[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Freilegen und Reinigen
Längenmäßig begrenzter Abschnitte von Litzen aus Stahldrähten, die von einer Korrosionsschutzmasse,
insbesondere Fett, umgeben und einschließlich dieser von einer Umhüllung aus Kunststoff
umschlossen sind.
[0002] Für hoch beanspruchbare Zugglieder im Bauwesen, wie z.B. Schrägseile für Schrägseilbrücken,
Zugglieder für Erd- und Felsanker usw. werden oft Litzen aus verdrillten Stahldrähten
verwendet. Solche Litzen bestehen meist aus sieben hochfesten Stahldrähten, von denen
sich sechs Außendrähte um einen geraden Zentraldraht gruppieren.
[0003] Um solche Litzen nachspannbar und gegen Korrosion geschützt in Beton einbetten zu
können, ist es bekannt, sie mit einem Korrosionsschutzmittel, z.B. Fett, zu umgeben,
das auch die Zwischenräume zwischen den einzelnen Stahldrähten ausfüllt, und die so
geschützte Litze zum mechanischen Schutz mit einer Umhüllung, z.B. aus einem rohrförmigen
Mantel aus Kunststoff, z.B. PE, zu versehen (US-A 3 646 748).
[0004] Für bestimmte Anwendungsfälle, wie z.B. zum Herstellen einer Verbundverankerung,
ist es jedoch notwendig, zumindest ein Ende der Litze über eine bestimmte Länge freizulegen
und gründlich zu reinigen, um einen Verbund der Litze mit anderen Medien, wie Beton,
Zementmörtel oder Kunstharz, zu ermöglichen. Dies geschah bisher in Handarbeit, indem
in dem betreffenden Bereich zunächst die Umhüllung entfernt und anschließend die Stahldrähte
mit Fettlösungsmitteln und Bürsten oder auch durch Dampfstrahlen behandelt wurden.
Dies ist eine sehr zeit- und kostenintensive Arbeit.
[0005] Da der Zentraldraht von den Außendrähten schraubenlinienförmig dicht umschlossen
ist, entstehen innerhalb des Litzenquerschnitts mit Fett gefüllte Kanäle, die bei
dieser Reinigungsmethode nicht behandelt werden können. Soll das Fett auch in diesen
Bereichen entfernt werden, so ist es erforderlich, die einzelnen Stahldrähte der Litze
aufzuspreizen. Da hierbei mit Werkzeugen gearbeitet werden muß, besteht die Gefahr,
die Oberflächen der Stahldrähte zu verletzen. Auch erlaubt diese Vorgehensweise keine
Trennung von Fett und Reinigungsflüssigkeit, was angesichts des gesteigerten Umweltbewußtseins
und der verschärften Umweltschutzbedingungen immer mehr an Bedeutung gewinnt.
[0006] In einer älteren, nicht vorveröffentlichten deutschen Patentanmeldung (DE 44 35 744
A1) ist schon ein Verfahren vorgeschlagen worden, bei dem der am Ende der Litze zugängliche,
von der Umhüllung umschlossene und von Korrosionsschutzmasse ausgefüllte Hohlraum
zwischen Litze und Umhüllung gewissermaßen als Spülkammer zur Reinigung der Litze
benützt wird. Durch Beaufschlagung mit Spülflüssigkeit unter hohem Druck wird durch
eine zuvor am Ende der freizulegenden Strecke geschaffene Öffnung zunächst die Korrosionsschutzmasse
hinausgepreßt und dann die Litze mit der Reinigungsflüssigkeit gespült.
[0007] Dieses Verfahren funktioniert aber nur dann zufriedenstellend, wenn die Umhüllung
aus Kunststoff die von dem Korrosionsschutzmittel umgebene Litze eng umschließt, zum
Beispiel aufextrudiert ist. Bei Litzen, bei denen die Umhüllung rohrförmig ausgebildet
ist und einen größeren radialen Abstand von der Litzenoberfläche einhält bzw. eine
gewisse Eigensteifigkeit aufweist, ist die Spül- und Reinigungswirkung infolge der
großen Durchmesserunterschiede und somit der Unterschiede in der Geschwindigkeit der
unter hohem Druck eingepreßten Spülflüssigkeit unbefriedigend.
[0008] Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine einfache und
wirtschaftliche Möglichkeit zum Freilegen und gründlichen Reinigen der eingangs erwähnten
Litzen anzugeben.
[0009] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Anspruchs 1 gelöst.
[0010] Eine zweckmäßige Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens ist im Anspruch 2 angegeben.
[0011] Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0012] Der Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, daß es, um die Kanäle zwischen den Außendrähten
und dem Zentraldraht durch eine unter hohem Druck stehende Spülflüssigkeit effektiv
durch Spülen reinigen zu können, erforderlich ist, die Litze an ihrem Außenumfang
fest und dichtend zu umschließen. Dies gelingt nach der Erfindung dadurch, daß die
von der rohrförmigen Umhüllung befreite Litze von einem Dichtelement aus elastisch
verformbarem Material stopfbüchsenartig eng umschlossen und unter Einwirkung einer
unter hohem Druck stehenden Spülflüssigkeit langsam und stetig durch dieses Dichtelement
hindurchgezogen wird. Dadurch wird nach und nach jeder Punkt der Litze von außen fest
durch das Dichtelement umschlossen und innen durch das unter hohem Druck stehende
Spülmittel beaufschlagt.
[0013] Eine zur Durchführung dieses Verfahrens geeignete Vorrichtung besteht aus einer rohrförmigen
Lanze, die an einem Ende einen Anschluß für eine Druckleitung für ein Spülmittel und
am gegenüberliegenden Ende ein Dichtelement aufweist, das unter elastischem Druck
gegen den Außenumfang der Litze angelegt und durch das dann die Litze in Längsrichtung
hindurchgezogen werden kann.
[0014] Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigt
- Fig. 1
- eine Seitenansicht einer zu behandelnden Litze,
- Fig. 2
- einen Querschnitt durch die Litze gemäß Fig. 1,
- Fig. 3
- eine Vorrichtung gemäß der Erfindung in Seitenansicht,
- Fig. 4
- eine schematische Darstellung der Vorrichtung gemäß Fig. 3 im Betrieb,
- Fig. 5
- das Dichtelement der Vorrichtung im Längsschnitt in größerem Maßstab sowie die
- Fig. 6 und 7
- schematische Darstellungen einer Seilwinde, um die Litze durch das Dichtelement hindurchzuziehen
und einer Rückverankerung der Vorrichtung.
[0015] Ein Abschnitt einer erfindungsgemäß zu behandelnden Stahldrahtlitze 1, eine sogenannte
"Fettlitze", ist in Fig. 1 in Seitenansicht und in Fig. 2 im Querschnitt in größerem
Maßstab dargestellt. Wie Fig. 2 erkennen läßt, besteht die Litze 2 aus sieben Stahldrähten
3, nämlich einem in Litzenlängsachse verlaufenden Zentraldraht 3a, der von den sechs
Außendrähten 3b schraubenlinienförmig dicht umschlossen wird. Die Litze 2 selbst ist
von einer rohrförmigen Umhüllung 4, z.B. einem Kunststoffrohr, umgeben. Die Zwickel
zwischen dem Zentraldraht 3a und den Außendrähten 3b bilden innere Kanäle 5 und die
äußeren Zwickel zwischen den Außendrähten und der Umhüllung 4 äußere Kanäle 6. Sowohl
die inneren Kanäle 5, als auch die äußeren Kanäle 6 sind mit einer Korrosionsschutzmasse,
z.B. Fett, verfüllt.
[0016] In der Darstellung der Fig. 1, die einen Abschnitt einer Litze 1 zeigt, ist die eigentliche
Litze 2 über die Länge L bereits von der Umhüllung 4 befreit. Eine solche Litze könnte
beispielsweise als Zugglied für einen Erd- oder Felsanker verwendet werden, bei dem
der Abschnitt von der Länge L als Verbundstrecke des Zugglieds in einen Verpreßkörper
aus erhärtendem Material eingebettet wird. Für die zu diesem Zweck erforderliche vollständige
Reinigung der Litze von jeglichem anhaftendem Fett über diese Länge ist es erforderlich,
die Umhüllung 4 noch über eine weitere Strecke Delta l zu entfernen, die etwa 50 mm
beträgt. Zum Entfernen der Umhüllung 4 muß sie zunächst durchtrennt werden; dies kann
durch Ansetzen eines Schneidwerkzeugs, wie z.B. eines Messers, erfolgen, aber auch
durch Wärmeanwendung, z.B. durch einen elektrischen Heizdraht, durch den die Umhüllung
4 angeschmolzen wird. Insbesondere dann, wenn die Umhüllung 4 aus einem Kunststoffrohr
besteht, das die Litze 2 mit Abstand umgibt, ist es ohne weiteres möglich, den betreffenden
Abschnitt von der Litze abzuziehen, die dann allerdings noch von der Korrosionsschutzmasse
bedeckt ist.
[0017] Der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens dient eine rohrförmige Lanze, deren
wesentliche Teile in Fig. 3 dargestellt sind. Die Lanze 7 besteht aus mehreren Rohrabschnitten
7a, 7b usw., die in an sich bekannter Weise durch Verschraubungen 8 dicht miteinander
verbunden sind. Durch Kombination von Abschnitten 7a, 7b usw. gleicher oder auch unterschiedlicher
Länge gelingt es, die Länge der Lanze 7 auf die zu behandelnde Länge L der Litze 2
abzustimmen. Die Lanze 7 besitzt an einem Ende einen Anschluß 9 für eine Spülmittelleitung;
am anderen Ende ist, ebenfalls über die bereits beschriebene Verschraubung 8, ein
Dichtelement 10 angeschlossen.
[0018] Das Dichtelement 10 ist in Fig. 5 in größerem Maßstab und im Längsschnitt dargestellt.
Es besteht aus einem inneren Dichtteil 11 und einem äußeren Dichtteil 12, die rohrförmig
ausgebildet und teleskopartig gegeneinander verschiebbar sind. Zwischen dem - äußeren
- Ende des inneren Dichtteils 11 und einem Anschlag 13 am - äußeren - Ende des äußeren
Dichtteils 12 befinden sich Dichtringe 14, die durch teleskopartige Verschiebung des
inneren Dichtteils 11 gegenüber dem äußeren Dichtteil 12 unter axialen Stauchdruck
gesetzt und so zur dichtenden Anlage an einer in die Lanze 7 eingeführten Litze 2
gebracht werden können. Zur Erzeugung eines solchen Stauchdrucks sind das äußere Dichtteil
12 und das innere Dichtteil 11 durch eine Spannschraube 15 verbunden, die an Konsolen
16 bzw. 17 am äußeren bzw. inneren Dichtteil 12 bzw. 11 verankert ist. An einer das
innere Dichtteil 11 umgebenden Manschette 18 befindet sich eine Öffnung 19, in die
ein Ventil 20 eingesetzt ist, das über einen Hebel 21 betätigt werden kann.
[0019] Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann anhand Fig. 4 erläutert werden.
Hierzu wird zunächst der gemäß Fig. 1 von der Umhüllung 4 befreite Abschnitt der Litze
2 durch das Dichtelement 10 hindurch in die Lanze 7 eingeschoben. Die Länge der Lanze
muß dabei der Länge L des freigelegten Abschnitts der Litze 2 entsprechen. Dabei ist
es sinnvoll, bereits nach dem Einstecken des vorderen Litzenendes in das Dichtelement
10 die Spannschraube 15 leicht anzuziehen. Beim weiteren Einschieben der Litze 2 wird
dann schon der größte Teil des ihr außen noch anhaftenden Korrosionsschutzmittels
abgestreift.
[0020] Ist der Abschnitt der Litze 2 über die Länge L in die Lanze 7 eingeführt, wird die
Spannschraube 15 kräftig angezogen; dadurch werden die Dichtringe 14 zur dichten Anlage
an der Litze 2 gebracht. Die Lanze 7 wird sodann in einen Behälter 22 eingehängt,
der die beim Spülen anfallende Spülflüssigkeit aufnimmt. Sodann wird am gegenüberliegenden
Ende der Lanze 7 mittels des dort vorgesehenen Anschlusses 9 eine Spülleitung 23 angeschlossen,
die z.B. über einen Pistolenhandgriff 24 eine Beaufschlagung des Innenraumes der Lanze
7 mit Spülflüssigkeit unter Druck ermöglicht. Als Spülflüssigkeit wird zweckmäßigerweise
Wasser verwendet, dem ein geeignetes Reinigungsmittel zugegeben wird. Die Spülflüssigkeit
hat zweckmäßigerweise eine Temperatur von etwa 100 Grad C.
[0021] Bei Beaufschlagung der Lanze 7 mit Spülflüssigkeit wird zunächst über den Hebel 21
das Ventil 20 geöffnet, und der Spülflüssigkeit den Austritt gestattet, bis die erforderliche
Betriebstemperatur von 100 Grad C erreicht ist. Sodann wird das Ventil 22 geschlossen
und die Litze 2 langsam durch das Dichtelement 10 hindurch aus der Lanze 7 herausgezogen
(Pfeil A in Fig. 3). Die Bewegung der Litze 1 erfolgt zweckmäßigerweise mit einer
Geschwindigkeit v = 1 m/min. bei einem Druck der Spülflüssigkeit von etwa 50 bis 70
bar. Die Spülflüssigkeit mit dem vor allem aus den inneren Kanälen herausgespülten
Korrosionsschutzmittel tritt, wie in Fig. 4 bei 26 angedeutet ist, am Ende der Lanze
7 aus und wird in dem Behälter 22 aufgefangen.
[0022] Zur Ausübung der Zugkraft dient zweckmäßig eine Seilwinde 25 (Fig. 6). Zur Verbindung
der Seilwinde 25 mit der Litze 1 dient ein Keilgehäuse 27, in dem das - ebenfalls
- freigelegte Ende der Litze 2 durch einen Keil 28 verankert ist. Über einen Schäkel
29 ist das Keilgehäuse 27 mit einer Wirbel 30 verbunden, die eine Rotation der Litze
1 um die eigene Achse ermöglicht. Wiederum über einen Schäkel 31 ist dann das Seil
32 der Seilwinde 25 angeschlossen, die auf einem Widerlagerblock 33 sitzt. Voraussetzung
für die Ausübung einer Zugkraft auf die Litze 1 ist, daß die Lanze 7 am gegenüberliegenden
Ende fest verankert ist; dies kann durch ein Seil 34 geschehen, das an einer Öse 35
an einem weiteren Widerlagerblock 36 befestigt ist (Fig. 7).
[0023] Nach der auf diese Weise erfolgten Reinigung der Litze von anhaftendem Fett kann
sie nach Lösen der Spannschraube 15 erneut in die Lanze 7 eingeführt werden, um einen
sich in entsprechender Weise anschließenden Klarspülvorgang zu ermöglichen.
1. Verfahren zum Freilegen und Reinigen längenmäßig begrenzter Abschnitte von Litzen
aus Stahldrähten, die von einer Korrosionsschutzmasse, insbesondere Fett, umgeben
und einschließlich dieser von einer rohrförmigen Umhüllung umschlossen sind, dadurch
gekennzeichnet, daß die von der Umhüllung (4) befreite Litze (2) unter Beaufschlagung
mit einer Spülflüssigkeit unter Druck durch ein die Litze (2) stopfbüchsenartig dicht
umschließendes Dichtelement (10) aus elastischem Material hindurchgeführt wird.
2. Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine
rohrförmige Lanze (7), in welche der von der Umhüllung (4) befreite Teil der Litze
(2) einführbar ist, wobei die Lanze (7) an einem Ende einen Anschluß (9) für eine
Spülleitung (23) und am anderen Ende ein stopfbüchsenartiges Dichtelement (10) aufweist,
durch das die Litze (2) in axialer Richtung hindurchführbar ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Lanze (7) aus mindestens
zwei an den Enden miteinander dichtend verbindbaren Teilen (7a, 7b usw.) besteht.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Lanze (7) aus mindestens
zwei teleskopartig gegeneinander verschiebbaren Teilen besteht.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich
des Dichtelements (10) eine durch ein Ventil (20) verschließbare Öffnung (19) vorgesehen
ist.