auffahren
der Weiche) wird dem Stellschieber ST eine Kupplung zugeordnet, die dann den Stellschieber
ST von den die Endlagen bestimmenden Verriegelungselementen trennt.
1. Vorrichtung zur Betätigung einer Eisenbahnweiche (WE) mit einem Antriebselement (MO),
einem von diesem über eine als um eine Achse drehbarer Hebel ausgebildete Stellkurbel
(K) betätigten, auf die Weichenzungen einwirkenden Stellschieber (ST) und mit Verriegelungsmitteln
(R1, R2, H1, H2), die die Stellkurbel nach Beendigung einer Stellbewegung in ihrer
jeweiligen Endlage festhalten,
dadurch gekennzeichnet, daß die Stellkurbel (K) über ein in seinem Abstand von der Drehachse verstellbares
Koppelglied (Z) mit dem Stellschieber (ST) kraftschlüssig verbunden ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Stellkurbel als mindestens zweiarmiger Hebel ausgebildet
ist, von dem ein nicht mit dem Stellschieber verbundener Hebelarm als Sektor eines
Kreises ausgebildet ist, durch dessen Mittelpunkt die Drehachse verläuft, daß eine
im wesentlichen parallel zu dem Kreissektor angeordnete, vorzugsweise in der Größe
des Kreissektors ausgebildete Entsperrscheibe (E) um die Drehachse drehbar angeordnet
ist, welche ein vom Antriebselement auf die Stellkurbel zu übertragendes Drehmoment
(M) aufnimmt und die Stellkurbel über an Stellkurbel und Entsperrscheibe angebrachte,
aus einer einer Endlage des Stellschiebers entsprechenden Lage heraus nach kurzem
Vorlauf miteinander in Eingriff kommende Mitnehmer (MT1, MT2, MT3) bis in eine der
anderen Endlage des Stellschiebers entsprechende Endposition mitdreht und welche beiderseits
Schrägflächen (El, E2) aufweist, die während des Vorlaufs ein die Drehung der Stellkurbel
zuvor verhinderndes, mit einer Anschlagsfläche (K1, K2) der Stellkurbel in Eingriff
stehendes Verriegelungselement (R1, R2) gegen eine Rückstellkraft aus der Verriegelungsstellung
drücken.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das in seinem Abstand von der Drehachse verstellbare Koppelglied
(Z) ein zur Längsausdehnung des Hebelarmes senkrechter Zapfen ist, der in eine am
Stellschieber, vorzugsweise senkrecht zu dessen Bewegungsrichtung angeordnete Führung
(F) eingreift und in dieser beweglich ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß der Zapfen Lager für eine Rolle ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das in seinem Abstand von der Drehachse verstellbare Koppelglied
von einem ersten Gelenk eines Gelenkhebels gebildet wird, der in spitzem Winkel zum
Stellschieber angeordnet und mit diesem über ein weiteres Gelenk verbunden ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der das Koppelglied tragende Hebelarm der Stellkurbel
in seiner Länge verstellbar ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Koppelglied auf dem es tragenden Hebelarm in Längsrichtung
verschiebbar angeordnet, oder in vorbereitete, in unterschiedlichen Entfernungen zur
Drehachse angeordnete Aufnahmen einsetzbar ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß der Stellschieber (ST) mit einer Kupplung derart verbunden
ist, daß beim stumpf Befahren der Eisenbahnweiche (WE) aus der falschen Richtung (Auffahren
der Weiche) der Stellschieber von den Verriegelungselementen getrennt wird.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß als Verriegelungselemente Rollen (R1, R2) vorgesehen sind,
die an in den Endlagen des Stellschiebers durch vorgespannte Federn in einer Ruhelage
gehaltenen Hebeln (H1, H2) befestigt sind und im Zusammenwirken mit je einer Anschlagsfläche
(K1, K2) des das Antriebsdrehmoment aufnehmenden Hebelarms der Stellkurbel deren Bewegung
verhindern, daß die Rollen so breit sind, daß sie in die Bahn der Entsperrscheibe
(E) ragen und daß die Schrägflächen (E1, E2) in den Bereichen des Randes der Entsperrscheibe
vorgesehen sind, die während der Drehbewegung der Entsperrscheibe zuerst mit einer
Rolle in Kontakt kommen.