[0001] Die Erfindung betrifft ein Kranfahrzeug mit einer Überlastsicherungseinrichtung,
mit einem an dessen Oberwagen angelenkten Ausleger, vorzugsweise Teleskopausleger,
der durch einen an diesem und dem Oberwagen angelenkten Wippzylinder wippbar ist,
mit an den einander gegenüberliegenden Endbereichen der Längsseiten des Unterwagens
angeordneten ausfahrbaren Schiebeholmen, die an ihren Enden mit ausfahrbaren Stützfüßen
versehen sind, und mit einer den Drehwinkel des Auslegers messenden Einrichtung, deren
Signale einer Verarbeitungseinrichtung der Überlastsicherungseinrichtung zugeführt
werden, bei dem die Überlastsicherungseinrichtung ein Warnsignal erzeugt und/oder
den Kranbetrieb stoppt, wenn der Kran seine Standsicherheit gefährdenden Grenzen anfährt
oder überschreitet.
[0002] Die Standsicherheit eines Kranfahrzeugs mit Teleskopausleger hängt neben der Größe
der an dem Teleskopausleger hängenden Last unter anderem von dem Wippwinkel, der Ausfahrlänge
des Teleskopauslegers, von der Durchbiegung des Teleskopauslegers und insbesondere
auch von dem Drehwinkel des Oberwagens mit Teleskopausleger zu dem Unterwagen und
dem durch die Stützfüße der Schiebeholme definierten Stand-Viereck ab. Bezogen auf
das durch die ausgefahrenen Schiebeholme und Stützfüße definierte Stand-Viereck ist
die Sicherheit des Krans am größten, wenn der Ausleger in Richtung des am weitesten
ausgefahrenen Schiebeholms weist. Bei eingefahrenen Schiebeholmen mit ausgefahrenen
Stützfüßen ist die Standsicherheit in Längsrichtung des Unterwagens größer als in
Richtung zu dessen Querachse. Die Überlastsicherung muß daher immer auch den Ausfahrzustand
der Schiebeholme berücksichtigen, was insofern problematisch ist, als sich die Standsicherheit
auch bei unterschiedlicher Ausfahrlänge der einzelnen Schiebeholme ändert.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Kranfahrzeug der eingangs angegebenen Art
zu schaffen, bei dem die Überlastsicherungseinrichtung in zuverlässiger Weise die
unterschiedlichen Ausfahrlängen der Schiebeholme berücksichtigt.
[0004] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einen Kranfahrzeug der eingangs angegebenen
Art dadurch gelöst, daß eine den Ausfahrzustand bzw. die Ausfahrlänge der Schiebeholme
erfassende Überwachungseinrichtung vorgesehen ist, die der jeweiligen Ausfahrlänge
der einzelnen Schiebeholme entsprechende Signale der Überlastsicherungseinrichtung
zuführt, und daß die Verarbeitungseinrichtung der Überlastsicherungseinrichtung aus
den Signalen der Überwachungseinrichtung für die Ausfahrlänge der Schiebeholme und
aus den Signalen der den Drehwinkel des Auslegers messenden Einrichtung für jeden
Drehwinkel des Auslegers die sich aus dem Ausfahrzustand der Schiebeholme ergebende
Standsicherheit des Stand-Vierecks ermittelt. Die von der Drehwinkelmeßeinrichtung
und der Überwachungseinrichtung der Schiebeholme entsprechend dem Drehwinkel bzw.
den Ausfahrlängen der Schiebeholme erzeugten Signale werden von der Verarbeitungseinrichtung,
die einen Mikrocomputer enthält, durch Vergleich mit den weiteren die Standsicherheit
bestimmenden Werten verarbeitet, wobei die Überlastsicherungseinrichtung ein den Kranbetrieb
stoppendes Signal erzeugt, wenn der Kran seine Standsicherheit gefährdenden Grenzen
anfährt oder überschreitet.
[0005] Um die Rechenleistung der Verarbeitungseinheit vermindern zu können, ist nach einer
bevorzugten Ausführungsform der Erfindung vorgesehen, daß der 360°-Drehwinkel des
Auslegers in mehrere Drehwinkelbereiche aufgeteilt ist und daß für jeden dieser Drehwinkelbereiche
bei sich in diesem Bereich befindlichen Ausleger die sich aus den Ausfahrlängen der
Schiebeholme ergebenden Standsicherheitswerte in einer Tabelle (bit-map) abgelegt
sind, aus der die Verarbeitungseinheit entsprechend den gemessenen Ausfahrlängen der
Schiebeholme die aktuellen Standsicherheitswerte des Stand-Vierecks ausliest.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Kranfahrzeug kann vorgesehen sein, daß jeder Schiebeholm
nur drei Stützstellungen, in denen er jeweils verbolzt ist, besitzt, nämlich einmal
eine eingefahrene Stellung, in der sich der Stützfuß im Bereich der Längsseite des
Unterwagens befindet, eine mittlere Stellung und eine vollausgefahrene Stellung. Werden
bei der Berechnung der Standsicherheit für jeden der vier Schiebeholme nur diese drei
Stützstellungen berücksichtigt, lassen sich die Sicherheitswerte für jeden der Bereiche
in einer übersichtlichen Tabelle ablegen.
[0007] Die Rechenarbeit der Verarbeitungseinrichtung läßt sich dadurch noch weiter verringern,
daß der 360°-Drehwinkel des Auslegers zur Bestimmung der Standsicherheitswerte des
Stand-Vierecks in vier Quadranten aufgeteilt ist. Für jeden dieser vier Quadranten
werden die Standsicherheitswerte für alle möglichen Ausfahrlängen der Schiebeholme
in der Weise abgelegt, daß für den gesamten Quadrant die für diesen geltenden kleinsten
Werte gültig sind.
[0008] Nach einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, daß
aus den gemessenen Werten des Drehwinkels des Auslegers und der Ausfahrlängen der
Schiebeholme die im Sicherheitsbereich liegenden Winkelbereiche ermittelt werden,
in denen der Ausleger bei vorgegebener Last bis zu einem vorgegebenen kleinsten Wippwinkel
des Auslegers gedreht werden kann. Nach dieser Ausgestaltung werden also variable
Winkelbereiche festgelegt, in denen der Ausleger mit der jeweils an diesem hängenden
Last gefahrenfrei gedreht werden kann. Dabei wird für jeden dieser Winkelbereiche
von dem kleinsten Wippwinkel ausgegangen, der in diesem Winkelbereich zulässig ist.
Auch durch diese Festlegung variabler Winkelbereiche wird eine Vereinfachung bei der
Rechnung geschaffen, da nicht für jede Winkelstellung des Auslegers die zulässigen
Sicherheitswerte berücksichtigt werden müssen.
[0009] Zweckmäßigerweise werden für jeden Ausfahrzustand der Schiebeholme vier Winkelbereiche
ermittelt, deren Grenzen zweckmäßigerweise durch die von der Drehachse des Auslegers
zu den die Stützfüße tragenden Enden der Schiebeholme gezogenen Linien gebildet werden.
[0010] Nähert sich der Ausleger bei seinem Drehen der Grenze eines Winkelbereichs an, an
den ein Winkelbereich mit einer geringeren zulässigen Last anschließt, wird das Stoppsignal
gegeben.
[0011] Die Verringerung der Winkelbereiche hat den Vorteil, daß der Kranführer in größeren
Winkelbereichen nicht befürchten muß, eine Winkelgrenze anzufahren, bei der die Überlastsicherung
anspricht. Allerdings führt die Wahl größerer Winkelbereiche dazu, daß in diesen die
ansich bereichsweise zulässigen höheren Lasten, beispielsweise durch Verschwenken
des Auslegers auf kleinere Wippwinkel, nicht ausgenutzt werden können.
[0012] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung näher
erläutert. In dieser zeigt
- Fig. 1
- eine Draufsicht auf den Unterwagen eines Kranfahrzeugs mit unterschiedlich weit ausgefahrenen
Schiebeholmen in schematischer Darstellung,
- Fig. 2
- eine der Fig. 1 entsprechende Draufsicht auf einen Unterwagen mit eingefahrenen Schiebeholmen
und
- Fig. 3
- eine der Fig. 1 entsprechende Draufsicht auf einen Unterwagen, bei dem die Schiebeholme
der rechten Seite ausgefahren und die Schiebeholme der linken Seite eingefahren sind.
[0013] Aus Fig. 1 ist schematisch ein Unterwagen 1 eines Kranfahrzeugs ersichtlich, aus
dem Schiebeholme 2 unterschiedlich weit ausgefahren sind, die an ihren Enden Stützfüße
3 tragen, die durch Hydraulikzylinder rechtwinkelig zu den Schiebeholmen in vertikaler
Richtung gegen den Boden ausfahrbar sind. Zum Ausfahren der Stützfüße können auch
Gewindespindeln vorgesehen werden. Die Schiebeholme 2 befinden sich in den Endbereichen
der beiden Längsseiten des Unterwagens 1 und sind rechtwinkelig zu dessen Längsmittelebene
ausfahrbar.
[0014] In dem dargestellten Ausführungsbeispiel lassen sich die Schiebeholme in drei Stufen
ausfahren, in denen sie jeweils in ihren Führungen verbolzt werden müssen. Diese Stufen
entsprechen einer eingefahrenen Stellung, in der die Stützlängen der Schiebeholme
am kleinsten sind, einer mittleren Stellung und einer ausgefahrenen Stellung, in der
die Stützlänge am größten ist.
[0015] Bei dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 befinden sich die beiden Schiebeholme 2 der
linken Seite in ihrer mittleren Stellung, der obere Schiebeholm der rechten Seite
in seiner am weitesten ausgefahrenen Stellung und der Schiebeholm rechts unten in
seiner eingefahrenen Stellung. Aus diesem Ausfahrmuster der Schiebeholme und den sich
aus diesen ergebenden Stützlängen resultiert ein Stand-Viereck, das über den Drehwinkel
des Auslegers unterschiedlich große Wippkräfte aufzunehmen vermag.
[0016] In dem Stand-Viereck sind vier Winkelbereiche definiert worden, die sich aus den
von der Drehachse 4 des Auslegers zu den Enden der Schiebeholme 2 bzw. durch die Stützlinien
der Stützfüße 3 gezogenen Linien ergeben. Für jeden diese Winkelbereiche sind bestimmte
zulässige Auslegermomente festgelegt worden, deren unterschiedliche Größe durch den
Radius der die Winkelbereiche überspannenden Kreisbogen angedeutet ist. Dabei wird
für jeden Winkelbereich der Einfachheit halber ein einheitliches zulässiges Auslegermoment
definiert, das dem größten zulässigen Auslegermoment für diesen Winkelbereich entspricht.
[0017] Die durch die unterschiedlichen Ausfahrlängen der Schiebeholme ergebenden unterschiedlichen
Vierwinkelbereiche sowie die größten für jeden dieser Winkelbereiche zulässigen Auslegermomente
sind in einer Traglasttabelle abgelegt, aus der diese Werte zur Verarbeitung in der
Verarbeitungseinheit mit der Überlastsicherungseinrichtung ausgelesen werden können.
[0018] Aus Fig. 2 ist der Zustand der Schiebeholme ersichtlich, der sich nach deren Einfahren
ergibt. Aus Fig. 2 folgt, daß die Standsicherheit in Querrichtung des Unterwagens
sehr viel geringer ist als in dessen Längsrichtung, in der die Standsicherheit genau
so groß ist wie bei ausgefahrenen Schiebeholmen, jedoch nur über einen kleineren Winkelbereich.
[0019] Aus Fig. 3 ist der Zustand ersichtlich, bei dem die Schiebeholme der rechten Seite
vollständig ausgefahren und die der linken Seite eingefahren sind. Es ergibt sich
somit ein relativ großer Winkelbereich, in dem der durch den Pfeil 5 symbolisierte
Ausleger behinderungsfrei mit großem zulässigen Kippmoment gedreht werden kann.
1. Kranfahrzeug mit einer Überlastsicherungseinrichtung,
mit einem an dessen Oberwagen angelenkten Ausleger, vorzugsweise Teleskopausleger,
der durch einen an diesem und dem Oberwagen angelenkten Wippzylinder wippbar ist,
mit an den einander gegenüberliegenden Endbereichen der Längsseiten des Unterwagens
angeordneten ausfahrbaren Schiebeholmen, die an ihren Enden mit ausfahrbaren Stützfüßen
versehen sind, und
mit einer den Drehwinkel des Auslegers messenden Einrichtung, deren Signale einer
Verarbeitungseinheit der Überlastsicherungseinrichtung zugeführt werden,
bei dem die Überlastsicherungseinrichtung ein Warnsignal erzeugt und/oder den Kranbetrieb
stoppt, wenn der Kran seine Standsicherheit gefährdenden Grenzen anfährt oder überschreitet,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine den Ausfahrzustand bzw. die Ausfahrlänge der Schiebeholme erfassende Überwachungseinrichtung
vorgesehen ist, die der jeweiligen Ausfahrlänge der einzelnen Schiebeholme entsprechende
Signale der Überlastsicherungseinrichtung zuführt, und daß die Verarbeitungseinheit
der Überlastsicherungseinrichtung aus den Signalen der Überwachungseinrichtung für
die Ausfahrlänge der Schiebeholme und aus den Signalen der den Drehwinkel des Auslegers
messenden Einrichtung für jeden Drehwinkel des Auslegers die sich aus dem Ausfahrzustand
der Schiebeholme ergebende Standsicherheit des Stand-Vierecks ermittelt.
2. Kranfahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der 360°-Drehwinkel des
Auslegers in mehrere Drehwinkelbereiche aufgeteilt ist und für jeden dieser Drehwinkelbereich
bei sich in diesem Bereich befindlichem Ausleger die sich aus den Ausfahrlängen der
Schiebeholme ergebenden Standsicherheitswerte in einer Tabelle (bit-map) abgelegt
sind, aus der die Verarbeitungseinheit entsprechend den gemessenen Ausfahrlängen der
Schiebeholme die aktuellen Standsicherheitswerte des Stand-Vierecks ausliest.
3. Kranfahrzeug nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der 360°-Drehwinkel des
Auslegers zur Bestimmung der Standsicherheitswerte des Stand-Vierecks in vier Quadranten
aufgeteilt ist.
4. Kranfahrzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß aus den gemessenen
Werten des Drehwinkels des Auslegers und der Ausfahrlängen der Schiebeholme die im
Sicherheitsbereich liegenden Winkelbereiche ermittelt werden, in denen der Ausleger
bei vorgegebener Last bis zu einem vorgegebenen kleinsten Wippwinkel des Auslegers
(oder mit höchst zulässigem Moment) gedreht werden kann.
5. Kranfahrzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß für jeden Ausfahrzustand
der Schiebeholme vier Winkelbereiche gebildet werden, deren Grenzen aus den von der
Drehachse des Auslegers zu den die Stützfüße tragenden Enden der Schiebeholme gezogenen
Linien bestehen.