[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Behandeln von Abgas aus der Vergasung von
kohlenstoffhaltigem Material, wobei die Vergasung unter Zugabe von freien Sauerstoff
enthaltendem Gas bei Temperaturen im Bereich von 700 bis 1100°C erfolgt und dabei
ein feststoffhaltiges Abgas gebildet wird, das man durch mindestens einen Zyklon zum
Abscheiden von Feststoffen leitet.
[0002] Verfahren dieser Art sind in DE-A-4235412 und DE-A-4412004 beschrieben. Hierbei werden
insbesondere Abfallstoffe vergast und staubhaltiges Brenngas bei unterstöchiometrischer
O
2-Zufuhr bei Temperaturen von 1200 bis 1600°C oder auch bei noch höheren Temperaturen
durch einen Spaltreaktor geleitet. Das Ziel der bekannten Verfahren liegt darin, im
Spaltreaktor die im Brenngas enthaltenen Kohlenwasserstoffe und die kohlenstoffhaltigen
Stäube möglichst vollständig in Kohlenoxide und Wasserstoff umzusetzen und gleichzeitig
die mit dem Brenngas staubförmig mitgeführte Asche einzuschmelzen. Hierbei ist es
aber erforderlich, das gesamte Brenngas auf hohe Temperaturen zu bringen. Gleichzeitig
gelingt der Ausbrand des mitgeführten Staubes nur schlecht, weil der gasförmige Sauerstoff
bevorzugt mit den Gaskomponenten des Brenngases reagiert. Um diesem Problem bei den
bekannten Verfahren zu begegnen, muß man mit einem Spaltreaktor von relativ großem
Volumen arbeiten.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Behandlung des Abgases möglichst kostengünstig
durchzuführen, dabei nicht das gesamte Abgas auf die höchsten Temperaturen bringen
zu müssen und so den Prozeßwirkungsgrad zu erhöhen. Erfindungsgemäß wird die Aufgabe
beim eingangs genannten Verfahren dadurch gelöst, daß man feststoffhaltiges Abgas
mit Temperaturen im Bereich von 700 bis 1100°C in einen Abscheidezyklon leitet, der
im oberen Bereich eine Gasabzugsleitung und im unteren Bereich einen Feststoffe abführenden
Kanal aufweist, daß man durch den Kanal zusammen mit den abgeführten Feststoffen einen
Partialstrom von 5 bis 30% des dem Abscheidezyklon zugeführten Abgases in eine Oxidationskammer
leitet und in der Oxidationskammer bei unterstöchiometrischer bis überstöchiometrischer
O
2-Zufuhr und Temperaturen im Bereich von 1300 bis 1800°C ein Rauchgas oder Brenngas
und Schlacke erzeugt, daß man das Rauchgas oder Brenngas zusammen mit dem aus der
Gasabzugsleitung des Abscheidezyklons kommenden Teil des Abgases in eine Mischkammer
leitet, durch welche das Gasgemisch mit Temperaturen von 900 bis 1200°C und mit einer
Verweilzeit von mindestens 0,5 sec geführt wird, und daß man das aus der Mischkammer
abgezogene Gasgemisch kühlt. Bei unterstöchiometrischem O
2-Angebot entsteht in der Oxidationskammer ein Brenngas und bei überstöchiometrischem
O
2-Angebot ein Rauchgas.
[0004] Beim erfindungsgemäßen Verfahren gibt man der Oxidationskammer abgeschiedene Feststoffe
zusammen mit einem Partialstrom des Abgases auf. Dadurch erreicht man, daß die Oxidationskammer
relativ klein ausgeführt werden kann. Ferner wird auf diese Weise gegenüber den bekannten
Verfahren eine Energieersparnis erzielt, da man nur den Partialstrom des Abgases auf
die höchsten Temperaturen bringt, die in der Oxidationskammer herrschen. In der Oxidationskammer
sorgt der Partialstrom des Abgases durch Verwirbelung der Feststoffe für beschleunigt
ablaufende Reaktionen und die Umwandlung der Feststoffe in flüssige Schlacke.
[0005] Bei dem der Vergasung unterworfenen kohlenstoffhaltigen Material kann es sich z.B.
um Abfallstoffe, Biomassen, Schlämme, Kohle, Braunkohle oder andere Stoffe handeln,
die üblicherweise vergast werden. Die Temperaturen der Vergasung liegen im Bereich
von 700 bis 1100°C und zumeist bei mindestens 800°C. Feststoffhaltiges Abgas aus der
Vergasung wird durch mindestens einen Zyklon, der hier als Abscheidezyklon bezeichnet
ist, geleitet. An diesen Abscheidezyklon ist die Oxidationskammer angeschlossen. Es
ist möglich aber nicht unbedingt erforderlich, daß zwischen der Vergasung und dem
Abscheidezyklon ein oder mehrere weitere Zyklone zwischengeschaltet sind. Der Heizwert
des dem Abscheidezyklon zugeführten Abgases liegt üblicherweise im Bereich von 3000
bis 10000 kJ/Nm
3.
[0006] Beim erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt die Beseitigung unerwünschter Inhaltsstoffe
in zweifacher Weise, nämlich einmal in der Oxidationskammer bei Temperaturen im Bereich
von 1300 bis 1800°C und üblicherweise 1500 bis 1600°C, sowie in der Mischkammer bei
Temperaturen von 900 bis 1200°C und üblicherweise mindestens 1000°C. In der Mischkammer
liegen die Verweilzeiten des Gasgemisches, das noch restlichen Staub enthält, bei
mindestens 0,5 sec und zumeist 1 bis 5 sec. Bei den in der Mischkammer herrschenden
Temperaturen und Verweilzeiten werden störende Bestandteile im Gasgemisch gespalten.
Dadurch kann man aus der Mischkammer ein Gasgemisch abziehen, das weitestgehend frei
von Kohlenwasserstoffen, Dioxinen und Furanen ist.
[0007] Die Oxidationskammer kann man reduzierend oder oxidierend betreiben. Bei oxidierender
Fahrweise wird üblicherweise der O
2-Gehalt im Gas, das man aus der Oxidationskammer abzieht und in die Mischkammer leitet,
niedrig gehalten und liegt bei etwa 1 Vol.-%. In der Mischkammer wird dann der Sauerstoffgehalt
des aus der Oxidationskammer kommenden Rauchgases beim Vermischen mit dem restlichen
Abgas vollständig umgesetzt. Wenn man Oxidationsreaktionen in der Mischkammer verstärkten
will, bietet es sich an, zusätzlichen freien Sauerstoff zuzuführen.
[0008] Es kann zweckmäßig sein, die vom Kanal des Abscheidezyklons kommenden Feststoffe
zusammen mit dem Partialstrom des Abgases durch ein Treibgas in die Oxidationskammer
zu drücken. Hierdurch wird eine gute Verwirbelung der Feststoffe in der Oxidationskammer
erreicht. Bei dem Treibgas kann es sich z.B. um Luft, mit Sauerstoff angereicherte
Luft oder auch um technisch reinen Sauerstoff handeln, wobei auch der Zusatz von Wasserdampf
möglich ist. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, einen Teilstrom des aus der Mischkammer
abgezogenen Gasgemisches als Treibgas zu verwenden. Das Treibgas kann z.B. zusammen
mit einem Ejektor angewandt werden, in welchen der vom Abscheidezyklon kommende Kanal
mündet.
[0009] Ausgestaltungsmöglichkeiten des Verfahrens werden mit Hilfe der Zeichnung erläutert.
Die Zeichnung zeigt ein Fließschema des Verfahrens.
[0010] Einem Vergasungsreaktor (1) wird durch die Leitung (2) zu vergasendes, kohlenstoffhaltiges
Material zugeführt. Sauerstoffhaltiges Gas, z.B. Luft oder mit Sauerstoff angereicherte
Luft wird durch Leitung (3) herangeführt und dient gleichzeitig auch als Fluidisierungsgas.
Im Reaktor (1) erfolgt die Vergasung in der zirkulierenden Wirbelschicht, wobei ein
Gas-Feststoff-Gemisch durch den Kanal (4) ständig zu einem Rückführ-Zyklon (5) geführt
wird. Abgeschiedene Feststoffe gelangen durch die Leitung (6) zurück in den unteren
Bereich des Reaktors (1), ein Teil der Feststoffe wird durch die Leitung (7) abgezogen.
[0011] Für das erfindungsgemäße Verfahren ist die spezielle Ausgestaltung der Vergasung
nicht wesentlich. Die Vergasung kann z.B. in der zirkulierenden Wirbelschicht, in
der stationären Wirbelschicht, unter Verwendung eines Drehrohrs oder eines Wanderrostes
oder in anderer Weise erfolgen, bei der ein staubhaltiges Abgas entsteht.
[0012] Aus dem Rückführ-Zyklon (5) zieht man durch die Leitung (9) feststoffhaltiges Abgas
mit einer Temperatur im Bereich von 700 bis 1100°C ab. Dieses Abgas leitet man in
den Abscheidezyklon (10), der speziell ausgestaltet ist. Der untere Bereich des Zyklons
(10) geht in einen relativ weiten Kanal (11) über, der üblicherweise einen Innendurchmesser
im Bereich von 100 bis 500 mm aufweist. Dadurch gelangen nicht nur die im Zyklon abgeschiedenen
Feststoffe sondern auch ein Partialstrom des Abgases von 5 bis 30% des Abgases der
Leitung (9) in den Kanal (11). Die Feststoffe und der Abgas-Partialstrom werden durch
den Ejektor (12) angesaugt und mit Hilfe des Treibgases aus der Leitung (13) in die
Oxidationskammer (15) gedrückt. Die überstöchiometrische, stöchiometrische oder unterstöchiometrische
Oxidation in der Kammer (15) erfolgt unter Zufuhr von Luft, mit Sauerstoff angereicherter
Luft oder auch technisch reinem Sauerstoff, die man als Treibgas verwendet oder durch
die Leitung (16) zuführt. Das Treibgas der Leitung (13) wird durch das Gebläse (17)
herangeführt. Für die Praxis ist die Verwendung eines Ejektors nicht unbedingt nötig
und man kann z.B. durch Einstellen des Druckverlustes in der Leitung (22) darauf verzichten.
[0013] In der Oxidationskammer (15) herrschen Temperaturen im Bereich von 1300 bis 1800°C
und vorzugsweise 1500 bis 1600°C. Flüssige Schlacke wird aus der Kammer (15) durch
die Leitung (18) abgezogen und in ein nicht dargestelltes Wasserbad geleitet. Der
Oxidationskammer (15) kann man zusätzlich durch die Leitung (19) im Verfahren anfallende
Asche, Stäube und/oder die Schlackebildung unterstützende Additive zuführen. Bei den
in der Kammer (15) herrschenden hohen Temperaturen wird der Kohlenstoff-Gehalt der
zugeführten Feststoffe praktisch restlos umgesetzt, auch werden mit dem Abgas herangeführte
Kohlenwasserstoffe gespalten.
[0014] Aus der Oxidationskammer (15) zieht man durch die Leitung (20) ein heißes Rauchgas
oder Brenngas ab. Dieses Gas leitet man in eine Mischkammer (21) und führt der Mischkammer
durch die Leitung (22) auch das aus dem oberen Bereich des Abscheidezyklons (10) abgezogene
Abgas zu. Die Gase aus den Leitungen (20) und (22) werden in der Mischkammer (21)
gemischt, wobei man für Temperaturen im Bereich von 900 bis 1200°C und vorzugsweise
mindestens 1000°C sorgt. Gleichzeitig wird die Verweilzeit des Gasgemisches in der
Mischkammer (21) auf mindestens 0,5 sec und üblicherweise 1 bis 4 sec eingestellt.
Dadurch erreicht man, daß restliche Kohlenwasserstoffe sowie insbesondere auch Dioxine
und Furane im Gasgemisch zerstört werden. Um die Oxidationsreaktionen in der Mischkammer
(21) noch zu fördern, kann es zweckmäßig sein, Luft, mit Sauerstoff angereicherte
Luft oder technisch reinen Sauerstoff zusätzlich durch die Leitung (23) heranzuführen,
doch wird dies zumeist nicht erforderlich sein.
[0015] Das aus der Mischkammer (21) abgezogene Gasgemisch gelangt durch die Leitung (24)
zu einem Abhitzekessel (25) und von da zu einer nur schematisch dargestellten Entstaubung
(26). Abgeschiedenen Staub kann man durch die Leitung (27) der Oxidationskammer (15)
aufgeben. Gekühltes und entstaubtes Gas zieht man in der Leitung (28) ab und kann
es einer an sich bekannten, nicht dargestellten Gasreinigung zuführen. Eine Möglichkeit,
wie man das Gasgemisch der Leitung (24) kühlen und entstauben kann, ist detailliert
in DE-A-4412004 beschrieben.
Beispiel:
[0016] Es wird in einer der Zeichnung entsprechenden Anlage ohne die Leitungen (19) und
(23) gearbeitet, wobei man dem Vergasungsreaktor (1) pro Stunde 5880 kg kommunalen
Müll zuführt, den man bei 900°C mit O
2 angereicherter Luft (O
2-Gehalt 30 Vol.%) zu einer Menge von 1906 Nm
3/h Schwachgas vergast. Die nachfolgenden Daten sind teilweise berechnet:
Feststoff-Umlauf durch Leitung (6): 200 t/h;
Feststoff-Abzug durch Leitung (7) : 4 t/h;
das Abgas in der Leitung (9) in einer Menge von 6160 Nm
3/h enthält pro Nm
3 100 g staubförmige Feststoffe; durch den Ejektor (12) gelangen pro Stunde 1200 Nm
3 Abgas und 800 kg Feststoffe in die Oxidationskammer (15), welcher man 915 Nm
3/h O
2 zuführt. Die Temperatur in der Kammer (15) liegt bei 1600°C, es werden 1980 Nm3/h
Rauchgas und 2550 kg/h Schlacke abgezogen. Das Gasgemisch in der Mischkammer (21)
in einer Menge von 6940 Nm
3/h hat eine Mischtemperatur von 1.100°C und eine Verweilzeit von 2 sec. Das in der
Leitung (24) abströmende Gas ist weitestgehend frei von Kohlenwasserstoffen, Dioxinen
und Furanen.
1. Verfahren zum Behandeln von Abgas aus der Vergasung von kohlenstoffhaltigem Material,
wobei die Vergasung unter Zugabe von freien Sauerstoff enthaltendem Gas bei Temperaturen
im Bereich von 700 bis 1100°C erfolgt und dabei ein feststoffhaltiges Abgas gebildet
wird, das man durch mindestens einen Zyklon zum Abscheiden von Feststoffen leitet,
dadurch gekennzeichnet, das man feststoffhaltiges Abgas mit Temperaturen im Bereich
von 700 bis 1100°C in einen Abscheidezyklon leitet, der im oberen Bereich eine Gasabzugsleitung
und im unteren Bereich einen Feststoffe abführenden Kanal aufweist, daß man durch
den Kanal zusammen mit den abgeführten Feststoffen einen Partialstrom von 5 bis 30%
des dem Abscheidezyklon zugeführten Abgases in eine Oxidationskammer leitet und in
der Oxidationskammer bei unterstöchiometrischer bis überstöchiometrischer O2-Zufuhr und Temperaturen im Bereich von 1300 bis 1800°C ein Rauchgas oder Brenngas
und Schlacke erzeugt, daß man das Rauchgas oder Brenngas zusammen mit dem aus der
Gasabzugsleitung des Abscheidezyklons kommenden Teil des Abgases in eine Mischkammer
leitet, durch welche das Gasgemisch mit Temperaturen von 900 bis 1200°C und mit einer
Verweilzeit von mindestens 0,5 sec geführt wird, und daß man das aus der Mischkammer
abgezogene Gasgemisch kühlt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die vom Kanal des Abscheidezyklons
kommenden Feststoffe zusammen mit dem Partialstrom des Abgases durch ein Treibgas
in die Oxidationskammer drückt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man der Mischkammer
freien Sauerstoff enthaltendes Gas zuführt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet, daß man
der Oxydationskammer Zuschlagstoffe zuführt.