[0001] Schaltmittel für Eisenbahnen werden z.B. für die Absicherung von Baustellen zum Ein-
und Ausschalten von Alarmanlagen oder für die Betätigung automatischer Bahnschranken
benötigt. Es sind induktive Fühler bekannt, die jedoch aufwendig in der Montage und
zu wenig betriebssicher sind. Induktive Fühler sind anfällig auf Störungen durch Schienenströme
oder durch Magnet-Schienenbremsen oder Wirbelstrombremsen.
[0002] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Schaltmittel anzugeben,
das zum Zählen der durchfahrenden Achsen geeignet ist und die Nachteile induktiver
Fühler nicht aufweist. Diese Aufgabe wird durch die Merkmalskombination der Ansprüche
gelöst.
[0003] Das erfindungsgemässe Schaltmittel ist sehr einfach zu montieren. Es ist passiv,
bedarf also im Schaltmittel selber keiner Elektronik. Dadurch ist es unempfindlich
gegen Schienenströme, Wirbelstrombremsen und Magnet-Schienenbremsen. Die zugehörige
Elektronik zur Auswertung kann mehrere Kilometer entfernt beabstandet vom Geleise
montiert werden. Bei einem Proto-typen wurde festgestellt, dass die Ein- bzw. Ausschaltdauer
der elektrischen Kontakte ab etwa 40 km/h Zugsgeschwindigkeit nahezu unabhängig von
dieser Geschwindigkeit bei etwa 15-40 msec ist. Das erfindungsgemässe Schaltmittel
eignet sich bis etwa 250 km/h Zugsgeschwindigkeit. Weil das erfindungsgemässe Schaltmittel
jedes durchfahrende Rad erfasst, also jede Achse des Zuges, kann in der Steuereinheit
die Achszahl gezählt und beim Ueberfahren eines zweiten Schaltmittels verglichen werden.
Dadurch können Streckenabschnitte darauf hin überwacht werden, dass sich kein Schienenfahrzeug
mehr auf ihnen befindet.
[0004] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnungen erläutert.
Darin zeigt:
Figur 1 Einen Längsschnitt durch ein Schaltmittel,
Figur 2 eine Ansicht einer Kulisse,
Figur 3 einen Querschnitt mit den Schaltkontakten, und
Figur 4 eine Darstellung der Funktionsweise.
[0005] In Figur 1 ist ein Längsschnitt durch ein Schaltmittel 1 schematisch dargestellt.
In einem Gehäuse 2 mit einem Deckel 3 ist ein Körper 4 um eine vertikale Achse 5 drehbar
aber axial unverschiebbar gelagert. Die Lager 6, 7 sind vereinfacht dargestellt. Vorzugsweise
werden Kugellager verwendet, wobei mindestens das untere Lager 6 gegen unten abgedichtet
ist. Das Gehäuse 2 ist einteilig dargestellt, besteht aber aus mehreren Teilen. Koaxial
zur Achse 5 ist im Körper 4 ein Kolben 8 mit einer Kolbenstange 9 längsverschiebbar
gelagert. Der Kolben 8 gleitet im letzten Bewegungsabschnitt gegen seine untere Grundstellung
hin abdichtend in einer zylindrischen Bohrung 10 des Körpers 4. Weiter oben ist die
Bohrung 10a erweitert. Unter dem Kolben 8 befindet sich im Körper 4 ein Zylinderraum
11. Durch den Kolben 8 und die Kolbenstange 9 erstreckt sich eine Längsbohrung 12.
Der Kolben 8 ist durch eine Feder 13 nach unten vorbelastet. Die Feder stützt sich
an einer Querwand 14 des Körpers 4 ab. Das Gehäuse 2 hat eine weitere Querwand 15,
welche das Lager 6 trägt und einen Oel-Vorratsraum 16 nach unten abschliesst. Der
Körper 4 erstreckt sich durch die Wand 15. Der Raum 16 ist durch eine Oeffnung 17
über ein Rückschlagventil 18 mit dem Zylinderraum 11 und durch eine weitere Oeffnung
17a mit der erweiterten Bohrung 10a verbunden. Das Rückschlagventil 18 ist dargestellt
als ein am einen Ende auf dem Boden des Raums 11 befestigter Lappen, der die Mündung
der Öffnung 17 überdeckt. In der Bohrung 12 ist oben ein weiteres Rückschlagventil
19 in Serie mit einer engen Blende 20 eingesetzt. In der Bohrung 12 ist ein koaxialer,
zylindrischer Stab 21 angeordnet, der einen grösseren thermischen Ausdehnungskoeffizienten
hat als die Kolbenstange 9. Der Stab 21 ist unten durch Stege am Kolben 8 befestigt
und ragt oben mit einer konischen Spitze in die Blende 20. Erhöht sich die Umgebungstemperatur,
so verlängert sich der Stab 21 relativ zur Kolbenstange 9, sodass die Blende 20 enger
wird. Damit wird die mit steigender Temperatur sinkende Viskosität des Oels kompensiert.
Abweichend von der dargestellten Ausführungsform kann der Stab 21 oben einen zylindrischen
Stift haben, der in die Bohrung der Blende 20 hineinragt und darin z.B. mit Längsrippen
geführt ist. Die Länge des laminaren Drosselspaltes zwischen Stift und Bohrung ist
dann proportional zur Temperatur.
[0006] Die Stange 9 trägt oben auf der einen Seite einen Abschnitt einer Zahnstange 22.
In diese greift ein Zahnsegment 23 eines Hebels 24 ein, der um eine horizontale Achse
25 schwenkbar am Körper 4 gelagert ist. Der Hebel 24 durchgreift eine kalottenförmige
Kulisse 26. Im Bereich der Kulisse 26 steht vom Hebel 24 ein keilförmiger Nocken 27
nach unten ab. Die Kulisse 26 hat eine V-förmige Durchgangsöffnung 28 (Figur 2) gebildet
aus zwei schräg nach unten verlaufenden, symmetrisch zu einer Vertikalebene angeordneten
Langlöchern 29a, 29b, deren obere Ränder ineinander übergehen und den oberen Anschlag
30 des Hebels 24 bilden. Durch die Kulissenführung in Verbindung mit dem Nokken 27
kann der Hebel 24 in der Ansicht nach Figur 2 entweder schräg nach links unten (im
Langloch 29b) oder schräg nach rechts unten (im Langloch 29a) verschwenkt werden,
wobei der Körper 4 durch Mitnahme mittels der Achse 25 in der Draufsicht im Uhrzeiger-
oder Gegenuhrzeigersinn verschwenkt und gleichzeitig der Kolben 8 angehoben wird.
Dabei wird im ersten Bewegungsabschnitt Oel aus dem Vorratsraum 16 über das Rückschlagventil
18 in den Zylinderraum 11 angesaugt. Beim Weiter-schwenken des Hebels 24 gerät der
Kolben 8 in den Bereich der erweiterten Bohrung 10a, sodass der Zylinderraum 11 über
die Öffnung 17a frei mit dem Raum 16 kommuniziert. Bei der Freigabe des Hebels 24
drückt die Feder 13 den Kolben 8 nach unten und stösst das Oel zunächst praktisch
ungedämpft über die Öffnung 17a aus. Wenn der Kolben 8 mit seiner Dichtung in die
engere Bohrung 10 eintritt, wird das Öl über die Bohrung 12, die Blende 20 und das
Rückschlagventil 19 in einen Raum 31 ausge-stossen, von wo es über einen annähernd
radialen Kanal 32 austritt, der mittig über der Kulisse 26 mündet. Der Durch-flusswiderstand
ist dabei gross, sodass der Hebel 24 im zweiten Bewegungsabschnitt gedämpft nach oben
schwenkt. Mit dem gepumpten Öl werden die Kulissenführung, das Lager um die Achse
25, das obere Lager 7 und das Zahnsegment 23 geschmiert. Der Raum 33 ausserhalb der
Mündung des Kanals 32 ist durch einen Balg 34 abgedichtet. Ein Betätigungsarm 39 ist
mit dem Hebel 24 mechanisch verbunden, z.B. in ein Gewinde 38 des Hebels 24 eingeschraubt,
dessen Achse die Achse 25 senkrecht schneidet. Der Arm 39 besteht aus einem hochfesten,
abriebfesten, z.B. am freien Ende beschichteten Material, z.B. aus Kupferberyllium-bronze.
[0007] An dem die Wand 15 nach unten überragenden Teil 42 des Körpers 4 sind zwei Nockenringe
43 befestigt, welche über Schaltwippen 44 Schaltkontakte 45 entweder im öffnenden
oder im schliessen-den Sinne betätigen, wenn der Körper 4 aus der Grundstellung ausschwenkt.
Die Schaltkontakte 45 wirken mit Gegenkontakten 46 zusammen, welche über Gewindestifte
47 durch das Gehäuse hinausgeführt sind. An die Gewinde 47 können elektrische Leitungen
angeschlossen werden. Der elektrische Teil ist gegenüber dem Gehäuse 2 elektrisch
isoliert.
[0008] Die Funktionsweise der Schaltanordnung ist aus Figur 3 ersichtlich, wobei nur der
eine Nockenring 43 und die in dessen Ebene angeordneten Wippen 44a, 44b dargestellt
sind. Der andere Ring 43 ist identisch und die andern Wippen 44 sind spiegelsymmetrisch
zu den dargestellten ausgebildet. Der Nockenring 43 hat zwei Nocken 48a, 48b, die
mit einen Arm 49a, 49b der Wippen 44a, 44b zusammenwirken. Der Arm 49b ist in der
dargestellten Grundstellung gerade eingedrückt, also der Schaltkontakt 45b, 46b geöffnet,
während der andere Arm 49a gerade noch nicht eingedrückt und der Schaltkontakt 45a,
45b geschlossen ist. Die Kontakte 45a, 45b sind über Blattfedern 50a, 50b mit weiteren
Anschlüssen 51a, 51b verbunden. Schwenkt der Körper 4 im Gegenuhrzeigersinn, wird
der Kontakt 45b, 46b in der zweiten Bewe-gungsphase, wo sich der Kolben 8 bereits
in der erweiterten Bohrung 10a befindet,geschlossen und der andere Kontakt 45a, 46a
geöffnet. Bei Verschwenken im Uhrzeigersinn wird überhaupt nicht geschaltet, hingegen
schalten dann die in der andern Nockenringebene spiegelsymmetrisch angeordneten Schaltkontakte.
Auf diese Weise kann also nicht nur die Anzahl der durchge-fahrenen Achsen sondern
auch die Durchfahrtsrichtung festgestellt werden. Die Schaltkontakte können jedoch
auch so eingebaut werden, dass sie alle nur in der einen oder der andern Durchfahrtsrichtung
schalten. Wegen der Redundanz wird damit die Schaltsicherheit in dieser Durchfahrtsrichtung
erhöht.
[0009] In Figur 4 ist die Funktionsweise im Einsatz dargestellt. Das Gehäuse 2 des Schaltmittels
1 ist mit einer nur angedeuteten Befestigungseinrichtung 54 am unteren, horizontalen
Steg 55 einer Eisenbahnschiene 56 derart befestigt, dass das vordere Ende des Arms
39 um weniger als die Spurkranzbreite innerhalb des inneren Randes der Lauffläche
der Schiene 56 ist. Fährt nun das vorderste Rad 57 eines Zuges auf das Schaltmittel
zu, drückt sein Spurkranz 58 den Arm 39 in Fahrtrichtung schräg nach unten, sodass
der Körper 4 im Gehäuse 2 in der einen Richtung verschwenkt und das eine Paar von
Schaltkontakten betätigt. Wenn das erste Rad 57 das Schaltmittel überfahren hat, schwenkt
der Hebel 24 praktisch ungedämpft bis zum Eintritt des Kolbens 8 in die engere Bohrung
10 zurück. Der Nocken 27 ist dabei immer noch im Eingriff im betreffenden Langloch
29a bzw. 29b, aber die Schaltkontakte 45, 46 sind bereits in die Grundstellung zurückgeschaltet.
Weil die Abwärtsbewegung des Kolbens 8 von diesem Moment an stark gedämpft ist, ist
für die folgenden Räder 57 des Zuges nur eine geringe Schwenkbewegung des Hebels 24
und des Körpers 4 erforderlich. Dadurch werden die mechanischen Beanspruchungen minimiert.
Weil der Nocken 27 in dem durch das erste Rad 57 festgelegten Langloch 29a bzw. 29b
verbleibt, bis der ganze Zug durchgefahren ist, hat die gegenüber der Lauffläche der
Räder 57 grössere Umfangsgeschwindigkeit des Spurkranzumfangs keinen Einfluss auf
die Durchfahrtsrichtungs-Erkennung. Bei der Ueberfahrt in der andern Fahrtrichtung
wird das andere Paar betätigt. Bei anderem Einbau können auch sämtliche Kontakte 45,
46 nur in der einen Fahrtrichtung betätigt werden.
1. Schaltmittel für Eisenbahnen, umfassend ein Gehäuse (2), das Befestigungsmittel (54)
zum Befestigen an einer Schiene (56) aufweist, mindestens ein vom Gehäuse (2) abstehendes,
elastisch in eine Grundstellung belastetes, bewegliches Glied (24, 39), das in seiner
Grundstellung in den Bereich eines auf der Schiene durchfahrenden Rades (57) ragt
und von diesem beim Durchfahren aus der Grundstellung in eine Betätigungs-stellung
bewegt wird, in welcher es wenigstens einen elektrischen Schaltkontakt (45, 46) betätigt,
wobei sich das bewegliche Glied (24, 39) nach der Durchfahrt des Rades (57) mindestens
im Anfangsbereich der Rückwärtsbewegung höchstens schwach gedämpft in Richtung der
Grundstellung zurückbewegt, sodass das Schaltmittel als mechanischer Achszähler einsetzbar
ist.
2. Schaltmittel nach Anspruch 1, wobei das bewegliche Glied (24, 39) einen Schwenkhebel
(24) umfasst.
3. Schaltmittel nach Anspruch 2, wobei der Schwenkhebel (24) durch eine gehäusefeste
Kulisse (26) derart geführt ist, dass er aus der oberen Grundstellung in zwei Richtungen
schräg nach unten in zwei unterschiedliche Betätigungsstellun-gen schwenkbar ist,
wobei der Hebel (24) um eine horizontale Achse (25) schwenkbar an einem im Gehäuse
(2) um eine vertikale Achse (5) drehbar gelagerten Körper (4) gelagert ist, und wobei
vom Körper in den beiden Schwenkstellungen je ein Schaltkontakt (45, 46) pro Betätigungsstellung
betätigt wird zum Anzeigen der Zugdurchfahrtsrichtung, oder wobei lediglich in der
einen Schwenkstellung Schaltkontakte (45, 46) betätigt werden.
4. Schaltmittel nach Anspruch 3, wobei die Kulisse (26) eine V-förmige Oeffnung (28)
hat, durch welche der Hebel (24) ragt, und wobei der Hebel unten einen mit der Oeffnung
(28) zusammenwirkenden, keilförmigen Nocken (27) aufweist.
5. Schaltmittel nach Anspruch 3 oder 4, wobei mit dem Hebel (24) über eine Getriebeverbindung
(22, 23) ein im Körper (4) in Höhenrichtung verschiebbar gelagerter, federbelasteter
Kolben (8) verbunden ist, welcher bei der Abwärtsbewegung des Hebels (24) Oel aus
dem Gehäuse (2) über ein Rückschlagventil (18) in einen Zylinderraum (11) ansaugt
und dieses Oel beim Hochschwenken des Hebels (24) mindestens im Endbereich der Rückwärtsbewegung
über einen Kanal (12, 32) zur Kulisse (26) pumpt.
6. Schaltmittel nach Anspruch 5, wobei es Mittel (20) aufweist, welche die Bewegung des
Kolbens (8) in einem zweiten Bewegungsabschnitt gegen seine Grundstellung hin dämpfen.
7. Schaltmittel nach einem der Ansprüche 3-6, wobei mit dem Körper (4) mindestens zwei
Nocken (48) verbunden sind, welche beim Ausschwenken aus der Grundstellung Schaltwippen
(44) betätigen, wobei die eine Schaltwippe (44) in der einen, die andere in der andern
Drehrichtung des Körpers (4) betätigt wird, oder wobei beide Schaltwippen (44) in
derselben Drehrichtung des Körpers (4) betätigt werden.
8. Schaltmittel nach einem der Ansprüche 2-7, wobei am Hebel (24) ein Betätigungsarm
(39) austauschbar lösbar befestigt ist.
9. Schaltmittel nach einem der Ansprüche 1-8, wobei die Ein- bzw. Ausschaltdauer der
elektrischen Kontakte beim Ueberfahren durch ein Rad ab einer Durchfahrtsgeschwindigkeit
des Zuges von etwa 40 km/h 15-40 msec beträgt.
10. Schaltmittel nach einem der Ansprüche 1-9, wobei ein Mittel (21) zur Kompensation
der temperaturabhängigen Viskositätsänderungen eingebaut ist.
11. Schaltmittel nach einem der Ansprüche 1-10, wobei ein elektrischer Teil des Schaltmittels
(1) vom Gehäuse (2) elektrisch isoliert ist.