[0001] Die Erfindung betrifft ein Drehgestell eines Schienenfahrzeugs gemäß dem Patentanspruch
1.
[0002] Ein Drehgestell dieser Art ist aus der DE-PS 705 934 bekannt, bei dem die Radbalken
mittels senkrechter Zapfen und mittels Schwenklagern drehbar an einem Querträger abgestützt
sind, wobei zwischen Querträger und den Radbalken Federn angeordnet sind. Die aus
einer Tragstruktur zusammengesetzten Radbalken sind durch Querstangen gelenkig miteinander
gekoppelt. Die Schwenklager und die Halterungs- und Führungsvorrichtungen, mit denen
die Radbalken vertikal verschieblich am Querträger befestigt sind, sind verschleißanfällig
und aufwendig in der Bauweise und Wartung, zudem sind verhältnismäßig große Massen
als ungefederte Massen gegeben, so daß das bekannte Drehgestell insbesondere für den
Einsatz im Hochgeschwindigkeitsbetrieb wenig geeignet ist.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein hochgeschwindigkeitsfähiges Drehgestell
mit einfacher Bauweise und geringer Verschleißanfälligkeit bzw. geringem Wartungsbedarf
zu schaffen.
[0004] Diese Aufgabe wird durch ein Drehgestell gemäß den Merkmalen des Patentanspruchs
1 gelöst, die abhängigen Ansprüche geben weitere Entwicklungen der Erfindung an.
[0005] Durch die fliegende Lagerung der Laufräder bei innenliegenden Radbalken ergibt sich
eine schmale Bauweise des Drehgestells, wodurch zur Verbesserung der Aerodynamik eines
Hochgeschwindigkeits-Reisezugwagens der Anbau tiefreichender Drehgestellschürzen ermöglicht
wird.
[0006] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- die schematische Seitenansicht eines Drehgestells mit einem Teilbereich des Wagenkastens
und
- Fig. 2
- die Vorderansicht des Drehgestells nach Fig. 1.
[0007] Gemäß Fig. 1 und 2 ist ein Wagenkasten 1 über Sekundärfedern 2 und 3 auf einem Querträger
4 abgestützt, der wiederum über Primärfedern 5 und 6 auf zwei Radbalken 7 und 8 abgestützt
ist. An den Radbalken 7 und 8 sind bei innenliegenden Radbalken Laufräder 9 und 10
in Achsen 11 und 12 fliegend gelagert.
[0008] Auf den Radbalken 7 und 8 einerseits und am Querträger 4 andererseits sind in quersteif
ausgebildeten Gelenkpunkten 13 und 14 Längsstangen 15 gelagert.
[0009] Auf der Unterseite der Radbalken 7 und 8 sind Gelenkpunkte 18 und 19 angeordnet,
in denen eine Querstange 20 angelenkt ist.
[0010] Die auf der Schienenlauffläche 21 laufenden Laufräder 9 und 10, die Achsen 11 und
12, die Radbalken 7 und 8 sowie die Querstange 20 bilden die ungefederten Massen des
Drehgestells, auf denen sich der Querträger 4 über die Primärfedern 5 und 6 abstützt.
Die zwischen dem Wagenkasten 1 und dem Querträger 4 angeordneten Sekundärfedern 2
und 3 dienen zur Erhöhung des Fahrkomforts. Das Drehgestell ist bis auf die Gelenkpunkte
der Längsstangen 15 und der Querstange 19 frei von Gelenken und Drehlagern und erfordert
somit in der Bauweise und in der Wartung nur geringen Aufwand. Das Drehgestell ist
insgesamt, vor allem jedoch in den ungefederten Massen leicht und somit als Hochgeschwindigkeitsdrehgestell
für Reisezugwagen besonders geeignet.
[0011] Die Längsstangen 15 und die Querstange 19 stellen sicher, daß die Radbalken 7 und
8 in allen Betriebszuständen exakt positioniert bleiben.
[0012] Die quersteife Lagerung der Längsstangen 15 auf dem Querträger 4 und auf den Radbalken
7 und 8 kann grundsätzlich auch durch eine technisch gleichwirkende Verbindung von
Querträger und Radbalken durch quersteife Blattlenker (nicht dargestellt) ersetzt
werden, die eine freie vertikale Bewegung von Querträger und Radbalken zueinander
zulassen, in Querrichtung jedoch steif sind. Durch diese Anordnung können weitere
verschleißanfällige bzw. wartungsintensive Gelenkpunkte eliminiert werden. Es verbleibt
nach dieser Lösung als Gelenkverbindung nur noch die gelenkige Anordnung der Querstange
15, mit der sichergestellt ist, daß die Radbalken 7 und 8 nicht nach innen einknicken.
1. Drehgestell für Schienenfahrzeuge, insbesondere Hochgeschwindigkeits-Schienenfahrzeuge,
mit zwei schienenparallelen, jeweils ein vorderes und ein hinteres Laufrad tragenden
Radbalken, die über Querstangen miteinander gekoppelt sind, und die über Primärfedern
an einem mit dem Wagenkasten des Schienenfahrzeugs verbundenen Querträger abgestützt
sind, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen jedem der beiden Radbalken (7,8) und dem Querträger (4) Koppelglieder
angeordnet sind, die ausschließlich eine vertikale Bewegungsfreiheit zwischen dem
Querträger (4) und den Radbalken (7,8) zulassen, die beiden Radbalken (7,8) auf ihrer
Unterseite durch eine quer zu den Radbalken verlaufende Querstange (20) gelenkig verbunden
sind, und der Querträger (4) gegenüber dem Wagenkasten (1) über Sekundärfedern (2,3)
abgestützt ist.
2. Drehgestell nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Koppelglied zwischen jedem der beiden Radbalken (7,8) und dem Querträger
(4) jeweils eine in Längsrichtung der Radbalken (7,8) verlaufende Längsstange (15)
angeordnet ist, die mit einem Ende an der Oberseite des Radbalkens (7,8) und mit dem
anderen Ende am Querbalken (4) angelenkt ist, wobei die Anlenkungen nach der Maßgabe
quersteif ausgelegt sind, daß ausschließlich Drehbewegungen quer zur Längserstreckung
der Radbalken (7,8) erfolgen können.
3. Drehgestell nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Koppelglieder zwischen jedem der beiden Radbalken (7,8) einerseits und dem
Querträger (4) andererseits quersteife Blattlenker angeordnet sind.
4. Drehgestell nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Laufräder (9,10) fliegend bei innenliegenden Radbalken (7,8) gelagert sind.
5. Drehgestell nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Primärfedern (5,6) jeweils zu beiden Seiten des Querträgers (4) bei zwischenliegenden
Koppelgliedern (Längsstangen 15 oder Blattlenker) angeordnet sind.