[0001] Die Erfindung betrifft eine Einrichtung gemäss dem Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Bei derartigen Einrichtungen wird auf einer Pressstrecke ein eingebrachtes mit thermohärtenden
Bindemitteln vermischtes, zerspantes oder zerfasertes Lignocellulose- oder Cellulose-Material
durch Druck- und Temperatureinwirkung während ausreichend langer Zeit verdichtet,
ausgehärtet und geformt.
[0003] Diese Pressstrecke kann auf unterschiedliche Art und Weise ausgebildet sein, so wird
der auszuhärtende "Kuchen" beispielsweise zwischen zwei Endlosstahlbändern gepresst,
erwärmt und geformt. Ebenso sind Maschinen bekannt, bei welchen der "Kuchen" zwischen
einer Trommel und einem diese Trommel teilweise umschliessenden Stahlband gepresst,
erwärmt und geformt wird. Bei diesem Formprozess wird angestrebt, das Produkt beim
Eintritt in die Formstrecke, bei gleichzeitigem Wärmeeintrag, mit einer Flächenpressung
von mindestens 3 N/mm2 zu beaufschlagen und über die gesamte Pressstrecke auf diesem
Wert zu halten bzw. je nach erwünschter Prozessführung diesen Wert gezielt anzuheben
oder abzusenken. Ebenso wird auf dieser Pressstrecke die Platte durch eine geeignete
Form der Druckbeaufschlagung auf die erwünschte Enddicke in Längs- und Querrichtung
gebracht.
[0004] Es sind Ausführungen bekannt, bei welchen eine Heiztrommel mit einem Stahlband umschlungen
wird, wobei die erwünschte Flächenpressung in erster Linie durch die Stahlbandvorspannung
erzielt wird. Bei dieser Ausführungsform wird die erzielbare Flächenpressung des Stahlbandes
in der Pressstrecke örtlich, an 4 - 5 Stellen, zusätzlich durch Beaufschlagen mit
relativ grossen Walzen, erhöht. Diese Walzen weisen in der Regel einen Durchmesser
von deutlich > 1 m auf, dies ist bei der Verwendung von relativ starren Walzen erforderlich,
um die Beanspruchung des Stahlbandes zu reduzieren und um die Verweilzeit des Kuchens
im Bereich der erhöhten Pressung auszudehnen. Diese Ausführung kommt dem prozesstechnisch
angestrebten Ziel einer kontinuierlich hohen Pressung des Kuchens entgegen, jedoch
sind die deutlich vorhanden Zonen mit ausschliesslicher Pressung durch das gespannte
Band, infolge der relativ grossen Walzenabstände bedingt durch die grossen Walzen,
von erheblicher Ausdehnung. Die Starrheit dieser Walzen verunmöglicht es zudem, einen
gezielten und momentanen Einfluss auf die Querkraft in der Pressstrecke zu nehmen.
[0005] Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen. Die Erfindung, wie sie in den Ansprüchen
gekennzeichnet ist, löst die Aufgabe, eine Einrichtung zu schaffen, bei welcher die
Zonen mit erhöhter Pressung ausdehnbar und querbeeinflussbar sind, indem eine Mehrzahl
von Walzen mit steuerbarem Anpresskraftverlauf in Querrichtung zur Materiallaufrichtung
verwendet werden.
[0006] Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile sind im wesentlichen darin zu sehen, dass:
- durch die Anwendung von Walzen mit den kleinerem Aussendurchmessern die Möglichkeit
besteht, die Walzen enger anzuordnen und damit die Anzahl der Stellen mit erhöhter
Pressung in der Pressstrecke deutlich anzuheben,
- mit dem Einsatz einer Walze mit quer zur Materiallaufrichtung steuerbarerem Anpresskraftverlauf,
den Anpresskraftverlauf perfekt gleichmässig gehalten (Einlaufzone der Pressstrecke),
bzw. durch gezieltes Variieren dieses Anpresskraftverlaufes das Dickenprofil des in
diesem Stadium noch plastisch verformbaren Produktes in erwünschter Form beeinflusst
werden kann (Auslaufzone der Pressstrecke),
- mit der Anwendung eines Laufmantels mit geringer radialer Steifigkeit die Ausdehnung
der Pressfuge in Längsrichtung, auch bei Verwendung von kleineren Walzendurchmessern,
bewusst ausgedehnt werden kann und damit die unmittelbar örtliche Pressdauer verlängert
werden kann,
- mit der Anwendung eines temperaturbeständigen Laufbelages bzw. eines Laufmantels aus
selbsttragendem und temperaturbeständigem Kunststoffes die Anschmiegsamkeit verbessert
und der Effekt der allenfalls erwünschten Querprofilbeeinflussung deutlich erhöht
werden kann,
- durch die Anwendung von F- oder K-Walzen, d.h. selbstanstellend oder konzentrisch
geführter Mantel mit einer äusseren Walzenanstellung und die zugehörige Gegenwalze
jeweils als konventionelle Walze ohne Querkraftbeeinflussungsmöglichkeit ausgebildet
werden kann.
[0007] Hieraus ergibt sich der Vorteil einer breiten Anwendung der Formstrecke, z.B. als
Flach- oder Trommelpresse.
[0008] Im folgenden wird die Erfindung anhand der beiliegenden Zeichnungen erläutert:
- Fig. 1
- eine bevorzugte Ausbildung der Pressstrecke einer erfindungsgemässen Einrichtung;
- Fig. 2
- eine andere Ausführungsform der erfindungsgemässen Einrichtung mit einer innengestützten
Trommel;
- Fig. 3
- eine Einzelheit A in Fig. 1 im grösseren Massstab;
- Fig. 4
- eine dritte Ausführungsform einer erfindungsgemässen Einrichtung;
- Fig. 5
- eine teilweise im Schnitt dargestellte Ausführungsform einer erfindungsgemässen Anpresswalze
mit steuerbarem Anpresskraftverlauf;
- Fig. 6
- einen Schnitt entlang der Linie VI-VI in Fig. 5;
- Fig. 7
- einen Abschnitt einer Ausführungsform eines Mantels und
- Fig. 8
- einen Abschnitt einer anderen Ausführungsform eines Mantels.
[0009] Es wird auf die Fig. 1 Bezug genommen. Die dargestellte Einrichtung wird als Trommelpresse
bezeichnet. Die Einrichtung enthält eine Trommel 1 mit einem Aussendurchmesser von
z.B. 3 bis 5 m, ein Stahlband 2, welches die Trommel 1 auf einem grossen Teil ihres
Umfanges umschlingt, eine Walzenanordnung 3, 4, 5 und 6, um das Stahlband zu führen
bzw. umzulenken und eine Anpressvorrichtung 7, die eine Mehrzahl von Anpresswalzen
8 enthält. Die Walzanordnung umfasst eine Presswalze 3, eine Heizwalze 4, eine Spannwalze
5 und eine Umlenkwalze 6. Durch die Walzenanordnung wird eine Umschlingung der Trommel
erreicht, die eine Pressstrecke P gebildet, wobei die Presskraft einerseits durch
die Vorspannung des Stahlbandes und andererseits durch die Mehrzahl von Anpresswalzen
8 mit steuerbarem Anpresskraftverlauf und relativ geringem Aussendurchmesser verstärkt
wird.
[0010] Die Anpressvorrichtung 7 ist zweiteilig ausgeführt, wobei ein Abschnitt an einer
Pressstrecke, die zwischen der Presswalze 3 und der Heizwalze 4 vorgesehen ist und
der andere Abschnitt in Bandlaufrichtung nach der Heizwalze 4 vorgesehen ist. Die
Anpresswalzen 8 haben verschiedene Aussendurchmesser. Mit Vorteil werden Anpresswalzen
mit einem Aussendurchmesser bis etwa 800 mm angewendet.
[0011] Bei der in Fig. 2 gezeigten Ausführungsform enthält die Trommel ein ortsfestes Joch
10, einen Mantel 11, der um das Joch rotiert und fünf Stützelemente 9, welche den
Mantel gegen die Presskraft der Pressstrecke P abstützen. Die Stützelemente 9 werden
mit Vorteil direkt mit einem Wärmeträgermedium 12 gespeist, wodurch ein zusätzlicher
Aufwand für die Beheizung der Trommel durch eine Heizwalze entfällt. Die Pressstrecke
wird in diesem Falle durchgehend mittels Anpresswalzen 8 mit steuerbarer Anpresskraftverlauf
ausgebildet.
[0012] Zwischen den Anpresswalzen 8 kann, wie in Fig. 3 dargestellt ist, das Stahlband 2
z.B. mit Heissluft 13 und/oder durch Quarzstrahlern 13 zusätzlich aufgeheizt werden.
[0013] In Fig. 4 ist eine weitere Ausführungsform der Einrichtung dargestellt, bei der zwei
Stahlbänder 2, ein Ober- und ein Unterband, über je zwei Spann- und Umlenktrommeln
14 geführt werden. Der Abstand zwischen Ober- und Unterband 2, bestimmt die Dicke
der zu produzierende Platte 16. Auf der gesamten Länge der Pressstrecke sind Walzenpaare
26 angeordnet, welche im dargestellten Falle jeweils aus einer konventionellen Walze
15 und einer Anpresswalze 8 mit steuerbarem Anpresskraftverlauf gebildet wird.
[0014] Die Fig. 5 und 6 zeigt eine Anpresswalze 8 mit steuerbarer Biegelinie, insbesondere
eine selbstanstellende F-Walze. Eine derartige Anpresswalze 8 besteht aus einem ortsfesten
Träger 18 und einem rotierenden Mantel 19, welcher durch Stützelemente 20 über die
gesamte Länge abgestützt ist. Der Mantel 19 besteht aus einem hochtemperaturbeständigen
Kunststoff, welcher, dank ausgewogener Faserverstärkung, eine optimale Radialsteifigkeit
aufweist. Die Stützelemente 20 sind im Bedarfsfalle einzeln über Zuleitungen 21 anspeisbar,
um eine gute Anpassung des Anpresskraftverlaufes quer zur Bahnlaufrichtung an die
Prozesserfordernisse zu ermöglichen. Es ist auch eine summarische Versorgung der Stützelemente
20 über eine gemeinsame Zuleitung 20 möglich, speziell in der Einlaufzone ist eine
derartige Lösung durchaus sinnvoll.
[0015] Diese Anpresswalzen 8 können zudem mit einem Hilfsantrieb 17 (in Form z.B. eines
umlaufenden Treibseiles) versehen sein, welcher die Synchronisation der Walzenumfangsgeschwindigkeit
mit dem Stahlband 2 während des Anlegens oder Separierens der Anpresswalzen 8 zum
oder vom Stahlband 2 ermöglicht. Ebenso dient der Hilfsantrieb 17 dem Zweck, ein einseitiges
Erwärmen des Mantels 19 der Anpresswalzen 8 im separierten Zustand zu verhindern,
indem die Anpresswalzen 8 kontinuierlich und langsam gedreht werden.
[0016] Die Lagerpartie der dargestellten, selbstanstellenden F-Walze, ist derart ausgestaltet,
dass ein Hub des Mantels 19 von mindestens 8 mm, relativ zum Joch 18, in Pressrichtung
ermöglicht wird.
[0017] Fig. 7 zeigt eine weitere Ausführungsform des Presswalzenmantels 19, bei welcher
ein temperaturbeständiger Kunststoff 23 oder ein Elastomer mit ähnlichen Eigenschaften,
auf ein metallisches Trägerrohr 23 aufgebracht ist.
[0018] In Fig. 8 ist eine Ausführung in Form eines metallischen Mantels 25, mit einer durch
Rollverdichten verbesserten Aussenoberflächenschicht 25, dargestellt, was die Beständigkeit
der Manteloberfläche erheblich verbessert.
[0019] Die Einrichtung enthält einen starren zylindrischen Körper 1, der drehbeweglich angeordnet
ist, eine über Walzen 3 - 6 geführtes endloses Metallband 2, das unter Bildung einer
Pressstrecke mit dem zylindrischen Körper in Kontakt steht und eine das Metallband
mit Druck beaufschlagenden Anpressvorrichtung 7, die eine Mehrzahl von Anpresswalzen
8 mit steuerbaren Anpressverlauf umfasst, die in entlang der Pressstrecke angeordnet
sind.
[0020] Durch die Anpresswalzen wird die Anzahl der Pressstellen erhöht und Pressung innerhalb
der Pressstrecke ist an die Erfordernisse anpassbar. Die Einrichtung eignet sich insbesondere
zum Verdichten, Aushärten und Formen von mit thermohärtenden Bindemitteln vermischtes,
zerspantes oder zerfasertes Lignocellulose- oder Cellulose-Material.
1. Einrichtung zur Herstellung von Spanplatten, Faserplatten oder dgl. mit mindestens
einem starren zylindrischen Körper, der drehbeweglich angeordnet ist, mit mindestens
einem über Walzen geführten endlosem Metallband, das unter Bildung einer Pressstrecke
mit dem zylindrischen Körper in Kontakt steht und mit einer das Metallband mit Druck
beaufschlagenden Anpressvorrichtung, dadurch gekennzeichnet, dass die Anpressvorrichtung
(7) eine Mehrzahl von Anpresswalzen (8) mit steuerbaren Anpressverlauf umfasst, die
zueinander beabstandet entlang der Pressstrecke angeordnet sind.
2. Einrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Mehrzahl von zylindrischen
Körpern (15), die auf einer Geraden liegend und zueinander beabstandet angeordnet
sind, um das Metallband zu stützen und durch ein über Walzen (14) geführtes zweites
Metallband (2), das unter Bildung einer Pressstrecke parallel zum ersten Metallband
(2) geführt und mit der Mehrzahl von Anpresswalzen (8) mit steuerbarem Anpressverlauf
in Kontakt steht, um das zweite Metallband (2) mit Druck zu beaufschlagen.
3. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Anpresswalzen
(8) unterschiedliche Aussendurchmesser aufweisen.
4. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch eine Heizquelle
(13) zur Erwärmung des Metallbandes (2).
5. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der zylindrische
Körper eine Trommel (1) ist.
6. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der zylindrische
Körper eine Walze (15) ist.
7. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Trommel
(1) und die Anpresswalzen (8) jeweils einen drehfesten Träger (10), einen gegen diesen
drehbaren Mantel (11) und mehrere in Achsrichtung nebeneinander angeordnete Stützelemente
(9) mit individuell einstellbarer Stützkraft aufweist, um den Mantel abzustützen.
8. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Anpresswalze
(8) eine durchbiegungskompensierte Walze ist.
9. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Mantel
(11, 19) aus Metall besteht.
10. Einrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Mantelfläche mit einer
Schicht aus temperaturbeständigem Kunststoff, Elastomer oder dgl. versehen ist.
11. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Mantel
(11, 19) selbsttragend ausgebildet ist und aus temperaturbeständigen Kunststoff besteht.
12. Einrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Mantel (25) aus faserverstärktem
Kunststoff besteht.