[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur mechanischen Behandlung von hochkonsistentem
Faserstoff gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Eine derartige Behandlungsvorrichtung ist zum Beispiel aus der DE-PS 30 47 013 bekannt.
Diese zum Dispergieren von Altpapier geeignete Vorrichtung dient dazu, den Stoff intensiv
mechanisch und thermisch zu bearbeiten, wodurch die darin enthaltenen Störstoffe von
den Fasern abgelöst, zerkleinert und/oder unter die Sichtbarkeitsgrenze gebracht werden
können. Anders als zum Beispiel bei Papierstoff-Mahlrefinern wird bei derartigen Maschinen
der Faserstoff nicht in einer pumpfähigen Suspension bearbeitet, sondern in Form eines
teigigen oder krümeligen Hochkonsistenzstoffes, vorzugsweise mit einem Trockengehalt
zwischen 20 und 40 %. Auf diese Weise lassen sich beträchtlich höhere Scherkräfte
in den Faserstoff übertragen, wodurch die genannten Ziele erreichbar sind, ohne daß
dabei eine wesentliche Veränderung der Faserlänge erfolgt. In vielen Fällen wird die
Wirkung der mechanischen Behandlung durch Hitze weiter verstärkt, z.B. durch Einstellen
einer Faserstofftemperatur von 90
o Celsius oder noch darüber.
[0003] Durch die hohe Konsistenz, die der Faserstoff bei der Behandlung hat, ist eine intensive
mechanische Bearbeitung möglich, obwohl sich die Zähne der relativ zueinander bewegbaren
Behandlungswerkzeuge nicht berühren, sondern sich vielmehr in einem Abstand von ca.
1 mm oder mehr aneinander vorbeibewegen. Dabei treten an den Zähnen ganz erhebliche
Kräfte auf, die insbesondere den Zahnfuß belasten. Wegen der Hebelwirkung greift zusätzlich
zu den Scherkräften am Zahnfuß ein hohes Moment an, das mit zunehmender Zahnhöhe stark
zunimmt. Andererseits sind höhere Zähne von Vorteil, da der zur Verfügung stehende
Durchtrittsquerschnitt im wesentlichen zur Zahnhöhe proportional ist. Daher läßt sich
dann mit einer Vorrichtung in derselben Zeit eine entsprechend größere Menge mit gleich
hoher Intensität behandeln. Mit größeren Maschineneinheiten ist fast immer eine höhere
Wirtschaftlichkeit bezüglich Investitions- und Betriebskosten erreichbar.
[0004] Die im Stand der Technik realisierbaren Zahnhöhen für derartige Vorrichtungen hängen
auch vom Herstellungsverfahren für die Vorrichtung zur mechanischen Behandlung von
hochkonsistentem Faserstoff ab. So gibt es gegossene Kreissegmente, welche durch Aneinanderreihung
zu einer geschlossenen ringförmigen Rotor- oder Statorgarnitur zusammengebaut werden.
Aus gieß- und formtechnischen Gründen können bei solchen z.B. im Sandgußverfahren
hergestellten Bauteilen eine Spaltbreite von 6 mm und eine Zahnbreite von 6 mm nicht
unterschritten werden, und die Zahnhöhe darf meist nicht höher als 30 mm sein. Vorrichtungen,
die in einem solchen Verfahren hergestellt werden, können nur eine vergleichsweise
geringe Materialhärte haben. Das andere Arbeitsverfahren geht von geschlossenen Einzelringen
aus, in die die Spalte eingefräst werden müssen. Diese Ringe werden in konzentrischer
Anordnung zu einer kompletten Rotor- oder Statorgarnitur zusammengebaut. Wegen des
Fräsverfahrens könnten die Spalte an sich kleiner sein als beim Guß, es ergeben sich
aber Einschränkungen durch die Festigkeitsanforderungen. Dennoch lassen sich gefräste
Garniturringe mit höheren Zähnen herstellen als wenn sie gegossen werden. Nachteilig
sind allerdings beim Fräsen die hohen Fertigungskosten.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zur mechanischen
Behandlung von hochkonsistentem Faserstoff zu schaffen, mit der es möglich ist, eine
größere Durchsatzmenge als bisher zu verarbeiten unter Beibehaltung oder Verbesserung
der Behandlungswirkung.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 genannten Merkmale vollständig
gelöst.
[0007] Durch diese Maßnahmen können die dem Faserstoff zur Verfügung stehenden Strömungsquerschnitte
zwischen den Zähnen vergrößert werden, ohne eine Überlastung der Zahnfüße befürchten
zu müssen. Der Verbindungssteg zwischen benachbarten Zähnen bringt nämlich infolge
seiner Starrheit ein Gegenmoment auf, das den Widerstand gegen Durchbiegen der Zähne
erhöht. Außerdem werden Spitzenwerte von Scherkräften auf mehrere Zähne verteilt.
[0008] Die Erfindung und ihre Vorteile werden erläutert anhand von Zeichnungen. Dabei zeigen:
- Fig. 1
- Schnitt durch den wesentlichen Teil der erfindungsgemäßen Vorrichtung in Seitenansicht;
- Fig. 2
- Aufsicht auf die Vorrichtung;
- Fig. 3a
- perspektivische Darstellung eines Teiles des Behandlungswerkzeugs;
- Fig. 3b
- Seitenansicht bezüglich Fig. 3a;
- Fig. 4
- Teilansicht einer weiteren Ausführungsform eines Behandlungswerkzeugs;
- Fig. 5
- die Variante der Fig. 4 im Eingriff mit weiteren Behandlungswerkzeugen;
- Fig. 6
- Seitenansicht einer Variante, geschnitten;
- Fig. 7
- Schnitt durch eine Behandlungsmaschine, die die Vorrichtung enthält.
[0009] Fig. 1 zeigt zwei relativ zueinander bewegbare komplementäre Behandlungswerkzeuge
1 und 2, die miteinander so im Eingriff stehen, daß sie zusammenwirken können. Zum
Beispiel kann das Behandlungswerkzeug 1 zu einem Rotor und das Behandlungswerkzeug
2 zu einem Stator gehören. Dabei wird also im hier dargestellten Falle das Behandlungswerkzeug,
in Strömungsrichtung gesehen, radial außen mit einem Stator abgeschlossen. Es ist
ohne weiteres vorstellbar, daß der radial letzte Ring ein Rotorring ist, wodurch z.B.
der Stoff aus dem Behandlungsapparat ausgeschleudert würde. Die gewählte Darstellung
in Form eines Schnitts in Seitenansicht läßt erkennen, daß sich radial von innen nach
außen die zu verschiedenen Behandlungswerkzeugen gehörenden Zähne 3, 4, 3', 4'' abwechseln.
Deren Höhe ist als H bzw. H' angegeben. Die Richtung der Stoffströmung, radial von
innen nach außen, wird durch den Pfeil S angedeutet. Wie Fig. 2 zeigt, ist die Anordnung
derart, daß ringförmig angeordnete Zähne jeweils eine Zahnreihe bilden und die Zahnreihe
eines Behandlungswerkzeuges jeweils in den Leerraum 7 (Fig. 2) des komplementären
Werkzeuges reicht. Dabei sind benachbarte Zähne derselben Zahnreihe durch Stege 8,
8' miteinander verbunden, wobei die Stege eine Höhe von H1 bzw. H1'aufweisen. Die
zwischen Steg 8, 8'und dem Grundkörper des Behandlungswerkzeuges 1, 2 verbleibende
Länge des Spaltes ist mit L bzw. L'angegeben.
[0010] Die Fig. 2 zeigt eine erfindungsgemäß ausgeführte Vorrichtung in Ansicht von oben,
wobei die Zähne teilweise geschnitten dargestellt sind. Nur ein Teil der an sich vorhandenen
Zähne ist eingezeichnet. Man erkennt, daß die Zähne in Zahnreihen konzentrisch angeordnet
sind. In den beiden radial äußeren Zahnreihen sind jeweils zwei benachbarte Zähne
3', 4'durch Stege miteinander verbunden. Es ist auch gut möglich, solche Stege 8 ringförmig
auszubilden und dadurch gruppenweise eine größere Anzahl von Zähnen zu verbinden.
Der Steg kann im Extremfall die Zähne einer ganzen Zahnreihe umfassen. Anzumerken
ist, daß nicht notwendigerweise alle Zahnreihen mit Stegen versehen sein müssen. Besonders
vorteilhaft ist diese Maßnahme an den radial außen liegenden Zahnreihen.
[0011] Zur besseren Verdeutlichung der Vorrichtung ist ein Ausführungsbeispiel in Fig. 3
perspektivisch gezeichnet. Das nur teilweise dargestellte Behandlungswerkzeug 1 enthält
eine ringförmige Zahnreihe mit Zähnen 3, die durch den Steg 8 miteinander verbunden
sind. Dabei liegt der Steg an den Spitzen der Zähne. Das muß aber nicht in allen Fällen
so sein. So könnte der Steg durchaus auch die Zähne an anderen Stellen verbinden und
sie so mechanisch stabilisieren. Ein solches Beispiel zeigen die Figuren 4 und 5.
Das mit dem hier dargestellten Behandlungswerkzeug 1 zusammenarbeitende Behandlungswerkzeug
2 kann prinzipiell ähnlich aufgebaut sein. Die in Fig. 5 gezeigte Seitenansicht, schematisch
im Schnitt, zeigt zwei Behandlungswerkzeuge 1 und 2, die sich so im Eingriff befinden,
daß eine bestimmungsgemäße Benutzung der Bearbeitungsvorrichtung möglich ist. Wie
hier exemplarisch dargestellt, kann man die Stege so legen, daß sie bei komplementären
Behandlungswerkzeugen radial im selben Bereich liegen, so daß die meist unerwünschte
Abdeckwirkung für den durchtretenden Stoffstrom minimal ist. Lage und Form solcher
Stege sind festigkeitsmäßig und behandlungstechnologisch zu optimieren.
[0012] Fig. 6 zeigt eine Variante, bei der sich die Stege 8 und 8' nicht über die gesamte
Breite B bzw. B' erstrecken. Dadurch können die Bearbeitungskanten über die gesamte
Höhe H bzw. H' der Zähne verlaufen, also länger sein, was in vielen Fällen von Vorteil
bei der Stoffbehandlung ist.
[0013] Fig. 7 zeigt eine Behandlungsmaschine, in die zwei Behandlungswerkzeuge 1, 2 eingesetzt.
sind. Ein Gehäuse 11 umgibt diese im wesentlichen und weist eine Zufuhröffnung 12
und eine Abfuhröffnung 13 auf, durch die der Faserstoff zu- bzw. abzuführen ist. An
der Zufuhröffnung 12 hat die Maschine eine Fördereinrichtung 14, welche den krümeligen
Hochkonsistenzstoff zusammendrückt, so daß ein Pfropfen entsteht. Der Faserstoff wird
zwischen den Behandlungswerkzeugen 1, 2 radial nach außen (Pfeil S) geführt und verläßt
dann das Gehäuse 11 durch die Abfuhröffnung 13.
1. Vorrichtung zur mechanischen Behandlung von hochkonsistentem Faserstoff, mit mindestens
zwei relativ zueinander bewegbaren Behandlungswerkzeugen (1, 2, ),
1.1 die jeweils einen im wesentlichen rotationssymmetrischen Grundkörper aufweisen
und koaxial zueinander angeordnet sind,
1.2 die in ringförmigen, zu ihrer Mitte konzentrischen Reihen angeordnete Zähne (3,
3', 4, 4') aufweisen, zwischen welchen sich Spalte (5, 6) befinden, die freie Querschnitte
bilden, welche von dem zu behandelnden Faserstoff durchströmbar sind,
1.3 die zwischen den Zahnreihen ringförmige Leerräume (7) aufweisen,
1.4 die so zueinander positioniert sind, daß mindestens eine Zahnreihe eines Behandlungswerkzeuges
(1,2) in einen ringförmigen Leerraum eines anderen Behandlungswerkzeuges (2,1) hineinreicht,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens zwei benachbarte Zähne (3, 3', 4, 4') einer Zahnreihe jeweils so miteinander
verbunden sind, daß zumindest ein Teil des sich zwischen ihnen befindenden Spaltes
(5) einen geschlossenen, radial durchströmbaren Querschnitt bildet.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Länge (L, L') des Spaltes (5), der den geschlossenen Querschnitt bildet, zwischen
40 und 150 mm beträgt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die in Umfangsrichtung gemessene Breite der Spalte zwischen 5 und 30 mm liegt.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Länge (L, L') des Spaltes (5), der den geschlossenen Querschnitt bildet, mindestens
das Sechsfache seiner in Umfangsrichtung gemessenen Breite ist.
5. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verbindung durch Stege (8, 8') hergestellt wird, die mit den Spitzen der Zähne
(3, 3', 4, 4') starr verbunden sind.
6. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verbindung durch Stege (8, 8') hergestellt wird, die so zwischen den Zähnen
angeordnet sind, daß der dazwischenliegende Spalt (5) geteilt wird, wobei er zum Zahnfuß
hin eine untere Länge (L1) und zur Zahnspitze hin eine obere Länge (L2) bildet.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die untere Länge (L1) etwa gleich der oberen Länge (L2) ist.
8. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Stege (8, 8') eine Höhe (H1, H1') zwischen 4 und 20 mm haben.
9. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der rotationssymmetrische Grundkörper mehrere radial zueinander angeordnete konzentrische
Zahnreihen enthält und zwei benachbarte, relativ zueinander bewegbare Behandlungswerkzeuge
axial nebeneinander angeordnet sind.
10. Vorrichtung nach Anspruch 6 und 9 oder 7 und 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei benachbarten Zahnreihen unterschiedlicher Behandlungswerkzeuge (2, 3) die
Stege 8, 8'), radial betrachtet, hintereinander angeordnet sind.
11. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß benachbarte Zähne (3, 3', 4, 4') einer Zahnreihe durch maximal einen Steg (8,
8') miteinander verbunden sind.
12. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Breite der Stege (8, 8'), in radialer Richtung gesehen, nur einen Teil der
Breite B, B') der Zähne beträgt.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Behandlungswerkzeug aus einzelnen Kreis- oder Ringsegmenten zusammengesetzt
ist.
14. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Behandlungswerkzeuge in einem Guß- oder Spritzverfahren hergestellt sind.
15. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der rotationssymmetrische Grundkörper mehrere radial zueinander angeordnete konzentrische
Zahnreihen enthält und zwei benachbarte, relativ zueinander bewegbare Behandlungswerkzeuge
axial nebeneinander angeordnet sind.
16. Behandlungsmaschine, die eine Vorrichtung zur mechanischen Behandlung nach einem der
voranstehenden Ansprüche enthält,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Behandlungsmaschine ein Gehäuse (11) mit mindestens einer Zufuhröffnung (12)
und mindestens einer Abfuhröffnung (13) aufweist, welches die Behandlungswerkzeuge
(1, 2) im wesentlichen umgibt, wobei die Behandlungsmaschine an der Zufuhröffnung
(12) mit einer pfropfenbildenden Fördereinrichtung (14) zur Zufuhr des zu behandelnden
hochkonsistenten Faserstoffes versehen ist, mit der bei Betrieb der Maschine der Faserstoff
zwischen die relativ zueinander bewegbaren Behandlungswerkzeuge (1, 2) geführt wird.
17. Behandlungsmaschine nach Anspruch 16,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Abfuhröffnung (13) ein Fallschacht für den behandelten hochkonsistenten Faserstoff
ist.
18. Behandlungsmaschine nach Ansprch 16 oder 17,
dadurch gekennzeichnet,
daß stromabwärts der Behandlungswerkzeuge (1, 2) Vorrichtungen zur Zugabe von Verdünnungswasser
für den behandelten hochkonsistenen Faserstoff vorhanden sind.