[0001] Die Erfindung betrifft eine Antriebs- und Bremshilfsvorrichtung für Rollstühle, die
am Rahmen eines Rollstuhls befestigbar ist und mindestens ein motorisch angetriebenes
und bei Bedarf auf den Boden zwischen den beiden Laufrädern des Rollstuhls absenkbares
Antriebsrad aufweist.
[0002] Das Schieben einer im Rollstuhl sitzenden Person ist insbesondere in geneigtem Gelände
mit einigem Kraftaufwand für die schiebende Person verbunden. Da vielfach auch ältere
Menschen andere, an den Rollstuhl gefesselte Personen mit dein Rollstuhl fahren, sind
bereits Schiebehilfen der oben beschriebenen Art entwickelt worden, die bei Bedarf
an den Rollstuhl montiert werden können. Bei ansteigendem Gelände kann das mindestens
eine Antriebsrad der Hilfsvorrichtung in Bodenkontakt gebracht werden. Durch das Eigengewicht
der Vorrichtung wird das Antriebsrad auf den Boden gepreßt und kann sein motorisch
erzeugtes Drehmoment in eine Vorwärtsbewegung des Rollstuhls umsetzen. Das mindestens
eine Antriebsrad ist hierzu in der Regel an einem Schwenkhebel gelagert, dessen Drehpunkt
in relativ großem Abstand vom Boden vor dem Antriebsrad angeordnet ist. Auf diese
Weise kann ein besonders hoher Anpreßdruck des Rads bei Bergauffahrten erzielt werden.
Der Schwenkhebel übt eine Kraftkomponente auf das Antriebsrad in Richtung unter den
Schwerpunkt des Rollstuhls aus. Bei Bergabfahrten jedoch ist eine solche Anordnung
des Drehpunkts des Schwenkhebels wirkungslos. Jetzt hat das Antriebsrad die Neigung,
nach hinten weggedrückt zu werden. Die herkömmlichen Schiebevorrichtungen sind also
nicht zum Einsatz als Bremshilfen geeignet.
[0003] Zur Vermeidung dieser Nachteile ist die Antriebs- und Bremshilfsvorrichtung nach
der Erfindung dadurch gekennzeichnet, daß das mindestens eine Antriebsrad an einen
Schwenkarm, dessen Drehpunkt in ungefähr dem gleichen Abstand zum Boden wie die Drehachse
des mindestens einen Antriebsrads angeordnet ist, oder an einer Vertikalführung befestigt
ist. Durch eine solche Anordnung wird ein gleichmäßiger Anpreßdruck des Antriebsrads
sowohl bei Bergauf- als auch bei Bergabfahrten erreicht. Die Vorrichtung kann somit
jetzt auch als Bremse bei Bergabfahrten eingesetzt werden. Für einen gleichmäßigen
Anpreßdruck des Antriebsrads, der unabhängig ist vom Eigengewicht der Vorrichtung,
kann vorteilhafterweise außerdem ein Hubmotor zum Absenken und Anheben des mindestens
einen Antriebsrads vorgesehen sein. Dabei kann zweckmäßigerweise der Hubmotor über
eine zwischengeschaltete Feder mit dem mindestens einen Antriebsrad gekoppelt sein.
Hierdurch entsteht ein definierter Druck gegenüber dem Untergrund, und es können Bodenunebenheiten
durch die Feder leicht ausgeglichen werden. Der Hubmotor erleichtert außerdem das
Inbetriebnehmen und Abschalten der Hilfsvorrichtung. Im Gegensatz zu herkömmlichen
Schiebevorrichtungen, bei der die in der Regel zwei Antriebsräder von Hand aus einer
Verriegelungsmechanik gelöst und abgesenkt werden müssen, übernimmt diese Arbeit hier
der Hubmotor. Bei einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen
Vorrichtung kann bereits beim Einschalten der Stromversorgung der Vorrichtung ein
automatisches Absenken und Anpressen und bei einem Ausschalten der Stromversorgung
der Vorrichtung ein automatisches Anheben des mindestens einen Antriebsrads erfolgen.
Umständliches Lösen von Verriegelungsvorrichtungen, was insbesondere für ältere Menschen
recht beschwerlich sein kann, ist hier überflüssig. Die Stromversorgung der Motoren
der Vorrichtung kann zweckmäßigerweise über eine Batterie erfolgen. Weitere Vorteile
ergeben sich, wenn das mindestens eine Antriebsrad von einem Radnabenmotor angetrieben
ist, der nur wenig Einbauraum benötigt. Vorteilhaft ist auch eine Ausgestaltung mit
nur einem Antriebsrad, das in der Mitte zwischen den beiden Laufrädern des Rollstuhls
angeordnet ist. Gegenüber einem Paar von Antriebsrädern hat diese Konstruktion den
Vorteil, daß die Lenkung des Rollstuhls durch die Vorrichtung nicht erschwert wird.
Für eine komfortable Bedienung der Vorrichtung kann diese ein Bediengerät aufweisen,
mit dem verschiedene Grundgeschwindigkeiten des Rollstuhls stufenlos vorwählbar sind.
Hierdurch ist die dauernde Anpassung der Geschwindigkeit über eine "Gashebel" überflüssig.
[0004] Nachfolgend wird eine bevorzugte Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
anhand der Zeichnung näher erläutert.
[0005] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen zentralen Längsschnitt durch einen Rollstuhl mit einer erfindungsgemäßen Schiebe-
und Bremseinrichtung mit abgesenktem Antriebsrad;
- Fig. 2
- einen der Fig. 1 entsprechenden Schnitt des Rollstuhl mit angehobenem Antriebsrad;
- Fig. 3
- eine Ansicht von hinten auf den Rollstuhl nach Fig. 1 mit angehobenem Antriebsrad.
- Fig. 4
- einen zentralen Längsschnitt durch einen Rollstuhl mit einer zweiten Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Schiebe- und Bremseinrichtung mit abgesenktem Antriebsrad;
- Fig. 5
- einen der Fig. 4 entsprechenden Schnitt durch den Rollstuhl mit angehobenem Antriebsrad.
[0006] Fig. 1 zeigt einen Rollstuhl 10 an dessen Rahmen 11 eine Schiebe- und Bremshilfsvorrichtung
12 mit Hilfe von aus Fig. 3 ersichtlichen Befestigungen 13 angeordnet ist. Die Befestigungsvorrichtung
12 besteht aus einem Antriebsrad 14, das zwischen den beiden Laufrädern 15 und 16
des Rollstuhls 10 angeordnet ist. Das Antriebsrad 14 ist an einem Schwenkarm 17 gelagert,
dessen Drehpunkt D im gleichen Abstand vom Boden 24 wie die Achse 18 (Fig. 3) des
Antriebsrads 14 angeordnet ist. Der Schwenkarm 17 ist mit der Achse 18 verbunden (Fig.
2) und weist einen Ausleger 17.1 auf, an dem eine Feder 19 angelenkt ist. Das andere
Ende der Feder 19 ist mit einer Spindel 20 verbunden, die von einem Hubmotor 21 in
Rotation versetzt wird und dadurch den Anlenkpunkt 22 (Fig. 2) der Feder 19 entlang
der Spindel bewegt. Am Anlenkpunkt 22 ist außerdem ein Gelenkarm 23 angelenkt (Fig.
2), der nach dem Absenken des Antriebsrads 14 auf dem Untergrund 24 eine vertikale
Stellung einnimmt (Fig. 1). Der Schwenkarm 23 liegt dann in der Verlängerung der Feder
19. Im in Fig. 2 gezeigten angehobenen Zustand des Antriebsrads 14 wird das Gelenk
22 zwischen dem Gelenkarm 23 und der Feder 19 abgewinkelt und dadurch, bei voll ausgefahrener
Feder 19, das Rad 14 angehoben. Der eigentliche Antriebsmotor des Rads 14 ist ein
Radnabenmotor 25 mit Getriebe. Sowohl der Radnabenmotor 25 als auch der Hubmotor 21
werden von einer Batterie 26 gespeist (Fig. 3). Die Bedienung der Antriebsvorrichtung
12 erfolgt über ein Bediengerät 27, das an einem Handgriff 28 des Rollstuhls 10 befestigt
ist. Bei Einschalten des Bediengeräts 27 wird das Antriebsrad 14 aus der in Fig. 2
gezeigten Ruhestellung in die in Fig. 1 gezeigte Betriebsstellung automatisch abgesenkt.
Hierzu wird der Hubmotor 21 aktiviert, der über die Spindel 20 ein Strecken des von
der Feder 19 sowie des Gelenkarms 23 gebildeten Gelenks am Punkt 22 bewirkt und damit
für ein Absenken des Antriebsrads 14 und ein Anpressen mit einem definierten Anpreßdruck
gegen den Untergrund 24 sorgt. Die Feder 19 ist in der in Fig. 1 gezeigten Stellung
in halbgestauchtem Zustand, so daß Bodenunebenheiten durch sie jederzeit ausgeglichen
werden können. Dadurch, daß der Drehpunkt D des Schwenkarms 17, an dem das Antriebsrad
14 gelagert ist, im gleichen Abstand zum Boden 24 wie die Achse 18 des Rads 14 angeordnet
ist, ist ein gleichmäßiger Anpreßdruck des Rads 14 gegen den Untergrund 24 sowohl
bei Bergauf- als auch bei Bergabfahrt gewährleistet. Die Vorrichtung läßt sich somit
sowohl als Schiebehilfsvorrichtung bei Bergauffahrten als auch als Bremsvorrichtung
bei Bergabfahrten einsetzen.
[0007] Die Fig. 4 und 5 zeigen eine alternative Ausgestaltung eines Rollstuhls 10' mit einer
Schiebe- und Bremshilfe, bei der das Antriebsrad 14' an einer Vertikalführung 30 befestigt
ist. Fig. 4 zeigt die Vorrichtung mit abgesenktem Antriebsrad 14' und Fig. 5 mit angehobenem
Antriebsrad 14'. Der Hubmotor 21' wirkt wieder über eine zwischengeschaltete Feder
19' auf das Antriebsrad 14' und sorgt so für einen gleichmäßigen Anpreßdruck des Rades
14' gegen den Untergrund 24'. Auch diese Lösung eignet sich gleichermaßen gut als
Schiebe- und Bremshilfe wie die in den Fig. 1 und 2 gezeigte Lösung.
1. Antriebs- und Bremshilfsvorrichtung für Rollstühle, die am Rahmen eines Rollstuhls
befestigbar ist und mindestens ein motorisch angetriebenes und bei Bedarf auf den
Boden zwischen den beiden Laufrädern des Rollstuhls absenkbares Antriebsrad aufweist,
dadurch gekennzeichnet, daß das mindestens eine Antriebsrad (14) an einem Schwenkarm
(17), dessen Drehpunkt (D) in ungefähr dem gleichen Abstand zum Boden (24) wie die
Drehachse (18) des mindestens einen Antriebsrads (14) in abgesenktem Zustand angeordnet
ist, oder an einer Vertikalführung (30) befestigt ist.
2. Antriebs- und Bremshilfsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie
einen Hubmotor (21) zum Absenken und Anheben des mindestens einen Antriebsrads (14)
aufweist.
3. Antriebs- und Bremshilfsvorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der
Hubmotor (21) über eine zwischengeschaltete Feder (19) mit dem mindestens einen Antriebsrad
(14) gekoppelt ist.
4. Antriebs- und Bremshilfsvorrichtung, dadurch gekennzeichnet, daß sie von einer Batterie
(26) gespeist ist.
5. Antriebs- und Bremshilfsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß das Einschalten der Stromversorgung der Vorrichtung (12) ein automatisches Absenken
und das Ausschalten der Stromversorgung der Vorrichtung (12) ein automatisches Anheben
des mindestens einen Antriebsrads (14) bewirkt.
6. Antriebs- und Bremshilfsvorrichtung, dadurch gekennzeichnet, daß das mindestens eine
Antriebsrad (14) von einem Radnabenmotor (25) angetrieben ist.
7. Antriebs- und Bremshilfsvorrichtung, dadurch gekennzeichnet, daß sie nur ein Antriebsrad
(14) aufweist, das in der Mitte zwischen den beiden Laufrädern (15, 16) des Rollstuhls
(10) angeordnet ist.
8. Antriebs- und Bremshilfsvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß Sie ein Bediengerät (27) aufweist, mit dem verschiedene Geschwindigkeiten der
Vorrichtung (12) vorwählbar sind.