[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur kontinuierlichen Überwachung
der Flüssigkeitszugabe in einem Prozeß, in dem eine Flüssigkeit über Düsen auf Feststoffe
aufgesprüht wird.
[0002] Derartige Flüssigkeitszugaben erfolgen beispielsweise in der pharmazeutischen Industrie
während des Coatingprozesses. Insbesondere während des Tablettencoatings. Üblicherweise
werden hierbei Tablettenkerne mit einem Farbpigment enthaltenden Polymerfilm überzogen.
Dies geschieht einerseits, um die mechanischen Eigenschaften der Tabletten günstig
zu beeinflussen, eine bessere Schluckbarkeit von Tabletten zu erreichen und unangenehme
Geschmackeffekte von Wirkstoffen zu überdecken, andererseits um die Wirkstofffreisetzung
von Tabletten zu modifizieren (beispielsweise magensaftresistente oder retardierende
Überzüge). Speziell bei Überzügen, die Einfluß auf die Wirksamkeit einer Tablette
haben, werden an die Gleichmäßigkeit und die Homogenität des Filmüberzuges hohe Anforderungen
gestellt.
[0003] Ein heutzutage häufig angewandtes Verfahren stellt die Lackierung von Tablettenkernen
in rotierenden Trommeln oder Kesseln durch Aufsprühen einer Lacksuspension aus geeigneten
Zweistoffdüsen dar. Diesen Vorgang nennt man auch "automatisierte Dragierung". Bei
diesem Prozeß wird die Lacksuspension kontinuierlich über mehrere Stunden auf das
Tablettenbett innerhalb der Trommel aufgesprüht.
[0004] Bei allen Maschinen, die nach dem zuvor beschriebenen Prinzip arbeiten, beispielsweise
der Maschine "Accela Cota" der Firma Manesty, "Glatt-Coater" der Firma Glatt, "Driacoater"
der Firma Driam, "Hi-Coater" der Firma Lödige und "Butterfly Coater" der Firma Hüttlin,
muß die Gleichmäßigkeit des Sprühvorgangs ständig vom Personal optisch überwacht werden.
Unregelmäßigkeiten des Coatingprozesses sind vom Überwachungspersonal oft nur schwer
wahrzunehmen, da sie im Inneren der rotierenden Trommeln stattfinden. Häufig wird
die mangelnde Gleichmäßigkeit des Sprühvorganges erst bei Auftreten von Fehlchargen
erkannt. Ein fehlerhaftes Sprühen führt in den Fehlchargen zu verklebten Tabletten,
angelösten Tabletten, optischen Mängeln bei der Tablettenoberfläche, Inhomogenitäten
oder sogar zur mangelhaften Wirkstofffreisetzung.
[0005] Die hier anhand des Beispiels des Tablettencoatings vorgestellte Problemstellung
ergibt sich aber genauso beim Coating von Lebensmitteln in der Lebensmittelindustrie,
beispielsweise überzogenen Schokolinsen oder aber bei der Flüssigkeitszugabe über
Sprühdüsen beim Granulieren von Feststoffen in der Grundstoffindustrie.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es nun, ein Verfahren bzw. eine Vorrichtung
zur automatischen kontinuierlichen Überwachung der Flüssigkeitszugabe in einem Prozeß,
in dem eine Flüssigkeit über Düsen auf Feststoffe aufgesprüht wird, an die Hand zu
geben.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mittels eines Verfahrens mit den zusätzlichen
Merkmalen des kennzeichnenden Teils des Anspruchs 1 gelöst. Die Aufgabe wird auch
durch eine Vorrichtung mit den zusätzlichen Merkmalen des kennzeichnenden Teils des
Anspruchs 3 gelöst.
[0008] Erfindungsgemäß wird also bei einem Verfahren zur kontinuierlichen Überwachung der
Flüssigkeitszugabe in einem Prozeß, in dem eine Flüssigkeit über Düsen auf Feststoffe
aufgesprüht wird, der aus der jeweiligen Düse austretende Flüssigkeitssprühkegel mittels
einer elektro-optischen Überwachungseinheit erfaßt und mit einem Referenzbild verglichen.
Hierdurch kann durch eine Sprühbildkontrolle automatisch sichergestellt werden, daß
die Flüssigkeit in der gewünschten Verteilung gleichmäßig auf den Feststoff aufgesprüht
wird. Vorteilhaft wird jeder Düse, die einen entsprechenden Sprühkegel der aufzusprühenden
Flüssigkeit erzeugt, eine entsprechende elektro-optische Überwachungseinheit zugeordnet.
Alternativ hierzu kann aber auch eine entsprechend verfahrbare elektro-optische Überwachungseinheit
vorgesehen sein, die zyklisch nebeneinander angeordnete Düsen anfährt und in einem
vorbestimmten Zeittakt überprüft.
[0009] Durch Installation dieser elektro-optischen Überwachungseinheit kann die Kontinuität
des Sprühvorgangs überwacht und dokumentiert werden. Bei auftretenden Abweichungen
kann der Herstellprozeß unterbrochen werden, so daß der Coatingprozeß bzw. der Granulierprozeß
sicherer und reproduzierbar wird. Aufgrund der automatischen Überwachung ist auch
ein späteres Aufrüsten von verschiedenen Steuerungsstufen jederzeit möglich. So kann
eine gestörte Düse weggeschaltet und eine neue Düse zugeschaltet werden. Die eingangs
genannten Coatertypen könnten mit einer Vorrichtung zum Durchführen des erfindungsgemäßen
Verfahrens in einfacher Art und Weise nachgerüstet werden, so daß hier eine nachträgliche
Automatisierung des Kontrollverfahrens möglich ist.
[0010] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung kann ein Warnsignal oder ein
Signal zum Abschalten des Prozesses abgegeben werden, falls die elektro-optische Überwachungseinheit
eine Abweichung des aufgenommenen Bildes des Flüssigkeitssprühkegels feststellt, die
größer als ein vorgegebener Grenzwert ist.
[0011] Erfingungsgemäß wird die Aufgabe durch eine Vorrichtung zur Durchführung des vorgenannten
Verfahrens gelöst, die eine elektro-optische Überwachungseinheit aufweist, die derart
ausgerichtet ist, daß sie mit ihrem optischen Strahlengang den aus der Düse austretenden
Sprühkegel erfaßt.
[0012] Die elektro-optische Überwachungseinheit kann aus einer Vorrichtung zum Aussenden
von Licht und aus einer Empfangsvorrichtung zur Aufnahme der Sprühbildinformation
bestehen. Dabei kann die Vorrichtung zur Aufnahme des Sprühbildes aus einer Videokamera
bestehen. Die aktuellen Sprühbildinformationen können in einem vorbestimmten Takt,
beispielsweise in einem 5 Sekundentakt mit einer abgespeicherten Bildinformation verglichen
werden, um so gegebenenfalls entstandene Abweichungen zu erfassen.
[0013] Falls die Lichtverhältnisse ausreichend sind, kann die Vorrichtung zur Aufnahme des
Sprühbildes auch aus einer einfachen Videokamera bestehen.
[0014] Grundsätzlich ist nicht unbedingt die Verwendung einer Viedeokamera notwendig. Vielmehr
können auch andere lichtempfindliche Sensoren zur Erfassung eines von der Vorrichtung
zum Aussenden von Licht ausgesandten Strahlenganges verwendet werden, die die Intensitätsunterschiede
des Lichts hinreichend genau aufnehmen.
[0015] Die einzelnen optischen Komponenten können über eine entsprechende Halterung ortsfest
mit der Flüssigkeitszuführung, in welcher die Düsen integriert sind, verbunden sein.
[0016] Die elektro-optische Überwachungseinheit kann im wesentlichen aus einer Videokamera
und aus einer Auswerteelektronik bestehen.
[0017] Die Teile der elektro-optischen Überwachungseinheit, die in der Nähe des überwachten
Flüssigkeitssprühkegels angeordnet sind, sind vorteilhaft gekapselt, um sie vor dem
Sprühnebel innerhalb des Prozeßraumes zu schützen. Vorteilhaft ist auch innerhalb
dieser Kapselung für die gekapselten Teile der elektro-optischen Überwachungseinheit
ein Gasüberdruck erzeugbar, so daß sich eine laminare Gasströmung zur Außenumgebung
der Kapselung hin einstellt. Diese laminare Strömung kann vorteilhaft mit Sterildruckluft
erzeugbar sein.
[0018] Erfindungsgemäß läßt sich das vorbeschriebene Verfahren bzw. die Vorrichtung für
einen Coatingprozeß, insbesondere zur Herstellung der Oberfläche einer Filmtablette
oder eines Dragees verwenden. Dabei kann die kontinuierliche Überwachung innerhalb
einer Mischtrommel eines Trommelcoaters erfolgen.
[0019] Eine weitere erfindungsgemäße Verwendung des zuvor beschriebenen Verfahrens bzw.
der zuvor beschriebenen Vorrichtung ist das Granulieren von Feststoffen.
[0020] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden anhand eines in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1:
- Einen schematisierten Schnitt eines Trommelcoaters, in welchem die Erfindung in einer
Ausführungsform durchgeführt werden kann,
- Fig. 2:
- einen Schnitt entlang der Linie A-A gemäß Fig. 1.
[0021] Der in Fig. 1 nur in Teilen dargestellte Trommelcoater 10 weist eine polygonale Trommel
12 auf, die in Pfeilrichtung a um ihre Symmetrieachse rotiert. In das Innere des Trommelcoaters
ragt eine Flüssigkeitszuführleitung 14, in der in gleichmäßigen Abständen Sprühdüsen
16 integriert sind. Die Sprühdüsen sind so ausgerichtet, daß die durch sie erzeugten
Sprühkegel 18 das Festbett 20, das aus Tablettenkernen besteht, zu überstreichen.
Die Tablettenkerne werden durch das Drehen der Trommel 12 in Pfeilrichtung a umgewälzt.
Der Umwälzvorgang wird durch hier nicht näher dargestellte eingebaute Mischwerkzeuge,
wie sie im Stand der Technik weithin bekannt sind, unterstützt.
[0022] Die zu versprühende Flüssigkeit besteht im hier dargestellten Ausführungsbeispiel
aus einem Filmbildner oder Lack, der in einem hier nicht näher dargestellten Rührbehälter
fertiggestellt wird und über eine hier ebenfalls nicht dargestellte Dosierpumpe in
die Flüssigkeitszuführleitung 14 gepumpt wird.
[0023] Die noch nicht mit dem Film versehenen Tablettenkerne werden im Batchbetrieb in die
Trommel eingefüllt, so daß sich das Festbett 20 ergibt, und nach Bilden des gewünschten
Films wieder aus der Trommel 12 entleert. Eine ungleichmäßige Filmbildung erfolgt
dann, wenn aufgrund eines Verstopfens oder einer Fehlfunktion einer Düse 16 der Sprühkegel
18 in sich zusammenfällt und die aufzubringende Flüssigkeit beispielsweise in Form
von Tropfen 22 auf das Festbett tropft. Hier wird eine Reihe von Tablettenkernen gar
nicht mit dem entsprechenden Filmbildner besprüht und andere Tablettenkerne, auf die
die entsprechenden Tropfen 22 auftreffen, werden ungleichmäßig beschichtet, so daß
es zu Fehlchargen kommen kann.
[0024] Die erfindungsgemäße Sprühbildkontrolle erfolgt nun durch die in der Schnittdarstellung
gemäß Fig. 2 näher dargestellte elektro-optische Überwachungseinheit 24, die in Fig.
1 aus Vereinfachungsgründen nicht näher dargestellt ist. Jeder Düse 16 ist eine entsprechende
elektro-optische Überwachungseinheit 24 zugeordnet. Die einzelnen Komponenten der
elektro-optischen Überwachungseinheit werden über ein starres Gestänge 26 mit der
Flüssigkeitszuführleitung 14 verbunden. Im hier dargestellten Ausführungsbeispiel
umfaßt die elektro-optische Überwachungseinheit 24 eine Vorrichtung zum Aussenden
von Licht 28, die so ausgerichtet ist, daß der Strahlengang 30 den Sprühkegel schneidet,
und als Empfangseinrichtung eine Videokamera 32, die gegenüber der Vorrichtung zum
Aussenden des Lichtes 28 angeordnet ist, wie dies in Fig. 2 schematisch dargestellt
ist. Die aufgenommenen Bilder werden in vorbestimmten Zeittakt in der hier nicht näher
dargestellten Auswerteelektronik mit Referenzbildern abgeglichen. Bei Abweichung der
miteinander verglichenen Bilder über einen vorbestimmten Grenzwert hinaus, kann ein
Signal an die Steuerung des Trommelcoaters gegeben werden, um das kontrollierte Abfahren
des Coaters auszulösen.
1. Verfahren zur kontinuierlichen Überwachung der Flüssigkeitszugabe in einem Prozeß,
in dem eine Flüssigkeit über Düsen auf Feststoff aufgesprüht wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß der aus der jeweiligen Düse austretende Flüssigkeitssprühkegel mittels einer elektro-optischen
Überwachungseinheit erfaßt und mit einem Referenzbild verglichen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Warnsignal oder ein Signal
zum Abschalten des Prozesses abgegeben wird, falls die elektro-optische Überwachungseinheit
eine Abweichung des aufgenommenen Bildes des Flüssigkeitssprühkegels feststellt, die
größer als ein vorgegebener Grenzwert ist.
3. Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch
gekennzeichnet, daß sie eine elektro-optische Überwachungseinheit aufweist, die derart
ausgerichtet ist, daß sie mit ihrem optischen Strahlengang den aus der Düse austretenden
Sprühkegel erfaßt.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die elektro-optische Überwachungseinheit
aus einer Vorrichtung zum Aussenden von Licht und aus einer Empfangsvorrichtung zur
Aufnahme der Sprühbildinformation besteht.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung zur
Aufnahme des Sprühbildes eine Videokamera ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1-5, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen
Komponenten über eine entsprechende Halterung ortsfest mit der Flüssigkeitszuführleitung,
in welche die Düsen integriert sind, verbunden ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die elektro-optische Überwachungseinheit
im wesentlichen aus einer Videokamera und aus einer Auswerteelektronik besteht.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3-7, dadurch gekennzeichnet, daß die Teile der
elektro-optischen Überwachungseinheit, die in der Nähe des überwachten Flüssigkeitssprühkegels
angeordnet sind, gekapselt sind.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß innerhalb der Kapselung für
die gekapselten Teile der elektro-optischen Überwachungseinheit ein Gasüberdruck erzeugbar
ist, so daß sich eine laminare Gasströmung zur Außenumgebung der Kapselung hin einstellt.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die laminare Strömung mit
Sterildruckluft erzeugbar ist.
11. Verwendung eines Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2 oder einer Vorrichtung nach einem
der Ansprüche 3-11 für einen Coatingprozeß, insbesondere zur Herstellung der Oberfläche
einer Filmtablette oder eines Dragees.
12. Verwendung eines Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2 bzw. einer Vorrichtung nach einem
der Ansprüche 3-10 beim Granulieren von Feststoffen.
13. Verwendung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die kontinuierliche Überwachung
innerhalb einer Mischtrommel eines Trommelcoaters erfolgt.