(19)
(11) EP 0 775 656 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
28.05.1997  Patentblatt  1997/22

(21) Anmeldenummer: 96118618.6

(22) Anmeldetag:  20.11.1996
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B65H 3/32, B65H 3/46, B65H 3/06, B65H 1/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE ES FR GB LI NL

(30) Priorität: 21.11.1995 DE 19543382

(71) Anmelder: Heidelberger Druckmaschinen Aktiengesellschaft
D-69115 Heidelberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Ambühl, Herrmann
    3072 Ostermundigen (CH)
  • Flühmann, Urs
    3014 Bern (CH)
  • Greive, Martin
    69250 Schönau (DE)
  • Herrmann, Bernd
    69254 Malsch (DE)
  • Jöhr, Hans
    3122 Kehrsalz (CH)
  • Lehmann, Peter
    3116 Kirchdorf (CH)
  • Lüthi, Rudolf
    3172 Niederwangen (CH)

   


(54) Bogenanleger und Verfahren zur Bogenvereinzelung


(57) Die Erfindung betrifft einen Anleger für eine Bogendruckmaschine, mit einer Einrichtung (1) zum wenigstens teilweisen Wölben eines Bogenstapels (2) wenigstens in seinem oberen Bereich und mit wenigstens zwei Haftelementen (7), die im Abstand zueinander auf der Oberseite des Bogenstapels angeordnet sind und die Haftflächen aufweisen, die wenigstens teilweise und/oder zeitweise auf die Oberseite des Bogenstapels drücken. Wenigstens eines der Haftelemente ist antreibbar, um Haftflächen, die gerade auf die Oberseite des Bogenstapels drücken, aufeinander zu oder voneinander weg zu bewegen, so daß zwischen den beiden obersten Bogen des Bogenstapels ein Zwischenraum (14) entsteht. Der entstehende Zwischenraum wird benutzt, um den obersten Bogen (6) auf einfache Weise vollständig vom Bogenstapel abzulösen und einer Anlage (3) der Druckmaschine zuzuführen. Die Erfindung ermöglicht eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit des Anlegers unter Verringerung des Luftverbrauchs und der Geräuschemission.




Beschreibung


[0001] Der Anleger einer Bogendruckmaschine hat die Aufgabe, die auf einer Bogenauflageplatte exakt vorgestapelten Bogen zu vereinzeln und aufeininderfolgend der Anlage der Druckmaschine zuzuführen. Man findet heute für Bogenoffset-Druckmaschinen hauptsächlich zwei Anlegersysteme, nämlich Einzelbogenanleger mit Saugstange und Schuppenanleger mit Saugkopf.

[0002] Bei einem Einzelbogenanleger wird der oberste Bogen des Stapels pneumatisch durch mehrere an einer Stange befestigte Sauger in der Vorderkante angehoben und dann von Zuführgreifern oder Transportrollen übernommen. Diese führen den Bogen einzeln zur Anlage der Druckmaschine. Durch Einstellung der Saugkraft, durch Veränderung der Kippung der Saugstange und durch Einwirkung von Blasluft gegen die Vorderkante des Stapels kann der Einzelbogenanleger an unterschiedliche Papierdicken und Papierqualitäten angepaßt werden. Sobald der vereinzelte Bogen in die Maschine gelaufen ist, kann ein neuer Bogen vereinzelt werden. Daher muß bei einem Einzelbogenanleger der Vereinzelungsvorgang sehr schnell vonstatten gehen, um die gewünschte Maschinengeschwindigkeit zu erreichen.

[0003] Für höhere Maschinengeschwindigkeiten verwendet man Schuppenanleger, bei denen die Bogen durch einen Saugkopf an der Hinterkante des Stapels vereinzelt werden. Ein Schuppenanleger weist verschiedene pneumatische Trenn- und Schleppsauger auf, die den obersten Bogen abnehmen und ihn dann kontinuierlich dem Anlagetisch zuführen. Zusätzlich sind in der Hinterkante des Anlegeapparates verschiedene Blasvorrichtungen, Abstreifbürsten, Abstreifbleche und Bogenniederhalter angebracht, welche die Aufgabe haben, eine störungsfreie Vereinzelung zu gewährleisten und für einen ruhigen, geraden Transport der Bogen zu sorgen, die auf einem Anlagetisch überlappt werden. Während eines kurzen Stops an der Anlage wird jeder Bogen passergenau ausgerichtet. Sowohl die Blas- und Saugluft als auch die weiteren erwähnten Hilfsmittel müssen vom Drucker genau auf den jeweiligen Bedruckstoff eingestellt werden.

[0004] Bei den bekannten Anlegersystemen sind somit Saug- bzw. Blasluft erforderlich, und je höher die Arbeitsgeschwindigkeit, um so mehr und um so leistungsfähigere Saug- und Blasvorrichtungen sind erforderlich, bei entsprechend hohem Luftverbrauch. Die Saug- und Blasvorrichtungen verursachen erhebliche Geräusche, und das periodische Ein- und Ausschalten der Luftströmungen und die Bewegung der Saugköpfe im Maschinentakt führen zu schwierig beherrschbaren Schwingungen.

[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Bogenanleger und ein Verfahren zur Bogenvereinzelung zu schaffen, die eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit und einen verringerten Aufwand für Saug- und Blasvorrichtungen bzw. einen verringerten Luftverbrauch aufweisen.

[0006] Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 10 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich durch die Merkmale der Unteransprüche.

[0007] Der auf einer Bogenauflageplatte aufliegende Bogenstapel wird vorgewölbt, vorzugsweise dadurch, daß die Bogenauflageplatte nicht eben ausgebildet wird. Eine konkave Form des Bogenstapels zumindest im oberen Bereich läßt sich alternativ z. B. auch dadurch erreichen, daß an den Seiten eines eben aufliegenden Bogenstapels Mitnehmer angreifen, die ihn teilweise anheben. Es genügt, wenn die Wölbung an der Maschinenseite oder an der maschinenabgewandten Seite des Bogenstapels erzeugt wird. Falls eine konvexe Wölbung gewünscht wird, läßt sich unter Umständen die Wölbung ausnutzen, die ein Bogenstapel häufig von sich aus aufweist.

[0008] Auf den obersten Bogen drücken mehrere Haftelemente, die vorzugsweise in der Nähe der seitlichen Bogenränder angeordnet sind und die Haftflächen aufweisen, die den Bogen berühren. Im Falle einer konvexen Wölbung werden die Haftelemente bzw. deren Haftflächen anschließend aufeinander zu bewegt. Dadurch hebt sich der oberste Bogen teilweise vom Bogenstapel ab, so daß zwischen dem obersten Bogen und dem Rest des Bogenstapels ein Zwischenraum entsteht.

[0009] Falls ein konkav gewölbter Bogenstapel verwendet wird, werden die Haftflächen voneinander weg bewegt, so daß der oberste Bogen gestreckt wird. Das Strecken des Bogens hat den Vorteil, daß auch dünne Papiere sicher getrennt werden können. Außerdem sind die Abmessungen des entstehenden Zwischenraumes besonders gut definiert. Dies ist von Vorteil, wenn der entstandene Zwischenraum benutzt wird, um den Bogen vollständig von Bogenstapel abzulösen und der Druckmaschine zuzuführen. Nachfolgend werden einige Beispiele dazu beschrieben.

[0010] Bei einer Ausführungsform, bei der die Wölbung des Bogenstapels im Bereich seiner Vorderseite besteht, d. h. der Seite des Bogenstapels, die der Druckmaschine zugewandt ist, können z. B. Greifer vorgesehen werden, die die Bogenvorderkante erfassen. Die Greifer ziehen den obersten Bogen vom Bogenstapel ab, wobei die übrigen Bogen durch einen Anschlag zurückgehalten werden, und übergeben ihn an die Druckmaschine. Da die Haftelemente den obersten Bogen nur teilweise vom Bogenstapel abgehoben haben, ist seine Lage im Augenblick der Erfassung durch die Greifer genau definiert. Daher kann die übergabe ohne Zwischenstop erfolgen, z. B. an Transportwalzen, die den Bogen in einem Zuge passergenau in die Druckmaschine befördern. Dadurch wird der Bewegungsablauf vergleichmäßigt, und die Maschinengeschwindigkeit kann erhöht werden.

[0011] Noch höhere Geschwindigkeiten sind mit einer Ausführungsform möglich, bei der der Bogenstapel nicht an der Vorderseite, sondern in seinem hinteren Bereich gewölbt ist. Die Haftelemente heben den obersten Bogen in seinem hinteren Bereich vom Stapel ab, und in den entstehenden Zwischenraum können ein oder mehrere Tastfinger eingeführt werden, welche die übrigen Bogen festhalten. Dies kann an der Hinterseite des Bogenstapels und/oder im hinteren Bereich seiner Seiten durchgeführt werden. Zum Transport des obersten Bogens zur Druckmaschine können z. B. rotierende Reibräder verwendet werden. Noch bevor der Bogen vollständig vom Stapel abgezogen ist, können der oder die Tastfinger gelöst werden, kann der nächste Bogen mit Hilfe der Haftelemente angehoben werden und können der oder die Tastfinger wieder in Position gebracht werden, um den nächsten Bogen zuzuführen. Die Bogen können der Druckmaschine somit eng aufeinanderfolgend oder sogar gestaffelt zugeführt werden. Dennoch bleibt genug Zeit für die bewegten Bauteile, ihre verschiedenen Positionen einzunehmen. Daher kann der Bewegungsablauf so gestaltet werden, daß nur sehr geringe Beschleunigungen der Bauteile auftreten. Dadurch können die bewegten Bauteile und ihre Antriebe schwächer dimensioniert werden, und Schwingungen werden reduziert.

[0012] Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung dieser Ausführungsform besteht darin, daß ein solcher Tastfinger, der die übrigen Bogen festhält, gleichzeitig eine Gegendruckeinrichtung für ein Reibrad bildet. Der oberste Bogen wird zwischen einer reibungsarmen, beispielsweise polierten Oberfläche des Tastfingers und dem Reibrad eingeklemmt, und das Reibrad transportiert den Bogen zuverlässig und praktisch schlupffrei zur Druckmaschine. Da der Reibungskoeffizient zwischen dem Reibrad und dem Bogen wesentlich größer als der Reibungskoeffizient zwischen dem Bogen und dem Tastfinger ist, bleibt das Abzugsverhalten auf lange Zeit konstant.

[0013] Um die Haftflächen aufeinander zu oder voneinander weg zu bewegen, genügt es an sich, wenn eines der Haftelemente entsprechend angetrieben wird. Bei einem spiegelbildlichen Antrieb von einander gegenüberliegenden, gleich aufgebauten Haftelementen ist die Gefahr jedoch geringer, daß der oberste Bogen beim Anheben auf dem Stapel verschoben wird. Alternativ oder zusätzlich können feststehende oder bewegliche Stapelanschläge verwendet werden, um die Bogen exakt ausgerichtet zu halten. Wird der Abzug der Bogen vom Bogenstapel z. B. mittels Reibrädern durchgeführt, die die Bogen an Transportwalzen übergeben, so können die Bogen der Druckmaschine in einem ruhigen, geraden Lauf passergenau zugeführt werden, so daß auf eine Ausrichtung der Bogen vor dem Eintritt in die Druckwerke verzichtet werden kann.

[0014] Die Haftelemente, die den jeweils obersten Bogen strecken oder zusammenziehen, können z. B. bewegliche Finger sein, die von der Seite über den Bogenstapel greifen und an ihren Enden Haftflächen tragen. In der bevorzugten Ausführungsform sind die Haftelemente fortlaufend oder intermittierend angetriebene Reibräder, deren Oberflächen die Haftflächen bilden und die federnd gegen die Bogenoberseite drücken. Durch geeignete Einstellung der Anpreßkräfte der Reibräder ist eine Anpassung an unterschiedliche Papiere möglich.

[0015] Damit die Reibräder oder sonstigen Haftelemente den Transport der angehobenen Bogen zur Druckmaschine nicht behindern, können sie im Maschinentakt angehoben und wieder auf den Bogen abgesenkt werden. Im Falle einer Verwendung von Reibrädern läßt sich diese Wirkung auch durch Reibräder erzielen, die exzentrisch gelagert und synchron mit dem Maschinentakt angetrieben werden.

[0016] Während die oben beschriebenen Ausführungsformen völlig ohne Luft auskommen und entsprechend kostengünstig betreibbar und geräuscharm sind, sind auch Ausführungsformen mit einem begrenzten Lufteinsatz denkbar. Beispielsweise kann der oberste Bogen statt durch Reibwalzen auch durch einen Schleppsauger vom Stapel abgezogen werden, wobei die übrigen Bogen zuverlässig auf dem Stapel festgehalten werden. Anstelle von Reibwalzen können auch Saugwalzen verwendet werden, die einen porösen Mantel aufweisen und in denen ein Unterdruck herrscht, so daß der Bogen daran haftet. Der Eingriff in den Zwischenraum zwischen den beiden obersten Bogen kann ebenfalls durch Luft oder luftunterstützt erfolgen, sofern es die Strömungsdynamik zuläßt. Für das anfängliche Trennen der Bogen, für das bei den herkömmlichen Anlegersystemen sehr viel Luft benötigt wird, ist aber in allen diesen Ausführungsformen keine oder nur sehr wenig Luft erforderlich, und die Anzahl der benötigten Saug- bzw. Blasvorrichtungen ist geringer.

[0017] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung mehrerer Ausführungsformen und aus der Zeichnung, auf die Bezug genommen wird.

[0018] Darin zeigen:
Fig. 1
einen Anleger für eine Bogendruckmaschine von hinten;
Fig. 2 bis 5
den Anleger von Fig. 1 im Längsschnitt von der linken Seite aus gesehen in verschiedenen Phasen eines Vereinzelungszyklus;
Fig. 6
eine Ansicht von oben auf den Anleger von Fig. 1 bis 5;
und
Fig. 7
eine weitere Ausführungsform eines Anlegers für eine Bogendruckmaschine im Längsschnitt.


[0019] Der in Fig. 1 bis 6 gezeigte Anleger enthält eine in der Höhe verfahrbare Bogenauflageplatte 1 und einen auf der Bogenauflageplatte 1 aufliegenden Bogenstapel 2.

[0020] An eine Vorderseite des Anlegers schließt sich eine Druckmaschine an, von der lediglich Transportwalzen 3 eingezeichnet sind, die parallel zur Vorderkante des Bogenstapels 2 drehbar gelagert sind. Jeweils zwei Transportwalzen 3, die längs einer Linie an ihrem Umfang aneinander angrenzen, bilden ein Walzenpaar zur übergabe von Bogen an die Druckmaschine. Vorne am Anleger sind außerdem bewegliche vordere Stapelanschläge 4 sowie feststehende seitliche Stapelanschläge 5 (Fig. 2 bis 6) angeordnet.

[0021] Die Bogenauflageplatte 1 ist in ihrem vorderen und mittleren Bereich eben. Im Bereich der beiden hinteren, d. h. von der Druckmaschine abgewandten Ecken der Bogenauflageplatte 1 ist die Oberseite der Bogenauflageplatte 1 so ausgebildet, daß sie von dem ebenen Bereich aus in Richtung auf die Ecken ansteigt. Die Bogenauflageplatte 1 weist also eine zumindest teilweise konkave Oberseite auf. Der auf der Bogenauflageplatte 1 aufliegende Bogenstapel 2 nimmt im wesentlichen die gleiche Form an, so daß die beiden hinteren, oberen Ecken des Bogenstapels 2 höher als seine übrige Oberfläche liegen.

[0022] Oberhalb des obersten Bogens 6 des Bogenstapels 2 ist im Bereich der beiden hinteren Ecken jeweils ein Reibrad 7 angeordnet, das eine Achse 8 aufweist, die sich parallel zu den Seitenkanten des Bogens 6 erstreckt. Die Reibräder 7 sind durch nicht gezeigte Mittel federnd in Richtung auf die Oberseite des obersten Bogens 6 vorgespannt, wobei sie federnd nach oben ausweichen können. Die Lage der Reibräder 7 und somit der Stapeloberkante kann durch nicht gezeigte Sensoren erfaßt werden, um die Oberseite des Bogenstapels 2 durch Verfahren der Bogenauflageplatte 1 im Betrieb auf gleicher Höhe zu halten. Die Reibräder 7 drücken dann mit einer definierten Kraft auf die hinteren Ecken des jeweils obersten Bogens 6. Die Achsen 8 der Reibräder 7 sind mit nicht gezeigten Antriebseinrichtungen zum Drehen der Reibräder 7 verbunden.

[0023] An der Hinterkante des Bogenstapels 2 ist ein Tastfuß 9 angeordnet, der einen langgestreckten Tastfinger 10 aufweist, der ungefähr parallel zur Oberseite des Bogenstapels 2 verläuft. Der Tastfuß 9 ist in Richtung auf den Bogenstapel 2 und davon weg beweglich, indem er in der Blattebene von Fig. 2 um einen Drehpunkt 11 schwenkbar ist. Alternativ kann der Tastfuß 9 linear beweglich oder um einen Drehpunkt schwenkbar sein, der in der Ebene der Oberseite des Bogenstapels 2 liegt. Zum Bewegen des Tastfußes 9 sind nicht gezeigte Antriebsmittel vorgesehen.

[0024] Zwischen den beiden Reibrädern 7 ist ein Reibrad 12 angeordnet, das eine Achse 13 aufweist, die sich parallel zur Hinterkante des Bogenstapels 2 erstreckt. Das Reibrad 12 befindet sich genau oberhalb des Tastfingers 10 des Tastfußes 9, wenn der Tastfuß 9 in Richtung auf den Bogenstapel 2 geschwenkt worden ist. Das Reibrad 12 und seine Achse 13 sind von oben in Richtung auf den Bogenstapel 2 bzw. den Tastfinger 10 und davon weg verfahrbar. Für diese Bewegung und für eine Drehung des Reibrades 12 sind nicht gezeigte Antriebsmittel vorgesehen.

[0025] Im Betrieb des Anlegers werden zuerst die Reibräder 7 in einander entgegengesetzten Richtungen gedreht, wie in Fig. 1 durch Pfeile angezeigt, so daß der oberste Bogen 6 auseinandergezogen und zwischen den Reibrädern 7 gespannt wird. Auf diese Weise wird zwischen den beiden obersten Bogen des Bogenstapels 2 ein Zwischenraum 14 gebildet. Um auch bei kritischen Papieren, etwa sehr dünnen Bogen, eine sichere Abtrennung nur eines einzigen Bogens vom Bogenstapel 2 zu gewährleisten, können seitlich neben dem Tastfuß 9 Abstreiffedern oder Abstreifbürsten vorgesehen werden, die gegen die Hinterkante des Bogenstapels 2 drücken (in den Zeichnungen nicht dargestellt).

[0026] In diesem Zustand, in Fig. 2 von der Seite dargestellt, schwenkt der Tastfuß 9 berührungsfrei von hinten in den entstandenen Zwischenraum 14. Durch diese Schwenkbewegung erreicht er die in Fig. 3 gezeigte Position, in der der Tastfinger 10 über die vertikale Mittellinie des Reibrades 12 hinaus in den Zwischenraum 14 eingedrungen ist. Anschließend senkt sich der Tastfuß 9 unterhalb des obersten Bogens 6 auf den Bogenstapel 2 ab, um die übrigen Bogen auf dem Bogenstapel 2 festzuhalten. Dieser Absenkvorgang kann separat durchgeführt werden, wie in Fig. 4 durch einen Pfeil angezeigt, oder sich bei geeigneter Anordnung des Drehpunktes 11 durch die Schwenkbewegung des Tastfußes 9 ergeben.

[0027] Gleichzeitig mit dem Absenken des Tastfußes 9 auf den Bogenstapel 2 oder im Anschluß daran senkt sich das Reibrad 12 ab, wie in Fig. 4 durch einen weiteren Pfeil angezeigt, wobei der oberste Bogen 6 zwischen dem Reibrad 12 und dem Tastfinger 10 eingeklemmt wird. Wie in Fig. 5 gezeigt, werden danach die beweglichen Stapelanschläge 4 vom Bogenstapel 2 weggeschwenkt und wird das Reibrad 12 in der eingezeichneten Pfeilrichtung gedreht.

[0028] Die Oberseite des Tastfingers 10 ist z. B. eine polierte Metalloberfläche, die verglichen mit dem Reibrad 12 einen geringen Reibungskoeffizienten gegenüber dem Bogen 6 aufweist. Dadurch wird der oberste Bogen 6 nach vorne in Richtung auf die Transportwalzen 3 geschoben. Um dies zu erleichtern, können die Reibwalzen 7 durch nicht gezeigte Mittel zwischenzeitlich von dem Bogen 6 abgehoben werden. Es ist aber auch denkbar, daß die Vorspannung der Reibwalzen 7 so gering ist, daß der Bogentransport nicht behindert wird.

[0029] Die Länge des Tastfingers 10 bzw. die Entfernung der Transportwalzen 3 vom Bogenstapel 2 werden so gewählt, daß der oberste Bogen 6 rechtzeitig von den Transportwalzen 3 ergriffen wird, wenn er zwischen dem Reibrad 12 und dem Tastfinger 10 austritt.

[0030] Sobald der oberste Bogen 6 zwischen dem Reibrad 12 und dem Tastfinger 10 des Tastfußes ausgetreten ist, werden das Reibrad 12, der Tastfuß 9 und ggf. die Reibräder 7 wieder in die in Fig. 2 gezeigten Positionen gebracht. Danach kann sofort mit dem nächsten Vereinzelungszyklus begonnen werden, während der Bogen 6 noch vom Bogenstapel 2 abgezogen wird, wobei er sich z. B. in der Position befindet, die in Fig. 6 gestrichelt dargestellt ist. Während des Abziehens vom Bogenstapel 2 wird der Bogen 6 durch die seitlichen Stapelanschläge 5 geführt.

[0031] Das Spannen des obersten Bogens und das Eingreifen in den entstehenden Zwischenraum kann nicht nur an der Bogenhinterkante durchgeführt werden, sondern alternativ oder zusätzlich an den Seitenkanten. Ferner kann es an der Bogenvorderkante durchgeführt werden, wie nachfolgend unter Bezugnahme auf Fig. 7 beschrieben wird.

[0032] In der Ausführungsform von Fig. 7 ist ein Bogenstapel 15 in seinem vorderen Bereich konkav gewölbt, indem eine entsprechend gewölbte Bogenauflageplatte 16 verwendet wird. Zwei Reibräder 17 entsprechen in Aufbau und Funktion den Reibrädern 7 der vorhergehenden Ausführungsform, sind jedoch über den vorderen Ecken des Bogenstapels 15 angeordnet. Ein oder mehrere Greifer 18 sind an einer drehbaren Greiferstange 19 angebracht, die vor dem Bogenstapel 15 angeordnet ist.

[0033] Nachdem die Reibräder 17 den obersten Bogen 20 des Bogenstapels 15 nach dem in Fig. 1 dargestellten Prinzip gespannt haben, schwenken die Greifer 18 zur Vorderkante 21 des obersten Bogens 20, ergreifen den Bogen 20 an der Vorderkante 21 und ziehen ihn vom Bogenstapel 15 ab, um ihn einer Druckmaschine zuzuführen. Die übrigen Bogen werden durch einen vorderen Stapelanschlag 22 zurückgehalten, über den hinweg jeweils der oberste Bogen 20 angehoben wird, wenn der Zwischenraum 23 zwischen den beiden obersten Bogen gebildet wird. Außerdem können seitlich neben dem vorderen Stapelanschlag 22 Abstreiffedern oder Abstreifbürsten vorgesehen sein.

[0034] Die Ausführungsform von Fig. 7 erlaubt nicht ganz so hohe Arbeitsgeschwindigkeiten wie die vorhergehende Ausführungsform, da die Bogen nicht überlappend vom Bogenstapel abgezogen werden können. Andererseits sind bei der Ausführungsform von Fig. 7 nur sehr wenige bewegte Teile erforderlich, deren Massen sich überdies gering halten lassen, so daß die Arbeitsgeschwindigkeiten herkömmlicher Einzelbogenanleger leicht erreicht oder übertroffen werden können, ohne daß übermäßige Beschleunigungen und die damit einhergehenden Schwingungen auftreten. Außerdem erfolgt die Bogentrennung durch das Spannen des obersten Bogens wesentlich zuverlässiger, mit wesentlich weniger Aufwand und mit wesentlich weniger Geräusch als bei einem herkömmlichen, mit Luft arbeitenden Einzelbogenanleger.

BEZUGSZEICHENLISTE



[0035] 
1
Bogenauflageplatte
2
Bogenstapel
3
Transportwalze
4
Stapelanschlag
5
Stapelanschlag
6
oberster Bogen
7
Reibrad
8
Achse
9
Tastfuß
10
Tastfinger
11
Drehpunkt
12
Reibrad
13
Achse
14
Zwischenraum
15
Bogenstapel
16
Bogenauflageplatte
17
Reibrad
18
Greifer
19
Greiferstange
20
oberster Bogen
21
Vorderkante des obersten Bogens
22
Stapelanschlag



Ansprüche

1. Anleger für eine Bogendruckmaschine,
gekennzeichnet durch
eine Einrichtung (1; 16) zum wenigstens teilweisen Wölben eines Bogenstapels (2; 15) wenigstens in seinem oberen Bereich und durch wenigstens zwei Haftelemente (7; 17), die im Abstand zueinander auf der Oberseite des Bogenstapels angeordnet sind und die Haftflächen aufweisen, die wenigstens teilweise und/oder zeitweise auf die Oberseite des Bogenstapels drücken, wobei wenigstens eines der Haftelemente antreibbar ist, um Haftflächen, die gerade auf die Oberseite des Bogenstapels drücken, aufeinander zu oder voneinander weg zu bewegen, so daß zwischen den beiden obersten Bogen des Bogenstapels ein Zwischenraum (14; 23) entsteht.
 
2. Anleger nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
eine Einrichtung (10; 18), die in den Zwischenraum (14; 23) zwischen den beiden obersten Bogen eingreift.
 
3. Anleger nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung, die in den Zwischenraum eingreift, einen oder mehrere bewegliche Greifer (18) umfaßt, die den obersten Bogen (20) ergreifen und vom Bogenstapel (15) abziehen.
 
4. Anleger nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung, die in den Zwischenraum eingreift, einen oder mehrere berührungsfrei in den Zwischenraum hinein bewegliche Tastfinger (10) enthält, die auf den Bogen unterhalb des obersten Bogens (6) absenkbar sind.
 
5. Anleger nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens einer der Tastfinger (10) eine reibungsarme Oberfläche aufweist, die eine Gegendruckeinrichtung für ein oberhalb des Tastfingers angeordnetes Reibrad (12) bildet, das auf den obersten Bogen (6) absenkbar ist, um den obersten Bogen in Richtung auf eine Anlage (3) der Druckmaschine zu befördern.
 
6. Anleger nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anlage einer dazugehörigen Druckmaschine ein oder mehrere nahe am Bogenstapel (2) angeordnete Paare von Transportwalzen (3) umfaßt.
 
7. Anleger nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Haftelemente Reibräder (7; 17) sind, die in Richtung auf die Oberseite des Bogenstapels (2; 15) vorgespannt sind.
 
8. Anleger nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf jeder Seite des Bogenstapels (2; 15) in der Nähe der Bogenvorderkanten bzw. der Bogenhinterkanten jeweils ein Reibrad (7; 17) angeordnet ist, das antreibbar auf einer Achse (8) gelagert ist, die quer zu den Bogenvorderkanten bzw. Bogenhinterkanten verläuft.
 
9. Anleger nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung zum Wölben des Bogenstapels (2; 15) eine wenigstens teilweise konvexe oder konkave Bogenauflageplatte (1; 16) ist.
 
10. Verfahren zum Vereinzeln von Bogen, die in einem Anleger einer Bogendruckmaschine übereinandergestapelt sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Bogenstapel (2; 15) wenigstens teilweise und wenigstens in seinem oberen Bereich gewölbt wird und daß in dem gewölbten Bereich des Bogenstapels der oberste Bogen (6; 20) durch mechanisches Angreifen an der Bogenoberseite gespannt oder zusammengeschoben wird, so daß zwischen den beiden obersten Bogen des gewölbten Bogenstapels ein Zwischenraum (14; 23) entsteht.
 
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Bogenstapel (2; 15) konkav gewölbt wird, daß auf jeder Seite des Bogenstapels wenigstens ein Haftelement (7; 17) gegen die Oberseite des obersten Bogens (6; 20) gedrückt wird und daß die Oberflächen der Haftelemente, die gegen den obersten Bogen drücken, seitlich voneinander weg bewegt werden, um den obersten Bogen zu spannen.
 
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Zwischenraum (14) auf einer Seite des Bogenstapels erzeugt wird, die von einer Anlage (3) der Bogendruckmaschine entfernt ist, daß in den Zwischenraum zwischen den beiden obersten Bogen eingegriffen wird, um den Bogen unterhalb des obersten Bogens (6) festzuhalten, daß der oberste Bogen mit mechanischen Mitteln (12) in Richtung auf die Druckmaschine befördert und an diese übergeben wird und daß dieser Vorgang von neuem begonnen wird, noch während der zuletzt vereinzelte Bogen vom Bogenstapel (2) abgezogen wird.
 




Zeichnung