[0001] Die Erfindung betrifft eine Steuervorrichtung für ein Hubwerk eines Krans, vorzugsweise
für einen Kran mit einem längenveränderlichen und wippbaren Ausleger, mit einem die
Hubwerkstrommel antreibenden Hydraulik-Motor, der mit einer Hydraulik-Pumpe, die von
einem Motor, vorzugsweise von einem Dieselmotor, angetrieben wird, einen geschlossenen
Hydraulik-Kreis bildet, und mit einer Feststellbremse für die Hubwerkstrommel.
[0002] Die Hydraulik-Pumpe und der Hydraulik-Motor, die sich in einem geschlossenen Hydraulik-Kreis
befinden, weisen eine Leckage auf, die beispielsweise zwei bis zwanzig l/min betragen
kann. Während des Hubbetriebes macht sich diese Leckage nicht besonders bemerkbar,
weil der Kranführer den Steuerhebel immer so bewegen wird, daß die Last gehalten oder
mit der gewünschten Geschwindigkeit gehoben oder gesenkt wird, wobei der Kranführer
nicht bemerkt, daß bei der entsprechenden Steuerung stets auch die unvermeidbare Leckage
mitberücksichtigt wird. Im Kranbetrieb ist es jedoch auch erforderlich, ein Heben
oder Absenken der Last nach dem Lösen der Feststellbremse neu aufzunehmen. Die ruckfreie
Aufnahme des Haltens, Hebens oder Absenkens der Last nach dem Lösen der Feststellbremse
wäre aber nur möglich, wenn das von dem Hydraulik-Motor aufgebrachte Haltemoment nach
dem Lösen der Feststellbremse genau dem Moment der Hubwerkstrommel entspricht. Wird
vorübergehend während des Schwebens der Last die Feststellbremse betätigt, entspricht
wegen der unvermeidbaren Leckage nach einem Lösen der Feststellbremse der Druck in
der Hochdruckleitung des Hydraulik-Kreislaufs nicht mehr genau dem Druck, mit dem
der Hydraulik-Motor vor dem Einfallen der Feststellbremse die schwebende Last gehalten
hat, so daß das Öffnen der Feststellbremse wegen des aktuellen Drucks in der Hochdruckleitung
des Hydraulik-Kreislaufs, der von dem von dem Hydro-Motor benötigten Druck abweicht,
ein Ruck unvermeidbar ist.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Steuervorrichtung der eingangs angegeben Art zu
schaffen, die nach einem Lösen der Feststellbremse ein ruckfreies Halten, Heben oder
Absenken eine schwebenden Last ermöglicht.
[0004] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einer Steuervorrichtung der gattungsgemäßen
Art dadurch gelöst, daß in der Hochdruckleitung des Hydraulikkreises ein Druckmesser
angeordnet ist, dessen Signale einer Vergleichseinheit zugeführt werden, daß eine
Einrichtung zur Bestimmung des Moments der Hubwerkstrommel vorgesehen ist, deren Signale
der Vergleichseinheit zugeführt werden, und daß die Vergleichseinheit zusammen mit
einer Verarbeitungseinheit den Druck in der Hochdruckleitung dem von dem Hydro-Motor
aufzubringenden, dem Moment der Hubwerkstrommel entsprechenden Moment durch entsprechende
Erhöhung oder Erniedrigung der Pumpenleistung in der Weise anpaßt, daß nach dem Öffnen
der Feststellbremse ein ruckfreies Halten, Heben oder Absenken der Last möglich ist.
Bei der erfindungsgemäßen Steuervorrichtung wird also der Druck in der Hochdruckleitung
des Hydraulik-Kreislaufs ständig überwacht und die Signale des in der Hochdruckleitung
angeordneten Druckmessers werden mit dem Moment der Hubwerkstrommel verglichen, wobei
eine beispielsweise aus einem Rechner bestehende Verarbeitungseinheit vorgesehen ist,
die vor dem Lösen der Feststellbremse den Druck in der Hochdruckleitung, der proportional
zu dem Motormoment ist, dem Moment der Hubwerkswinde anpaßt, so daß nach dem Lösen
der Feststellbremse die ruckfreie Aufnahme des Hubbetriebes möglich ist.
[0005] Das Erfordernis, den Betrieb mit der schwebenden Last nach einem Lösen der Feststellbremse
wieder aufzunehmen, ergibt sich nicht nur, wenn die Feststellbremse bei schwebender
Last einfällt, sondern beispielsweise auch dann, wenn bei eingerückter Feststellbremse
die auf dem Boden ruhende Last nur durch Wippen des Auslegers aufgenommen und anschließend
die Bremse gelöst wird.
[0006] Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, daß zur Bestimmung
des Moments der Hubwerkstrommel der Druck des Hydraulik-Öls in dem Wippzylinder, der
Wippwinkel und die Länge des Auslegers gemessen werden. Die entsprechenden Meßwerte
stehen üblicherweise in der Zentraleinheit des Krans zur Verfügung, da sie zur Überlastsicherung
verarbeitet werden müssen. Aus diesen Werten läßt sich sodann auch mit genügender
Genauigkeit der Druck bestimmen, der in der Hochdruckleitung des Hydraulik-Kreislaufs
eingestellt werden muß, um nach dem Lösen der Feststellbremse einen ruckfreien Halte-,
Hub- oder Absenkbetrieb der Last wieder aufnehmen zu können.
[0007] Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, daß zur Bestimmung
der wirksamen Länge des Auslegers auch dessen Durchbiegung berücksichtigt wird. Zur
Messung der Durchbiegung des Auslegers können in dessen unteren und äußeren Bereich
Vertikalwinkelmesser angeordnet sein. Aus dem gemessenen Wippwinkel des Auslegers
und den Werten der Vertikalwinkelmesser, die die Winkel der entsprechenden Abschnitte
des Auslegers zur Vertikalen angeben, läßt sich die Durchbiegung des Auslegers sehr
genau bestimmen.
[0008] Die Durchbiegung des Auslegers läßt sich nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung
auch aus dem gemessenen Druck der Hydraulikflüssigkeit in dem Wippzylinder, dem gemessenen
Wippwinkel und der Streckenlast des Auslegers ermitteln. Hierzu können iterative Rechenmethoden
erforderlich sein, die sich jedoch mit üblichen Rechnern einfach bewältigen lassen.
[0009] Um das Moment der Hubwerkstrommel möglichst genau zu bestimmen, ist es erforderlich,
den wirksamen Trommelradius zu kennen, der von der jeweiligen Wickellage abhängig
ist, von der das Hubseil gerade abläuft. Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung
ist daher vorgesehen, daß die Hubwerkstrommel mit einem Zähler, bzw. einem Inkrementalgeber,
zur Bestimmung der aktuellen Wickellage des Hubseils versehen ist. Die Werte des Inkrementalgebers
werden ständig ebenfalls in die Verarbeitungseinheit zur Ermittlung des aktuellen
Windenmoments eingegeben.
[0010] Die Hydraulik-Pumpe und der Hydraulik-Motor können ein geschlossenes hydrostatisches
Antriebssystem bilden. In diesem hydrostatischen Antriebssystem bestehen die Pumpe
und der Motor zweckmäßigerweise aus einer Axialkolbenpumpe und aus einem Axialkolbenmotor
in Schrägachsen- oder Schrägscheibenbauweise.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung, in deren
einziger Figur ein Antrieb der Hubwerkstrommel schematisch dargestellt ist, näher
erläutert.
[0012] Die beispielsweise auf dem Oberwagen eines Fahrzeugskran mit Teleskopausleger gelagerte
Hubwerkstrommel 1 wird von einem steuerbaren Hydraulik-Motor 2, beispielsweise einem
Axialkolbenmotor in Schrägachsen- oder Schrägscheibenbauweise angetrieben. Die Abtriebswelle
3 des Hydraulik-Motors ist mit der Welle der Hubwerkstrommel gekuppelt und trägt eine
Bremsscheibe 4, über die die Hubwerkstrommel 1 festsetzbar ist. Der Hydraulik-Motor
2 ist mit der Hydraulik-Pumpe 5, die ebenfalls aus einer Axialkolbenpumpe in Schrägachsen-
oder Schrägscheibenbauweise bestehen kann, durch Hydraulik-Leitungen 6, 7 verbunden,
so daß der Hydraulik-Motor 2 und die Hydraulik-Pumpe 5 einen geschlossenen Hydraulik-Kreis
bilden. In der Hochdruckleitung 6 des Hydraulik-Kreises ist ein Druckmesser 8 angeordnet,
dessen Signale über die Signalleitung 9 ständig der elektronischen Steuereinheit 10
zugeführt und in dieser überwacht werden.
[0013] Die Hydro-Pumpe wird von einem Dieselmotor 11 angetrieben.
[0014] Die Welle der Hubwerkstrommel 1 ist mit einem Inkrementalgeber 12 versehen, dessen
Signale über eine Signalleitung 13 ständig der zentralen Steuereinheit 10 zugeführt
werden, so daß über einen entsprechenden Zähler Signale abgegeben werden, die die
jeweilige Hubseillage der Hubwerkstrommel melden, von der gerade das Hubwerksseil
14 abläuft, bzw. auf welche dieses aufläuft. Die Hydro-Pumpe 5 und der Hydro-Motor
2 sind mit Mengenstellhebeln versehen, mit denen diese zwischen der höchsten Schluckmenge
und gegen Null steuerbar sind. Die Ansteuerung der Mengenstellhebel erfolgt über Ansteuereinrichtungen
15, 16 durch die zentrale Steuereinheit 10.
[0015] Mit der zentralen Steuereinheit 10 ist die Überlastsicherung verbunden, die aus einer
Einheit 20 besteht, die über Signalleitungen 21 Signale von den Lastzustand erfassenden
Sensoren erhält. Dies sind beispielsweise Meßfühler, die den Druck des Hydrauliköls
in dem Wippzylinder, den Wippwinkel und die Länge des Auslegers sowie dessen Durchbiegung
erfassen. Aus den von den Meßfühlern erzeugten Signalen wird nicht nur der Lastzustand
errechnet, aus diesen kann auch das Moment der Hubwerkstrommel ermittelt werden.
[0016] Während des Kranbetriebes wird nach einem Einfallen der Feststellbremse 4 diese erst
wieder gelöst, wenn über die zentrale Steuereinheit 10 der Druck in der Hochdruckleitung
6 auf einen Druck eingestellt worden ist, bei dem der Hydraulik-Motor 2 ein Moment
erzeugt, das dem Haltemoment der Hubwerkstrommel entspricht, das sich aus dem aktuellen
Lastzustand ergibt. Dieser aktuelle Lastzustand wird in der beschriebenen Weise ermittelt
und der ermittelte Wert wird in der zentralen Steuereinheit 10 mit dem Druck in der
Hochdruckleitung 6 verglichen, der vor dem Lösen der Feststellbremse dem Motormoment
angeglichen wird, das zur ruckfreien Aufnahme des Lastbetriebes erforderlich ist.
1. Steuervorrichtung für ein Hubwerk eines Krans, vorzugsweise für einen Kran mit einem
längenveränderlichen und wippbaren Ausleger,
mit einem die Hubwerkstrommel antreibenden Hydraulik-Motor, der mit einer Hydraulik-Pumpe,
die von einem Motor, vorzugsweise von einem Dieselmotor, angetrieben wird, einen geschlossenen
Hydraulik-Kreis bildet, und
mit einer Feststellbremse für die Hubwerkstrommel,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Hochdruckleitung des Hydraulikkreises ein Druckmesser angeordnet ist, dessen
Signale einer Vergleichseinheit zugeführt werden,
daß eine Einrichtung zur Bestimmung des Moments der Hubwerkstrommel vorgesehen ist,
deren Signale der Vergleichseinheit zugeführt werden, und
daß die Vergleichseinheit zusammen mit einer Verarbeitungseinheit der Steuereinheit
den Druck in der Hochdruckleitung dem von dem Hydro-Motor aufzubringenden, dem Moment
der Hubwerkstrommel entsprechenden Moment durch entsprechende Erhöhung oder Erniedrigung
der Pumpenleistung in der Weise anpaßt, daß nach dem Öffnen der Feststellbremse ein
ruckfreies Halten, Heben oder Absenken der Last möglich ist.
2. Steuervorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bestimmung des
Moments der Hubwerkstrommel der Druck des Hydraulik-Öls in dem Wippzylinder, der Wippzylinderwinkel
und die Länge des Auslegers gemessen werden.
3. Steuervorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bestimmung
der wirksamen Länge des Auslegers dessen Durchbiegung gemessen wird.
4. Steuervorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur Messung der Durchbiegung
des Auslegers in dessen unterem und dessen äußerem Bereich Vertikalwinkelmesser angeordnet
sind.
5. Steuervorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Durchbiegung des Auslegers aus dem gemessenen Druck der Hydraulik-Flüssigkeit in dem
Wippzylinder, dem gemessenen Wippwinkel und der Streckenlast des Auslegers ermittelt
wird.
6. Steuervorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Hubwerkswinde mit einem Zähler bzw. Inkrementalgeber zur Bestimmung der aktuellen
Wickellage des Hubseils versehen ist.
7. Steuervorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
Hydro-Pumpe und der Hydro-Motor ein geschlossenes hydrostatisches Antriebssystem bilden.