[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Eine
solche Vorrichtung ist bekannt aus EP-A-0 616 858.
[0002] Es ist bekannt, Hohlprofil-Werkstücke umzuformen, indem die Werkstücke in eine Preßform
mit einer Innenkontur eingelegt werden, die der zu erzeugenden Form des Werkstücks
entspricht. Mit einem Druck erzeugenden System, beispielsweise einem Druckzylinder,
wird dann Öl oder eine Wasser-Öl-Emulsion unter hohem Druck in das Werkstück eingepreßt.
Bei ausreichend hohem Druck erreicht man dann durch Anlegen der Werkstoffwandung an
die Innenkontur der Preßform die gewünschte Umformung. Die Verwendung flüssiger oder
auch gasförmiger Druckmedien bringt jedoch Abdichtungsprobleme mit sich, weil die
Hohlprofil-Werkstücke, beispielsweise Aluminium-Hohlprofile, Toleranzen haben, so
daß eine ständige Anpassung des Dichtbereichs zur Preßform erforderlich ist. Flexible
Dichtungen sind bei sehr hohen Drücken kaum brauchbar, insbesondere dann, wenn höhere
Temperaturen auftreten. Darüber hinaus fordert der offene Umgang mit Öl auch aus umweltrechtlicher
Sicht hohe Aufwendungen.
[0003] Aus der obengenannten EP-A-0 616 858 ist es bekannt, als Druckmedium, nachfolgend
auch Umformmaterial genannt, Feststoffteile, beispielsweise Sand oder kleine Kugeln
zu verwenden. Damit wird es möglich, die Umformung der Werkstücke bei wesentlich höheren
Temperaturen als bei Verwendung von Öl durchzuführen und mit niedrigeren Drücken zu
arbeiten. Bei der bekannten Vorrichtung erfolgt die Zufuhr des Umformmaterials mittels
eines Druckzylinders oder auch unter Schwerkrafteinfluß, wobei das Material von der
dem Dorn gegenüberliegenden Seite in das Werkstück eingeführt wird.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die bekannte Vorrichtung im Hinblick auf
bessere Verformungsergebnisse bei den Werkstücken sowie eine einfachere und weniger
aufwendige Konstruktion der Vorrichtung sowie kürzere Taktzeiten weiterzubilden. Die
Lösung der Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben.
[0005] Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche. So hat zweckmäßig
das Einpreßende des Dorns die Form eines Kegels, wobei die Auslauföffnungen für das
Umformmaterial dicht vor dem Kegel angeordnet sind. Sie liegen daher außerhalb des
Verformungsbereichs des Werkstücks, so daß kein Verstopfen der Öffnungen auftreten
kann.
[0006] Zur Verformung eines rohrförmigen Werkstücks mit Kreisquerschnitt oder auch einem
anderen Querschnitt, beispielsweise ovalem Querschnitt, wird zweckmäßig zum Verschließen
des Werkstücks am unteren Ende von unten ein dichtend in das Werkstück passendes stabförmiges
Teil oder Stab, der auch ein am Ende verschlossenes Rohr sein kann, so weit eingeführt,
daß sich das vordere Ende des stabfömigen Teils am Ende des Verformungsbereichs befindet.
Das Umformmaterial erhält dadurch ein sicheres Widerlager und kann nicht aus dem Werkstück
austreten. Eine andere Möglichkeit zum Verschließen eines rohrförmigen Werkstücks
besteht darin, am unteren Ende von unten her einen Stab in das Werkstück einzuführen,
der am oberen Ende zwischen zwei beabstandeten Platten einen abgedichtet angeordneten
Kragen aus elastischem Material aufweist. Der Kragen liegt dichtend an der Innenwand
des Werkstücks am Ende des Werkstück-Verformungsbereichs an. Zweckmäßig kann der Kragen
über eine durch den Stab führende Bohrung oder das Innere eines rohrförmigen Stabs
mittels eines Fluids aufgeweitet werden. Als Fluid verwendet man vorzugsweise Druckluft.
[0007] Um zu vermeiden, daß bei der Verformung des Werkstücks eine Wanddickenverringerung
auftritt, wird mit Vorteil eine Vorrichtung zum Stauchen des Werkstücks während des
Preßvorgangs vorgesehen. Das kann beispielsweise dadurch geschehen, daß das Werkstück
von oben her während des Preßvorgangs in Richtung der Dornbewegung in die Form eingepreßt
wird.
[0008] Das Umformmaterial ist zweckmäßig ein feinkörniger Sand.
[0009] Ein Verfahren zum Verformen von Hohlprofil-Werkstücken aus Metall ist Gegenstand
des Anspruchs 8 mit seinen Unteransprüchen.
[0010] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiels
beschrieben.
Es zeigen:
- Fig. 1
- die Schnittansicht einer Verformungseinrichtung nach der Erfindung mit eingelegtem
Hohlprofil-Werkstück vor Beginn der Verformung,
- Fig. 2
- die Schnittansicht entsprechend Fig. 1 nach Einfüllen des Verformungsmaterials und
vor Beginn der Verformung,
- Fig. 3
- die Schnittansicht entsprechend Fig. 1 und 2 nach teilweiser Verformung des Werkstücks,
- Fig. 4
- die Schnittansicht entsprechend Fig. 3 nach Zurückziehen des Dorns und Auffüllen des
Verformmaterials,
- Fig. 5
- die Schnittansicht gemäß Fig. 4 nach vollständiger Verformung des Werkstücks und
- Fig. 6
- die Schnittansicht entsprechend Fig. 5 nach Zurückziehen des Dorns,
- Fig. 7
- die Schnittansicht entsprechend Fig. 2 nach Einfüllen des Verformungsmaterials und
vor Beginn der Verformung.
[0011] Das zu verformende Werkstück, das bei dem in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiel
ein Aluminiumrohr 11 mit Kreisquerschnitt ist, liegt in einer geteilten Preßform 12
mit zwei Kavitäten 13, 14, die der zu erzeugenden Form des Werkstücks 11 entsprechen.
Heizplatten oder -bänder 16 erzeugen und halten die gewünschte Preßformtemperatur,
um das Werkstück 11 zu erwärmen bzw. die Temperatur des vorher erwärmten Werkstücks
zu halten. Bei der Verformung von Aluminium liegt die Temperatur zweckmäßig oberhalb
von 200°C. Von oben ragt ein Dorn 18 durch eine Hülse 20 und ein Drückelement 22 in
das Werkstück 11 hinein. Der Dorn ist verdrehungssicher in der Hülse 20 gelagert.
Weitere Führungen für den Dorn 18, beispielsweise in Form eines Führungsrohrs im Werkstück
11, sind zur Vereinfachung nicht dargestellt. Der Dorn 18 kann mittels eines nicht
dargestellten Hydraulikantriebs in das Werkstück 11 hineingeführt und zurückgezogen
werden. Dabei kann die Position des Dorns 18 mittels einer elektronischen Steuerung
(nicht gezeigt) der Hydraulikvorrichtung genau eingestellt werden. Gleiches gilt für
die Geschwindigkeit beim Vorschub des Dorns sowie beim Zurückziehen.
[0012] Die Hülse 20 und das Drückelement 22 sind in einem Gehäuse 24 mit einer Endplatte
26 verschiebbar gelagert. Dadurch kann das Werkstück 11 während des Umformens gestaucht
werden, wie noch näher erläutert werden soll. Das Verschieben der Hülse 20 und damit
des Druckelements 22 erfolgt ebenfalls mit Hilfe einer nicht dargestellten Hydraulikvorrichtung.
[0013] Von unten ist in das Werkstück 11 ein mit einer Bohrung 28 versehener Stab oder vorzugsweise
stabförmiges Teil 30 eingeführt, der/das am oberen, zum Dorn gerichteten Ende zwei
beabstandete Platten 32, 34 besitzt. Zwischen den Platten 32, 34 ist abgedichtet ein
Kragen 36 aus temperaturfestem, elastischem Material angeordnet. Durch die Bohrung
28 und Querbohrungen 38 am unteren Ende sowie 40 am oberen Ende kann der Kragen 36
mit Druckluft aufgeblasen werden, so daß er sich abdichtend an die Wand des Werkstücks
11 anlegt.
[0014] Fig. 2 zeigt die Vorrichtung gemäß Fig. 1 nach dem Einfüllen eines Umformmaterials
43 in Form von Sand, der schematisch gepunktet dargestellt ist. Das Einfüllen erfolgt
von einem Trichter 42 am oberen Ende des Dorns 18 durch eine zentrale Bohrung 44 des
Dorns 18 und Auslauföffnungen, die in Form von Kanälen 46 von der zentralen Bohrung
44 schräg nach unten zum Außenumfang des Dorns 18 führen und dort dicht hinter einer
kegeligen Spitze 48 des Dorns 18 münden. Der Raum unterhalb des Dorns wird vollständig
mit Umformmaterial 43 gefüllt, wobei die Platten 32, 34 mit dem aufgeblasenen Kragen
36 das Werkstück 11 nach unten abdichten.
[0015] Fig. 3 zeigt den ersten Verformungsschritt für das Werkstück 11. Der Dorn 18 ist
mit seiner kegeligen Spitze 48 in das Umformmaterial 43 eingepreßt worden und hat
dabei die Werkstückwände in die Kavität 13 hineingedrückt und zur Anlage gebracht.
Gleichzeitig ist mittels der Hülse 20 und des Drückelements 22 das Werkstück 11 in
Richtung nach unten gestaucht worden, so daß sich im Bereich der Kavität 13 praktisch
keine Verringerung der Wanddicke des Werkstücks 11 ergibt.
[0016] Fig. 4 zeigt den nächsten Bearbeitungsschritt. Der Dorn 18 ist aus seiner Position
gemäß Fig. 3 nach oben zurückgeführt worden. Der dadurch entstehende freie Raum im
Werkstück 11 ist mit Umformmaterial 43 ausgefüllt worden, das wiederum durch die zentrale
Öffnung 44 und die Auslauföffnungen 46 zugeführt worden ist. Anschließend wird gemäß
Fig. 5 der Dorn 18 wiederum nach unten gepreßt, so daß das Umformmaterial das Werkstück
in die Kavität 14 preßt und dort zur Anlage bringt. Wiederum ist gleichzeitig mittels
der Hülse 20 und des Drückelements 22 das Werkstück 11 gestaucht worden, um eine Verringerung
der Wandstärke im Bereich der Kavität 14 zu vermeiden.
[0017] Fig. 6 zeigt den Endzustand der Vorrichtung nach Zurückziehen des Dorns 18. Der Kragen
36 ist entlüftet worden, und nach Zurückziehen des Stabes 30 kann kann das Umformmaterial
43 nach unten herausfallen. Anschließend wird die geteilte Form 12 geöffnet, und das
Werkstück 11 kann entnommen werden.
[0018] Ein neues Werkstück 11 kann dann sofort eingelegt werden, und ein neuer Zyklus beginnt,
nachdem alle Teile wieder in die Position gemäß Fig. 2 gebracht worden sind und neues
Umformmaterial 43 eingefüllt worden ist.
[0019] Fig. 7 zeigt eine weitere erfindungsgemäße Ausführungsform, bei welcher die kegelige
Spitze 48 des Dorns 18 einen flacheren Winkel aufweist. In bevorzugter Ausführung
weist das Einpreßende des Dorns (18) im vorderen Endbereich einen Kegelwinkel von
15 bis 165 Grad, in besonders bevorzugter Weise einen Winkel von 90 Grad auf.
[0020] In überraschender Weise konnte der Erfinder nachweisen, daß durch die Wahl des Kegelwinkels
des Einpreßendes des Dorns (18) das Nachziehen des zu verformenden Werkstücks beeinflußt
wird. Hierbei stellte sich heraus, daß durch die Wahl eines spitzeren Kegelwinkels
das Nachziehen des zu verformenden Werkstücks erhöht wird.
[0021] Ferner liegt es im Rahmen der Erfindung, zusätzlich zu den Auslauföffnungen, die
in Form von Kanälen 46 von der zentralen Bohrung 44 schräg nach unten zum Außenumfang
des Dorns 18 führen und dort dicht hinter einer kegeligen Spitze 48 des Dorns 18 münden
weitere Kanäle 46 entlang der axialen Erstreckung des Dorns anzuordnen und somit zu
einer schnelleren Nachführung des Umformmaterials, vor dem jeweiligen Preßvorgang
zu gelangen.
1. Vorrichtung zur Verformung von Hohlprofil-Werkstücken aus Metall mit
einer Preßform (12), deren Innenkontur (13, 14) der zu erzeugenden Form des Werkstücks
(11) entspricht, und
einer Preßvorrichtung, mit der nach dem Schließen der Preßform (12) ein aus Feststoffteilen
bestehendes Umformmaterial (43) in die Preßform eingebracht wird und
das Werkstück (11) unter Anlegen an die Innenkontur (13, 14) der Preßform (12) verformt,
wobei die Preßform (12) einen Dorn (18) aufweist, der zur Druckerzeugung in das Umformmaterial
(43) einpreßbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorrichtung so angeordnet ist, daß die Längsachse des Dorns (18) im wesentlichen
nicht horizontal ausgerichtet ist,
daß der Dorn (18) in einer nicht horizontal verlaufenden Richtung in das Umformmaterial
(43) einpreßbar ist und daß der Dorn (18) zumindest eine Längsbohrung (44) mit wenigstens
einer nach außen führenden Auslauföffnung (46) für das Umformmaterial (43) aufweist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Einpreßende des Dorns (18) im wesentlichen die Form
eines Kegels besitzt und daß Auslauföffnungen (46) dicht vor dem Kegel angeordnet
sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das Einpreßende des Dorns (18) im vorderen Endbereich
einen Kegelwinkel von 15 bis 165 Grad, vorzugsweise von 90 Grad aufweist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß durch die Wahl des Kegelwinkels das Nachziehen des zu
verformenden Werkstücks einstellbar und insbesondere durch die Wahl eines spitzeren
Kegelwinkels das Nachziehen des zu verformenden Werkstücks erhöht ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 4 zum Verformen eines rohrförmigen Werkstücks,
dadurch gekennzeichnet, daß zum Verschließen des Werkstücks (11) am unteren Ende von
unten ein dichtend in das Werkstück passendes Teil (30) so weit eingeführt ist, daß
sich dessen vorderes Ende am Ende des Werkstück-Verformungsbereichs befindet.
6. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 4 zum Verformen eines rohrförmigen Werkstücks,
dadurch gekennzeichnet, daß zum Verschließen des Werkstücks (11) am unteren Ende von
unten ein Teil in das Werkstück (11) eingeführt ist, der am oberen Ende ein zwischen
zwei beabstandeten Platten (32, 34) abgedichtet angeordneten Kragen (36) aus elastischem
Material aufweist, der dichtend an der Innenwand des Werkstücks (11) am Ende des Werkstück-Verformungsbereichs
anliegt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Kragen (36) über eine durch das Teil (30) führende
Bohrung (28) mittels eines Fluids aufweitbar ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
gekennzeichnet durch eine Vorrichtung (20, 22) zum Stauchen des Werkstücks (11) während
des Preßvorgangs.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß das Umformmaterial (43) Sand ist.
10. Verfahren zum Verformen von Hohlprofil-Werkstücken (11) aus Metall, bei dem das Werkstück
in eine Preßform (12) eingelegt wird, deren Innenkontur (13, 14) der zu erzeugenden
Form des Werkstücks (11) entspricht, und bei dem nach Schließen der Preßform (12)
ein aus Feststoffteilen bestehendes Umformmaterial (43) in das Werkstück (11) eingeführt
wird, derart, daß das Werkstück unter Anlegen an die Innenkontur (13, 14) der Preßform
(12) verformt wird, wobei zur Druckerzeugung im Umformmaterial (43) ein Dorn (18)
in das Umformmaterial eingepreßt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorrichtung so angeordnet wird, daß die Längsachse des Dorns (18) im wesentlichen
nicht horizontal ausgerichtet ist,
daß das Umformmaterial (43) unter Schwerkrafteinfluß durch den Dorn (18) in das Werkstück
(11) eingeführt wird, wozu der Dorn (18) zumindest eine Längsbohrung (44) mit wenigstens
einer Auslauföffnung (48) für das Umformmaterial (43) aufweist.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß der Dornbewegung eine Stauchbewegung des Werkstücks (11)
überlagert wird.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet, daß das Einpressen des Dorns (18) in zwei oder mehreren Schritten
erfolgt und zwischen den Schritten jeweils nach Rückführen des Dorns (18) Umformmaterial
(43) nachgefördert wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß die Dornbewegung und die Stauchbewegung unabhängig voneinander
gesteuert werden.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, daß das Werkstück (11) auf eine Temperatur von wenigstens
200°C erwärmt wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmung des Werkstücks (11) wenigstens teilweise
durch die Preßform (12) erfolgt.
16. Verfahren nach Anspruch 16,
dadurch gekennzeichnet, daß das Werkstück (11) vor dem Einlegen in die Preßform (12)
und/oder das Umformmaterial vorgewärmt wird.