(19)
(11) EP 0 779 385 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
18.06.1997  Patentblatt  1997/25

(21) Anmeldenummer: 96119802.5

(22) Anmeldetag:  10.12.1996
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6D03D 1/00, D03D 15/00, D03D 13/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK FR GB LI NL

(30) Priorität: 15.12.1995 DE 19546876

(71) Anmelder: Plauener Gewebetechnik GmbH & Co. KG
08525 Plauen (DE)

(72) Erfinder:
  • Thierling, Michael
    29225 Celle (DE)

(74) Vertreter: Gosch, Wolf-Dietrich et al
Rechtsanwälte Dr. Armin Herdt, Wolf-Dietrich Gosch, Dr. Manfred Georg Bullinger, H. A. Schlunk, Ballindamm 13
D-20095 Hamburg
D-20095 Hamburg (DE)

   


(54) Dichtes Feingewebe aus Mikrofasern


(57) Dichtes Feingewebe aus Mikrofaser, das milbendicht ist und der Schuß aus 45 - 80 Faden besteht, wobei der Schuß jeweils eine Filamentzahl von 75 und mehr aufweist und der Durchmesser der Einzelfilaments weniger als 9 mµm betragt. Dabei weist das verwendete Garn Einzelfilamente vorzugsweise von weniger als 0,6 dtex auf. Das Gewebe kann in Kette und Schuß aus Polyester-Mikrofaser bestehen, aber auch jeweils nur in Kette oder nur in Schußrichtung.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein dichtes Feingewebe aus Mikrofasern und seine Verwendung.

[0002] Bekannte derartige Feingewebe haben ein Gewicht von 85 g/qm und mehr. Diese Gewebe drücken z.B. bei Bettwaren und Inletts das Füllmaterial stärker zusammen, sind nicht sehr geschmeidig und daunendicht. Das Wassertransportvermögen ist eingeschränkt. Selbst schwerere Gewebe mußten nach dem Weben durch Appretieren und Kalandrieren dicht ausgerüstet werden, wodurch die Gewebe in der Qualität erheblich an Weichheit, Fließfälligkeit und Feuchtigkeitstransportvermögen verloren. Dadurch wurde der Benutzungs- bzw. Tragekomfort eingeschränkt. Ferner ist erforderlich, daß das Gewebe hinreichend stabil konstruiert wird, damit zuverlässig vermieden wird, daß sich Partikel bei der Benutzung ablösen und den Einsatzzweck - z.B. bei Operationswäsche oder Reinraumkleidung - gefährden können.

[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Gewebe der eingangs genannten Art zu schaffen, das im Bereich von 45 bis 70 g/qm daunen- und faserdicht eingestellt werden kann, eine wählbare Luftdurchlässigkeit von 5 bis 100 l/dm2x min aufweist und das in Feinheit, Weichheit und Leichtigkeit die bisher bekannten Mikrofasern übertrifft und das preiswert herzustellen ist.

[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Kette bei Leinwandbindung aus 45 - 70 Fäden, bei Köperbindung aus 55 - 80 Fäden, bei Satinbindung aus 80 - 120 Fäden pro Zentimeter und der Schuß aus 45 bis 80 Fäden pro Zentimeter bestehen, wobei die Fäden jeweils eine Filamentzahl von 75 und mehr aufweisen, mit einem Einzeltiter von weniger als 0,6 dtex.

[0005] Durch die sehr hohe Filamentzahl des einzelnen Fadens werden sehr hohe Kohäsionskräfte im Gewebe hervorgerufen. Diese entwickeln eine Kamin- oder Saugwirkung, wodurch diese Flüssigkeit wie z.B. Wasser und Schweiß sehr gut im Gewebe verteilt, bzw. durch das Gewebe transportiert wird. Wenn das Gewebe in der Kette stärker eingestellt wird als in Schußrichtung, so bedeutet dies, daß die wirksamen Kohäsionskräfte in Kettrichtung stärker als in Schußrichtung sind, was zur Folge hat, daß eine Flüssigkeitsverteilung in Kettrichtung beschleunigt wird. Je dichter das Gewebe eingestellt wird, desto besser wird das Feuchtigkeitstransportvermögen im Gewebe beschleunigt.

[0006] Das Gewebe zeichnet sich durch die 100 % Recyclingfähigkeit aus, in Verbindung mit den vielfältigen Polyesterfüllgütern für Stepp- und Daunendecken. Es ist von hoher Beständigkeit und Festigkeit. Die hohe Saugfähigkeit bedingt auch umgekehrt ein schnelles Trocknungsvermögen. Leichtigkeit und Trocknungsvermögen vermindern die Waschkosten (Energieaufwand und Zeit) erheblich, gegenüber herkömmlichen Geweben.

[0007] Speziell beim Einsatz dieses Gewebes für Stepp- und Daunendecken ist hervorzuheben, daß sich die Decken mit Polyesterfüllung durch die Vollwaschbarkeit besonders für Allergiker eignen.

[0008] Durch die Konstruktion des Gewebes können selbst Kleinstpartikel (unterhalb von 1 µm) zurückgehalten werden. Dies kommt wieder besonders Allergikern zugute. Auch die eingesetzte Faser ist nicht alveoliengängig, d. h. sollten sich Faserpartikel ablösen und werden von Allergikern eingeatmet, scheidet diese sie über die Atmungsorgane wieder aus.

[0009] Die o. g. Besonderheiten lassen zu, daß diese Gewebe in verschiedenen Luftdurchlässigkeitsstufen auch für Feinstaubfilter geeignet sind.

[0010] Weitere Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden, ausführlichen Beschreibung, in der verschiedene Ausführungsformen der Erfindung beispielsweise dargestellt sind.

[0011] Die Kette des Gewebes wird bei Leinwandbindung mit 45 bis 70, bei Köperbindung mit 55 - 80, bei Satinbindung mit 80 - 120 vorzugsweise jedoch 50 Fäden pro Zentimeter eingestellt, der Schuß kann aus 45 bis 80 Fäden pro Zentimeter bestehen, wobei sämtliche Fäden eine Filamentzahl von 75 und mehr aufweisen, so daß eine außerordentlich feine Gewebestruktur entsteht. Die Ketten werden gezettelt und geschlichtet, wobei die Kette bei der Herstellung des Gewebes straff gespannt wird, um die erforderliche Schußdichte nach Entspannung zu erreichen. Die Ausrüstung des Gewebes erfolgt ähnlich wie bei der Seide. Das Gewebe wird spannungsfrei in längerer Verweilzeit mit Wärme behandelt. Dabei tritt ein weiterer, sehr hoher Schrumpf auf, der das Gewebe verdichtet und vorfixiert. Im Anschluß daran wird die Ware ungespannt getrocknet und fixiert. Auch dabei kann das Gewebe relaxieren und weiter schrumpfen. Die spannungsfreie Fixierung prägt den Charakter der Ware, die dann vom Griff, von der Stärke und von der Leichtigkeit, Weichheit und Fließfähigkeit einem reinen Seidengewebe entspricht, wobei die Polyestermikrofaser-Materialien erheblich billiger als Seide sind. Das Fließverhalten des Gewebes ist ebenfalls einem Seidengewebe sehr ähnlich, und mit einer Dicke von ca. 110 my +/- 15 % (einstellungsabhängig) entspricht es ebenfalls Seidengeweben und es ist nicht notwendig, das Gewebe zur Erreichung der notwendigen Dichte einer mechanischen Kalandrierung und Appretur zu unterziehen. Das Material hat einen leicht kreppähnlichen Charakter, es ist kochfest und kann im Wäschetrockner getrocknet werden, ohne seine Qualität bzw. Maße zu verändern respektive seine Gebrauchseigenschaften zu verlieren.

[0012] Die theoretisch errechnete Daunendichtigkeit des Gewebes liegt nach Walz zwischen 40 und 50 % und nach Trauter zwischen 50 und 60 %.

[0013] Die praktische Daunendichte des Gewebes nach Stumpf ist gegeben.

[0014] Das Wasseraufnahmevermögen übersteigt 65 % des Eigengewichtes des Feingewebes. Die Restfeuchte einer 100 cm2 großen Feingewebeprobe liegt nach einer Minute Einwirkzeit bei 100° C im Trockenofen unter 15 %.

[0015] Das Gewebe kann in verschiedenen Bindungen, vorzugsweise Leinwandbindung oder Köperbindung ausgebildet sein, wobei der Schußfaden einfach oder doppelt ausgeführt werden kann.

[0016] Durch die Köper- oder Satinbindung werden die Eigenschaften des Gewebes nochmals verändert. Weichheit und Griff werden noch verbessert, die Dichte vermindert und die Luftdurchlässigkeit erhöht, so daß in Verbindung mit Kochbeständigkeit, Trocknereignung. langer Lebensdauer und hoher Zugfestigkeit das Gewebe für die vorgesehenen Einsatzzwecke wie Krankenhauswäsche, Operationswäsche und Reinraumkleidung den Wunschparametern entsprechend angepaßt werden kann.

[0017] Die vorher genannten Eigenschaften wie Feinstaubpartikelrückhaltevermögen, Hoher Feuchtigkeitstransport, hohe Reißfestigkeit und die Eigenschaft, daß Faserpartikel nicht alveomenogängig sind, prädistiert dieses dichte Feingewebe für die oben genannten Einsatzzwecke.

[0018] Um ein daunendichtes Gewebe herzustellen, hat die Verwendung von texturierter Mikrofaser zu besten Ergebnissen geführt. Für andere Einsatzzwecke - OP-Wäsche, Reinraumbekleidung usw. - sind Gewebe mit glatter Mikrofaser vorteilhafter.


Ansprüche

1. Dichtes Feingewebe aus Mikrofasern, dadurch gekennzeichnet, das Gewebe milbendicht ist und der Schuß aus 45 - 80 Fäden bestehen, wobei der Schuß jeweils eine Filamentzahl von 75 und mehr aufweisen und der Durchmesser der Einzelfilaments weniger als 9 µm beträgt.
 
2. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das verwendete Garn Einzelfilamente von weniger 0,6 dtex aufweist.
 
3. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei dem zur Herstellung des Feingewebes verwendeten Garnes um Polyester-Mikrofaser in Kette und Schuß handelt.
 
4. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei dem zur Herstellung des Feingewebes verwendeten Garnes um Polyester-Mikrofaser in Kettrichtung handelt.
 
5. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei dem zur Herstellung des Feingewebes verwendeten Garnes um Polyester-Mikrofaser in Schußrichtung handelt.
 
6. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fäden texturierter Mikrofaser bestehen.
 
7. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fäden aus glatter Mikrofaser bestehen.
 
8. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß es in Leinwandbindung 1/1 ausgebildet ist und die Kette aus 45 - 70 Fäden pro Zentimeter besteht.
 
9. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß es in Leinwandbindung 1/1 mit Doppelschuß ausgebildet ist und die Kette aus 45 - 70 Fäden pro Zentimeter besteht.
 
10. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß es in Körperbindung 2/1 oder Körperbindung 3/1 ausgebildet ist und die Kette aus 55 bis 80 Fäden pro Zentimeter besteht.
 
11. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß es in Satainbindung ausgebildet ist und die Kette aus 80 - 100 Fäden pro Zentimeter besteht.
 
12. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß es spannungslos wärmebehandelt und dabei vorfixiert ist.
 
13. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß es ungespannt getrocknet und fixiert ist.
 
14. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1. bis 6., dadurch gekennzeichnet, daß das Gewebe milbenallergendicht ist.
 
15. Dichtes Feingewebe nach Anspruch 1. bis 6., dadurch gekennzeichnet, daß das Feingewebe weder beschichtet noch getränkt ist, noch sonstige Stoffe in das Feingewebe eingebracht bzw. eingelagert sind.
 
16. Verwendung eines dichten Feingewebes aus Mikrofasern, dadurch gekennzeichnet, daß es für Decken mit Daunen- oder Faserfüllung (u.a. silikonisierte Polyester-Hohlfasern) verwendet wird.
 
17. Verwendung von dichten Feingeweben aus Mikrofasern, dadurch gekennzeichnet, daß es für Objektwäsche verwendet wird.
 
18. Verwendung von dichten Feingeweben aus Mikrofasern, dadurch gekennzeichnet, daß es für Reinraumkleidung verwendet wird.
 
19. Verwendung von dichtem Feingewebe aus Mikrofasern, dadurch gekennzeichnet, daß es für Bezüge (u.a. Schonbezüge, Bettbezüge, Matrazenbezüge) verwendet wird.
 
20. Verwendung von dichtem Feingewebe aus Mikrofasern, dadurch gekennzeichnet, daß es als Filtergewebe verwendet wird.
 
21. Verwendung von dichtem Feingewebe aus Mikrofasern, dadurch gekennzeichnet, daß es als Trägermaterial für Chemikalien verwendet wird.
 





Recherchenbericht