[0001] Die Erfindung betrifft ein Verbindungsstück der im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen
Art, ein Verfahren zu dessen Herstellung sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens.
[0002] Derartige Verbindungsstücke - vielfach als "Rohrkrümmer" oder auch nur als "Krümmer"
bezeichnet - finden in großer Zahl Anwendung in Fluidleitungssystemen aller Art, etwa
in Wasser- und Abwasser-, Gas- und Ölleitungssystemen, in Leitungssystemen der Gebäudeheizung
und der Klimatechnik, in Kraftwerken und chemischen Anlagen, in Rohrsystemen für den
Schüttguttransport, in Kühl- und Waschgeräten u.v.m.. Auf den Transport der Fluide
in den entsprechenden Leitungsystemen entfällt ein nicht unerheblicher Anteil des
gesamten Primärenergieverbrauchs.
[0003] In der Praxis sind diese Verbindungsstücke mit konstanter Krümmung - insbesondere
in Form von Viertelkreisen zur Verbindung zweier unter einem rechten Winkel aufeinanderstoßender
Rohrabschnitte - ausgeführt. Diese einfachste Ausführung hat die Vorteile einer hochgradigen
Standardisierbarkeit für verschiedenste Anwendungen und einer einfachen Herstellung
mit seit langem eingesetzten Technologien und Anlagen und ist daher für viele der
o.g. Anwendungen als optimal anzusehen.
[0004] Für eine beträchtliche Zahl von Anwendungen haben die herkömmlichen kreissegmentförmigen
Krümmer mit konstantem Querschnitt jedoch Nachteile, die in der Vergangenheit immer
wieder zu Verbesserungsvorschlägen Anlaß gegeben haben. Diese betrafen insbesondere
Verbindungsstücke für Rohrleitungssysteme, in denen zusammen mit einem Fluid Feststoffe
- speziell solche, die abrasiv auf die Rohrwandung einwirken - transportiert werden.
[0005] So ist aus der deutschen Offenlegungsschrift DE-OS 1 750 542 ein Stoßkrümmer für
pneumatische Transportleitungen bekannt, der an der Peripherie der Krümmung zwischen
der ein- und der auslaufenden Rohrleitung eine Prallwand aufweist, die die im Fluidstrom
auftreffenden Feststoffe reibungsarm umlenken soll.
[0006] Aus der deutschen Offenlegungsschrift DE-OS 2 004 578 ist eine Fluid-Rohrleitung
aus Elementen mit kreisförmigem Querschnitt und einem ersten Durchmesser und Übergangsstücken
und einem Rohrbogen mit wesentlich größerem Durchmesser bekannt, wobei an der konkaven
Seite des Rohrbogens eine zusätzliche Zwischenwand gebildet ist.
[0007] Auch in der deutschen Patentschrift DE 21 40 419 C3 wird ein Rohrkrümmer beschrieben,
der mit zusätzlichen Leiteinrichtungen im Inneren versehen ist. Diese sind hier sehr
speziell so ausgebildet, daß von der Krümmerwandung zur Mittenachse hin verlaufende,
sich gegensinnig drehende Wirbel ausgebildet werden.
[0008] Die deutsche Patentanmeldung DE 32 30 774 A1 beschreibt ein Bogenstück für Rohrleitungen,
insbesondere für die pneumatische Förderung von Pulvern oder Granulaten abrasiver
Natur, der einen sich vom anströmseitigen Rohr aus schnell erweiternden und nach Erreichen
des Umlenkpunktes zum abströmseitigen Rohr hin langsamer wieder verringernden Querschnitt
aufweist, wobei der Rohrbogen insgesamt eine komplizierte Gestalt aufweist.
[0009] Eine prinzipiell ähnliche Lösung, bei der das Verbindungsstück aber in praktisch
vorteilhafter Weise gleichschenklig und aus geometrisch einfacheren Abschnitten aufgebaut
ist, beschreibt die europäische Patentanmeldung EP 0 195 528 A1.
[0010] All diese - hier nur beispielhaft genannten - Verbindungsstücken sind aufgrund ihrer
komplizierten Gestalt wesentlich aufwendiger in der Herstellung als die herkömmlichen
Krümmer. Zudem ist ihre Form nicht aus energetischer Sicht, sondern isoliert mit dem
Ziel einer Verminderung der Abrasionswirkung des transportierten feststoffhaltigen
Fluids bestimmt worden.
[0011] Äußerst vielgestaltige Rohrkrümmer sind aus dem Gebiet der Abgasanlagen für Verbrennungsmotoren
bekannt; ein Beispiel hierfür zeigt die deutsche Patentanmeldung DE 42 28 188 A1.
Derartige Krümmer sind aber nicht gattungsgemäß, werden nicht als separate Teile,
sondern integriert in eine zusammenhängende Abgasanlage gefertigt, und ihre Formgebung
ist primär durch ästhetische Gesichtspunkte bestimmt. Insoweit bei der Formgebung
dieser Krümmer - speziell für Zweitaktmotoren - energetische Aspekte eine Rolle spielen,
so betreffen diese eine druckwellendynamisch vorteilhafte Auslegung des Abgassystems
zur Erhöhung des Füllungsgrades des Arbeitszylinders, nicht aber die energetische
Optimierung der Fluidströmung im Abgasrohr als solche.
[0012] Dem Ziel einer Verringerung des Strömungswiderstandes dient die in der Vergangenheit
ebenfalls vielfach vorgeschlagene und auf einigen Anwendungsgebieten auch praktizierte
Zugabe spezieller reibungsvermindernder Chemikalien zum Fluid. Dieses Vorgehen ist
jedoch nur für spezielle Einsatzfälle praktikabel und zudem auch dort meist zu kostenaufwendig
und unter Umweltschutzaspekten problematisch.
[0013] Ein Versuch einer energetischen Optimierung der Krümmerform unter Beibehaltung enes
konstanten Querschnitts über die Länge des Krümmers und unter Verzicht auf zusätzliche
Fluidleitelemente wurde - als Modellversuch im Rahmen einer breiter angelegten wissenschaftlichen
Arbeit - von I. Rechenberg in dem Buch: Evolutionsstrategie, Stuttgart 1973, S. 29
bis 34, beschrieben.
[0014] Die hierbei als gegenüber dem viertelkreisförmigen Krümmer energetisch vorteilhaft
ermittelten Krümmergeometrien sind insofern nicht gattungsgemäß und für die meisten
praktischen Anwendungen wenig geeignet, als die Schenkellängen ungleich sind. Dies
würde den Einbau entsprechend gefertigter Krümmer in vorhandene Leitungssysteme unmöglich
machen und tiefgreifende Umstellungen bei der Planung neuer Systeme erfordern, die
als kaum durchsetzbar erscheinen.
[0015] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verbindungsstück der eingangs genannten
Gattung mit hinsichtlich mindestens eines relevanten Strömungsparameters, insbesondere
des Strömungswiderstandes, optimierter Gestalt, das einfach und kostengünstig herstellbar
und in bestehende Rohrleitungssysteme ohne weiteres einfügbar ist, sowie ein Verfahren
zu dessen Herstellung und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens anzugeben.
[0016] Diese Aufgabe wird in ihrem ersten Teil durch ein Verbindungsstück mit den Merkmalen
des Anspruchs 1, in ihrem zweiten Teil durch ein Verfahren gemäß Anspruch 13 und in
ihrem dritten Teil durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 21 gelöst.
[0017] Die Erfindung schließt den Gedanken ein, ein (bezüglich des Schnittpunktes der Längsachsen
zweier zu zu verbindender Rohre) gleichschenkliges Verbindungsstück mit über seine
Länge konstanter Querschnittsgestalt und gegenüber der herkömmlichen Kreissegmentform
optimiertem Krümmungsverlauf anzugeben. Ein solches Verbindungsstück ist weitgehend
auf herkömmliche Weise in vorhandenen Anlagen herstellbar, enthält keine kostentreibenden
Zusatzteile und/oder Aufweitungen und ist in vorhandenen Systemen oder in Planungen
ohne Änderung der bestehenden oder auf herkömmliche Weise geplanten Leitungsführung
einsetzbar.
[0018] In einer Ausführung mit besonders geringem Umlenkwiderstand weist die den Krümmungsverlauf
des Verbindungsstücks oder Rohrbogens beschreibende Funktion einen Bereich stetigen
Übergangs von einer - durch den annähernd geradlinig vorausgesetzten Verlauf des benachbarten
Rohrabschnitts vorgegebenen - Krümmung Null am Ende des anströmseitigen bzw. einlaufenden
Rohres bis zum Punkt oder Abschnitt des Krümmungsmaximums und/oder von diesem Punkt
oder Abschnitt zum abströmseitigen Rohr hin auf.
[0019] Die die Krümmung beschreibende Funktion kann nahe dem dem anströmseitigen und/oder
abströmseitigen Rohr oder Kanal benachbarten Ende auch einen Wendepunkt haben.
[0020] Die Querschnittsgestalt des Verbindungsstücks wird je nach dem konkretem Einsatzzweck
in Anpassung an die Querschnittsgestalt der angrenzenden Rohr- oder Kanalabschnitte
gewählt; in den meisten Fällen wird sie kreisförmig, für eine Reihe von Einsatzgebieten
(etwa die Lüftungs- und Klimatechnik) auch rechteckig oder speziell quadratisch sein.
Auch das Material kann entsprechend dem Einsatzzweck ohne Einschränkung aus der Vielzahl
von herkömmlichen Rohr- und Krümmerwerkstoffen gewählt werden.
[0021] Ein wesentlicher Gedanke hinsichtlich der praktischen Ausführung der Erfindung besteht
darin, unter Verknüpfung mehrerer Verbindungsstücke der oben genannten Art strömungstechnisch
optimierte Krümmeranordnungen mit komplizierterer geometrischer Gestalt bereitzustellen.
Eine solche Anordnung kann insbesondere in Strömungsrichtung aneinandergefügte Verbindungsstücken
mit entgegengesetzten Krümmungsrichtungen ("Links-" und "Rechts-"Krümmer) umfassen
und/oder Verbindungsstücke einschließen, die zwischen ihrer anströmseitigen und ihrer
abströmseitigen Stirnfläche unterschiedliche Winkel einschließen (vorzugsweise 90°-,
45°- bzw. 30°-Krümmer und/oder Krümmer mit speziellen Paßwinkeln für vorhandene Leitungssysteme).
Dabei kann mindestens an einer Stelle zwischen zwei Verbindungsstücken oder ggfs.
am Ende eines Verbindungsstücks zum Distanzausgleich ein gerades Rohr- oder Kanalstück
eingefügt sein.
[0022] Das Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Verbindungsstücks zeichnet
sich dadurch aus, daß - der eigentlichen Formgebung durch Biegen, Gießen, Spritzgießen
o.ä. vorgelagert - ein Schritt der Formbestimmung des Verbindungsstücks vorgesehen
ist, der einen Optimierungsvorgang unter Erzeugung eines reellen (oder virtuellen,
auf einem Rechner simulierten) Fluidstromes mit mindestens einem Strömungs- oder die
mechanische Belastung des Krümmers kennzeichnenden Parameter umfaßt. Es liegt auch
im Rahmen der Erfindung, einen solchen Formbestimmungsschritt relativ losgelöst von
der eigentlichen Fertigung separat vorzunehmen, etwa im Rahmen einer strömungstechnischen
Anlagenoptimierung als Dienstleistung, auf deren Grundlage dann ein optimiertes zwei-
oder dreidimensionales Rohrsystem zusammenhängend gefertigt wird.
[0023] Für eine im Hinblick auf minimale Energieverluste beim Transport des Fluids optimierte
Formgebung wird vorzugsweise die Druckdifferenz zwischen Einlaufund Auslauf des Krümmers
gemessen, der besagte Parameter ist dann der Fluiddruck. In besonders einfacher Weise
kann die Verbindungsstück-Gestalt aber auch auf maximalen Stoffdurchsatz pro Zeiteinheit
hin optimiert werden. Aufwendiger, aber für eine Reihe von Anwendungen von besonderer
Bedeutung, ist eine Optimierung auf geringste mechanische Belastung des Krümmers hin.
[0024] Für spezielle Anwendungen, wo erhöhte Erstellungskosten in Kauf genommen werden können,
kann zusätzlich zur optimierten Krümmung eine die Strömungseigenschaften weiter verbessernde,
insbesondere strömungslenkende, Strukturierung (vorzugsweise Rillierung) der Innenoberfläche
vorgesehen sein. Deren Gestalt kann in vorteilhafter Weise zusammen mit dem Krümmungsverlauf
optimiert werden.
[0025] Ist ein anderes Optimierungsziel vorgegeben als die Erreichung eines minimalen Druckverlustes
(z. B. Maximierung des Fluiddurchsatzes pro Zeiteinheit oder Minimierung der Wandreibung
eines Feststoffe tragenden Fluids oder eines aus Feststoffteilchen bestehenden Pseudo-Fluids),
ist auch eine entsprechende Meßgröße zu wählen.
[0026] Der Formbestimmungsschritt wird in vorteilhafter Weise nach einem (bevorzugt mehrgliedrigen)
evolutionären Algorithmus ausgeführt. Beispielsweise wird die Menge der untersuchten
Verbindungsstück-Modelle im Verlauf des Optimierungsvorganges - von mindestens einer
vorgegebenen Form (etwa dem Viertelkreis) ausgehend - gemäß dem Grundprinzip Mutation-Selektion
schrittweise vergrößert, bis eine Form mit hinreichender Annäherung an das Optimierungsziel
-vorzugsweise mit hinreichend niedrigem Strömungswiderstand - gefunden ist. Unter
"Mutation" ist hier eine zufällige Änderung eines oder mehrerer Geometrieparameter(s)
des Krümmers, unter "hinreichender Annäherung" ist in praxi insbesondere auch ein
Zustand zu verstehen, von dem aus binnen einer bestimmten Anzahl weiterer Schritte
keine deutliche Verbesserung mehr gelingt. Der Selektionsschritt der evolutionären
Optimierung wählt - je nach Anwendung der spezifischen, evolutionären Optimierungsstrategie
-eine oder mehrere Krümmervariationen mit zugehörigen Geometrieparametern aus, deren
gemessene "Qualität(en)" im Vergleich zu den "Qualitäten" weiterer Krümmervariationen
derselben Optimierungsgeneration dem gesetzten Ziel am nächsten kommen. Mit diesen
ausgewählten Krümmer(-parametern) beginnt ein neuer Mutations-Selektions-Zyklus. Auch
moderne nichtlineare Optimierungsstrategien können mit Vorteil angewandt werden.
[0027] Die Form der Verbindungsstück-Modelle ist auf einfache und zweckmäßige Weise durch
die lokalen Krümmungsradien der Verbindungsstück-Mittenachse (d.h. der Abstände zu
einem Punkt, von dem aus sich ein Kreisbogen zwischen den Enden des anström- und des
abströmseitigen Rohres ziehen läßt) bei vorgegebenen Winkelwerten des Ortes zwischen
den dem Verbindungsstück zugewandten Enden des ersten und zweiten Rohres - mit anderen
Worten: durch die Polarkoordinaten der Mittenachse bezüglich des genannten Punktes
-beschreibbar. Ein Mutationsschritt umfaßt dann die Variation mindestens eines lokalen
Krümmungsradius nach dem Zufallsprinzip bzw. die Variation des Krümmungsverlaufs in
einem Abschnitt des Verbindungsstück-Modells.
[0028] In einer besonders variablen Ausbildung des Verfahrens wird der Krümmungsverlauf
in einem Abschnitt durch gleichzeitige Einstellung des lokalen Krümmungsradius an
einem Ort in diesem Abschnitt (zweckmäßigerweise in dessen Mitte) und eines den Verlauf
der Längsachse in der Umgebung dieses Ortes angebenden Richtungsparameters eingestellt.
[0029] In einer vorteilhaften Ausprägung des Verfahrens ist die Zahl der Stützstellen für
die Bestimmung des Krümmungsverlaufes (aus einer vorbestimmten Maximalzahl) wählbar,
um durch Vorgabe zusätzlicher Stützstellen in Winkelbereichen, die sich im Verlaufe
der ersten Optimierungsschritte als besonders kritisch erwiesen haben, den Krümmungsverlauf
besonders präzise vorgeben zu können. Die Zahl der Punkte, an denen der lokale Krümmungsradius
bzw. Krümmungsverlauf variiert wird, kann sich bei dieser Ausführung des Verfahrens
mit zunehmender Zahl der Formbestimmungsschritte mithin lokal verdichten.
[0030] In einer Alternative hierzu ist es auch möglich, die Gesamtzahl der Punkte, an denen
der Krümmungsverlauf im Zuge des Verfahrens variiert wird, über die Dauer des Verfahrens
beizubehalten, jedoch eine Variation der Winkelabstände zwischen diesen Punkten in
der Weise zuzulassen, daß diese in den sich als besonders kritisch herauskristallisierenden
Winkelbereichen verdichtet, in unkritischeren Winkelbereichen hingegen "ausgedünnt"
werden. Selbstverständlich ist auch eine Kombination beider Vorgehensweisen möglich.
[0031] Um das genannte Verfahren - speziell die letztgenannte Ausführung - in vorteilhafter
Weise realisieren zu können, ist eine spezielle Vorrichtung vorgesehen, die gegenständlich
als Versuchaufbau oder auch als Computersimulationsmodell ausgeführt sein kann. Sie
umfaßt:
- eine reale oder virtuelle Fluidquelle zur Erzeugung eines (entsprechend realen oder
virtuellen) Fluidstromes mit mindestens einem vorbestimmten Strömungsparameter,
- ein (reales oder virtuelles) Verbindungsstück-Modell mit einem mindestens mittelbar
mit dem Ausgang der Fluid-Quelle verbundenen Eingang, einem Ausgang und variablem
Krümmungsverlauf in Richtung der Längserstreckung zwischen seinem Ein- und Ausgang,
- eine dem Eingang des Verbindungstück-Modells zugeordnete Bestimmungseinrichtung zur
Bestimmung (Messung oder Vorgabe und Messung an verschiedenen Stellen oder Berechnung)
einer strömungstechnisch oder hinsichtlich der mechanischen Belastung relevanten Größe
des Fluidstromes,
- eine eingangsseitig mit dem Ausgang der Bestimmungseinrichtung verbundene Verarbeitungseinheit
zur Verarbeitung der bestimmten Werte der besagten Größe,
- eine dem Verbindungsstück-Modell zugeordnete (reale oder virtuelle) Verstelleinrichtung
zur Einstellung verschiedener vorbestimmter Verläufe, welche aufweist:
-- eine Mehrzahl von Radial-Verstelleinrichtungen zur Verstellung des lokalen Radius
eines Abschnitts des Verbindungsstücks,
-- eine Mehrzahl von, jeweils einer Radial-Verstelleinrichtung zugeordneten, Tangential-Verstelleinrichtungen
zur Verschiebung des Angriffspunktes der jeweils zugeordneten Radial-Verstelleinrichtung
am Verbindungsstück-Modell und
-- eine Mehrzahl von, jeweils einer Tangential-Verstelleinrichtung zugeordneten, Drehwinkel-Verstelleinrichtungen
zur Drehung der Angriffsrichtung der jeweils zugeordneten Radial-Verstelleinrichtung.
[0032] Wahlweise kann auch eine Steuereinrichtung zur Steuerung der Verstellvorgänge (ggfs.
automatisch im Ansprechen auf die Verarbeitungseinheit) und u.U. auch der Auswertung
selbst vorgesehen sein. Verstelleinrichtungen können auch an der Fluidquelle vorgesehen
sein.
[0033] Bei der gegenständlichen Ausführung besteht das Verbindungsstück-Modell insbesondere
aus flexiblem Material, und es sind als Radial-Verstelleinrichtungen am Umfang des
Verbindungsstück-Modells angreifende, mit einem in Längserstreckung verschieblichen,
radial verlaufenden Haltestab versehene (ringförmige) Halterungen, als Tangential-Verstelleinrichtung
eine viertelkreisförmig tangential verlaufende Führungsbahn mit feststellbaren Kulissensteinen
für die Haltestäbe der Radial-Verstelleinrichtungen und als Drehwinkel-Verstelleinrichtungen
Kulissenstein-Halter mit einer Aufnahme zur drehbaren Lagerung des Kulissensteins
vorgesehen.
[0034] Die Fluidquelle ist in diesem Fall in besonders einfach zu handhabender Ausführung
vorzugsweise ein Drucklufterzeuger (bevorzugt mit Regeleinrichtung), der insbesondere
ein Lüftergebläse oder einen Kompressor aufweist. Für Applikationen, bei denen ein
höherviskoses oder stark feststoffbehaftetes Medium das Fluid darstellt oder wo es
etwa um sich fluidartig verhaltende Feststoffströme geht, wird bei der Formbestimmung
am Modell in der Regel ein Fluid mit vergleichbaren Eigenschaften verwendet werden
müssen, so daß dann etwa eine Hydraulikpumpe einzusetzen ist. Der Fluidquelle kann
auch speziell ein Reservoir für Feststoffe oder Mehrstoff-Gemische zur Erzeugung eines
Fluidstromes mit Feststoffteilchen einer vorgegebenen Größenverteilung und Konzentration
zugeordnet sein.
[0035] Als eine erste und/oder zweite Bestimmungseinrichtung kann ein Staudruckrohr zur
Messung des Fluiddruckes vorgesehen sein. Es können aber auch andere bekannte Druckmeßeinrichtungen
oder gänzlich andersartige Meßinstrumente eingesetzt sein, vorzugsweise für die optimierte
Formbestimmung von Verbindungsstücken für den Schüttguttransport eine Fluidmengen-Erfassungs-
und eine Zeitmeßeinrichtung zur Ermittlung der das Verbindungsstück-Modell pro Zeiteinheit
durchströmenden (Pseudo-)Fluidmenge.
[0036] Unter Verzicht auf eine Vergegenständlichung kann die Vorrichtung Mittel zur Computersimulation
der Fluidquelle, des Verbindungsstück-Modells und der Verstelleinrichtung sowie zur
eingangsseitig des Verbindungsstücks vorgenommenen Bemen mit der Beschreibung der
bevorzugten Ausführung der Erfindung anhand der Figuren näher dargestellt. Es zeigen:
Figuren 1a bis 1c Längsschnittdarstellungen von Verbindungsstücken nach Ausführungsformen
der Erfindung,
Figuren 2a bis 2c grafische Darstellungen des Druckabfalls in Abhängigkeit vom Fluid-Volumenstrom
bei den Ausführungsformen nach Figur 1a bis 1c,
Figuren 3a bis 3c grafische Darstellungen zur bei den Ausführungsformen nach Figur
1a bis 1c erreichten Verbesserung der Strömungseigenschaften gegenüber einem viertelkreisförmigen
Verbindungsstück,
Figuren 4a bis 4h schematische Darstellungen von Beispielen für Verbindungsstücke
bzw. kombinierte Verbindungsstück-Anordnungen gemäß weiteren Ausführungsformen,
Figur 5 eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zur Durchführung der Formbestimmung
eines erfindungsgemäßen Verbindungsstücks in der Draufsicht,
Figur 6 eine Querschnitts-Detaildarstellung zur Vorrichtung nach Figur 5,
Figur 7 eine weitere Ausführungsform der Vorrichtung zur Durchführung zur Formbestimmung
und
Figur 8 eine weitere Ausführungsform der Vorrichtung zur Durchführung der Formbestimmung.
[0037] In den Figuren 1a bis 1c ist je ein 90°-Verbindungsstück 1A, 1B und 1C aus Stahlrohr
nach einer Ausführungsform in seiner Verbindung mit je einem anströmseitig und abströmseitig
angeflanschten geraden Stahlrohrstück 2 und 3 gezeigt.
[0038] Die Verbindungsstücke sind aus Stahlrohr-Halbzeug auf einer Biegemaschine mit dem
optimierten Krümmungsverlauf entsprechender Anlage auf an sich bekannte Weise gebogen
und die Flansche 10A, 11A; 10B, 11B bzw. 10C, 11C des jeweiligen Verbindungsstücks
- ebenso wie die Flansche 20 bzw. 30 des geraden Rohres 2 bzw. 3 - nachträglich angeschweißt.
Die Verbindung efolgt in der gezeigten Ausführung mittels Bolzen-Mutter-Verschraubungen
21, 22 bzw. 31, 32.
[0039] Die Mittenachse A des jeweiligen Verbindungsstücks und die Mittenachsen A2, A3 der
geraden Rohrstücken sind als strichpunktierte Linie dargestellt, und zum Vergleich
ist (mit punktierten Linien) jeweils der Verlauf der Innenwandung eines viertelkreisförmigen
Verbindungsstücks 1' gezeigt. Mit "r" ist der Abstand der Mittenachse A an den Verbindungsstellen
der Flansche 10A/20, 10B/20 bzw. 10C/20 und 11A/30, 11B/30 und 11C/30 zum Krümmungsmittelpunkt
des viertelkreisförmigen Vergleichs-Krümmers 1' bezeichnet, der an beiden Verbindungsstellen
gleich ist. Die Strömungsrichtung ist auf der An- und Abströmseite jeweils mit einem
Pfeil bezeichnet. Der Schnittpunkt der Mittenachsen A2. A3 ist mit SA bezeichnet.
[0040] In allen Figuren 1a bis 1c ist zu erkennen, daß die Krümmung über den Längsverlauf
des jeweiligen Verbindungsstücks - anders als die des Viertelkreis-Krümmers 1' -nicht
konstant ist, sondern mindestens ein Maximum aufweist, dessen Ort zu den Enden der
angrenzenden geraden Rohre 2, 3 verschiedene Abstände hat. Bei den Ausführungen nach
Figur 1b und 1c weist der Krümmungsverlauf sogar mehrere Maxima auf; bei der Ausführung
nach Figur 1a hat der Krümmungsverlauf einen Wendepunkt in der Nachbarschaft des anströmseitigen
Rohres 3 und bei der Ausführung nach Figur 1b je einen Wendepunkt in der Nachbarschaft
des an- und des abströmseitigen Rohres 2 und 3.
[0041] Die obigen Angaben zu Material und Herstellung der Verbindungsstücken 1A bis 1C sind
(ebenso wie deren konkrete Form) im Sinne von Beispielen zu verstehen; für entsprechende
Anwendungen können sie als gegossene bzw. druckgegossene Krümmer aus Metall (Gußeisen,
Aluminium etc.) oder Beton, Spritzguß-Kunststoffteile oder gebogene extrudierte (insbesondere
auch flexible) Kunststoffrohre, Glasrohre o.ä. ausgeführt sein.
[0042] Die Figuren 2a bis 2c sind Darstellungen des Druckabfalls Δp eines Luftstromes zwischen
der Anströmseite und der Abströmseite in Abhängigkeit vom Fluid-Volumenstrom V/t bei
den Verbindungsstücken 1A bis 1C nach Figur 1a bis 1c (als gefüllte Quadrate dargestellt),
jeweils im Vergleich zu Werten für das Verbindungsstück 1' (als gefüllte Kreise dargestellt).
Die Meßwerte wurden mittels einer Versuchsanordnung gemäß Figur 4 an einem flexiblen
Kunststoffrohr mit dem Durchmesser D = 75 mm und der Länge L = 1050 mm und geradlinigem
Ein- und Auslauf von je 1000 mm Länge gewonnen, in das ein mittels eines Radialgebläses
erzeugter, stationärer Luftstrom eingeleitet wurde. Die Druckdifferenzwerte wurden
an Meßpunkten im geradlinigen Ein-und Auslaufbereich jeweils unter Verwendung eines
Staudruckrohres ermittelt. Die Reynolds-Zahl Re wurde in den Versuchen konstantgehalten.
[0043] In den Grafiken sind die Abstände r ("Radien") der Mittenachse A zum Punkt 0 (gemäß
Figur 1 bis 1c) für verschiedene Winkel ϕ1 zwischen der Position des jeweiligen Rohrhalters
(vgl. Figur 5) und der Verbindungslinie zwischen dem Punkt 0 und der anströmseitigen
Stirnfläche des jeweiligen Verbindungsstücks (der mithin ein Winkel-Wert von 0° entspricht)
sowie Winkel ϕ2 einer Verdrehung der Ebene des Rohrhalters gegenüber seiner Verbindungslinie
zum Punkt 0 angegeben. Diese Werte-Tripel kennzeichnen - in grober Näherung - den
Krümmungsverlauf des Verbindungsstücks 1A, 1B oder 1C.
[0044] Es ist deutlich zu erkennen, daß der Druckabfall bei allen drei Ausführungsformen
erheblich geringer ist als beim Vergleichskrümmer. Dies belegt, daß die Ausführungsformen
einen geringeren Strömungswiderstand haben, was wiederum geringeren Energieaufwand
beim Transport eines vorgegebenen Fluidvolumens durch den Krümmer bedeutet.
[0045] Die Figuren 3a bis 3c sind grafische Darstellungen der prozentualen Verringerung
des Druckabfalls bei den Ausführungsformen anch Figur 1a bis 1c, mithin zur erreichten
qualitativen Verbesserung der Strömungseigenschaften gegenüber einem viertelkreisförmigen
Verbindungsstück. setzter gerader Rohrabschnitte, die einen dem Versatz gleichen Abstand
der Enden von 2r haben, Figur 4d einen 180°-Umlenkkrümmer zur Verbindung zweier einen
Versatz 2r aufweisender, zueinander paralleler Rohre, Figur 4e eine Anordnung aus
einem 90°-Links- und einem 90°-Rechts-Krümmer mit einem dazwischen eingefügten geraden
Rohrstück zur Verbindung zweier Rohre, die einen größeren Versatz als Abstand zueinander
haben, und Figur 4f die Kombination eines 45°-Krümmers mit einem 20°-Krümmer gleicher
Krümmungsrichtung zur Verbindung zweier einen Winkel von 75° miteinander einschließenden
Rohrabschnitte. Fig. 4g zeigt eine Rohrverzweigung, bei der aus einander entgegengesetzten
Richtungen anströmende Fluidströme über zwei gleiche, verlaufsoptimierte 90°-Verbindungsstücken
in ein stärkeres Rohr geführt werden, während Fig. 4h eine Verzweigung zeigt, mit
der ein Fluidstrom aus einem stärkeren Rohr über zwei gleiche, verlaufsoptmierte 45°-Verbindungsstücken
in zwei unter einem Winkel von 90° abströmende Teilströme aufgeteilt wird.
[0046] Die im Ergebnis der jeweils für den konkreten Fall vorgenommenen Optimierung sich
ergebende Abweichung vom kreissegmentförmigen Verlauf ist in den Skizzen gut zu erkennen;
der jeweilige schematisch skizzierte Krümmungsverlauf ist jedoch nicht als universell
optimierte Gesamtform zu verstehen. In der Praxis wird die Optimierung einer komplizierteren
Rohrführung anhand eines in nullter Näherung aus einzelnen Verbindungsstück-Abschnitten
vorgegebenen Gesamt-Krümmungsverlaufes bevorzugt zusammenhängend erfolgen.
[0047] In Figur 5 ist in schematischer Darstellung eine Vorrichtung zur Durchführung der
Formbestimmung eines erfindungsgemäßen Verbindungsstücks anhand eines Modells 1M in
der Draufsicht gezeigt. Das flexible Verbindungsstück-Modell 1M mit kreisförmigem
Querschnitt verbindet einen einlaufseitigen geraden Rohrabschnitt 2 gleichen Querschnitts
mit einem zu diesm senkrecht stehenden auslaufseitigen geraden Rohrabschnitt 3 mit
ebenfalls gleichem Querschnitt. Das Einlaufrohr 2 ist mit einem Lüfter 4 verbunden.
Bei der gezeigten Ausführung ist das Modell 1M an seinen den Rohren 2 und 3 zugewandten
Stirnflächen mit den Rohren 2 und 3 fest verbunden und zwischen diesen in Winkelabständen
von jeweils 15° durch Haltevorrichtungen 5 gehaltert, die jeweils einen das Modell-Rohr
1M umgreifenden Haltering 5a, einen mit diesem Ring fest verbundenen Haltestab 5b
und einen kulissensteinartigen Träger 5c für den Haltestab umfassen. Die Träger 5c
sind in einer kreissegmentförmigen Führungsnut 6 einer Grundplatte 7 tangential verschieblich
aufgenommen und nehmen selbst die Haltestäbe 5b radial verschieblich auf.
[0048] Über eine tangentiale Verschiebung und/oder eine Verstellung der Haltestäbe 5b in
radialer Richtung in den Trägern 5c sowie ggfs. zusätzlich eine Drehung der Halter
um eine vertikale Achse in den Trägern wird eine Verformung der Gestalt des flexiblen
Verbindungsstück-Modells 1M bewirkt, so daß durch ein bestimmtes Ensemble von Einstellgrößen
der Halter 5 eine bestimmte Gestalt des Modells 1M vorgegeben ist.
[0049] Ein- und auslaufseitig ist je eine Strömungssonde (Pitotoder Prandtlrohr) P1 bzw.
P2 zur Erfassung des ein- und auslaufseitigen Drucks des Luftstromes vorgesehen. Die
Drucksonden P1, P2 sind über je eine Signalaufbereitungsstufe 8.1 und 8.2 mit Meßeingängen
einer Verarbeitungseinheit 9 verbunden, in der die Druckdifferenz p als Maß für den
Strömungswiderstand des Verbindungsstück-Modells 1M in seiner jeweiligen Konfiguration
bestimmt wird.
[0050] Die Halter 5 sind mit einer Verstelleinrichtung 10 verbunden, die eine separate Verstellung
jedes Halters in seinen Freiheitsgraden (vgl. auch Figur 6) ermöglicht, wobei die
Einstellwerte (im Rahmen von Wertebereichsvorgaben) durch einen Zufallsgenerator 11
erzeugt werden. Die praktische Realisierung kann beispielweise mit jeweils mehreren
Schrittmotoren an den Trägern 5c oder - bei Vorsehen geeigneter Einstellskalen und
Feststeller an den Trägern - auch manuell erfolgen. Im Sinne der weiter oben erwähnten
Variationen des Her- stellungsverfahrens, bei denen eine lokale Verdichtung der Stützstellen
in kritischen Winkelbereichen angewandt wer- den kann, wird bei der beschriebenen
Vorrichtung entweder die Zahl der Halter 5 (bevorzugt im Rahmen einer maximalen Gesamtzahl)
wählbar gehalten und eine Verdichtung der Anordnung von Haltern in für die Optimierung
kritischen Winkelbereichen des Krümmungsverlaufes zugelassen, oder die Zahl der Halter
bleibt konstant, und die angesprochene Verdichtung geht zu Lasten der Dichte der Halter
in unkri- tischeren Winkelbereichen. Beide Varianten sind auch kom- binierbar, wobei
die durchgehende Führungsnut 6, in der die Halter in frei wählbaren Winkelstellungen
einsetzbar sind, eine vorteilhafte Ausführung gewährleistet.
[0051] Figur 6 zeigt in einer Querschnitts-Detaildarstellung des in Fig. 5 mit D bezeichneten
Bereiches der Vorrichtung den Aufbau der in der Führungsnut 6 der Grundplatte 7 gelagerten
Träger 5c (ohne Aktuatoren zur Verstellung). Ein Unterteil 51 des Trägers 5c weist
der Schwalbenschwanzform der Führungsnut 6 angepaßte seitliche Ausnehmungen 51a sowie
in seiner zur Oberfläche der Platte 7 parallelen Oberseite eine Sackbohrung 51b auf,
die als Lager für einen aus der Unterseite eines Träger-Oberteils 52 hervorstehen-
den zylindrischen Zapfen 52a dient. Das Träger-Oberteil 52 ist in der Sackbohrung
51b über eine Feststellschraube 51c höhenverstell- und fixierbar, wodurch - in durch
die Höhe des Zapfens 52a begrenztem Maße - ein dreidimensionaler Verlauf des Rohrabschnitts
2 (Fig. 5) einstellbar ist. Über diesen ist das Oberteil 52 im Unterteil 51c drehbar
gelagert. In einer durchgehenden waagerechten Bohrung 52b des Oberteils 52 ist der
Haltestab 5b gleitbar aufgenommen. Mit den gestrichelten Linien ist eine zweite Position
von Träger-Oberteil 52 und Haltestab 5b skizziert.
[0052] Figur 7 zeigt in schematischer Darstellung eine gegenüber Figur 5 modifizierte Vorrichtung
zur Durchführung der Formbestimmung eines Verbindungsstücks. Gleiche Elemente wie
bei der Anordnung nach Figur 5 sind mit gleichen Bezugsziffern bezeichnet und werden
nicht nochmals erläutert.
[0053] Dem Lüfter 4 ist bei dieser Ausführungsform ein Feststoffbehälter 12 mit einem Ventil
12a und einer Füllstandsanzeige 12b zugeordnet, aus dem Feststoffteilchen in den vom
Lüfter erzeugten Luftstrom angesaugt werden können. Ein Zeitgeber 13 ermöglicht die
Bestimmung der Feststoffdurchsatzes pro Zeiteinheit, so daß über das Ventil 12a auch
dessen Einstellung auf einen vorbestimmten Wert möglich ist.
[0054] Den vier Haltern 5 sowie dem Einlauf- und dem Auslaufquerschnitt des Modell-Krümmers
1M ist hier je ein Schwingungsaufnehmer (vorzugsweise Piezoaufnehmer) M1 bis M7 zugeordnet;
die Schwingungsaufnehmer sind mit Eingängen einer mehrkanaligen Auswertungseinheit
(Spektrenanalysator) 14 verbunden, die eine Spektralanalyse des Schwingungsverhaltens
an jedem der Meßpunkte und somit eine Analyse der mechanischen Belastung des Verbindungsstücks
im feststoffbeladenen Fluidstrom ermöglicht. Damit ist eine Optimierung des Verbindungssstücks
im Hinblick auf minimale mechanische Beanspruchung und maximale Standzeit möglich
selbstverständlich (bei leerem Behälter 12 oder geschlossenem Ventil 12a) auch für
Fluidströme ohne Feststoffbeladung.
[0055] Figur 8 zeigt in schematischer Darstellung eine weitere gegenüber Figur 5 modifizierte,
besonders einfach aufgebaute Vorrichtung zur Durchführung der Formbestimmung eines
-beim dargestellten Beispiel zweiteiligen Verbindungsstücks. Gleiche Elemente wie
bei Figur 5 oder Figur 7 sind wiederum mit gleichen Bezugsziffern bezeichnet.
[0056] Das Verbindungsstück-Modell 1M' besteht aus dem Teilmodell 1M'/a eines 45°-Krümmers
und dem Teilmodell 1M'/b eines 30°-Krümmers, die derart aneinandergeflanscht und räumlich
angeordnet sind, daß das Einlaufrohr 2 senkrecht verläuft und von oben in das Verbindungsstück-Modell
1M' mündet. Ein Auslaufrohr ist in dieser Ausführung nicht vorgesehen. In das Einlaufrohr
mündet der mit einem Schieber 12a' verschließbare Entleerungsstutzen eines Feststoffbehälters
12', dem - wie bei der Ausführung nach Figur 6 - eine Füllstandsanzeige 12b' und ein
Zeitgeber 13 zur Bestimmung des Volumendurchsatzes pro Zeiteinheit zugeordnet sind.
Die aus dem Verbindungsstück-Modell ausströmenden Feststoffe gelangen in einen Sammelbehälter
15.
[0057] Der Antrieb des als Pseudofluid zu betrachtenden Feststoffstromes aus dem Behälter
12' durch das Verbindungsstück-Modell 1M' erfolgt hier allein durch die Schwerkraft
und die Beurteilung der Krümmergestalt in erster Näherung anhand des Volumendurchsatzes
pro Zeiteinheit.
[0058] Die Anordnung eignet sich besonders zur Bestimmung der Krümmergestalt für Schüttgut-Transportsysteme;
anstelle von Feststoffen können in einem (ggfs. modizierten) Behälter aber auch Flüssigkeiten
oder Flüssigkeit-Feststoff-Gemische untergebracht sein und zur Krümmer-Optimierung
genutzt werden. Die Vorrichtung kann - ggfs. mit entsprechender Modifizierung der
räumlichen Anordnung - natürlich auch mit anderen Krümmer-Modellen eingesetzt werden,
etwa den in Figur 4a bis 4c, 4e und 4f gezeigten Beispielen.
[0059] Die Erfindung beschränkt sich in ihrer Ausführung nicht auf die vorstehend angegebenen
bevorzugten Ausführungsbeispiele. Vielmehr ist - sowohl hinsichtlich der konkreten
(auch dreidimensionalen) Gestalt optimierter Verbindungsstücken als auch in deren
Herstellungsverfahren sowie der Ausführung von Vorrichtungen zur Formbestimmung (einschließlich
anderer Antriebe, veränderter Lage im Raum etc.) - eine Vielzahl von Varianten denkbar,
welche die Erfindung auch in grundsätzlich anders gearteten Ausführungen verkörpern.
1. Gekrümmtes, insbesondere starres, Verbindungsstück (1A; 1B; 1C) mit über seine Länge
im wesentlichen konstantem Querschnitt zum Verbinden eines ersten und eines zweiten,
sich mindestens in dem an das Verbindungsstück angrenzenden Bereich im wesentlichen
geradlinig erstreckenden, starren Rohres (2, 3) oder Kanals zum Führen eines im wesentlichen
stationären Fluidstromes mit vorbestimmter Richtung (F), wobei die Längsachsen (A2,
A3) der angrenzenden Bereiche des ersten und des zweiten Rohres oder Kanals (2, 3)
in einer gemeinsamen Ebene liegen oder auf eine gemeinsame Ebene projizierbar sind
und sich die Längsachsen oder deren Projektionen auf die Ebene in der Umgebung des
Verbindungsstücks in einem Punkt (S) schneiden und die dem Verbindungsstück benachbarten
Enden (20, 30) des ersten und des zweiten Rohres oder Kanals vom Schnittpunkt (S)
gleichen Abstand haben,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Verbindungsstück eine Krümmung aufweist, die zwischen den ihm benachbarten
Enden des ersten und des zweiten Rohres oder Kanals durch eine Funktion K(x,y,z) beschrieben
ist, die mindestens ein Maximum an einem Punkt oder in einem Abschnitt (Kmax) hat, dessen Abstand zum Ende des ersten Rohres vom Abstand zum Ende des zweiten
Rohres verschieden ist.
2. Verbindungsstück nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die die Krümmung beschreibende Funktion einen Bereich stetigen Übergangs von
einer Krümmung gleich oder nahe Null am Ende des anströmseitigen Rohres (2) bis zum
Punkt oder Abschnitt (Kmax) des Maximums und/oder von diesem bis zu einer Krümmung gleich oder nahe Null am
Ende des abströmseitigen Rohres (3) aufweist.
3. Verbindungsstück nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Krümmungsverlauf im Bereich zwischen dem dem anströmseitigen Rohr (2) oder
Kanal benachbarten Ende und dem Punkt oder Abschnitt (Kmax) des Maximums einen Wendepunkt aufweist und/oder daß der Krümmungsverlauf im Bereich
zwischen dem Punkt oder Abschnitt (Kmax) des Maximums und dem dem abströmseitigen Rohr (3) oder Kanal benachbarten Ende einen
Wendepunkt aufweist.
4. Verbindungsstück nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Querschnitt elliptisch, insbesondere kreisförmig, oder rechteckig ist.
5. Anordnung mit mindestens zwei in Richtung ihrer Längserstreckung aneinandergefügten
Verbindungsstücken nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens zwei der aneinandergefügten Verbindungsstücke entgegengesetzte Krümmungsrichtungen
aufweisen und/oder daß zwischen ihrer anströmseitigen und ihrer abströmseitigen Stirnfläche
unterschiedliche Winkel einschließen, wobei insbesondere zwischen mindestens zwei
Verbindungsstücken ein gerades Rohr- oder Kanalstück eingefügt ist.
6. Verbindungsstück oder Anordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch die Ausgestaltung als zwei- oder dreidimendionaler, in ein Rohrleitungs- oder Kanalsystem
integrierter Verbindungsabschnitt.
7. Verfahren zur Herstellung eines Verbindungsstücks nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Schritt der Formbestimmung des Verbindungsstücks einen Optimierungsvorgang
unter Erzeugung eines reellen oder virtuellen Fluidstromes mit mindestens einem die
Strömung oder deren Wirkung auf das Verbindungsstück kennzeichnenden meßbaren oder
anhand der geometrischen Gestalt des Verbindungsstücks errechenbaren Parameter aufweist,
dessen Wert ein Maß für die Optimierungsgröße, insbesondere den Strömungswiderstand
oder die mechanische Belastung, einer vorgegebenen Verbindungsstück-Form ist, wobei
die Form des Verbindungsstück-Modells (1M, 1M') mindestens durch die vorgegebenen
Polarkoordinaten (ri, φ1i) von ausgewählten Punkten seiner Mittenachse (A) bezüglich eines als Schnittlinie
der ihm zugewandten Stirnflächen des ersten oder zweiten Rohres bestimmten Koordinatenursprungs
(0) bestimmt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Menge der untersuchten Verbindungsstück-Modelle (1M; 1M') im Verlauf des
Optimierungsvorganges, von mindestens einer vorgegebenen Form ausgehend, schrittweise
vergrößert wird, bis eine Form mit hinreichender Annäherung an das Optimierungsziel,
insbesondere mit hinreichend niedrigem Strömungswiderstand oder niedriger mechanischer
Belastung des Verbindungsstücks, gefunden ist.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Form des Verbindungsstück-Modells (1M, 1M') durch die vorgegebenen Polarkoordinaten
(ri, Ý1i) von ausgewählten Punkten seiner Mittenachse (A) bezüglich eines als Schnittlinie
der ihm zugewandten Stirnflächen des ersten oder zweiten Rohres bestimmten Koordinatenursprungs
(0) bestimmt wird, wobei insbesondere ein Veränderungsschritt die Variation mindestens
des Radius-Wertes (ri) eines Punktes der Mittenachse nach dem Zufallsprinzip umfaßt.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzahl und/oder lokale Dichte der ausgewählten Punkte der Mittenachse im
Verlauf des Optimierungsvorgangs variiert wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Krümmungsverlauf in einem Abschnitt durch Einstellung eines Wertepaares
aus dem Radius-Wert an einem Punktes in dem Abschnitt und einer Richtungsgröße (φ2i) für den Verlauf der Mittenachse in der Umgebung dieses Punktes eingestellt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß eine Urform, insbesondere eine Guß-, Spritzguß- oder Biegeform, entsprechend
der im Formbestimmungsschritt erhaltenen optimalen geometrischen Gestalt gefertigt
und ein Formgebungsschritt für das Verbindungsstück mit dieser Urform ausgeführt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß im Ergebnis des Schrittes der Formbestimmung eine Biegeform bzw. Schablone hergestellt
wird, die zur Festlegung des Krümmungsverlaufs eines Verbindungsstücks oder eines
Verbindungsabschnitts in einer zusammenhängenden Rohr- oder Kanalführung eingesetzt
wird.
14. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 7 bis 13, mit
- einer realen oder virtuellen Fluidquelle (4; 12; 12') zur Erzeugung eines realen
oder virtuellen Fluidstromes mit mindestens einem vorbestimmten Strömungsparameter,
- einem realen oder virtuellen Verbindungsstück-Modell (1M, 1M') mit einem mindestens
mittelbar mit dem Ausgang der Fluid-Quelle verbundenen Eingang, einem Ausgang und
variablem Krümmungsverlauf in Richtung der Längserstrekkung zwischen seinem Ein- und
Ausgang,
- einer Bestimmungseinrichtung (P1, P2, 8.1, 8.2; M1 bis M7; 12b; 12b', 13) zur Bestimmung
von Werten einer Größe des Fluidstromes und/oder der mechanischen Belastung des Verbindungsstück-Modells,
- einer eingangsseitig mit dem Ausgang der Bestimmungseinrichtung verbundenen Verarbeitungseinheit
(9; 14) zur Verarbeitung der Werte der bestimmten Größe und
- einer dem Verbindungsstück-Modell zugeordneten realen oder virtuellen Verstelleinrichtung
(5, 6, 10, 11) zur Einstellung verschiedener vorbestimmter Krümmungsverläufe, welche
aufweist:
-- eine Mehrzahl von Radial-Verstelleinrichtungen (5b, 5c) zur Verstellung des lokalen
Radius eines Abschnitts des Verbindungsstück-Modells,
-- eine Mehrzahl von, jeweils einer Radial-Verstelleinrichtung zugeordneten, Tangential-Verstelleinrichtungen
(5c, 6) zur Verschiebung des Angriffspunktes der jeweils zugeordneten Radial-Verstelleinrichtung
am Verbindungsstück-Modell und
-- eine Mehrzahl von, jeweils einer Tangential-Verstelleinrichtung zugeordneten, Drehwinkel-Verstelleinrichtungen
(51, 52) zur Drehung der Angriffsrichtung der jeweils zugeordneten Radial-Verstelleinrichtung,
insbesondere mit Mitteln zur Computersimulation der Fluidquelle, des Verbindungsstück-Modells
und der Verstelleinrichtung sowie zur eingangsseitig des Verbindungsstücks vorgenommenen
Bestimmung des Fluidparameters als Wertevorgabe und zur am Verbindungsstück-Modell
oder ausgangsseitig von diesem vorgenommenen Bestimmung als Berechnung aufgrund der
Simulationsparameter der Verstelleinrichtung.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß das Verbindungsstück-Modell (1M) aus flexiblem Material besteht und als Radial-Verstelleinrichtungen
am Umfang des Verbindungsstück-Modells angreifende, mit einem in dessen Längserrichtung
verschieblichen, radial verlaufenden Haltestab (5b) versehene Halterungen (5a), als
Tangential-Verstelleinrichtung eine viertelkreisförmig tangential verlaufende Führungsbahn
(6) mit feststellbaren Trägern (5c) für die Haltestäbe der Radial-Verstelleinrichtungen
und als Drehwinkel-Verstelleinrichtungen ein gegeneinander verdrehbares Ober- und
Unterteil (52, 51) des Trägers vorgesehen sind.
16. Vorrichtung nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Fluidquelle ein Drucklufterzeuger ist, der insbesondere ein Lüftergebläse
(4) oder einen Kompressor aufweist und/oder daß die Fluidquelle ein Feststoffreservoir
(12) zur Erzeugung eines Fluidstromes mit Feststoffteilchen einer vorgegebenen Größenverteilung
und Konzentration aufweist.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß die Bestimmungseinrichtung einen Aufnehmer (P1, P2) zur Messung des Fluiddruckes
und/oder einen Aufnehmer (M1 bis M5) zur Messung einer mechanischen Größe an der Wandung
des Verbindungsstück-Modells (1M) und/oder daß die Bestimmungseinrichtung eine Fluidmengen-Erfassungs-
und eine Zeitmeßeinrichtung (MV, MT) zur Ermittlung der das Verbindungsstück-Modell
(1M) pro Zeiteinheit durchströmenden Fluidmenge aufweist.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 15 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß die Verstelleinrichtung einen Satz von Radial-Verstelleinrichtungen (5b, 5c)
aufweist, aus dem die Mehrzahl der Verstelleinrichtungen variabel ausgewählt werden
kann, und/oder daß Mittel zu einer freien Vorgabe der Winkelstellungen der Radial-Verstelleinrichtungen
am Verbindungsstück-Modell vorgesehen sind.