[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von Span- oder
Faserplatten aus lignocellulosehaltigen Rohstoffen, wobei die Rohstoffe in Span- und/oder
Faserform mit einem NCO-Gruppen aufweisenden Bindemittel beleimt, zu einer Matte geformt
und unter Einwirkung von Wärme zu der Span- oder Faserplatte verpreßt werden, wobei
ein äußeres Trennmittel insbesondere auf den Preßzulagen vor der Verpressung aufgebracht
wird. Unter einem äußeren Trennmittel wird ein Trennmittel verstanden, welches entweder
auf die Preßzulagen, also die Bänder, Preßbleche u. dgl., vor dem Verpressen aufgebracht
wird. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dieses äußere Trennmittel auf die beiden
Oberflächen der gestreuten und ggfs. vorgedichteten Matte aufzubringen. Innere Trennmittel
sind dagegen Trennmittel, die in das Innere der Matte eingebracht werden, also dem
gesamten Späne- und/oder Fasermaterial z. B. im Anschluß an die Beleimung hinzugefügt
werden. Die Verwendung dieser beiden Trennmittelarten ist aus Deppe/Ernst "Taschenbuch
der Spanplattentechnik", 3. Auflage 1991, S. 60, bekannt.
[0002] Ein Verfahren der eingangs beschriebenen Art ist aus der GB 1,148,016 bekannt. Die
Preßzulagen werden mit einem äußeren Trennmittel behandelt. Als Trennmittel werden
organische Substanzen, die freie Hydroxylgruppen enthalten, eingesetzt, beispielsweise
Glycerin, Äthylenglykol, Polyester und Polyäther.
[0003] Aus der DE-OS 26 47 488 ist ein Verfahren zur Verbesserung des Entformungsvorganges
bei der Herstellung von Spanplatten oder - formteilen durch Verpressen der Rohstoffe
mit einem NCO-Gruppen aufweisenden Bindemittel bekannt, wobei auf die Preßzulagen
vor dem Einbringen bzw. Aufbringen der beleimten Späne eine bei Preßtemperatur im
wesentlichen nicht flüchtige Substanz, ggfs. in Form einer Lösung oder Dispersion,
aufgebracht wird, die bei der Preßtemperatur eine aus diskreten Partikeln bestehende
haftfähige Schicht hinterläßt. Dieses äußere Trennmittel, welches eine aus diskreten
Partikeln bestehende, haftfähige Schicht hinterläßt, besteht mindestens aus zwei Bestandteilen,
nämlich einer nicht-flüchtigen, oberflächenaktiven Substanz und einem feinteiligen
Füllstoff. Hinzu kommt im allgemeinen ein Lösungs- bzw. Dispergiermittel, falls die
oberflächenaktive Substanz nicht ohnehin flüssig ist. Als oberflächenaktive Substanz
kommen Seifen, insbesondere Schmierseife, in Betracht. Als feinteilige Füllstoffe
sind Oxide, Carbonate, Silikate, Sulfate, feinteilige Minerale, z. B. auch Talkum,
Tone, Blähglimmer, Kieselgur usw. geeignet. Wesentlich ist jedoch die Verwendung der
oberflächenaktiven Substanz. Die gewünschte körnige Struktur des Trennmittels läßt
sich auch ohne Verwendung eines Füllstoffes erzielen. Dieser Hinweis sowie die gegebenen
Beispiele haben bewirkt, daß in der Praxis auf die Verwendung eines Füllstoffes verzichtet
wurde und die oberflächenaktive Substanz, insbesondere Schmierseife, als eigentlicher
Wirkstoff allein eingesetzt wurde. Dies geht auch aus Deppe/Ernst, S. 60, hervor.
[0004] Die Verwendung von Schmierseife als äußeres Trennmittel ist bei relativ niedrigen
Preßtemperaturen unter etwa 200°C anwendbar. Bei höheren Preßtemperaturen bis in den
Bereich von etwa 250°C findet jedoch eine Zersetzung statt, wobei sich auf den Preßzulagen
ein gut haftender, jedoch schwierig entfernbarer Belag bildet, der insbesondere bei
kontinuierlich arbeitenden Fressen in unangenehmer Weise anwächst, da er sich kontinuierlich
mechanisch nicht entfernen läßt. Dieser Belag verschlechtert den Wärmedurchgang in
das beleimte Spanmaterial, was in nachteiliger Weise längere Preßzeiten erfordert.
Betriebsunterbrechungen zum mechanischen Entfernen des Belages sind eine notwendige
Folge. Da die Dicke des Belages mit der Zeit zunimmt, also die Belagsdicke nicht konstant
ist, ist es weiterhin erforderlich, größere Schleifzulagen zu berücksichtigen, worunter
nicht nur die Wirtschaftlichkeit der Herstellung leidet, sondern sich auch die nachfolgenden
Bearbeitungsschritte verkomplizieren. Der Belagsaufbau kann schließlich dazu führen,
zwangsweise niedrigere Preßtemperaturen und damit verlängerte Preßzyklen anwenden
zu müssen.
[0005] Die Verwendung geeigneter Trennmittel auf dem hier angesprochenen Gebiet ist insbesondere
in Verwendung mit Isocyanat als Bindemittel ein seit langer Zeit bekanntes und anstehendes
Problem. Man hat nicht nur erhebliche Anstrengungen gemacht, innere Trennmittel (DE
31 08 537 A1) zu entwickeln, sondern auch nach anderen Wegen gesucht. So ist es aus
der DE 38 20 376 C2 bekannt, bei der Herstellung einer mehrschichtigen Spanplatte
in der Kernschicht und in den Deckschichten Isocyanat als Bindemittel zu verwenden
und zusätzlich außen Trenndeckschichten, die mit Phenolharz gebunden sind, aufzubringen
und nach dem Aushärten wieder zu entfernen. Durch diese Trenndeckschichten wurde verhindert,
daß das Isocyanat mit den Preßzulagen in Kontakt kommt. Die Entfernung der Trenndeckschichten
und die teilweise Entfernung der Deckschichten erfolgt durch einen Schleifvorgang.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein äußeres Trennmittel in Verbindung mit
dem eingangs beschriebenen Verfahren aufzuzeigen, welches nicht nur geeignet ist,
eine saubere Trennwirkung herbeizuführen, sondern auch bei höheren Preßtemperaturen
bis in den Bereich von 250°C oder darüber einsetzbar ist, ohne daß Zersetzungserscheinungen
eintreten oder ein störender Belagsaufbau auf den Preßzulagen resultiert.
[0007] Erfindungsgemäß wird dies bei dem Verfahren der eingangs beschriebenen Art dadurch
erreicht, daß als Trennmittel Talkum Verwendung findet.
[0008] Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß der im Stand der Technik bei der Herstellung
von Spanplatten bekannte Füllstoff Talkum in seiner alleinigen Verwendung, also ohne
oberflächenaktive Subtanzen, zum Wirkstoff wird und so überraschenderweise Zersetzungserscheinungen
sowie der Aufbau schwer entfernbarer Beläge auch dann vermieden werden, wenn mit vergleichsweise
erhöhten Preßtemperaturen gearbeitet wird. Die Erfindung vermeidet weiterhin die Verwendung
eines organischen Trennmittels und nutzt in wirtschaftlicher Weise das preiswerte
Mineral Talkum als Wirkstoff. Talkum ist in seiner Anwendung auch unter Umweltgesichtspunkten
unproblematisch. Es läßt sogar seinen kontinuierlichen Einsatz zu, ohne daß der Aufbau
eines Belages auftritt. Bei kontinuierlichen Fressen findet auch eine kontinuierliche
Reinigung der Preßzulagen statt. Diese bekannte kontinuierliche Reinigung, die ohnehin
vorhanden ist, genügt völlig, um die Preßzulagen sauber zu halten. Damit ergibt sich
ein gleichmäßiger Wärmeübergang, und die Preßeinrichtung kann mit hoher Leistung und
gleichbleibender Geschwindigkeit betrieben werden. Die Produktion muß nicht zu gesonderten
Reinigungszyklen unterbrochen werden. Die zu berücksichtigenden Dickentoleranzen der
Platten können vorteilhaft klein gehalten werden, da auch im kontinuierlichen Betrieb
immer konstante, reproduzierbare Verhältnisse vorliegen. Das Aufbringen des Talkums
kann in üblicher Weise geschehen, beispielsweise durch Aufstreuen, Aufsprühen, Aufrollen
o. dgl.. Das Talkum gelangt so auf die Preßzulagen, worunter einerseits die verschiedenen
Preßwerkzeuge, wie Bleche, Platten, Bänder o. dgl. und andererseits auch die Transportmittel
für den beleimten Rohstoff, insbesondere die Bänder, Walzen, Rollen u. dgl. verstanden
werden.
[0009] Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Talkum in Form einer wässrigen Suspension
auf die Preßzulagen aufgebracht wird. Diese Suspension von Talkum in Wasser ermöglicht
ein problemloses Aufbereiten und Handhaben der Suspension. Die Vorteile liegen in
einem sparsamen Verbrauch, wobei gleichzeitig eine gleichmäßige Bedeckung der Preßzulagen
erfolgt. Bei der Anwendung wird jegliche Staubentwicklung vermieden. Es entsteht eine
hinreichende Haftung an den Preßzulagen. Durch die Temperatureinwirkung verdampft
das Wasser während der Verpressung, wobei vorteilhaft die Haftung des Talkums an den
Preßzulagen verringert wird und gleichzeitig die Trennwirkung beibehalten bleibt.
Infolgedessen ist es möglich, die Preßzulagen mit den üblichen bekannten Reinigungseinrichtungen
zu reinigen, ohne daß sich ein Belag auf den Preßzulagen aufbaut. Die Verwendung von
Talkum in Form der Suspension wirkt sich in keiner Richtung nachteilig auf die sonstigen
Verfahrensschritte bei der Herstellung solcher Span- oder Faserplatten aus. Die sonstigen
Bedingungen des Herstellverfahrens können unverändert beibehalten bleiben. Auch die
bekannten NCO-Gruppen aufweisenden Bindemittel, insbesondere polymeres Diphenylmethan-Diisocyanat
(PMDI) in Alleinanwendung oder in Abmischung mit Polyolen kann unverändert vorteilhaft
benutzt werden. Solche Bindemittel werden aufgrund der Reaktion mit den Hydroxylgruppen
des Holzes auch als Polyurethan-Bindemittel (PUR) bezeichnet.
[0010] Das Talkum kann in einem Anteil von etwa 5 bis 40 Gew.-% - vorzugsweise etwa 20 Gew.-%
-, bezogen auf das Gesamtgewicht der Suspension, eingesetzt werden. Damit ist zugleich
eine sparsame Verwendung sichergestellt, was sich bezüglich des ohnehin preiswerten
Trennmittels doppelt auswirkt. Eine mit diesen Anteilen definierte Suspension weist
eine hinreichende Stabilität auf, läßt sich gut hantieren und erbringt eine ausgezeichnete
Trennwirkung. Bei hohen Beleimungsgraden wird man auch einen vergleichsweise höheren
Gewichtsanteil von Talkum in der Suspension wählen.
[0011] Die Suspension wird während des Auftragens in Bewegung gehalten und damit ein Schaum
gebildet, der einen gleichmäßigen Auftrag des Talkums auf die Preßzulagen ermöglicht.
Damit werden nicht nur Absetzerscheinungen vermieden, sondern der Schaum wird als
Transportmittel und als Verteiler genutzt, um den gleichmäßigen Auftrag auf die Preßzulagen
zu erreichen. Die Schaumbildung auf der Suspension wird durch einen Rühr- oder Pumpvorgang
erreicht.
[0012] Besonders gute Ergebnisse wurden erzielt, wenn das Talkum mit einer mittleren Korngröße
von etwa 10 µm eingesetzt wird. Dies bedeutet, daß ein wesentlicher Anteil des Talkums
in diesem Korngrößenbereich liegen sollte, wobei feinere Bestandteile nicht stören.
Bei Verwendung von groberem Talkum - etwa in einer Korngröße von >= 100 µm - gehen
die Eigenschaften der Suspension, insbesondere die Fähigkeit, den Schaum zu bilden
zunehmend verloren; auch wird die Suspension zunehmend instabiler, sodaß sich die
Gleichmäßigkeit der auf den Preßzulagen entstehenden Schutzschicht verschlechtert.
[0013] Es ist auch sinnvoll, der Suspension während des Aufbringens Wasser hinzuzufügen.
Dies kann in Schritten oder auch kontinuierlich erfolgen, um Verdunstungsverluste
auszugleichen und die Aufbringung einer gleichmäßigen Schichtdicke zu begünstigen.
[0014] Besonders vorteilhaft ist es, Talkum als äußeres Trennmittel in Verbindung mit einer
kontinuierlichen Verpressung einer mit einem NCO-Gruppen aufweisenden Bindemittel
gebundenen Span- oder Faserplatte einzusetzen. Dann ist es möglich, die Suspension
auch kontinuierlich auf die Preßzulagen aufzutragen und die Preßzulagen kontinuierlich
mit bekannten Reinigungseinrichtungen abzureinigen.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren wird durch die nachfolgenden Beispiele weiter erläutert
und verdeutlicht:
Beispiel 1 :
[0016] Es wird eine wässrige Suspension von Talkum hergestellt, indem mehrere Ansätze zu
einer Charge vereinigt werden. Für jeden Ansatz werden 40 kg Wasser mit einer Temperatur
von etwa 20 °C vorgelegt und 10 kg Talkum hinzugefügt. Die Hinzufügung des Talkums
erfolgt in 5 Portionen à 2 kg nacheinander. Das Talkum besitzt eine Korngröße von
30 µm. Die Portionen werden unter Verwenung eines schnell laufend angetriebenen Rührgerätes
in das Wasser eingebracht. Danach werden 20 solche Ansätze à 50 kg zu der Charge vereinigt.
Beispiel 2 :
[0017] Es wird eine wässrige Suspension von Talkum hergestellt, indem mehrere Ansätze zu
einer Charge vereinigt werden. Für jeden Ansatz werden 160 kg Wasser mit einer Temperatur
von etwa 25 °C vorgelegt und 40 kg Talkum hinzugefügt. Die Hinzufügung des Talkums
erfolgt in 5 Portionen à 8 kg nacheinander. Das Talkum besitzt eine Korngröße von
20 µm. Die Portionen werden unter Verwenung eines schnell laufend angetriebenen Rührgerätes
in das Wasser eingebracht. Danach werden 5 solche Ansätze à 200 kg zu der Charge vereinigt.
Beispiel 3 :
[0018] Es wird eine wässrige Suspension von Talkum in einer Charge hergestellt, indem 700
kg Wasser mit einer Temperatur von etwa 50 °C vorgelegt und 300 kg Talkum hinzugefügt
wird. Die Hinzufügung des Talkums erfolgt in 6 Portionen à 50 kg nacheinander. Das
Talkum besitzt eine Korngröße von 10 µm. Die Portionen werden unter Verwenung eines
Paddelrührers in das Wasser eingebracht. Der Paddelrührer wird mit höchst möglicher
Geschwindigkeit angetrieben.
1. Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von Span- oder Faserplatten aus lignocellulosehaltigen
Rohstoffen, wobei die Rohstoffe in Span- und/oder Faserform mit einem NCO-Gruppen
aufweisenden Bindemittel beleimt, zu einer Matte geformt und unter Einwirkung von
Wärme zu der Span- oder Faserplatte verpreßt werden, wobei ein äußeres Trennmittel
insbesondere auf den Preßzulagen vor der Verpressung aufgebracht wird, dadurch gekennzeichnet, daß als Trennmittel Talkum Verwendung findet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Talkum in Form einer wässrigen Suspension auf die Preßzulagen aufgebracht
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Talkum in einem Anteil von etwa 5 bis 40 Gew.-% - vorzugsweise etwa 20 Gew.-%
-, bezogen auf das Gesamtgewicht der Suspension, eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Suspension während des Auftragens in Bewegung gehalten und damit ein Schaum
gebildet wird, der einen gleichmäßigen Auftrag des Talkums auf die Preßzulagen ermöglicht.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Talkum mit einer mittleren Korngröße von etwa 10 µm eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Suspension während des Aufbringens Wasser hinzugefügt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Span- oder Faserplatte kontinuierlich verpreßt wird und daß die Suspension
auf die Preßzulagen kontinuierlich aufgetragen wird.