[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Flugkörper-Waffensystem mit einer Suchkopfoptik
und einem Einweisungsprozessor nach Anspruch 1.
[0002] Solche Waffensysteme nach dem sogenannten "Fire and Forget-System" sind an sich bekannt.
Bei solchen Systemen ist der Flugkörper nach dem Abfeuern bei der Zielsuche völlig
auf sich selbst gestellt. Hierzu ist er mit einer kardanisch aufgehängten Suchkopfkamera
und mit einem Tracker ausgerüstet, der durch sukzessiven Bildvergleich mittels eines
Korrelationsverfahrens sein ihm zugewiesenes Ziel bis zum Treffer verfolgt, wobei
der Suchkopf sich nach dem Abschuß völlig autonom bewegt und unbeeinflußbar ist. Selbstverständlich
muß dem Flugkörper - beziehungsweise seinem "Einweisungsprozessor" (Alignment-Prozessor)
- vor dem Abflug das anzufliegende Ziel angegeben bzw. er auf dieses Ziel eingewiesen
werden. Hierzu bedient man sich eines sogenannten Bildvergleichs, bei dem Bilder des
Schützenvisiers mit denen des Suchkopfes verglichen und korreliert werden. Nun hat
aber der Suchkopf gegenüber dem Schützenvisier ein erheblich kleineres Sehfeld, sieht
also lediglich einen Ausschnitt des größeren Visierbildes. Die Übereinstimmung beider
Bilder führt kontinuierlich der Alignment-Prozessor aus, wobei der Vergleich so erfolgt,
daß von der linken oberen Ecke des Suchkopfbildes Zeile für Zeile und Spalte für Spalte
im Visierbild abgefragt wird und für jede Position der Korrelationskoeffizient bzw.
ein verwandtes Kriterium ermittelt wird. Dort wo der Korrelationskoeffizient maximal
ist, ist die Wahrscheinlichkeit, daß beide Bilder deckungsgleich sind, am größten.
[0003] Da nun beim heutigen Stand der Technik der Suchkopf eine Festbrennweite besitzt,
kann der Schütze den Bildausschnitt nicht selbst bestimmen, sondern der Suchkopf ist
auf das angewiesen "was er zu sehen bekommt". Die Brennweite der Sucherkopfoptik ist
so dimensioniert, daß ein normales Panzerziel in 500 m Entfernung - dies ist die Minimalentfernung
- noch voll "ins Bild" paßt. Dies hat aber den Nachteil, daß sich das Ziel in der
Maximalentfernung von ca. 4, 5 km relativ sehr klein darstellt. (ca. 4 samples). Neben
dem Ziel ist hier also noch jede Menge Hintergrund im Bild enthalten. Dieser Hintergrund
ist umso störender, je kleiner das Ziel ist.
[0004] Nun aber hat die optische Achse des Visiers von der optischen Achse des Suchkopfes
einen durch den Träger (Hubschrauber) bedingten Abstand, also eine Parallaxe, die
in Höhe und Breite etwa 5 m beträgt. Damit ist auch der Blickwinkel vom Suchkopf auf
das Ziel ein anderer als vom Visier aus. Für den Bildvergleich durch den Alignment-Prozessor
ist es jedoch wesentlich, daß Suchkopf- und Visieroptik das gleiche sehen. Dies ist
aber nicht gegeben, wenn sich Vorder- oder Hintergrundobjekte im Bild befinden (Figur),
was als Normalfall anzusprechen ist. Dadurch aber wird der Bildvergleich wesentlich
verschlechtert und führt zu einem großen Einweisfehler.
[0005] Durch die US 3 986 682 ist ein Flugkörper-Waffensystem bekannt geworden, bei dem
durch Vergleich von zur Deckung gebrachter Visier- und Suchkopfbilder mittels eines
Korrelationsverfahrens kontinuierlich ein Ziel verfolgt, wobei die Bildgröße der Zielsuchkopfoptik
von Anfang an klein gewählt wird.
[0006] Durch die DE 33 34 729 A1 ist ein Verfahren zur Ausrichtung eines Zielsuchkopfes
eines selbstgesteuerten Flugkörpers bekannt, bei dem ein das Ziel enthaltendes Bild
und ein vom Zielsuchkopf erzeugtes Bild mit Hilfe einer Bildkorrelation einander angepaßt
werden.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Waffensystem der eingangs
genannten Art zu schaffen, bei dem die Einweiswahrscheinlichkeit von mindestens 85
% erreicht und gewährleistet wird und der Alignment-Prozessor durch Stabilisierungsrestfehler
nahezu unstörbar ist, die Harmonisierung in Bodennähe und das Suchkopfbild in der
Auflösung verbessert wird.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 aufgezeigten Maßnahmen gelöst. In der
nachfolgenden Beschreibung ist ein Ausführungsbeispiel beschrieben und in der Figur
der Zeichnung ein Szenenbildvergleich in Ansicht und Draufsicht dargestellt.
[0009] Wie aus vorstehenden Ausführungen hervorgeht, ist eine optimale Einweisungswahrscheinlichkeit
nur zu erzielen, wenn parallaxenfreie Bilder vorhanden sind. Dies ist durch Minimierung
der Zielumgebung erreichbar, d.h. die Zielumgebung geht nicht, oder nur geringfügig
in den Bildvergleich ein. Zu diesem Zweck muß die Markierungsbox an die Größe des
Zieles angepaßt, also soweit verkleinert oder vergrößert werden, daß so wenig wie
möglich an Hintergrund in der Markierungsbox enthalten ist. Die Markierungsbox ist
ein vom Display prozessorgenerierter rechteckiger, nicht voll ausgezogener weißer
Rahmen mit angedeuteten Ecken. Diese ist derzeit quadratisch ausgelegt und ihre Größe
wird voreingestellt. Der Schütze kann nun die Markierungsbox über die Bedienelemente
(Operator Controls) entweder vergrößern oder verkleinern, sozusagen zoomen. Der operationelle
Zustand - also "Vergrößern" oder "Verkleinern" - wird auf dem MIL-Bus dem Feuerleitrechner
(FCC) mitgeteilt. Aus der Zeit, wie lange der Schütze die Zoomtaste gedrückt hält
und der Zoomgeschwindigkeit berechnet der FCC (Firing Control Computer) die aktuelle
Markierungsboxgröße, die dem Tracker zum Setzen der Trackboxgröße vom FCC mitgeteilt
wird. Mit Hilfe der reduzierten Sehfeldgröße, die der Größe der Markierungsbox entspricht,
und der bekannten Sensorabmessung des Suchkopfes ist der FCC in der Lage, die jeweilige
Brennweite der Suchkopfoptik zu berechnen und diese der Munition auf dem Bus mitzuteilen
bzw. einzugeben. Der Suchkopfregelt seinen aktuellen Istwert auf den vom FCC kommandierten
Sollwert nach und gibt jedem Rahmen (Frame) die aktuell erreichte Sehfeldgröße an
den FCC zurück, bis dieser die Übereinstimmung der Sehfelder feststellt. Der Regelkreis
kann so lange aufrechterhalten werden, wie der Schütze seinerseits an den "Operator
Controls" nachregelt.
[0010] Bei der Berechnung der Brennweite ist jedoch zu beachten, daß das Suchkopfbild rotationssymmetrisch
ist und nur derjenige Teil mit dem Visierbildausschnitt verglichen werden kann, der
innerhalb eines einbeschriebenen Quadrates liegt. Dem Sensorverhältnis ist geometrisch
durch einen Faktor √2 Rechnung zu tragen
[0011] Eine angemessene Markierungsboxgröße einzustellen, ist bei bewegten Zielen unter
Einschluß der Trägerbewegungen schwieriger als bei stehenden Zielen und unbewegtem
Träger. Die Trägerbewegungen sind durch Einschaltung des Hintergrundtrackers zu minimieren,
so daß nur noch die Relativbewegung des Zieles in Rechnung zu stellen ist.
[0012] Ist die richtige Markierungsboxgröße gefunden, muß dieser Bildausschnitt mit einem
gleich großen Ausschnitt des Suchkopfbildes verglichen werden. Hierzu wird nun vorgeschlagen,
den Suchkopf mit einem Zoomobjektiv auszurüsten, das in der Lage ist, das Sehfeld
soweit zu verkleinern, bis das Ziel auch in maximaler Zielentfernung noch "bildfüllend"
ist. Die entsprechende Sehfeldgröße wird durch den FCC (Fire Control Computer) über
den Waffensystem-Bus durchgeführt.
[0013] Bildfüllend heißt nun nicht, daß das Ziel in maximaler Entfernung das ganze Bild
ausfüllen muß. Es ist ausreichend, wenn ein guter Bildvergleich auch für Fernziele
gewährleistet ist und auch den erhöhten Vibrationspegeln, denen eine Fernbereichsoptik
im Gegensatz zu den Nahbereichsoptiken ausgesetzt ist, noch ein ausreichendes Detektieren
zuläßt.
[0014] Dadurch ist nun ein Waffensystem geschaffen, das die gewünscht optimal hohe Einweiswahrscheinlichkeit
gewährleistet und den bisherigen Einfluß der Parallaxe aufdie Korrelation ausschaltet,
ferner eine wesentliche Harmonisierung in Bodennähe und eine verbesserte Auflösung
des Suchkopfbildes erbringt. Die "Bildexplosion", die besonders im Endflug der Munition
schnell veränderliche Verhältnisse herbeiführt und die Algorithmen ungünstig beeinflußt,
wird bis nahe an die "Endzeit" verlegt. Aufgrund der höheren Auflösung der Zoom-Optik
wird auch das "Target-Handover-Kriterium" entscheidend verbessert.
1. Flugkörper-Waffensystem mit einem kardanisch aufgehängten Zielsuchkopf und einem Einweisungsprozessor
(Tracker), der durch Vergleich von zur Deckung gebrachter Visier- und Suchkopfbilder
mittels eines Korrelationsverfahrens kontinuierlich sein Ziel ermittelt,
dadurch gekennzeichnet, daß
a) der Zielmarkierungsrahmen im Visierbild zur Reduzierung des Einflusses der Parallaxe
auf die Korrelation durch Verkleinerung oder Vergrößerung an die Größe des Zieles
anpaßbar ist und in der gewählten Größe der Zielsuchkopfoptik eingegeben wird,
b) der Zielsuchkopfmit einem an die Waffensystemreichweite angepaßten Zoomobjektiv
versehen ist, welches das Sehfeld soweit verkleinert, bis das Ziel im Deckungsbild
in allen Zielentfernungen immer mindestens nahezu "bildfüllend" dargestellt wird,
c) die auf den Zielsuchkopf bzw. dessen Zoomoptik einwirkenden Vibrationspegel durch
Einschalten des bordeigenen Hintergrundtrackers weitgehend eliminiert werden und
d) durch Anpassung der Auflösung beider Sensoren für die Zielübergabe ein Wert für
die Korrrelationsgröße vorgegeben wird.