[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur galvanischen Abscheidung von blendfreien
Nickelniederschlägen auf einer metallischen Oberfläche. Der Begriff Nickelniederschläge
umfaßt auch Nickellegierungsniederschläge. Der Begriff metallische Oberfläche umfaßt
auch metallisierte Oberflächen von nichtmetallischen Gegenständen.
[0002] Bei dem bekannten Verfahren, von dem die Erfindung ausgeht (DE 16 21 085 A1), wird
mit einem Watts'schen Elektrolyten gearbeitet, dem ein übliches Grundglanzmittel beigegeben
wird. Zum Begriff Watts'scher Elektrolyt wird verwiesen auf LPW "Taschenbuch für Galvanotechnik",
Band 1, Verfahrenstechnik, 13. Ausgabe 1988, (S. 173 bis 177). Im Rahmen der bekannten
Maßnahmen, von denen die Erfindung ausgeht, werden zum Zwecke der Erzeugung der blendfreien
Nickelniederschläge substituierte und/oder unsubstituierte Äthylenoxid-Addukte oder
Propylenoxid-Addukte oder Äthylenoxid-Propylenoxid-Addukte verwendet und dem Elektrolyten
beigegeben. Dabei wird mit einer Konzentration der Addukte im Bereich von 5 bis 100
mg/l gearbeitet. Die Abscheidung wird so betrieben, daß der Elektrolyt eine Temperatur
im Bereich von 40 bis 75° C aufweist. Die Addukte werden so ausgewählt, daß die Addukte
im arbeitenden Elektrolyten eine feindisperse Emulsion bilden, die sich als Trübung
äußert. Die Tröpfchen der Emulsion werden als Grund dafür angesehen, daß sich eine
blendreie Oberfläche bildet. Die Blendfreiheit ist jedoch verbesserungsbedürftig.
Zwar wird der Ausdruck blendfrei zur Kennzeichnung der Oberfläche der Nickelabscheidung
im Rahmen der bekannten Maßnahmen benutzt, der erreichte Effekt ist jedoch eher ein
satinartiger Glanz und dieser Ausdruck wird für die im Rahmen der bekannten Maßnahmen
erreichbaren Effekte in der Praxis auch verwendet (vgl. DE 16 21 085). Die Blendfreiheit
ist also verbesserungsbedürftig. Im einzelnen ist zu den bekannten Maßnahmen folgendes
zu bemerken: Die zum Zwecke der Erzeugung der satinartig glänzenden Nickelniederschläge
im Rahmen der bekannten Maßnahmen beigegebenen Substanzen sind nichtionogene Tenside.
Diese fallen bei höherer Elektrolyttemperatur aus. Sie bilden einen organischen Fremdstoff
im Elektrolyten, und zwar in Form einer Emulsion. Es versteht sich, daß natürlich
nicht jedes beliebige nichtionogene Tensid Verwendung finden kann, da der Trübungspunkt,
das heißt, die Elektrolyttemperatur, bei der das Tensid ausfällt, von der chemischen
Struktur und der Konzentration der Substanzen im Elektrolyten abhängt. Zusätzlich
geht ebenfalls die Salzfracht des Elektrolyten in die Höhe des Trübungspunktes ein.
Trotz des mehr oder weniger fein verteilten Zustandes der Emulsionstropfen ist die
Gefahr der Zusammenballung zu unpassend großen Konglomeraten aus Emulsionstropfen
die die satinglanzartige Abscheidung stören, so groß, daß besondere Maßnahmen zwingend
erforderlich sind, um das Verfahren dauerhaft in der Praxis einsetzen zu können. Es
ist erforderlich, den Elektrolyten in einem entsprechend dimensionierten Nebenkreislauf
abzukühlen, damit der Trübungspunkt des nichtionogenen Tensides deutlich unterschritten
wird und dieses sich im Elektrolyten löst. Anschließend wird der Elektrolyt wieder
auf die erforderliche Arbeitstemperatur aufgeheizt. Der Betrieb und die Steuerung
der bekannten Maßnahmen müssen sehr vorsichtig erfolgen, wenn anders sich auch schwarze
Poren bilden können. Insoweit sind die Blendfreiheit und die Reproduzierbarkeit nicht
ausreichend und nicht störungsfrei gesichert.
[0003] Um die beschriebenen Mängel zu vermeiden, ist es bekannt (DE 23 27 881 C2), mit besonderen
Fremdsubstanzen zu arbeiten. Im Rahmen der insoweit bekannten Maßnahmen werden organische
Fremdsubstanzen im Elektrolyten durch Reaktion zumindest einer kationenaktiven bzw.
amphoteren Substanz mit organischen Anionen wenigstens einer Verbindung erzeugt. Diese
Anionen liefernden Substanzen sind unter anderem Alkyl- oder Arylsulfate, -sulfonsäuren
sowie -sulfinsäuren wie Sulfonamide und Sulfonimide. Für den entblendeten, aber glänzenden
Charakter soll der Elektrolyt zusätzlich bekannte primäre und/oder sekundäre Glanzmittel
enthalten. Diese organischen Fremdstoffe ergeben für gewisse Produktionszeitspannen
eine dekorativ brauchbare Entblendung in Form eines Matteffektes. Nach dieser Zeitspanne
müssen die Fremdsubstanzen jedoch infolge von Agglomerationserscheinungen abgefiltert
werden. Das ist aufwendig. Hinzu kommt, daß für den nächsten Arbeitszyklus die organischen
Fremdsubstanzen jeweils erneut gebildet werden müssen, was ebenfalls aufwendig ist.
[0004] Der Erfindung liegt das technische Problem zugrunde, das Verfahren des eingangs beschriebenen
Aufbaus und der eingangs beschriebenen Zweckbestimmung so zu führen, daß reproduzierbar
eine wesentlich verbesserte definierte Blendfreiheit erreicht wird.
[0005] Zur Lösung dieses technischen Problems ist Gegenstand der Erfindung ein Verfahren
zur galvanischen Abscheidung von blendfreien Nickelniederschlägen auf einer metallischen
Oberfläche mit den Merkmalen:
1.1) es wird mit einem Elektrolyten der Gruppe "Watts'scher Elektrolyt, Elektrolyte
auf Basis von Sulfamat, Sulfonat, Fluoroborat" oder Mischungen davon gearbeitet, dem
ein übliches Grundglanzmittel beigegeben worden ist,
1.2) es werden zum Zwecke der Erzeugung der blendfreien Nickelniederschläge substituierte
und/oder unsubstituierte Äthylenoxid-Addukte oder Propylenoxid-Addukte oder Äthylenoxid-Propylenoxid-Addukte
verwendet und dem Elektrolyten beigegeben,
1.3) die Konzentration der gemäß 1.2) beigegebenen Addukte wird in einen Bereich von
größer Null bis kleiner 5 mg/l gewählt,
1.4) bei der galvanischen Abscheidung wird der Elektrolyt in einem Temperaturbereich
von 40 bis 75° C betrieben,
mit der Maßgabe, daß die Konzentration gemäß 1.3) und die Temperatur gemäß 1.4) so
gewählt werden, daß der arbeitende Elektrolyt bei Augeninspektion klar erscheint und
bei Lichtdurchfall eine diffuse Streuung praktisch nicht zeigt. Elektrolyt steht für
elektrolytisches Bad.
[0006] Im allgemeinen wird man mit einem Elektrolyten arbeiten, der eine Richtanalyse mit
70 bis 140 g/l Nickel, 1 bis 20 g/l Chlorid, 30 bis 50 g/1 H
3BO
3 und im Rest das Grundglanzmittel sowie die Addukte und außerdem Wasser aufweist.
Nach bevorzugter Ausführungsform der Erfindung werden als übliche Grundglanzmittel
"Sulfonsäuren wie Benzolsulfonsäure, Naphthalintrisulfonsäure, Alkansulfonsäuren oder
auch Sulfonamide oder Sulfonimide bzw. die entsprechenden Alkalisalze" oder Mischungen
davon verwendet, und zwar in einer Menge von 0,5 bis 10 g/l. Zum Zwecke der Erzeugung
der blendfreien Nickelniederschläge werden nach bevorzugter Ausführungsform der Erfindung
eine Substanz der Gruppe "der ungesättigten aliphatischen Sulfonsäuren bzw. deren
Alkalisalze" oder Mischungen davon verwendet. Die Konzentration der beigegebenen Addukte
wird zweckmäßigerweise im Bereich von 0,5 bis 10 g/l gewählt. - Vorzugsweise wird
bei der elektrolytischen Abscheidung der Elektrolyt in einem Temperaturbereich von
50 bis 65° C betrieben. Dem Elektrolyten können weiterhin Netzmittel sowie organische
Sulfinsäuren bzw. deren Alkalisalze zugesetzt werden.
[0007] Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß auch ohne Bildung einer sichtbaren,
trüben Emulsion und entsprechender organischer Fremdkörper in dem Elektrolyten eine
qualitativ hochwertige Entblendung erreicht wird, wenn nach der Lehre der Erfindung
verfahren wird. Die erfindungsgemäß aufgebrachte Nickelschicht hat eine ganz andere
Struktur als die nach dem eingangs beschriebenen bekannten Verfahren erzeugte. Das
wird weiter unten im Zusammenhang mit Ausführungsbeispielen erläutert. Es kann dahingestellt
bleiben, ob erfindungsgemäß überhaupt noch tropfenförmige Ausfällungen auftreten.
Tropfenförmige Ausfällungen sind im Rahmen der Erfindung Ausfällungen, die hauptsächlich
über die Oberflächenspannung als Tropfen stabilisiert sind. Jedenfalls treten die
Effekte ein, die für die qualitativ hochwertige reproduzierbare Blendfreiheit erforderlich
sind - und überraschenderweise werden störende Konglomerate, die die Blendfreiheit
stören und abgefiltert werden müssen, nicht beobachtet.
[0008] Im Rahmen der Erfindung können die Stromdichten weitgehend den betrieblichen Verhältnissen
angepaßt werden. Bewährt hat es sich, den Elektrolyten mit einer Stromdichte von 0,1
bis 10 A/dm
2 zu betreiben. Vorzugsweise wird der Elektrolyt mit einer Stromdichte von etwa 4 A/dm
2 betrieben. Auch die Behandlungszeit für die Nickelabscheidung ist weitgehend beliebig
und betrieblichen Verhältnissen anpaßbar, insbesondere auch der Schichtdicke. Vorzugsweise
wird im Rahmen der Erfindung mit einer Behandlungszeit für die Nickelabscheidung gearbeitet,
die 1 bis 120 min., vorzugsweise etwa 10 min. beträgt. Der Elektrolyt kann stets nebenkreislauffrei
betrieben werden. Nebenkreislauffrei bedeutet, daß ein Nebenkreislauf mit Filtereinrichtungen
oder Kühleinrichtungen nicht erforderlich ist.
Beispiel 1:
[0009] Zur Abscheidung eines blendfreien Nickelniederschlages wurde einem Elektrolyten mit
550 g/l NiSo4 x 7 H2O,
50 g/l NiCl2 x 6 H2O,
40 g/l H3BO3,
2,6 g/l Benzoesäuresulfonimid-Natriumsalz, 1,8 g/l 2-Propensulfonat-Natriumsalz und
1,5 mg/l Polyethylenglykolmethylether (Molmasse 5000) zugesetzt. Bei einem pH-Wert
von 3,8 bis 4,4 und einer Temperatur von 55° C lieferte der klare Elektrolyt bei einer
Stromdichte von 5 A/dm
2 und einer Behandlungszeit von 10 min. bei leichter Warenbewegung auf einem Messingblech
eine blendarme Nickelschicht mit einem Metallic-Effekt. Bild 1 zeigt die Oberfläche
dieses Nickelniederschlages im Maßstab 600:1

[0010] In Bild 1 erkennt man einen Niederschlag in Form einer Tropfenstruktur, der ein Tröpfendurchmesser
von 1 bis 7 µm zugeordnet werden kann.
Beispiel 2:
[0011] Zur Abscheidung eines blendfreien Nickelniederschlages wurde einem Elektrolyten mit
265 g/l NiSO4 x 7 H2O,
53 g/l NiCl2 x 6 H2O,
33 g/l H3BO3 ,
1 g/l Benzoesäuresulfonimid-Natriumsalz sowie 30 mg Propylenoxid-Ethylenoxid-Blockpolymer
(Molmasse 2500) zugesetzt. Bei einem pH-Wert von 4,2 bis 4,4 und einer Temperatur
von 52° C lieferte der trübe Elektrolyt bei einer Stromdichte von 5 A/dm
2, Arbeitszeit 10 min., bei leichter Warenbewegung auf einem Messingblech einen seidenmatten,
blendarmen Nickelniederschlag. Bild 2 zeigt die Oberfläche dieses Niederschlages in
Maßstab 600:1

[0012] Man erkennt einen Niederschlag in Form einer Tropfenstruktur, der ein Tröpfchendurchmesser
von 5 bis 20 µm zugeordnet werden kann.
[0013] Die Blendfreiheit der Beschichtung nach Beispiel 1 ist gegenüber der Ausführungsform
nach Beispiels 2 deutlich verbessert.
1. Verfahren zur galvanischen Abscheidung von blendfreien Nickelniederschlägen auf einer
metallischen Oberfläche mit den Merkmalen:
1.1) es wird mit einem Elektrolyten der Gruppe "Watts'scher Elektrolyt, Elektrolyte
auf Basis von Sulfamat, Sulfonat, Fluoroborat" oder Mischungen davon gearbeitet, dem
ein übliches Grundglanzmittel beigegeben worden ist,
1.2) es werden zum Zwecke der Erzeugung der blendfreien Nickelniederschläge substituierte
und/oder unsubstituierte Äthylenoxid-Addukte oder Propylenoxid-Addukte oder Äthylenoxid-Propylenoxid-Addukte
verwendet und dem Elektrolyten beigegeben,
1.3) die Konzentration der gemäß 1.2) beigegebenen Addukte wird in einen Bereich von
größer Null bis 5 mg/l gewählt,
1.4) bei der galvanischen Abscheidung wird der Elektrolyt in einem Temperaturbereich
von 40 bis 75° C betrieben,
mit der Maßgabe, daß die Konzentration gemäß 1.3) und die Temperatur gemäß 1.4) so
gewählt werden, daß der arbeitende Elektrolyt bei Augeninspektion klar erscheint und
bei Lichtdurchfall eine diffuse Streuung praktisch nicht zeigt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei mit einem Watts'schen Elektrolyten gearbeitet wird,
der eine Richtanalyse mit
70 bis 140 g/l Nickel,
1 bis 20 g/l Chlorid,
30 bis 50 g/l H3BO3
und im Rest das Grundglanzmittel und die Addukte sowie Wasser aufweist.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei als Grundglanzmittel eine Substanz
der Gruppe "2-Sulfobenzoesäureimid, 1,3-Benzoldisolfonsäure und Naphthalintrisulfonsäure
bzw. deren Alkalisalze" oder Mischungen davon bzw. "Arylsulfonsäuren, Alkylsulfonsäuren,
Sulfonamide und Sulfonimide bzw. deren Alkalisalze" oder Mischungen davon verwendet
werden, und zwar in einer Menge von 0,5 bis 10 g/l.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei als Grundglanzmittel eine Substanz
der Gruppe "ungesättigte aliphatische Sulfonsäuren bzw. deren Alkalisalze" oder Mischungen
davon verwendet werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei die Konzentration des Grundglanzmittels in einem
Bereich von 0,5 bis 10 g/l gewählt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei bei der galvanischen Abscheidung
der Elektrolyt in einem Temperaturbereich von 50 bis 65° C betrieben wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei der Elektrolyt mit einer Stromdichte
von 0,1 bis 10 A/dm2 betrieben wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei der Elektrolyt mit einer Stromdichte
von etwa 4 A/dm2 betrieben wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei mit einer Behandlungszeit für die
Nickelabscheidung gearbeitet wird, die 1 bis 120 min., vorzugsweise etwa 10 min.,
beträgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei der Elektrolyt nebenkreislauffrei
betrieben wird.