TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die Erfindung betrifft ein Sitzmöbel mit zwei seitlichen Profilschienen aus Aluminium-Strangguß
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
STAND DER TECHNIK
[0002] Eine solches Sitzmöbel ist bekannt zum Beispiel aus der Zeitschrift "Domus 763",
September 1994: Dort wird das Modell "Highframe" der Firma Alias beschrieben. Dieses
bekannte Modell hat ein aus vier Füßen bestehendes Standgestell und ist praktisch
nicht schwingfähig. Die verwendeten Aluminum-Strangguß-Profile müssen dort, wo die
Druckguß-Traversen befestigt sind, gefräst werden. Die Polster können nur lose aufgelegt
werden.
Aus der DE-A 3921970 ist ein als Freischwinger funktionierendes Sitzmöbel mit einer
aus Kunststoff bestehenden Sitzschale bekannt, die integral mit bogenförmigen Vorderbeinen
verbunden ist. Diese Vorderbeine bestehen aus Metall mit kreisförmigem, ovalem oder
rechteckigem Querschnitt und sind elastisch. Nach hinten ist das Sitzmöbel über Streben
abgestützt, wobei Vorderbeine und Streben gemeinsam an Bodenstandelementen befestigt
sind.
Dieses bekannte Sitzmöbel ist aufgrund seiner festen Sitzschale sehr sperrig, die
Produktion ist aufwendig und das Schwingerverhalten nicht veränderbar.
[0003] Aus der US-PS 4938530 ist ein ähnliches Sitzmöbel bekannt: hier ist die Sitzschale
an einem einen geschlossenen Rahmen bildenden Gestell aufgehängt, der derart geformt
ist, daß dem Benutzer ein Schwenken nach hinten möglich ist.
Ein weiteres als Freischwinger konzipiertes Sitzmöbel ist aus DE-A 4033972 bekannt:
hier sind Sitz und Lehne an einem bogenförmig verlaufenden Vorderdom eines Rahmengestells
aufgehängt, wobei Sitz und Lehne im hinteren Bereich gelenkig miteinander verbunden
sind, und an der Sitz-Vorderkante der Sitz mit dem Rahmen über eine Schiebeführung
verbunden ist.
Aus der DE-U 7342881.6 ist ein weiteres mit einem Rahmengestell ausgerüstetes Sitzmöbel
bekannt, bei welchem sowohl Sitz als auch Lehne aus Kunststoff-Teilen bestehen.
Die den Rahmen bildenden Stahlrohre weisen Längsschlitze auf, in welche entsprechend
geformte Randteile der Lehne eingreifen. Das bekannte Möbel ist nicht schwingfähig.
In der GB-PS 1281707 wird ein Sitzmöbel beschrieben, das zwei seitliche Profilschienen
aufweist, welche über zwei Traversen verbunden sind und längslaufende Schlitze aufweisen,
in welchen die Randteile einer die Sitzschale bildenden Membran gehaltert sind. Das
bekannte Sitzmöbel hat Ähnlichkeit mit dem Modell "Highframe" der Firma Alias. Es
ist nicht schwingfähig.
Aus DE-A 3207352 ist ein Sitzmöbel bekannt, dessen Sitz und Rückenlehne aus einer
in einem Metallrahmen aufgespannten flexiblen Membrane bestehen. Die Membranen sind
in Längsnuten der Rahmen-Rohre mittels Quetschmetall befestigt.
Das bekannte Möbel weist insbesondere hinsichtlich seines aus einem gebogenen Tragrohr
bestehenden Standgestells ein eher ungewöhnliches Design auf. Es ist in Bezug auf
Produktion und Montage aufwendig und umständlich.
Das Prinzip, bei Sitzmöbeln flexible Membranen für Sitz und/oder Lehne vorzusehen,
und diese in ihren Randbereichen in Längsnuten von Tragrahmen zu befestigen, ist auch
bekannt aus DE-PS 3513076, DE-U 7735346, US-PS 4234035 und US-PS 3498668. Ähnliche
Befestigungen sind bekannt für Dekostoffe auf Trägerkörpern aus DE-U 8900957.6 und
DE-U 8911050.1.
Alle diese bekannten Konfigurationen sind ersichtlich aufwendig und produktionstechnisch
anspruchsvoll, und eine Modelländerung vom Freischwinger in eine standfeste Ausführung
oder umgekehrt ist nicht oder nur unter großem Aufwand möglich.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0004] Es ist daher die Aufgabe der Erfindung, ein Sitzmöbel der bekannten Art dahin zu
verbessern, daß es spezifische Schwingeigenschaften der Sitzschale aufweist, befestigte
Polster und eine ergonomisch konzipierte Sitz- und Lehnenmembrane besitzt, und das
produktionstechnisch mit möglichst geringem Aufwand herzustellen ist.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 und der Unteransprüche gelöst.
Der Kern der Erfindung besteht darin, daß aus den beiden Profilschienen und den beiden
Traversen eine Sitzschale mit ergonomischer Membrane und befestigtem Polster erstellt
wird, und diese Schale bei den beiden Traversen am gebogenen Vorderdom des aus Aluminium-Strangguß-Profilen
bestehenden Standgestells angebunden ist. Der Hinterdom dieses Standgestells kann
dann entweder an der hinteren oder an der vorderen Traverse angebunden werden, wobei
er im letzteren Fall gelenkig gelagert ist.
Im ersten Fall ist die Sitzschale praktisch örtlich fest, und das Sitzmöbel ist nur
schwach schwingfähig. Der Querschnitt der Standgestell-Aluminium-Profile bewirkt eine
Gestellflexibilität in der Längsachse (Sitzrichtung) des Sitzmöbels und eine gute
Querstabilität, das heißt das Gestell tordiert nicht.
Im zweiten Fall schwingt die Sitzschale primär um einen gedachten Drehpunkt kurz unterhalb
der Sitzebene, wobei der drehbar gelagerte Hinterdom bei Belastung des Sitzes nach
oben auslenkt und damit dem Sitzmöbel eine ganz spezifische Schwingcharakteristik
verleiht.
Duch die Verwendung von Aluminium-Strangguß-Profilen, die nicht nachträglich noch
fräsend bearbeitet werden müssen, ist der Herstellungsaufwand kostengünstig, das Gewicht
des Sitzmöbels gering, und die Polsterbefestigung über Keder einfach möglich.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
[0005] Nachstehend wird die Erfindung anhand von in Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Dabei zeigt:
- Fig.1
- die Seitenansicht eines Sitzmöbels nach der Erfindung mit Schwingergestell,
- Fig.2
- die Seitenansicht eines Sitzmöbels nach der Erfindung mit Kufengestell,
- Fig.3
- den Aufbau des multifunktionalen Knotens bei der hinteren Traverse,
- Fig.4
- eine perspektivische Ansicht des Sitzmöbels von schräg hinten,
- Fig.5
- den Aufbau der Aufhängung des Hinterdoms des Standgestells des Sitzmöbels nach Fig.1
an der vorderen Traverse, und
- Fig.6
- eine Alternative für die Ausführung der Profilschienen für eine andere Befestigung
der Membran und des Stuhl-Polsters.
WEGE ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0006] In Fig.1 ist die auf der linken Seite des Sitzmöbels befindliche Profilschiene 1
dargestellt, die mit ihrer korrespondierenden, in dieser Figur nicht sichtbaren Profilschiene
auf der anderen Seite eine Sitzschale mit dem Stuhl-Polster 10 bildet. Das Standgestell
13 weist unten den Standteil auf, von dessen vorderem Ende der Vorderdom bogenförmig
nach oben verläuft, und zunächst über den Anbindungsflansch 15 mit der vorderen Traverse
14, und dann über den Anbindungsflansch 7 mit der hinteren Traverse 2 verbunden ist.
Der Hinterdom des Standgestells 13 ist im Lager 17 des Anbindungsflansches 16 drehbar
an der vorderen Traverse 14 gelagert. Im Bereich der Sitzschale ist das Standgestell
13 mit Armlehnen-Auflagen 18 aus Holz belegt.
In Fig.2 ist ein prinzipiell mit der Fig.1 gleichartiges Sitzmöbel dargestellt, jedoch
mit dem Unterschied, daß hier der Hinterdom des Standgestells 13 über den Anbindungsflansch
7 mit der hinteren Traverse 2 verbunden ist.
In Fig.4 ist das in Fig.2 dargestellte Sitzmöbel nochmals in Perspektive schräg von
hinten dargestellt. Hier ist auch die zwischen den beiden Profilschienen 1 aufgespannte
Membrane 3 zu sehen.
Beide Ausführungsformen der Erfindung haben wegen der Verwendung gebogener Aluminium-Profile
ein geringes Gewicht und sind kostengünstig herzustellen.
Die Ausführungsform nach Fig.1, also mit einem Schwinger-Standgestell, hat eine ergonomisch
vorteilhafte Schwingcharakteristik. Diese Charakteristik wird insbesondere durch die
drehbare Lagerung des oberen Endes des Hinterdoms des Standgestells 13 und die Flexibilität
dieses Hinterdoms bestimmt, der bei Belastung des Sitzmöbels durch das Benutzer-Gewicht
nach oben auslenkt.
Die Ausführungsform nach Fig.2, also mit einem Kufen-Standgestell, hat eine Gestellflexibilität
in der Längsachse und eine gute Querstabilität, welche durch die Querschnitte der
verwendeten Aluminium-Profile bestimmt sind.
In Fig.3 ist der Aufbau des multifunktionalen Knotens bei der hinteren Traverse 2
dargestellt. Diese ist mit dem Standgestell-Anbindungsflansch 7 mittels der Schraube
9 verbunden, die in der Schraubenkopfaufnahme 8 ruht. Die Profilschiene 1 ist mit
der Traverse 2 über die Schraube 6 verschraubt. Die Membran 3 ist über den Keder 4
in der Nut 5 fixiert. Das Polster 10 weist ein als Keder 11 wirkendes Kunststoffteil
mit einer Nase auf, das in die Nut 12 eingreift.
Wie aus den Figuren 1 und 2 ersichtlich, kann der Anbindungsflansch 7 ein- oder zweiarmig
ausgebildet sein. In der einarmigen Ausführungsform wird er im Schwinger-, in der
zweiarmigen Ausführung wird er im Kufen-Modell verwendet.
In Fig.5 ist schließlich noch die Anbindung des Hinterdoms des Standgestells 13 im
Bereich der vorderen Traverse 14 beim Schwinger-Modell gemäß Fig. 1 dargestellt:
Sowohl der Traversen-Anbindungsflansch 15 als auch der Standgestell-Anbindungsflansch
16 weisen jeweils eine Lager-Bohrung auf, durch welche der Lager-Bolzen 17 geführt
ist.
Die Flansche 15 und 16 sind mit Hinter- bzw. Vorderdom des Standgestells 13 wie ersichtlich
über jeweils zwei Schrauben verschraubt.
In Fig. 6 ist eine alternative Form der Profilschienen 1 und der Befestigung der Membran
3 und des Stuhl-Polsters 10 dargestellt:
Membran-Nut 5 und Polster-Nut 12 liegen - im Gegensatz zu der in Fig. 3 dargestellten
Ausführungsform - nebeneinander, und die Membran 3 ist um die die Nut 5 oben abschließende
Nase herumgeführt. Diese Ausführung ist weitgehend äquivalent zu der in Fig. 3 gezeigten.
Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch bei der Befestigung des Stuhl-Polsters
10: Dieses weist eine sich über die ganze Seitenkante erstreckende Befestigungsfahne
19 auf, die mittels des Keders 11 in der Nut 12 gehalten wird.
Die Befestigungsfahne 19 besteht aus einem Textilvlies, das - wie durch die beiden
senkrechten Striche in der Zeichnung angedeutet - mit dem Polster 10 vernäht ist.
Das Kederteil 11 besteht aus Polypropylen, was gegenüber PVC den Vorteil der vollständigen
Recyclierbarkeit hat.
An der Ober- und der Unter-Kante (siehe z.B. Fig. 1) wird das Polster 10 vorzugsweise
mit horizontal verlaufenden Taschen versehen, in die U-förmige Klammern z.B. aus Federstahl
eingesetzt werden. Sodann wird das Polster 10 umgekippt und mittels der Klammern an
der Profil-Schiene 1 befestigt.
Diese Ausführungsform gewährleistet nicht nur einen festen Sitz des Polsters 10, sondern
eröffnet auch die Möglichkeit, die Polster 10 in einfacher Weise im fest montierten
Stuhl einzusetzen oder daraus zu entfernen, beispielsweise zwecks Nachrüstung oder
Austausch des Polsters.
Wie ersichtlich, sind Sitzmöbel nach der Erfindung nicht nur kostengünstig herzustellen,
sondern auch bei Lieferung und Gebrauch hoch flexibel handhabbar.
Die Membrane 3 ist in ergonomisch vorteilhafter Weise im Sitzhöckerbereich weniger
elastisch ausgelegt als im Lehnenbereich und im Oberschenkelbereich.
Bezeichnungsliste
[0007]
- 1
- Profilschienen
- 2
- Traverse (hinten)
- 3
- Membran
- 4
- Membran-Keder
- 5
- Membran-Nut
- 6
- erste Schraube
- 7
- Standgestell-Anbindungsflansch (hinten)
- 8
- Schraubenkopfaufnahme
- 9
- zweite Schraube
- 10
- Stuhl-Polster
- 11
- Polster-Keder
- 12
- Polster-Nut
- 13
- Standgestell
- 14
- Traverse (vorn)
- 15
- Traversen-Anbindungsflansch (vorn)
- 16
- Standgestell-Anbindungsflansch (vorn)
- 17
- axialer Lager-Bolzen
- 18
- Armlehnen-Auflage
- 19
- Befestigungsfahne
1. Sitzmöbel mit zwei seitlichen Profilschienen (1) aus Aluminium-Strangguß, zwischen
denen eine eine Sitz- und Lehnenfläche umfassende Membran (3) gespannt ist, wobei
die Profilschienen (1) eine sich über die ganze Länge erstreckende Nut (5) aufweisen,
in welcher die Membran (3) mittels eines Keders (4) gehalten ist, und mit die Profilschienen
(1) im Bereich der Rückenlehne und des Sitzes verbindenden Traversen (2,14) aus Aluminium-Druckguß,
dadurch gekennzeichnet, daß
- das Standgestell (13) zwei Aluminium-Strangguß-Profile umfaßt, die jeweils einen
Boden-Standteil aufweisen, von dessen vorderem Ende sich der Vorderdom des Gestells
bogenförmig über den Bereich der Sitz-Vorderkante zum Bereich der Rücken-Traverse
(2) erstreckt,
- die Traverse (2) im Bereich der Rückenlehne mit den Profilschienen (1) und den Profilen
des Standgestells (13) über einen multifunktionalen Knoten verbunden ist, und
- die Profilschienen (1) eine weitere durchlaufende Nut (12) zur Aufnahme des Keders
(11) für das Polster (10) aufweisen.
2. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Membrane (3) im Sitzhöckerbereich
weniger elastisch ausgelegt ist als im Lehnen- und Oberschenkelbereich.
3. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der multifunktionale Knoten
zwei Schraubverbindungen umfaßt, wobei in der ersten Verbindung die Profilschiene
(1) mittels einer ersten Schraube (6), und in der zweiten Verbindung der Standgestell-Aufnahmeflansch
(7) mittels einer zweiten Schraube (9) an der Traverse (2) angeschraubt ist.
4. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Polster (10) an seinen
Rändern eine als Keder (11) wirkende Kunststoff-Nase aufweist.
5. Sitzmöbel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Standgestell-Anbindungsflansch
(7) zwei im Winkel zueinander stehende Arme aufweist, wobei an dem vorderen Arm der
die Armlehne bildende verlängerte Vorderdom, und am hinteren Arm der Hinterdom des
Standgestells (13) angeschraubt ist.
6. Sitzmöbel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Standgestell-Anbindungsflansch
(7) nur einen vorderen Arm aufweist, an dem der die Armlehne bildende verlängerte
Vorderdom des Standgestells (13) angeschraubt ist, und der Hinterdom des Standgestells
(13) drehbar im Bereich der vorderen Traverse (14) in einem Axial-Lager (17) aufgehängt
ist.
7. Sitzmöbel nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Hinterdom des Standgestells
(13) nach oben ausgewölbt ist.
8. Sitzmöbel nach Ansprüchen 6 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufhängung des
Hinterdoms des Standgestells (13) über einen Bolzen (17) erfolgt, der einerseits in
einem Traversen-Anbindungsflansch (15), und andererseits in einem Standgestell-Anbindungsflansch
(16) gelagert ist, wobei der Vorderdom des Standgestells (13) am Traversen-Anbindungsflansch
(15), und der Hinterdom des Standgestells (13) am Standgestell-Anbindungsflansch (16)
angeschraubt ist.
9. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Polster (10) beidseits
eine sich über die ganze Seitenkante erstreckende Befestigungsfahne (19) aufweist,
die mittels des Keders (11) in der Nut (12) der Profil-Schiene (1) befestigbar ist.
10. Sitzmöbel nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Befestigungsfahne (19)
ein mit dem Polster (10) vernähtes Textilvlies ist, und der Keder (11) der Befestigungsfahne
(19) aus Polypropylen besteht.